Liebe
Freunde und Follower dieses
Cannstatt-Vlogs, nach langen
Wochen, in denen mich ein fast
normaler Alltag wieder hatte,
mal wieder ein Video, es ist
- ich glaube es selber kaum
- der hundertste Beitrag über
Bad Cannstatt, also ein kleines
Jubiläum. Irgendwann in
diesen Tagen wird wohl auch
der 10.000 Klick erfolgen, wir
sind knapp davor. Vielen Dank
für die Treue... mal sehen,
vielleicht schaffe ich es wieder
regelmäßiger, ein
Filmchen zu machen. Während
eines Urlaubs in Wilhelmshaven
besuchten wir, mein Lebensgefährte,
der ein Marine-Fan ist, und
ich nicht zum ersten Mal das
Deutsche Marinemuseum in Wilhelmshaven
(https://www.marinemuseum.de/).
In der aktuellen Sonderausstellung "Aus!
Wie konnte es soweit kommen?" Die
Kriegsmarine und das Ende des
Zweiten Weltkrieges, eröffnet
online auf YouTube am 8. Mai
2020 und noch bis zum 15. November
2020 zu sehen, wird u.a. anhand
von 12 Biographien die Situation
der Kriegsmarine bei Kriegsende
1945 dargestellt. Zum Beispiel,
dass noch nach dem 8. Mai Deserteure
in der Marine hingerichtet wurden...
wohl das berührendste Beispiel.
Völlig unerwartet stießen
wir also auf eine Biographie,
die auch mit Cannstatt zu tun
hat. Und mich zu der Erkenntnis
brachte, dass es in Stuttgart-Bad
Cannstatt eine Marine-Hitlerjugend
gab. Dieser gehörte der
Stuttgarter Wolfgang Lösch
an, bei Kriegsende Seeoffiziersanwärter
(28.2.1927-12.9.2015). Er war
Gefolgschaftsführer in
der Stuttgarter HJ und hatte
mit 17 Jahren bereits 150 Jungen
anzuleiten. In der Ausstellung
steht über ihn: "Allerdings
ist diese frühe Karriere
im nationalsozialistischen System
nicht ohne Brüche. Wer
er den Hitlergruß in geschlossenen
Räumen als sinnlos ansieht,
wird er aus seiner Stuttgarter
Ortsgruppe ausgeschlossen, meldet
sich jedoch wenig später
bei der Marine-Hitlerjugend
in Bad Cannstatt." Nach dem
Arbeitsdienst in Österreich
und einem kurzen Flakhelfer-Einsatz
in Stuttgart wird Wolfgang Lösch
am 1. August 1944 Reserveoffiziersanwärter
der Kriegsmarine und nach vier
Monaten zur Marineartillerie
eingezogen. Nach der Kapitulation,
sein Kriegsende erlebt er nahe
Husum kommt er für drei
Monate in britische Kriegsgefangenschaft
und kann danach in seine Heimat
zurückkehren, 18jährig.
Während des Krieges führte
er Tagebuch. Am 1. Mai 1945
notierte er: "Niederschmetternde
Nachricht vom Heldentod des
Führers. Felddienst ging
weiter." Von Kindesbeinen an
war die Generation Hitlerjugend
in das NS-System integriert
worden... Sein HJ-Ausweis aus
dem Jahr 1942/43 ist in der
Ausstellung als Einzelobjekt
zu sehen. Die Ausstellung ist
zwar nicht sehr groß,
aber sehenswert und gut gemacht
(https://www.marinemuseum.de/sonderaus...).
Bitte entschuldigen Sie die
schlechte Ton-Qualität,
Kopfhörer helfen, aber
es war ein sehr stürmischer
und auch regnerischer Tag.
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
liebe Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs,
manchmal sind es die kleinen Dinge,
die uns eine Geschichte erzählen,
wie die Verzierungen am "Klösterlebrunnen".
Dieser Brunnen stammt aus der Zeit
um 1860/1870 und hat sich bis heute
erhalten. Die Brunnentrog ist recht
groß, weil er früher auch
als Pferdetränke diente. Es gibt
ein Foto aus der Zeit um 1900, das
dies belegt. Auch dieser Brunnen führt
Cannstatter Mineralwasser und zwar
von der Kellerbrunnenquelle, die praktisch
alle Brunnen in der Altstadt Bad Cannstatts
speist. Das besondere dieses gusseisernen
Brunnens sind eindeutig die Verzierungen,
die Motive, die sich an den Außenseiten
des Brunnentrogs und am Brunnenstock
finden lassen. Dazu gehören Muscheln
und Fische, allerlei Wassergetier.
Kommen Sie doch einmal selbst vorbei
und betrachten dieses Stück Cannstatter
Brunnengeschichte, direkt am Thaddäus-Troll-Platz
bei der Wilhelmsbrücke. Von hier
aus hat man auch den schönsten
Blick aufs "Klösterle". Weitere
(kleinere) Brunnen aus der gleichen
Epoche sind der "Schreinereibrunnen" (vgl.
Video Nr. 75) auf diesem Cannstatt-Vlog)
und der kleine Brunnen "hinter" Schuh-Strohm
an der Badergasse.
Liebe Freundinnen und Freunde meines Cannstatt-Vlogs,
seit Montag letzter Woche können meine Kolleginnen
und Kollegen und ich natürlich auch keine Führungen
mehr machen, und eine neue "Durststrecke" beginnt. Wenn
es der Allgemeinheit hilft, soll es gut sein. D.h., auch
ich werde, wie im Frühjahr, wieder versuchen regelmäßiger
Filme hier auf YouTube hochzustellen, über meine
Wahlheimat Bad Cannstatt und über meine Heimat Pforzheim.
Heute sind wir auf dem Pragfriedhof, der Anfang 1873 als
neuer Stuttgarter Zentralfriedhof, damals noch weit ab
von der städtischen Bebauung, "auf der Prag" eröffnet
wurde. Auch auf dem Pragfriedhof finden sich Grabmäler
mit Cannstatt-Bezug. Am 22. Oktober 1845 wurde das erste
Teilstück der Königlich Württembergischen
Staatseisenbahn von Cannstatt nach Untertürkheim
für den regulären Betrieb eröffnet. Zentraler
Planer, so auch für den ersten Eisenbahntunnel unter
dem Schloss Rosenstein, für die über den Neckar
benötigte Eisenbahnbrücke und für die Linienführung
der Zentralbahn, war Carl (von) Etzel (1812-1865), der
auch den Albaufstieg bei Geislingen als erste europäische
"Hochgebirgs"-Bahn entwickelt und 1852 Leiter der Bauten
der Schweizerischen Zentralbahngesellschaft in Basel wurde
und auch in Österreich tätig war. Sein letztes
Werk war die schon 1844 begonnene, aber erst zwei Jahre
nach seinem Tod, 1867 vollendete Bahnlinie über den
Brenner. Etzel war wahrlich ein Pionier des Eisenbahnbaus
und half die Eisenbahn auch in schwieriges Territorium
zu bringen. Der erste Prag- und der erste Rosensteintunnel
waren sein Werk. Carl Etzel erbaute sich an der unteren
Pragstraße gleich beim Neckar ein repräsentatives
Haus in Cannstatt, direkt gegenüber der zeitgleich
entstehenden Wilhelma. Er wurde zunächst auf dem
Stuttgarter Hoppenlaufriedhof bestattet. Am 18. Oktober
1892 wurde er mit seiner Frau Marie und seiner Tochter
Flora auf den Pragfriedhof umgebettet. Das Grab befundet
sich in Abteilung Nr. 8 (Reihe 15, Folge 23-25) in unmittelbarer
Nähe des israelitischen Pragfriedhofs. Das historistische
Grabmal zeigt zahlreiche Griechenlandzitate, sein Marmorbildnis
ist mit Lorbeer und Eichenlaub umgeben. Auf der Rückseite
ist vermerkt, dass der Grabstein zum Teil aus dem Granitgestein
vom Brenner gestaltet wurde:
"SEIN / LETZTES WERK /
DIE BRENNERBAHN /
GAB DAS GESTEIN /
ZU SEINEM GRAB".
Leider hat man bei der
letzten Restaurierung nur den Namen Carl
Etzels und die rückwärtige
Inschrift aufgefrischt, nicht aber die
Namen der Familienmitglieder, die vorne
und seitlich nur noch schwer zu lesen
sind. Im Stadtmuseum Bad Cannstatt wird
in der aktuellen Sonderausstellung (derzeit
wegen Corona geschlossen) über die
Geburt der Schwäbischen Eisenbahn
vor 175 Jahren auch an Carl Etzel erinnert.
Die Ausstellung ist bis April 2021 zu
sehen.
Kommen Sie, kommt alle gut durch
diese Zeit!
Ihr/Euer Olaf Schulze
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde
dieses Vlogs über Bad Cannstatt,
dieses Mal ein Film über den Stuttgarter Hauptfriedhof,
der auf Cannstatter Gemarkung liegt, und zwar in unmittelbarer
Nähe des Stadtbezirks Steinhaldenfeld. Viele sprechen
deshalb in Cannstatt auch vom "Friedhof Steinhaldenfeld".
Dieser wurde 1918, noch im Ersten Weltkrieg eröffnet,
damals weit außerhalb der Bebauung Stuttgarts und
auch Cannstatts. Die Planungen der Stadt liefen etwa zeitgleich
mit den Planungen für den Waldfriedhof. Der Erste
Weltkrieg aber hat die teilweise sehr aufwendigen Baukörper,
die in einem Deutschland weiten Wettbewerb ausgeschrieben
worden waren, auf ein sehr bescheidenes Maß schrumpfen
lassen. Man dachte damals auch daran ein Krematorium und
eine große Aussegnungshalle zu errichten. Noch heute
wird das "Provisorium" von 1918 benutzt.
Dieser erste Film über den Stuttgarter
Hauptfriedhof zeigt das erste Grab, für
Ernst Zaiss, der am 1. Februar 1918 auf
dem neuen Friedhof bestattet wurde und
das, einer alten Tradition folgend, erhalten
bleibt und von der Stadt gepflegt wird,
sowie weitere Gräber im gleichen
Feld 12, die vor allem im Cannstatter
Werkstoff Travertin ausgeführt sind.
Besonders beeindruckend ist das Familiengrab
für Rose Kuban geb. Kinkel aus dem
Jahr 1927, mit einem Relief, das eine
Mutter mit zwei kleinen Kindern in enger
Verbundenheit zeigt und dessen Gestaltung
auf die Familiengeschichte Bezug nimmt
- ein absolutes Einzelstück, das
die Familie liebevoll unterhält.
Die Travertingräber sind zugleich
ein kulturgeschichtlicher Beleg für
die Bedeutung dieses Steines in der Zwischenkriegszeit
und die Verbundenheit der Cannstatter
Familien mit dem "Cannstatter Sauerwassermarmor".
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
Freunde Bad Cannstatts und Followerinnen
und Follower dieses Vlogs,
diesmal ein
kurzer Film über den Stadtteil Hallschlag/Altenburg.
Dieser Tage, Mitte Dezember 2020, wurden
auf dem neu gestalteten Altenburgplatz
vor dem "Römerkastell" (vgl. Video
Nr. XX) auf diesem Vlog) acht Informationstafeln
aufgestellt, finanziert von der Stadt
Stuttgart und erstellt u.a. durch ein
stadtteilgeschichtliches Team im Rahmen
des seit vielen Jahren erfolgreich verlaufenden
Modellprojekts "Soziale Stadt". An den
Texten zu den einzelnen Ausstellungstafeln
waren u.a. die Stuttgarter Historikerin
Claudia Weinschenk, der Archäologe
Dr. Andreas Thiel, das Vorstandsmitglied
von Pro Alt-Cannstatt Matthias Busch
beteiligt. Die Tafeln haben u.a. die
Römerstraße (vgl. die Filme
Nr. 20) und 26) auf diesem Cannstatt-Vlog),
die jüngst ergrabene mittelalterliche
Altenburg, die Geschichte der 1910 eröffneten
Dragonerkaserne und des Hallschlags in
seinen Ausbaustufen vor und nach dem
Zweiten Weltkrieg zum Thema, ebenso das
römische Reiter-Kastell und den
Steigfriedhof (vgl. die Videos Nr.36),
41), 51), 96), 97) und 99)) samt dem
Israelitschen Steigfriedhof. Nach mehreren
Anläufen wurden die Tafeln nun an
die Travertinsockel, die zugleich den
Passanten als Bänke dienen angebracht.
Und so wieder ein Stück Lokal- und
Quartiergeschichte den Menschen nähergebracht,
wie man auch gleich sehen konnte. Ein
prima Projekt. Das wir von Pro Alt-Cannstatt
gerne ideell, textlich und mit Bildern
aus unserem Archiv unterstützt haben.
Mit Dank an alle Beteiligten und bestem
Gruß Olaf Schulze,
1. Vors. Pro
Alt-Cannstatt e.V.
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
Freunde dieses Bad Cannstatt-Blogs auf
YouTube,
durch den zweiten Lockdown musste
Anfang November 2020 auch das Stadtmuseum
Bad Cannstatt seine Pforten wieder für
die Besucher schließen, nachdem
wir erst wenige Wochen zuvor die jüngste
Sonderausstellung zur Geschichte der
Württembergischen Eisenbahn eröffnen
konnten. Ein Höhepunkt der Ausstellung
ist die "Teppichbahn", die das Pro Alt-Cannstatt
Vorstandsmitglied Matthias Busch geplant
und aufgebaut hat. Unterstützung
erhielt er dabei von Viktor Enoekl, der
die aufwendige Sonder-Vitrine für
das Museum im Ehrenamt baute.
Außerdem
ließ der Verein den "Rosensteintunnel" vom
Modellbauer Rudolf Deistler herstellen.
Zahlreiche, zum Teil witzige Details
finden sich auf dieser Modellbahn. Sehen
Sie selbst. Diese Anlage ist eine "Teppichbahn",
sogenannt weil sie nur ab und an auf
dem Teppich im Wohn- oder Kinderzimmer
aufgebaut wird – traditionell an
Weihnachten, wenn eine neue Lok, ein
neuer Wagen oder Eisenbahnzubehör
unter dem Christbaum liegt. Auf der Anlage
fährt der „Württemberger
Zug von 1859“, der von der Firma
Märklin 1999 herausgebracht wurde,
angetrieben von einem Modell der ersten
Lok, die von der Maschinenfabrik Esslingen
1847 gebaut worden war – eine
sogenannte „Württembergische
Klasse III“ mit Schlepptender.
Die Lok trägt daher den Namen „Esslingen“.
In der Anfangszeit war ein gemischter
Personen- und Güterfahrbetrieb üblich,
daher sind in den Zug folgende Wagen
eingestellt: Personenwagen II. Klasse,
Personenwagen III. Klasse, ein offener
Güterwagen und ein Gepäckwagen
mit Brems-Ausstattung. Die Personenwagen
sind im Modell jedoch zu kurz, entsprechen
nicht den ursprünglich in Württemberg
verwendeten Langwagen amerikanischen
Stils. Die Anlage hat nicht den Anspruch,
eine wirklichkeitsgetreue Nachbildung
des damaligen Cannstatter Bahnhofs zu
sein. Sie soll aber die wichtigsten Einrichtungen
und den Betriebsablauf eines typischen
württembergischen Bahnhofs zwischen
1845 und 1870 zeigen. Neben dem Empfangsgebäude
für die Reisenden und das Bahnpersonal
gehörte ein Schuppen für die
Güterabfertigung zum Standard. Endbahnhöfe – wie
Cannstatt kurze Zeit – hatten auch
Lokschuppen und ein Bahnbetriebswerk
für die Wartung.
Ein Sonderfall
in Cannstatt waren ab 1869 die Central-Wagenwerkstätten,
die einzige Einrichtung ihrer Art der
K.W.St.E. ("Königlich Württembergischen
Staats-Eisenbahnen"). Der Betrieb einer
Dampflokomotive war (und ist) wesentlich
personal- und zeitintensiver als bei
heutigen E- oder Diesel-Loks. Bei Dienstantritt
kontrollieren Lokführer und Heizer
zunächst die Ventile, Regler, Bremsen
so- wie den Brennstoff- und Wasser-bestand.
Nach dem Anheizen des Kessels fuhr die
Lok über eine Wartungsgrube und
wurde von unten auf Lecks und Beschädigungen
untersucht. Anschließend wurden
alle Schmierstellen mit Öl versorgt.
Wenn der Betriebsdruck vollends erreicht
war, konnte die Dampflok ihren eigentlichen
Dienst aufnehmen. Dampfloks hatten einen
recht hohen Wasser- und Brennstoffverbrauch.
In den Anfangsjahren mussten die Loks
bereits nach 50 bis 80 km wieder aufgefüllt
werden, da nur kleine Vorräte mitgenommen
werden konnte. Bis 1858 wurde in Württemberg
aus Kostengründen mit Holz geheizt
(darum hat unsere Modellbahn-Lok Holzscheite
auf dem Tender), da Kohle teuer importiert
werden musste. Auf der Südbahn nach
Friedrichshafen wurde deshalb sogar Torf
verbrannt.
Nach der Rückkehr ins
Bahnbetriebswerk wurden zunächst
die Brennstoff- und Kesselwasservorräte
aufgefüllt, dann die glühend
heiße Schlacke und Asche aus der
Feuerbüchse herausgekratzt und mit
Wasser abgelöscht und schließlich
der Bremssand im Sanddom auf dem Kessel
der Lok aufgefüllt. Zuletzt wurde
die Lok in einem Schuppen abgestellt
und gereinigt. Dieser diente nicht nur
dem Wetterschutz, sondern sollte die
Lok über Nacht warm halten, damit
der Kessel am nächsten Tag schneller
aufheizte. In bestimmten Abständen
mussten außerdem die Heiz- und
Rauchrohre ausgeblasen und die Dampfrohre
im Kessel ausgewaschen werden. All diese
Arbeitsschritte sind in der Teppichbahn
anhand von Modellen erklärt. Darüber
hinaus finden wir Gottlieb Daimler, Wilhelm
Maybach, den Grafen Zeppelin, König
Wilhelm II. mit seinen beiden "Spitzen",
aber auch aktuell einen Weihnachtsmann
und Hagen von Ortloff mit einem Fernsehteam.
Der Vorstand von Pro Alt-Cannstatt wünscht
Frohe Rest-Weihnachten und einen guten
Start für 2021.
Bleiben Sie gesund
und hoffen wir auf das nächste Jahr.
Olaf Schulze,
1. Vors. Pro Alt-Cannstatt
e.V.
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
liebe Freunde und Follower dieses Vlogs,
der heutige Film führt uns in die
Galerie Wiedmann beim Jakobsbrunnen,
die vom Künstler und Galeristen
Willy Wiedmann (1929-2013; vgl. Videos
Nr. 3), Vorfilm und Hauptfilm mit dem
Bildhauer OSWALD) auf diesem Cannstatt-Vlog)
1964 gegründet wurde - und vor fünf
Jahren, 2015 von seinem Sohn in Zusammenarbeit
mit Dorothea Schwertzel-Thoma neu eröffnet
wurde. Durch den zweiten Lockdown nun
wieder geschlossen, ist die am 10. Dezember
2020 virtuell eröffnete Sonderausstellung
dem Thema "Archetypen, schräge
Vögel..." gewidmet und vereint Werke
der Pforzheimer Künstlerin Reinhilt
Michaelis (vgl. Video Nr. 101) in diesem
Pforzheim Vlog) und des angeblich Schweizer
Künstlers "Emilio Gräsli",
eines der vielen künstlerischen
Pseudonyme Willy Wiedmanns, der unter
jedem Pseudonym unterschiedliche Techniken
und Gestaltungsweisen verwirklichte. "Emilio
Gräsli" ist ein feiner Zeichner,
Aquarellist und "Klecksograph", der aus
zufälligen Farbklecksen witzige
Szenen schuf, die Willy Wiedmann durchgängig
mit Kommentaren oder zumindest Titeln
versah, welche den Humor des Künstlers
zu Tage treten lassen. Sehen Sie selbst.
Die Aufnahme machte freundlicherweise
Dajana Eisele von der Galerie Wiedmann
(vgl. www.galeriewiedmann.de), die mit
mir zusammen die aktuelle Ausstellung
hauptverantwortlich aufgebaut hat.
Mit
besten Grüßen
Olaf Schulze
Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen,
Freunde dieses Video-Blogs auf YouTube,
der Winter bringt manches es an den Tag,
vor allem wenn dann auch noch die Vegetation
zurückgeschnitten wurde. So ist
es derzeit auch in der Kursaalanlagen
in Bad Cannstatt. Diese wurden in der
Zeit um 1960 durch die beiden Daimlerschen
Gärten erweitert, die trennenden
Zäune abgebaut, die Wege durchgeführt.
Im oberen Daimlerschen Garten steht seit
1894 der Daimler-Turm (vgl. Film Nr.
15) in diesem Cannstatt-Vlog), seit diesem
Jahr (2020) sind auch informative Tafeln
zur Geschichte des Daimlerturmes und
der Villa aufgestellt, an deren inhaltlicher
Gestaltung Pro Alt-Cannstatt beteiligt
war. Beim Spielplatz in der Nähe
des Daimlerturms sind nun durch Vegetationsrückschnitt
zwei "Einbauten" aus der Daimlerschen
Zeit sichtbar geworden, das eine turmartig
mit Zinnen, wie sie auch der Daimlerturm
ursprünglich aufzuweisen hatte,
das andere eine Art Aussichtspunkt, von
dem auch ein bekanntes Foto des Gartens
um 1895 entstanden sein muss. Die Einbauten
sind aus Travertin, genau so wie die
ehemaligen, künstlich im Auftrag
Daimlers angelegten Grotten im Abhang,
deren Spitzen heute zum Teil noch hinter
den Spielgeräten zu erkennen sind.
Kommen Sie/kommt alle gut ins neue Jahr.
Mit besten Grüßen
Olaf Schulze
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs, i
ch
hoffe, Sie sind alle gut ins neue Jahr
gekommen, auf das wir unsere Hoffnung
werfen. Mal sehen, was wir am Jahresende
rückblickend sagen werden. Der heutige
Film ist der erste Teil eines zweiteiligen
Interviews, dass ich mit Helga Müller
in Bad Cannstatt geführt habe, die
sich in diesem Ausstellungs- und Buchprojekt
eingebracht hat. So entstand in Zusammenarbeit
mit der Historikerin Claudia Weinschenk,
Olaf Schulze und Dr. Manfred Schmid bzw.
Dr. Christiane Sutter vom Stadtmuseum
Bad Cannstatt aus einem Team von einem
Dutzend Mitwirkenden ein mehrteiliges
Ausstellungsprojekt, das im Jahr 2017
und 2018 drei Ausstellungen zur Cannstatter
Frauengeschichte im Stadtmuseum, der
Stadtteilbibliothek und der Galerie Wiedmann
entstehen ließ. Im Jahr 2019 wurde,
aus Anlass 100 Jahre Frauenwahlrecht
noch zusammenfassende und um das Thema
Anna Blos und das Wahlrecht sowie zwei
weitere allgemeine Themen ergänzte
Ausstellung im Stadtmuseum gezeigt. Auf
Basis eines durch den Verein Pro Alt-Cannstatt
angestoßenen Patenschaftprojekts
konnten fast 4000 Euro gesammelt werden,
die der weiteren Recherche und als Anschubfinanzierung
des Buches dienten. Im Sommer 2020 konnte
noch ein Verlag in Ludwigsburg, der Nikrosverlag
mit seiner Verlegerin Petra-Marion Niethammer
(in Cannstatt aufgewachsen), gewonnen
werden. Das Ergebnis der guten Zusammenarbeit
aller Beteiligten liegt nun vor, 320
Seiten stark mit ebenso vielen Abbildungen,
58 Frauenbiografien aus allen möglichen
Bereichen, vom Dienstmädchen bis
zur Ehrenbürgerin, von der Frauenrechtlerin
bis zur Politikerin, von der Schriftstellerin
bis zur Rundfunkpionieren, von der Pathologin
bis zur Theologin, von der Schauspielerin,
der Bildenden Künstlerin, der Filmregisseurin,
der Wirtin, der Marktfrau, der Fabrikantin
und und und. Sechs Straßennamen
im Bereich Neckarpark und die Benennung
einer fusionierten evangelischen Gemeinde
nach Lenore Volz entstanden ebenfalls
aus dem Projekt, an dem rund hundert
Menschen beteiligt waren. Ihnen allen
gebührt unser Dank für dieses
Projekt, das erste Buch über die
Cannstatter Frauengeschichte überhaupt.
Als das Buch eine Woche vor Weihnachten
beim Verlag eintraf, schlossen die Buchhandlungen
Corona-bedingt. Die Patinnen und Paten
und die Autorinnen und Autoren erhielten
das Buch noch vor Weihnachten. Das Buch
kann jedoch über den Verlag (info@nikros.de), über
den Verein Pro Alt-Cannstatt (www.proaltcannstatt.de)
und über den Buchhandel bestellt
werden. In diesem Film berichtet Helga
Müller, gymnasiale Deutsch- und
Sportlehrerin im Ruhestand, die allein
zehn Beiträge schrieb, über
Elisabeth Oehler-Heimerdinger und Gudrun
Ensslin und über ihre Erfahrungen
im Recherche- und Schreibprozess. Im
zweiten Teil folgt dann ihr Bericht über
die Theologin Lenore Volz, die generationsmäßig
zwischen den beiden stand. Elisabeth
Heimerdinger heiratete den Sohn des Cannstatter
Stadtdekans und ging zu ihm nach China
in die Mission, Lenore Volz schloss 1940
in Tübingen ihr Theologiestudium
ab und machte es sich zur Lebensaufgabe,
dass Frauen in der Württembergischen
evangelischen Landeskirche auch eine
Gemeinde als Pfarrerin leiten durften
und Gudrun Ensslin stammte aus einem
Cannstatter Pfarrhaus, ihr Vater war
Pfarrer an der Lutherkirche. Der zweite
Teil wird morgen hochgestellt. Mit besten
Grüßen
Olaf Schulze
1. Vorsitzender
Pro Alt-Cannstatt
Historiker & Trauerredner
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs,
nun
folgt der zweite Teil eines zweiteiligen
Interviews, dass ich mit Helga Müller
in Bad Cannstatt geführt habe, die
sich in diesem Ausstellungs- und Buchprojekt
eingebracht hat. So entstand in Zusammenarbeit
mit der Historikerin Claudia Weinschenk,
Olaf Schulze und Dr. Manfred Schmid bzw.
Dr. Christiane Sutter vom Stadtmuseum
Bad Cannstatt aus einem Team von einem
Dutzend Mitwirkenden ein mehrteiliges
Ausstellungsprojekt, das im Jahr 2017
und 2018 drei Ausstellungen zur Cannstatter
Frauengeschichte im Stadtmuseum, der
Stadtteilbibliothek und der Galerie Wiedmann
entstehen ließ. Im Jahr 2019 wurde,
aus Anlass 100 Jahre Frauenwahlrecht
noch zusammenfassende und um das Thema
Anna Blos und das Wahlrecht sowie zwei
weitere allgemeine Themen ergänzte
Ausstellung im Stadtmuseum gezeigt. Auf
Basis eines durch den Verein Pro Alt-Cannstatt
angestoßenen Patenschaftprojekts
konnten fast 4000 Euro gesammelt werden,
die der weiteren Recherche und als Anschubfinanzierung
des Buches dienten. Im Sommer 2020 konnte
noch ein Verlag in Ludwigsburg, der Nikrosverlag
mit seiner Verlegerin Petra-Marion Niethammer
(in Cannstatt aufgewachsen), gewonnen
werden. Das Ergebnis der guten Zusammenarbeit
aller Beteiligten liegt nun vor, 320
Seiten stark mit ebenso vielen Abbildungen,
58 Frauenbiografien aus allen möglichen
Bereichen, vom Dienstmädchen bis
zur Ehrenbürgerin, von der Frauenrechtlerin
bis zur Politikerin, von der Schriftstellerin
bis zur Rundfunkpionieren, von der Pathologin
bis zur Theologin, von der Schauspielerin,
der Bildenden Künstlerin, der Filmregisseurin,
der Wirtin, der Marktfrau, der Fabrikantin
und und und. Sechs Straßennamen
im Bereich Neckarpark und die Benennung
einer fusionierten evangelischen Gemeinde
nach Lenore Volz entstanden ebenfalls
aus dem Projekt, an dem rund hundert
Menschen beteiligt waren. Ihnen allen
gebührt unser Dank für dieses
Projekt, das erste Buch über die
Cannstatter Frauengeschichte überhaupt.
Als das Buch eine Woche vor Weihnachten
beim Verlag eintraf, schlossen die Buchhandlungen
Corona-bedingt. Die Patinnen und Paten
und die Autorinnen und Autoren erhielten
das Buch noch vor Weihnachten. Das Buch
kann jedoch über den Verlag (info@nikros.de), über
den Verein Pro Alt-Cannstatt (www.proaltcannstatt.de)
und über den Buchhandel bestellt
werden. In diesem Film berichtet Helga
Müller, gymnasiale Deutsch- und
Sportlehrerin im Ruhestand, die allein
zehn Beiträge schrieb, nach ihren
Erfahrungen mit den Biographien der Missionarsfrau
Elisabeth Oehler-Heimerdinger und der
Terroristin Gudrun Ensslin über
die Theologin Lenore Volz, die generationsmäßig
zwischen den beiden stand. Elisabeth
Heimerdinger heiratete den Sohn des Cannstatter
Stadtdekans und ging zu ihm nach China
in die Mission, Lenore Volz schloss 1940
in Tübingen ihr Theologiestudium
ab und machte es sich zur Lebensaufgabe,
dass Frauen in der Württembergischen
evangelischen Landeskirche auch eine
Gemeinde als Pfarrerin leiten durften
und Gudrun Ensslin stammte aus einem
Cannstatter Pfarrhaus, ihr Vater war
Pfarrer an der Lutherkirche. Vielen Dank
für's Zusehen.
Mit besten Grüßen
Olaf Schulze
1. Vorsitzender Pro Alt-Cannstatt
Historiker & Trauerredner
Anm. für
YouTube: Für beide Filme floss kein
Geld vom Nikros Verlag an mich oder den
Verein Pro Alt-Cannstatt. Gez. Olaf Schulze
Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen,
liebe Freunde Bad Cannstatts und dieses
Vlogs,
nach längerer Pause mal wieder
ein neues Video. Diesmal (zum zweiten
Mal; vgl. Cannstatt-Video Nr. 103) auf
diesem Kanal) vom Stuttgarter Hauptfriedhof,
der in Bad Cannstatt liegt. Ein herrlicher
Wintertag mit trockener Kälte und
strahlend blauem Himmel lud zum Spaziergang
ein - nachdem ich zuvor dort eine Urnenbeisetzung
mit meinen Worten als Trauerredner gestaltet
hatte. Über die Geschichte des 1918
eröffneten Hauptfriedhofs habe ich
im Kommentar zum Cannstatt-Video Nr.
103) bereits das Wichtigste geschrieben.
Der heutige kleine Rundgang zeigt zunächst
einen Brunnen, mit einer für die
Zeit des späten Jugendstils typischen
Gestaltung, einem Putto (Knaben), der
auf einem Oktopus reitet. Dieser Brunnen
gehört zur Anlagezeit des Hauptfriedhofs
und dürfte um 1920 entstanden sein.
In unmittelbare Nähe liegt das Familiengrab
der Familie Kiesel (Hermann Kiesel; 1886-1934),
das von einer Bronzefigur (einer der
wenigen Großfiguren auf dem Hauptfriedhof)
geziert ist, die einen jungen Pilger
darstellt, einen Pilger, auf dem Lebensweg.
Der Weg führt uns weiter mit kurzen
Zwischenhalten zu den Gräbern von
Herrn Gerhard Mayer-Vorfelder (1933-2015),
langjähriger CDU-Landtagsabgeordneter
und zeitweiliger Kultus- und später
Finanzminister des Landes Baden-Württemberg
sowie Sportfunktionär (VfB) und
Herrn Herbert Czaja (1914-1997), der
von 1953 bis 1990 für die CDU im
Deutschen Bundestag saß und außerdem
von 1970 bis 1994 Präsident des
Bundes der Vertiebenen war. Während
auf dem Grab von von Mayer-Vorfelder
immer noch das provisorische Holzkreuz
steht, ist das Grab von Herrn Czaja mit
der Figur eines segnenden Christus versehen.
(Mit "Hauptallee" habe ich mich übrigens
versprochen, diese gibt es auch auf dem
Stuttgarter Hauptfriedhof, führt
jedoch von der Feierhalle nach Norden.)
Das letzte vorgestellte Grab auf diesem
kleinen Rundgang Schaustellergrab der
Familie Weeber, für Herrn Max Weeber
(1921-1977) und seinen Sohn, den Wasenwirt
Max Rudi Weeber (1943-2015), der langjährige
Vorsitzende des Schaustellerverbandes
Südwest Stuttgart e.V. - mit einer
Weltkugel und der Inschrift "Die weite
Welt war sein Feld" auf dem Grabstein
sowie einem "Transportzug", wie man sie
beim Auf- und Abbau der Frühlingsfeste
und Volksfeste auf dem Wasen immer wieder
im Cannstatter Stadtbild sieht. Haben
Sie möglichst gute Tage und nutzen
sie das schöne Wetter zu Spaziergängen
im Freien (unter Einhaltung der Corona-Regeln).
Die Sonne tut uns allen gut.
Olaf Schulze
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
liebe Freundinnen und Freunde dieses
Bad Cannstatt-Vlogs, der nun bald ein
Jahr alt wird... zum Internationalen
Frauentag hat die Buchhandlung Osiander
(die mir kein Geld für diesen Film
bezahlt hat!!! Übrigens auch die
Verlegerin nicht) beim Erbsenbrunnen
ein eigenes Schaufenster zum Cannstatter
Frauenbuch dekoriert. Die Buchhandlung
befindet sich genau dort, wo zwischen
1900 und 1940 die Weinstube Wertz ihren
Sitz hatte mit der "Bäckä-Wertze",
Lina Wertz (1877-1963), geb. Metzger,
als beliebter Wirtin. Auch ihr war eine
Geschichte in den Frauenausstellungen
2017/2018 gewidmet, sie wurde mit anderen
Biografien in der Stadtteilbibliothek
vorgestellt. Und nun kehrt sie noch einmal
in ihr Haus beim Erbsenbrunnen zurück,
das Ihr Vater dem jungen Ehepaar zusammen
mit 80.000 Mark-Schulden zu ihrer Hochzeit übergeben
hatte... „Jetzt schaffet ond
zahlet Eure Schulda ab!“ Als
ihr Mann 1918 starb, gab sie die Bäckerei
auf und ihre fünf Töchter halfen
in der Weinstube, die ein beliebter Treffpunkt
Cannstatter Vereine war. 1940 wurde diese
kriegsbedingt geschlossen. 1949 konnte
das halbzerstörte Haus wieder aufgebaut
werden. Eine Bank zog ins Erdgeschoss
ein. 1963 starb Lina Wertz. Weitere Geschichten über
ihr Leben, auch ihre Vorliebe für
eine Tasse Kalteter See am Vormittag,
finden sich im Buch "Und die Frauen?
Cannstatter Frauengeschichte(n) aus zehn
Jahrhunderten" (siehe Videos Nr. 108
und Nr. 109 auf diesem Cannstatt-Vlog).
Die in Bad Cannstatt lebende Künstlerin
Christa Klebor mit ihren lebensprallen
Frauengestalten voll positiver Energie
hat das Buch zum Anlass genommen, zwei
Gemälde zu schaffen, die Frauen
beim Lesen dieses Buches zeigen. Sie
zeigt diese Bilder im Rahmen einer von
ihr initiierten Schaufensteraktion in
vielen Geschäften der Altstadt von
Cannstatt. Danke Christa Klebor! Eine
schöne Idee (www.ck-kreativwerkstatt.de).
Der Verein Pro Alt-Cannstatt, der das
Projekt mit aus der Taufe gehoben hat,
ist weiterhin an spannenden Frauengeschichten
aus Bad Cannstatt interessiert.
Nehmen
Sie einfach Kontakt mit uns auf.
Eine
gute Zeit wünscht
Olaf Schulze
*** Ein Jahr "Cannstatts Geschichte
sehen lernen" auf YouTube ***
Liebe Cannstatterinnen
und Cannstatter, liebe Freunde und Follower
dieses Video-Blogs auf YouTube,
genau
heute vor einem Jahr, am 15. März
2020, habe ich den ersten Cannstatt-Film
im Stadtmuseum Bad Cannstatt gedreht,
zwei Tage nach dem ersten Lockdown in
Baden-Württemberg, und einen Tag
später am 16. März hochgestellt.
Inzwischen sind 112 (eigentlich 113)
kleine und längere Filmchen über
Bad Cannstatt daraus geworden, und fast
ebenso viele über meine Heimatstadt
Pforzheim. Ich möchte danke sagen,
denen, die seit recht von Beginn an dabei
sind, und denen, die immer noch dazu
kommen. Ich hätte vor einem Jahr
nicht gedacht, dass ich heute über
150 Abonnenten habe (und über 19.000 "Klicks").
Ihnen allen Danke für Treue, Kommentare
und auch persönliches Feedback auf
der Straße. Dies motiviert mich
weiterzumachen. Geschichte(n) gibt's
noch genug. Und Corona ist leider immer
noch aktuell. Seit einigen Wochen arbeite
ich in einem Cannstatter Pflegeheim an
der Pforte und beim Schnelltest. Dabei
sehe ich, wie wichtig Ansprache, Zuhören,
Mutmachen und gelegentlich auch trösten
im direkten Umgang mit den Menschen ist.
Wie lange das Alles noch gehen mag. Wir
wissen es nicht. Es gibt nur ein Weiter,
mit Bedacht und auch mit Hoffnung. In
diesem Sinne, lassen Sie sich nicht unterkriegen.
Ihr Olaf Schulze Heute mal wieder ein
längerer Film aus Bad Cannstatt,
der Weg führt von der Wilhelmsbrücke
zur Neckartalstraße, die, als in
dem heute besprochenen Abschnitt zwischen
der Wilhelmsbrücke (die damals schon
bestand) und der Rosensteinbrücke
(die noch fast hundert Jahre auf sich
warten ließ) die zumeist heute
noch stehenden, repräsentativen
Häuser gebaut wurden noch Stuttgarter
Straße hieß. Die vorgestellten
Häuser entstanden allesamt Anfang
bis Mitte der 1840er Jahre, zu einer
Zeit, als auch die Wilhelma ihren Ausgang
nahm, das Wilhelma-Theater als erster
repräsentativer Bau (vgl. Video
Nr. 10) auf diesem Cannstatt-Vlog) errichtet
war und König Wilhelm I. Württemberg
regierte. Die drei Häuser, von der
Pragstraße (damals Landstraße
nach Ludwigsburg) bis zum "Alten Hasen" wurden
zwischen 1842 und 1846 errichtet, das
Eckhaus an der Pragstraße in späteren
Jahren (etwa 1890) noch um eine Etage
erhöht. Dieses Eckhaus hatte sich
der Ingenieur und Eisenbahnpionier Carl
(von) Etzel (1812-1865) errichtet (vgl.
Video Nr. 102) auf diesem Cannstatt-Vlog).
Man kann über dem Eckfenster eine
Jahreszahl "1846" und die Initialen des
Bauherrn erkennen. Später zog hier
das Professor Hirsch'e Knaben-Institut,
ein Internat der Mittelstufe, ein, dann
nahm im selben Gebäude die Firma
Werner & Pfleider, bekannt für
Backöfen und Backmaschinen aller
Art, ihren Anfang. Das Nachbarhaus, im
September 1843 im Bau, hat einen Dachgarten
und eine besonders klassizistische Fassade
mit vielen Zitaten griechischer Antike.
Eine Zeitlang hing hier auch eine Tafel
des Historischen Pfads des Vereins Pro
Alt-Cannstatt, darauf hieß es,
dass dies das Wohnhaus der langjährigen
festen Freundin König Wilhelm I.,
der Schauspielerin Amalie von Stubenrauch
(1805-1876), gewesen sei; doch dies war
(leider) eine Fehlzuschreibung. Ihr Wohnhaus
war in der Neckarstraße in Stuttgart.
Und so haben wir die Tafel wieder abgenommen.
Auch das dritte Haus hat eine repräsentative
Fassade und zeigt sich noch weitestgehend
im originalen Zustand, während der "Alte
Hase" durch Bombentreffer stark zerstört
und verändert wieder aufgebaut wurde. Über
dieses Gasthaus wird es einmal ein eigenes
Video geben. Alle Häuser sind Zeugnisse
einer Zeit, in der um den Altstadtkern
herum neue Wohn- und Fabrikquartiere
entstanden, eine Zeit, die wir gemeinhin
mit dem "Biedermeier" gleichsetzen, die
Jahre vor 1848 (und nach 1815). Es war
eine Zeit, in der Cannstatt sowohl zur
Sommerresidenz König Wilhelms I.
wie auch zum international bekannten
Kurort ausgebaut wurde. Eine Zeit in
der "man" in Cannstatt wohnte, wenn "man" etwas
auf sich hielt. Aber auch eine Zeit,
in der die Eisenbahn in Württemberg
errichtet wurde und die ersten bedeutenden
Fabriken entstanden. Eine Zeit der Bürgerlichkeit
und der Umbrüche.
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
liebe Freunde dieses Video-Blogs über
die Sauerwasserstadt am Neckar, in diesen
Tagen hatte mein Mitte März 2020
begonnener Kanal hier den 20.000 Klick.
Sicher wurde nicht jeder Film zu Ende
geschaut, aber ich bin ganz stolz darauf,
und freue mich und danke all denen, die
immer wieder mal reinschauen und es auch
weitersagen, was man hier finden kann.
Vor dem Großen Kursaal in Bad Cannstatt
steht nicht nur das bekannte Denkmal
für König Wilhelm I. von Württemberg
(vgl. Film Nr. 85) auf diesem Cannstatt-Vlog),
sondern auch eine besonders schöne
und alte Magnolie, von der manche sagen,
sie sei die älteste Württembergs
oder zumindest Stuttgarts. Möglich
wär's, aber so ganz sicher erscheint
es mir nicht. Es gibt zumindest Postkarten
aus den 1930er Jahren, die diese Magnolie
zeigen, und auch da hatte sie schon eine
schöne Größe. Vor 200
Jahren, im April 1821, wurde auf Geheiß König
Wilhelms I. in Cannstatt der Brunnenverein
gegründet, aus Bürgern von
Stuttgart und Cannstatt und auch adligen
Mitgliedern, die das Kurleben in Cannstatt
auf die Höhe der Zeit bringen wollten
und durch Bauten wie den Kursaal und
durch die Neugestaltung der Brunnenanlagen
und ihrer Umgebung Cannstatt zu dem werden
ließen, was es in der Jahrhundertmitte
dann auch war, ein international gefragter
Kurort. Immer mehr erweiterte sich über
die Jahrzehnte auch der untere und obere
Kurpark. Fotos belegen dies. Auf einem
Bild des Stuttgarter Fotografen Brandseph,
das den Großen Kursaal um 1870
(vor Aufstellung des Reiterdenkmals)
zeigt, ist an der Stelle kein Baum zu
erkennen, um 1900 gab es dort einen kleinen
Teich mit vielen umgebenden Bäumen,
doch das Areal wurde immer wieder umgestaltet.
Sei es, wie es sei, die im Frühling
immer wieder blühende Magnolie ist
eine echte Augenweide. Leider währt
die Pracht jeweils nur kurz, der nächste
Frost macht sie schnell zunichte. Am
Ende des Films fragt mich eine Passantin, "ob
das wieder einen Kalender gibt". Sie
meinte den historischen Kalender des
Vereins Pro Alt-Cannstatt, für den
wir früher auch aktuelle Vergleichsbilder
gemacht haben. Nun, wie ich geantwortet
habe, haben Sie ja schon gehört.
Haben Sie schöne Ostertage.
Olaf
Schulze
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
Freunde dieses Video-Blogs,
der heutige Film führt uns wieder einmal auf den
Uffkirchhof (vgl. die Videos Nr. 27), 40), 46), 47) und
49) auf diesem Cannstatt-Vlog). Dieses Mal werden vier
Grabgestaltungen vorgestellt, die alle das Thema Tod und
Auferstehung, die österliche Botschaft, zum Thema
haben. Sie stammen aus unterschiedlichen Zeiten und erzählen
die Geschichte mit unterschiedlichen Bildern. Das Grabmal
der Familie Amerein wurde bald nach 1994 angelegt und
zeigt auf einem Relief voller Dynamik den Engel über
dem leeren Grab an Ostermorgen: "Was sucht ihr den, der
lebt, bei den Toten?" ist die Inschrift. Auf dem Grab
der Familie Schnürle steht ein recht großes
Steinrelief, vier Figuren zeigend, drei von Ihnen trauern
(zwei scheinen dabei zu beten) und haben die Köpfe
nach hinten geworfen, im Augenblick, in dem sich die zentrale
Figur aus dem Grab erhebt. Das Grabmal ist wahrscheinlich
nach 1951 entstanden, als der Ingenieur Dr. Adolf Schnürle
mit 54 Jahren verstarb. Das dritte Grabmal, für das
Ehepaar Friedrich und Emma Hofmann, zeigt in Zweitverwertung
ein Bronzerelief der Jugendstilzeit: "Durch Nacht zum
Licht" verkündet ein Engel mit weiblichen Zügen
drei Frauen am Ostermorgen. Solche Reliefs wurden u.a.
von der WMF Geislingen hergestellt. In der Tradition der
expressionistischen Bildauffassung der 1920er Jahre steht
das kreuzförmige Grabmal des Ehepaars Karl und Frida
Seibold, er war Missionar, wie die Inschrift verrät.
Ein auferstehender, mit der rechten Hand zum Himmel weisender
Christus mit der Siegesfahne ist zu erkennen. Das Grabmal
dürfte bald nach 1945 entstanden sein, als Frau Seibold
mit 54 Jahren verstarb. Alle Gräber thematisieren
den Ostergedanken, die Hoffnung auf Auferstehung nach
dem Tod. Es grüßt Sie bis zum nächsten
Mal
Olaf Schulze,
Bad Cannstatt, Ostermontag 2021
Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen,
liebe Freunde dieses Vlogs,
nach etwas längerer Pause mal wieder einen Film.
Dieses Mal geht es um die Reste der "schönsten Brücke
des Landes", wie die 1893 nach zweijähriger Bauzeit
vollendete, recht monumentale Bogenbrücke aus sogenanntem
"Martineisen" zwischen Stuttgart und Cannstatt damals
mehrfach beschrieben wurde. Bei Kriegsende 1945, genauer
am 21. April, wurde zwei Bögen der Brücke durch
die Deutsche Wehrmacht gesprengt, um den Vormarsch der
Alliierten zu verlangsamen. Diese angesichts der militärischen
Lage völlig sinnlose Maßnahme geschah an vielen
Orten, in Bad Cannstatt wurde damals u.a. auch die Wilhelmsbrücke
gesprengt, einzig der Berger Steg mit einer wichtigen
Versorgungsleitung blieb erhalten. Ab 1946 wurden die
Reste der alten König-Karls-Brücke mit ihren
fünf Bögen und ihrer Länge von rund 252
Metern beseitigt und 1948 durch einen Neubau einer Betonbogenbrücke
ersetzt, der 1976 einer Stahlkastenbrücke wich. Zwei
Bogensegmente (nicht drei, wie ich im Video einmal falsch
sage) wurden nach Plochingen zum Wiederaufbau der 1904
vollendeten und 1945 ebenfalls gesprengten Brücke
über den Neckar versetzt, so dass sie bis heute erhalten
sind (Bauzeit 1946-1948, Breite 11,4 m, Länge 110
m, nach anderen Angaben 130 m, 2 Stützweiten von
48 m). Die Kosten der ursprünglichen Brücke
zwischen der württembergischen Residenz- und der
wesentlich älteren Oberamtsstadt betrugen 1893 1.3
Millionen Mark, eine stattliche Summe. Die Brücke
wurde allgemein als Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst
betrachtet, und vielfach in Zeitungen abgebildet und auf
Postkarten durch die Länder verschickt. Der Planer
war Karl (von) Leibbrand (1839 Ludwigsburg - 1898 Stuttgart),
der u.a. Präsident der Ministerialabteilung für
Straßen- und Wasserbau des württembergischen
Königreichs war. 1895 wurde er durch König Wilhelm
II. von Württemberg zum Ehrenritter der Württembergischen
Krone ernannt und geadelt. Bereits zwei Jahre zuvor, im
Jahr der Brückeneinweihung, war er zum Ehrenbürger
von Cannstatt ernannt worden. Neben den zwei erhaltenen
Figuren des "Wehrstandes" (vgl. Video Nr. 53 auf diesem
Cannstatt-Vlog) und des "Gewerbes" (bei der Haltestelle
"Mineralbäder") sind die Bögen in Plochingen
an der Neckarbrücke unterhalb der Stadtkirche St.
Blasius beeindruckende Zeugen dieses einst renommierten
württembergischen Brückenbauwerks und der Ingenieurskunst
des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Kommen Sie gut in den Mai...
Olaf Schulze
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
Besucher und Follower dieses Bad Cannstatt-Vlogs,
der Gartenbauverein Bad Cannstatt feiert dieses Jahr
sein 150jähriges Bestehen. 1871 war er als Güterbesitzerverein
gegründet worden, viele Wein- und Obstbauern haben
sich zum gemeinsamen Tun zusammengeschlossen. Der in den
1930er in Gartenbauverein umbenannte Verein ist bis heute
aktiv im Grünen in Bad Cannstatt unterwegs.
Eine der Aktionen in dem Corona bedingt eingeschränkten
Jubiläumsprogramm ist die Bepflanzung der runden
Fläche um das König-Wilhelm-Reiterdenkmal vor
dem Großen Kursaal (zum Denkmal aus dem Jahr 1875
vergleiche das Video Nr. 85) auf diesem Bad Cannstatt-Vlog).
Mit Genehmigung des Garten-, Friedhofs- und Forstamts
der Stadt Stuttgart haben heute Vorstandsmitglieder und
weitere Mitglieder des Gartenbauvereins, 20 an der Zahl,
von 8 Uhr in der Früh bis 12.30 Uhr das Areal mit
über 7000 Pflanzen bestückt. Nach einem Entwurf
des Vizevorstandes Uli Warth und seines Schwiegersohns
Marc de la Vourdelle (unterstützt von seiner Frau
Friederike de la Vourdelle und heute Sohn Maximilian),
wurde fleißig Erde gelockert, gepflanzt und zugereicht.
Um 12 Uhr kam dann noch ein Fotograf der "Cannstatter
Zeitung", der die Aktion für die "Tagespressenewigkeit"
festhielt. Zum Schluss "taufte" der langjährige
Vorsitzende des Gartenbauvereins Bad Cannstatt, Wilhelm
Bauer (vgl. Videos Nr. 12) und 44) auf diesem Vlog) die
Kanne mit Wein und launigen Worten und dankte allen Beteiligten
für die schöne Aktion. Passanten blieben stehen
und einige kamen mit uns ins Gespräch, eine Dame
meinte: "Das ist Kunst!" Und da hat sie nicht
unrecht.
Vor dem König ist die Cannstatter Kanne in den Stadtfarben
Rot und Weiß zu erkennen, auf der linken Seite sind
die drei Buchstaben "GBV" für Gartenbauverein
rot abgesetzt, rechts in Weiß die Jahreszahl "1871".
Am Vortag waren die Umrisslinien markiert worden.
Die heute, am 15. Mai 2021, durchgeführte Bepflanzung
wird mit der Wachstumsphase in den nächsten Monaten
noch dichter werden und bis Oktober zu sehen sein. Im
Einzelnen wurden gesetzt: 2052 grüne und 2664 rote
Alternanthera, 100 weiße Kalanchoe bloss Calandiva,
2400 rote Begonien semperflorens, und 150 weiße
Echeverien. In der nächsten Woche wird das provisorische
Schild hinter der "Cannstatter Kanne" durch
ein festes ersetzt.
Über Jahrhunderte hinweg wurden Gärten, eben
auch der Kurpark in Cannstatt, immer wieder neu bepflanzt
und umgestaltet, zur Freude der Besucher und der Cannstatter
(und der Stuttgarter auch!). In diesem Jahr hat sich der
Gartenbauverein mal wieder im öffentlichen Raum eingebracht.
Im Namen des Vorstands des Gartenbauvereins
Olaf Schulze
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
Freunde und Neuentdecker dieses Vlogs,
heute, Pfingstsonntag, den 23. Mai 2021, sollte an der
Evangelischen Stadtkirche Bad Cannstatt ein besonderes
Fest stattfinden: 550 Jahre Stadtkirche Bad Cannstatt,
vormittags ein Festgottesdienst unter Anwesenheit des
Stuttgarter Oberbürgermeisters, abends dann ein Vortrag
zur Geschichte der Kirche. Durch die aktuelle Pandemie
ist dies zu diesem Zeitpunkt nicht möglich, so dass
die Veranstaltungen auf den September bzw. auf nächstes
Jahr verschoben wurden.
Aus diesem Anlass, 550 Jahre Abschluss und vermutlich
auch Weihe des neuen Chors der Stadtkirche habe ich diesen
Rundgang rund um die Stadtkirche, bei leider nicht optimalem
Wetter, gemacht. Dabei geht es um das vielgestaltige spätgotische
Maßwerk der 25 authentischen, noch erhaltenen Fenster,
die von den Betrachtern von Außen gut zu sehen sind.
Bei genauerer Betrachtung fällt auf, das sich keines
der Maßwerke wiederholt, die "Nonnenköpfe",
"Drei- und Vierblatt" oder "Drei- und Vierpässe",
die "Fischblasen" in einer einfachen und in
einer "engelartigen" Form variieren immer wieder
neu, wenn man die Kirche umschreitet. Vielleicht machen
Sie es selbst einmal "live" vor Ort.
"Maßwerk", so typisch für den Stil
der Gotik, entstand um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert
in Frankreich, mit dem Übergang der Romanik zur Gotik.
Die Fensterflächen vergrößerten sich,
vor allem die Vertikale wurde mehr und mehr betont, dies
brachte jedoch das Problem des Winddrucks und der Stabilität
der Fenster mit sich, auch konnte man damals noch keine
großen Glasflächen herstellen. So wurde das
Maßwerk entwickelt und anhand der Gestaltung des
Maßwerks können die KunsthistorikerInnen auch
Datierungen vornehmen. In der Spätgotik wurden die
Maßwerkformen immer verspielter, variantenreicher,
aufwendiger. Die Auftraggeber des Kirchenbaus wollten
Gott die höchste Kunstfertigkeit widmen, ihm zu Ehren
das Beste auf der Höhe der Zeit gestalten, und so
brachte man große finanzielle Opfer und erhoffte
sich Pluspunkte für das eigene Seelenheil.
Die Datierung der Cannstatter Stadtkirche, die Bauzeit,
wird meist mit 1471 bis 1506 angegeben. Es gibt leider
nur wenige Quellen dazu, jedoch ist sicher, dass der Bau
vor 1471 begonnen wurde, vermutlich ab 1460 geplant, ab
1465 wissen wir von Steinlieferungen. Der Chor ist in
seinem Gewölbe mit Wappensteinen der Bauleute des
Werkstatt des Aberlin Jörg verziert und außerdem
mit der Jahreszahl "1471".
Aberlin Jörg ist der wichtigste Vertreter einer
württembergischen Baumeisterfamilie, die über
drei Generationen im Land aktiv war und an zahlreichen
Kirchenneubauten bzw. Erweiterungen des 15. Jahrhunderts
federführend beteiligt. Diese Zuschreibung an die
Werkstatt Aberlin Jörgs (um 1420-um 1492/94) wird
heute nicht mehr bestritten.
Immer wieder wurden Renovierungen und kleinere Veränderungen
an der Cannstatter Stadtkirche vorgenommen, Mitte des
19. Jahrhunderts wurde auch Sie, wenn auch behutsam, "regotisiert",
und zwar in den Jahren 1858/59 unter "Baurat Leins",
dem bedeutenden Architekten Christian Friedrich Leins
(1814-1892). Dabei entstand u.a. die Fensterrose in der
Hauptfassade. Das sie im Zweiten Weltkrieg (bis auf Glasschäden)
nicht zerstört wurde, ist noch viel der Originalstruktur
des späten Mittelalters vorhanden. Daher ist die
Cannstatter Stadtkirche, die bis zur Reformation den Heiligen
Cosmas und Damian geweiht war, ein bedeutendes Zeugnis
der Spätgotik in Württemberg und der Frömmigkeit
der Cannstatter in dieser Zeit des Umbruchs.
Bis zum nächsten Mal.
Ihr / Euer Olaf Schulze
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
liebe Mitglieder und Freunde des Gartenbauvereins Bad
Cannstatt,
liebe Besucher der Stadt,
vor sechs Wochen, am Samstag, den 15. Mai 2021, haben
rund 20 Mitglieder des Gartenbauvereins Bad Cannstatt
aus Anlass des 150. Vereinsjubiläums eine Bepflanzung
rund um das Denkmal für König Wilhelm I. vor
dem Großen Kursaal in Bad Cannstatt ausgeführt
und rund 7000 junge Pflanzen eingebracht (siehe Video
Nr. 116) auf diesem Cannstatt-Vlog).
Was damals schon ganz gut aussah, ist jetzt, anderthalb
Monate mit Wärme und Regen später, natürlich
gewachsen, die meisten kahlen Stellen sind geschlossen,
die Pflanzen sind voll erblüht und ergeben das Bild,
das geplant worden war. Und nachdem gestern noch Wildpflanzen,
die sich ungefragter Weise angesiedelt hatten, von drei
Mitgliedern unseres Vereins herausgenommen wurden, wäre
das Bild perfekt, wenn nicht irgendwelche "Spitzbuben"
oder "-mädle" die Verankerung unseres Stiftungsschildes
verbogen hätten. Nun auch das werden wir noch in
den nächsten Tagen "ausbügeln".
Wenn man alte Abbildungen, Ansichtskarten, die den Kursaal
und die Parkanlage davor zeigen, vergleicht, sieht man
schnell, dass auch die Anlage der Bepflanzung immer wieder
gewechselt hat, teilweise gab es eine Absperrung mit Steinpfeilern
und einer geschmiedeten Kette rund um den Sockel des Denkmals,
es gab Zierteiche, Büsche und Blumenrabatten, die
Wegführung variierte. Um 1870 war der Platz vor dem
Großen Kursaal völlig unbepflanzt, das Denkmal
wurde erst 1881 vom Wilhelmsplatz an den heutigen Standort
versetzt. Bislang ist mir noch keine Abbildung begegnet,
bei der ein Symbol, wie jetzt die "Cannstatter Kanne"
(das Stadtwappen seit dem Mittelalter) gepflanzt wurde.
So hat der Gartenbauverein Bad Cannstatt, der 1871 als
Güterbesitzerverein gegründet wurde, mit seiner
Aktion in diesem Sommer für eine besondere Verschönerung
des Areals gesorgt. Viele Menschen haben uns und mich
schon darauf angesprochen und oft schon wurden Handys,
Smartphones, IPhones und Tabletts gezückt.
Olaf Schulze,
Beiratsmitglied des Gartenbauvereins Bad Cannstatt von
1871 e.V.
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
Freunde und Gäste dieses Video-Kanals,
der aktuelle Film zeigt einen Einblick in die derzeitige
Sonderausstellung im Stadtmuseum Bad Cannstatt (Marktstraße
71/1), die den Titel trägt "Monte Pincio Schwabens"
- 200 Jahre Brunnenverein, 200 Jahre Cannstatter Kurpark.
Sie wurde an 27. November 2021 aus Corona-Gründen
"still" eröffnet und wurde nun bis zum
3. Oktober 2022 verlängert. Die Öffnungszeiten
sind Mi 14-16, Sa 14-17 und So 12-18 Uhr bei freiem Eintritt.
Die Ausstellung wurde vom Verein Pro Alt-Cannstatt untertstützt.
Hier der von mir verfasste Begleittext zur Sonderausstellung
aus dem Flyer des Stadtmuseums:
Vom "Monte Pincio" hat man einen herrlichen
Blick auf Rom, von den oberen Kursaal-Anlagen auf Bad
Cannstatt. Dies verleitete weltgewandte Reiseführerautoren
zum gewagten Vergleich. Vor 200 Jahren, am 16. April 1821,
wurde in Cannstatt auf Initiative König Wilhelms
I. ein „Verein zur
Verbesserung der Bade- und Kuranstalten“ aus der
Taufe gehoben,
der als „Brunnenverein“ über ein Jahrhundert
lang eine zentrale
Bedeutung für die Entwicklung Cannstatts zum Kurort
hatte. So
entstanden in wenigen Jahren eine vierreihige Allee zwischen
Brunnenstraße und der später Wilhelmsbrunnen
genannten Quelle. Der
Verein ließ den Großen Kursaal nach den Entwürfen
des Hofbaumeisters
Thouret erbauen. Eine der ersten Baumaßnahmen war
1824 die Errichtung
eines Füllhauses, „um den auswärtigen
Liebhabern der Quelle das Wasser
rein und wohlverwahrt in die Hände zu liefern.“
1842 bekam das Füllhaus
noch ein Gegenstück am anderen Ende des Großen
Kursaals, der im Jahr zuvor fertig gestellt war, ein Restaurationsgebäude,
das dem 1908 eröffneten Kleinen Kursaal weichen musste.
Der Brunnenverein sorgte nicht nur für die Baulichkeiten
und die Parkgestaltung in den Kursaal-Anlagen, sondern
auch für deren Bespielung. In den 1880er Jahren,
unter seinem Vorsitzenden August Wilhelm Graf von Taubenheim,
legte man den Wilhelmsbrunnen
neu an. Bald nach 1900 gestaltete man den oberen und unteren
Kurpark um, und suchte dazu neue Sponsoren, die sich am
Jugendstil-
Stifterpavillon verewigen ließen. 1906 wurde ein
Lawntennisplatz
angelegt. Eine der letzten großen Baumaßnahmen
war 1908 der Kleine Kursaal, der über eine rückwärtige
Kaffeeterrasse mit Blick auf den heute noch stehenden
Musikpavillon verfügte. Während des Ersten Weltkriegs
musste der Verein den Kursaal nebst dem oberen Kurpark
für ein Lazarett abgeben, das erst 1921 aufgelöst
wurde. Von der nun einsetzenden Inflation erholte sich
der Brunnenverein nicht.
Nach 1933 wurde er zunächst „gleichgeschaltet“.
Bei der Einweihung des neugestalteten Brunnenhofs am 20.
Juli 1933 wurde bekannt gegeben,
dass Oberbürgermeister Karl Strölin vom Brunnenverein
zu seinem Vorsitzenden gewählt worden war. Unter
den Nationalsozialisten wurde der Ausbau „Bad Cannstatts“
vorangetrieben – doch ohne den Brunnenverein. 1936
beschlossen die Stuttgarter Ratsherren die Gründung
eines Kurvereins Bad Cannstatt, die am 11. Dezember 1936
im Kursaal erfolgte: „Cannstatt soll kein Mode-
und Weltbad werden, sondern ein Heilbad vor allem für
den Stuttgarter selbst und für seine engere Heimat,“
hieß es. Während der neue Kurverein seine Tätigkeit
aufnahm, wurde
der Brunnenverein in den Hintergrund gedrängt und
am 22. Dezember 1938 aufgelöst.
Die Ausstellung zeichnet anhand von Objekten, Bildern
und Plänen die Entwicklung des Cannstatter Kurparks
von bescheidenen Anfängen bis in die jüngste
Vergangenheit nach. Und belegt damit auch, dass die Umgestaltungen
– wie etwa bei der Stuttgarter Bundesgartenschau
1961 – immer dem jeweiligen Zeitgeschmack geschuldet
waren. Die Kursaal-Anlagen sind bis heute ein wesentlicher
Bestandteil der Cannstatter Identität.
Eine gute Zeit wünscht
Olaf Schulze
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
liebe Freunde dieses Kanals,
nach langer Zeit mal wieder ein neuer Beitrag. Und wer
den Titel genau gelesen hat, hat sicher bemerkt, dass
die "Corona-Zeiten" aus dem Titel verschwunden
sind. Es hat lange genug gedauert.
Die aktuelle Ausstellung im Stadtmuseum Bad Cannstatt
zeigt anhand von 15 ausgewählten Firmen "Cannstatter
Industriegeschichten" des 19. und 20. Jahrhunderts.
Die Ausstellung entstand in Kooperation des Verein Pro
Alt-Cannstatt und dem Stadtmuseum Bad Cannstatt und zeigt
anhand zahlreicher Objekte und historischer Fotos die
Breite und Vielfalt der Cannstatter Industrie. Cannstatt
war um 1900 und damit schon vor der Vereinigung mit Stuttgart
1905 in die "erste Reihe der württembergischen
Industriestädte aufgestiegen". In zahlreichen
Stadtbezirken hatten sich Industrien niedergelassen ,
so am Mühlgrün in der Nähe des ehemaligen
Cannstatter Hafens, in der Neckarvorstadt, an der Pragstraße,
in der Fabrikvorstadt Richtung Wasen und am vorderen Seelberg
sowie an der Schmidener- und Hofener Straße Richtung
Eisenbahnviadukt.
Ein besonderer Hingucker und "Hinhörer"
der Ausstellung ist ein drehbarer Christbaumständer
der Firma J.C.Eckardt aus der Zeit um 1910, der die Museumsbesucher
am Eingang erwartet. Die Aufsichten zeigen gerne auf Nachfrage,
wie er funktioniert.
Hier die vorgestellten Firmen im Überblick:
Gebr. Decker, Eisenguss, Brückenbau (später
weitergeführt mit anderen Produkten von der Maschinenfabrik
Esslingen, AEG und Trafo-Union)
Bettfedernfabrik Straus & Cie. (Cannstatt und Untertürkheim)
Feuerwehrrequisitenfabrik Herm. Weissenburger & Cie.
J.C.Eckardt, Manometerfabrik
KURIS, Krauß & Reichert, elektrische Stoffzuschneidemaschinen
Hesser, Spezialmaschinen für Verpackungen
Fortuna Werke (Albert Hirth), Minimeter u.v. andere
Ehepaar Kröning, der "Verlag" vertrieb
zwischen ca. 1914 und ca. 1930 u.a. "Scheidenpulverbläser"
zur Schwangerschaftsverhütung
Fa. Staehle ("Columbus-Werke", von der Blechemballagenfabrik
zu Clean Quality und Areosoldosen, brachte in den 1920er
Jahren den ersten Staubsaugbohner auf den Markt)
Robert Friedel GmbH, Süßwaren- und Schokoladenfabrik
("Frigeo"-Brausepulver, "Ahoj"-Brause)
Schuhfabrik Haueisen mit der Marke "Mercedes-Schuhe"
(diese ab 1909)
Von WÜMAK (Metallwaren, Hotelsilber...) zu Knecht-Filtern
M. Streicher, Eisengießerei, später auch Stahlguss,
Kanaldeckel und Reinigungsfahrzeuge
Hirnstein, Spezial-Staubsauger
Aus "Cannstatter Laubsäge-Arbeiten" wird
die Modellbaufirma "Graupner" in Kirchheim/Teck
Die Ausstellung ist bis zum 3. Oktober 2023 geöffnet
- und wird nicht verlängert (Di 14-16, Sa 14-17 und
So 12-18 Uhr), der Eintritt ist frei.
Haben Sie gute Tage
Olaf Schulze
KURPARK STUTTGART-BAD CANNSTATT
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Gäste
der Stadt und liebe Freundinnen und Freunde meines Cannstatt-Vlogs,
nach langer Zeit mal wieder ein Film. Gerade ist die
ca. 140/150 Jahre alte Magnolie vor dem Großem Kursaal
wieder in voller Blüte und die Nächte haben
keine Nachfröste, bei denen die Blütenblätter
schnell braun und damit unschön werden würden.
Im Film zeige ich auch die wieder sehr schöne Frühjahrbepflanzung
rund um das König-Wilhelm-Reiterdenkmal, sehr geschmackvoll
vom Garten- und Friedhofsamt der Stadt Stuttgart umgesetzt
und zuletzt ein Detail an der Rotunde, dem ältesten
Teil des Großen Kursaals, dessen Baubeginn sich
im nächsten Jahr 2025 zum 200. Mal jährt. Der
Verein Pro Alt-Cannstatt e.V. wird dazu sicher einige
Veranstaltungen durchführen. Bereits in diesem Herbst
soll ein schon länger angekündigter und dann
doch verschobener Führer durch die oberen und unteren
Kursaalanlagen erscheinen.
Der Cannstatter Kunsthistoriker Dr. Maximilian Grimm
hat in seiner vor einigen Jahren erschienen Dissertation
über die "Curbad Cannstatt. Entwicklung einer
Kurmetropole" im 19. und 20. Jahrhundert auch nachgewiesen,
dass ein bis 1945 vorhandener Mäanderfries an der
Außenseite der Rotunde nach der Teilzerstörung
des Großen Kursaals bei einem Luftangriff 1944 und
provisorischer Schließung des Daches noch im Krieg
Ende der 1940er Jahre beim Wiederaufbau optisch stark
verändert wurde. Denn der Mäanderfries enthält
vermeintlich "Hakenkreuze", und das war in der
jungen Bundesrepublik nicht mehr opportun. So wurde hier
der Bauschmuck quasi "entnazifiziert"... ein
interessantes Verfahren, von dem ich vor der Lektüre
der Dissertation von Herrn Grimm nie was gehört oder
gelesen hatte.
Habt, haben Sie gute Tage
Euer/Ihr Olaf Schulze
BAD CANNSTATT
Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen,
liebe Besucher dieses Cannstatt-Vlog,
das aktuelle Video führt uns an den Beginn der König-Karl-Straße,
die bis 1937 einfach nur "Königstraße"
hieß, in unmittelbare Nähe des Kleinen Kursaals.
An diesem um 1900 errichteten Gebäude sind interessante
Details des (Stuttgarter) Jugendstils zu erkennen:
Die Liebe zu etwas exotischen Tieren mit interessanten
Umrissen, aber auch Spuren des Luftschutzes im Zweiten
Weltkrieg, wie zugesetzte Kellerfenster oder Luftschutzmarkierungen
an der Fassade mit floureszierender Farbe gemalt, die
bei der Verdunklung in der Nacht noch lange vom Tageslicht
her "nachleuchtete". Schließlich entdecken
wir die in Stuttgart so beliebte "Sonnenblume"...
als Verzierung an einem Hoftor.
Haben Sie gute Tage.
Olaf Schulze
31.03.2024 BAD CANNSTATT
Frohe Ostern...
mit dem Wechselruf "Christ ist erstanden" -
"Er ist wahrhaft auferstanden" grüßen
sich seit alters in verschiedenen Sprachen die Christen
auf der ganzen Welt. Mein heutiger kleiner Film hat ein
österliches Thema... auf dem Cannstatter Uffkirchhof,
den ich hier schon mehrfach als Thema in diesem Vlog hatte,
befindet sich ein besonderes Grab eines früh verstorbenen
Mädchens aus der Zeit um 1900. Das Typische am Grab
ist die damals sehr häufige Gestaltung "Kreuz
auf Sockel", das Besondere etwas damals eigentlich
nichts Ungewöhnliches. Die Verstorbene ist fotografisch
auf Porzellan (oder auch Keramik im Allgemeinen) abgebildet,
eine junges Mädchen, Elisabeth Futscher (1897-1909),
im "Bleyle-Blüsle" und einer großen
Schleife in den langen, zum Teil hochgesteckten Haaren.
Es handelt sich um die Tochter eines katholischen Buchhändlers
namens Julius Futscher (1859-1914) und dessen Ehefrau
Eugenie geb. Rummel (1864-1926),.Ihre Tochter Elisabeth
starb 1909 überraschend an einer Kinderkrankheit
und wurde auf dem Uffkirchhof bestattet. Bis heute dient
das Grab der Familie.
Den letzten Bestatteten, Lothar Futscher (gestorben 2019),
Sohn des Bruders Benno der jung verstorbenen Elisabeth,
der Zeit seines Lebens in der Cannstatter Kolpingfamilie
aktiv war und seit seinem Ruhestand Brunnenführungen
angeboten hat (so hatte ich ihn auch vor gut 15 Jahren
in Bad Cannstatt kennen- und schätzen gelernt), habe
ich selber dort mit zu Grabe getragen und auch den biographischen
Teil der Trauerrede übernommen. Mein einer seiner
Töchter bin ich befreundet und sie hat mir viel Material
zur interessanten Familiengeschichte leihweise überlassen.
Der lateinische Spruch auf dem Steinkreuz lautet "In
crude salus" - im Kreuz liegt das Heil Die liegende
Platte mit den Namen der zuletzt Verstorbenen schließt
der Satz ab: "Sie lebten aus Gottes Kraft."
In diesem Sinne, in die Hoffnung auf Auferstehung, die
die Christen der Welt teilen: Frohe Ostern 2024
Ihr/Euer
Olaf Schulze
05.04.2024 BAD CANNSTATT
Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen,
liebe Freunde dieses Vlogs,
am 27. März 2024 wurde im Stadtmuseum Bad Cannstatt
eine neue Sonderausstellung eröffnet, die von Olaf
Schulze (also mir) und Matthias Busch (meinem Lebensgefährten)
vom Verein Pro Alt-Cannstatt e.V. kuratiert wurde. Diese
Ausstellung ist etwas für Jung und Alt, es gibt vieles
zu schauen und zu entdecken und zu vergleichen. "MENSCHEN
in der STADT" zeigt Bilder und Objekte aus der Zeit
zwischen 1796 und heute. Hier ist der Flyertext:
„MENSCHEN in der STADT“ – was als Ausstellungstitel
wie ein
Allgemeinplatz klingt, entpuppte sich bei der Vorbereitung
der
Präsentation als außerordentlich vielseitiges
Thema durch die
Geschichte Bad Cannstatts in den letzten rund 225 Jahren.
Wir entdecken die Menschen, Cannstatterinnen und Cannstatter,
aber auch „Passanten“, Gäste, Durchreisende,
auf unterschiedlichen
Bildmedien. Manchmal sind sie der Anlass des Bildes, die
Ursache,
warum der Fotograf den Auslöser seiner Kamera drückte,
manchmal
sind sie „zufällig im Bild“. Immer jedoch
erzählen sie von sich selbst,
von ihrem Leben, wenn man die Spuren zu deuten weiß.
Unsere Zeitreise beginnt mit der Schlacht „Bei Kannstatt
an der
Brucken“, als es am 21. Juli 1796 um ein markantes
Ereignis bei
der Verteidigung der „Cannstatter Brucken“
(heute Wilhelmsbrücke)
kam. Während des Koalitionskrieges (1792-1796) stießen
die
Franzosen nach Württemberg vor: „Die schwersten
Schießereien
gab es um Cannstatt, das von Österreichern besetzt
war. Unter
dem Erzherzog und Feldmarschall Karl erhielt Carl Adolf
Baron
Vauthier von Baillamont, Fähnrich in einem Infanterie-Regiment,
den Befehl, mit 67 Mann und allen Zimmerleuten des Regiments
die Neckarbrücke zu verteidigen und zu zerstören.
Der Fähnrich
wies mit seinen Männern nicht nur zwei Angriffe ab,
freilich unter
schweren Verlusten und selbst verwundet. sondern er machte
sogar zwei erfolgreiche Gegenstöße und trieb
die Franzosen zurück.
Die Zimmerleute hatten derweil die Aufgabe, die Brücke
zu zerstören.
Das gelang, und damit war den Franzosen vorerst der Weg
in die Stadt verwehrt. Dies Geschehen zeigt ein Bild,
das später
die Söhne des Fähnrichs anfertigen und mit einer
Erläuterung
versehen ließ.“ So fasste es Jürgen Hagel
in seinem Standardwerk
„Cannstatt und seine Geschichte“ (1. Aufl.
2002) zusammen.
Ereignisse und Abbildungen des 19. Jahrhunderts reihen
sich
und führen bis in die Jahre des Ersten Weltkrieges,
und damit des
umbruchsreichen 20. Jahrhundert. Ältere Männer
mit Armbinden
und Gewehren bewachen im Sommer 1914 die Rosenstein-
Eisenbahnbrücke, verwundete Soldaten und französische
Kriegsgefangene tauchen im Stadtbild auf, Vereine haben
ihre
Veranstaltungen im öffentlichen Raum, wie zum Beispiel
auf
dem Seilerwasen. Die Jahre nach 1933 bringen Veränderungen,
Aufmärsche und Massenveranstaltungen gibt es nun
auch in
Cannstatt. Schließlich der Bombenkrieg und seine
Folgen für
die Bevölkerung, der Neuanfang unter Trümmern,
die Wirtschaftswunderzeit.
Baden-Württembergs erstes Straßenfest ist das
1970
erstmals in der Marktstraße durchgeführte Wein-
und Brezelfest.
Dazwischen herrscht viel Alltag, Kinder spielen, Schüler
sind
unterwegs, Erwachsene arbeiten, aber auch Brautpaare gehen
immer wieder durchs Bild. Dabei dienen gleiche Orte, Straßen,
Plätze in der Stadt unterschiedlichen Veranstaltungen.
Wie verändert
sich zum Beispiel der Cannstatter Wochenmarkt über
die
Zeit? Wie stellen sich „Menschen vorm Haus“
auf? Wie verhielten
sie sich bei den Brunnen hinter dem Großen Kursaal?
Besondere
„MENSCHEN in der STADT“ waren die Nachtwächter,
bis diese
Jahrhunderte alte Institution mit Jahresende 1865 in Cannstatt
abgeschafft wurde. Die historischen Abbildungen, manchmal
im Original, manchmal im Scan, werden um – teilweise
erstmals
gezeigte – Exponate ergänzt, die mit den vorgestellten
Ereignissen
zu tun haben und die Vitrinen füllen.
Die Ausstellung ist bis 6. Oktober 2024 im Stadtmuseum
Bad Cannstatt zu sehen. Öffnungszeiten Mi 14-16,
Sa 14-17 und So 12-18 Uhr. An Feiertagen gibt es Sonderregelungen.
Es gibt auch öffentliche Kuratorenführungen,
vgl. www.proaltcannstatt.de.
Eine spannende Ausstellung für alle Generationen.
Olaf Schulze, 1. Vors. Pro Alt-Cannstatt e.V.
30.04.2024 BAD CANNSTATT
Liebe Freundinnen und Freunde des Cannstatter Vlogs,
liebe Cannstatter und Cannstatterinnen und Gäste
der Stadt,
das heutige Video befasst sich nicht mit einem spezifischen
Gebäude oder einem Verein oder einer Person der Stadtgeschichte,
sondern mit einem städtebaulichen Phänomen der
Mitte des 19. Jahrhunderts, als Cannstatt auf dem Höhepunkt
seiner Phase als Kurstadt mit nationalem und internationalem
Publikum war. Durch die Industrialisierung und den Bau
der Eisenbahn (1845 eröffnete die erste Eisenbahnverbindung
im Königreich Württemberg zwischen Cannstatt
und Untertürkheim, im gleichen Jahr noch bis Esslingen,
1846 erfolgte der Anschloss Stuttgarts) gewann die alte
Oberamtsstadt am Neckar rasch an Bedeutung. Es gab den
Zuzug von Arbeiterinnen und Arbeitern, aber auch von Pensionären,
Adligen etc., so dass das Neubaugebiet zwischen Altstadt
und Kursaal im Volksmund rasch den Namen "Pensionopolis"
erhielt.
Zu den stadtgestalterischen Überlegungen der Zeit
um 1850 gehörte es, dass Straßen achsial, in
einem Rastermuster, auch diagonal oder sich sternförmig
kreuzend (wie es beim Wilhelmsplatz und beim Daimlerplatz
ist) angelegt wurden und wie es zum Beispiel in viel größerem
Maßstab auch in Paris geschah (vgl. Place d'Étoile).
Zentral waren dabei Überlegungen zur Straßenbreite
(je nach Bedeutung und Funktion der Straße), aber
auch der Straßenrandbegrünung. Besonders beliebt
waren Alleebäume, wie Platanen oder im Cannstatter
Fall vor allem Kastanien.
So ist denn auch die 1863/1864 angelegte, schnurgerade
auf den Großen Kursaal diagonal zulaufende König-Karl-Straße,
die bei ihrer Eröffnung "Königstraße"
hieß, von Alleebäumen umgeben, ebenso die Kreuznacher-
und die Daimlerstraße. In letzterer erfreut sich
auch regelmäßig die Cannstatter Kolonie der
Gelbkopfamazonen der guten Lage ihrer Rastbäume.
Und hinterlässt entsprechende Spuren und "erfreut"
mit kleinkinderartigen Rufen, die weit zu hören sind.
Für das Stadtklima ist es wichtig, dass die Alleen
gepflegt werden und langfristig erhalten bleiben. In diesem
Sinne wünscht Euch und Ihnen alles Gute
Olaf Schulze, Historiker, Museumskurator und Trauerredner
12.05.2024 PRAGFRIEDHOF STUTTGART
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
liebe Gäste und Freunde der Sauerwasserstadt am mittleren
Neckar,
der heutige kleine Film führt uns auf den Stuttgarter
Pragfriedhof, dem mit rund 21 Hektar drittgrößten
Friedhof Stuttgarts, von der Belegung mit etwa 29.000
Grabstellen ist es der größte. 1873 weit außerhalb
der Stadt angelegt, ist er längst von der Bebauung
eingeholt worden. 1907 wurde hier das erste Stuttgarter
Krematorium eröffnet und dazu ein eigener Friedhofsbereich.
Auf dem Pragfriedhof, der im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts
und bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg (vor der Anlage
des Waldfriedhofs) d e r Prominentenfriedhof in Stuttgart
war, liegen auch zahlreiche historisch interessante Persönlichkeiten,
die einen Bezug zur Cannstatter Stadtgeschichte haben.
Der Film stellt die Grabstätte von August Wilhelm
Graf von Taubenheim (1805-1894) vor (nahe an der historischer
Friedhofskapelle), der nicht nur Oberstallmeister des
Königs Wilhelm I. von Württemberg war, sondern
einer dessen besonders engen Freunde. Graf Taubenheim
war beim Tode König Wilhelms 1864 im Schloss Rosenstein
anwesend und er überlieferte jenen viel zitierten
Satz des Königs, wie schwer er sei, sich von einem
so schönen Lande trennen zu müssen. Zehn Jahre
zuvor war Graf Taubenheim Ehrenbürger Cannstatts
geworden und zwar aufgrund seiner Verdienste um die Entwicklung
des Kurbetriebes, war er doch lange Vorstand des Cannstatter
Brunnenvereins gewesen, dem Träger der baulichen
und gärtnerischen Entwicklung der Cannstatter Kursaalanlagen.
Im Brunnenhof hinter dem Großen Kursaal steht auch
bis heute noch das Taubenheimdenkmal... (vgl. Film Cannstatt
Nr. 32 in diesem Vlog), auch die Cannstatter Taubenheimstaße
ist nach ihm benannt.
Mit einer Führung über den Pragfriedhof sollte
mein diesjähriges Cannstatter Führungsprogramm
starten, und zwar an Christi Himmelfahrt, doch niemand
war da (ich auch nicht, denn ich war kurzfristig stark
erkältet und hatte keine Stimme). Nun wage ich eine
zweiten Versuch, die Führung "Cannstatter auf
dem Pragfriedhof" wird am Sonntag, den 26. Mai, um
15.00 Uhr direkt vor dem Krematorium auf dem Pragfriedhof
beginnen. Die Führung dauert ca. 90 bis max. 120
Minuten und ist kostenfrei. Das ganze Programm finden
Sie unter www.cannstatts-geschichte-sehen-lernen.de (auch
als Download).
Es stehen u.a. folgende Gräber auf dem Programm:
Albert Eitel (Architekt des Kleinen Kursaals), Anna und
Wilhelm Blos, Sozialdemokraten, zeitweilig in Cannstatt
wohnhaft, er war der erste Präsident der Republik
Württemberg 1919, sie u.a. eine Vorkämpferin
für das Frauenwahlrecht, Mitgründerin der Weimarer
Republik und Pionierin der Frauengeschichtsschreibung,
Dr. Fritz Elsas (Erinnerungsinschrift am Grab seiner Witwe),
Cannstatter Fabrikantensohn aus jüdischer Familie,
Rechtsrat der Stadt Stuttgart, Vizepräsident des
Deutschen Städtetages, Bürgermeister von Berlin,
im Widerstand gegen Hitler, 1945 im KZ ermordet, Hermann
von Burckhardt, Mediziner, Paul Ehmann d.J., städtischer
Gartendirektor, Umgestalter der Kursaalanlagen um 1910,
Eduard Pfeiffer, Gründer von Ostheim und Bruder des
Cannstatter Ehrenbürgers Ernst Ezechiel Pfeiffer,
Georg Schöttle, der die regelmäßige Pferdestraßenbahn
zwischen Stuttgart und Berg bzw. Cannstatt einführte,
der in seiner Zeit bekannte Schriftsteller Theodor Souchay,
der in Cannstatt lebte, Professor Dr. Konrad Müller,
der u.a. auch das Römerkastell in Cannstatt mit ausgrub
u.a. Außerdem gibt es einige Grabgestaltungen vom
in Cannstatt geborenen Jugendstilbildhauer Emil Kiemlen
zu betrachten, oder das Grab von Claire Heliot, die mit
ihrer Löwendressurnummer auch im Cannstatter Wilhelmatheater
aufgetreten ist. Lassen Sie sich überraschen.
Ich freue mich auf die Begegnungen mit Ihnen bei dieser
und den anderen Cannstatter Führungen in meinem aktuellen
Programm. Die Einnahmen kommen einen Projekt von Pro Alt-Cannstatt
zugute.
Haben Sie gute Tage.
Ihr/Euer Olaf Schulze
07.06.2024 BAD CANNSTATT
Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen, liebe Freunde
dieses Cannstatt-Vlogs,
leider kein so schöner Anlass... am Mittwoch Abend,
den 5. Juni 2024, gegen 22.30 Uhr wurde das "Erbsenbrunnenbüble"
Opfer eines Menschen mit Zerstörungswut. Die Basis
eines Sonnenschirms von Eis Gamba diente als Instrument.
Der Kopf der von Fritz von Graevenitz geschaffenen Figur,
lag, als die Polizei nach etwa 15 Minuten vor Ort war,
abgeschlagen vor dem Brunnen, die Figur selbst hing nur
noch an der Wasserzuleitung abgeknickt am Sockel. So wurde
eines der Bad Cannstatter Wahrzeichen mutwillig beschädigt...
und die Frage steht im Raum, wie geht es weiter. Als die
Figur (vgl. Video Cannstatt Nr. 70 in diesem Vlog) nach
dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls beschädigt wurde,
konnte der Bildhauer Fritz von Graevenitz (1892-1959)
selbst noch eine Kopie aus gleichem Material (Travertin)
anfertigen. Diese Möglichkeit besteht nun nicht mehr.
Die beschädigte Figur ist eingelagert, eine Restaurierung
sicher möglich, doch wer kommt für den Schaden
auf?
Warum muss sich so ein Wutausbruch oft gegen Dinge richten,
die anderen Menschen einfach nur Freude bereiten?
Die Cannstatter Marktstraße ohne das "Erbsenbrunnenbüble",
das dort seit 95 Jahren steht, mag man sich nicht vorstellen.
Habt/en Sie dennoch gute Tage.
Euer/Ihr Olaf Schulze
22.06.2024 STEIGFRIEDHOF BAD CANNSTATT
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, Gäste und
Freunde der Stadt,
in meinem heutigen Video gehen wir wieder einmal auf
dem Steigfriedhof spazieren, und zwar in dessen älteren
Teil unmittelbar an der Altenburger Steige. Wir begegnen
zwei großen Familiengräbern aus der Zeit um
1900, die eines gemeinsam haben. Die Grabanlagen haben
monumentale Engeldarstellung in der Ende des 19. Jahrhunderts
sehr beliebten Technik der Galvanoplastik, wie sie etwa
die bekannte Firma WMF in Geislingen an der Steige produziert
hat. Die Galvanoplastiken waren damals deutlich günstiger
als ein klassischer Bronzeguss. Und sie ermöglichten
breiteren (groß-)bürgerlichen Schichten, ihr
Grab mit einer Figur (Trauernde Frauen, rastender Pilger
und eben Engel in unterschiedlichen Haltungen) zu schmücken.
Ein gewisses Alleinstellungsmerkmal gab es, WMF und auch
andere Firmen führten Verkaufsbücher, in denen
der spätere Standort der Figur auf den Friedhöfen
der Stadt X oder Y eingetragen war und auch die Feldnummer.
Auf kleineren Friedhöfen konnte diese Figur dann
nicht mehr verkauft werden, auf größeren nur
in weit auseinanderliegenden Feldern.
Die erste Figur ist ein Engel mit Kreuz vor der Brust
und eine Rose streuend (Zeichen des Glaubens und der Liebe),
als himmlischer Bote herabschreitend von den Wolken. Die
erste Bestattung der Familie Kühnle war 1913 ein
neunjähriger Junge, und die Familie hoffte wahrscheinlich,
dass Engel ihn abgeholt hatten und in den Himmel begleiteten.
Die zweite Engelsdarstellung aus dem Jahr 1906 umfasst
eine Figurengruppe, einen Schutzengel mit seiner schutzbefohlenen
Seele (ein Kind), für die Familie Werner, die Mitbesitzer
der bekannten Fabrik für Backöfen und Teigmaschinen
Werner & Pfleiderer, deren Stammhaus in Cannstatt
an der unteren Pragstraße war. Der Schutzengel führt
mit seiner linken Hand das Kind, dieses an dessen linken
Ellenbogen berührend, mit der rechten Hand zeigt
der Engel nach oben in den Himmel und die "Seele"
folgt diesem Blick.
Beide Gräber sind immer noch in Familienbesitz und
werden schon über hundert Jahre genutzt. Sie legen
Zeugnis ab von der Bildwelt des ausgehenden 19. Jahrhunderts,
in denen Engel - auch auf Friedhöfen in eher evangelischen
Gebieten - begannen wieder eine Rolle zu spielen und die
schlichten Kreuz bzw. klassischen Obelisken ergänzten.
Habt / haben Sie gute Tage (und seid/ seien Sie behütet)
Olaf Schulze
22.06.2024 BAD CANNSTATT
Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen,
in diesem Jahr wird der Evangelische Verein, einer der
wichtigsten diakonischen Träger Bad Cannstatts, 150
Jahre alt. Und das wird das ganze Jahr mit verschiedenen
Veranstaltungen gefeiert. Am 8. März 2024 gab es
im Großen Kursaal einen Festakt, nun eine Ausstellung
im Erdgeschoss der "Stadtmühle" in der
Überkingerstraße 19, nahe der Cannstatter Altstadt.
An dieser Ausstellung war ich maßgeblich beteiligt,
zusammen mit dem Journalisten und Fotografen Klaus Wagner
und Carmen Jud, der Leiterin der Evangelischen Begegnungsstätte
"Brücke" in der Wilhelmstraße, die
auch vom Evangelischen Verein betrieben wird.
Die Ausstellung wurde am Freitag, den 21. Juni, eröffnet
und läuft bis Sonntag, den 28. Juli 2024. Immer an
Wochenenden ist geöffnet, freitags von 16 bis 19
Uhr, samstags von 14-17 Uhr und sonntags von 14-17 Uhr.
Öffentliche Führungen mit den Kuratoren Klaus
Wagner bzw. Olaf Schulze gibt es am 22.6., 6.7., 13.7.,
20.7. und 28.7. jeweils um 15 Uhr und am 28.6. und 26.7.
jeweils um 18 Uhr.
Schon des öfteren, bereits in der Ära von Hans
Betsch, gab es eine gute Zusammenarbeit des Evangelischen
Vereins und Pro Alt-Cannstatt. Das eine sind die Vorträge,
die Hans Betsch und Stefan Betsch und Olaf Schulze früher
im Pflegeheim in der Brunnenstraße und seit der
Coronazeit in der Begegnungsstätte "Die Brücke"
in der Wilhelmsstraße halten. Seit drei Jahren gibt
es die historischen Stadtspaziergänge, die in Zusammenarbeit
mit dem "Demenzfreundlichen Bad Cannstatt" entstanden
sind, und bei denen eine ganze Reihe von Vorstands- und
sonstigen Mitgliedern als Stadtführerin bzw. Stadtführer
ihre Expertise ehrenamtlich einbringen. Zum Anderen gibt
es aber auch die erfolgreichen und immer sehenswerten
Ausstellungen, die mit Frau Carmen Jud vom Evangelischen
Verein und mit Hans und Anita und Stefan Betsch, Dr. Jörg
Hucklenbroich, Johanna Klöpfer, Peter Kieferle, Olaf
Schulze und Matthias Busch in den letzten Jahren entstanden,
so über die "50er Jahre", über den
Kunstmaler Hermann Metzger, über Cannstatt in der
Badestadtzeit, über Stadtansichten und jetzt über
die spannende Geschichte des Evangelischen Vereins, der
in diesem Jahr sein 150jähriges Jubiläum feiert.
Die aktuelle Ausstellung zur 150jährigen Geschichte
des Evangelischen Vereins umfasst zwei große Räume
im Erdgeschoss der "Stadtmühle" und einen
Zwischengang nebst Seitenabteil. Seit mehreren Wochen
waren die Ausstellungsmacher Klaus Wagner und Olaf Schulze,
mit Unterstützung von Carmen Jud und Matthas Busch
wie Sabine Wagner und der Hausmeister des Evangelischen
Vereins, mit den Vorbereitungen beschäftigt. Lassen
Sie sich überraschen. Es wurde ein Arbeits- und Wohnzimmer
des Vikars Härle, dem Initiator des Cannstatter evangelischen
Vereins "nachgebaut" und wir tauchen dort in
die Zeit um 1880 ein. Außerdem gibt es interessante
Fotos von den letzten Arbeitstagen in der Cannstatter
Stadtmühle, die der Journalist und Fotograf Klaus
Wagner damals vorausschauend machte und die ein interessanten
Stück Zeitgeschichte dokumentieren. Alle alten Häuser
des "Frommen Dreiecks" und in anderen Cannstatter
Stadtbezirken (zum Beispiel das Paul-Gerhardt-Haus in
der Neckarvorstadt). aber auch die aktuellen Einrichtungen
in der Brunnen-, Überkinger-, Nauheimer- und Wilhelmstraße
werden mit historischen und aktuellen Fotos vorgestellt.
Ein besonderes Ausstellungsstück ist ein altes, aus
dem Jahr 1907 stammendes, immer noch spielbares Harmonium
aus Obertürkheimer Produktion, das zunächst
in einer Kinderschule in der Winterhalde stand und später
(in den 1950er Jahren) im Gemeinschaftsraum des Altenheims
des Evangelischen Vereins. Auch gibt es eine Blechdose
für Eukalyptus-Mentol-Bonbons einer Feuerbacher Firma
(vor 1905), die von der "Blechemballagenfabrik Bühler
& Cie. in Cannstatt/Württemberg" produziert
wurde. Auf dem Gelände der ehemaligen Fabrik an der
Überkinger Straße, in der auch die bekannten
blauen NIVEA-Dosen produziert wurden, steht heute ein
Seitenflügel des Pflegeheims Brunnenstraße
57 mit Betreutem Wohnen. Ein weiteres Areal "Betreutes
Wohnen" existiert seit Anfang der 1980er Jahre in
der Nauheimer Straße 2. Dort befand sich bis in
die 1930er Jahre die "Feuerwehrrequisitenfabrik Hermann
Weißenberger", die schon im letzten Drittel
des 19. Jahrhunderts die ersten Feuerwehrhelme "ohne
Naht" herstellen konnten und auch Theaterrequisiten
(wie Theaterrüstungen) herstellten. In der Ausstellung
ist eine Feuerwehrlampe zu sehen, die ebenfalls vor 1905
(der Vereinigung Cannstatts mit Stuttgart) entstanden
ist. Zahlreiche Originalobjekte und historische Dokumente
des Evangelischen Vereins findet man in den Vitrinen.
Ein weiteres Exponat ist die Zieruhr der Familie Volz
aus der Zeit um 1880 aus dem Nachlass der Cannstatter
Pfarrerin Lenore Volz.
Die Ausstellung ist nur bis Ende Juli zu sehen und wird
nicht verändert. Übrigens: Viele Aufsichten
sind dankenswerter Weise Bewohner der "Stadtmühle".
Alles Gute wünscht
Olaf Schulze
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde
dieses Vlogs,
heute ein Film über das "Klösterle",
einen repräsentativen Fachwerkbau aus dem 15. Jahrhundert,
eines der besterhaltenen Gebäude des Spätmittelalters
in ganz Stuttgart. Der Verein Pro Alt-Cannstatt hat sich
Anfang der 1980er Jahre für den Erhalt des damals
noch unrenovierten Gebäudekomplexes eingesetzt. Der
junge Architekt Hermann Kugler erwarb das Hauptgebäude
von der Stadt und renovierte es denkmalschutzpreiswürdig.
Bei Bauuntersuchungen zog man Dendrodaten, die belegten,
dass das Haupthaus 1463, der Erker und der Übergang
zur Scheuer um 1483 errichtet worden waren. Seit 1988
ist in der teilerhaltenen Scheuer das Stadtmuseum Bad
Cannstatt untergebracht. Seit 1983 gibt es die Weinstube
im Erdgeschoss des "Klösterles".
Dass in diesem Haus Beginen gelebt haben, kann man positiv
nicht nachweisen. Alle Zuschreibungen sind Deutungen,
die durch eine Fehlinterpretation eines Lehrers der Cannstatter
Lateinschule um 1800 entstanden und dann immer wieder
"abgeschrieben" wurden. Als der Verein Pro Alt-Cannstatt
zusammen mit dem Stadtmuseum Bad Cannstatt unter der damaligen
Leitung von Dr. Manfred Schmid vom Planungsstab Stadtmuseum
Stuttgart 2013 eine Sonderausstellung zum 550jährigen
Jubiläum des "Klösterles" durchführte
und sich die Hausgeschichte genauer vornahm, wurde es
durch umfangreiche Recherchen von Jörg Heinrich (Köln/Berlin)
in Quellen des 16. Jahrhunderts deutlich, dass die Beginen
in anderen (bescheideneren) Häusern in Cannstatt
ihre "Sozialstation" hatten und in diesem Haus
"nur" Bürger lebten. Und zwar sehr repäsentativ.
Die "Kapelle" im zweiten Stock des Erkers,
der 1483 an das Haus kam, bekam 1576 durch die damaligen
Besitzer der Familie Wacker eine Stuckdecke mit bürgerlichen
Motiven. Der kleine Sakristeischrank im gleichen Raum,
Teil der Wand, scheint noch aus der Bauzeit zu stammen.
Belegt aber nur, dass es in diesem Repräsentationsraum
eine Art "Herrgottswinkel" gab.
Am kommenden Sonntag, den 8. September 2024, besteht
die seltene Möglichkeit mit kleinen Führungen
die wichtigsten Innenräume (Bohlenstube im 1. Stock,
"Kapelle" im 2. Stock) des "Klösterles"
anzuschauen. Die Führungen finden zu jeder vollen
Stunde zwischen 11 Uhr und 16 Uhr statt, das "Klösterle"
ist bis 17 Uhr geöffnet, das Stadtmuseum Bad Cannstatt
ist ebenfalls zwischen 12 und 18 Uhr geöffnet mit
der aktuellen Sonderausstellung "Menschen in der
Stadt", die noch bis zum ersten Oktoberwochenende
zu sehen ist. Eintritt frei in beiden Fällen.
Die Gruppengröße ist auf 15 Personen beschränkt,
bislang ist nur die erste Führung um 11 Uhr ausgebucht.
Wir empfehlen eine Anmeldung beim Verein Pro Alt-Cannstatt
unter Tel. 0711 26 70 39 bzw. per Email unter info@proaltcannstatt.de
!
Bei Bedarf können noch weitere Zwischenführungen
eingeschaltet werden.
Die Führungen werden von Frau Gaby Leicht und Herrn
Olaf Schulze gemacht. Das Betreten des Gebäudes geschieht
auf eigene Gefahr.
Haben Sie gute Tage.
Olaf Schulze
Historiker, Museumskurator, Trauerredner
1. Vors. Pro Alt-Cannstatt e.V.
Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde
dieses Vlogs,
der Stuttgarter Hauptfriedhof wurde Ende des Ersten Weltkriegs,
Anfang 1918, eröffnet (vgl. Video Cannstatt Nr. 103).
Vor einem Jahr hat die Stadt Stuttgart zusammen mit dem
BUND und unterstützt durch die "Stiftung Naturschutzfond
Baden-Württemberg" aus Erträgen der "Glücksspirale"
ein Modellprojekt für den Hauptfriedhof entwickelt,
in dem vier verschiedene Ansatzmöglichkeiten gezeigt
werden: naturnah gestaltete Gräber, Nisthilfen für
Wildbienen, artenreiche Wiesen und blütenreiche Beete.
Am Sonntag, den 22. September, bietet der Cannstatter
Historiker Olaf Schulze zusammen mit der Pforzheimer Biologin
und Umweltberaterin Petra Schad-Vollmer zum "Tag
des Friedhofs" eine besondere, kostenfreie Friedhofsführung
an, Beginn ist um 14.30 Uhr auf dem Vorplatz bei der Leichenhalle
(Nähe U2-Haltestelle "Hauptfriedhof").
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Führung
dauert maximal 2,5 Stunden.
Gezeigt werden ein großer Teil der Versuchsfelder
zum "insektenfreundlichen Friedhof", aber auch
spezielle Bereiche wie das Großgrabfeld für
die Fliegeropfer aus dem Zweiten Weltkrieg, die Grabfelder
der Zwangsarbeiter aus Polen und der Sowjetunion, der
armenischen Teil des Hauptfriedhofs oder einige Prominentengräber.
Auch auf die historische Entwicklung dieses großen,
wenn auch wenig bekannten Stuttgarter Friedhofs werde
ich eingehen.
Vielleicht habe ích Sie ja neugierig gemacht.
Ich freue mich auf die Begegnung.
Habt/Haben Sie alle eine gute Zeit
Euer/Ihr Olaf Schulze