Liebe
                                               Freunde und Follower dieses
                                               Cannstatt-Vlogs, nach langen
                                               Wochen, in denen mich ein fast
                                               normaler Alltag wieder hatte,
                                               mal wieder ein Video, es ist
                                               - ich glaube es selber kaum
                                               - der hundertste Beitrag über
                                                 Bad Cannstatt, also ein kleines
                                                 Jubiläum. Irgendwann in
                                                 diesen Tagen wird wohl auch
                                                 der 10.000 Klick erfolgen, wir
                                                 sind knapp davor. Vielen Dank
                                                 für die Treue... mal sehen,
                                                 vielleicht schaffe ich es wieder
                                                 regelmäßiger, ein
                                                 Filmchen zu machen. Während
                                                 eines Urlaubs in Wilhelmshaven
                                                 besuchten wir, mein Lebensgefährte,
                                                 der ein Marine-Fan ist, und
                                                 ich nicht zum ersten Mal das
                                                 Deutsche Marinemuseum in Wilhelmshaven
                                                 (https://www.marinemuseum.de/).
                                                 In der aktuellen Sonderausstellung "Aus!
                                                 Wie konnte es soweit kommen?" Die
                                                 Kriegsmarine und das Ende des
                                                 Zweiten Weltkrieges, eröffnet
                                                 online auf YouTube am 8. Mai
                                                 2020 und noch bis zum 15. November
                                                 2020 zu sehen, wird u.a. anhand
                                                 von 12 Biographien die Situation
                                                 der Kriegsmarine bei Kriegsende
                                                 1945 dargestellt. Zum Beispiel,
                                                 dass noch nach dem 8. Mai Deserteure
                                                 in der Marine hingerichtet wurden...
                                                 wohl das berührendste Beispiel.
                                                 Völlig unerwartet stießen
                                                 wir also auf eine Biographie,
                                                 die auch mit Cannstatt zu tun
                                                 hat. Und mich zu der Erkenntnis
                                                 brachte, dass es in Stuttgart-Bad
                                                 Cannstatt eine Marine-Hitlerjugend
                                                 gab. Dieser gehörte der
                                                 Stuttgarter Wolfgang Lösch
                                                 an, bei Kriegsende Seeoffiziersanwärter
                                                 (28.2.1927-12.9.2015). Er war
                                                 Gefolgschaftsführer in
                                                 der Stuttgarter HJ und hatte
                                                 mit 17 Jahren bereits 150 Jungen
                                                 anzuleiten. In der Ausstellung
                                                 steht über ihn: "Allerdings
                                                 ist diese frühe Karriere
                                                 im nationalsozialistischen System
                                                 nicht ohne Brüche. Wer
                                                 er den Hitlergruß in geschlossenen
                                                 Räumen als sinnlos ansieht,
                                                 wird er aus seiner Stuttgarter
                                                 Ortsgruppe ausgeschlossen, meldet
                                                 sich jedoch wenig später
                                                 bei der Marine-Hitlerjugend
                                                 in Bad Cannstatt." Nach dem
                                                 Arbeitsdienst in Österreich
                                                 und einem kurzen Flakhelfer-Einsatz
                                                 in Stuttgart wird Wolfgang Lösch
                                                 am 1. August 1944 Reserveoffiziersanwärter
                                                 der Kriegsmarine und nach vier
                                                 Monaten zur Marineartillerie
                                                 eingezogen. Nach der Kapitulation,
                                                 sein Kriegsende erlebt er nahe
                                                 Husum kommt er für drei
                                                 Monate in britische Kriegsgefangenschaft
                                                 und kann danach in seine Heimat
                                                 zurückkehren, 18jährig.
                                                 Während des Krieges führte
                                                 er Tagebuch. Am 1. Mai 1945
                                                 notierte er: "Niederschmetternde
                                                 Nachricht vom Heldentod des
                                                 Führers. Felddienst ging
                                                 weiter." Von Kindesbeinen an
                                                 war die Generation Hitlerjugend
                                                 in das NS-System integriert
                                                 worden... Sein HJ-Ausweis aus
                                                 dem Jahr 1942/43 ist in der
                                                 Ausstellung als Einzelobjekt
                                                 zu sehen. Die Ausstellung ist
                                                 zwar nicht sehr groß,
                                                 aber sehenswert und gut gemacht
                                                 (https://www.marinemuseum.de/sonderaus...).
                                                 Bitte entschuldigen Sie die
                                                 schlechte Ton-Qualität,
                                                 Kopfhörer helfen, aber
                                                 es war ein sehr stürmischer
                                                 und auch regnerischer Tag. 
                                          
                                           
                                           
                                        Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                          liebe Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs,
                                          manchmal sind es die kleinen Dinge,
                                          die uns eine Geschichte erzählen,
                                          wie die Verzierungen am "Klösterlebrunnen".
                                          Dieser Brunnen stammt aus der Zeit
                                          um 1860/1870 und hat sich bis heute
                                          erhalten. Die Brunnentrog ist recht
                                          groß, weil er früher auch
                                          als Pferdetränke diente. Es gibt
                                          ein Foto aus der Zeit um 1900, das
                                          dies belegt. Auch dieser Brunnen führt
                                          Cannstatter Mineralwasser und zwar
                                          von der Kellerbrunnenquelle, die praktisch
                                          alle Brunnen in der Altstadt Bad Cannstatts
                                          speist. Das besondere dieses gusseisernen
                                          Brunnens sind eindeutig die Verzierungen,
                                          die Motive, die sich an den Außenseiten
                                          des Brunnentrogs und am Brunnenstock
                                          finden lassen. Dazu gehören Muscheln
                                          und Fische, allerlei Wassergetier.
                                          Kommen Sie doch einmal selbst vorbei
                                          und betrachten dieses Stück Cannstatter
                                          Brunnengeschichte, direkt am Thaddäus-Troll-Platz
                                          bei der Wilhelmsbrücke. Von hier
                                          aus hat man auch den schönsten
                                          Blick aufs "Klösterle". Weitere
                                          (kleinere) Brunnen aus der gleichen
                                          Epoche sind der "Schreinereibrunnen" (vgl.
                                          Video Nr. 75) auf diesem Cannstatt-Vlog)
                                          und der kleine Brunnen "hinter" Schuh-Strohm
                                        an der Badergasse.
                                            
                                      
                                      
                      Liebe Freundinnen und Freunde meines Cannstatt-Vlogs,
                        seit Montag letzter Woche können meine Kolleginnen 
                        und Kollegen und ich natürlich auch keine Führungen 
                        mehr machen, und eine neue "Durststrecke" beginnt. Wenn 
                        es der Allgemeinheit hilft, soll es gut sein. D.h., auch 
                        ich werde, wie im Frühjahr, wieder versuchen regelmäßiger 
                        Filme hier auf YouTube hochzustellen, über meine 
                        Wahlheimat Bad Cannstatt und über meine Heimat Pforzheim. 
                        Heute sind wir auf dem Pragfriedhof, der Anfang 1873 als 
                        neuer Stuttgarter Zentralfriedhof, damals noch weit ab 
                        von der städtischen Bebauung, "auf der Prag" eröffnet 
                        wurde. Auch auf dem Pragfriedhof finden sich Grabmäler 
                        mit Cannstatt-Bezug. Am 22. Oktober 1845 wurde das erste 
                        Teilstück der Königlich Württembergischen 
                        Staatseisenbahn von Cannstatt nach Untertürkheim 
                        für den regulären Betrieb eröffnet. Zentraler 
                        Planer, so auch für den ersten Eisenbahntunnel unter 
                        dem Schloss Rosenstein, für die über den Neckar 
                        benötigte Eisenbahnbrücke und für die Linienführung 
                        der Zentralbahn, war Carl (von) Etzel (1812-1865), der 
                        auch den Albaufstieg bei Geislingen als erste europäische 
                        "Hochgebirgs"-Bahn entwickelt und 1852 Leiter der Bauten 
                        der Schweizerischen Zentralbahngesellschaft in Basel wurde 
                        und auch in Österreich tätig war. Sein letztes 
                        Werk war die schon 1844 begonnene, aber erst zwei Jahre 
                        nach seinem Tod, 1867 vollendete Bahnlinie über den 
                        Brenner. Etzel war wahrlich ein Pionier des Eisenbahnbaus 
                        und half die Eisenbahn auch in schwieriges Territorium 
                        zu bringen. Der erste Prag- und der erste Rosensteintunnel 
                        waren sein Werk. Carl Etzel erbaute sich an der unteren 
                        Pragstraße gleich beim Neckar ein repräsentatives 
                        Haus in Cannstatt, direkt gegenüber der zeitgleich 
                        entstehenden Wilhelma. Er wurde zunächst auf dem 
                        Stuttgarter Hoppenlaufriedhof bestattet. Am 18. Oktober 
                        1892 wurde er mit seiner Frau Marie und seiner Tochter 
                        Flora auf den Pragfriedhof umgebettet. Das Grab befundet 
                        sich in Abteilung Nr. 8 (Reihe 15, Folge 23-25) in unmittelbarer 
                        Nähe des israelitischen Pragfriedhofs. Das historistische 
                        Grabmal zeigt zahlreiche Griechenlandzitate, sein Marmorbildnis 
                        ist mit Lorbeer und Eichenlaub umgeben. Auf der Rückseite 
                        ist vermerkt, dass der Grabstein zum Teil aus dem Granitgestein 
                        vom Brenner gestaltet wurde:
                        
                        "SEIN / LETZTES WERK / 
                        DIE BRENNERBAHN / 
                        GAB DAS GESTEIN / 
                                      ZU SEINEM GRAB". 
                                        
                                        Leider hat man bei der
                                        letzten Restaurierung nur den Namen Carl
                                        Etzels und die rückwärtige
                                        Inschrift aufgefrischt, nicht aber die
                                        Namen der Familienmitglieder, die vorne
                                        und seitlich nur noch schwer zu lesen
                                        sind. Im Stadtmuseum Bad Cannstatt wird
                                        in der aktuellen Sonderausstellung (derzeit
                                        wegen Corona geschlossen) über die
                                        Geburt der Schwäbischen Eisenbahn
                                        vor 175 Jahren auch an Carl Etzel erinnert.
                                        Die Ausstellung ist bis April 2021 zu
                                        sehen. 
                                        Kommen Sie, kommt alle gut durch
                                        diese Zeit!
 
                                        Ihr/Euer Olaf Schulze
                                       
                                      
                                      
                      Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde 
                        dieses Vlogs über Bad Cannstatt, 
                        dieses Mal ein Film über den Stuttgarter Hauptfriedhof, 
                        der auf Cannstatter Gemarkung liegt, und zwar in unmittelbarer 
                        Nähe des Stadtbezirks Steinhaldenfeld. Viele sprechen 
                        deshalb in Cannstatt auch vom "Friedhof Steinhaldenfeld". 
                        Dieser wurde 1918, noch im Ersten Weltkrieg eröffnet, 
                        damals weit außerhalb der Bebauung Stuttgarts und 
                        auch Cannstatts. Die Planungen der Stadt liefen etwa zeitgleich 
                        mit den Planungen für den Waldfriedhof. Der Erste 
                        Weltkrieg aber hat die teilweise sehr aufwendigen Baukörper, 
                        die in einem Deutschland weiten Wettbewerb ausgeschrieben 
                        worden waren, auf ein sehr bescheidenes Maß schrumpfen 
                        lassen. Man dachte damals auch daran ein Krematorium und 
                        eine große Aussegnungshalle zu errichten. Noch heute 
                        wird das "Provisorium" von 1918 benutzt. 
                                       
                                      Dieser erste Film über den Stuttgarter
                                        Hauptfriedhof zeigt das erste Grab, für
                                        Ernst Zaiss, der am 1. Februar 1918 auf
                                        dem neuen Friedhof bestattet wurde und
                                        das, einer alten Tradition folgend, erhalten
                                        bleibt und von der Stadt gepflegt wird,
                                        sowie weitere Gräber im gleichen
                                        Feld 12, die vor allem im Cannstatter
                                        Werkstoff Travertin ausgeführt sind.
                                        Besonders beeindruckend ist das Familiengrab
                                        für Rose Kuban geb. Kinkel aus dem
                                        Jahr 1927, mit einem Relief, das eine
                                        Mutter mit zwei kleinen Kindern in enger
                                        Verbundenheit zeigt und dessen Gestaltung
                                        auf die Familiengeschichte Bezug nimmt
                                        - ein absolutes Einzelstück, das
                                        die Familie liebevoll unterhält.
                                        Die Travertingräber sind zugleich
                                        ein kulturgeschichtlicher Beleg für
                                        die Bedeutung dieses Steines in der Zwischenkriegszeit
                                        und die Verbundenheit der Cannstatter
                                        Familien mit dem "Cannstatter Sauerwassermarmor".
                                       
                                      
                                      
                                      Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                        Freunde Bad Cannstatts und Followerinnen
                                        und Follower dieses Vlogs,
 
                                        diesmal ein
                                        kurzer Film über den Stadtteil Hallschlag/Altenburg.
                                        Dieser Tage, Mitte Dezember 2020, wurden
                                        auf dem neu gestalteten Altenburgplatz
                                        vor dem "Römerkastell" (vgl. Video
                                        Nr. XX) auf diesem Vlog) acht Informationstafeln
                                        aufgestellt, finanziert von der Stadt
                                        Stuttgart und erstellt u.a. durch ein
                                        stadtteilgeschichtliches Team im Rahmen
                                        des seit vielen Jahren erfolgreich verlaufenden
                                        Modellprojekts "Soziale Stadt". An den
                                        Texten zu den einzelnen Ausstellungstafeln
                                        waren u.a. die Stuttgarter Historikerin
                                        Claudia Weinschenk, der Archäologe
                                        Dr. Andreas Thiel, das Vorstandsmitglied
                                        von Pro Alt-Cannstatt Matthias Busch
                                        beteiligt. Die Tafeln haben u.a. die
                                        Römerstraße (vgl. die Filme
                                        Nr. 20) und 26) auf diesem Cannstatt-Vlog),
                                        die jüngst ergrabene mittelalterliche
                                        Altenburg, die Geschichte der 1910 eröffneten
                                        Dragonerkaserne und des Hallschlags in
                                        seinen Ausbaustufen vor und nach dem
                                        Zweiten Weltkrieg zum Thema, ebenso das
                                        römische Reiter-Kastell und den
                                        Steigfriedhof (vgl. die Videos Nr.36),
                                        41), 51), 96), 97) und 99)) samt dem
                                        Israelitschen Steigfriedhof. Nach mehreren
                                        Anläufen wurden die Tafeln nun an
                                        die Travertinsockel, die zugleich den
                                        Passanten als Bänke dienen angebracht.
                                        Und so wieder ein Stück Lokal- und
                                        Quartiergeschichte den Menschen nähergebracht,
                                        wie man auch gleich sehen konnte. Ein
                                        prima Projekt. Das wir von Pro Alt-Cannstatt
                                        gerne ideell, textlich und mit Bildern
                                        aus unserem Archiv unterstützt haben.
                                        Mit Dank an alle Beteiligten und bestem
                                        
                                        Gruß  Olaf Schulze, 
                                        1. Vors. Pro
                                        Alt-Cannstatt e.V.
                                       
                                      
                                        
                                      Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                        
                                        Freunde dieses Bad Cannstatt-Blogs auf
                                        YouTube, 
                                      
                                        durch den zweiten Lockdown musste
                                        Anfang November 2020 auch das Stadtmuseum
                                        Bad Cannstatt seine Pforten wieder für
                                        die Besucher schließen, nachdem
                                        wir erst wenige Wochen zuvor die jüngste
                                        Sonderausstellung zur Geschichte der
                                        Württembergischen Eisenbahn eröffnen
                                        konnten. Ein Höhepunkt der Ausstellung
                                        ist die "Teppichbahn", die das Pro Alt-Cannstatt
                                        Vorstandsmitglied Matthias Busch geplant
                                        und aufgebaut hat. Unterstützung
                                        erhielt er dabei von Viktor Enoekl, der
                                        die aufwendige Sonder-Vitrine für
                                        das Museum im Ehrenamt baute. 
                                       
                                      Außerdem
                                        ließ der Verein den "Rosensteintunnel" vom
                                        Modellbauer Rudolf Deistler herstellen.
                                        Zahlreiche, zum Teil witzige Details
                                        finden sich auf dieser Modellbahn. Sehen
                                        Sie selbst. Diese Anlage ist eine "Teppichbahn",
                                        sogenannt weil sie nur ab und an auf
                                        dem Teppich im Wohn- oder Kinderzimmer
                                        aufgebaut wird – traditionell an
                                        Weihnachten, wenn eine neue Lok, ein
                                        neuer Wagen oder Eisenbahnzubehör
                                        unter dem Christbaum liegt. Auf der Anlage
                                        fährt der „Württemberger
                                        Zug von 1859“, der von der Firma
                                        Märklin 1999 herausgebracht wurde,
                                        angetrieben von einem Modell der ersten
                                        Lok, die von der Maschinenfabrik Esslingen
                                        1847 gebaut worden war   – eine
                                        sogenannte „Württembergische
                                        Klasse III“ mit Schlepptender.
                                        Die Lok trägt daher den Namen „Esslingen“.
                                        In der Anfangszeit war ein gemischter
                                        Personen- und Güterfahrbetrieb üblich,
                                        daher sind in den Zug folgende Wagen
                                        eingestellt: Personenwagen II. Klasse,
                                        Personenwagen III. Klasse, ein offener
                                        Güterwagen und ein Gepäckwagen
                                        mit Brems-Ausstattung. Die Personenwagen
                                        sind im Modell jedoch zu kurz, entsprechen
                                        nicht den ursprünglich in Württemberg
                                        verwendeten Langwagen amerikanischen
                                        Stils. Die Anlage hat nicht den Anspruch,
                                        eine wirklichkeitsgetreue Nachbildung
                                        des damaligen Cannstatter Bahnhofs zu
                                        sein. Sie soll aber die wichtigsten Einrichtungen
                                        und den Betriebsablauf eines typischen
                                        württembergischen Bahnhofs zwischen
                                        1845 und 1870 zeigen. Neben dem Empfangsgebäude
                                        für die Reisenden und das Bahnpersonal
                                        gehörte ein Schuppen für die
                                        Güterabfertigung zum Standard. Endbahnhöfe – wie
                                        Cannstatt kurze Zeit – hatten auch
                                        Lokschuppen und ein Bahnbetriebswerk
                                        für die Wartung.
                                       
                                       Ein Sonderfall
                                        in Cannstatt waren ab 1869 die Central-Wagenwerkstätten,
                                        die einzige Einrichtung ihrer Art der
                                        K.W.St.E. ("Königlich Württembergischen
                                        Staats-Eisenbahnen"). Der Betrieb einer
                                        Dampflokomotive war (und ist) wesentlich
                                        personal- und zeitintensiver als bei
                                        heutigen E- oder Diesel-Loks. Bei Dienstantritt
                                        kontrollieren Lokführer und Heizer
                                        zunächst die Ventile, Regler, Bremsen
                                        so- wie den Brennstoff- und Wasser-bestand.
                                        Nach dem Anheizen des Kessels fuhr die
                                        Lok über eine Wartungsgrube und
                                        wurde von unten auf Lecks und Beschädigungen
                                        untersucht. Anschließend wurden
                                        alle Schmierstellen mit Öl versorgt.
                                        Wenn der Betriebsdruck vollends erreicht
                                        war, konnte die Dampflok ihren eigentlichen
                                        Dienst aufnehmen. Dampfloks hatten einen
                                        recht hohen Wasser- und Brennstoffverbrauch.
                                        In den Anfangsjahren mussten die Loks
                                        bereits nach 50 bis 80 km wieder aufgefüllt
                                        werden, da nur kleine Vorräte mitgenommen
                                        werden konnte. Bis 1858 wurde in Württemberg
                                        aus Kostengründen mit Holz geheizt
                                        (darum hat unsere Modellbahn-Lok Holzscheite
                                        auf dem Tender), da Kohle teuer importiert
                                        werden musste. Auf der Südbahn nach
                                        Friedrichshafen wurde deshalb sogar Torf
                                        verbrannt. 
                                       
                                      Nach der Rückkehr ins
                                        Bahnbetriebswerk wurden zunächst
                                        die Brennstoff- und Kesselwasservorräte
                                        aufgefüllt, dann die glühend
                                        heiße Schlacke und Asche aus der
                                        Feuerbüchse herausgekratzt und mit
                                        Wasser abgelöscht und schließlich
                                        der Bremssand im Sanddom auf dem Kessel
                                        der Lok aufgefüllt. Zuletzt wurde
                                        die Lok in einem Schuppen abgestellt
                                        und gereinigt. Dieser diente nicht nur
                                        dem Wetterschutz, sondern sollte die
                                        Lok über Nacht warm halten, damit
                                        der Kessel am nächsten Tag schneller
                                        aufheizte. In bestimmten Abständen
                                        mussten außerdem die Heiz- und
                                        Rauchrohre ausgeblasen und die Dampfrohre
                                        im Kessel ausgewaschen werden. All diese
                                        Arbeitsschritte sind in der Teppichbahn
                                        anhand von Modellen erklärt. Darüber
                                        hinaus finden wir Gottlieb Daimler, Wilhelm
                                        Maybach, den Grafen Zeppelin, König
                                        Wilhelm II. mit seinen beiden "Spitzen",
                                        aber auch aktuell einen Weihnachtsmann
                                        und Hagen von Ortloff mit einem Fernsehteam. 
                                      Der Vorstand von Pro Alt-Cannstatt wünscht                                        
                                      Frohe Rest-Weihnachten und einen guten
                                        Start für 2021.
                                       Bleiben Sie gesund
                                        und hoffen wir auf das nächste Jahr.                                        
                                      Olaf Schulze, 
                                      1. Vors. Pro Alt-Cannstatt
                                        e.V.
                                       
                                      
                                        
                                      Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                        liebe Freunde und Follower dieses Vlogs,
                                          
                                        der heutige Film führt uns in die
                                        Galerie Wiedmann beim Jakobsbrunnen,
                                        die vom Künstler und Galeristen
                                        Willy Wiedmann (1929-2013; vgl. Videos
                                        Nr. 3), Vorfilm und Hauptfilm mit dem
                                        Bildhauer OSWALD) auf diesem Cannstatt-Vlog)
                                        1964 gegründet wurde - und vor fünf
                                        Jahren, 2015 von seinem Sohn in Zusammenarbeit
                                        mit Dorothea Schwertzel-Thoma neu eröffnet
                                        wurde. Durch den zweiten Lockdown nun
                                        wieder geschlossen, ist die am 10. Dezember
                                        2020 virtuell eröffnete Sonderausstellung
                                        dem Thema   "Archetypen, schräge
                                        Vögel..." gewidmet und vereint Werke
                                        der Pforzheimer Künstlerin Reinhilt
                                        Michaelis (vgl. Video Nr. 101) in diesem
                                        Pforzheim Vlog) und des angeblich Schweizer
                                        Künstlers "Emilio Gräsli",
                                        eines der vielen künstlerischen
                                        Pseudonyme Willy Wiedmanns, der unter
                                        jedem Pseudonym unterschiedliche Techniken
                                        und Gestaltungsweisen verwirklichte.     "Emilio
                                        Gräsli" ist ein feiner Zeichner,
                                        Aquarellist und "Klecksograph", der aus
                                        zufälligen Farbklecksen witzige
                                        Szenen schuf, die Willy Wiedmann durchgängig
                                        mit Kommentaren oder zumindest Titeln
                                        versah, welche den Humor des Künstlers
                                        zu Tage treten lassen. Sehen Sie selbst.
                                        Die Aufnahme machte freundlicherweise
                                        Dajana Eisele von der Galerie Wiedmann
                                        (vgl. www.galeriewiedmann.de), die mit
                                        mir zusammen die aktuelle Ausstellung
                                        hauptverantwortlich aufgebaut hat. 
                                        Mit
                                        besten Grüßen 
                                        Olaf Schulze
                                       
                                      
                                        
                                      Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen,
                                        
                                        Freunde dieses Video-Blogs auf YouTube,
                                        
                                        der Winter bringt manches es an den Tag,
                                        vor allem wenn dann auch noch die Vegetation
                                        zurückgeschnitten wurde. So ist
                                        es derzeit auch in der Kursaalanlagen
                                        in Bad Cannstatt. Diese wurden in der
                                        Zeit um 1960 durch die beiden Daimlerschen
                                        Gärten erweitert, die trennenden
                                        Zäune abgebaut, die Wege durchgeführt.
                                        Im oberen Daimlerschen Garten steht seit
                                        1894 der Daimler-Turm (vgl. Film Nr.
                                        15) in diesem Cannstatt-Vlog), seit diesem
                                        Jahr (2020) sind auch informative Tafeln
                                        zur Geschichte des Daimlerturmes und
                                        der Villa aufgestellt, an deren inhaltlicher
                                        Gestaltung Pro Alt-Cannstatt beteiligt
                                        war. Beim Spielplatz in der Nähe
                                        des Daimlerturms sind nun durch Vegetationsrückschnitt
                                        zwei "Einbauten" aus der Daimlerschen
                                        Zeit sichtbar geworden, das eine turmartig
                                        mit Zinnen, wie sie auch der Daimlerturm
                                        ursprünglich aufzuweisen hatte,
                                        das andere eine Art Aussichtspunkt, von
                                        dem auch ein bekanntes Foto des Gartens
                                        um 1895 entstanden sein muss. Die Einbauten
                                        sind aus Travertin, genau so wie die
                                        ehemaligen, künstlich im Auftrag
                                        Daimlers angelegten Grotten im Abhang,
                                        deren Spitzen heute zum Teil noch hinter
                                        den Spielgeräten zu erkennen sind.
                                        Kommen Sie/kommt alle gut ins neue Jahr.
                                        
                                        Mit besten Grüßen
 
                                        Olaf Schulze
                                       
                                      
                                        Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                        
                                        Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs, i
                                        ch
                                        hoffe, Sie sind alle gut ins neue Jahr
                                        gekommen, auf das wir unsere Hoffnung
                                        werfen. Mal sehen, was wir am Jahresende
                                        rückblickend sagen werden. Der heutige
                                        Film ist der erste Teil eines zweiteiligen
                                        Interviews, dass ich mit Helga Müller
                                        in Bad Cannstatt geführt habe, die
                                        sich in diesem Ausstellungs- und Buchprojekt
                                        eingebracht hat. So entstand in Zusammenarbeit
                                        mit der Historikerin Claudia Weinschenk,
                                        Olaf Schulze und Dr. Manfred Schmid bzw.
                                        Dr. Christiane Sutter vom Stadtmuseum
                                        Bad Cannstatt aus einem Team von einem
                                        Dutzend Mitwirkenden ein mehrteiliges
                                        Ausstellungsprojekt, das im Jahr 2017
                                        und 2018 drei Ausstellungen zur Cannstatter
                                        Frauengeschichte im Stadtmuseum, der
                                        Stadtteilbibliothek und der Galerie Wiedmann
                                        entstehen ließ. Im Jahr 2019 wurde,
                                        aus Anlass 100 Jahre Frauenwahlrecht
                                        noch zusammenfassende und um das Thema
                                        Anna Blos und das Wahlrecht sowie zwei
                                        weitere allgemeine Themen ergänzte
                                        Ausstellung im Stadtmuseum gezeigt. Auf
                                        Basis eines durch den Verein Pro Alt-Cannstatt
                                        angestoßenen Patenschaftprojekts
                                        konnten fast 4000 Euro gesammelt werden,
                                        die der weiteren Recherche und als Anschubfinanzierung
                                        des Buches dienten. Im Sommer 2020 konnte
                                        noch ein Verlag in Ludwigsburg, der Nikrosverlag
                                        mit seiner Verlegerin Petra-Marion Niethammer
                                        (in Cannstatt aufgewachsen), gewonnen
                                        werden. Das Ergebnis der guten Zusammenarbeit
                                        aller Beteiligten liegt nun vor, 320
                                        Seiten stark mit ebenso vielen Abbildungen,
                                        58 Frauenbiografien aus allen möglichen
                                        Bereichen, vom Dienstmädchen bis
                                        zur Ehrenbürgerin, von der Frauenrechtlerin
                                        bis zur Politikerin, von der Schriftstellerin
                                        bis zur Rundfunkpionieren, von der Pathologin
                                        bis zur Theologin, von der Schauspielerin,
                                        der Bildenden Künstlerin, der Filmregisseurin,
                                        der Wirtin, der Marktfrau, der Fabrikantin
                                        und und und. Sechs Straßennamen
                                        im Bereich Neckarpark und die Benennung
                                        einer fusionierten evangelischen Gemeinde
                                        nach Lenore Volz entstanden ebenfalls
                                        aus dem Projekt, an dem rund hundert
                                        Menschen beteiligt waren. Ihnen allen
                                        gebührt unser Dank für dieses
                                        Projekt, das erste Buch über die
                                        Cannstatter Frauengeschichte überhaupt.
                                        Als das Buch eine Woche vor Weihnachten
                                        beim Verlag eintraf, schlossen die Buchhandlungen
                                        Corona-bedingt. Die Patinnen und Paten
                                        und die Autorinnen und Autoren erhielten
                                        das Buch noch vor Weihnachten. Das Buch
                                        kann jedoch über den Verlag (info@nikros.de), über
                                        den Verein Pro Alt-Cannstatt (www.proaltcannstatt.de)
                                        und über den Buchhandel bestellt
                                        werden. In diesem Film berichtet Helga
                                        Müller, gymnasiale Deutsch- und
                                        Sportlehrerin im Ruhestand, die allein
                                        zehn Beiträge schrieb, über
                                        Elisabeth Oehler-Heimerdinger und Gudrun
                                        Ensslin und über ihre Erfahrungen
                                        im Recherche- und Schreibprozess. Im
                                        zweiten Teil folgt dann ihr Bericht über
                                        die Theologin Lenore Volz, die generationsmäßig
                                        zwischen den beiden stand. Elisabeth
                                        Heimerdinger heiratete den Sohn des Cannstatter
                                        Stadtdekans und ging zu ihm nach China
                                        in die Mission, Lenore Volz schloss 1940
                                        in Tübingen ihr Theologiestudium
                                        ab und machte es sich zur Lebensaufgabe,
                                        dass Frauen in der Württembergischen
                                        evangelischen Landeskirche auch eine
                                        Gemeinde als Pfarrerin leiten durften
                                        und Gudrun Ensslin stammte aus einem
                                        Cannstatter Pfarrhaus, ihr Vater war
                                        Pfarrer an der Lutherkirche. Der zweite
                                        Teil wird morgen hochgestellt. Mit besten
                                        Grüßen 
                                        Olaf Schulze 
                                        1. Vorsitzender
                                        Pro Alt-Cannstatt 
                                        Historiker & Trauerredner
                                       
                                      
                                        
                                      Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                        
                                        Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs, 
                                        nun
                                        folgt der zweite Teil eines zweiteiligen
                                        Interviews, dass ich mit Helga Müller
                                        in Bad Cannstatt geführt habe, die
                                        sich in diesem Ausstellungs- und Buchprojekt
                                        eingebracht hat. So entstand in Zusammenarbeit
                                        mit der Historikerin Claudia Weinschenk,
                                        Olaf Schulze und Dr. Manfred Schmid bzw.
                                        Dr. Christiane Sutter vom Stadtmuseum
                                        Bad Cannstatt aus einem Team von einem
                                        Dutzend Mitwirkenden ein mehrteiliges
                                        Ausstellungsprojekt, das im Jahr 2017
                                        und 2018 drei Ausstellungen zur Cannstatter
                                        Frauengeschichte im Stadtmuseum, der
                                        Stadtteilbibliothek und der Galerie Wiedmann
                                        entstehen ließ. Im Jahr 2019 wurde,
                                        aus Anlass 100 Jahre Frauenwahlrecht
                                        noch zusammenfassende und um das Thema
                                        Anna Blos und das Wahlrecht sowie zwei
                                        weitere allgemeine Themen ergänzte
                                        Ausstellung im Stadtmuseum gezeigt. Auf
                                        Basis eines durch den Verein Pro Alt-Cannstatt
                                        angestoßenen Patenschaftprojekts
                                        konnten fast 4000 Euro gesammelt werden,
                                        die der weiteren Recherche und als Anschubfinanzierung
                                        des Buches dienten. Im Sommer 2020 konnte
                                        noch ein Verlag in Ludwigsburg, der Nikrosverlag
                                        mit seiner Verlegerin Petra-Marion Niethammer
                                        (in Cannstatt aufgewachsen), gewonnen
                                        werden. Das Ergebnis der guten Zusammenarbeit
                                        aller Beteiligten liegt nun vor, 320
                                        Seiten stark mit ebenso vielen Abbildungen,
                                        58 Frauenbiografien aus allen möglichen
                                        Bereichen, vom Dienstmädchen bis
                                        zur Ehrenbürgerin, von der Frauenrechtlerin
                                        bis zur Politikerin, von der Schriftstellerin
                                        bis zur Rundfunkpionieren, von der Pathologin
                                        bis zur Theologin, von der Schauspielerin,
                                        der Bildenden Künstlerin, der Filmregisseurin,
                                        der Wirtin, der Marktfrau, der Fabrikantin
                                        und und und. Sechs Straßennamen
                                        im Bereich Neckarpark und die Benennung
                                        einer fusionierten evangelischen Gemeinde
                                        nach Lenore Volz entstanden ebenfalls
                                        aus dem Projekt, an dem rund hundert
                                        Menschen beteiligt waren. Ihnen allen
                                        gebührt unser Dank für dieses
                                        Projekt, das erste Buch über die
                                        Cannstatter Frauengeschichte überhaupt.
                                        Als das Buch eine Woche vor Weihnachten
                                        beim Verlag eintraf, schlossen die Buchhandlungen
                                        Corona-bedingt. Die Patinnen und Paten
                                        und die Autorinnen und Autoren erhielten
                                        das Buch noch vor Weihnachten. Das Buch
                                        kann jedoch über den Verlag (info@nikros.de), über
                                        den Verein Pro Alt-Cannstatt (www.proaltcannstatt.de)
                                        und über den Buchhandel bestellt
                                        werden. In diesem Film berichtet Helga
                                        Müller, gymnasiale Deutsch- und
                                        Sportlehrerin im Ruhestand, die allein
                                        zehn Beiträge schrieb, nach ihren
                                        Erfahrungen mit den Biographien der Missionarsfrau
                                        Elisabeth Oehler-Heimerdinger und der
                                        Terroristin Gudrun Ensslin über
                                        die Theologin Lenore Volz, die generationsmäßig
                                        zwischen den beiden stand. Elisabeth
                                        Heimerdinger heiratete den Sohn des Cannstatter
                                        Stadtdekans und ging zu ihm nach China
                                        in die Mission, Lenore Volz schloss 1940
                                        in Tübingen ihr Theologiestudium
                                        ab und machte es sich zur Lebensaufgabe,
                                        dass Frauen in der Württembergischen
                                        evangelischen Landeskirche auch eine
                                        Gemeinde als Pfarrerin leiten durften
                                        und Gudrun Ensslin stammte aus einem
                                        Cannstatter Pfarrhaus, ihr Vater war
                                        Pfarrer an der Lutherkirche. Vielen Dank
                                        für's Zusehen. 
                                        Mit besten Grüßen
                                        Olaf Schulze 
                                        1. Vorsitzender Pro Alt-Cannstatt
                                        
                                        Historiker & Trauerredner 
                                        
                                        Anm. für
                                        YouTube: Für beide Filme floss kein
                                        Geld vom Nikros Verlag an mich oder den
                                        Verein Pro Alt-Cannstatt. Gez. Olaf Schulze
                                       
                                      
                                        
                                      Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen,
                                        
                                        liebe Freunde Bad Cannstatts und dieses
                                        Vlogs, 
                                        nach längerer Pause mal wieder
                                        ein neues Video. Diesmal (zum zweiten
                                        Mal; vgl. Cannstatt-Video Nr. 103) auf
                                        diesem Kanal) vom Stuttgarter Hauptfriedhof,
                                        der in Bad Cannstatt liegt. Ein herrlicher
                                        Wintertag mit trockener Kälte und
                                        strahlend blauem Himmel lud zum Spaziergang
                                        ein - nachdem ich zuvor dort eine Urnenbeisetzung
                                        mit meinen Worten als Trauerredner gestaltet
                                        hatte. Über die Geschichte des 1918
                                        eröffneten Hauptfriedhofs habe ich
                                        im Kommentar zum Cannstatt-Video Nr.
                                        103) bereits das Wichtigste geschrieben.
                                        Der heutige kleine Rundgang zeigt zunächst
                                        einen Brunnen, mit einer für die
                                        Zeit des späten Jugendstils typischen
                                        Gestaltung, einem Putto (Knaben), der
                                        auf einem Oktopus reitet. Dieser Brunnen
                                        gehört zur Anlagezeit des Hauptfriedhofs
                                        und dürfte um 1920 entstanden sein.
                                        In unmittelbare Nähe liegt das Familiengrab
                                        der Familie Kiesel (Hermann Kiesel; 1886-1934),
                                        das von einer Bronzefigur (einer der
                                        wenigen Großfiguren auf dem Hauptfriedhof)
                                        geziert ist, die einen jungen Pilger
                                        darstellt, einen Pilger, auf dem Lebensweg.
                                        Der Weg führt uns weiter mit kurzen
                                        Zwischenhalten zu den Gräbern von
                                        Herrn Gerhard Mayer-Vorfelder (1933-2015),
                                        langjähriger CDU-Landtagsabgeordneter
                                        und zeitweiliger Kultus- und später
                                        Finanzminister des Landes Baden-Württemberg
                                        sowie Sportfunktionär (VfB) und
                                        Herrn Herbert Czaja (1914-1997), der
                                        von 1953 bis 1990 für die CDU im
                                        Deutschen Bundestag saß und außerdem
                                        von 1970 bis 1994 Präsident des
                                        Bundes der Vertiebenen war. Während
                                        auf dem Grab von von Mayer-Vorfelder
                                        immer noch das provisorische Holzkreuz
                                        steht, ist das Grab von Herrn Czaja mit
                                        der Figur eines segnenden Christus versehen.
                                        (Mit "Hauptallee"   habe ich mich übrigens
                                        versprochen, diese gibt es auch auf dem
                                        Stuttgarter Hauptfriedhof, führt
                                        jedoch von der Feierhalle nach Norden.)
                                        Das letzte vorgestellte Grab auf diesem
                                        kleinen Rundgang Schaustellergrab der
                                        Familie Weeber, für Herrn Max Weeber
                                        (1921-1977) und seinen Sohn, den Wasenwirt
                                        Max Rudi Weeber (1943-2015), der langjährige
                                        Vorsitzende des Schaustellerverbandes
                                        Südwest Stuttgart e.V. - mit einer
                                        Weltkugel und der Inschrift "Die weite
                                        Welt war sein Feld" auf dem Grabstein
                                        sowie einem "Transportzug", wie man sie
                                        beim Auf- und Abbau der Frühlingsfeste
                                        und Volksfeste auf dem Wasen immer wieder
                                        im Cannstatter Stadtbild sieht. Haben
                                        Sie möglichst gute Tage und nutzen
                                        sie das schöne Wetter zu Spaziergängen
                                        im Freien (unter Einhaltung der Corona-Regeln).
                                        
                                        Die Sonne tut uns allen gut. 
                                        Olaf Schulze
                                       
                                      
                                        
                                      Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                        
                                        liebe Freundinnen und Freunde dieses
                                        Bad Cannstatt-Vlogs, der nun bald ein
                                        Jahr alt wird... zum Internationalen
                                        Frauentag hat die Buchhandlung Osiander
                                        (die mir kein Geld für diesen Film
                                        bezahlt hat!!! Übrigens auch die
                                        Verlegerin nicht) beim Erbsenbrunnen
                                        ein eigenes Schaufenster zum Cannstatter
                                        Frauenbuch dekoriert. Die Buchhandlung
                                        befindet sich genau dort, wo zwischen
                                        1900 und 1940 die Weinstube Wertz ihren
                                        Sitz hatte mit der   "Bäckä-Wertze",
                                        Lina Wertz (1877-1963), geb. Metzger,
                                        als beliebter Wirtin. Auch ihr war eine
                                        Geschichte in den Frauenausstellungen
                                        2017/2018 gewidmet, sie wurde mit anderen
                                        Biografien in der Stadtteilbibliothek
                                        vorgestellt. Und nun kehrt sie noch einmal
                                        in ihr Haus beim Erbsenbrunnen zurück,
                                        das Ihr Vater dem jungen Ehepaar zusammen
                                        mit 80.000 Mark-Schulden zu ihrer Hochzeit übergeben
                                        hatte...   „Jetzt schaffet ond
                                        zahlet Eure Schulda ab!“    Als
                                        ihr Mann 1918 starb, gab sie die Bäckerei
                                        auf und ihre fünf Töchter halfen
                                        in der Weinstube, die ein beliebter Treffpunkt
                                        Cannstatter Vereine war. 1940 wurde diese
                                        kriegsbedingt geschlossen. 1949 konnte
                                        das halbzerstörte Haus wieder aufgebaut
                                        werden. Eine Bank zog ins Erdgeschoss
                                        ein. 1963 starb Lina Wertz. Weitere Geschichten über
                                        ihr Leben, auch ihre Vorliebe für
                                        eine Tasse Kalteter See am Vormittag,
                                        finden sich im Buch "Und die Frauen?
                                        Cannstatter Frauengeschichte(n) aus zehn
                                        Jahrhunderten" (siehe Videos Nr. 108
                                        und Nr. 109 auf diesem Cannstatt-Vlog).
                                        Die in Bad Cannstatt lebende Künstlerin
                                        Christa Klebor mit ihren lebensprallen
                                        Frauengestalten voll positiver Energie
                                        hat das Buch zum Anlass genommen, zwei
                                        Gemälde zu schaffen, die Frauen
                                        beim Lesen dieses Buches zeigen. Sie
                                        zeigt diese Bilder im Rahmen einer von
                                        ihr initiierten Schaufensteraktion in
                                        vielen Geschäften der Altstadt von
                                        Cannstatt. Danke Christa Klebor! Eine
                                        schöne Idee (www.ck-kreativwerkstatt.de).
                                        Der Verein Pro Alt-Cannstatt, der das
                                        Projekt mit aus der Taufe gehoben hat,
                                        ist weiterhin an spannenden Frauengeschichten
                                        aus Bad Cannstatt interessiert. 
                                        Nehmen
                                        Sie einfach Kontakt mit uns auf.
 
                                        Eine
                                        gute Zeit wünscht 
                                        Olaf Schulze
                                       
                                      
                                        
                                      *** Ein Jahr "Cannstatts Geschichte
                                        sehen lernen" auf YouTube *** 
                                        
                                        Liebe Cannstatterinnen
                                        und Cannstatter, liebe Freunde und Follower
                                        dieses Video-Blogs auf YouTube,
                                        
 
                                        genau
                                        heute vor einem Jahr, am 15. März
                                        2020, habe ich den ersten Cannstatt-Film
                                        im Stadtmuseum Bad Cannstatt gedreht,
                                        zwei Tage nach dem ersten Lockdown in
                                        Baden-Württemberg, und einen Tag
                                        später am 16. März hochgestellt.
                                        Inzwischen sind 112 (eigentlich 113)
                                        kleine und längere Filmchen über
                                        Bad Cannstatt daraus geworden, und fast
                                        ebenso viele über meine Heimatstadt
                                        Pforzheim. Ich möchte danke sagen,
                                        denen, die seit recht von Beginn an dabei
                                        sind, und denen, die immer noch dazu
                                        kommen. Ich hätte vor einem Jahr
                                        nicht gedacht, dass ich heute über
                                        150 Abonnenten habe (und über 19.000 "Klicks").
                                        Ihnen allen Danke für Treue, Kommentare
                                        und auch persönliches Feedback auf
                                        der Straße. Dies motiviert mich
                                        weiterzumachen. Geschichte(n) gibt's
                                        noch genug. Und Corona ist leider immer
                                        noch aktuell. Seit einigen Wochen arbeite
                                        ich in einem Cannstatter Pflegeheim an
                                        der Pforte und beim Schnelltest. Dabei
                                        sehe ich, wie wichtig Ansprache, Zuhören,
                                        Mutmachen und gelegentlich auch trösten
                                        im direkten Umgang mit den Menschen ist.
                                        Wie lange das Alles noch gehen mag. Wir
                                        wissen es nicht. Es gibt nur ein Weiter,
                                        mit Bedacht und auch mit Hoffnung. In
                                        diesem Sinne, lassen Sie sich nicht unterkriegen.
                                        Ihr Olaf Schulze Heute mal wieder ein
                                        längerer Film aus Bad Cannstatt,
                                        der Weg führt von der Wilhelmsbrücke
                                        zur Neckartalstraße, die, als in
                                        dem heute besprochenen Abschnitt zwischen
                                        der Wilhelmsbrücke (die damals schon
                                        bestand) und der Rosensteinbrücke
                                        (die noch fast hundert Jahre auf sich
                                        warten ließ) die zumeist heute
                                        noch stehenden, repräsentativen
                                        Häuser gebaut wurden noch Stuttgarter
                                        Straße hieß. Die vorgestellten
                                        Häuser entstanden allesamt Anfang
                                        bis Mitte der 1840er Jahre, zu einer
                                        Zeit, als auch die Wilhelma ihren Ausgang
                                        nahm, das Wilhelma-Theater als erster
                                        repräsentativer Bau (vgl. Video
                                        Nr. 10) auf diesem Cannstatt-Vlog) errichtet
                                        war und König Wilhelm I. Württemberg
                                        regierte. Die drei Häuser, von der
                                        Pragstraße (damals Landstraße
                                        nach Ludwigsburg) bis zum "Alten Hasen" wurden
                                        zwischen 1842 und 1846 errichtet, das
                                        Eckhaus an der Pragstraße in späteren
                                        Jahren (etwa 1890) noch um eine Etage
                                        erhöht. Dieses Eckhaus hatte sich
                                        der Ingenieur und Eisenbahnpionier Carl
                                        (von) Etzel (1812-1865) errichtet (vgl.
                                        Video Nr. 102) auf diesem Cannstatt-Vlog).
                                        Man kann über dem Eckfenster eine
                                        Jahreszahl "1846" und die Initialen des
                                        Bauherrn erkennen. Später zog hier
                                        das Professor Hirsch'e Knaben-Institut,
                                        ein Internat der Mittelstufe, ein, dann
                                        nahm im selben Gebäude die Firma
                                        Werner &   Pfleider, bekannt für
                                        Backöfen und Backmaschinen aller
                                        Art, ihren Anfang. Das Nachbarhaus, im
                                        September 1843 im Bau, hat einen Dachgarten
                                        und eine besonders klassizistische Fassade
                                        mit vielen Zitaten griechischer Antike.
                                        Eine Zeitlang hing hier auch eine Tafel
                                        des Historischen Pfads des Vereins Pro
                                        Alt-Cannstatt, darauf hieß es,
                                        dass dies das Wohnhaus der langjährigen
                                        festen Freundin König Wilhelm I.,
                                        der Schauspielerin Amalie von Stubenrauch
                                        (1805-1876), gewesen sei; doch dies war
                                        (leider) eine Fehlzuschreibung. Ihr Wohnhaus
                                        war in der Neckarstraße in Stuttgart.
                                        Und so haben wir die Tafel wieder abgenommen.
                                        Auch das dritte Haus hat eine repräsentative
                                        Fassade und zeigt sich noch weitestgehend
                                        im originalen Zustand, während der "Alte
                                        Hase" durch Bombentreffer stark zerstört
                                        und verändert wieder aufgebaut wurde. Über
                                        dieses Gasthaus wird es einmal ein eigenes
                                        Video geben. Alle Häuser sind Zeugnisse
                                        einer Zeit, in der um den Altstadtkern
                                        herum neue Wohn- und Fabrikquartiere
                                        entstanden, eine Zeit, die wir gemeinhin
                                        mit dem "Biedermeier" gleichsetzen, die
                                        Jahre vor 1848 (und nach 1815). Es war
                                        eine Zeit, in der Cannstatt sowohl zur
                                        Sommerresidenz König Wilhelms I.
                                        wie auch zum international bekannten
                                        Kurort ausgebaut wurde. Eine Zeit in
                                        der "man" in Cannstatt wohnte, wenn "man" etwas
                                        auf sich hielt. Aber auch eine Zeit,
                                        in der die Eisenbahn in Württemberg
                                        errichtet wurde und die ersten bedeutenden
                                        Fabriken entstanden. Eine Zeit der Bürgerlichkeit
                                        und der Umbrüche.
                                       
                                      
                                        
                                      Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                        
                                        liebe Freunde dieses Video-Blogs über
                                        die Sauerwasserstadt am Neckar, in diesen
                                        Tagen hatte mein Mitte März 2020
                                        begonnener Kanal hier den 20.000 Klick.
                                        Sicher wurde nicht jeder Film zu Ende
                                        geschaut, aber ich bin ganz stolz darauf,
                                        und freue mich und danke all denen, die
                                        immer wieder mal reinschauen und es auch
                                        weitersagen, was man hier finden kann.
                                        Vor dem Großen Kursaal in Bad Cannstatt
                                        steht nicht nur das bekannte Denkmal
                                        für König Wilhelm I. von Württemberg
                                        (vgl. Film Nr. 85) auf diesem Cannstatt-Vlog),
                                        sondern auch eine besonders schöne
                                        und alte Magnolie, von der manche sagen,
                                        sie sei die älteste Württembergs
                                        oder zumindest Stuttgarts. Möglich
                                        wär's, aber so ganz sicher erscheint
                                        es mir nicht. Es gibt zumindest Postkarten
                                        aus den 1930er Jahren, die diese Magnolie
                                        zeigen, und auch da hatte sie schon eine
                                        schöne Größe. Vor 200
                                        Jahren, im April 1821, wurde auf Geheiß König
                                        Wilhelms I. in Cannstatt der Brunnenverein
                                        gegründet, aus Bürgern von
                                        Stuttgart und Cannstatt und auch adligen
                                        Mitgliedern, die das Kurleben in Cannstatt
                                        auf die Höhe der Zeit bringen wollten
                                        und durch Bauten wie den Kursaal und
                                        durch die Neugestaltung der Brunnenanlagen
                                        und ihrer Umgebung Cannstatt zu dem werden
                                        ließen, was es in der Jahrhundertmitte
                                        dann auch war, ein international gefragter
                                        Kurort. Immer mehr erweiterte sich über
                                        die Jahrzehnte auch der untere und obere
                                        Kurpark. Fotos belegen dies. Auf einem
                                        Bild des Stuttgarter Fotografen Brandseph,
                                        das den Großen Kursaal um 1870
                                        (vor Aufstellung des Reiterdenkmals)
                                        zeigt, ist an der Stelle kein Baum zu
                                        erkennen, um 1900 gab es dort einen kleinen
                                        Teich mit vielen umgebenden Bäumen,
                                        doch das Areal wurde immer wieder umgestaltet.
                                        Sei es, wie es sei, die im Frühling
                                        immer wieder blühende Magnolie ist
                                        eine echte Augenweide. Leider währt
                                        die Pracht jeweils nur kurz, der nächste
                                        Frost macht sie schnell zunichte. Am
                                        Ende des Films fragt mich eine Passantin, "ob
                                        das wieder einen Kalender gibt". Sie
                                        meinte den historischen Kalender des
                                        Vereins Pro Alt-Cannstatt, für den
                                        wir früher auch aktuelle Vergleichsbilder
                                        gemacht haben. Nun, wie ich geantwortet
                                        habe, haben Sie ja schon gehört.
                                        
                                        Haben Sie schöne Ostertage. 
                                        
                                        Olaf
                                        Schulze
                                       
                                      
                                        
                                      
                      Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                        Freunde dieses Video-Blogs, 
                        der heutige Film führt uns wieder einmal auf den 
                        Uffkirchhof (vgl. die Videos Nr. 27), 40), 46), 47) und 
                        49) auf diesem Cannstatt-Vlog). Dieses Mal werden vier 
                        Grabgestaltungen vorgestellt, die alle das Thema Tod und 
                        Auferstehung, die österliche Botschaft, zum Thema 
                        haben. Sie stammen aus unterschiedlichen Zeiten und erzählen 
                        die Geschichte mit unterschiedlichen Bildern. Das Grabmal 
                        der Familie Amerein wurde bald nach 1994 angelegt und 
                        zeigt auf einem Relief voller Dynamik den Engel über 
                        dem leeren Grab an Ostermorgen: "Was sucht ihr den, der 
                        lebt, bei den Toten?" ist die Inschrift. Auf dem Grab 
                        der Familie Schnürle steht ein recht großes 
                        Steinrelief, vier Figuren zeigend, drei von Ihnen trauern 
                        (zwei scheinen dabei zu beten) und haben die Köpfe 
                        nach hinten geworfen, im Augenblick, in dem sich die zentrale 
                        Figur aus dem Grab erhebt. Das Grabmal ist wahrscheinlich 
                        nach 1951 entstanden, als der Ingenieur Dr. Adolf Schnürle 
                        mit 54 Jahren verstarb. Das dritte Grabmal, für das 
                        Ehepaar Friedrich und Emma Hofmann, zeigt in Zweitverwertung 
                        ein Bronzerelief der Jugendstilzeit: "Durch Nacht zum 
                        Licht" verkündet ein Engel mit weiblichen Zügen 
                        drei Frauen am Ostermorgen. Solche Reliefs wurden u.a. 
                        von der WMF Geislingen hergestellt. In der Tradition der 
                        expressionistischen Bildauffassung der 1920er Jahre steht 
                        das kreuzförmige Grabmal des Ehepaars Karl und Frida 
                        Seibold, er war Missionar, wie die Inschrift verrät. 
                        Ein auferstehender, mit der rechten Hand zum Himmel weisender 
                        Christus mit der Siegesfahne ist zu erkennen. Das Grabmal 
                        dürfte bald nach 1945 entstanden sein, als Frau Seibold 
                        mit 54 Jahren verstarb. Alle Gräber thematisieren 
                        den Ostergedanken, die Hoffnung auf Auferstehung nach 
                        dem Tod. Es grüßt Sie bis zum nächsten 
                        Mal 
                        Olaf Schulze, 
                        Bad Cannstatt, Ostermontag 2021
                      
                                      
                                      
                       Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen,
                        liebe Freunde dieses Vlogs, 
                        
                        nach etwas längerer Pause mal wieder einen Film. 
                        Dieses Mal geht es um die Reste der "schönsten Brücke 
                        des Landes", wie die 1893 nach zweijähriger Bauzeit 
                        vollendete, recht monumentale Bogenbrücke aus sogenanntem 
                        "Martineisen" zwischen Stuttgart und Cannstatt damals 
                        mehrfach beschrieben wurde. Bei Kriegsende 1945, genauer 
                        am 21. April, wurde zwei Bögen der Brücke durch 
                        die Deutsche Wehrmacht gesprengt, um den Vormarsch der 
                        Alliierten zu verlangsamen. Diese angesichts der militärischen 
                        Lage völlig sinnlose Maßnahme geschah an vielen 
                        Orten, in Bad Cannstatt wurde damals u.a. auch die Wilhelmsbrücke 
                        gesprengt, einzig der Berger Steg mit einer wichtigen 
                        Versorgungsleitung blieb erhalten. Ab 1946 wurden die 
                        Reste der alten König-Karls-Brücke mit ihren 
                        fünf Bögen und ihrer Länge von rund 252 
                        Metern beseitigt und 1948 durch einen Neubau einer Betonbogenbrücke 
                        ersetzt, der 1976 einer Stahlkastenbrücke wich. Zwei 
                        Bogensegmente (nicht drei, wie ich im Video einmal falsch 
                        sage) wurden nach Plochingen zum Wiederaufbau der 1904 
                        vollendeten und 1945 ebenfalls gesprengten Brücke 
                        über den Neckar versetzt, so dass sie bis heute erhalten 
                        sind (Bauzeit 1946-1948, Breite 11,4 m, Länge 110 
                        m, nach anderen Angaben 130 m, 2 Stützweiten von 
                        48 m). Die Kosten der ursprünglichen Brücke 
                        zwischen der württembergischen Residenz- und der 
                        wesentlich älteren Oberamtsstadt betrugen 1893 1.3 
                        Millionen Mark, eine stattliche Summe. Die Brücke 
                        wurde allgemein als Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst 
                        betrachtet, und vielfach in Zeitungen abgebildet und auf 
                        Postkarten durch die Länder verschickt. Der Planer 
                        war Karl (von) Leibbrand (1839 Ludwigsburg - 1898 Stuttgart), 
                        der u.a. Präsident der Ministerialabteilung für 
                        Straßen- und Wasserbau des württembergischen 
                        Königreichs war. 1895 wurde er durch König Wilhelm 
                        II. von Württemberg zum Ehrenritter der Württembergischen 
                        Krone ernannt und geadelt. Bereits zwei Jahre zuvor, im 
                        Jahr der Brückeneinweihung, war er zum Ehrenbürger 
                        von Cannstatt ernannt worden. Neben den zwei erhaltenen 
                        Figuren des "Wehrstandes" (vgl. Video Nr. 53 auf diesem 
                        Cannstatt-Vlog) und des "Gewerbes" (bei der Haltestelle 
                        "Mineralbäder") sind die Bögen in Plochingen 
                        an der Neckarbrücke unterhalb der Stadtkirche St. 
                        Blasius beeindruckende Zeugen dieses einst renommierten 
                        württembergischen Brückenbauwerks und der Ingenieurskunst 
                        des ausgehenden 19. Jahrhunderts. 
                        Kommen Sie gut in den Mai... 
                        Olaf Schulze
                                      
                                      
                        Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                        Besucher und Follower dieses Bad Cannstatt-Vlogs,
                      der Gartenbauverein Bad Cannstatt feiert dieses Jahr 
                        sein 150jähriges Bestehen. 1871 war er als Güterbesitzerverein 
                        gegründet worden, viele Wein- und Obstbauern haben 
                        sich zum gemeinsamen Tun zusammengeschlossen. Der in den 
                        1930er in Gartenbauverein umbenannte Verein ist bis heute 
                        aktiv im Grünen in Bad Cannstatt unterwegs. 
                      Eine der Aktionen in dem Corona bedingt eingeschränkten 
                        Jubiläumsprogramm ist die Bepflanzung der runden 
                        Fläche um das König-Wilhelm-Reiterdenkmal vor 
                        dem Großen Kursaal (zum Denkmal aus dem Jahr 1875 
                        vergleiche das Video Nr. 85) auf diesem Bad Cannstatt-Vlog). 
                      
                      Mit Genehmigung des Garten-, Friedhofs- und Forstamts 
                        der Stadt Stuttgart haben heute Vorstandsmitglieder und 
                        weitere Mitglieder des Gartenbauvereins, 20 an der Zahl, 
                        von 8 Uhr in der Früh bis 12.30 Uhr das Areal mit 
                        über 7000 Pflanzen bestückt. Nach einem Entwurf 
                        des Vizevorstandes Uli Warth und seines Schwiegersohns 
                        Marc de la Vourdelle (unterstützt von seiner Frau 
                        Friederike de la Vourdelle und heute Sohn Maximilian), 
                        wurde fleißig Erde gelockert, gepflanzt und zugereicht. 
                        Um 12 Uhr kam dann noch ein Fotograf der "Cannstatter 
                        Zeitung", der die Aktion für die "Tagespressenewigkeit" 
                        festhielt. Zum Schluss "taufte" der langjährige 
                        Vorsitzende des Gartenbauvereins Bad Cannstatt, Wilhelm 
                        Bauer (vgl. Videos Nr. 12) und 44) auf diesem Vlog) die 
                        Kanne mit Wein und launigen Worten und dankte allen Beteiligten 
                        für die schöne Aktion. Passanten blieben stehen 
                        und einige kamen mit uns ins Gespräch, eine Dame 
                        meinte: "Das ist Kunst!" Und da hat sie nicht 
                        unrecht.
                      Vor dem König ist die Cannstatter Kanne in den Stadtfarben 
                        Rot und Weiß zu erkennen, auf der linken Seite sind 
                        die drei Buchstaben "GBV" für Gartenbauverein 
                        rot abgesetzt, rechts in Weiß die Jahreszahl "1871". 
                        Am Vortag waren die Umrisslinien markiert worden. 
                      Die heute, am 15. Mai 2021, durchgeführte Bepflanzung 
                        wird mit der Wachstumsphase in den nächsten Monaten 
                        noch dichter werden und bis Oktober zu sehen sein. Im 
                        Einzelnen wurden gesetzt: 2052 grüne und 2664 rote 
                        Alternanthera, 100 weiße Kalanchoe bloss Calandiva, 
                        2400 rote Begonien semperflorens, und 150 weiße 
                        Echeverien. In der nächsten Woche wird das provisorische 
                        Schild hinter der "Cannstatter Kanne" durch 
                        ein festes ersetzt.
                      Über Jahrhunderte hinweg wurden Gärten, eben 
                        auch der Kurpark in Cannstatt, immer wieder neu bepflanzt 
                        und umgestaltet, zur Freude der Besucher und der Cannstatter 
                        (und der Stuttgarter auch!). In diesem Jahr hat sich der 
                        Gartenbauverein mal wieder im öffentlichen Raum eingebracht.
                      Im Namen des Vorstands des Gartenbauvereins
                        Olaf Schulze
                      
                      
                        Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                        Freunde und Neuentdecker dieses Vlogs,
                      heute, Pfingstsonntag, den 23. Mai 2021, sollte an der 
                        Evangelischen Stadtkirche Bad Cannstatt ein besonderes 
                        Fest stattfinden: 550 Jahre Stadtkirche Bad Cannstatt, 
                        vormittags ein Festgottesdienst unter Anwesenheit des 
                        Stuttgarter Oberbürgermeisters, abends dann ein Vortrag 
                        zur Geschichte der Kirche. Durch die aktuelle Pandemie 
                        ist dies zu diesem Zeitpunkt nicht möglich, so dass 
                        die Veranstaltungen auf den September bzw. auf nächstes 
                        Jahr verschoben wurden.
                      Aus diesem Anlass, 550 Jahre Abschluss und vermutlich 
                        auch Weihe des neuen Chors der Stadtkirche habe ich diesen 
                        Rundgang rund um die Stadtkirche, bei leider nicht optimalem 
                        Wetter, gemacht. Dabei geht es um das vielgestaltige spätgotische 
                        Maßwerk der 25 authentischen, noch erhaltenen Fenster, 
                        die von den Betrachtern von Außen gut zu sehen sind. 
                        Bei genauerer Betrachtung fällt auf, das sich keines 
                        der Maßwerke wiederholt, die "Nonnenköpfe", 
                        "Drei- und Vierblatt" oder "Drei- und Vierpässe", 
                        die "Fischblasen" in einer einfachen und in 
                        einer "engelartigen" Form variieren immer wieder 
                        neu, wenn man die Kirche umschreitet. Vielleicht machen 
                        Sie es selbst einmal "live" vor Ort. 
                      "Maßwerk", so typisch für den Stil 
                        der Gotik, entstand um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert 
                        in Frankreich, mit dem Übergang der Romanik zur Gotik. 
                        Die Fensterflächen vergrößerten sich, 
                        vor allem die Vertikale wurde mehr und mehr betont, dies 
                        brachte jedoch das Problem des Winddrucks und der Stabilität 
                        der Fenster mit sich, auch konnte man damals noch keine 
                        großen Glasflächen herstellen. So wurde das 
                        Maßwerk entwickelt und anhand der Gestaltung des 
                        Maßwerks können die KunsthistorikerInnen auch 
                        Datierungen vornehmen. In der Spätgotik wurden die 
                        Maßwerkformen immer verspielter, variantenreicher, 
                        aufwendiger. Die Auftraggeber des Kirchenbaus wollten 
                        Gott die höchste Kunstfertigkeit widmen, ihm zu Ehren 
                        das Beste auf der Höhe der Zeit gestalten, und so 
                        brachte man große finanzielle Opfer und erhoffte 
                        sich Pluspunkte für das eigene Seelenheil. 
                      Die Datierung der Cannstatter Stadtkirche, die Bauzeit, 
                        wird meist mit 1471 bis 1506 angegeben. Es gibt leider 
                        nur wenige Quellen dazu, jedoch ist sicher, dass der Bau 
                        vor 1471 begonnen wurde, vermutlich ab 1460 geplant, ab 
                        1465 wissen wir von Steinlieferungen. Der Chor ist in 
                        seinem Gewölbe mit Wappensteinen der Bauleute des 
                        Werkstatt des Aberlin Jörg verziert und außerdem 
                        mit der Jahreszahl "1471". 
                      Aberlin Jörg ist der wichtigste Vertreter einer 
                        württembergischen Baumeisterfamilie, die über 
                        drei Generationen im Land aktiv war und an zahlreichen 
                        Kirchenneubauten bzw. Erweiterungen des 15. Jahrhunderts 
                        federführend beteiligt. Diese Zuschreibung an die 
                        Werkstatt Aberlin Jörgs (um 1420-um 1492/94) wird 
                        heute nicht mehr bestritten. 
                      Immer wieder wurden Renovierungen und kleinere Veränderungen 
                        an der Cannstatter Stadtkirche vorgenommen, Mitte des 
                        19. Jahrhunderts wurde auch Sie, wenn auch behutsam, "regotisiert", 
                        und zwar in den Jahren 1858/59 unter "Baurat Leins", 
                        dem bedeutenden Architekten Christian Friedrich Leins 
                        (1814-1892). Dabei entstand u.a. die Fensterrose in der 
                        Hauptfassade. Das sie im Zweiten Weltkrieg (bis auf Glasschäden) 
                        nicht zerstört wurde, ist noch viel der Originalstruktur 
                        des späten Mittelalters vorhanden. Daher ist die 
                        Cannstatter Stadtkirche, die bis zur Reformation den Heiligen 
                        Cosmas und Damian geweiht war, ein bedeutendes Zeugnis 
                        der Spätgotik in Württemberg und der Frömmigkeit 
                        der Cannstatter in dieser Zeit des Umbruchs.
                      Bis zum nächsten Mal.
                        Ihr / Euer Olaf Schulze
                        
                      
                       Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, 
                        liebe Mitglieder und Freunde des Gartenbauvereins Bad 
                        Cannstatt, 
                        liebe Besucher der Stadt,
                      vor sechs Wochen, am Samstag, den 15. Mai 2021, haben 
                        rund 20 Mitglieder des Gartenbauvereins Bad Cannstatt 
                        aus Anlass des 150. Vereinsjubiläums eine Bepflanzung 
                        rund um das Denkmal für König Wilhelm I. vor 
                        dem Großen Kursaal in Bad Cannstatt ausgeführt 
                        und rund 7000 junge Pflanzen eingebracht (siehe Video 
                        Nr. 116) auf diesem Cannstatt-Vlog).
                      Was damals schon ganz gut aussah, ist jetzt, anderthalb 
                        Monate mit Wärme und Regen später, natürlich 
                        gewachsen, die meisten kahlen Stellen sind geschlossen, 
                        die Pflanzen sind voll erblüht und ergeben das Bild, 
                        das geplant worden war. Und nachdem gestern noch Wildpflanzen, 
                        die sich ungefragter Weise angesiedelt hatten, von drei 
                        Mitgliedern unseres Vereins herausgenommen wurden, wäre 
                        das Bild perfekt, wenn nicht irgendwelche "Spitzbuben" 
                        oder "-mädle" die Verankerung unseres Stiftungsschildes 
                        verbogen hätten. Nun auch das werden wir noch in 
                        den nächsten Tagen "ausbügeln". 
                      Wenn man alte Abbildungen, Ansichtskarten, die den Kursaal 
                        und die Parkanlage davor zeigen, vergleicht, sieht man 
                        schnell, dass auch die Anlage der Bepflanzung immer wieder 
                        gewechselt hat, teilweise gab es eine Absperrung mit Steinpfeilern 
                        und einer geschmiedeten Kette rund um den Sockel des Denkmals, 
                        es gab Zierteiche, Büsche und Blumenrabatten, die 
                        Wegführung variierte. Um 1870 war der Platz vor dem 
                        Großen Kursaal völlig unbepflanzt, das Denkmal 
                        wurde erst 1881 vom Wilhelmsplatz an den heutigen Standort 
                        versetzt. Bislang ist mir noch keine Abbildung begegnet, 
                        bei der ein Symbol, wie jetzt die "Cannstatter Kanne" 
                        (das Stadtwappen seit dem Mittelalter) gepflanzt wurde. 
                        So hat der Gartenbauverein Bad Cannstatt, der 1871 als 
                        Güterbesitzerverein gegründet wurde, mit seiner 
                        Aktion in diesem Sommer für eine besondere Verschönerung 
                        des Areals gesorgt. Viele Menschen haben uns und mich 
                        schon darauf angesprochen und oft schon wurden Handys, 
                        Smartphones, IPhones und Tabletts gezückt. 
                      Olaf Schulze, 
                        Beiratsmitglied des Gartenbauvereins Bad Cannstatt von 
                        1871 e.V.
                      
                        Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, 
                        
                        Freunde und Gäste dieses Video-Kanals,
                      der aktuelle Film zeigt einen Einblick in die derzeitige 
                        Sonderausstellung im Stadtmuseum Bad Cannstatt (Marktstraße 
                        71/1), die den Titel trägt "Monte Pincio Schwabens" 
                        - 200 Jahre Brunnenverein, 200 Jahre Cannstatter Kurpark. 
                        Sie wurde an 27. November 2021 aus Corona-Gründen 
                        "still" eröffnet und wurde nun bis zum 
                        3. Oktober 2022 verlängert. Die Öffnungszeiten 
                        sind Mi 14-16, Sa 14-17 und So 12-18 Uhr bei freiem Eintritt. 
                        Die Ausstellung wurde vom Verein Pro Alt-Cannstatt untertstützt. 
                        Hier der von mir verfasste Begleittext zur Sonderausstellung 
                        aus dem Flyer des Stadtmuseums:
                      Vom "Monte Pincio" hat man einen herrlichen 
                        Blick auf Rom, von den oberen Kursaal-Anlagen auf Bad 
                        Cannstatt. Dies verleitete weltgewandte Reiseführerautoren 
                        zum gewagten Vergleich. Vor 200 Jahren, am 16. April 1821, 
                        wurde in Cannstatt auf Initiative König Wilhelms 
                        I. ein „Verein zur
                        Verbesserung der Bade- und Kuranstalten“ aus der 
                        Taufe gehoben,
                        der als „Brunnenverein“ über ein Jahrhundert 
                        lang eine zentrale
                        Bedeutung für die Entwicklung Cannstatts zum Kurort 
                        hatte. So
                        entstanden in wenigen Jahren eine vierreihige Allee zwischen 
                        Brunnenstraße und der später Wilhelmsbrunnen 
                        genannten Quelle. Der
                        Verein ließ den Großen Kursaal nach den Entwürfen 
                        des Hofbaumeisters
                        Thouret erbauen. Eine der ersten Baumaßnahmen war 
                        1824 die Errichtung
                        eines Füllhauses, „um den auswärtigen 
                        Liebhabern der Quelle das Wasser
                        rein und wohlverwahrt in die Hände zu liefern.“ 
                        1842 bekam das Füllhaus
                        noch ein Gegenstück am anderen Ende des Großen 
                        Kursaals, der im Jahr zuvor fertig gestellt war, ein Restaurationsgebäude, 
                        das dem 1908 eröffneten Kleinen Kursaal weichen musste.
                        Der Brunnenverein sorgte nicht nur für die Baulichkeiten 
                        und die Parkgestaltung in den Kursaal-Anlagen, sondern 
                        auch für deren Bespielung. In den 1880er Jahren, 
                        unter seinem Vorsitzenden August Wilhelm Graf von Taubenheim, 
                        legte man den Wilhelmsbrunnen
                        neu an. Bald nach 1900 gestaltete man den oberen und unteren 
                        Kurpark um, und suchte dazu neue Sponsoren, die sich am 
                        Jugendstil-
                        Stifterpavillon verewigen ließen. 1906 wurde ein 
                        Lawntennisplatz
                        angelegt. Eine der letzten großen Baumaßnahmen 
                        war 1908 der Kleine Kursaal, der über eine rückwärtige 
                        Kaffeeterrasse mit Blick auf den heute noch stehenden 
                        Musikpavillon verfügte. Während des Ersten Weltkriegs
                        musste der Verein den Kursaal nebst dem oberen Kurpark 
                        für ein Lazarett abgeben, das erst 1921 aufgelöst 
                        wurde. Von der nun einsetzenden Inflation erholte sich 
                        der Brunnenverein nicht.
                        Nach 1933 wurde er zunächst „gleichgeschaltet“. 
                        Bei der Einweihung des neugestalteten Brunnenhofs am 20. 
                        Juli 1933 wurde bekannt gegeben,
                        dass Oberbürgermeister Karl Strölin vom Brunnenverein 
                        zu seinem Vorsitzenden gewählt worden war. Unter 
                        den Nationalsozialisten wurde der Ausbau „Bad Cannstatts“ 
                        vorangetrieben – doch ohne den Brunnenverein. 1936 
                        beschlossen die Stuttgarter Ratsherren die Gründung 
                        eines Kurvereins Bad Cannstatt, die am 11. Dezember 1936 
                        im Kursaal erfolgte: „Cannstatt soll kein Mode- 
                        und Weltbad werden, sondern ein Heilbad vor allem für 
                        den Stuttgarter selbst und für seine engere Heimat,“ 
                        hieß es. Während der neue Kurverein seine Tätigkeit 
                        aufnahm, wurde
                        der Brunnenverein in den Hintergrund gedrängt und 
                        am 22. Dezember 1938 aufgelöst.
                        Die Ausstellung zeichnet anhand von Objekten, Bildern 
                        und Plänen die Entwicklung des Cannstatter Kurparks 
                        von bescheidenen Anfängen bis in die jüngste 
                        Vergangenheit nach. Und belegt damit auch, dass die Umgestaltungen 
                        – wie etwa bei der Stuttgarter Bundesgartenschau
                        1961 – immer dem jeweiligen Zeitgeschmack geschuldet 
                        waren. Die Kursaal-Anlagen sind bis heute ein wesentlicher 
                        Bestandteil der Cannstatter Identität.
                      Eine gute Zeit wünscht 
                        Olaf Schulze
                      
                      Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, 
                        liebe Freunde dieses Kanals, 
                      nach langer Zeit mal wieder ein neuer Beitrag. Und wer 
                        den Titel genau gelesen hat, hat sicher bemerkt, dass 
                        die "Corona-Zeiten" aus dem Titel verschwunden 
                        sind. Es hat lange genug gedauert. 
                      Die aktuelle Ausstellung im Stadtmuseum Bad Cannstatt 
                        zeigt anhand von 15 ausgewählten Firmen "Cannstatter 
                        Industriegeschichten" des 19. und 20. Jahrhunderts. 
                        Die Ausstellung entstand in Kooperation des Verein Pro 
                        Alt-Cannstatt und dem Stadtmuseum Bad Cannstatt und zeigt 
                        anhand zahlreicher Objekte und historischer Fotos die 
                        Breite und Vielfalt der Cannstatter Industrie. Cannstatt 
                        war um 1900 und damit schon vor der Vereinigung mit Stuttgart 
                        1905 in die "erste Reihe der württembergischen 
                        Industriestädte aufgestiegen". In zahlreichen 
                        Stadtbezirken hatten sich Industrien niedergelassen , 
                        so am Mühlgrün in der Nähe des ehemaligen 
                        Cannstatter Hafens, in der Neckarvorstadt, an der Pragstraße, 
                        in der Fabrikvorstadt Richtung Wasen und am vorderen Seelberg 
                        sowie an der Schmidener- und Hofener Straße Richtung 
                        Eisenbahnviadukt.
                      Ein besonderer Hingucker und "Hinhörer" 
                        der Ausstellung ist ein drehbarer Christbaumständer 
                        der Firma J.C.Eckardt aus der Zeit um 1910, der die Museumsbesucher 
                        am Eingang erwartet. Die Aufsichten zeigen gerne auf Nachfrage, 
                        wie er funktioniert. 
                      Hier die vorgestellten Firmen im Überblick:
                      Gebr. Decker, Eisenguss, Brückenbau (später 
                        weitergeführt mit anderen Produkten von der Maschinenfabrik 
                        Esslingen, AEG und Trafo-Union)
                      Bettfedernfabrik Straus & Cie. (Cannstatt und Untertürkheim)
                      Feuerwehrrequisitenfabrik Herm. Weissenburger & Cie.
                      J.C.Eckardt, Manometerfabrik
                      KURIS, Krauß & Reichert, elektrische Stoffzuschneidemaschinen
                      Hesser, Spezialmaschinen für Verpackungen
                      Fortuna Werke (Albert Hirth), Minimeter u.v. andere
                      Ehepaar Kröning, der "Verlag" vertrieb 
                        zwischen ca. 1914 und ca. 1930 u.a. "Scheidenpulverbläser" 
                        zur Schwangerschaftsverhütung
                      Fa. Staehle ("Columbus-Werke", von der Blechemballagenfabrik 
                        zu Clean Quality und Areosoldosen, brachte in den 1920er 
                        Jahren den ersten Staubsaugbohner auf den Markt)
                      Robert Friedel GmbH, Süßwaren- und Schokoladenfabrik 
                        ("Frigeo"-Brausepulver, "Ahoj"-Brause)
                      Schuhfabrik Haueisen mit der Marke "Mercedes-Schuhe" 
                        (diese ab 1909)
                      Von WÜMAK (Metallwaren, Hotelsilber...) zu Knecht-Filtern
                      M. Streicher, Eisengießerei, später auch Stahlguss, 
                        Kanaldeckel und Reinigungsfahrzeuge
                      Hirnstein, Spezial-Staubsauger
                      Aus "Cannstatter Laubsäge-Arbeiten" wird 
                        die Modellbaufirma "Graupner" in Kirchheim/Teck
                      Die Ausstellung ist bis zum 3. Oktober 2023 geöffnet 
                        - und wird nicht verlängert (Di 14-16, Sa 14-17 und 
                        So 12-18 Uhr), der Eintritt ist frei. 
                      Haben Sie gute Tage
                        Olaf Schulze
                      
                       KURPARK STUTTGART-BAD CANNSTATT
                        Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Gäste 
                        der Stadt und liebe Freundinnen und Freunde meines Cannstatt-Vlogs, 
                      
                      nach langer Zeit mal wieder ein Film. Gerade ist die 
                        ca. 140/150 Jahre alte Magnolie vor dem Großem Kursaal 
                        wieder in voller Blüte und die Nächte haben 
                        keine Nachfröste, bei denen die Blütenblätter 
                        schnell braun und damit unschön werden würden.
                      Im Film zeige ich auch die wieder sehr schöne Frühjahrbepflanzung 
                        rund um das König-Wilhelm-Reiterdenkmal, sehr geschmackvoll 
                        vom Garten- und Friedhofsamt der Stadt Stuttgart umgesetzt 
                        und zuletzt ein Detail an der Rotunde, dem ältesten 
                        Teil des Großen Kursaals, dessen Baubeginn sich 
                        im nächsten Jahr 2025 zum 200. Mal jährt. Der 
                        Verein Pro Alt-Cannstatt e.V. wird dazu sicher einige 
                        Veranstaltungen durchführen. Bereits in diesem Herbst 
                        soll ein schon länger angekündigter und dann 
                        doch verschobener Führer durch die oberen und unteren 
                        Kursaalanlagen erscheinen. 
                      Der Cannstatter Kunsthistoriker Dr. Maximilian Grimm 
                        hat in seiner vor einigen Jahren erschienen Dissertation 
                        über die "Curbad Cannstatt. Entwicklung einer 
                        Kurmetropole" im 19. und 20. Jahrhundert auch nachgewiesen, 
                        dass ein bis 1945 vorhandener Mäanderfries an der 
                        Außenseite der Rotunde nach der Teilzerstörung 
                        des Großen Kursaals bei einem Luftangriff 1944 und 
                        provisorischer Schließung des Daches noch im Krieg 
                        Ende der 1940er Jahre beim Wiederaufbau optisch stark 
                        verändert wurde. Denn der Mäanderfries enthält 
                        vermeintlich "Hakenkreuze", und das war in der 
                        jungen Bundesrepublik nicht mehr opportun. So wurde hier 
                        der Bauschmuck quasi "entnazifiziert"... ein 
                        interessantes Verfahren, von dem ich vor der Lektüre 
                        der Dissertation von Herrn Grimm nie was gehört oder 
                        gelesen hatte. 
                      Habt, haben Sie gute Tage
                        Euer/Ihr Olaf Schulze
                      
                      
                      BAD CANNSTATT
                        Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen, 
                        liebe Besucher dieses Cannstatt-Vlog,
                      das aktuelle Video führt uns an den Beginn der König-Karl-Straße, 
                        die bis 1937 einfach nur "Königstraße" 
                        hieß, in unmittelbare Nähe des Kleinen Kursaals. 
                        An diesem um 1900 errichteten Gebäude sind interessante 
                        Details des (Stuttgarter) Jugendstils zu erkennen: 
                      Die Liebe zu etwas exotischen Tieren mit interessanten 
                        Umrissen, aber auch Spuren des Luftschutzes im Zweiten 
                        Weltkrieg, wie zugesetzte Kellerfenster oder Luftschutzmarkierungen 
                        an der Fassade mit floureszierender Farbe gemalt, die 
                        bei der Verdunklung in der Nacht noch lange vom Tageslicht 
                        her "nachleuchtete". Schließlich entdecken 
                        wir die in Stuttgart so beliebte "Sonnenblume"... 
                        als Verzierung an einem Hoftor.
                      Haben Sie gute Tage.
                        Olaf Schulze
                      
                      31.03.2024 BAD CANNSTATT
                        Frohe Ostern...
                        mit dem Wechselruf "Christ ist erstanden" - 
                        "Er ist wahrhaft auferstanden" grüßen 
                        sich seit alters in verschiedenen Sprachen die Christen 
                        auf der ganzen Welt. Mein heutiger kleiner Film hat ein 
                        österliches Thema... auf dem Cannstatter Uffkirchhof, 
                        den ich hier schon mehrfach als Thema in diesem Vlog hatte, 
                        befindet sich ein besonderes Grab eines früh verstorbenen 
                        Mädchens aus der Zeit um 1900. Das Typische am Grab 
                        ist die damals sehr häufige Gestaltung "Kreuz 
                        auf Sockel", das Besondere etwas damals eigentlich 
                        nichts Ungewöhnliches. Die Verstorbene ist fotografisch 
                        auf Porzellan (oder auch Keramik im Allgemeinen) abgebildet, 
                        eine junges Mädchen, Elisabeth Futscher (1897-1909), 
                        im "Bleyle-Blüsle" und einer großen 
                        Schleife in den langen, zum Teil hochgesteckten Haaren. 
                      
                      Es handelt sich um die Tochter eines katholischen Buchhändlers 
                        namens Julius Futscher (1859-1914) und dessen Ehefrau 
                        Eugenie geb. Rummel (1864-1926),.Ihre Tochter Elisabeth 
                        starb 1909 überraschend an einer Kinderkrankheit 
                        und wurde auf dem Uffkirchhof bestattet. Bis heute dient 
                        das Grab der Familie.
                      Den letzten Bestatteten, Lothar Futscher (gestorben 2019), 
                        Sohn des Bruders Benno der jung verstorbenen Elisabeth, 
                        der Zeit seines Lebens in der Cannstatter Kolpingfamilie 
                        aktiv war und seit seinem Ruhestand Brunnenführungen 
                        angeboten hat (so hatte ich ihn auch vor gut 15 Jahren 
                        in Bad Cannstatt kennen- und schätzen gelernt), habe 
                        ich selber dort mit zu Grabe getragen und auch den biographischen 
                        Teil der Trauerrede übernommen. Mein einer seiner 
                        Töchter bin ich befreundet und sie hat mir viel Material 
                        zur interessanten Familiengeschichte leihweise überlassen. 
                      
                      Der lateinische Spruch auf dem Steinkreuz lautet "In 
                        crude salus" - im Kreuz liegt das Heil Die liegende 
                        Platte mit den Namen der zuletzt Verstorbenen schließt 
                        der Satz ab: "Sie lebten aus Gottes Kraft."
                      In diesem Sinne, in die Hoffnung auf Auferstehung, die 
                        die Christen der Welt teilen: Frohe Ostern 2024
                      Ihr/Euer 
                        Olaf Schulze
                      
                      05.04.2024 BAD CANNSTATT
                        Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen, 
                        liebe Freunde dieses Vlogs,
                      am 27. März 2024 wurde im Stadtmuseum Bad Cannstatt 
                        eine neue Sonderausstellung eröffnet, die von Olaf 
                        Schulze (also mir) und Matthias Busch (meinem Lebensgefährten) 
                        vom Verein Pro Alt-Cannstatt e.V. kuratiert wurde. Diese 
                        Ausstellung ist etwas für Jung und Alt, es gibt vieles 
                        zu schauen und zu entdecken und zu vergleichen. "MENSCHEN 
                        in der STADT" zeigt Bilder und Objekte aus der Zeit 
                        zwischen 1796 und heute. Hier ist der Flyertext: 
                      „MENSCHEN in der STADT“ – was als Ausstellungstitel 
                        wie ein
                        Allgemeinplatz klingt, entpuppte sich bei der Vorbereitung 
                        der
                        Präsentation als außerordentlich vielseitiges 
                        Thema durch die
                        Geschichte Bad Cannstatts in den letzten rund 225 Jahren.
                        Wir entdecken die Menschen, Cannstatterinnen und Cannstatter,
                        aber auch „Passanten“, Gäste, Durchreisende, 
                        auf unterschiedlichen
                        Bildmedien. Manchmal sind sie der Anlass des Bildes, die 
                        Ursache,
                        warum der Fotograf den Auslöser seiner Kamera drückte, 
                        manchmal
                        sind sie „zufällig im Bild“. Immer jedoch 
                        erzählen sie von sich selbst,
                        von ihrem Leben, wenn man die Spuren zu deuten weiß.
                        Unsere Zeitreise beginnt mit der Schlacht „Bei Kannstatt 
                        an der
                        Brucken“, als es am 21. Juli 1796 um ein markantes 
                        Ereignis bei
                        der Verteidigung der „Cannstatter Brucken“ 
                        (heute Wilhelmsbrücke)
                        kam. Während des Koalitionskrieges (1792-1796) stießen 
                        die
                        Franzosen nach Württemberg vor: „Die schwersten 
                        Schießereien
                        gab es um Cannstatt, das von Österreichern besetzt 
                        war. Unter
                        dem Erzherzog und Feldmarschall Karl erhielt Carl Adolf 
                        Baron
                        Vauthier von Baillamont, Fähnrich in einem Infanterie-Regiment,
                        den Befehl, mit 67 Mann und allen Zimmerleuten des Regiments
                        die Neckarbrücke zu verteidigen und zu zerstören. 
                        Der Fähnrich
                        wies mit seinen Männern nicht nur zwei Angriffe ab, 
                        freilich unter
                        schweren Verlusten und selbst verwundet. sondern er machte
                        sogar zwei erfolgreiche Gegenstöße und trieb 
                        die Franzosen zurück.
                        Die Zimmerleute hatten derweil die Aufgabe, die Brücke 
                        zu zerstören.
                        Das gelang, und damit war den Franzosen vorerst der Weg
                        in die Stadt verwehrt. Dies Geschehen zeigt ein Bild, 
                        das später
                        die Söhne des Fähnrichs anfertigen und mit einer 
                        Erläuterung
                        versehen ließ.“ So fasste es Jürgen Hagel 
                        in seinem Standardwerk
                        „Cannstatt und seine Geschichte“ (1. Aufl. 
                        2002) zusammen.
                        Ereignisse und Abbildungen des 19. Jahrhunderts reihen 
                        sich
                        und führen bis in die Jahre des Ersten Weltkrieges, 
                        und damit des
                        umbruchsreichen 20. Jahrhundert. Ältere Männer 
                        mit Armbinden
                        und Gewehren bewachen im Sommer 1914 die Rosenstein-
                        Eisenbahnbrücke, verwundete Soldaten und französische
                        Kriegsgefangene tauchen im Stadtbild auf, Vereine haben 
                        ihre
                        Veranstaltungen im öffentlichen Raum, wie zum Beispiel 
                        auf
                        dem Seilerwasen. Die Jahre nach 1933 bringen Veränderungen,
                        Aufmärsche und Massenveranstaltungen gibt es nun 
                        auch in
                        Cannstatt. Schließlich der Bombenkrieg und seine 
                        Folgen für
                        die Bevölkerung, der Neuanfang unter Trümmern, 
                        die Wirtschaftswunderzeit.
                        Baden-Württembergs erstes Straßenfest ist das 
                        1970
                        erstmals in der Marktstraße durchgeführte Wein- 
                        und Brezelfest.
                        Dazwischen herrscht viel Alltag, Kinder spielen, Schüler 
                        sind
                        unterwegs, Erwachsene arbeiten, aber auch Brautpaare gehen
                        immer wieder durchs Bild. Dabei dienen gleiche Orte, Straßen,
                        Plätze in der Stadt unterschiedlichen Veranstaltungen. 
                        Wie verändert
                        sich zum Beispiel der Cannstatter Wochenmarkt über 
                        die
                        Zeit? Wie stellen sich „Menschen vorm Haus“ 
                        auf? Wie verhielten
                        sie sich bei den Brunnen hinter dem Großen Kursaal? 
                        Besondere
                        „MENSCHEN in der STADT“ waren die Nachtwächter, 
                        bis diese
                        Jahrhunderte alte Institution mit Jahresende 1865 in Cannstatt
                        abgeschafft wurde. Die historischen Abbildungen, manchmal
                        im Original, manchmal im Scan, werden um – teilweise 
                        erstmals
                        gezeigte – Exponate ergänzt, die mit den vorgestellten 
                        Ereignissen
                        zu tun haben und die Vitrinen füllen.
                      Die Ausstellung ist bis 6. Oktober 2024 im Stadtmuseum 
                        Bad Cannstatt zu sehen. Öffnungszeiten Mi 14-16, 
                        Sa 14-17 und So 12-18 Uhr. An Feiertagen gibt es Sonderregelungen. 
                        Es gibt auch öffentliche Kuratorenführungen, 
                        vgl. www.proaltcannstatt.de.
                      Eine spannende Ausstellung für alle Generationen.
                        Olaf Schulze, 1. Vors. Pro Alt-Cannstatt e.V.
                      
                      30.04.2024 BAD CANNSTATT
                        Liebe Freundinnen und Freunde des Cannstatter Vlogs, 
                        liebe Cannstatter und Cannstatterinnen und Gäste 
                        der Stadt,
                      das heutige Video befasst sich nicht mit einem spezifischen 
                        Gebäude oder einem Verein oder einer Person der Stadtgeschichte, 
                        sondern mit einem städtebaulichen Phänomen der 
                        Mitte des 19. Jahrhunderts, als Cannstatt auf dem Höhepunkt 
                        seiner Phase als Kurstadt mit nationalem und internationalem 
                        Publikum war. Durch die Industrialisierung und den Bau 
                        der Eisenbahn (1845 eröffnete die erste Eisenbahnverbindung 
                        im Königreich Württemberg zwischen Cannstatt 
                        und Untertürkheim, im gleichen Jahr noch bis Esslingen, 
                        1846 erfolgte der Anschloss Stuttgarts) gewann die alte 
                        Oberamtsstadt am Neckar rasch an Bedeutung. Es gab den 
                        Zuzug von Arbeiterinnen und Arbeitern, aber auch von Pensionären, 
                        Adligen etc., so dass das Neubaugebiet zwischen Altstadt 
                        und Kursaal im Volksmund rasch den Namen "Pensionopolis" 
                        erhielt. 
                      Zu den stadtgestalterischen Überlegungen der Zeit 
                        um 1850 gehörte es, dass Straßen achsial, in 
                        einem Rastermuster, auch diagonal oder sich sternförmig 
                        kreuzend (wie es beim Wilhelmsplatz und beim Daimlerplatz 
                        ist) angelegt wurden und wie es zum Beispiel in viel größerem 
                        Maßstab auch in Paris geschah (vgl. Place d'Étoile). 
                        Zentral waren dabei Überlegungen zur Straßenbreite 
                        (je nach Bedeutung und Funktion der Straße), aber 
                        auch der Straßenrandbegrünung. Besonders beliebt 
                        waren Alleebäume, wie Platanen oder im Cannstatter 
                        Fall vor allem Kastanien. 
                      So ist denn auch die 1863/1864 angelegte, schnurgerade 
                        auf den Großen Kursaal diagonal zulaufende König-Karl-Straße, 
                        die bei ihrer Eröffnung "Königstraße" 
                        hieß, von Alleebäumen umgeben, ebenso die Kreuznacher- 
                        und die Daimlerstraße. In letzterer erfreut sich 
                        auch regelmäßig die Cannstatter Kolonie der 
                        Gelbkopfamazonen der guten Lage ihrer Rastbäume. 
                        Und hinterlässt entsprechende Spuren und "erfreut" 
                        mit kleinkinderartigen Rufen, die weit zu hören sind.
                      Für das Stadtklima ist es wichtig, dass die Alleen 
                        gepflegt werden und langfristig erhalten bleiben. In diesem 
                        Sinne wünscht Euch und Ihnen alles Gute
                      Olaf Schulze, Historiker, Museumskurator und Trauerredner
                      
                      12.05.2024 PRAGFRIEDHOF STUTTGART
                        Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                        liebe Gäste und Freunde der Sauerwasserstadt am mittleren 
                        Neckar,
                      der heutige kleine Film führt uns auf den Stuttgarter 
                        Pragfriedhof, dem mit rund 21 Hektar drittgrößten 
                        Friedhof Stuttgarts, von der Belegung mit etwa 29.000 
                        Grabstellen ist es der größte. 1873 weit außerhalb 
                        der Stadt angelegt, ist er längst von der Bebauung 
                        eingeholt worden. 1907 wurde hier das erste Stuttgarter 
                        Krematorium eröffnet und dazu ein eigener Friedhofsbereich. 
                        Auf dem Pragfriedhof, der im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts 
                        und bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg (vor der Anlage 
                        des Waldfriedhofs) d e r Prominentenfriedhof in Stuttgart 
                        war, liegen auch zahlreiche historisch interessante Persönlichkeiten, 
                        die einen Bezug zur Cannstatter Stadtgeschichte haben. 
                      
                      Der Film stellt die Grabstätte von August Wilhelm 
                        Graf von Taubenheim (1805-1894) vor (nahe an der historischer 
                        Friedhofskapelle), der nicht nur Oberstallmeister des 
                        Königs Wilhelm I. von Württemberg war, sondern 
                        einer dessen besonders engen Freunde. Graf Taubenheim 
                        war beim Tode König Wilhelms 1864 im Schloss Rosenstein 
                        anwesend und er überlieferte jenen viel zitierten 
                        Satz des Königs, wie schwer er sei, sich von einem 
                        so schönen Lande trennen zu müssen. Zehn Jahre 
                        zuvor war Graf Taubenheim Ehrenbürger Cannstatts 
                        geworden und zwar aufgrund seiner Verdienste um die Entwicklung 
                        des Kurbetriebes, war er doch lange Vorstand des Cannstatter 
                        Brunnenvereins gewesen, dem Träger der baulichen 
                        und gärtnerischen Entwicklung der Cannstatter Kursaalanlagen. 
                        Im Brunnenhof hinter dem Großen Kursaal steht auch 
                        bis heute noch das Taubenheimdenkmal... (vgl. Film Cannstatt 
                        Nr. 32 in diesem Vlog), auch die Cannstatter Taubenheimstaße 
                        ist nach ihm benannt.
                      Mit einer Führung über den Pragfriedhof sollte 
                        mein diesjähriges Cannstatter Führungsprogramm 
                        starten, und zwar an Christi Himmelfahrt, doch niemand 
                        war da (ich auch nicht, denn ich war kurzfristig stark 
                        erkältet und hatte keine Stimme). Nun wage ich eine 
                        zweiten Versuch, die Führung "Cannstatter auf 
                        dem Pragfriedhof" wird am Sonntag, den 26. Mai, um 
                        15.00 Uhr direkt vor dem Krematorium auf dem Pragfriedhof 
                        beginnen. Die Führung dauert ca. 90 bis max. 120 
                        Minuten und ist kostenfrei. Das ganze Programm finden 
                        Sie unter www.cannstatts-geschichte-sehen-lernen.de (auch 
                        als Download).
                      Es stehen u.a. folgende Gräber auf dem Programm: 
                        Albert Eitel (Architekt des Kleinen Kursaals), Anna und 
                        Wilhelm Blos, Sozialdemokraten, zeitweilig in Cannstatt 
                        wohnhaft, er war der erste Präsident der Republik 
                        Württemberg 1919, sie u.a. eine Vorkämpferin 
                        für das Frauenwahlrecht, Mitgründerin der Weimarer 
                        Republik und Pionierin der Frauengeschichtsschreibung, 
                        Dr. Fritz Elsas (Erinnerungsinschrift am Grab seiner Witwe), 
                        Cannstatter Fabrikantensohn aus jüdischer Familie, 
                        Rechtsrat der Stadt Stuttgart, Vizepräsident des 
                        Deutschen Städtetages, Bürgermeister von Berlin, 
                        im Widerstand gegen Hitler, 1945 im KZ ermordet, Hermann 
                        von Burckhardt, Mediziner, Paul Ehmann d.J., städtischer 
                        Gartendirektor, Umgestalter der Kursaalanlagen um 1910, 
                        Eduard Pfeiffer, Gründer von Ostheim und Bruder des 
                        Cannstatter Ehrenbürgers Ernst Ezechiel Pfeiffer, 
                        Georg Schöttle, der die regelmäßige Pferdestraßenbahn 
                        zwischen Stuttgart und Berg bzw. Cannstatt einführte, 
                        der in seiner Zeit bekannte Schriftsteller Theodor Souchay, 
                        der in Cannstatt lebte, Professor Dr. Konrad Müller, 
                        der u.a. auch das Römerkastell in Cannstatt mit ausgrub 
                        u.a. Außerdem gibt es einige Grabgestaltungen vom 
                        in Cannstatt geborenen Jugendstilbildhauer Emil Kiemlen 
                        zu betrachten, oder das Grab von Claire Heliot, die mit 
                        ihrer Löwendressurnummer auch im Cannstatter Wilhelmatheater 
                        aufgetreten ist. Lassen Sie sich überraschen.
                      Ich freue mich auf die Begegnungen mit Ihnen bei dieser 
                        und den anderen Cannstatter Führungen in meinem aktuellen 
                        Programm. Die Einnahmen kommen einen Projekt von Pro Alt-Cannstatt 
                        zugute. 
                      Haben Sie gute Tage.
                        Ihr/Euer Olaf Schulze
                      
                      07.06.2024 BAD CANNSTATT
                        Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen, liebe Freunde 
                        dieses Cannstatt-Vlogs,
                      leider kein so schöner Anlass... am Mittwoch Abend, 
                        den 5. Juni 2024, gegen 22.30 Uhr wurde das "Erbsenbrunnenbüble" 
                        Opfer eines Menschen mit Zerstörungswut. Die Basis 
                        eines Sonnenschirms von Eis Gamba diente als Instrument. 
                        Der Kopf der von Fritz von Graevenitz geschaffenen Figur, 
                        lag, als die Polizei nach etwa 15 Minuten vor Ort war, 
                        abgeschlagen vor dem Brunnen, die Figur selbst hing nur 
                        noch an der Wasserzuleitung abgeknickt am Sockel. So wurde 
                        eines der Bad Cannstatter Wahrzeichen mutwillig beschädigt... 
                        und die Frage steht im Raum, wie geht es weiter. Als die 
                        Figur (vgl. Video Cannstatt Nr. 70 in diesem Vlog) nach 
                        dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls beschädigt wurde, 
                        konnte der Bildhauer Fritz von Graevenitz (1892-1959) 
                        selbst noch eine Kopie aus gleichem Material (Travertin) 
                        anfertigen. Diese Möglichkeit besteht nun nicht mehr. 
                        Die beschädigte Figur ist eingelagert, eine Restaurierung 
                        sicher möglich, doch wer kommt für den Schaden 
                        auf? 
                        Warum muss sich so ein Wutausbruch oft gegen Dinge richten, 
                        die anderen Menschen einfach nur Freude bereiten?
                        Die Cannstatter Marktstraße ohne das "Erbsenbrunnenbüble", 
                        das dort seit 95 Jahren steht, mag man sich nicht vorstellen.
                      Habt/en Sie dennoch gute Tage.
                        Euer/Ihr Olaf Schulze
                      
                      22.06.2024 STEIGFRIEDHOF BAD CANNSTATT
                        Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, Gäste und 
                        Freunde der Stadt,
                      in meinem heutigen Video gehen wir wieder einmal auf 
                        dem Steigfriedhof spazieren, und zwar in dessen älteren 
                        Teil unmittelbar an der Altenburger Steige. Wir begegnen 
                        zwei großen Familiengräbern aus der Zeit um 
                        1900, die eines gemeinsam haben. Die Grabanlagen haben 
                        monumentale Engeldarstellung in der Ende des 19. Jahrhunderts 
                        sehr beliebten Technik der Galvanoplastik, wie sie etwa 
                        die bekannte Firma WMF in Geislingen an der Steige produziert 
                        hat. Die Galvanoplastiken waren damals deutlich günstiger 
                        als ein klassischer Bronzeguss. Und sie ermöglichten 
                        breiteren (groß-)bürgerlichen Schichten, ihr 
                        Grab mit einer Figur (Trauernde Frauen, rastender Pilger 
                        und eben Engel in unterschiedlichen Haltungen) zu schmücken. 
                        Ein gewisses Alleinstellungsmerkmal gab es, WMF und auch 
                        andere Firmen führten Verkaufsbücher, in denen 
                        der spätere Standort der Figur auf den Friedhöfen 
                        der Stadt X oder Y eingetragen war und auch die Feldnummer. 
                        Auf kleineren Friedhöfen konnte diese Figur dann 
                        nicht mehr verkauft werden, auf größeren nur 
                        in weit auseinanderliegenden Feldern.
                      Die erste Figur ist ein Engel mit Kreuz vor der Brust 
                        und eine Rose streuend (Zeichen des Glaubens und der Liebe), 
                        als himmlischer Bote herabschreitend von den Wolken. Die 
                        erste Bestattung der Familie Kühnle war 1913 ein 
                        neunjähriger Junge, und die Familie hoffte wahrscheinlich, 
                        dass Engel ihn abgeholt hatten und in den Himmel begleiteten. 
                      
                      Die zweite Engelsdarstellung aus dem Jahr 1906 umfasst 
                        eine Figurengruppe, einen Schutzengel mit seiner schutzbefohlenen 
                        Seele (ein Kind), für die Familie Werner, die Mitbesitzer 
                        der bekannten Fabrik für Backöfen und Teigmaschinen 
                        Werner & Pfleiderer, deren Stammhaus in Cannstatt 
                        an der unteren Pragstraße war. Der Schutzengel führt 
                        mit seiner linken Hand das Kind, dieses an dessen linken 
                        Ellenbogen berührend, mit der rechten Hand zeigt 
                        der Engel nach oben in den Himmel und die "Seele" 
                        folgt diesem Blick. 
                      Beide Gräber sind immer noch in Familienbesitz und 
                        werden schon über hundert Jahre genutzt. Sie legen 
                        Zeugnis ab von der Bildwelt des ausgehenden 19. Jahrhunderts, 
                        in denen Engel - auch auf Friedhöfen in eher evangelischen 
                        Gebieten - begannen wieder eine Rolle zu spielen und die 
                        schlichten Kreuz bzw. klassischen Obelisken ergänzten.
                      Habt / haben Sie gute Tage (und seid/ seien Sie behütet)
                        Olaf Schulze
                      
                      22.06.2024 BAD CANNSTATT
                        Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen, 
                      in diesem Jahr wird der Evangelische Verein, einer der 
                        wichtigsten diakonischen Träger Bad Cannstatts, 150 
                        Jahre alt. Und das wird das ganze Jahr mit verschiedenen 
                        Veranstaltungen gefeiert. Am 8. März 2024 gab es 
                        im Großen Kursaal einen Festakt, nun eine Ausstellung 
                        im Erdgeschoss der "Stadtmühle" in der 
                        Überkingerstraße 19, nahe der Cannstatter Altstadt. 
                        An dieser Ausstellung war ich maßgeblich beteiligt, 
                        zusammen mit dem Journalisten und Fotografen Klaus Wagner 
                        und Carmen Jud, der Leiterin der Evangelischen Begegnungsstätte 
                        "Brücke" in der Wilhelmstraße, die 
                        auch vom Evangelischen Verein betrieben wird. 
                      Die Ausstellung wurde am Freitag, den 21. Juni, eröffnet 
                        und läuft bis Sonntag, den 28. Juli 2024. Immer an 
                        Wochenenden ist geöffnet, freitags von 16 bis 19 
                        Uhr, samstags von 14-17 Uhr und sonntags von 14-17 Uhr.
                      Öffentliche Führungen mit den Kuratoren Klaus 
                        Wagner bzw. Olaf Schulze gibt es am 22.6., 6.7., 13.7., 
                        20.7. und 28.7. jeweils um 15 Uhr und am 28.6. und 26.7. 
                        jeweils um 18 Uhr. 
                      Schon des öfteren, bereits in der Ära von Hans 
                        Betsch, gab es eine gute Zusammenarbeit des Evangelischen 
                        Vereins und Pro Alt-Cannstatt. Das eine sind die Vorträge, 
                        die Hans Betsch und Stefan Betsch und Olaf Schulze früher 
                        im Pflegeheim in der Brunnenstraße und seit der 
                        Coronazeit in der Begegnungsstätte "Die Brücke" 
                        in der Wilhelmsstraße halten. Seit drei Jahren gibt 
                        es die historischen Stadtspaziergänge, die in Zusammenarbeit 
                        mit dem "Demenzfreundlichen Bad Cannstatt" entstanden 
                        sind, und bei denen eine ganze Reihe von Vorstands- und 
                        sonstigen Mitgliedern als Stadtführerin bzw. Stadtführer 
                        ihre Expertise ehrenamtlich einbringen. Zum Anderen gibt 
                        es aber auch die erfolgreichen und immer sehenswerten 
                        Ausstellungen, die mit Frau Carmen Jud vom Evangelischen 
                        Verein und mit Hans und Anita und Stefan Betsch, Dr. Jörg 
                        Hucklenbroich, Johanna Klöpfer, Peter Kieferle, Olaf 
                        Schulze und Matthias Busch in den letzten Jahren entstanden, 
                        so über die "50er Jahre", über den 
                        Kunstmaler Hermann Metzger, über Cannstatt in der 
                        Badestadtzeit, über Stadtansichten und jetzt über 
                        die spannende Geschichte des Evangelischen Vereins, der 
                        in diesem Jahr sein 150jähriges Jubiläum feiert.
                        
                        Die aktuelle Ausstellung zur 150jährigen Geschichte 
                        des Evangelischen Vereins umfasst zwei große Räume 
                        im Erdgeschoss der "Stadtmühle" und einen 
                        Zwischengang nebst Seitenabteil. Seit mehreren Wochen 
                        waren die Ausstellungsmacher Klaus Wagner und Olaf Schulze, 
                        mit Unterstützung von Carmen Jud und Matthas Busch 
                        wie Sabine Wagner und der Hausmeister des Evangelischen 
                        Vereins, mit den Vorbereitungen beschäftigt. Lassen 
                        Sie sich überraschen. Es wurde ein Arbeits- und Wohnzimmer 
                        des Vikars Härle, dem Initiator des Cannstatter evangelischen 
                        Vereins "nachgebaut" und wir tauchen dort in 
                        die Zeit um 1880 ein. Außerdem gibt es interessante 
                        Fotos von den letzten Arbeitstagen in der Cannstatter 
                        Stadtmühle, die der Journalist und Fotograf Klaus 
                        Wagner damals vorausschauend machte und die ein interessanten 
                        Stück Zeitgeschichte dokumentieren. Alle alten Häuser 
                        des "Frommen Dreiecks" und in anderen Cannstatter 
                        Stadtbezirken (zum Beispiel das Paul-Gerhardt-Haus in 
                        der Neckarvorstadt). aber auch die aktuellen Einrichtungen 
                        in der Brunnen-, Überkinger-, Nauheimer- und Wilhelmstraße 
                        werden mit historischen und aktuellen Fotos vorgestellt. 
                        Ein besonderes Ausstellungsstück ist ein altes, aus 
                        dem Jahr 1907 stammendes, immer noch spielbares Harmonium 
                        aus Obertürkheimer Produktion, das zunächst 
                        in einer Kinderschule in der Winterhalde stand und später 
                        (in den 1950er Jahren) im Gemeinschaftsraum des Altenheims 
                        des Evangelischen Vereins. Auch gibt es eine Blechdose 
                        für Eukalyptus-Mentol-Bonbons einer Feuerbacher Firma 
                        (vor 1905), die von der "Blechemballagenfabrik Bühler 
                        & Cie. in Cannstatt/Württemberg" produziert 
                        wurde. Auf dem Gelände der ehemaligen Fabrik an der 
                        Überkinger Straße, in der auch die bekannten 
                        blauen NIVEA-Dosen produziert wurden, steht heute ein 
                        Seitenflügel des Pflegeheims Brunnenstraße 
                        57 mit Betreutem Wohnen. Ein weiteres Areal "Betreutes 
                        Wohnen" existiert seit Anfang der 1980er Jahre in 
                        der Nauheimer Straße 2. Dort befand sich bis in 
                        die 1930er Jahre die "Feuerwehrrequisitenfabrik Hermann 
                        Weißenberger", die schon im letzten Drittel 
                        des 19. Jahrhunderts die ersten Feuerwehrhelme "ohne 
                        Naht" herstellen konnten und auch Theaterrequisiten 
                        (wie Theaterrüstungen) herstellten. In der Ausstellung 
                        ist eine Feuerwehrlampe zu sehen, die ebenfalls vor 1905 
                        (der Vereinigung Cannstatts mit Stuttgart) entstanden 
                        ist. Zahlreiche Originalobjekte und historische Dokumente 
                        des Evangelischen Vereins findet man in den Vitrinen. 
                        Ein weiteres Exponat ist die Zieruhr der Familie Volz 
                        aus der Zeit um 1880 aus dem Nachlass der Cannstatter 
                        Pfarrerin Lenore Volz.
                      Die Ausstellung ist nur bis Ende Juli zu sehen und wird 
                        nicht verändert. Übrigens: Viele Aufsichten 
                        sind dankenswerter Weise Bewohner der "Stadtmühle". 
                      
                      Alles Gute wünscht
                        Olaf Schulze
                      
                      Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde 
                        dieses Vlogs,
                      heute ein Film über das "Klösterle", 
                        einen repräsentativen Fachwerkbau aus dem 15. Jahrhundert, 
                        eines der besterhaltenen Gebäude des Spätmittelalters 
                        in ganz Stuttgart. Der Verein Pro Alt-Cannstatt hat sich 
                        Anfang der 1980er Jahre für den Erhalt des damals 
                        noch unrenovierten Gebäudekomplexes eingesetzt. Der 
                        junge Architekt Hermann Kugler erwarb das Hauptgebäude 
                        von der Stadt und renovierte es denkmalschutzpreiswürdig. 
                      
                      Bei Bauuntersuchungen zog man Dendrodaten, die belegten, 
                        dass das Haupthaus 1463, der Erker und der Übergang 
                        zur Scheuer um 1483 errichtet worden waren. Seit 1988 
                        ist in der teilerhaltenen Scheuer das Stadtmuseum Bad 
                        Cannstatt untergebracht. Seit 1983 gibt es die Weinstube 
                        im Erdgeschoss des "Klösterles". 
                      Dass in diesem Haus Beginen gelebt haben, kann man positiv 
                        nicht nachweisen. Alle Zuschreibungen sind Deutungen, 
                        die durch eine Fehlinterpretation eines Lehrers der Cannstatter 
                        Lateinschule um 1800 entstanden und dann immer wieder 
                        "abgeschrieben" wurden. Als der Verein Pro Alt-Cannstatt 
                        zusammen mit dem Stadtmuseum Bad Cannstatt unter der damaligen 
                        Leitung von Dr. Manfred Schmid vom Planungsstab Stadtmuseum 
                        Stuttgart 2013 eine Sonderausstellung zum 550jährigen 
                        Jubiläum des "Klösterles" durchführte 
                        und sich die Hausgeschichte genauer vornahm, wurde es 
                        durch umfangreiche Recherchen von Jörg Heinrich (Köln/Berlin) 
                        in Quellen des 16. Jahrhunderts deutlich, dass die Beginen 
                        in anderen (bescheideneren) Häusern in Cannstatt 
                        ihre "Sozialstation" hatten und in diesem Haus 
                        "nur" Bürger lebten. Und zwar sehr repäsentativ. 
                      
                      Die "Kapelle" im zweiten Stock des Erkers, 
                        der 1483 an das Haus kam, bekam 1576 durch die damaligen 
                        Besitzer der Familie Wacker eine Stuckdecke mit bürgerlichen 
                        Motiven. Der kleine Sakristeischrank im gleichen Raum, 
                        Teil der Wand, scheint noch aus der Bauzeit zu stammen. 
                        Belegt aber nur, dass es in diesem Repräsentationsraum 
                        eine Art "Herrgottswinkel" gab. 
                      Am kommenden Sonntag, den 8. September 2024, besteht 
                        die seltene Möglichkeit mit kleinen Führungen 
                        die wichtigsten Innenräume (Bohlenstube im 1. Stock, 
                        "Kapelle" im 2. Stock) des "Klösterles" 
                        anzuschauen. Die Führungen finden zu jeder vollen 
                        Stunde zwischen 11 Uhr und 16 Uhr statt, das "Klösterle" 
                        ist bis 17 Uhr geöffnet, das Stadtmuseum Bad Cannstatt 
                        ist ebenfalls zwischen 12 und 18 Uhr geöffnet mit 
                        der aktuellen Sonderausstellung "Menschen in der 
                        Stadt", die noch bis zum ersten Oktoberwochenende 
                        zu sehen ist. Eintritt frei in beiden Fällen.
                      Die Gruppengröße ist auf 15 Personen beschränkt, 
                        bislang ist nur die erste Führung um 11 Uhr ausgebucht. 
                        Wir empfehlen eine Anmeldung beim Verein Pro Alt-Cannstatt 
                        unter Tel. 0711 26 70 39 bzw. per Email unter info@proaltcannstatt.de 
                        !
                      Bei Bedarf können noch weitere Zwischenführungen 
                        eingeschaltet werden.
                        Die Führungen werden von Frau Gaby Leicht und Herrn 
                        Olaf Schulze gemacht. Das Betreten des Gebäudes geschieht 
                        auf eigene Gefahr.
                      Haben Sie gute Tage.
                        Olaf Schulze
                        Historiker, Museumskurator, Trauerredner
                        1. Vors. Pro Alt-Cannstatt e.V.
                      
                      Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde 
                        dieses Vlogs,
                      der Stuttgarter Hauptfriedhof wurde Ende des Ersten Weltkriegs, 
                        Anfang 1918, eröffnet (vgl. Video Cannstatt Nr. 103). 
                        Vor einem Jahr hat die Stadt Stuttgart zusammen mit dem 
                        BUND und unterstützt durch die "Stiftung Naturschutzfond 
                        Baden-Württemberg" aus Erträgen der "Glücksspirale" 
                        ein Modellprojekt für den Hauptfriedhof entwickelt, 
                        in dem vier verschiedene Ansatzmöglichkeiten gezeigt 
                        werden: naturnah gestaltete Gräber, Nisthilfen für 
                        Wildbienen, artenreiche Wiesen und blütenreiche Beete. 
                      
                      Am Sonntag, den 22. September, bietet der Cannstatter 
                        Historiker Olaf Schulze zusammen mit der Pforzheimer Biologin 
                        und Umweltberaterin Petra Schad-Vollmer zum "Tag 
                        des Friedhofs" eine besondere, kostenfreie Friedhofsführung 
                        an, Beginn ist um 14.30 Uhr auf dem Vorplatz bei der Leichenhalle 
                        (Nähe U2-Haltestelle "Hauptfriedhof"). 
                        Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Führung 
                        dauert maximal 2,5 Stunden. 
                      Gezeigt werden ein großer Teil der Versuchsfelder 
                        zum "insektenfreundlichen Friedhof", aber auch 
                        spezielle Bereiche wie das Großgrabfeld für 
                        die Fliegeropfer aus dem Zweiten Weltkrieg, die Grabfelder 
                        der Zwangsarbeiter aus Polen und der Sowjetunion, der 
                        armenischen Teil des Hauptfriedhofs oder einige Prominentengräber. 
                        Auch auf die historische Entwicklung dieses großen, 
                        wenn auch wenig bekannten Stuttgarter Friedhofs werde 
                        ich eingehen.
                      Vielleicht habe ích Sie ja neugierig gemacht. 
                        Ich freue mich auf die Begegnung. 
                      Habt/Haben Sie alle eine gute Zeit
                        Euer/Ihr Olaf Schulze