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Cannstatts Geschichte sehen lernen - in Zeiten von Corona von Olaf Schulze

 

Text-Infos zu den Videos
 
Text-Infos zu den Videos Nr.50 - Nr.99

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 50) - in Corona-Zeiten: Alte und Neue Rosenstein-Eisenbahnbrücke

https://youtu.be/iIdS4Yb7qf0

 

Die heute (noch) genutzte Eisenbahnbrücke mit vier Geleisen, zwei für den Nah- und S-Bahn-Verkehr, zwei für den Fernverkehr, steht eigentlich unter Denkmalschutz. Sie wurde 1911 bis 1914 errichtet, und war bei Bauabschluss die "größte Betonbrücke der Welt", wie es in zeitgenössischen Zeitungsberichten heißt. Der anschließende Tunnel neben dem Schloss Rosenstein war zeitgleich in offener Bauweise entstanden, von oben, vom Rosensteinpark, in den Berg vertieft, und anschließend mit einem Gewölbe versehen und mit Erdschichten abgedeckt worden - im Gegensatz zum ersten Rosensteintunnel daneben, der 1844 bis 1846 unter der Mitte des Schlosses bergmännisch von beiden Enden kommend durch den Berg getrieben worden war, wobei es auch zu Todesfällen kam. Die heutige Rosensteineisenbahnbrücke ist die dritte Brücke an diesem Übergang, die erste (aus Holz und Stein) stand bis 1858 und wurde dann durch eine gusseiserne Brücke ersetzt. Architekt der insgesamt 244,03 m langen Brücke mit ihren sieben markanten Bögen zwischen 16 und 61,6 m Weite war Martin Mayer, der auch das Empfangsgebäude des Bahnhofs Stuttgart-Cannstatt entworfen hat, dessen Bau 1921 abgeschlossen wurde. Die Brücke beschreibt einen Radius von 500 Metern, mit einem regelmäßigen Gefälle von 5,6 Promille in Richtung Bad Cannstatt. Im Sommer 1911 begannen die Bauarbeiten zunächst auf der Cannstatter Seite, am linken Widerlager wurden die Arbeiten im April 1912 aufgenommen. Aufgrund ungünstiger Witterung mussten sie im Herbst 1913 unterbrochen werden und wurden schließlich im Frühjahr 1914 abgeschlossen. Die Baukosten betrugen 1,6 Millionen Mark (heute etwa 14 Millionen Euro). Am 25. November 1915 wurde die Brücke gemeinsam mit dem Rosensteintunnel in Betrieb genommen. Danach konnte die alte Eisenbahnbrücke über den Neckar abgebrochen werden, der alte Rosensteintunnel wurde stillgelegt. Wenn man die mittleren Bögen der Brücke genauer betrachtet, erkennt man dass sie weniger verziert sind. Im Zweiten Weltkrieg wurde 1944 auch die Rosensteinbrücke getroffen, schließlich sprengten die Deutschen am Morgen des 21. April 1945 die beiden mittleren Bögen vor dem Einrücken alliierter Truppen. Ab 9. Mai 1945 verband eine US-amerikanische Pionierbrücke die beiden Neckarufer auf Höhe des Bahnhofs Bad Cannstatt. Zwischen dem 23. November 1945 und dem 13. Juli 1946 war ein Pendelverkehr zwischen Stuttgart Hauptbahnhof und der provisorischen Einstiegsstelle Rosensteintunnel (Streckenkilometer 2,2) eingerichtet. Am 13. Juni 1946 wurde schließlich eine eingleisige Behelfsbrücke zwischen den erhaltenen Bögen in Betrieb genommen. Seit 1949 stehen wieder vier Geleise für den Verkehr zur Verfügung. Die Zukunft der jetzt alten und nach Inbetriebnahme von S21 auch obsolet gewordenen Eisenbahnbrücke ist ungewiss. Es gibt Überlegungen, die Brücke für Radfahrer und Fußgänger zu erhalten, teilweise umzubauen und ähnlich der "High Line" in New York als öffentliche Anlage einer neuen Nutzung zuzuführen. Die neue Rosensteineisenbahnbrücke mit ihren nach oben ausgreifenden Bögen, die leider die früher offene Aussicht auf Schloss und Park Rosenstein für eine Reihe von Ansichten fortan behindern, ist Stand Frühjahr 2020 ist großen Teilen fertiggestellt. Gerade entsteht der Fußgänger- und Radfahreruntersteg unter der eigentlichen Eisenbahnebene der neuen Brücke. So etwas gab es schon 1846, jedoch wurde es damals rasch wieder aufgegeben. Die Störungen durch Rauch, Dampf und Lärm durch die über den Köpfen der Brückenpassanten dahineilenden Züge waren einfach zu groß.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 51) - in Corona-Zeiten: Der letzte Mondlöscher & Kriegstote 1. WK

https://youtu.be/XU0rVn0a7AI


Lieber Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs, heute sind wir wieder, zum bislang dritten Mal, auf dem Steigfriedhof (vgl. die Videos Nr. 36) - Steigfriedhof_1 und 41) Steigfriedhof_2 auf diesem Cannstatt-Video-Blog). Wir widmen uns zum einem dem Familiengrab, in dem der vermutlich erste Siedler der Altenburgquartiers (vgl. das Video Nr. 35) hier auf diesem Bad Cannstatt Kanal) und einer der letzten Zeitzeugen des berühmten Cannstatter "Mondlöschereinsatzes" von der Ostersamstagnacht (also eigentlich Karsamstagsnacht) 1887 begraben liegt, nämlich Christian Peter. Und seine Enkelin Magdalene Feinauer, der ich viele Einblicke in das Leben auf der Altenburg und in Cannstatt verdanke. Ihr, die 2016 mit 95 Jahren starb, widme ich - in dankbarer Erinnerung - dieses Video. Im Video erwähne ich auch das Rundfunkinterview, das die Rundfunkpionierin Sophie Tschorn (1891-1975) 1937 mit ihrem Vater Christian Peter für den Reichssender Stuttgart aus Anlass des 50jährigen Jubiläums des Einsatzes führte und von dem der Verein Pro Alt-Cannstatt 2012, zum 125jährigen Jubiläum des Einsatzes, eine digitale Kopie der in verschiedenen Familienzweigen seiner Nachfahren aufbewahrten Schellackplatten anfertigen lief. Die weiteren 5 Familiengräber bei unserer kleinen Friedhofsführungen vereint ein gemeinsames Thema, die Erinnerung an gefallene Söhne, Familienmitglieder, die bei einem Grab im Zweiten (Familie Schanz), bei allen vier anderen aber im Ersten Weltkrieg starben. So das Familiengrab des Oberpräzeptors (Oberlehrers) Heinrich Dinkel und seiner Frau, die eine Gedächtnistafel für ihre beiden 1916 und 1918 umgekommenen Söhne auf dem Grabstein anbrachten. So das aufwändige gestaltete Grab für Werner Kübel, der am Silvestertag 1915 mit 24 Jahren fiel. Dazwischen betrachten wird auch das Familiengrab der bekannten Weinhändler- und seit den 1930er Jahren Sektherstellerfamilie Rilling, mit einer sinnierenden Trauernden des Cannstatter Bildhauers Emil Kiemlen. Sowie schließlich das Grab der Familie Hegele, die um 1900 eine Bäckerei in der Marktstraße (zwischen Wilhelmsbrücke und Stadtkirche; heute ist dort eine Eisdiele) betrieb und von deren vier Söhnen die drei Jüngeren alle die Ersten Weltkrieg starben. Und denen seit damals mit einer liegenden Platte gedacht wird. Nur der älteste Sohn, Adolf Hegele (1880-1960), später Gewerbeschullehrer in Cannstatt, überlebte den Krieg, ebenso seine Offizierskiste, die seit 2016 im Obergeschoss des Stadtmuseums Bad Cannstatt ausgestellt ist - gestiftet von seinem Neffen Alfred Gann, Sohn der einzigen Tochter der Bäckersfamilie, die ihre beiden Söhne nach zwei ihrer gefallenen Brüdern benannte (danke, lieber Herr Gann für die vielfältige Unterstützung des Museums und des Vereins Pro Alt-Cannstatt durch Objekte, Geschichten und Mitgliedschaft).

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 52) - in Corona-Zeiten: Blick vom Rosensteinpark zum Neckarknie

https://youtu.be/jIsbXTV_Efc

 

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, dieses Video entstand an einem Sonntagmorgen im Mitte März 2020, wie Sie an der Vegetation erkennen können, die meisten Bäume hatten noch kein oder erst kaum sichtbares Laub. Der Blick geht vom Rosensteinpark, unterhalb der Neckarseite des Schlosses, auf das Neckarknie. Eine der beliebtesten Aussichten auf Bad Cannstatt in den letzten 500 Jahren, die ältesten Darstellungen, freilich sehr summarisch, aus dem 16. Jahrhundert, zeigen genau diesen, dieses Halbpanorama... den auch der Basler Kupferstecher Matthäus Merian im 17. Jahrhundert wählte, um die wohl bekannteste Stadtansicht der Amtsstadt am Neckar zu machen... die bis heute vielfach verwendet wird, z.B. lange auch als Untergrund bei den Weinetiketten der nun privatisierten und mit Besigheim fusionierten ehemaligen Weingärtnergenossenschaft Bad Cannstatt - schade drum, schon aus dem Titel Bad Cannstatt herauszunehmen, obwohl der "Cannstatter Zuckerle" eine der ältesten, seit dem Späten Mittelalter immer noch gleich benannten Weinlagen ganz Württembergs ist und sich "Weinfactum" zu nennen, war ein Marketingversuch, der sich als Fehler erweist, weil damit der "Markenkern" verloren ging... das ist meine persönliche Meinung, aber auch die vieler anderen Bad Cannstatter, mit denen ich so zusammenkomme im Ehrenamt oder Beruf. Der Blick vom Kahlenstein, wie die Anhöhe über dem Neckarknie bis in die 1820er Jahre hieß, ist also ein Standardblick auf Cannstatt. Schon Schiller und sein Verleger Cotta waren hier oben und sprachen über die Herausgabe eine besonderen Zeitschrift. Um 1800 gab es hier einen Aussichtspunkt, den Herzog Friedrich, später König Friedrich hatte anlegen lassen. Und an den Hängen des noch völlig anders gestalteten Berges waren Weingärten angelegt. Mit dem Bau des Schlosses Rosenstein, benannt nach der Lieblingsblume von König Wilhelms I. zweiter Frau Katharina, wurde auch der Rosensteinpark angelegt, das Gelände einplaniert (u.a. waren Sträflinge an diesen Arbeiten beteiligt) und auch die Weinberge aufgegeben, der Neckar etwas weiter weg vom Abhang verlegt und der Hang, auch mittels Sprengstoff, neu gestaltet, gleichzeitig die unten entlanggehende Landstraße nach Stuttgart neu trassiert. Weitere Umgestaltungen kamen 1844 bis 1846 mit dem Bau des ersten, heute noch weitgehend erhaltenen Rosenstein-Eisenbahntunnels, und einer dazugehörigen Brücke. Beide wurden im September 1846 ihrer Bestimmung übergeben. Die nächste Eisenbahnbrücke, nicht mehr aus Holz und Stein, sondern aus Eisen, wurde 1858 angelegt, diese dann später durch die 1911 bis 1914 etwas flussaufwärts daneben errichtete neue Eisenbahnbrücke, die bis heute ihren Dienst tut, ersetzt (vgl. Cannstatt-Film Nr. 50) hier). Nun sind die neue Eisenbahnbrücke, die ihm Rahmen der Baumaßnahmen von S21 und auch der neue Eisenbahntunnel so gut wie fertig. Der Neckar wurde Ende der 20er Jahre umgestaltet im Rahmen des Hochwasserschutzes und eines Ausbaus als Wasserstraße, damals verschwand die idyllischer Berger Insel, die sich bei weit unter das Schloss hinzog, und der Neckar wurde tiefer gelegt, begradigt und Wälle und Mauern errichtet. Mitte der 1970er Jahre wurde im Rahmen der Bundesgartenschau 1977 auch der bis dahin nahezu ebene Seilerwasen, die alte Arbeitsstätte der Cannstatter Seiler (vgl. "Reeperbahn" in Hamburg; siehe hier Film Nr. 45) auf dem Cannstatt-Vlog), mit Bauschutt und anderem landschaftlich hügelig gestaltet, wie er sich bis heute zeigt, auch eine überdachte Holzbrücke entstand, die den Übergang zur Wilhelma schuf, und leider nun auch wieder der Vergangenheit angehört. Diese klassische Ansicht Bad Cannstatts also hat sich immer wieder verändert, auch die jetzige Ansicht ist ein Zwischenstadium, das bald schon wieder Geschichte sein wird.
Kommen Sie / Kommt alle gut durch diese Tage,
Ihr / Euer Olaf Schulze

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 53) - in Zeiten von Corona: "Asterix" bei der König-Karl-Brücke?

https://youtu.be/a4UqiY3pRcM


Manch Radfahrer, Jogger, Passant denkt vielleicht, wenn er hier am rechten Neckarufer entlang kommt, Hoppla, war dieser seltsame Krieger da eben, mit dem geflügeltem Helm und dem Schild, nicht Asterix? Und dann noch, wie zu den Videoaufnahmen (am 20. März), in "voller Kriegsbemalung", dort unter König-Karls-Brücke gibt es ja Flächen, auf denen sich die Sprayer verwirklichen dürfen, und manchmal hinterlassen sie ganz beeindruckende Motive, ja Kunstwerke. Dass die immerhin schon 120 Jahre alte Figur, die sogar mit einer anderen den Zweiten Weltkrieg überstanden hat, immer wieder farblich umgestaltet wird, tut dieser Figur und ihrem Stein nicht gut. Und natürlich ist der vermeintliche Gallier ein "echter" Germane, und stellt den "Wehrstand" (also die Landesverteidigung, der Bürgerheer, und wenn man so will das Kriegerische der Deutschen/Württemberger in der Wilhelminischen Epoche dar). Als die König-Karls-Brücke am 27. September 1893 feierlich unter Beteiligung von Honoratioren beider Städte eingeweiht wurde, wurde sie als "die schönste Brücke des Landes" gefeiert. Sie verband auf kürzest möglichem Wege die alte Oberamtsstadt Cannstatt und die nicht ganz so alte Residenzstadt Stuttgart, die dann elfeinhalb Jahre später, zum 1. April 1905 (kein Scherz) auch eine Städteehe eingingen. Fast zehn Jahre hatten die Verhandlungen gedauert, bis Cannstatt bereit war, seine Selbständigkeit aufzugeben. 1,3 Millionen kostete damals die Brücke, am Schluss fehlten 30.000 Mark, um die an den vier Pylonen der Brücke von vorneherein geplanten symbolischen Figuren (Landwirtschaft, Handel, Gewerbe und Wehrstand) gleich zur Einweihung in Stein auszuführen. So schuf der beauftragte Bildhauer Adolf Fremd (1853-1924) erst einmal die Figuren aus Leinwand, Gips und Holz, so dass sie zur Einweihung fertig waren... und Fremd gelang das Kunststück in nur einer Woche (!).

Folgen wir dem Text aus Wikipedia (
https://de.wikipedia.org/wiki/König-K... dort auch Bilder der Provisoren): "Schon einen Tag später, am 28. September 1893 bemerkte der Staatsanzeiger für Württemberg: 'Gerade dieser hervorragende Künstlerische Schmuck aber ist bis jetzt ein Ding der Vergänglichkeit und kann (…) höchstens wenn’s gut geht den Winter überdauern'. Zwar war es damals durchaus üblich die Ausschmückung der Bauwerke erst nach der Fertigstellung anzubringen, allerdings dauerte es der Bevölkerung deutlich zu lange und die Staatsregierung handelte sind einige Kritik ein. Schließlich strömte damals das Volk aus allen Landesteilen zum alljährlichen Cannstatter Volksfest. Die lokale Presse veröffentlichte Spottgedichte, zahlreiche kritische Artikel und fragte verzweifelt, ob sich denn nicht einer der vielen Stuttgarter Millionäre erbarmen und eine der Skulpturen stiften würde, nachdem die Regierung offensichtlich nicht willens war, diese zu finanzieren. Die 'Schwäbische Kronik' bat im Februar 1896: 'Für die vier in abgerissenen Gewändern bei Sturm und Wetter, Tag und Nacht an der Brücke sitzenden Gestalten wird um abgetragene Kleider und Schuhwerk gebeten.' Aber auch die Stadt Stuttgart und (…) Cannstatt beeilten sich nicht, diesen Zustand zu ändern, wie das Neue Tagblatt bemerkte. Tatsächlich wurde dann die Ausschmückung der König-Karls-Brücke von Privatleuten finanziert. Im Januar 1897 stellte Hermann Werner, Inhaber der Cannstatter Firma Werner & Pfleiderer, 7.500 Mark für die Skulptur 'Landwirtschaft' zur Verfügung. Karl von Leibbrand [der Architekt der Brücke; OS] beauftragte im Juli Adolf Fremd mit der Ausführung der Figur in „bestem weißen Heilbronner Werkstein“. Adolf Fremd konnte Karl von Leibbrand jedoch davon überzeugen, alle Skulpturen in elfenbeinfarbigem Kelheimer Kalkstein auszuführen. Der Kelheimer Kalkstein, auch bekannt als 'bayerischer Marmor', harmonierte eher mit dem 'tiefrothen Sandstein' der Brücke. Die Figur „Handel“ wurde 1898 durch eine Schenkung des Kaufmanns Heinrich Meyer in Höhe von 9.000 Mark finanziert. Die Aufstellung der beiden Figuren verschlimmerte die Situation allerdings eher noch, da den zwei weiblichen Figuren schlichtweg die „Männer fehlten“, also die Pendants am gegenüberliegenden Pylon. Das 'Neue Tagblatt' hörte die Frauen jammern: 'Auch von Stuttgarts Millionären mag nicht einer mir bescheren, was ich brauch à tout prix: Einen Mann zum vis-a-vis!' Die 'Cannstatter Zeitung' kritisierte dies ebenfalls im Dezember 1899 und nannte die unvollständige Aufstellung einen echten „Schwabenstreich“, was aber die Aufstellung der beiden Figuren im März 1900 nicht beeinflusste. Erst im Juni desselben Jahres begann Adolf Fremd mit der Skulptur „Wehrstand“ (...), nachdem der Kaufmann August Scharrer dem Cannstatter Oberbürgermeister Oskar Nast ebenfalls 9.000 Mark zugesagt hatte. Die letzte Figur 'Gewerbe' [heute auch erhalten bei der Haltestelle "Mineralbäder; OS] wurde von den Töchtern Karl von Leibbrands, Martha Häbich und Lilli Leibbrand, in Gedenken an ihren Vater gestiftet", der 1898 verstorben war.


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Cannstatts Geschichte sehen lernen 54) - in Zeiten von Corona: Aborthäuschen im "Dornröschenschlaf"

https://youtu.be/paozQfRXO7Y

 

Vielleicht ist dies ja der letzte Überrest einer der im Mittelalter existierenden Cannstatter Burgen, zumindest hat das kleine Gebäude, das da an einer Staffelverbindung zwischen der Altenburger Steige und der Haldenstraße steht, die Anmutung einer mittelalterlichen Burg, mit wehrhaften Mauern mit Rustica-Steinen, wie sie auch an der 1910 eröffneten Dragonerkaserne zu finden sind aus gelbem und ein wenig roten Sandstein, dazu einer Art Bekrönung nebst einem leeren Wappenfeld. Auffallend ist, dass das kleine Gebäude zwei (zugemauerte und verputzte) Türen hat... und was ist klein und hat zwei Türen? Ein Aborthäuschen, eine öffentliche Toilette. Sie entstand wohl im Zusammenhang mit der Neuanlage der Altenburger Steige, die wiederum mit dem großen Bauprojekt einer Dragonerkaserne auf dem Hallschlag verknüpft war (vgl. z.B. Film Nr. 20) auf diesem Bad Cannstatt-Vlog). Auch die weiter oben gelegenen Staffeln, die zum Steigfriedhof bzw. von der halben Höhe der Altenburger Steige zur Rommelstraße führen, entstanden sämtlich um 1910. Und heute? Wer von Ihnen weiß zufällig, wann ungefähr dieses öffentliche WC aufgegeben wurde? Wer kann uns weitere Informationen geben? Gerne in die Kommentare hier oder an olafwschulze@gmx.de (bitte das kleine "w" zwischen Vor- und Nachnamen nicht vergessen, sonst bekommt es ein norddeutscher SPD-Bürgermeister gleichen Namens... und der weiß mit Cannstatt nichts anzufangen). Vermutlich haben wir hier eines der letzten öffentlichen Toilettenhäuschen der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg in ganz Stuttgart - das wäre mal ein eigenes "Forschungsprojekt". Nicht? Wenn schon Klorollen so gefragt waren (sind), warum dann nicht aus die Häusle, in denen mann und frau sie gebraucht, beschmutzt, zusammenknüllt, hinabspült...
In diesem Sinne, haben Sie, habt, trotz allem, möglichst gute Tage.
Olaf Schulze

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 55) - in Corona-Zeiten: Mahle-Brunnen und römische Quellnymphen

https://youtu.be/hRSXF_lcGvM


Der heutige kleine Video-Spaziergang beginnt in einer kleinen Grünanlage an der Aachener Straße in der westlichen Neckarvorstadt. Und führt über den "Mahle-Brunnen" zu einem römischen Quellnymphenrelief in der Duisburger Straße, das Thema "Wasser" ist also heute das verknüpfende Band. 1988 wurde von der in der Nachbarschaft liegenden Firma Mahle der "Mahle-Brunnen" gestiftet, der nach dem künstlerischen Entwurf der Bildhauerin Barbara [Glanzel-]Westphal (geb. 1942) gestaltet wurde und aus zwei Stein-Stelen unterschiedlicher Höhe besteht, die mit einem Wasserlauf verbunden sind. In der Duisburgerstraße, nicht weit von deren Mündung in die Brückenstraße, ist auf Kniehöhe, meist gut verdeckt durch parkende Autos, ein römisches Relief aus der Zeit um 200 n.Chr. mit zwei Quellnymphen zu entdecken (materialgleiche Kopie). Im Umfeld des Abbruchs und des Neubaus mit Tiefgarage der Gebäude Brückenstraße 23/23 A (Kies Epple) konnten in drei Kampagnen von Oktober 1983 bis September 1985 drei römische Zisternen des vicus im Tal gefunden werden, in denen sich Gebrauchskeramik, Amphorenscherben und Bronzebeschläge fanden. Herrn Ferdinand Dzierzawa (Bad Cannstatt) ist die Bergung dieses Reliefs zu verdanken, das in einer der drei Zisternen gefunden wurde. Es ist grob gearbeitet, aber im Ganzen gut erhalten. Die zwei fast nackten Quellnymphen sitzen mit übergeschlagenen Beinen neben einem Gefäß, aus welchen Wasser fließt. Eine weitere Kopie ist im Stadtmuseum Bad Cannstatt (Erdgeschoss) zu finden.

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 56) - in Corona-Zeiten: Die Martinskirche an der Brückenstraße

https://youtu.be/pYLF_3B9in4

 

Unser heutiges Video führt uns in die Brückenstraße in der Neckarvorstadt, und zwar genauer zur katholischen Kirche St. Martin, institutionell die Nachfolgerin der Urkirche des mittleren Neckarraums. Bereits um 600 hat es wohl eine Martinskirche im Bereich auf der Steig, bei der Altenburg gegeben. Ihre Lage wird mit dem östlichen Teil des heutigen Steigfriedhofs am Sparrhärmlingweg gleichzusetzen sein. Sie war nicht nur die Urpfarre des Stuttgarter Raums, sondern auch die Kirche des am Ende des Mittelalters wüst gefallenen Ortes Altenburg, der urkundlich nachweisbar ist. Um 1500 war der Ort verlassen, die Kirche in einem sehr schlechten Zustand, zu dass man die Kirche in die Brückenstraße, die Neckarvorstadt verlegte; zwischen 1506 und 1516 geschah dies. Doch schon 30 Jahre später, mit der Einführung der Reformation in Württemberg, wurde diese Kirche aufgegeben und in den nächsten Jahrhunderten verschiedenen Nutzungen z.B. als Lagerraum, Scheuer, zugeführt. Erst ab 1840/1850, als in Cannstatt auch immer mehr Katholiken lebten und der Wunsch nach einem eigenen Kirchengebäude immer drängender wurde, suchte die langsam wachsende katholische Gemeinde nach einem geeigneten Gottesdienstraum. Am 20. Juli 1851 wurde in der Sakristei der evangelischen Stadtkirche zum ersten mal nach 300 Jahren wieder die heilige Messe gefeiert, im August des gleichen Jahres wurde Karl Breitenbach als erster eigener kath. Geistlicher durch das Bischöfliche Ordinariat angestellt. Gefördert wurde die junge Gemeinde von Hofrat Dr. von Heine, dem berühmten Orthopäden der Stadt, wurde ein unermüdlicher Laienprediger neben seiner Ärztetätigkeit in der eigenen Klinik und auch ein großer Stifter. Mit anderen Cannstatter Katholiken suchte er um eine Audienz bei König Wilhelm I nach und bat um Überlassung der alten Martinskirche, nun "finanzkammerlicher Fruchtkasten", für die erste neue katholische Kirche in Cannstatt. Und der König gab sogar noch 5000 Gulden aus seiner Privatkasse. Architekt des völligen Umbaus in neogotischen Stilformen war der Stuttgarter Joseph von Egle (1818-1899), die Weihung fand am 8. Juli 1858 statt. In der Nacht vom 19. auf den 20. Oktober 1944 wurde die Kirche schwer in Mitleidenschaft gezogen. Ein Brand durch Stabbrandbomben entstand und konnte letztlich nicht gelöscht werden, da die Wasserleitung durch des Feuerwehrschlauchs durch einen Bombentreffer unterbrochen war. Nur wenige Ausstattungstücke konnten gerettet werden, bis die Decke unter schrecklichem Getöse zusammenbrach und die Kirche bis auf die Umfassungsmauern abbrannte. Noch vor der Währungsreform begann der Wiederaufbau, dessen erster Abschnitt am 8. Juli 1948 mit der neuen Altarweihe abgeschlossen war. Bis 1950 erfolgte ein weiterer Umbau, der die im Wesentlichen erhaltene neogotische Fassade von Egle zum Opfer gebracht wurde. Noch heute kann man unter dem Dachreiter von 1950 die Verlängerung der Kirche um 2,5 m in Richtung Brückenstraße erkennen, das Hauptportal wurde von der Brückenstraße weg an die Duisburger Straße versetzt. 2015 haben sich die drei ehemaligen Gemeinden St. Ottilia in Stuttgart Münster, St. Martin und St. Rupert, Bad Cannstatt, freiwillig zur neuen Gemeinde ()mit historischem Namen, St. Martin, zusammengeschlossen. Seit Beginn der 1960er Jahre ist dort auch die italienische Gemeinde San Martino beheimatet. Mit ihr und den katholischen Gemeinden Liebfrauen und St. Peter, bildet sie die katholische Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Neckar. Der letzte Teil des Films zeigt das nunmehr aufgegebene Gemeindehaus gegenüber der Kirche mit einem interessanten Wandbild.

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 57) - in Corona-Zeiten: Motorsäge und "Flex" aus der Hallstraße

https://youtu.be/Y-PmGDm6y6k


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
Freunde dieses Video-Blogs, heute geht es um ein Stück Industriegeschichte, angesiedelt in der Neckarvorstadt. In der ab 1830 ausgebauten und nach dem Hallgebäude an der Pragstraße benannten Hallstraße haben sich ab der Mitte der 19. Jahrhunderts nicht nur Weingärtner und Arbeiterschichten (nicht die untersten) angesiedelt, sondern auch eine ganze Reihe von Firmen. Manche entwickelten sich aus kleinsten Cannstatter Anfängen, andere wurden z.B. in Stuttgart geboren, Cannstatt hatte aber für die Weiterentwicklung eines Betriebes bis zur mittleren Größe ein besseres (Arbeitskräfte- und Fabrikräume- und Verkehrs-) Potential als das im Nesenbachtal eingekesselte Stuttgart, und so wurden sie hier für einige Jahre oder Jahrzehnte groß, bis sie sich an anderen Orten, außerhalb Stuttgart-Bad Cannstatts, eine neuere Bleibe suchten, mit noch mehr Expansionspotential. So war es bei der Schokoladenfabrik Ritter, die 1912 in Stuttgart-Cannstatt gegründet wurde und 1930 nach Waldenbuch ging, und so war es bei der Firma Rüsch, die als erste Firma in Deutschland antiseptische Katheter herstellte und dann nach Rommelshausen umzog. Und so war es bei vielen anderen Firmen. Und eben auch bei diesen zwei, heute noch durch ihre Produkte zumindest bundesweit (wenn nicht europa- und weltweit) bekannten Firmen: Stihl und Ackermann + Schmitt. Die Firma Stihl hatte zum Beispiel in den 1930er Jahren in ihrem Cannstatter Betrieb im Hinterhaus der Hallstraße 65 auch Waschmaschinen, Waschtrommel hergestellt. Heute sind es Hochdruckreiniger, Forstgeräte wie Motorsägen und Geräte für die Bauwirtschaft. 1926 in Stuttgart von Andreas Stihl (1896-1973) gegründet, kam die Firme zunächst 1930 nach Stuttgart-Cannstatt an die Hallstraße, bevor 1944 nach einem verheerenden Bombenangriff auf die Neckarvorstadt die Produktion, und 1952 schließlich auch der Firmensitz nach Waiblingen-Neustadt verlegt wurde. Die Firma agiert weltweit und ist seit 1971 Weltmarktführer von Motorsägen (mit einem Jahresumsatz von knapp 3 Mrd. Euro im Jahr 2014, laut Wikipedia). Sinnigerweise an fast gleicher Stelle begann schon am 7. Dezember 1922 die Geschichte der "Flex" im Rückgebäude des Hauses Hallstraße 67. Damals gründeten Hermann Ackermann und Hermann Schmitt eine Firma, um eine Handschleifmaschine zu bauen, die sie gemeinsam erfunden hatten. Sie entwickelten später daraus den Trennschleifer mit flexibler Welle (daher der Name) und brachte diesen ab 1954 auf den Markt - eigentlich ein Winkelschleifer, der auch Trennschleifer, "Trennjäger", "Trennhexe", "Schleifhexe", "Feuerradl" oder eben "Flex" genannt wird, was sich in Deutschland zu einem Markennamen entwickelte. Das Unternehmen zog bereits zwei Jahre nach seiner Gründung, 1924, in die Reichenbachstraße um, dann an den Kanonenweg (heute Haußmannstraße) und später von Stuttgart nach Steinheim a.d. Murr um, wo die Firma noch heute existiert.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 58) - in Zeiten von Corona: Der Lüftungsschacht im Weinberg

https://youtu.be/sd3vAzAuqi8


Liebe Cannstatterinnen, liebe Cannstatter, Freunde und Follower dieses Bad Cannstatt-Vlogs, schon das 58. Thema in Folge über Bad Cannstatt... fast zwei Monate, und noch keine Ende in Sicht. Das aktuelle Video führt uns erneut an den Rand der Neckarvorstadt, an einen kleinen Weinberg mit einer besonderes Geschichte, die man(n) und frau, wenn er oder sie aufmerksamen Auges ist, zumindest erahnen kann. Bei genauerer Betrachtung des Weinbergs unterhalb des Altenburgheims des städtischen Wohlfahrtswerks und oberhalb der Altenburger Steige, die hier von der Kreuzung Halden- und Brückenstraße aus den Weg in Serpentinen nach oben zum Steigfriedhof und zum Hallschlag beginnt, wundert man sich vielleicht, warum ein Weinberg einen so seltsamen "Kamin" mittendrin aufweist. Ein Kamin ist es nicht, aber ein Luftschacht zur Belüftung des Luftschutzstollens, der im Zweiten Weltkrieg über eine stattliche Länge parallel zur Haldenstraße zum Schutz der Bevölkerung vor Bombardierung in den Berg getrieben wurde. Dieser Stollen hatte mehrere Aus- bzw. Eingänge und verband auch Firmen, die an der Bergseite der Haldenstraße lagen. Hier, am Beginn der Altenburger Steige, ereignete sich auch die Panik beim Luftangriff vom 15./16. März 1944, bei dem 23 Menschen, darunter 12 Kinder, auf tragische Weise ums Leben kamen (vgl. Video Nr. 41) hier auf diesem Bad Cannstatt-Vlog zu Kinder-Gräbern auf dem Steigfriedhof). Wer sich für die Luftschutzbauten, Hoch- und Tiefbunker Stuttgarts und seiner Teilorte interessiert, findet die besten Informationen beim in Stuttgart-Feuerbach angesiedelten Verein Schutzbauten Stuttgart e.V. (www.schutzbauten-stuttgart.de; Ansprechpartner ist Herr Rolf Zielfleisch; info@schutzbauten-stuttgart.de). Zum Stollen, der insgesamt 2000 Menschen fassen konnte und im Bereich der Haldenstraße von den Anwohnern auch als "Gotthardbunker" bezeichnet wurde, finden Sie hier weitere Angaben: www.schutzbauten-stuttgart.de/de-de/bauwerke/stollen/bw27brückenhaldenstraße.aspx (zudem dort auch eine weitere Seite zur Panik vom März 1944 mit Zeitzeugenberichten). Sehr geehrter Herr Zielfleisch, Ihnen und all Ihren Mitstreitern innerhalb und außerhalb Feuerbachs und Ihrer wichtigen Erinnerungsarbeit an eines der dunkelsten Kapitel der Stuttgarter Stadtgeschichte widme ich diesen kleinen Videobeitrag, bleiben Sie alle gesund und der Stadt Stuttgart mit Ihrem Engagement erhalten.
Olaf Schulze

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 59) - in Corona-Zeiten: Folge zum 55. Geburtstag, alte Postkarten

https://youtu.be/lNkPLK7L5mQ


Liebe Freunde und Followerinnen und Follower dieses Bad Cannstatt-Video-Blogs,
heute einmal eine Sonderfolge, gestern Abend am Esstisch in unserer Wohnung in der Cannstatter Schönestraße produziert, eine Folge aus Anlass meines 55. Geburtstages am 12. Mai 2020 und auch als kleine interne "Feier" meines 15jährigen Engagements für die Geschichte Bad Cannstatts. Damals, im Sommer 2005, schrieb ich für die "Cannstatter Zeitung" eine "wir-füllen-das Sommerloch"-Serie unter dem Titel "Cannstatts Geschichte sehen lernen", vor allem über Details an Fassaden (wie etwa die Zimmer-mannszeichen am Klösterle) oder über Besonderheiten einzelner Straßenzüge (wie die Eisenbahnstraße oder die Brückenstraße). Zum Abschluss der Serie bot die "Cannstatter Zeitung" mit mir eine Führung an, die ich so vorgeschlagen hatte, bei der die Leserinnen und Leser der CaZe kostenfrei die behandelten und auch andere Themen mit mir erlaufen und "ersehen" konnten. Zum Abschluss der Führung verteilte ich mein erstes Führungsblatt für das Winterhalbjahr 2005/2006 mit Führungen durch Bad Cannstatt. "Cannstatts Geschichte sehen lernen" war geboren (und entwickelt sich bis heute).

 

2007 gelang der Kontakt zu Pro Alt-Cannstatt und seinem ersten Vorsitzenden Hans Betsch und - da im Stadtmuseum Bad Cannstatt die Besucherzahlen deutlich zurückgegangen waren - es entstand der Gedanken einer von mir für Pro Alt-Cannstatt kuratierten Postkartenaustellung im Stadtmuseum. Seither arbeite ich als "fester Freier" dort im Cannstatter Stadtmuseum mit... und habe schon 18 Ausstellungen komplett alleine oder zusammen mit Kolleginnen (wie Claudia Weinschenk M.A., Stuttgart; oder Dr. Rainer Redies, Bad Cannstatt von der Cannstatter Solperstein-Initiative; oder Hans Betsch für Pro Alt-Cannstatt bzw. den Kübelesmarkt) entwickelt... über viele Jahre unter der Leitung von Dr. Manfred Schmid und seit einem Jahr unter der Leitung seiner Nachfolgerin Dr. Christiane Sutter. Mir zur Seite stand unser Pro Alt-Cannstatt-Beiratsmitglied und Lebenspartner seit bald 28 Jahren, Matthias Busch... und ihm/Dir ist dieser Film auch gewidmet. Das Video zeigt eine Auswahl für unsere Postkartensammlung (Busch/Schulte bzw. Pro Alt-Cannstatt) relativ neu erworbener Exemplare, die ich für Sie, für Euch, liebe FollowerInnen, im Video kommentiere.
Kommen Sie, kommt alle gut durch diese seltsame Zeit.
Olaf Schulze

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 60) - in Corona-Zeiten: Dauerausstellung im Stadtmuseum, Folge_I

https://youtu.be/LD_w_WEX1LA

 

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Gäste der Stadt und Fans des Cannstatter Stadtmuseums, mit dem heutigen Mittwoch, den 13. Mai, genau zwei Monate nach der vorübergehenden Schließung des Stadtmuseums Bad Cannstatt aufgrund der Verordnungen des Landes Baden-Württemberg zur Corona-Pandemie, beginnt wieder ein zunächst noch stark eingeschränkter Museumsbetrieb. Bis auf Weiteres hat das Stadtmuseum Bad Cannstatt jeden Mittwoch von 10 bis 13 Uhr und dann noch einmal von 14 bis 17.30 Uhr geöffnet, zusätzlich noch am Wochenende zu den gewohnten Zeiten: Samstag von 14 bis 17 Uhr und Sonntag von 12 bis 18 Uhr. Der Wochendbetrieb wird von Vorstands- und weiteren engagierten Vereinsmitgliedern von Pro Alt-Cannstatt ehrenamtlich aufrechterhalten. Im Museum wurden einige Corona-bedingte Veränderungen vorgenommen, so ist derzeit kein Verkauf von Büchern oder Kalendern möglich, es besteht Mund- und Nase-Maskenpflicht, die Besucher müssen sich am Eingang die Hände desinfizieren und erhalten Einweghandschuhe, außerdem dürfen sich nur maximal drei Besucher zeitgleich im Museum aufhalten bzw. eine Familie (die zusammenwohnt). Der Besuch ist auf das Erdgeschoss beschränkt, hier können Teile der Dauerausstellung wie das Stadtmodell und das Römerdiorama besichtigt werden und die Sonderausstellung "Den Römern auf der Spur - 125 Jahre Archäologie in Cannstatt", die bis zum 20. September 2020 verlängert ist. Von nun an gibt es eine Besuchertoilette und eine Personaltoilette (nicht mehr geschlechtergetrennt). Führungen und andere Aktionen im und um das Museum können auch weiterhin leider (noch) nicht stattfinden. Doch ein Anfang ist gemacht. In den nächsten Tagen werde ich in unregelmäßigen Abständen Videos über das Cannstatter Stadtmuseum auf diesem Vlog hochstellen, die die Dauerausstellung in einzelnen Clips vorstellen. Heute beginne ich mit dem Untergeschoss. Bleiben Sie / bleibt gesund,
Ihr / Euer Olaf Schulze
1. Vors. von Pro Alt-Cannstatt Historiker, Kunsthistoriker und Trauerredner Mitkurator der aktuellen Dauerausstellung "Cannstatt-Panorama" im Stadtmuseum Bad Cannstatt, Klösterle-Scheuer, Marktstraße 71/1

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 61) - in Zeiten von Corona: Portal der katholischen Martinskirche

https://youtu.be/lFj3wkoUKCE

 

Das heutige Video ist eine thematische Fortsetzung des Videos Nr. 56) hier auf diesem Bad Cannstatt-Vlog. Es geht diesmal um das Hauptportal der kath. Martinskirche in der Neckarvorstadt. Mit dem Wideraufbau und dm Abbruch der neogotischen Hauptfassade und der Erweeiterung der Kirche um 2,5 m zur Brückenstraße zu, beschloss man, das Hauptprtal an die ruhigere Südeite an die Duiosburger Straße zu versetzen (beim heutigen Hermann-Metzger-Platz; benannt nach dem bekannten Bad Cannstatter Kunstmaler (1896-1971), der in der Nähe unmittelbar nach dem Krieg sein Wohnhaus mit Atelier gebaut hatte (nicht mehr erhalten). Leider fand ich in der gängigen Literartur nicht den Namen des Künstlers, der Künstlerin der Bronzetüren; gestiftet und ausgeführt wurden sie 1950 von der Firma Lang & Schrack, eine Bau- und Möbelschreinerei, die sich damals in der nahen Rosenaustraße 6-8 befand und auch im Bereich Raumausstettung tätig war. Dargestellt ist auf den Bronzetüren links Eva, die im Paradies gerade vom Baum der Erkenntnis den Apfel pflückt, der Sündenfall - deutlich ist die Schlange erkennbar. Diesem alttestamentlichen Bild ist eine der Kernszenen des Neuen Testaments gegenüber gestellt, die Verkündigung des Herrm vor der demütigen Magd Maria durch den Erzengel Garbiel - Maria ist die "zweite Eva" (und Jesus Christus der "zweite Adam". Wer kann mir helfen? Und weiß den Namen des Künstlers, der Künstlerin, dieser Bronzetüren, die durchaus dem nkünstlerischen Geschmack der Zeit um 1950 entsprechen. Ich bin gespannt auf Ihre / Eure Kommentare.
Olaf Schulze

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 62) - in Corona-Zeiten: Löwe und Hirsch an der Wilhelma-Fassade

https://youtu.be/outppW1ZgQQ


Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen, Freunde dieses Video-Blogs,
der die Abonnentenzahl von 40 dieser Tage übersprungen hat, heute nur ein ganz kurzer Film, sozusagen in der Reihe "Cannstatt tierisch". Es geht um zwei zentrale Tiere Württembergs, wenn man so will, um die Wappenhalter Hirsch und Löwe. Diese finden wir auch an der ganzen Schaufassade der Wilhelma dem Neckar zu verteilt, in einem Fries, der die Eckbauten betont, vermutlich aus Gusseisen (Wasseralfingen?), dieser Fries erinnert vor allem an eine bestimmte pompejanische Kunstphase, auch an die Ausmalung des Wilhelma-Theaters (vgl. Film Nr. 10) auf diesem Cannstatt-Vlog), das 1840 als erstes Gebäude der "Wilhelma", des Privatschlosses und "Maurischen Bades" für König Wilhelm I. von Württemberg, als Erweiterung des Rosensteinschlosses und seines Parks in die Talaue hinein, errichtet wurde. So steht denn auch zwischen den hier sichtbarem Hirschköpfen links und Löwenköpfen rechts das zentrale "W", auf das die Tiere blicken, das sie bewachen und würdig umrahmen. Fast 48 Jahre lang, vom Herbst 1816 bis zum Sommer 1864, regierte Wilhelm I., König von Württemberg (1781-1864), und erwählte damals Cannstatt zu seiner Sommerresidenz und förderte dessen Kurbetrieb. Die Tiere, Hirsch und Löwe, haben übrigens auch eine christologische Bedeutung. Der Hirsch, der aus der Quelle des Lebens trinkt, steht für den getauften Christen, der Löwe für die christliche Macht der Auferstehung, für die Königskraft des Heilands. Der Mittelpavillon zur Aussicht auf den Neckar (heute die Hauptkasse der Wilhelma) entstand 1846 nach den Plänen des Wilhelma-Architekten Ludwig von Zanth (1796-1857) zusammen mit der Terrakottawand und den Eckpavillons (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Terrako...)). Trotz Kriegsschäden ist noch relativ viel erhalten.


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Cannstatts Geschichte sehen lernen 63) - in Zeiten von Corona: Robert Stolz-Denkmal beim Kursaal

https://youtu.be/TFDWvY9Kffs

Liebe Freundinnen und Freunde dieses Video-Blogs über Bad Cannstatt.
der heutige Film, den ich schon in den ersten Tagen der Corona-Einschränkungen noch im März aufgenommen habe, führt uns zu einem Denkmal für den berühmten österreichischen Operetten-Komponisten Robert Stolz (1880-1975), der zeitweilig im letzten Friedenssommer vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs hier Kurkapellmeister war und Ende Juli 1914 im Wilhelma-Theater eine seiner frühen Operetten dirigierte, "Das Lumperl". Die Bronzebüste, der, Künstler oder die Künstlerin ist mir ebenso wie das Aufstellungsdatum (noch) nicht bekannt, zeigt seinen markanten Alterskopf. Seine Ehefrau "Einzi" Stolz (1912-2004) war aufgrund von Vermittlung von Hans-Otto Stroheker mehrfach in den 1980er und 1990er Jahren in Bad Cannstatt, u.a. zu einer Eröffnung einer Ausstellung über ihren Gatten im Stadtmuseum Bad Cannstatt, die von Hans-Otto Stroheker und Dr. Manfred Schmid zusammengestellt worden war, so auch 1994 zur Einweihung einer Gedenktafel mit Porträtmedaillon aus Bronze der Cannstatter Bildhauerin Elke Krämer am Haus Marktstraße 40, in dem Robert Stolz damals gelebt hat. Das Denkmal vor dem Kleinen Kursaal trägt die Inschrift:


ROBERT STOLZ
1880 – 1975
DEM GENIALEN KOM=
PONISTEN DIRIGENTEN
UND AUSSERGEWÖHN=
LICHEN MENSCHEN=
FREUND

 


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Cannstatts Geschichte sehen lernen 64) - in Zeiten von Corona: Portale und Türen in der Bäckergasse

https://youtu.be/wOaLjtQYY64

 

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
der 4000. Klick wurde vermutlich Gestern erreicht, vielen Dank an alle, die meine Videos dann und wann anschauen, manchmal auch Kommentare oder Daumen hoch hinterlassen und mich offensichtlich auch weiterempfehlen. Das Stadtmuseum Bad Cannstatt kann wieder besucht werden, allerdings nur das Untergeschoss und nur maximal drei Besucher (oder eine Familie) zur gleichen Zeit mit "Mauldäschle" vor Mund und Nase. Heute habe ich selbst dort drei Stunden ehrenamtlich verbracht und einige nette Gespräche ergaben sich. Das heutige Video habe ich vor "Dienstantritt" um 12 Uhr in der Bäckergasse in der Cannstatter Altstadt aufgenommen. Manchmal ist es so, dass sich Geschichten auch dort verbergen, wo man sie nicht erwartet, wo man mehr oder weniger achtlos vorbeiläuft. Heute zeige ich zwei Türen bzw. Portal- und Garagenlösungen der Häuser Bäckergasse 5 (Bauherren des Wiederaufbaus Fam. Dürr) und Bäckergasse 3 (Architekturbüro und Wohnhaus Hamann). Das Haus Nr. 5 ist ein Teilwiederaufbau auf alten Resten, ein alter Wappenstein, stark übermalt und ohne sichtbare Spur eines Wappenzeichens, kann aber auch als Spolie um 1955 oder 1960 in einen Neubau hingesetzt worden sein. Das Portal ist mit einem zweiflügeligen schmiedeeisernen Tor versehen, das zahlreiche Symbole enthält. So die Initialen "WD" ganz oben, für den Bauherrn, dazu links das Stuttgarter Rössle und rechts die Cannstatter Kanne, darunter im linken Flügel Zirkel, spitzer Hammer und Senkblei für das Geschäft, das die Familie Dürr betrieb, und im rechten Flügel vier Sternzeichenbilder: Steinbock, Löwe, Fisch(e) und Wassermann, vermutlich die Sternzeichen der damaligen Familienmitglieder. Das linke Nachbarhaus wurde 1963 für den Architekten Hans Hamann (1928-2014) und seine Frau Ursel Hamann, geb. Baitinger als Büro- und Wohnhaus gebaut, nach eigenen Entwürfen. Die Fassade und auch diagonal eingeschnittene Garagen- und Eingangsbereich wurden später verändert. In den 70ern ersetzte man die z.B. Holzgaragentüren durch seitlich bewegliche Garagentürelemente, die mit Kreisen und Kreis-Segmenten in zeitgenössischen Farben großflächig bemalt wurden, sowie dem eigenartigen Schriftband mit "AUS EIN AUS EIN..." darüber. Auch die Hausnummer wurde groß und unübersehbar an die Fassade des Erdgeschosses gemalt. Die interessante strukturierte Verkleidung mit eingefärbten Eternitplatten stammt wohl aus der Zeit der frühen 80er Jahre. Hans Hamann hat neben seiner Tätigkeit als Architekt ab den 1990er Jahren viele Jahre den Volksfestumzug im Auftrag und als Vorstandsmitglied des Volksfestvereins geplant und durchgeführt und dadurch mitgeholfen, den Umzug zu dem zu machen, was er seither ist, ein wichtiges Kulturgut für Bad Cannstatt, Stuttgart, Württemberg, Baden-Württemberg und darüber hinaus... und vielleicht bald auch von der UNESCO anerkannt als immaterielles Kulturerbe,

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 65) - in Corona-Zeiten: Die "Kron(en)apotheke" an der Marktstraße

https://youtu.be/4lTj4xsuG_g


Liebe Freundinnen und Freunde, Follower dieses Bad Cannstatt-Vlogs,
in den 1960er und 1970er Jahren, nachdem die größten Lücken des Krieges durch den Wiederaufbau geschlossen waren, wurden in den deutschen Städten, Kleinstädten und auch Dörfern "Altstadtsanierungen" vorgenommen, die oft daraus bestanden, Landwirtschaft und "dreckiges" Gewerbe aus den Ortskernen zu entfernen, vermeintlich oder wirklich baufällige Altbauten für Ortsdurchfahrten und übergroße Platzgestaltungen zu opfern und Bank- und städtische Verwaltungsgebäude ohne größere Rücksicht in die vorhandenen Strukturen zu "klotzen", nicht zu vergessen die "Vereternitplattisierung" der Fassaden bis zur Unkenntlichkeit. Eine rühmliche Ausnahme, wenn auch damals sehr umstritten, war der 1977 seiner Bestimmung übergebene Neubau der "Kron-Apotheke" (Marktstra0e 59), nach Plänen des Architekten Werner Lutz, der mittelalterliche Prinzipien wie das Vorkragen der Geschosse, den Fachwerkbau an sich, die Giebelständigkeit der meisten Gebäude an der Marktstraße aufnahm und in aktuellen Materialien (Beton, Stahl, Glas) umsetzte. Heute fügt sich die Apotheke nahtlos und "zeitlos" in die Umgebung mit Stadtkirche und Altem Rathaus ein. 1895 gab es im ganzen Oberamt Cannstatt mit allen Teilorten sechs Apotheken, davon vier allein in der Oberamtsstadt selbst, in Cannstatt. Cannstatt hatte nicht nur die meisten Apotheken im Amt, hier lag (und liegt) auch die älteste. Sicher hatte es zuvor Würzkrämer gegeben, auch fahrende Händler, bevor der Stuttgarter Hofapotheker Hans Jakob Künlen 1638 (mitten im Dreißigjährigen Krieg und drei Jahre nach einer schweren Pestepidemie) die Erlaubnis, das Privileg, bekam, „ein besonder corpusculum pharmaceuticum“ in Cannstatt einzurichten. Diese „Zweigapotheke“ vererbte sich dann in der Familien Künlens. Ein Apotheker Johann Wolf Süßkind von Winnenden wurde 1649 mit seiner Bitte um Konzession abgewiesen, ebenso ein zweiter 1683, desgleichen 1715. Das letzte Gesuch hatte ein französischer Einwanderer namens Guillot gestellt. Dieses war abgelehnt worden, „weil kaum eine Apotheke des Joh. Wilh. Wölfing, geschweige zwei bestehen können, während der Herzog den Bittsteller annehmen wollte, wenn er so viel erwerbe, daß er ein Haus in dem eben entstehenden Ludwigsburg bauen und sich dort niederlassen könne.“ (Aus dem Oberamtsbericht von 1895) Es sollten noch einmal hundert Jahre ins Land ziehen, bis 1816 die zweite Apotheke in Cannstatt privilegiert wurde. Es war die „Morstatt‘sche Bad-Apotheke“ von Heinrich Gottlieb Morstatt. Sie wurde innerhalb mehrerer Generationen in der Familie Morstatt weitergegeben und befand sich im Haus Marktstraße 22. 1907 ging sie von Albert Morstatt an Otto Bollacher über, dessen Sohn Erich sie dann weiterführte. Zum 31. Oktober 1990 erlosch der Betrieb der Apotheke laut Gewerberegister. Ein Teil des Apothekennachlasses der Familie Bollacher befindet sich heute im Stadtarchiv Stuttgart. Zum 1. Mai 1862 trat in Cannstatt die neue Gewerbeordnung in Kraft, durch welche die Zünfte aufgehoben wurden. Ausgeschlossen von der Gewerbefreiheit blieben neben der Schifferei, den Buchdruckereien und Buchhandlungen nur die Apotheken. Im Juni 1876 wurde schließlich eine dritte Apotheke konzessioniert, die „Wilhelms“-Apotheke in der Wilhelmstraße 9 des Apothekers Gotthold Völter. Mit der „Homöopathischen Central-Apotheke“ von Virgil Mayer gab es dann bis zur Vereinigung mit Stuttgart 1905 vier Apotheken in Cannstatt. Von denen die wichtigste die „Kron[en]“-Apotheke blieb, die zeitweise von einem Apotheker Baumann geführt wurde. Ihr Name rührt von der unmittelbaren Nachbarschaft zum traditionsreichen Gasthaus „Zur Krone“ her, das seit Ausgang des Mittelalters „Krone des Lebens“ (und damit letztlich Christus) dürfte für das Gasthaus namensgebend gewesen sein – so wie viele Gasthäuser zum Beispiel nach den Evangelisten benannt sind: Adler, Engel, Löwe und „Ochse“. Der Name der „Kron[en]- Apotheke“ hatte im 19. und frühen 20. Jahrhundert viele Varianten, je nach Gusto des Inhabers. Wohl Mitte der 1870er Jahre hatte Gustav Obermiller die „Apotheke zur Krone“ übernommen und zum 30. August 1884 per Ministerial-Erlass auch das Recht, neben der regulären Apotheke auch eine „Homöopathische Central- Apotheke“ zu führen, folglich Virgil Mayer Konkurrenz zu machen. Bis zu seinem frühen Tod 1920 führte dann sein Sohn Gustav Obermiller (jun., geboren in Cannstatt 1872) die Apotheke und brachte sie auf den neuesten Stand. Dessen Söhne betrieben dann die Apotheke weiter, trennten ihre Apotheken nach dem Zweiten Weltkrieg (so entstand die „Scarabäus-Apotheke“ am Daimlerplatz). Später kam die Kronen-Apotheke in den Besitz der Apothekerin Friederike Barth aus der Familie Palm (Schorndorf), die den heutigen Neubau erstellen ließ.

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 66) - in Corona-Zeiten: Kunstraum5, Malkurse in der Spreuergasse

https://youtu.be/vdXkkD-nS5o


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde dieses Video-Blogs,
das heutige Video führt uns in ein historisches Gebäude in der Spreuergasse, und zwar in die Nr. 5, nahe beim Jakobsbrunnen, in dem sich seit einigen Jahren der "Kunstraum5" befindet, betrieben von der Künstlerin Dorothee Schwertzel-Thoma (Jg. 1960), die hier seit einigen Jahren, genauer seit 2012, Malkurse für Erwachsene und Kinder praktisch jeden Alters und jeder Vorkenntnisstufe anbietet. Seit drei Wochen sind wieder eingeschränkt Kurse mit stark reduzierter TeilnehmerINNENzahl möglich. In diesem Video besuchen wir einen solchen Kurs, der sich regelmäßig einmal die Woche trifft, und führen kleine Interviews mit den Teilnehmern zu ihrer Motivation bzw. zu den aktuellen Projekten sowie mit "Doro" Schwertzel-Thoma, die auch seit fünf Jahren die "Galerie Wiedmann" als Kuratorin leitet, selbst über ihren künstlerischen Werdegang und die Idee, die hinter dem Kunstraum5 steckt. Das Gebäude Spreuergasse 5 selbst ist auch für sich betrachtet interessant. Auch wenn bislang keine dendrochronologischen Daten gezogen und ermittelt wurden, dürfte der Bau im Kern aus dem 15. oder frühen 16. Jahrhundert stammen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden das Obergeschoss und der Dachbereich dem neuen Zeitgeschmack angepasst. Und so entsteht in einem historischen Gebäude mitten in der Altstadt von Bad Cannstatt aktuelle Kunst in kreativer Atmosphäre. Auch der baumbestandene Innenhof dienste schon kulturellen Zwecken, wie kleinen Konzerten oder Kunstvernissagen (weitere Informationen unter: https://www.kunstraum5.com/). Der Name "Spreuergasse" ist für das Jahr 1561 überliefert; hier gab es bis ins 20. Jahrhundert hinein viele landwirtschaftliche (Klein-)Betriebe, Fuhrunternehmen, Scheuern, die entweder durch die Bombenangriffe in den letzten Kriegsjahren oder durch die Altstadtsanierung ab den späten 1970er Jahren zerstört oder abgebrochen wurden. So entstand auch der Platz am Jakobsbrunnen durch Abbruch zweier Gebäude und Neupflanzung von Bäumen in den 1980er Jahren (vgl. die Filme Nr. 21), 28) und 31) auf diesem Bad Cannstatt-Vlog, sowie zur Galerie Wiedmann die Filme Nr. 3_1) und 3_2) zur aktuellen Ausstellung mit Skulpturen von Karl-Heinz Osswald). Im Haus Spreuergasse 5 lebten laut Cannstatter Adressbuch von 1904 hier im ersten Stock der Weingärtner Jakob Zais, dem das Haus damals auch gehörte und der einer der drei "Jakobe" war, die dem Brunnen den volkstümlichen Namen gaben, sowie im zweiten Stock der Wagenheber Gottlieb Lachenmayer und der Zigarrenmacher Peter Heritier.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 67) - Corona-Zeiten: Schiffmann_ Mineralbad, Wäscherei, Brunnen

https://youtu.be/SctP_c_nWSI

 

Um 1900 erwarb der Cannstatter Färber Karl Schiffmann einen Geländestreifen aus dem Badgarten des ehemaligen Hotel Hermann zwischen Bad- und Eisenbahnstraße. Hier lagen seit dem Mittelalter die "Männlein"- und "Weiblein"-Quellen, auf diesem Gelände befand sich der von Frösner 1833 erbohrte Brunnen, mit dessen Wasser das von Privatier Mehl 1897 errichtete „Neue Mineralbad“ betrieben wurde. Auch das ehemals Hermann'sche Badhaus, nun Wohnhaus, gehörte zum erworbenen Grundstück. Karl Schiffmann übernahm das Bad, das fortan „Badeanstalt Schiffmann“, später "Mineralbad Schiffmann" hieß. Mehrmals wurde das Bad modernisiert, bis es 1972 geschlossen wurde – nachdem in immer mehr Wohnungen Bäder eingebaut worden waren und der Bedarf an Wannenbädern im Mineralbad stark sank. Das Mineralbad Schiffmann bot auch vom Arzt verordnete Stahlbäder an. Dafür wurde das Mineralwasser direkt in Kupferwannen mit Doppelboden eingefüllt. In die Doppelböden wurde Dampf eingeleitet, so dass das Wasser je nach Bedarf und Verordnung erwärmt werden konnte. In den Jahren vor und nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Wannenbäder von den Bewohnern des Seilerviertels viel genutzt. Aber auch zahlreiche Badegäste aus Übersee suchten das Bad auf, wie Eintragungen im Gästebuch belegen. In der Nachkriegszeit besuchten auch amerikanische Offiziere häufig das Bad. Seine Färberei verlegte Karl Schiffmann vom Mühlkanal an die Eisenbahnstraße. Er erbaute ein zweistöckiges Fabrikgebäude, die Färberei und "chemisch-mechanische Waschanstalt" K.E. Schiffmann. Im Erdgeschoß standen die mit Dampf betriebenen Maschinen, während im Obergeschoß der Arbeitsplatz der Büglerinnen war. Bis zu 60 Arbeiterinnen und Arbeiter fanden hier Beschäftigung, darunter Frauen aus der Postsiedlung an der Eisenbahnstraße. Der Dampf, mit dem die Maschinen angetrieben wurde, wurde übrigens doppelt genutzt: er wurde weitergeleitet ins Bad und diente zur Erwärmung des Badewassers. Die Fabrik wurde wegen Umweltschutzauflagen 1979 geschlossen. Familie Schiffmann eröffnete danach in Waiblingen eine neue Firma für internationale Textilausrüstung und Chemische Reinigung, die bis 1997 bestand. Die Wäscheannahme und das Büro befanden sich bis zuletzt im Gebäude Badstraße 31. Nachdem schon zuvor das alte Hermann'sche Badhaus abgerissen worden war – auf dem Gelände wurden zunächst Parkplätze für die Post eingerichtet – wurden 1979 auch Bad und Fabrik abgebrochen. Das gesamte Gelände wurde 1981/82 neu bebaut und eine kleine Grünanlage mit einbezogen, in der sich heute der Schiffmann-Brunnen befindet. In den 1830er Jahren ließ die Schüttung mehrerer Cannstatter Quellen aufgrund der extensiven Bohrung artesischer Brunnen zu Industriezwecken nach, weswegen weitere Bohrungen zunächst verboten wurden. Dr. Frösner erbohrte nach langem Schriftwechsel auf seinem Grundstück einen neuen Brunnen, den heutigen "Schiffmannbrunnen", der 1933 durch Karl Schiffmann neu gefasst wurde. Alle drei Wässer, "Männlein", "Weiblein" und der "Schriffmannbrunnen" haben einen vergleichsweise geringen Natrium- und hohen Eisenanteil. Zweimal musste die Schiffmann-Quelle im 20. Jahrhundert nachgebohrt werden: 1933 zunächst auf eine Tiefe von 60, dann auf 86 m. 1926/27 verringerte sich das Grundwasserniveau aufgrund der Neckarregulierung und die Schüttung ließ nach. Die alten Eichenholzröhren ersetzte man durch Metallrohre und bohrte gleichzeitig tiefer. Als 1959 die Schüttung erneut, diesmal wegen Bauarbeiten am Neckarhafen, nachgelassen hatte, erfolgte die zweite Bohrung. Das „Weiblein“ wurde mit dem Gebäude Eisenbahnstraße 40 überbaut und fließt bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in die Kanalisation ab. Das „Männlein“ wurde bis ca. 1950 als Pumpbrunnen in der Eisenbahnstraße genutzt, der dann von einem amerikanischen Militärlastwagen gerammt und zerstört wurde. Auch das „Männlein“ fließt seither in die Kanalisation ab. Dem Murmeln beider Quellen kann auch heute bei der Eisenbahnstraße 40 gelauscht werden: Das des "Männleins" unter einem Kanaldeckel mitten auf der Straße, das "Weiblein" ist durch ein Kellerfenster zu hören. Der "Schiffmann-Brunnen" stand ursprünglich direkt hinter dem Haus Badstraße 31. Die Quelle befindet sich Heute im Keller des Hauses Badstraße 27. Von ihr wird das Mineralwasser zum öffentlichen Brunnen innerhalb der Grünfläche des Neubaugebiets und ins Krankenhaus vom Roten Kreuz geleitet. Dort darf jedoch, neuesten EU-Verordnungen entsprechend, das Mineralwasser nicht mehr an die Kranken ausgegeben werden. Dieser Text (leicht gekürzt und bearbeitet) stammt von meiner Kollegin, der Stuttgarter Historikerin Claudia Weinschenk M.A., die seit vielen Jahren ebenfalls Stadt- und Friedhofsführungen anbietet, und die mit mir zusammen 2008 eine Ausstellung "100 Jahre Seilerviertel" im Stadtmuseum Bad Cannstatt gestaltet hat. Einer ihrer Schwerpunkte ist die Erforschung der Stuttgarter Frauengeschichte
(vgl.
http://geschichts-ver-fuehrungen.de/).

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 68) - in Corona-Zeiten: Travertin an der Heinrich-Ebner-Straße

https://youtu.be/4RJoXARiUJg

 

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, Freunde Bad Cannstatts und dieses Vlogs,
unser heutiger Ausflug geht dieses Mal in einen Bereich, in dem ich noch keine Videos gedreht habe, in den Bereich der sogenannten "Fabrikvorstadt" "jenseits" der Bahnlinie Cannstatt-Untertürkheim, einen Bereich, der ab den 1860er Jahren bebaut wurde mit Fabriken und Arbeiter- bzw. Eisenbahnerwohnhäusern. Allerdings in eine Zeit lange davor, als vor vielen zehntausend bis hunderttausend Jahren hier aus kalkhaltigem Mineralwasser der bekannte Cannstatter Travertin entstand. So ist das Naturdenkmal Heinrich-Ebner-Straße auch Teil eines vor über zehn Jahren angelegten geologischen Travertin-Pfades, der allerdings, auf Grund von ständigem Vandalismus und Schmierereien in Teilen wieder entfernt wurde (so in der Ganzhorn-Anlage an der Taubenheimstraße beim Uffkirchhof). Hier erkennt man besonders gut die natürliche Schichtung des Travertingesteins im Wechsel mit Sedimenten des Neckars. Und auch die unterschiedlichen Qualitäten des Travertins. Zum geologischen Travertinpfad vergleiche:
http://www.stuttgart-stadtgeschichte.net/pdf/Flyer_Geologiestationen.pdf
Im Herbst 1816, dem "Jahr ohne Sommer", wurden hier an diesem Gesteins-Aufschluss umfangreiche Mammutknochen entdeckt. Man war damals auch auf der Suche nach dem "Cannstatter Urmenschen", von dem man schon im 17. Jahrhundert Spuren entdeckt zu haben glaubte. Der "Elfenbeinschatz" von Cannstatt lockte auch den urgeschichtsbegeisterten (dicken) König Friedrich von Württemberg hierher, der sich dabei eine schwere Erkältung (vermutlich mit Lungenentzündung) holte und einige Tage später verstarb, so dass sein Sohn Friedrich Wilhelm, familienintern bisher "Fritz" genannt, unerwartet früh König wurde. Er bestimmte allerdings, auch aufgrund seines sehr angespannten Verhältnisses zum Vater, seinen zweiten Vornamen "Wilhelm" zum Königsnamen, er wollte nicht "Friedrich II.", sondern "Wilhelm I. von Württemberg sein). Mit Cannstatt blieb er zeit seines Lebens aufs engste verbunden. Er ließ hier zwei Schlösser, Rosenstein und Wilhelma, errichten, förderte den Ausbau zum Kurort (teilweise aus der Privatschatulle) und trank auch regelmäßig aus der nun nach ihm benamten Quelle hinter dem Großen Kursaal. Und konnte er nicht persönlich (und dann meist in Zivil) vorbeikommen, so ließ er sich das Wasser vom Brunnenverein liefern. Der Name "Heinrich-Ebner-Straße" erinnert an den Orthopäden und Klinikbetreiber Dr. Heinrich Ebner (1829-1878) der 1868 auch ein interessantes, zweisprachiges (dt., franz.) Buch mit Illustrationen, das "Album von Cannstatt und Umgebung" herausgab, das uns das Stadtbild am Übergang von der Kur- zur Industriestadt bewahrt. Er betrieb am Wilhelmsplatz, Ecke Seelbergstraße, eine kurze Zeit lang eine mondäne orthopädische Klinik und schildert schildert in seinem Buch die Einrichtungen des Kurortes Cannstatt, die Hotels, Fachkliniken, Bäder und Privatschulen, auf ihrem historischen Höhepunkt, bevor die Industrialisierung überhand gewann und die internationalen Gäste immer weniger wurden. Ich wünsche Ihnen / Euch allen einen schönen Feiertag. Und danke meiner Freundin Carmen Jud ganz herzlich für die spontane Übernahme der "Dreharbeiten" zu diesem Video.


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Cannstatts Geschichte sehen lernen 69) - in Corona-Zeiten: Gott "Merkur" wacht über den Marktplatz

https://youtu.be/85aOPoDwFH4


"Cannstatts Geschichte sehen lernen" -
unter diesem Motto biete ich seit 15 Jahren Stadtführungen durch Bad Cannstatt an. Damals schrieb ich unter dem gleichen Titel eine kleine Sommer-Serie für die "Cannstatter Zeitung" und eine Führung für deren Leserinnen und Leser war der Abschloss der Serie. Die Führung führte die recht große Gruppe auch an den Cannstatter Marktplatz, der ja eigentlich ein künstliches Gebilde ist, und durch Abbruch in der Zeit ab 1860/70 entstand. Damals verschwanden die ehemalige Lateinschule und die "Teutsche Schule", die Seitengassen zur Marktstraße wurden verkürzt (wie etwa die "Heim'sche Gasse" und die Stadtsulz, die Jahrhunderte lang auf der Rückseite des Alten Rathauses lag wurde zugeschüttet und der Sulzbach verdohlt (daher der Name "Sulzbachgasse"). Es verwundert daher kaum, dass der künstlich geschaffene Marktplatz, der den Wochenmarkt der wachsenden Industriestadt am Neckar aufzunehmen hatte, praktisch keine Schaufassaden zum Platz hin hat. Sondern man sieht z.B. nur die Rückseiten und Anbauten der Häuser an der Marktstraße. Mit einer Ausnahme, ein um 1905/1910 erbautes ehemaliges Kolonialwarengeschäft, in dem seit ein paar Jahren sinnigerweise der Eine-Welt-Laden untergebracht ist. Der damalige Bauherr hatte sogar, ganz im Sinne des Jugendstils, Sinn für "Kunst am Bau", und so ziert den Sandsteingiebel zum Marktplatz ein Relief, auf das ich damals, bei der Führung im Frühherbst 2005 meine Teilnehmerinnen und Teilnehmer, viele darunter "alte Cannstatter" aufmerksam machte. Keine oder keiner von Ihnen hatte das Relief je bemerkt, je gesehen - das war die Antwort per Handzeichen bei meiner spontanen Frage. Und manche gingen schon ein halbes Jahrhundert auf den Wochenmarkt. "Geschichte sehen lernen", heißt mit offenen Augen auch durch das Wohnumfeld, durch die eigene Stadt gehen... auch mal mit einem touristischen Blick wahrnehmen, was vielleicht Fremden als etwas Besonderes auffiele. So ist es auch mit diesem Beispiel. Was ist nun dargestellt? Man sieht auf ein Schiffsdeck, auf dem drei Personen zu erkennen sind und Teile der Ladung an Deck. Im Hintergrund rechts erkennt man die Takelage. Im Bildzentrum steht, auf einen großen Anker gestützt, mit seiner geflügelten Haube der römisch-antike Gott Merkur, der Gott der Händler, der schnellen Geschäfte... und damit auch der Gott der Diebe (dem griechischen Hermes, dem Götterboten, nahe verwandt), war er auch in der obergermanischen Provinz, im römischen Cannstatt als Götterdarstellung zu finden, etwa in einem kleinen Heiligtum, das in den 1920er Jahren bei Rilling in die Brückenstraße gefunden wurde, oder auch als Grabfigur, Merkur als der Seelengeleiter. Zwei Matrosen sind mit der Ladung beschäftigt, links erkennt man ein Fass an einer Eisenkette, damit es die See nicht vom Deck spülen kann, rechts wird eine Holzkiste mit Ladung bewegt, weitere Teile der Ladung sind ebenfalls zu erkennen. Das deutsche Kaiserreich wurde erst spät zur Kolonialmacht (u.a. in Afrika) und blieb es nur bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Fast in jeder Stadt gab es ab den 1880er Jahren Kolonialwarengeschäfte, die zum Beispiel Kaffee oder Baumwolle oder Seide oder Schokolade im Angebot hatten. Insofern ist das Relief, dessen Künstler (vielleicht Emil Kiemlen?) ich noch nicht ermitteln konnte, ein wertvolles Stück deutscher, württembergischer, Cannstatter Kultur- und Wirtschaftsgeschichte.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 70) - in Corona-Zeiten: Der Erbsenbrunnen mit dem Büble von 1929

https://youtu.be/0WH_wEhxS28

 

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, Freunde dieses Vlogs, heute stelle ich das 70. Video in Folge für Bad Cannstatt auf diesen Kanal. Und es ist ein Endes des täglichen Hochstellens noch nicht in Sicht, da ich - und meine ganzen Kolleginnen und Kollegen in Baden-Württemberg immer noch keine Auskunft bekommen haben, wann und wie es für uns mit Führungen im öffentlichen Raum weitergeht. Heute sind wir am Erbsenbrunnen, sicher der bekannteste Brunnen in der Cannstatter Altstadt - er war das letzte große Projekt des Cannstatter Verschönerungsvereins, der zum Beispiel den Burgholzhofturm (siehe Video Nr. 29) auf diesem Vlog) 1891 und den Juno-Brunnen (vgl. Video Nr. 19) 1910 hatte errichten lassen. 1927 begannen die Planungen des Cannstatter Verschönerungsvereins für einen Brunnen vor dem „Gasthaus zur Rose“ in der Marktstraße Gestalt anzunehmen. Die überregional bekannten Stuttgarter Bildhauer Bernhard Pankok (1872-1943) und Fritz von Graevenitz (1892-1959) wurden angefragt. Fritz von Graevenitz stellte im März 1928 ein Gipsmodell dem Vereinsausschuss vor, das heutige Erbsenbrunnenbüble zeigend. Auch mehrere Anwohner finanzierten den Brunnen mit. Der Travertin aus der gelben Bank des Steinbruchs Lauster erwies sich als schwieriges Material. Erst die dritte Ausführung des Bübles gelang, wobei sich Fritz von Graevenitz älterer Skizzen bediente, die er von seinen Neffen Richard von Weizsäcker (1920-2015) und Carl Friedrich von Weizsäcker (1912-2007) und, aber auch in der Überarbeitung der Figur 1929 von seiner zweijährigen, ältesten Tochter Irmgard gemacht hatte. Und so verzögerte sich die Einweihung, die schließlich am Sonntag, den 13. Januar 1929, vormittags 11 Uhr, bei 5 Grad Kälte vollzogen wurde. Die Häuser der Marktstraße waren beflaggt, das Musikkorps der (nicht 13 Grad, da habe ich im Video das Datum und die Gradzahl verwechselt!) Nachrichtenabteilung der Reichswehr spielte, der MGV Harmonie sang „An Brunnen vor dem Tore“ und „Im schönsten Wiesengrunde“. Dann übergab der Vereinsvorstand Oberbaurat Paul Reuß mit einer Ansprache dem Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Karl Lautenschlager den Brunnen, wonach der MGV Harmonie und das Musikkorps einen eigens komponierten „Hymnus“ zu Gehör brachten. Anschließend ging es im kleineren Kreis in die benachbarte Weinstube Wertz zur Nachfeier. Es existiert ein Bild, das unmittelbar vor Beginn der Zeremonie entstand und die mit einer Art Stoffüberzieher verhüllte Brunnenfigur zeigt sowie die wartenden Honoratioren mit ihren Zylindern im Hintergrund. Oberpräzeptor Bazlen inspirierte die Feier zu einem Gedicht: „‘s Erbsabüeble friert‘s“. Nur noch kleinere Vereinsaktivitäten schlossen sich in der Zeit der Weltwirtschaftskrise an, bis Ende 1934 die Vereinsarbeit ganz eingestellt wurde. 1937 schließlich erfolgte die „Selbstauflösung“ des Verschönerungsvereins. Aus dem Vereinsbesitz ging der Burgholzhofturm an die Stadt Stuttgart über, der Rest des Vermögens wurde dem Kurverein Bad Cannstatt übergeben. Das Wasser des Erbsenbrunnens stammt heute übrigens von der Cannstatter Quelle mit der stärksten Schüttung, der Kellerbrunnenquelle. Das ursprüngliche Wasser des "Kühlbrunnens" (daher der Name der "Kühlbrunnengasse") war ein besonders weiches, gutes Trinkwasser ohne Beigeschmack, gut geeignet zum Kochen von Hülsenfrüchten, aber auch für Tee oder Kaffee. Das Büble, das sozusagen die schwäbisch anständigere Fassung des "Männeken Pis" darstellt, das sein Hemdle keck nach oben zieht und das "Schnäpperle" freilegt, hat ein Krügle dabei und steht auf einer Erbse. Gewidmet ist dieses Video dem "kleinen Bruder" vom Erbsenbrunnenbüble, dem Cannstatter Urgestein und Original Hugo Kost (1933-2019), dem ebenfalls künstlerisch begabten Neffe von Hermann Metzger, der sich beim Quellenclub in vielfältiger Weise eingebracht hatte (zuletzt als "Ehrenordenskanzler"), der mir vor vielen Jahren das oben genannte Foto von der Einweihung des Brunnens übergab. Damals lernte sein Vater Hugo Kost sen., der in der "Harmonie" sang, eines des Mädle aus der Weinstube Wertz kennen und lieben. Als einziges Kind der bald darauf geschlossenen Ehe kam vier Jahre später Hugo Kost jun. zur Welt, der als Kleinkind manchmal "zum Baden" in die Brunnenschale aus Travertin gelegt wurde - also quasi mit dem Wasser des Erbsenbrunnens "getauft" wurde. Diese Geschichte, dass er daher der "kleine Bruder" des Erbsenbrunnenbübles sei, hat er gerne erzählt.

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 74) - in Zeiten von Corona: Turm der Stadtkirche von Schickhardt

https://youtu.be/bEk0C_p4x_A


Das heutige Video führt uns wieder in Stadtmuseum Bad Cannstatt (zum Stadtmuseum und zum "Klösterle" siehe Videos Nr. 0), Nr. 1), Nr. 12), Nr. 24), Nr. 33); Nr. 37) und Nr. 60) auf diesem Bad Cannstatt-Vlog). Während des Untergeschoss des Museums seit Mittwoch, den 13. Mai 2020, wieder geöffnet ist (zeitgleich sind nur drei Besucher oder eine Familie zugelassen mit Mund-Nase-Schutz), so ist das Obergeschoss mit großen Teilen der im Jahre 2016 neu gestalteten Dauerausstellung "Cannstatt Panorama" bis auf Weiteres weiterhin für den Besucherverkehr gesperrt. Dies hat mich dazu geführt, Ihnen in den nächsten zwei Wochen in unregelmäßigen Abständen, den Bestand des Obergeschosses auf den Videos mit kleinen summarischen Führungen vorzustellen.

 

Der heutige Bereich umfasst die Kapitel "Neckarstadt" und "Altstadt / Klösterle". Hier wird die Geschichte Cannstatts am Neckar, der Segen und Fluch zugleich war (und manchmal auch immer noch ist) dargestellt. Außerdem wird die Sanierungsgeschichte der Altstadt Bad Cannstatts und die besondere Rolle, die das "Klösterle"-Ensemble in dieser Geschichte gespielt hat, dargestellt. Alles Weitere erfahren Sie im Video.
Viel Spaß damit... mit freundlichen Grüßen Olaf Schulze,

Mitkurator des Dauerausstellung "Cannstatt Panorama" (zusammen mit Herrn Dr. Manfred Schmid, dem damaligen Leiter des Stadtmuseums Bad Cannstatt, und der Studio-Gemeinschaft Christoph Emde / Raimund Docmac als Ausstellungsgestaltern; ausgezeichnet 2017 als "Vorbildliches Heimatmuseum im Regierungspräsidium Stuttgart")

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 72) - in Corona-Zeiten: Jugendlicher "Urban" beim Erbsenbrunnen

https://youtu.be/kDIHqHBQfH0

Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen, wachsende Followerschar dieses Bad Cannstatt-Vlogs,
heute ist in der katholischen Kirche "Urbanstag", der Gedenktag des Hl. Urban, des Papstes Urban I., 222 bis 230 n. Chr. Bischof von Rom. Man schreibt ihm eine liturgische Verordnung zu, was jedoch nicht historisch belegbar ist, dass Messgeräte nur aus Silber zu fertigen seien. Die Legende des Papstes Urban I. spricht von einer großen Anzahl durch Urban Bekehrter, unter denen auch Valerian, Ehemann der heiligen Caecilia, und sein Bruder Tiburtius waren. Zudem soll er als Märtyrer durch Enthauptung unter Kaiser Severus Alexander gestorben sein. Er ist Patron von Maastricht, Toledo, Troyes, Valencia und Zielona Góra (Grünberg in Schlesien); außerdem, und das ist für Cannstatt besonders wichtig, der Patron der Weinberge, des Weines, der Winzer und der Küfer. Er wurde gegen Trunkenheit angerufen, auch gegen die Gicht (die auch „St. Urbans Plag“ hieß), auch gegen die Schäden von Gewitter, Blitz und Frost. Seine Funktion als Schutzpatron der Winzer ist jedoch sekundär und wurde ihm aufgrund einer Verwechslung mit dem heiligen Urban von Langres († 375) zuteil. Der heilige Urban von Langres wiederum war von vorneherein Schutzpatron der Weingärtner, er starb (vermutlich) am 23. Januar 375 n. Chr. und war zuvor Bischof von Langres und Autun, der alten Römerstadt in Burgund. Er soll sich, seiner Legende nach, vor seinen Verfolgern hinter einem Weinstock verborgen haben. Deshalb wird er oft mit einer Traube von Weinbeeren oder einem ganzen Weinstock in der Hand dargestellt. Aus diesem Grund auch wurde er Schutzpartron der Winzer, sowie der Städte Langres und Dijon. Sein Gedenktag wurde unterschiedlich begangen: ursprünglich am vermuteten Todestag, dem 23. Januar, später in Langres am 2. April, offiziell dann am 3. April. In vielen Weinbaugegenden wird an diesem Tag auch eine Urbans-Bittprozession abgehalten. Weder Papst Urban I. noch Urban, der Bischof von Langres und Autun, sind am Haus der ehemaligen "Weinstube Wertz", die hier von etwa 1900 bis zum Zweiten Weltkrieg bestand, abgebildet. Die fast vollplastische Figur, die auf den Erbsenbrunnen "aufpassen" würde, wenn ihr Kopf nur nach rechts statt nach links ginge, stammt aus den 1920er Jahren (was auch Sockel und Dach durch ihre Formgebung verraten) und zeigt einen recht jugendlichen Urban in einer typischen Weingärtnertracht, mit lederner Kniebundhose, Kniestrümpfen, einem hellem Hemd und einer roten Stoffweste. Neben ihm ist ein Weinstock mit Weintrauben zu erkennen, in der rechten Hand hält er einen Pokal, in dem wir Wein vermuten dürfen. Seine Haltung ist recht seltsam, riecht er seinen Achselschweiß nach seiner Schweißtreibenden Arbeit? Das sicher nicht? Macht er die jungen Mädchen auf sich aufmerksam, das wahrscheinlich schon. Er ist ein typisch evangelischer Urban, "einer von uns", aus dem Stand der schwäbischen Wingerter… wie es sie auch in Cannstatt seit dem Mittelalter gab. Der "Cannstatter Zuckerle" war schon im späten Mittelalter eine über Württemberg hinaus bekannte Weinlage. Die Römer in Cannstatt haben hier mit Sicherheit auch (importierten) Wein getrunken, doch es gibt bislang in unserer Region keinen stichhaltigen Beleg, dass sie hier auch Wein angebaut haben. Solche sicheren, archäologischen Beweise für den Weinanbau in der provinzialrömischen Zeit gibt es aber zum Beispiel aus dem Bereich der Mosel um Trier.

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 73) - in Corona-Zeiten:

Haus auf der Stadtmauer, Brählesgasse

https://youtu.be/2C_M5YuM5tQ

Stadtrechte besaß Cannstatt spätestens seit 1330, die Altstadt bei der "Cannstatter Brucken", an eine der wichtigsten Heer- und Handelsstraße gelegen, hatte damals sicher eine Umwehrung. Ob es schon einer Mauer aus Stein war, ist nicht sicher zu klären. Spätestens im 15. Jahrhundert dürfte die Mauer mit ihren Wehrtürmen, ihrem umlaufenden Wehrgang, mit den drei großen Stadttoren - dem Brückentor, dem Schmidener Tor (am Ende der Brunnenstraße) und Waiblinger Tor (am Ende der Marktstraße, bei der heutigen Galeria Kaufhof) - voll ausgebaut gewesen sein. Das heutige Video entstand in der Brählesgasse, dort wo der "Hagelschieß" auf die Brählesgasse trifft. Dort steht ein vor einigen Jahrzehnten restauriertes Haus, dessen Fachwerksichtigkeit damals wieder hergestellt wurde und das um 1570 hier an und auf der Stadtmauer gebaut worden war, und zwar in unmittelbarer Nähe des "Fischertörles", eines kleinen Mauerdurchgangs, der von der "Fischergasse", wie die Brählesgasse bis 1937 hieß zum Seilerwasen, zum Neckar und zur Metzig und zum Badhaus unmittelbar vor dem Törle führte. Die Stadtmauer ist an der Brählesgasse sichtbar, im ersten Stock erkennt man am rechten Fenster den Rücksprung des Wehrganges. Das Haus selbst ist mit einer wunderbar rankenden Rose bewachsen. Das Erdgeschoss liegt sehr hoch, der Keller ist über die Hälfte über dem Straßenniveau. Das lag sicher an der Hochwassergefahr, der Cannstatt bis Ende der 1920er Jahre ausgeliefert war, aber auch daran, dass an vielen Stellen in der Cannstatter Altstadt aufgrund der Geologie, dem durch das Mineralwasser hohen Grundwasserspiegel, keine tiefen Keller möglich waren. Oft gab es auch Kellergemeinschaften. Erst nachdem die Stadtmauern des 15. Jahrhunderts aus fortifikatorischen Gründen, der Weiterentwicklung von Kanonen im 16. Jahrhundert, einen großen Teil ihrer Schutzfunktion verloren hatten, durften die Innenseiten der Mauern auch dauerhaft bebaut werden. So entstand auch das von uns betrachtete Gebäude. Benannt wurde die "Brählesgasse" nach der einst hier und im Hagelschieß wohnhaften, weitverzweigten Fischer-, Schiffer- und ehemals auch Flößerfamilie Brähle, die Ende des 19. Jahrhunderts u.a. auch eine Badeanstalt am Neckar und einen Bootsverleih mit Ruderbooten betrieb, mit denen man um die "Berger Insel" herumrudern konnte. Im Obergeschoss des Stadtmuseums Bad Cannstatt ist eine Porträtdoppelfotografie eines Ehepaar Brähle aus der Zeit um 1870 in einem der Schübe (Abteilung "Neckarstadt"; vgl. Film Nr. 71) auf diesem Cannstatt-Vlog) zu besichtigen, jedoch erst wieder, wenn das Obergeschoss wieder frei zugänglich gegeben werden kann. Mein Dank geht auch heute wieder an die Kamerafrau, meine Freundin Carmen, für ihre spontane Unterstützung.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 74) - in Zeiten von Corona: Turm der Stadtkirche von Schickhardt

https://youtu.be/bEk0C_p4x_A

 

Er gilt als einer der schönsten Renaissance-Türme Süddeutschlands, und das mit Recht, der 1612/1613 nach Plänen des württembergischen Landbaumeisters Heinrich Schickhardt (1558-1635) gebaute Turm der Cannstatter Stadtkirche, der ohne große Veränderungen und auch im Zweiten Weltkrieg kaum beschädigt auf uns gekommen ist. Der Schickhardt-Turm ist nicht der erste Turm der in katholischer Zeit den Heiligen Cosmas und Damian geweihten Kirche. Vom ehemaligen "Holzmarkt" an der Brunnenstraße kann man ihn in seiner ganzen Pracht bewundern. Der untere Teil besteht aus dem hiesigen Stein Travertin, der obere, von Schickhardt entworfene Teil ist in einem farblich einheitlich(er)en Sandstein ausgeführt, der besser den Stilidealen der Renaisscance-Architekten entsprach. Links außen in der untersten Steinlage gleich beim Knauf des Treppenturms, der ebenfalls 1612/13 gebaut wurde (siehe dort die Bauinschrift über dem Eingang), ist ein "gerahmter" Stein zu erkennen, in dem die Jahreszahl "1612" eingemeißelt ist. Dies ist sozusagen der Grundstein des Schickhardt-Turmes, der durch seine klare Linie, wie auch die die Unterschiedlichkeit seiner Fenstergestaltung, die italienischen Vorbildern abgeschaut sind und am Übergang von der Renaissance zur Barockzeit stehen. Typisch für Schickhardt - so zum Beispiel auch in Mömpelgard zu finden - der württembergischen Dependance in Frankreich - sind die Metallarbeiten auf dem Turmdach, die flankierenden kleinen Türme, die vergoldete Kugel unter dem Hahn ganz auf der Turmspitze. Im Inneren steht ein zweiter, komplett hölzerner Turm, der die Glocken trägt, so dass sich die Schwingungen beim Läuten nicht auf die oberen Stockwerke des Turm übertragen kann. In der Höhe des Umgangs befindet sich die ehemalige Türmerstube, dieser wurde von der Stadt angestellt und finanziert und hatte u.a. die Feuerwache zu halten und bei Bränden Alarm zu geben. Noch bis ins 19. Jahrhundert scheint der Türmer mit seiner Familie dort oben auch gewohnt zu haben, ab etwa 1850 verrichtete der Türmer dort nur noch seinen Dienst. Heinrich Schickhardt stammte aus Herrenberg, aus einer Handwerkerfamilie, von seinem Großvater Heinrich Schickhardt dem Älteren ist das Chorgestühl der Stiftskirche in Herrenberg erhalten. Der junge Heinrich wirkte als Gehilfe des württembergischen Hofbaumeisters Georg Beer u.a. beim Bau des Stuttgarter Lusthauses mit, ebenso beim Wiederaufbau Schiltachs ab 1590 nach einem verheerenden Brand. Herzog Friedrich I. von Württemberg gab ihm ab 1593 zahlreiche Aufträge, u.a. zum Ausbau Mömpelgards (Montbéliard). Ab 1599 entwarf er die Planstadt Freudenstadt im Schwarzwald; zum Jahreswechsel 1599/1600 begleitete er den Herzog nach Italien, nach Rom und führte ein genaues Tagebuch und interessierte sich vor allem für die in Italien virulenten Ideen zu Planstädten und Festungsbauten. 1608 wurde Schickhardt zum herzoglich-württembergischen Landbaumeister ernannt, das bedeutete Aufträge und Gutachten und Entwürfe zuhauf, für Brücken, Schlösser, Bürgerhäuser, Rathäuser (z.B. die neue Fassade am Esslinger Rathaus), Keltern, Bäder, Brunnen; außerdem plante er die Schiffbarmachung des Neckars zwischen Stuttgart (also Cannstatt) und Heilbronn, wofür er den ganzen Flussverlauf kartografieren ließ. Er starb am 14. Januar 1635, inmitten des Dreißigjährigen Krieges, in Stuttgart, erstochen von einem Soldaten, der eine Angehörige von Schickhardt vergewaltigen wollte und Schickhardt hatte sich dazwischen geworfen.

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 75) - in Zeiten von Corona: Schreinereibrunnen und "Schreinerei"

https://youtu.be/cRUG9fFQQr4


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatt, liebe Gäste der Stadt und dieses Vlogs,
nachdem die "Cannstatter Zeitung" und die "Stuttgarter Zeitung" über meinen Video-Kanal ausführlich berichtet hat (vielen Dank!), schnellte die Abonnentenzahl innerhalb von wenigen Tagen von 43 auf 72 hoch, inzwischen haben fast 6000 Klicks stattgefunden. Danke an alle, die sich interessieren und Anderen davon erzählen... Heute sind wir am Schreinerei-Brunnen, dem Brunnen bei der Weinstube, dem Restaurant "Schreinerei" in der Zaisgasse am Rande der Altstadt Bad Cannstatts, dem Neckar zu. Um 1870 richtete der Cannstatter Schreinermeister Wagner in der damaligen Mühlgasse 4 im ersten Stock einen „Besen“ ein, in dem er eigenen Wein ausschenkte. Im Erdgeschoß war die Werkstätte, im Obergeschoss wurde über Gott und die Welt philosophiert, bei einem guten Viertele. 1894 begann die Ära Bauer in der inzwischen über Cannstatt hinaus bekannten Weinwirtschaft; Weingärtner Karl Bauer mit seiner Frau Marie gaben die Schreinerei auf und verlegten sich ganz auf den Dienst am Gast. Nach dem frühen Tod ihres Gatten führte die junge Wirtin das Lokal alleine weiter und versorgte ihre drei Kinder. Über 50 Jahre war Marie Bauer eine Institution in Cannstatt, das seit 1905 mit Stuttgart vereinigt war. Als ihr Sohn Rudolf, ebenfalls Weingärtner, mit seiner Frau Berta die Verantwortung übernahm, was seine Mutter weiter mit dabei. Berta wurde für ihren guten "Roschtbrate" bekannt. 1944 brannte das Haus nach einem Fliegerangriff ab. Auf den Trümmern errichteten Berta und Rudolf Bauer das zunächst nur zweistöckige Provisorium neun. Die alten Gäste, die noch lebten, kamen wieder und neue gesellten sich dazu. Auch Albert Schöchle (1905-1998), der Direktor der Wilhelma, war Stammgast dort, wie auch andere Honoratioren Bad Cannstatts uns Stuttgarts. Die Tochter Lore Bauer, später verheiratete Epple bediente und sorgte durch ihr ansprechendes Äußeres sicher für guten Umsatz. Lore Bauer (Epple) war auch dabei, wenn die Narrenzunft der Kübler aufkreuzte oder wenn der unvergessliche Stuttgarter Oberbürgermeister Arnulf Klett zu den Fasnets-Sitzungen ins „kleinen Rathaus“ kam. 1992 entschloss sich Lore Bauer, Frau des Bad Cannstatter Bauingenieurs Karl Epple, zur Renovierung. Nach neunmonatiger Bauzeit wurde die Weinstube wieder eröffnet. Dann übernahmen, nach einem Interim, in 4. Generation das Lokal und pflegten die Tradition bis vor einigen Jahren fort. Lore Epple starb 2016, wenige Tage zuvor hatte sie, noch mit warmen Händen, eine rund 90 Jahre alte Cannstatter Kanne aus Zinn dem Stadtmuseum Bad Cannstatt übergeben, ein Prunkstück des "Cannstatt Panoramas" im Obergeschoss. Mit dieser Kanne, die Albert Schöchle immer wieder von der "Schreinerei" auslieh, wurden ab den 50er Jahren mediengerecht die Tiere der Wilhelma getauft. Der "Schreinereibrunnen" stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, ein typischer gusseiserner Brunnen mit recht großem Trog, der auch als Pferdetränke geeignet war, und einem Brunnenschaft mit aufgesetzten Pinienzapfen, der als Symbol für Reichtum steht. Und sich auch sonst häufig auf Zäunen im Cannstatter Kurviertel finden lässt. Der "Schreinereibrunnen" wird von der Kellerbrunnenquelle gespeist, wie auch der Brunnen am Klösterle, der Jakobsbrunnen, der Polizeibrunnen, der Erbsenbrunnen...

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 75) - in Zeiten von Corona: Aus der Sammlung von Pro Alt-Cannstatt

https://youtu.be/6cwZaOsJ-2o


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, heute kommt der Film sehr spät am Tag, ich bin in Kurzurlaub in Bad Liebenzell. Und hab es genossen, mal nicht in Cannstatt zu sein. Noch ist nicht ganz klar, wann es mit den Führungen und unter welchen Bedingungen weiter gehen kann. Vielleicht schon ab nächste Woche mit der Auflage Neun plus Eins, neun Teilnehmer und ein Führer (also ich). Ich gebe rechtzeitig auf meiner Homepage www.cannstatts-geschichte-sehen-lernen.de Bescheid. Schauen Sie regelmäßig rein, falls Sie daran interessiert sind, mich auch (mal wieder) live zu erleben. Der heutige Film zeigt einige neue Fundstücke aus Ebay, die in den letzten Tagen bei uns eingetrudelt sind. Und meine / unsere Privatsammlungen bereichern bzw. auch die Sammlung on Pro Alt-Cannstatt. Dazu gehören gleich mehrere Post- bzw. Ansichtskarten: Themen sind das Volksfest 1936, der Zweikaisertreffen auf dem Landwirtschaftlichen Fest 1857, bei dem König Wilhelm I. sowohl Zar Alexander II. (den Bruder seiner Schwiegertochter Olga) und Kaiser Napoleon III. nach Stuttgart bzw. Cannstatt einlud, auch um Annäherungspolitik zu machen. Zwei weitere Ansichtskarten, aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zeigen die Daimlersche Boots-Werft am Neckar gegenüber dem Wilhelmatheater (vgl. Video Nr. 10) auf diesem Bad Cannstatt-Vlog), etwa dort, wo seit 1929 die Rosensteinbrücke steht, und das Modell des Kleinen Kursaals von Albert Eitel (vgl. Video Nr. 23) auf diesem Vlog). Dazu kommt ein "Prima-Wechsel" über 130 Mark der Firma Rotschild & Hanauer ("Cannstatter Bettfedernfabrik") vom 10. Juni 1904 und ein Aushang des Königlichem Oberamts Cannstatt vom 12. November 1824, die Hochwasserschäden und deren Beseitigung betreffend; um "dem nachtheiligen Einfluße, welchen die letzte Ueberschwemmung und deren Folgen auf die Gesundheit der Menschen und Hausthiere äußern könnte, möglichst zu begegnen, findet man sich veranlaßt, nachstehende Vorsichts-Maasregeln zur allgemeinen Nachachtung bekannt zu machen" - wie es in der Einleitung heißt. Danach folgen acht Punkte unterschiedlicher Ausführlichkeit. Zum Beispiel Nr. 6: "Naß gewordene Frucht muß durch Wenden und Schaufeln und Ausbreitn auf dem Boden getrocknet werden. Feuchtes Mehl kann im Backofen getrocknet werden, eigentlich durchnäßtes wird besser in einen Teig gemacht, und in dünne Scheiben zu Zwieback geformt, den man nachher stossen uns zu Suppen und andern Mehlspeisen verwenden kann." Interessant ist auch ein kleines Konvolut aus der Spätzeit des Zweiten Weltkriegs, drei Feldpostbriefe, die ein in Stuttgart-Bad Cannstatt 1944 stationierter adliger Unteroffizier in Ausbildung seinen Eltern, der Familie von Borries, nach Kirchlengern, Kreis Herford, in Westfalen schickte - recht ausführliche Briefe, die den Alltag der jungen Soldaten in Cannstatt Ende 1944 zeigen.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 77) - in Corona-Zeiten: Privates Gedenken an den Ersten Weltkrieg

https://youtu.be/MjBt7zufIqY


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, Gäste der Stadt und Freundinnen und Freunde dieses Vlogs,
das heutige Video führt uns in die Badstraße, zum Haus Nr. 44 (gleich beim Hochbunker an der Rosensteinbrücke). Hier befand sich einst, um 1868, das Abel'sche Töchterinstitut, im 20. Jahrhundert betrieb hier die Familie Bross für einige Jahrzehnte eine Wäscherei. Friedrich Bross (1868-1942) hatte zusammen mit seiner Frau Luise (1879-1953) den Betrieb aufgebaut. Im Ersten Weltkrieg hatte er Anfangs in einer Reitereinheit gekämpft, darum konnte er, als er die kleine Steingruppe mit grasendem Pferd und davorstehenden Soldaten mit Stahlhelm und schwerem Mantel bei einem Steinmetzen in Untertürkheim saß, wie sich eine Tochter erinnerte, nicht widerstehen und kaufte die Figur, die vielleicht eine Art Entwurf oder Modell für ein größeres Kriegerdenkmal war, und holte sie in Begleitung seiner Töchter mit dem Wäschetransporter nach Stuttgart-Cannstatt und ließ das kleine Denkmal an der Fassade seines Hauses anbringen. Dort wird es regelmäßig weiß gestrichen. Es ist also ein rein privates Erinnerungsdenkmal an den Ersten Weltkrieg. Der Künstler ist mir bislang nicht bekannt. Wer helfen kann, gerne! Haben Sie / habt schöne Pfingsttage.
Ihr / Euer OIaf Schulze
Historiker & Trauerredner
1. Vors. Pro Alt-Cannstatt e.V.


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Cannstatts Geschichte sehen lernen 78) in Corona-Zeiten: Rund um den "Polizeibrunnen" beim Holzmarkt

https://youtu.be/v35dTKd1h2o

 

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde dieses Video-Blogs,
Ihnen / Euch allen "Frohe Pfingsten". Am letzten Maitag sind wir wieder in der Cannstatter Altstadt und zwar bewegen wir uns heute rund um den "Polizeibrunnen", der hinter dem Chor der Cannstatter Stadtkirche am Seitenflügel des Alten Dekanats aus dem Jahr 1585 jeden Tag des Jahres fröhlich sein Mineralwasser unter großem Druck herausgießt. Der seit etwa 1900 "Polizeibrunnen" genannte Brunnen, an dessen gusseisernen Brunnentrog die Jahreszahl der Aufstellung "1831" zu finden ist, wird täglich von vielen Einheimischen zu Fuß oder mit dem Auto aufgesucht, um mehr oder weniger viele Flaschen oder 20-Liter-Kanister mit dem erfrischenden Nass abzufüllen, dass auch die Kellerbrunnenquelle liefert. Von ein paar Jahren, als wieder einmal ein Mann mit zehn 20 Liter-Kanistern bei der Arbeit war, fragte ich ihn, ob ich einmal die Zeit stoppen dürfte, wie lange es dauert, einen solchen 20 Liter-Kanister zu füllen, es waren anderthalb Minuten, 90 Sekunden. Dies spricht für die reiche Schüttung, das Wasser selbst ist sehr gut trinkbar... hat kaum Eigengeschmack... der Herr benutzte es (laut eigener Aussage) für seinen Garten zum Gießen. Der "Polizeibrunnen" ist der unmittelbare Nachfolger des Cannstatter "Marktbronn", der sich über Jahrhunderte etwa in der Höhe des Stadtkirchenturms auf dem "Holzmarkt" an der "Schmidener Gasse" (seit dem 19. Jahrhundert "Brunnenstraße") befand. Der eigentliche Marktplatz entstand erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts durch Abbruch von Häusern und Scheuern, der ursprüngliche Marktplatz lag rund um die ab etwa 1460/1470 gebaute Stadtkirche und vor der Kirche und dem Alten Rathaus. Erst 1896 zogen städtische Ämter in das Gebäude des Alten Dekanats, darunter auch die Cannstatter Polizeizentrale, daher der Name "Polizeibrunnen". Ich grüße Sie / Euch herzlich Olaf Schulze Historiker & Trauerredner 1. Vors. Pro Alt-Cannstatt e.V.

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 79) - in Corona-Zeiten: Die schiefe Fassade des "Alten Rathauses"

https://youtu.be/dEJkRGO-WXE


 

Liebe FreundINNeN und FollowerINNEN dieses Bad Cannstatt-Vlogs,
heute am Pfingstmontag 2020 sind wird am Cannstatter Marktplatz und betrachten die jetzige Hauptfassade des Cannstatter Rathauses (Altes Rathaus), die bis zur Sanierung in den Jahren 2007-2013 eigentlich die Rückfassade war mit einem eher unschönen zweistöckigen Anbau aus den 1880er Jahren, der u.a. die Toilettenanlage enthielt (zur Datierung dieses heute verschwunden Anbaus findet sich auch die Jahreszahl 1916). Das auffälligste Merkmal der Fassade ist, dass die "Bodenlinien" der einzelnen Stockwerke nach links deutlich abfallen und dass das tragende Holzfachwerk aus dem späten Mittelalter, mittels Flößen nach Cannstatt transportiert, wie entsprechende Löcher in den Balken erkennen lassen, schief ist. 1755 kam es zu einem Unglück, die eine Ecke des Cannstatter Rathauses senkte sich um mehr als zweieinhalb Fuß (knapp einen Meter) nach unten ab, das Haus stürzte jedoch nicht zusammen, obwohl es gewaltige Geräusche von sich ab, so gut hielt das Fachwerk, so elastisch war es... im Gegensatz etwa zu einem reinen Steinbau, der unter gleichen Bedingungen zusammengefallen wäre. Die Cannstatter glaubten damals, das Ereignis würde eine Folge des Erdbebens von Lissabon sein (das neun Tage zuvor, am 1. November 1755, stattgefunden hatte und von dem sie damals gerade erfahren hatten), die Erde insgesamt sei instabil geworden. In Wirklichkeit war es nur eine Senkung, eine natürliche, langsame Aushöhlung des kalkhaltigen Gesteins (Travertin) durch das stets neu nachströmende Mineralwasser der Stadtsulz, die an genau dieser Ecke zwischen den rückwärtigen Gebäuden des Gasthauses "Bären" und dem Rathaus lag und erst in den 1870er Jahren verdohlt wurde - daher auch der Name "Sulzbachgasse". Das zweite besondere Merkmal der neuen Hauptfassade ist das "bauarchäologische Finster", das ein Segment des alten Eichen-Fachwerks aus der Zeit um 1490/95 freilegt, so wie das Alte Rathaus zu etwa 80 Prozent eben ein spätmittelalterlicher, repräsentativer Fachwerkbau war, ein Kauf- und Steuerhaus mit einer offenen Halle im Untergeschoss und einem großen Rats-, Fest- und Tanzsaal darüber, der erst seit dem 19. Jahrhundert in Büroräume aufgeteilt wurde. Im rechten unteren Fenster sind Rekonstruktionszeichnungen dieses ursprünglichen Gebäudes, das etwa zeitgleich mit der Stadtkirche errichtet wurde und seither, auch mit seinem im 17. Jahrhundert hinzugekommenen Dachreiter, zusammen mit der Stadtkirche zu einem Wahrzeichen Bad Cannstatts geworden ist. Ein drittes, manchen Betrachter verwirrendes Element sind die "Fensterläden" aus Metall, statt aus Holz, diese sind im Bereich des in den 1960er Jahren komplett neu eingebauten Treppenhauses zu finden. Da hier keine spätmittelalterliche Bausubstanz mehr erhalten ist, entschieden sich die Architekten der Sanierung dies auch so deutlich zu machen. Ich empfehle auch ausdrücklich die Vorstellung des Sanierungsprojektes auf der Homepage der Architektengruppe Manderscheid mit vielen Fotos und Informationen (
http://www.manderscheid-architekten.d...). Ferner empfehle ich ebenso zu den bei der Sanierung festgestellten Dendrodaten die Seite zur Bauforschung Baden-Württemberg (https://www.bauforschung-bw.de/objekt...). Haben Sie / habt noch schöne Rest-Pfingsten
Ihr / Euer Olaf Schulze

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 80) - in Corona-Zeiten: Medusa und Gutenberg in der Daimlerstraße

https://youtu.be/_ULPhCuyCcc

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, das heutige Video führt uns in die Daimlerstraße, und zwar in den Bereich zwischen Daimlerplatz und Waiblinger Straße, der noch am ehesten den ursprünglichen Charakter einer großbürgerlichen Allee im Kurviertel Cannstatts bewahrt hat. Ursprünglich hieß die Daimlerstraße nach dem 1864 an die Regierung gekommenen württembergischen König Karl-Straße, der Daimlerplatz folgerichtig Karlsplatz. Das ganze Viertel bis zum Kursaal wurde von den alteingesessenen Cannstattern spöttisch "Pensionopolis" genannt, weil hier so viele Pensionäre und ehemalige Staatsbeamte und Militärs sich zur Ruhe gesetzt hatten. Der Film zeigt die typischen Gebäude aus der Zeit des Historismus mit ihren Werkstein- und Ziegelfassaden und mehr oder weniger aufwändigem Fassadenschmuck. Darunter auch ein Bespiel (Nr. 36) für Jugendstilelemente. Über dem Eingang ein Frauenkopf mit langen, in Wellenform ausfließendem Haar, einer Medusa nicht unähnlich, ob sie böse Besucher abwehren sollte? Dazu stilisierte Sonnenblumen, wie sie für den Stuttgarter Jugendstil so typisch sind.

Im Hinterhof der Nr. 44 befand sich viele Jahrzehnte, bis in die späten 1950er Jahre, die Redaktion und Druckerei der "Cannstatter Zeitung", die 1824 (nicht 1829, wie ich im Film dachte, aber das Jahrzehnt stimmt immerhin) gegründet worden war. Über dem Portal der Druckerei, in der heute das "Blaue Kreuz" untergebracht ist, findet sich die Porträtbüste vom Erfinder des Buchdrucks um 1450, von Gutenberg. Eine Anekdote um den Berufsbeginn des jungen Hans Bayer, später Thaddäus Troll, spielt auch hier. Dass er auch wirklich als Volontär als "Chefredaktionspraktikant" für zwei Monate nach bestandenem Abitur angenommen würde, begleitete ihn im Herbst 1932 sein Vater, Paul Bayer, Seifensieder in zweiter Generation mit Geschäft an der Marktstraße beim Wilhelmsplatz, zum Verleger Letsche und leitete des Gespräch mit folgenden Worten ein: "Mein Name ist Bayer. Ich annonciere bei Ihnen jeden Samstag für 42 Mark. Wann kann mein Sohn bei Ihnen als Volontär anfangen?" Der Rest ist eine erfolgreiche Schriftsteller- und Journalistengeschichte.

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 80) - in Corona-Zeiten: Das ehemalige (Frauen-)Gefängnis

https://youtu.be/V4hNhIV-awQ

Heute sind wir in der Liebenzeller Straße am Beginn der Kurviertels. Etwas versteckt an einer Einfahrt liegt im hinteren Bereich der Liebenzeller Straße Nr. 11 das ehemalige "Amtsgerichtsgefängnis samt Einfriedung", wie es in der Cannstatter Denkmalliste heißt (Nr. 11/1). Es stammt aus dem Jahr 1889 und wurde vor einigen Jahren nach jahrzehntelangem Leerstand denkmalgerecht restauriert und zu Wohnungen umgenutzt. Den Entwurf des Gebäudes im sogenannten "Kameralstil" stammt von einem Bauinspektor Leube. Zeitweise wurde das Gebäude im 20. Jahrhundert als Untersuchungsgefängnis für ganz Stuttgart genutzt (und ist damit der Vorläufer der JVA Stammheim), aber auch als Frauengefängnis. Dies wohl in den 1950er Jahren. Immer wieder kam es in der Nachbarschaft zu Aufregungen, wenn wieder einmal eine oder einer ausgebrochen war und die Polizei im Einsatz, wie sich alte Cannstatterinnen und Cannstatter erinnern, so auch mein Vorgänger im Amt Hans Betsch, der in einem Haus der Liebenzeller Straße aufgewachsen ist. Die Umnutzung zur Wohnbebauung fügte Balkone an, Zellenzwischenwände konnten herausgenommen werden, um größere Zimmer zu erreichen, die Zellentüren jedoch mussten als Teil der ursprünglichen Nutzung erhalten bleiben. Sicher wohnt es sich hier, abseits der eigentlichen Straße, recht ruhig, mitten in Bad Cannstatts verkehrsreicher Innenstadt.

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 80) - in Corona-Zeiten: Grabmal aus Travertin

https://youtu.be/y4p5U-g9WWk

Liebe Bad CannstatterINNEN und liebe PforzheimerINNEN,
heute mal wieder ein gemeinsames Video für beide Vlogs (vgl. Video Nr. Cannstatt 22) / Pforzheim 19). Wie die Pforzheimer sicher erkannt haben, entstand es auf dem Hauptfriedhof, einem schönen Parkfriedhof, der ab 1877 auf einer Hochfläche nördlich der Stadt (der "Schanz") angelegt worden ist und über die Zeit zu einem stattlichen Zentralfriedhof mit rund 33 ha anwuchs. Zwar sind gerade in den letzten zehn Jahren deutliche Verluste an historischen Gräbern und an alten Bäumen zu verzeichnen (wie ich finde, meist "ohne Not"), doch gibt es immer noch eine große Anzahl historisch und kunsthistorisch bedeutender Gräber, und zu diesen zählt das Grabmal der Fabrikantenfamilie Georg Lauer in Feld 93 in der Nähe des Haupteingangs. Das sich nach unten verjüngende stelenartige Pfeiler-Grab über quadratischem Grundriss ist aus Cannstatter Travertin, vermutlich der Fima Lauster, und ist in den typischen Formen des Expressionismus, der in der Mitte der 20er Jahre auf der Höhe der Zeit war. Es trägt auf einer Seite oben die Bezeichnung "FAMILIE / GEORG / LAUER" und darunter ein gelängtes, sehr feines Kreuz, auf der gegenüberliegenden Seite ergänzt um die Inschrift: "Sterben ist nur / eines Tages Ende / Tod der Schlaf der /niemals wach gewesen / niemals schläft wer ein/mal wach gelebt". Gerade ab den zwanziger Jahren erfreute sich der Cannstatter "Marmor", der Travertin mit seinen mal feineren, mal gröberen Maserungen, seiner mal eher reinen, mal von sandfarben über das rötliche bis ins rostbraune changierenden Farbe großer Beliebtheit als Baustoff und als Fassadengestaltungselement (vgl. eben auch die kath. Herz-Jesu-Kirche in Pforzheim von 1929; siehe die Nrn. oben), als Kamine und Gartenmauern, als Grundlage für bildhauerischen Kunst am Bau, Denkmäler oder Brunnen , und zwar nicht nur in Württemberg, sondern auch im Badischen, in ganz Deutschland, ja selbst z.B. in Hotelfoyers des Art déco in New York. Auch Grabmäler aus Travertin finden sich zwischen den 1920er und 1950er Jahren häufiger, auf den Stuttgarter und Cannstatter Friedhöfen ebenso wie auf den Pforzheimern. Das Grabmal Lauer auf dem Pforzheimer Hauptfriedhof ist ein besonders zeittypisches und qualitätvolles frühes Beispiel.

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 80) - in Corona-Zeiten: Das Verlagshaus der "Cannstatter Zeitung"

https://youtu.be/wzR7iSmoJ00

Heute ein kleiner Film über das Verlagshaus der "Cannstatter Zeitung" in der Wilhelmsstraße 18-20, nachdem ich bereits in einem Video über die Daimlerstraße das ehemalige Verlagshaus der "Cannstatter Zeitung" gezeigt hatte (siehe Nr. 80) auf diesem Cannstatt-Vlog). Die beiden Gebäude stammen aus der Zeit des Wiederaufbaus, gerade in diesem Bereich hatte die Wilhelmstraße seit den Luftangriffen von 1943 bis Kriegsende mehr als die Hälfte ihrer alten Bausubstanz verloren. Besonders das rechte Gebäude ist ein interessanter Bau, verkleidet mit Cannstatter Travertin und mit Klinkern/Keramik und einem die Senkrechte betonenden Treppenhauserker im Stil einer Rasterfassade der 50er Jahre. (Das genaue Baujahr werde ich noch nachreichen.) Die Cannstatter Zeitung selbst wird bald 200 Jahre alt, 1824 erscheint erstmals in der Oberamtsstadt Cannstatt die "Cannstatter Zeitung", ab dem 12. Juni 1899 gibt es zudem die Untertürkheimer Zeitung, ursprünglich als „Generalanzeiger für Unter- und Obertürkheim, Wangen, Hedelfingen und Rothenberg“. Beide Zeitungen vereinigen sich 1955 unter dem gemeinsamen Rotenberg-Verlag, aber bis heute mit zwei getrennten Lokalredaktionen. Zum 1. Juli 1960 übernimmt der Bechtle Verlag&Druck aus Esslingen den Rotenberg Verlag in Bad Cannstatt. Die Südwestdeutsche Medien Holding (SWMH) wiederum erwirbt 87 % an der Eßlinger Zeitung und damit auch an der Cannstatter/Untertürkheimer Zeitung. Der Druck der beiden Blätter erfolgt bei Bechtle Verlag&Druck in Esslingen a.N. Wie bei den meisten deutschen Tageszeitungen hat auch die "Cannstatter Zeitung" in den vergangenen Jahren an Auflage eingebüßt, und zwar um durchschnittlich 1,4 % pro Jahr. Die verkaufte Auflage beträgt gegenwärtig knapp 7000 Exemplare, der Anteil der Abonnenten liegt bei etwa 76 Prozent. Der jetzige Chefredakteur der CaZe ist Ulrich (Uli) Nagel, er folgte letzten Jahr Siegfried Baumann nach, der die Zeitung, auch mit seiner Reisebegleitung, über Jahrzehnte geprägt hatte (Homepage: www.cannstatter-zeitung.de)

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 80) - in Corona-Zeiten: Stadtmuseum Bad Cannstatt, Obergeschoss_2

https://youtu.be/ppQc9P87NLM

Das heutige Video führt uns wieder in Stadtmuseum Bad Cannstatt (zum Stadtmuseum und zum "Klösterle" siehe Videos Nr. 0), Nr. 1), Nr. 12), Nr. 24), Nr. 33), Nr. 37), Nr. 60) und Nr. 71) auf diesem Bad Cannstatt-Vlog). Während des Untergeschoss des Museums seit Mittwoch, den 13. Mai 2020, wieder geöffnet ist (zeitgleich sind nur drei Besucher oder eine Familie zugelassen mit Mund-Nase-Schutz), so ist das Obergeschoss mit großen Teilen der im Jahre 2016 neu gestalteten Dauerausstellung "Cannstatt Panorama" bis auf Weiteres weiterhin für den Besucherverkehr gesperrt. Dies hat mich dazu geführt, Ihnen in unregelmäßigen Abständen, den Bestand des Obergeschosses auf den Videos mit kleinen summarischen Führungen vorzustellen. Nach dem Bereich "Neckarstadt" und "Altstadt/Klösterle" in Video Nr. 71) auf diesem Vlog ist heute der Bereich "Typisch Cannstatt" an der Reihe. Hier wird die Frage beantwortet, was ist für die Cannstatter, aber was ist auch für die Besucher, die Fremden, so typisch für Bad Cannstatt, dass das Thema gleich genannt wird, wenn man einen Einheimischen oder einen Fremden danach fragt. Dazu gehört Cannstatts besondere Lage am Neckarknie, zwischen den Bergen mit schönen Aussichten auf die Stadt im Tal und in den Halbhöhenlagen. Dazu gehört auch die "Weiße Flotte" auf dem Neckar, wenn diese auch in den letzten Jahren durch die zahlreichen Maßnahmen rund um "Stuttgart 21" sehr leiden musste und aufgrund schwindender Besucherzahlen ihren "Fuhrpark" verkleinert hat. Typisch für Cannstatt sind ist die vom Brauchtumsverein "Kübelesmarkt" aufgebaute Fasnet mit ihren inzwischen klassischen Narrenfiguren, den "Felben", den "Monden" und dem "Brunnengeist" sowie den "Mondlöschern" und "Waschweibern" und "Küblern" mit ihren markanten Hüten mit überlanger Feder. Hier schließt sich auch nahtlos der Bereich mit Cannstatter Originalen an, von denen drei Wirte und ihre Geschichte vorgestellt werden - nämlich der "Rößle-Wirt" Wilhelm Hahn, wegen dem der Friedensschluss mit Frankreich 1871 angeblich problemlos vonstatten ging; der "Bäcka Metzger", der in der Neckarvorstadt ein beliebte Weinstube betrieb und mindestens ebenso schlagfertig war wie den "singende Weinvogt" Dieter Zaiss mit seinem "Cannstatter Oberamt" auf dem Volksfest und seiner Weinstube in der Erbsenbrunnengasse. Weitere Typisch-Cannstatt-Themen sind das Volksfest (von denen es auch drei in Philadelphia, Chicago und New York gibt) und der Cannstatter Wasen als Ort für "Großveranstaltungen", von den Kaisermanövern im späten 19. Jahrhundert über Flugschauen rund um den Ersten Welt krieg bis hin zu Popkonzerten, etwa der Rolling Stones. Der VfB und die Anfänge des Fußballsports gehören genauso zum Cannstatt-Typischen wie der "Urban" des Gartenbauvereins aus dem Jahr 1894 mit seinen zahlreichen Stiftungen bis in die letzte Zeit (vgl. Video Nr. 12) hier auf diesem Cannstatt-Vlog) und schließlich die Tiertaufkanne der Wilhelms zu Zeiten des Direktors Albert Schöchle (1905-1998), eine rund 90 Jahre alte "Cannstatter Kanne" aus Zinn, die sich Schöchle immer aus der Weinstube "Schreinerei" ausgeliehen hatte, damit die Tiere mediengereicht mit "Cannstatter Zuckerle" getauft werden konnten, wie ein 1951 in der Wilhelma geborenes Löwenbaby.
Viel Spaß damit...
mit freundlichen Grüßen Olaf Schulze,
Mitkurator des Dauerausstellung "Cannstatt Panorama" (zusammen mit Herrn Dr. Manfred Schmid, dem damaligen Leiter des Stadtmuseums Bad Cannstatt, und der Studio-Gemeinschaft Christoph Emde / Raimund Docmac als Ausstellungsgestaltern; ausgezeichnet 2017 als "Vorbildliches Heimatmuseum im Regierungspräsidium Stuttgart")


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Cannstatts Geschichte sehen lernen 80) - in Corona-Zeiten: König Wilhelm-Denkmal vor dem Kursaal

https://youtu.be/CM70M3wj7mE

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
liebe Freunde des Bad Cannstatt Video-Blogs hier auf YouTube,
vermutlich in der laufenden Woche werde ich, wie meine Kolleginnen und Kollegen derzeit in Baden-Württemberg auch, wieder mit Führungen im Freien beginnen können. Vermutlich mit einer beschränken TeilnehmerINNENzahl, mit einer Teilnehmerliste etc., mit der anderthalb Meter-Abstandsregel etc. D.h. auch, dass ich von jetzt an den Rhythmus meiner Videobeiträge entzerren werde, wie ich es auf meiner Homepage von Anfang an angekündigt hatte. Bis wieder völlig normale Zustande einkehren werden, werde ich täglich einen Film im Wechsel aus Pforzheim ODER Bad Cannstatt auf diesem Vlog hochstellen. Mit dem gestrigen Film über Pforzheim begann dieser neue Rhythmus, vielleicht nicht mehr ganz rechtzeitig "heute", am Montag, den 8. Juni 2020, nach einem mit Besprechungen angefüllten Tag, kommt nun der erste Cannstatter Film dran. Liebe Followerinnen und Follower, haben Sie bitte Verständnis dafür, dass nun auch wieder andere Tätigkeiten bei mir in den Vordergrund rücken. Und vielen Dank für Ihr bisheriges Interesse... Ich würde mich auch freuen, den Einen oder die Andere von Ihnen einmal bei meinen Führungen begrüßen zu dürfen. Wie und wann genau es wieder in Bad Cannstatt losgeht, entnehmen Sie bitte in den nächsten Tagen meiner Homepage: www.cannstatts-geschichte-sehen-lernen.de; vielen Dank. Der heutige Film beginnt am Königsplatz, wie der Platz vor dem Cannstatter Kursaal offiziell heißt (doch kaum einer weiß dies). Von den Grünanlagen geht es über die Straßenbahnschienen zum Reiterdenkmal für König Wilhelm I. von Württemberg (1781-1864; König 1816-1864). Aufgestellt wurde das Denkmal 1875 zunächst auf dem Wilhelmsplatz und mit einer großen Feier am 25. September dieses Jahres eingeweiht. Carl Heinrich Beck berichtet in seiner 1900 erschienen "Cannstatter Chronik über die zweite Hälfte des XIX. Jahrhunderts" Folgendes: "Am 27. September fand die Einweihung des König Wilhelm-Denkmals auf dem Wilhelmsplatz statt. Deputationen aus allen Oberämtern, und von allen landwirtschaftlichen Vereinen, ferner Bauernabordnungen in Volkstrachten nahmen an der Feier teil. Neben den Majestäten waren sämtliche Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses, die Königin der Niederlande, sämtliche Minister und Hofstaaten erschienen. 200 Sänger und 2 Militärkapellen wirkten mit. Die ausgezeichnete Festrede hielt Professor Daiber, die Uebergabe des Denkmals erfolgte durch Oberamtmann Regierungsrat v. Kegelen, die Übernahme durch Stadtschultheiß Rupp. Auf dem Sulzerrain wurden bei der Enthüllung 25 Kanonenschläge gelöst. Die Sänger trugen unter Musikbegleitung eine von J. G. Fischer eigens für diesen Tag gedichtete Festhymne vor. Ein Festmahl von über 500 Gedecken vereinigte die Teilnehmer im Kursaal, wobei Toaste ausgebracht wurden von Regierungsrat v. Kegelen auf den König, von Stadtschultheiß Rupp auf die Königin, von Dekan Krauß auf das Königshaus, von Staatsminister a. D. v. Linden auf das Denkmalkomite, von Oberstallmeister Graf v. Taubenheim auf Cannstatt, von Minister Hölder auf das Heer etc. Der Entwurf des Denkmals ist von Professor Halbig in München, der Guß von Erzgießer v. Miller daselbst." Das Denkmal wurde also in einer Münchener Gießerei angefertigt, der Künstler ist der Münchner Bildhauer Johann von Halbig (1814-1882), der u.a. auch den "Löwen" in der Lindauer Hafeneinfahrt schuf. Finanziert und errichtet wurde es von König Wilhelms I. "dankbaren Volke", wie es auch auf dem Sockel heißt. Das Geld kam dabei aus Cannstatt, aber auch aus Orten im ganzen Cannstatter Oberamt Bereits im September 1881 wurde das Denkmal mittig vor dem Großen Kursaal platziert und steht dort seither unangefochten (nur seit einigen Jahren auch "unangestrahlt" in der Nacht) und ist ein kaum zu übersehender und beliebter Treffpunkt, nicht nur für Gruppen, sondern auch bei Rendezvous. Der König reitet "hoch zu Ross" und hält die Württembergische Verfassung von 25. September 1819 in der rechten Hand, als Rolle und mit Siegel. Es ist dies sicher ein würdiger Platz für den Förderer Cannstatts in mehrfacher Hinsicht - der junge König wählte die Sauerwasserstadt am Neckar zu seiner Sommerresidenz und ließ hier gleich zwei Schlösser errichten (Rosenstein und Wilhelma) und förderte auch den Ausbau des Kurbetriebes mit dem von Nikolaus Friedrich von Thouret (1767-1845) entworfenen Kursaal sogar aus eigener Schatulle und trank auch das Cannstatter Mineralwasser aus der noch zu seinen Lebzeiten nach ihm benannten Quelle regelmäßig. Mit der Stiftung des Volksfestes wirkt er bis heute nach, auch wenn das Cannstatter Volksfest dieses Jahr wegen Corona nicht stattfinden kann.

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 80) - in Corona-Zeiten: Reste der "Villa Daimler", Kursaalanlagen

https://youtu.be/oHkp_ZFJNzM

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs,
wären wir in den Vereinigten Staaten (manchmal ist man froh, dass man es nicht ist), und die Villa von Ford wäre durch ein Unglück abgebrannt, so wie die Daimler-Villa, die seit Mitte der 1930er Jahre als Kuranstalt gedient hatte und im Zweiten Weltkrieg durch eine Luftmine zerstört wurde, so wäre sie längst wieder aufgebaut. Zwar gab es in den 1950er und 1960er Jahren bei der Stadt Stuttgart Überlegungen in dieser Richtung, aber geschehen ist nichts, außer dass in die fast komplett niedergelegten Ruinenteile über einem (vermutlich) verfüllten Keller ein paar Sitzbänke aufgestellt wurden. In den letzten Monaten kamen im Kurpark noch Hinweistafeln hinzu, finanziert von der Daimler AG und inhaltlich mitbetreut von Matthias Busch (und meiner Person) von Pro Alt-Cannstatt. Dort ist beim Daimlerturm (vgl. Video Nr. 15) in diesem Cannstatt-Vlog) und bei der Villa die Geschichte der Gebäude nachzulesen, ergänzt um historische Fotografien. 1882 hatte Gottlieb Daimler eine etwa zehn Jahre alte Gründerzeitvilla mit großem Garten an der noch kaum ausgebauten Taubenheimstraße gekauft, später etwas ausgebaut und lebte dort mit seiner Familie, zunächst der ersten Frau Emma (gest. 1889) und den Kindern aus erster Ehe, und dann mit seiner zweiten Frau Lina und den zwei Kindern aus der zweiten Ehe, bis er im März 1900 starb. Die "Kommerzienratswitwe Daimler" verkaufte den unteren Garten Anfang der 1920er Jahre an die Stadt Stuttgart, die die Villa zunächst für Wohnzwecke nutzte, Mitte der 1930er Jahre wurde dort die "Kuranstalt Daimler" eingerichtet. Den oberen Garten mit dem Daimlerturm behielt Lina Daimler, und errichtete sich dort ein neues Wohnhaus, das sie bis zu ihrem Tod 1932 bewohnte. Das Gebäude selbst wurde in den 1970er Jahren abgerissen, heute ist dort ein weiterer Tennisplatz des Cannstatter Tennis-Clubs. Der Jugendstilzaun mit seinen geschwungenen Ornamenten und das alte Haupttor der Villa, von Lina Daimler um 1905 in Auftrag gegeben, ist noch in Teilen erhalten - damit beginnt das Video.
Haben Sie / habt gute Tage
Ihr / Euer Olaf Schulze


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Cannstatts Geschichte sehen lernen 80) - in Corona-Zeiten: Clara und Alfred Ritter in Cannstatt

https://youtu.be/u8-2yR-wtA0

 

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs, das heutige Video entstand in der Wilhelmstraße, dem ehemaligen Stadtgraben (der bei den Cannstattern im frühen 19. Jahrhundert auch "Hummelgraben" hieß) und zeigt zwei markante Gebäude, das eine Eckhaus zur Liebenzeller Straße, die Nummer 16 und das Richtung Wilhelmstraße liegende Nachbarhaus, eine Jugendstilvilla aus der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Die Villa Bucher ist ein schönes Beispiel für Fabrikantenvillen dieser Epoche, die Familie hat nach einem Verkauf nach dem Zweiten Weltkrieg, das Haus vor etwa zwanzig Jahren wieder erworben, vorbildlich restauriert und mit Schallschutzfenstern versehen. Das links daneben stehende Eckhaus hat verschiedene Phasen der Nutzung und des Ausbaus hinter sich. Das an der Wilhelmstraße stehende Gebäude mit seinem straßenseitigen Giebel und den drei Halbbogenfenstern entstand in der Zeit um 1830 als eines der ersten Gebäude an der neuangelegten, nach dem großen Förderer Cannstatts, König Wilhelm I., benannten Wilhelmsstraße. Um 1920 wurde das Gebäude, dem etwa zu dieser Zeit ein Fabriktrakt an der Liebenzellerstraße mit großen Fenstern zugefügt worden war, durch die Firma Schokoladenfabrik Alfred Ritter Cannstatt erworben. Im Jahr 1912 hatte Alfred Ritter (1885-1953) nicht nur geheiratet sondern auch seine Firma begründet. Die Erfolgsgeschichte begann mit der Wahl seiner Frau, der Süßwarenladenbesitzerin aus der Cannstatter Bahnhofstraße Clara Göttle (1877-1959), und einer ersten Unterkunft in der Sodener Straße 12. 1920 waren die ersten Produktionsräume zu klein geworden, und Alfred und Klara Ritter verlegten ihren Firmensitz hier in die Wilhelmstraße 16, wo Clara immer ein gutes Auge auf die Produktion und die vielen Arbeiterinnen hatte. Im Jahr 1930, nachdem in Cannstatt die Kapazitätsgrenze erreicht war, verlegte man die Firma nach Waldenbuch, wo sie bis heute sitzt und wo Clara Ritter im Jahr 1932 die Sportschokolade erfand, eine kompakte, quadratische Tafel mit 16 kleinen, abbrechenbaren quadratischen Stücken, die so dick waren, dass sie in der Hand und in der Jackentasche nicht so leicht schmolz. Heute ist "Ritter Sport" eine weltbekannte Marke, die 2018 weltweit 3 Millionen Tafeln täglich produzierte, ebenso wie der Werbespruch, der Allgemeingut geworden ist: "Quadratisch, praktisch, gut".

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 80) - in Corona-Zeiten: Ein Denkmal für Daimler in Kursaalnähe

https://youtu.be/wvp_6dR399g


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Gäste und Freunde der Stadt und diesen Vlogs, den es bald drei Monate gibt, und der inzwischen knapp 7500mal geklickt wurde (danke dafür!), das Denkmal für Gottlieb Daimler steht nicht mehr an der ursprünglichen Stelle. Es wurde, spätestens um 1940, in die Nähe der heutigen Daimler-Gedächtnisstätte versetzt. Postkarten aus den 1930er Jahren zeigen es noch unterhalb der Ende des Zweiten Weltkriegs zerstörten Villa Daimler, mittig in den Zaun integriert, in der seit ca. 1936 die "Kuranstalt Daimler" untergebracht war (vgl. Video Nr. 86) auf diesem Bad Cannstatt Vlog). Am 1. Juni 1902 wurde das Denkmal feierlich enthüllt, zahlreiche Honoratioren aus dem damals noch selbständigen Cannstatt und Schorndorf und auch Stuttgart, sowie Vertreter der Württembergischen Ingenieur-Vereins, der das Denkmal in Auftrag gegeben hatte, waren anwesend und ehrten den zwei Jahre zuvor verstorbenen Gottlieb Daimler und seine Familie. Der Entwurf und die Ausführung des Reliefs, ein zeitgenössischer Gipsabguss ist im (derzeit wegen Corona geschlossenen Obergeschoss des Stadtmuseums Bad Cannstatt im Bereich "Mobilitätsstadt" zu sehen), oblag dem in Cannstatt geborenen Jugendstilbildhauer Emil Kiemlen (siehe die Videos Nr. 4), Nr. 19), Nr. 36) und Nr. 51) hier), der als Vorlage eine auch heute noch recht bekannte Fotografie Daimlers verwendete. Das Porträt ist teilweise von Lorbeer umrankt. Die Inschrift lautet: "Gottlieb Daimler 1834-1900 Dem Schöpfer des Daimler-Motors, der im November 1885 in diesem Garten sein erstes Automobil gefahren hat. Württembergischer Ingenieur-Verein 1902."

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 80) - in Corona-Zeiten: Wo ein "echter Mondlöscher" lebte

https://youtu.be/cYTjTxM89G8

Liebe Bad Cannstatter und Bad Cannstatterinnen,
liebe Freunde dieses nun drei Monate bestehenden Corona-Video-Blogs auf YouTube,
noch gehen mir die Themen nicht aus, auch wenn sich manche berühren. Vor einiger Zeit hatte ich ein Video (Nr. 51) auf diesem Cannstatt-Vlog) hochgestellt, das auf dem Steigfriedhof entstand und das Familiengrab der Familie Lade / Peter zeigte. Heute sind wir in der Cannstatter Altstadt, und zwar in die Spreuergasse, die noch bis in die 1960er Jahre landwirtschaftlich geprägt war (vgl. auch das Video über den "Ackerbürger", Nr. 21). Dort, gegenüber der Einmündung der Sulzbachgasse, befindet sich ein Haus, das vermutlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand und in dem heute im Erdgeschoss eine Bar untergebracht ist; in diesem Haus wohnte, bevor er Anfang der 1920er Jahre in das erste Haus der Altenburg zog (vgl. Video Nr. 35), Christian Peter (1854 - 1938), mitbeteiligt am legendären Mondlöscher-Einsatz der Cannstatter Feuerwehr am Karsamstag 1887. Er war der Vater von Sophie Tschorn (1891 - 1975), dem berühmten "Gretle von Strümpfelbach", einer Pionierin des Rundfunks im Stuttgarter Raum. Eine Tafel des Historischen Pfads von Pro Alt-Cannstatt erinnert an die beiden. Rechts davon befindet sich das traditionsreiche Gebäude des "Stadtgrabens" (dessen damaliger Wirt nach dem Zweiten Weltkrieg nach Aussage alter Cannstatter in seiner Gaststätte einen Schwarzmarkt betrieb).

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 90)- in Corona-Zeiten: Stadtmuseum Bad Cannstatt, Obergeschoss_3

https://youtu.be/NK_gmxZbSjM

 

Das heutige Video führt uns wieder in Stadtmuseum Bad Cannstatt (zum Stadtmuseum und zum "Klösterle" siehe Videos Nr. 0), Nr. 1), Nr. 12), Nr. 24), Nr. 33), Nr. 37), Nr. 60), Nr. 71) und Nr. 84) auf diesem Bad Cannstatt-Vlog). Während das Untergeschoss des Museums seit Mittwoch, den 13. Mai 2020, wieder geöffnet ist (zeitgleich sind nur drei Besucher oder eine Familie zugelassen mit Mund-Nase-Schutz), so ist das Obergeschoss mit großen Teilen der im Jahre 2016 neu gestalteten Dauerausstellung "Cannstatt Panorama" bis auf Weiteres weiterhin für den Besucherverkehr gesperrt.

 

Dies hat mich dazu geführt, Ihnen in unregelmäßigen Abständen, den Bestand des Obergeschosses auf den Videos mit kleinen summarischen Führungen vorzustellen. Nach dem Bereich "Neckarstadt" und "Altstadt/Klösterle" in Video Nr. 71) und dem Bereich "Typisch Cannstatt" Nr. 84) auf diesem Vlog sind heute drei Bereich der großen U-förmigen Vitrine im Blick und zwar die Kapitel "Amtsstadt", Königsstadt" und "Mineralwasser- und Kurstadt". Das Amt und spätere Oberamt Cannstatt, das bis 1921 existierte (also über die Vereinigung der Stadt Cannstatt mit Stuttgart am 1. April 1905 hinaus), wird in seiner Größe gezeigt. Exemplarisch sieht man ein Ortschild aus dem 19. Jahrhundert, hier Rothenberg (wo die Grabkapelle an der Stelle der im Auftrag König Wilhelms I. abgerissenen Stammburg steht), ferner einige Zunftpetschaften (Stempel), da viele Cannstatter Zünfte auch Mitglieder in anderen Oberamtsorten hatten. Besonders beeindruckend sind zwei "Bürgermeisterporträts" aus dem Jahr 1654, die vor einigen Jahren durch die Stadt Stuttgart (damals durch den Planungsstab Stadtmuseum Stuttgart) und durch Pro Alt-Cannstatt im Kunsthandel erworben werden konnten, die die Vertreter der Familie Heller und Spittler zeigen, die im Rat der Stadt Cannstatt als Bürgermeister (Johann Georg Heller, 54 J.) bzw. als Ratsherr (Johann Spitter, 40J.; der später auch Bürgermeister wurde) saßen, gerade zu einem Zeitpunkt, als das ehemalige Kauf- und Steuerhaus zum Rathaus umfunktioniert wurde (vgl. u.a. Video Nr. 79) auf diesem Cannstatt-Vlog). Interessant sind auch deren Berufe als Thurn- und Taxis'scher Reichsposthalter bzw. als Hauptzoller Cannstatts. Vermutlich bei Umbauten des Rathauses im frühen 19. Jahrhundert, als der große Saal in Büros aufgeteilt wurde, wurde die Gruppe aus 12 Ratsherren und 1 Bürgermeister auseinandergerissen. Vielleicht sind noch irgendwo weitere erhalten... also, wenn Ihnen was begegnet... melden Sie sich beim Stadtmuseum Bad Cannstatt oder beim Verein Pro-Alt Cannstatt. Das zweite heute betrachtete Kapitel führt uns in die Bedeutung Cannstatts als "Königsstadt". Es war vor allem ein König, der sich hier besondere Verdienste erworben hat, König Wilhelm I. von Württemberg, dessen Denkmal vor dem Kursaal steht (vgl. Video Nr. 85) und der sowohl den Kurbetrieb Cannstatts förderte als auch zwei Schlösser auf Cannstatter Gemarkung errichten ließ, das Schloss Rosenstein und die Wilhelma (vgl. Videos Nr. 10), Nr. 45) und Nr. 62). Wer eine Schublade unter der Vitrine öffnet, was zu Corona-Zeiten leider nicht erlaubt ist, aber das Obergeschoss ist ja grundsätzlich gesperrt, der entdeckt u.a. Fotos nach Postkarten der Wilhelma, die des Königs privates Schlafzimmer und sein Arbeitszimmer zeigen. Das dritte und letzte Kapitel des heutigen Videos führt uns in einen damit eng verknüpften Bereich, denn unter König Wilhelm I. erfuhr die "Mineralwasser- und Kurstadt" Cannstatt einen enormen Aufschwung durch eine gezielte Entwicklung eines Kurviertels mit Kursaal, Brunnen und Kurpark. Ausgestellt sind auch drei Mineralwasserflaschen aus der Zeit um 1940 bzw. 1988, als die Abfüllung des "Schwabensprudel" endgültig eingestellt wurde. In einer Schublade entdecken wir ein Poesiealbum einer höheren Tochter aus dem "Kleemann'schen Töchter-Institut", das von 1852 bis etwa 1875 bestand. Es gehörte einer Schülerin namens Emilie Doderer und wurde 1873 angelegt. Insgesamt 33 Mitschülerinnen aus der Schweiz, Österreich, Großbritannien, den USA und vielen deutschen Ländern haben sich damals eingetragen. Darunter auch am 2. Februar 1874 eine Mary Yetter aus New York mit englischen Versen nach dem berühmten Schriftsteller Robert Louis Stevenson: »Vergiss mich nicht, ich bitte nur um diese bescheidene Gunst / von Dir. / Und möge es eine einfache Aufgabe sein / manchmal an mich zu denken.« - »Forget me not ...« Viel Spaß damit...
mit freundlichen Grüßen Olaf Schulze,
Mitkurator des Dauerausstellung "Cannstatt Panorama" (zusammen mit Herrn Dr. Manfred Schmid, dem damaligen Leiter des Stadtmuseums Bad Cannstatt, und der Studio-Gemeinschaft Christoph Emde / Raimund Docmac als Ausstellungsgestaltern; ausgezeichnet 2017 als "Vorbildliches Heimatmuseum im Regierungspräsidium Stuttgart")

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 91)- in Corona-Zeiten: Dachstuhl von 1346 und Audio von heute

https://youtu.be/rFMekxME5Qw

 

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde dieses Video-Blogs auf YouTube,
heute sind wir in einem der ältesten Häuser in der Altstadt Bad Cannstatts zu Gast. Vor 25 Jahren wurde das Eckhaus Brählesgasse 21, Ecke Hagelschieß, von seinem Besitzer vorbildlich saniert. Dabei kamen u.a. in einem Raum im ersten Stock heute verkleidete Wandmalereien zu Tage und ein original erhaltener Dachstuhl samt Gefüge - also die Balken und die Konstruktion stammen aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, laut Jahresringdatierung von 1348, und sind damit noch einmal 125 Jahre älter als das "Klösterle" von 1463; vgl. u.a. Video Nr. 24) auf diesem Bad Cannstatt-Vlog. Hier betreibt seit längerer Zeit Thomas Fast sein "Fast-Audio"-Studio für hochkarätige Klangerfahrungen "von der Platte". Wer sich dort einmal eine Jazz- oder Klassikvinylscheibe hat auflegen lassen, der hatte den Eindruck, selbst im Konzert zu sitzen. Thomas Fast hatte das Haus auch schon einmal für eine Gruppe von Pro Alt-Cannstatt geöffnet und zeigt gerne donnerstags, freitags und samstags sein auf zwei Stockwerke verteiltes Studio und auf Nachfrage auch den historischen Dachstuhl, der der bislang älteste ist, den man in Bad Cannstatt kennt bzw. dendrochronologisch untersucht hat. Pro Alt-Cannstatt hat übrigens schon vor einigen Jahren den Beschluss gefasst, Jahresringdatierungen an Cannstatter Häusern mit einem Zuschuss teilzufinanzieren. Bislang hat noch kein Eigentümer davon Gebrauch gemacht. Die unteren Stockwerke des Hauses sind in Teilen deutlich jünger, sie stammen vor allem aus dem 18. Jahrhundert. Ob der komplette, mittelalterliche Dachstuhl immer hier stand, oder z.B. im 18. Jahrhundert von einem Abbruchhaus gekauft wurde und hier nur verbaut, ist wohl nicht mehr zu klären. Trotzdem ist der Dachstuhl, mit seinen nur grob behauenen, wie gewachsenen, rußgeschwärzten Balken beeindruckend. Wer mehr über dieses besondere Altstadthaus erfahren möchte, in dem um 1900 die Wirtschaft "Zu den drei Hasen" untergebracht war und ab den 1920er Jahren der Alteisen- und Lumpenhandel einer Familie Hirrlinger, der schaue hier:*

https://www.stuttgarter-nachrichten.d... Bzw. hier: https://holzmann-bauberatung.de/das-a...
Und hier:
https://www.bauforschung-bw.de/objekt...

Wer mehr über Thomas Fast und sein Studio erfahren will, der schaue hier:
https://www.fastaudio.com/ Ich betone ausdrücklich, dass ich für dieses Video weder von Herrn Fast noch von einer dritten Person eine geldliche Zuwendung bekommen habe. (Nur im Anschluss an die Dreharbeiten ein Glas Sekt!)
Haben Sie / habt gute Tage
Olaf Schulze, Historiker & Trauerredner
1. Vors. Pro Alt-Cannstatt e.V.


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Cannstatts Geschichte sehen lernen 92)- in Corona-Zeiten: Das Hauptportal der Stadtkirche

https://youtu.be/l1hm1ikPdn4

 

Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen, Follower dieses Bad Cannstatt-Vlogs,
das Hauptportal der evangelischen Stadtkirche Bad Cannstatt, die ehemals Cosmas und Damian geweiht war (vgl. auch die Videos Nr. 74) und Nr. 78) in diesem Cannstatt-Video-Blog), ist in zweifacher Weise interessant. Das ist zum Einen eine bei einer Renovierung kurz nach 1900 wiederentdeckte spätmittelalterliche Wandmalerei im Tympanon (dem Bogenfeld) über der Tür. Die Malerei stammt aus der Bauzeit des Kirchengebäudes, dessen Hauptbestand zwischen 1460/70 und 1506 unter der Baumeisterfamilie des Aberlin Jörg entstand. Das gleiche Motiv, die Kreuztragung Christi auf dem Weg nach Golgatha, befand sich, in Stein gehauen, auch über dem im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstörten Aposteltor der Stiftskirche in Stuttgart. Eine Malerei war natürlich wesentlich billiger als das Werk eines Steinmetzen und Bildhauers, so verwundert es nicht, dass in der Amtsstadt Cannstatt damals auf das Geld geschaut wurde, man war nicht die Residenz. Unter den Zeugen der Szene, gerade ist Christus unter der Last des Kreuzes zusammengebrochen und versucht wieder aufzustehen, sind ganz rechts Maria und der Jünger Johannes, der sie begleitet (beide erkennbar durch einen Heiligenschein), etwas weiter links Veronika mit dem Schweißtuch, auf dem sich auf wundersame Weise das Abbild Christi abzeichnet (vgl. auch das "Grabtuch von Turin"). Wir sehen römische Soldaten und Schergen, ein Zuschauer ganz linkts lugt mit seinem Kopf über den Hügel, er ist Zeuge des Ereignisses wie die Betrachter. Vor dem Kreuz steht noch fast aufrecht Simon von Cyrene, der von den Soldaten gleich gezwungen wird, das Kreuz weiter zu tragen. Darunter befindet sich zum Anderen eine Bronzetür, die der bedeutende Künstler Ulrich Henn (1925-2014; geboren in Schwäbisch Hall), der 1947 als Bildschnitzer und Restaurator in Stuttgart angefangen hatte und ab 1953 auch Werke aus Bronze schuf. Nachdem er sich eine Sehne der linken Hand verletzt hatte, gab er das Arbeiten in Holz 1958 auf und modellierte nur noch für den Bronzeguss (Wachsausschmelzverfahren). Er schuf insgesamt 36 Kirchenportale, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich, Luxemburg und den USA, wie die monumentalen Kirchenportale der National Cathedral in Washington DC (USA) oder der St. James Cathedral in Seattle (USA). "Zu Henns Auftraggebern zählten sowohl evangelische als auch katholische Kirchengemeinden. Jedes von ihm geschaffene Objekt – einerlei ob Kirchentür, Altarkreuz oder Tabernakel – will eine Botschaft vermitteln, die in der Bibel begründet liegt. Er reduzierte das Bildprogramm stark und stilisierte die Figuren bis ins Zeichenhafte."
(Vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_...) So entstanden zum Beispiel in den 1960er Jahren Portale für die Heilbronner Kilianskirche, die Stiftskirche in Tübingen und die Stadtkirche in Pforzheim (vgl. Video Nr. 53) auf meinem Pforzheim-Vlog). Das Cannstatter Portal entstand 1962 und gehört zu dieser Epoche seines künstlerischen Werkes. Damals war Ulrich Henn auch von Stuttgart in die Eifel gezogen, wo er seit 1962 in Üxheim-Leudersdorf bis zu seinem Tod mit 95 Jahren lebte und arbeitete
(vgl.
http://www.ulrichhenn.de/wV.htm). Das Cannstatter Portal, aus zwei Flügeln bestehend, zeigt links das Gleichnis von den ungetreuen Arbeitern im Weinberg (Matthäus 20, 1-16), unten sieht man Weinstöcke - Bezug zur Weinstadt Cannstatt - und in einem Bottich wird die Maische getreten, oben sind die Arbeiter dabei, den Sohn des Weinbergsbesitzers mit Prügeln und Steinen zu töten. Auf dem rechten Türflügel erkennt man die "Ecce homo"-Szene. Pontius Pilatus links, der römische Statthalter, führt den gedemütigten Jesus mit Dornenkrone und "Krönungsmantel" dem Volk von Jerusalem vor und fragt dieses, was er mit ihm tun solle. Die Antwort: "Kreuzige ihn!" (Johannes 19, 4-6)

Die Stadtkirche verfügt über ein wirklich beachtenswertes Portal in der Kunstauffassung der frühen 60er Jahre eines bedeutenden, international tätigen Bildhauers, der sich fast ausschließlich dem sakralen Bereich zugewendet hatte.


93

Cannstatts/Pforzheims Geschichte sehen lernen 93)/92) - in Corona-Zeiten: "Lehrtafel" in Bad Teinach

https://youtu.be/l4G_oPsp-P8

 

Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen, liebe Pforzheimer und Pforzheimerinnen,
liebe FreundINNeN dieses Vlogs, wieder mal ein gemeinsames Video für beide Vlogs, allerdings weder in Bad Cannstatt noch in Pforzheim aufgenommen, sondern in der Kirche von Bad Teinach. In dem eher schlichten barocken Kirchenbau befindet sich die berühmte und vielbesprochene "Kabbalistische Lehrtafel der Prinzessin Antonia von Württemberg". Prinzessin Antonia (1613-1679) war die Tochter, die Schwester und die Tante eines regierenden Herzogs von Württemberg, sie verlor in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges nicht nur früh ihre Eltern, sondern das Land Württemberg und auch die fürstliche Schatulle lagen so darnieder, dass Antonia keine gute Partie war, außerdem gab es einen Mangel an Prinzen am Ende der Kriegszeit und so blieb sie unverheiratet. Sie war eine vielseitig gebildete, ja gelehrte Frau, die u.a. auch Hebräisch konnte und die sich besonders für religiöse Fragen interessierte. Dazu gehörte auch die von dem im Pforzheim geborenen Juristen und Humanisten und Förderer und Verwandten Melanchthons mitbegründete christliche Kabbala. Antonia las offensichtlich die Werke Reuchlins, ihrer Lehrer, darunter Professoren und Theologen von Rang aus ganz Württemberg, taten ein Übriges, Ihr die Inhalte zu erläutern. Zunächst für ihr privates Appartement im Alten Schloss in Stuttgart ließ sie eine Art Altar errichten und ausmalen, der heute als "Kabbalistische Lehrtafel der Prinzessin Antonia" immer noch ein viel diskutiertes Glaubenszeugnis einer Frau aus dem 17. Jahrhundert ist. Hier verbindet sich Mytisches und Frühpietistisches mit Jüdischem, Christlichen und auch antikem Gedankengut und mit der Geschichte des württembergischen Fürstenhauses, da sich unter den vielen Figuren eine ganze Anzahl von Porträts der Verwandten und Vorfahren Antonias entdecken lassen. Zahlreiche Aufsätze und Bücher entstanden in den letzten Jahrhunderten über dieses immer wieder neu faszinierende Werk. Nachdem sie es etwa zehn Jahre in ihrem Schlafzimmer zur persönlichen Erbauung betrachtet hatte, übergab sie die Lehrtafel der Kirche in Teinach, wo sie neben Liebenzell immer wieder mal zu Kur gewesen war. Testamentarisch bestimmte sie, dass ihr Herz bei der Lehrtafel in Teinach zu bestatten sei, ihr Körper kam in den Chor der Stuttgarter Stiftskirche unter eine Grabplatte, die Gruft war zu diesem Zeitpunkt voll. Prinzessin Antonia hatte aus ihrem nicht gerade üppigen Einkünften nach dem Dreißigjährigen Krieg an viele württembergische caritative Einrichtungen Geld oder Sachspenden gegeben und außerdem das geraubte Kirchensilber wieder durch ihre Stiftungen ergänzt, so eben auch in Cannstatt, wo sie ein Abendmahlsgerät für die Stadtkirche stiftete. (Noch ein herzliches Dankeschön an die "Kamerafrau" Carmen Jud.)

 


94

Cannstatts Geschichte sehen lernen 94) - in Corona-Zeiten: Christuskirche, von Engländern gegründet

https://youtu.be/TDI1W6FvqyU

 

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, Follower dieses Bad-Cannstatt-Vlogs,
die 1875 in der Daimlerstraße (die damals nach dem regierenden König Karl-Straße hieß) errichtete kleine Christuskirche hat eine interessante Geschichte. Heute dient sie der evangelisch-methodistischen Gemeinde. 1875 kam der Pastor der britisch-methodistischen Gemeinde John Cook Barratt (1832-1892) nach Cannstatt, um hier, in der Kur- und Industriestadt am Neckar, nahe der württembergischen Residenz, eine neue Gemeinde aufzubauen und gleichzeitig die Leitung aller britisch-methodistischen Gemeinden im süddeutschen Raum zu übernehmen. Das Kirchengebäude wurde im britischen Stil mit gotischen Anklängen errichtet. Eine ganz ähnliche Kirche steht im Kurpark von Bad Wildbad. Hier wie dort findet man eine Wellingtonie, einen Mammutbaum unmittelbar bei der Kirche, von König Wilhelm I. in Württemberg eingeführt. Während das Wildbader Kirchlein erhalten blieb, wurde die Cannstatter Kirche bei einem Luftangriff am Ende des Zweiten Weltkriegs schwer getroffen. Das Pfarrhaus, das auch der Pastorenausbildung diente, war komplett zerstört, von der Kirche, die vor einigen Jahren vorbildlich renoviert wurde, waren nur die Hauptfassade und Teile des Chorraums erhalten geblieben. Hinter dem Chor im Kirchgarten findet man das Grabmal von John Cook Barratt, der ursprünglich auf den Uffkirchhof bestattet wurde.



95

Cannstatts Geschichte sehen lernen 95) - in Corona-Zeiten: Töchterschule in der Kreuznacher Straße

https://youtu.be/gfygg5Onzmw



Liebe Cannstatterinnen und liebe Cannstatter, liebe Gäste und Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs,
dies ist nun schon das 95. Video in der Reihe, die ich vor über drei Monaten begonnen habe. Ab dem 1. Juli sind in Baden-Württemberg wieder Veranstaltungen mit bis zu 20 Personen erlaubt, zuvor waren es für das Land 10, für die Stadt Stuttgart 20, so dass meine Führungen (wenn auch unter Beschränkungen) in Pforzheim und Bad Cannstatt wieder begonnen haben. Da ich nun wieder mehr Zeit "auf der Straße" verbringen werden, werde ich nur noch zwei Pforzheim- und zwei Cannstatt-Filme pro Woche hochstellen, beginnend mit diesem Wochenende. Bitte haben Sie, habt Verständnis dafür. Das heutige Cannstatt-Video führt uns wieder mal nach "Pensionopolis", das Kurviertel, das in den 1860er Jahren den größten Entwicklungsschub nahm, damals wurde die "Königstraße", die heutige König-Karl-Straße, als zentrale Achse angelegt, die Querstraßen traten rasch hinzu. Was die Weingärtner- und Flößertöchter nicht dringend brauchten, wurde für die wachsende Cannstatter Fabrikanten-, Bankiers- und Händlerschichten ein ab der Mitte des 19. Jahrhunderts immer drängenderes Bedürfnis, "höhere Bildung". Wenn auch die privaten Töchter-Institute, deren es gleich mehrere in Cannstatt zur Kurortzeit gab, schon länger existierten, so gab es doch keine städtisch getragene Lehranstalt. Außerdem waren manche Institutsleiter, wie Professor Karl Kleemann (1816-1871) mit seiner "Erziehungsanstalt für Töchter gebildeter Stände", nicht gewillt, die Töchter Cannstatter Bürger aufzunehmen, hatten sie doch "ausländische" Töchter zwischen 13 und 16 Jahren, deren Eltern zahlungsfähiger und -freudiger waren, diese kamen aus den deutschen Ländern, auch aus der Schweiz, aus Frankreich und England, gar aus dem zaristischen Russland oder den Vereinigten Staaten. Ende März 1865 schloss Professor Kleemann seine bisherige Cannstatter Abteilung, mit der Begründung, dass das Töchterinstitut der Schwestern Abele ausreichend genug sei, was zu einem Skandal führte. Erzürnte Bürger warfen die Fensterscheiben seines Internats ein und beschimpften Kleemann. Wenige Tage später, Anfang April 1865, gründeten mehrere beteiligte Väter ("fast durchweg Bürger des Mittelstandes") ein Komitee zur "Gründung einer neuen Töchterschule", und pünktlich zum Beginn des neuen Quartals, am 1. Juli, begann der Unterricht in einem angemieteten Haus in der Seelbergstraße. Eine Aktiengesellschaft wurde gegründet und so konnte Ecke König Karl- und Kreuznacher Straße ein eigenes dreistöckiges Schulhaus errichtet werden (das Gebäude wurde im zweiten Weltkrieg zerstört). Nach kürzester Zeit erwies es sich als zu klein und ein Ersatzbau wurde nebenan in der Kreuznacher Straße Nr. 11 1872 hochgezogen. Dieses Gebäude, ab 1879 komplett in städtischer Hand, wurde mehrfach verändert. Nach dem Bau der Schillerschule, in das die "Höhere Töchterschule" 1908 umzog, waren hier eine Handarbeitsschule, danach die Christian Hiller-Schule und eine Volksschule untergebracht, bis vor einigen Jahrzehnten die Bad Cannstatter Abteilung der Stuttgarter Volkshochschule einzog.


96

Cannstatts Geschichte sehen lernen 96) - in Corona-Zeiten: Grabmäler von Th. Wagner und Dan. Stocker

https://youtu.be/F3VV7s0EFeE




Wir sind mal wieder auf dem Cannstatter Steigfriedhof (vgl. Videos Nr. 36), 41) und 51) auf diesem Bad Cannstatt-Vlog) und betrachten zwei Grabgestaltungen, an denen - zu unterschiedlichen Zeiten - bedeutende Künstler beteiligt waren. Das erste Grabmal zeigt eine kniende Trauernde am Grab, eine Bronzefigur des Stuttgarter Künstlers Daniel Stocker (1865-1957), der ein bedeutender Bildhauer und Plastiker des Jugendstils war und von dem noch zahlreiche Grabanlagen auf Stuttgarter Friedhöfen erhalten sind. Die Figur ist am Sockel signiert. Ihre Trauer ist still und in sich gekehrt, sie hat die Hände zwischen die Beine gelegt, der Oberkörper ist antikisch nackt. Die Oxidation des Regens hat auf der Bronze Spuren hinterlassen und "Tränen" ins Gesicht geschrieben. Die Figur ist älter als die Erstbestattung im aktuellen Grab. Mit zehn Jahren war Andreas Maier 1964 verstorben und seine Eltern, die hier später auch bestattet wurden, hatten sich diese Trauernde Figur, die auch eine junge Mutter darstellen kann, die um ihr Kind trauert, ausgesucht. Bei einer Führung erzählte man mir, dass dies ursprünglich das Grab einer verstorbenen Mutter gewesen sein, Mathilde Epple, die - um 1930 - vier Kinder hinterließ. Das zweite Grabmal ist eines der bekanntesten und auch ältesten auf dem Steigfriedhof. Es ist nur wenige Schritte vom ersten entfernt und mit seinem gelben Sandstein und seiner antikisierenden Gestaltung - es könnte auch an der Via Appia in Rom stehen - sehr auffällig. Es ist das Grabmal der 1828 mit 26 Jahren verstorbenen Cannstatter Fabrikantentochter Pauline Zais (1802-1828), gestaltet vom Dannecker-Schüler und Klassizisten Theodor (von) Wagner (1800-1880), einem Stuttgarter Bildhauer und auch Professor der Bildhauerkunst, der von 1814 bis 1823 in Johann Heinrich Danneckers Stuttgarter Atelier lernte und arbeitete. Danach ging er nach Rom, dem "Mekka" der Klassizisten, wo er unter der Leitung von Bertel Thorvaldsen die Marmorstatue des Hl. Lukas für die Grabkapelle auf dem Württemberg schuf, die für die 1819 verstorbene Königin Katharina von Württemberg im Auftrag König Wilhelms I. errichtet wurde. Von Theodor Wagner stammen auch die Musen am Wilhelma-Theater (vgl. Video Nr. 10) auf diesem Cannstatt-Vlog) und die Reliefs an der Jubiläumssäule auf dem Stuttgarter Schlossplatz, sowie badende Nymphen in Schloss Rosenstein. Der Vater von Pauline Zais, Wilhelm Zais - dieser war auch der Landtagsabgeordnete (nicht der Bruder, wie ich im Video vermutete), hatte 1802, als einer der ersten Fabrikanten in Cannstatt, eine - durch die Kriegszeiten - sehr lukrative Türkisch-Rot-Färberei gegründet, die erste Garnfärberei Württembergs. Färberei, das repräsentative Wohnhaus (1806 von König Friedrich I. abgekauft; später das königliche Landhaus "Bellevue") und ein parkartiger Garten befanden sich am Fuß des "Kahlenstein", wie der Rosenstein noch um 1800 hieß, etwa dort, wo heute das Wilhelma-Parkhaus steht. Die genaue Beschreibung des Grabmals und alle Texte sind dem Video zu entnehmen.
Zu Wilhelm Zais (1770-1840) gibt es einen recht ausführlichen Wikipedia-Eintrag (
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm...)).



97

Cannstatts Geschichte sehen lernen 97) - in Corona-Zeiten: Dieter Zaiss und Thaddäus Troll

https://youtu.be/l75sXUifLZM

 

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, Freunde dieses Vlogs, auch der heutige Film führt uns auf dem Steigfriedhof. Zwei Gräber von zwei bekannten Cannstattern, der eine starb vor 10, der andere vor 40 Jahren: Dieter Zaiss, der "singende Weinvogt", und Dr. Hans Bayer, der unter seinem Künstlernamen "Thaddäus Troll" als Schriftsteller und in zahlreichen Schriftsteller-Verbänden Engagierter zu den populärsten "Schwaben" der 60 bis 80er Jahre zählte. Die ausführliche Beschreibung zum Video folgt die nächsten Tage... Olaf Schulze

 

98

Cannstatts Geschichte sehen lernen 98) - in Corona-Zeiten: Bahnhofsbunker und ein römischer Soldat

https://youtu.be/sFiX355KYbs

 

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde und Follower dieses Vlogs,
ich gebe es zu, nach fast hundert Folgen habe ich ein wenig geschwächelt, und es hat jetzt doch recht lange gedauert, bis der nächste Film hochgestellt wurde. Meine Führungen haben, unter Einschränkungen, wieder begonnen, auch andere Termine häufen sich, dennoch will ich versuchen, zwei Filme für Cannstatt pro Woche hochzustellen. Mal sehen... Der heutige Film führt uns in die wenig bekannte Kleemannstraße zwischen König-Karl-Straße und der Rückseite des Cannstatter Bahnhofs. Im Juni fanden dort, auch im Rahmen der Bauarbeiten von S21, Abbrucharbeiten statt. Der im Zweiten Weltkrieg errichtete Bahnhofsbunker, der bei den häufigen Luftangriffen, die ab 1943 Stuttgart-Bad Cannstatt und gerade auch immer gezielt die Eisenbahnanlagen trafen, seine Dienste getan hatte. Errichtet 1940/41 im Auftrag der Deutschen Reichsbahn, war er im wesentlichen für Bahnreisende und den Werkluftschutz gedacht und konnte durch einen Verbindungstunnel von allen Gleisen mit Bahnsteigen erreicht werden (vgl.
http://www.schutzbauten-stuttgart.de/...
dort finden Sie auch Innenaufnahmen). Die Kleemannstraße ist benannt nach Professor Karl Kleemann, der ab etwa 1852 bis 1875 ein Töchterinstitut für Schülerinnen wohlhabender Familien aus dem In- und Ausland in Cannstatt betrieb, das einige Jahre hier ganz in der Nähe in einem großen Park lag, als es die König-Karl-Straße noch nicht gab, aber schon die Eisenbahn. Die Straße mündet am einen Ende in die König-Karl-Straße, dort stoßen wir auf die Eisenbahnüberführung, die in zwei Etappen kurz vor und im Ersten Weltkrieg errichtet wurde. Die beiden Einfahrten sind mit figürlichem Bauschmuck verziert. Auf der Seite zum Wilhelmsplatz sind es die zwei Wappenhaltertiere Württembergs, auf der Seite zum Neckar und nach Stuttgart ist es links das Stuttgarter Wappen, rechts ein kniender römischer Soldat, der auf seinem Schild das Cannstatter Wappen, die Cannstatter Kanne, hat. Darunter ist eine kriegerische Szene, wohl die Eroberung Cannstatts im 1. Jahrhundert n. Chr., dargestellt. Der Künstler der Reliefs konnte noch nicht ermittelt werden. Vor einen Jahren wurden durch Initiative des Vorstands des Maibaumvereins Eberhard Köngeter zwei Inschriften aus Corten-Stahl angebracht, die Inschrift zur Vereinigung der Städte Stuttgart und Cannstatt 1905 wurde durch Pro Alt-Cannstatt gestiftet. Haben Sie, habt weiterhin gute Tage
Ihr/Euer Olaf Schulze

 

99

Cannstatts Geschichte sehen lernen 99) - in Corona-Zeiten: Steigfriedhof_Berta und Karl Epple

https://youtu.be/bWHzxPmBjws

 

Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen,
treue Freunde dieses Vlogs, mal wieder sind wir auf dem Steigfriedhof, diesmal am Rande des Urnenhains, in der Nähe des Wärterhäuschens, am Grab von Karl Epple und seiner zweiten Frau Berta Epple, nach der eine Schifffahrtsgesellschaft benannt worden war, die heute noch vielen Cannstattern und Stuttgartern und Gästen der Stadt ein Begriff ist. Wer war diese Frau? Die Frau vom "Kies-Epple", wie die Einheimischen sagen. Hier ihre Biographie (in Auszügen, nach dem Text aus der im Stadtmuseum Bad Cannstatt 2017/2018 und 2019 gezeigten Frauenausstellung, leicht gekürzt und teilweise ergänzt): Berta Epple, geb. Steinle Von Gablenberg nach Bad Cannstatt Synonym für Neckarschifffahrt Ob Stuttgart am Neckar oder am Nesenbach liegt, darüber lässt sich streiten. Tatsache ist, dass erst durch die Vereinigung von Cannstatt mit Stuttgart 1905 die Landeshauptstadt mit dem Neckar in Berührung kam. Bis dahin war der Fluss Lebensader und Wirtschaftsfaktor für Cannstatt, sowie ein wichtiger Transportweg. Mit dem Neckar (nicht nur) in Cannstatt untrennbar verbunden ist der Name „Berta Epple“ durch die 1956 gegründete „Neckar-Personen-Schifffahrt Berta Epple“. 40 Jahre lang betrieb die Firma unter der Abkürzung NPS auf der Strecke Plochingen-Esslingen-Stuttgart-Ludwigsburg-Marbach-Besigheim-Lauffen-Heilbronn Personenschiffe. Und eines der Schiffe trug Berta Epples Namen. Die Namensgeberin stammte aus einer alten Weingärtnerfamilie, die in Gablenberg eine Gärtnerei für Obst und Gemüse führte. Im elterlichen Betrieb machte Berta Steinle (1906-1965) die beruflichen Erfahrungen, die auch ihren späteren Lebensweg mitbestimmten. So kümmerte sie sich ab etwa Mitte der 1920er Jahren um die Buchhaltung und machte als eine der ersten Frauen in Stuttgart den Führerschein, um die Kunden schnell und motorisiert beliefern zu können. 1933 heiratete sie den Cannstatter Karl Epple (1893-1961), der nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg in seiner Heimatstadt mit ehemaligen Militärpferden ein eigenes Fuhrunternehmen gegründet hatte. Dieser hatte 1930 seine erste Frau an den Tod verloren und suchte nun - auch für seine Kinder - eine neue, tatkräftige Frau an seiner Seite. Zu den Abnehmern des Pferdemists gehörte auch die Gärtnerei von Berta Epples Eltern. So lernte sich das Paar kennen. Neben dem Transportbetrieb erweiterte sich die Firma im Laufe der Jahre um Kieswerke an Neckar, Fils und Rhein, sowie Steinbrüche und einen Tiefbaubetrieb. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach beschäftigte Karl Epple rund 200 Arbeiter. In der Firma ihres Mannes spielte Berta Epple eine wichtige Rolle. Zeitweise fuhr sie sogar monatlich LKW’s, um an der französischen Küste bei Brest Kies aus dem Meer zu holen. Aus der aufgegangenen Kiesgrube Karl Epples in Neckarnähe war in den 1930er Jahren übrigens der Max-Eyth-See entstanden. Am erfolgreichen Wiederaufbau der Firma nach 1945 hatte Berta Epple bedeutenden Anteil. Als resolut und tüchtig wird sie beschrieben, aber auch als sehr sozial eingestellt. Berta und Karl Epple waren zu einem Unternehmerehepaar geworden, das weit über Cannstatts und Stuttgarts Grenzen hinaus einen guten Ruf hatte. Berta fuhr nun privat und beruflich BMW. Und so stand ihr Name für die Personen-Schifffahrt auf dem Neckar. Bei der Taufe des ersten Schiffes der Flotte auf dem Namen „Stuttgart“ sprach Yvonne Klett, die Frau des Oberbürgermeisters, am 7. März 1957 folgende Verse:
„Epple, Cannstatt, Neckarkanal
Davon spricht man schon überall.
Solch schwäb’sche Unternehmerart
Schuf auch Dich, Schiff, zu froher Fahrt…“

1997 wurde das Unternehmen an das Ehepaar Thie verkauft, die es unter dem Namen „Neckar-Käpt’n“ weiterführten, aber zuletzt, auch die Baustellen rund um Stuttgart 21 am Neckar an ihrer Anlegestelle, es immer schwerer hatten, Gäste zu finden, die Flotte nach und nach verkleinerten. Nun sind das letzte Schiff und das Party-Floss in neue Hände übergegangen. Der Name Berta Epple aber lebt (noch) weiter. Zu ihren Ehren hat sich eine Musikformation, die aus der Gruppe „Tango Five“ hervorging, nach ihr benannt.

 


Text-Infos zu den Videos



Website von Olaf Schulze: www.cannstatts-geschichte-sehen-lernen.de