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Cannstatts Geschichte sehen lernen - in Zeiten von Corona von Olaf Schulze

 

Text-Infos zu den Videos
 
Text-Infos zu den Videos Nr.1- Nr.49

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 1) - Zur Coronazeit: Dr. Ernst Kapff, Entdecker des Römerkastells

https://youtu.be/EI28iRm67z8

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, Stuttgarterinnen und Stuttgarter, Besucherinnen und Besucher Bad Cannstatts und dieses Angebots:
Seit zwei Tagen (Stand: 15. März 2020) ist auch das Stadtmuseum Bad Cannstatt, Teil der Museumsfamilie des StadtPalais Stuttgart, für Besucher und öffentliche und gebuchte Führungen bis auf Weiteres aufgrund der Entwicklungen in Sachen Corona-Virus leider geschlossen.

Wir alle wollen gemeinsam versuchen das Ansteigen der Ansteckungszahlen zu verlangsamen, um die Situation besser in den Griff bekommen zu können. Auf private Initiative hin biete ich fortan täglich einen kleinen, 5-15-minütigen Beitrag über ein Bad Cannstatter Geschichts- und Kulturthema an. Die Filme werden immer so gegen 9 Uhr vormittags hochgeladen und behandeln aktuelle, aber eben wegen Corona derzeit leider nicht besuchbare Sonderausstellungen (etwa im Stadtmuseum Bad Cannstatt in der Klösterle-Scheuer oder in der Galerie Wiedmann am Jakobsbrunnen), oder ich gehe für Sie, für Euch durch die Stadt, und erzähle mal hier, mal da, die mir bekannten Geschichten, immer (hoffe ich) informativ und auch (verspreche ich) unterhaltsam. Es erwarten Sie/Euch bestimmt auch (leicht) verwackelte (nicht professionelle) Bilder, falls mich die "historische Erregung" mal wieder überkommt, aber stets interessante Einblicke in die reiche und überaus vielfältige Geschichte unserer "Stadt in der Stadt", der Sauerwasser- und Daimler- und ehemaligen Kurstadt- und überaus vielseitigen Industriestadt, unserer Weinstadt und Eisenbahn- und sonstige Mobilitätsstadt, unserer Schlösser-, Wasen- und Wilhelma-Stadt Stuttgart-Bad Cannstatt. Lassen Sie sich überraschen und: Bewahren Sie Ruhe und Freundlichkeit in dieser schwierigen Situation.

Noch ein Wort zu meiner Person: Olaf Schulze, geboren 1965 in Pforzheim, nach dem Abi 1985 (Hilda-Gymnasium) Studium Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte an der Uni Stuttgart, seit der Studienzeit frei- und nebenberuflich tätig in Pforzheim und (seit 2005) auch in meiner Wahlheimat als Historiker (und Trauerredner). Seitdem ich 15 Jahre alt bin mache ich Ausstellungen, seit meinem 17. Lebensjahr Führungen, dazu entstanden Aufsätze, Bücher, Vorträge. Seit einigen Jahren auch Führungen im Kostüm (z. B. als "Johannes Reuchlin" in Pforzheim). Ich engagiere mich ehrenamtlich (u.a.) in Bad Cannstatt im Verein Pro Alt-Cannstatt e.V. (seit einigen Jahren als Vorstand in Nachfolge unseres Ehrenvorsitzenden Hans Betsch), in der Vereinigung Cannstatter Vereine e.V. (VCV) als ein stellvertretender Vorstand, und seit Neuestem im Beirat des Gartenbauvereins Bad Cannstatt e.V. von 1871. Bleiben Sie gesund, und - wenn es Sie erwischt - bleiben Sie gefasst und mutig und mögen Sie heil durch die Krankheit kommen.
Dies wünscht Ihr/Euer Olaf Schulze,

Stuttgart-Bad Cannstatt, 15. März 2020, 11:24 Uhr
Heute: Aktuelle Sonderausstellung im Stadtmuseum Bad Cannstatt: "Den Römern auf der Spur - 125 Archäologie in Cannstatt" (noch bis 17. Mai 2020); Beitrag als "Ersatz" für die heute ausgefallene Führung mit "Dr. Ernst Kapff" (Olaf Schulze), dem Entdecker des Römerkastells 1894 und Lehrer Hermann Hesses am Cannstatter Gymnasium, durch die Sonderausstellung. Vgl. auch den Beitrag morgen, über Hesses Besuch bei Kapff in der damals existierenden archäologischen Schauanlage auf dem Hallschlag 1896.

 

1b

Cannstatts Geschichte sehen lernen 0) - in Zeiten von Corona: Warum ich diese Aktion gestartet habe

https://youtu.be/Jv0KQ-8ssj0


Dies ist der Schluss von Folge 1). Hier erkläre ich, warum ich diese Aktion gestartet habe. Mir ist es wichtig, dass wir alle in diesen Zeiten, in denen wir zunehmend auf uns selbst zurückgeworfen werden und in denen unsere Sozialkontakte aus guten Gründen auf ein notwendiges Minimum reduziert werden, nicht vergessen, dass wir Menschen sind, die Ansprache und Impulse zum mentalen Überleben brauchen. Sollte man sich irgendwann vielleicht sogar gar nicht mehr "draußen" bewegen dürfen, kann ich noch eine Weile virtuell von zuhause aus durchhalten, um die täglichen Folgen zu machen. Ich grüße Sie/Euch alle herzlich. Haltet durch und bleib mitmenschlich zueinander. In der Begegnung und auch in der Frage, wieviel nehme ich mit beim Einkauf. Kommen Sie alle gut durch diese Tage. Und wenn es Sie trifft, mögen Sie nicht verzweifeln, sondern alles tun, was man tun kann, um sich zu stärken. Die Menschheit hat, das weiß ein Historiker wie ich, immer mit epidemischen Krankheiten zu kämpfen gehabt. Bis heute haben wir in der Summe überlebt (so die Pest im Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit, die Cholera im 19. Jahrhundert, die Spanische Grippe vor hundert Jahren...), und ich bin mir sicher, dass das jetzt auch nicht die Endzeit ist, wenn wir nicht international den Kopf verlieren. Diese Endzeiten wurden so oft angekündigt und "verschoben". Behalten Sie Mut und bleiben Sie realistisch. Bewältigen wir gemeinsam diese kritische Phase.
Olaf Schulze, Historiker und Trauerredner
www.pforzheims-geschichte-sehen-lernen.de
 
www.cannstatts-geschichte-sehen-lernen.de

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 2) - in Zeiten von Corona: Hesse besucht Kapff im Römerkastell

https://youtu.be/hRSXF_lcGvM


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, Freunde und Freundinnen Bad Cannstatts und Entdeckerinnen und Entdecker dieses Youtube-Blogs...

Die heutige zweite Folge ist quasi die Fortsetzung der gestrigen. Heute geht es um den Besuch des jungen Hermann Hesses, damals Buchhändlerlehrling in der Universitätsstadt Tübingen, bei seinem ehemaligen Gymnasiallehrer Dr. Ernst Kapff im August 1896. Kapff zeigte Hesse "sein Römerkastell" in Cannstatt auf dem Hallschlag (dort, wo seit 1910 die Dragonerkaserne steht), eine archäologische Schauanlage, betrieben vom Cannstatter Altertumsverein - der in gewisser Weise ein Vorgänger des Vereins Pro Alt-Cannstatt ist, dem ich seit einigen Jahren vorstehe. Die Anlage bestand leider nur bis etwa 1906/1907 und verschwand dann mit dem Neubau der Kaserne, obwohl es in Cannstatt, das seit 1905 schon mit Stuttgart vereinigt war, Stimmen gab, einen Teil der Anlage zu erhalten... was mit ein wenig gutem Willen seitens der verantwortlichen Minister des Königreichs Württemberg durch Verschiebung des Baufeldes um etwa 15 m noch Osten leicht erreicht worden wäre. Damals hat Cannstatt eine Chance verpasst. Was erwartet Sie morgen auf diesem Kanal? Mal sehen, was mir einfällt. Sie dürfen gespannt sein.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 3) - in Zeiten von Corona: Galerie Wiedmann, Werke von Oswald_1

https://youtu.be/kBQd1dOitbY


Die lange Stuttgarter Museumsnacht, in der am Samstag, den 21. März 2020 neben dem Stadtmuseum Bad Cannstatt unter anderem auch die Cannstatter Galerie Wiedmann (am Jakobsbrunnen) und viele andere Kultureinrichtungen in ganz Stuttgart mitgemacht hätten, ist seit letzter Woche abgesagt. Für den Samstag Abend war in der Galerie Wiedmann eine Ausstellungseröffnung des renommierten Bildhauers, Skulpteurs "OSWALD", der 1958 in Worms geboren wurde und seit einigen Jahren in der Schweiz lebt. OSWALD ist trotzdem nach Bad Cannstatt gekommen und baut derzeit seine Ausstellung "TÄNZER / DIVA / BETTLER" in den Räumen der Galerie und des Künstlerhauses von Willy Wiedmann auf. Im zweiten Teil des Films sehen Sie ein Interview, das ich mit dem Künstler und der Leiterin der Galerie Dorothee Schwertzel-Thoma aus aktuellem Anlass geführt habe. So ähnlich hätte ich den Künstler auch am Samstag Abend zur Vernissage befragt. Sie liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, StuttgarterInnen und FreundInnen der Galerie (und natürlich auch alle anderen Interessierten) verpassen so wenigstens nicht Alles, nach dem Motto "Virtuell ist besser als eventuell gar nicht". Die Eröffnung soll nachgeholt werden. Weiteres erfahren Sie über die Homepage der Galerie Wiedmann.
Bitte beachten Sie auch den zweiten Teil, den ich demnächst hochladen werde. Haben Sie alle - trotz Allem - möglichst gute Tage. Bleiben Sie mir und meinem Projekt gewogen und machen Sie Freunde darauf aufmerksam, falls es Ihnen gefallen hat.
Vielen Dank. Ihr/Euer Olaf Schulze

 

3b

Cannstatts Geschichte sehen lernen 3) - in Zeiten von Corona: Galerie Wiedmann, Werke von Oswald_2

https://youtu.be/YPmrXqk6BwE




Der zweite Teil des Videos zeigt das Interview mit dem Künstler (Karlheinz "Kalle") OSWALD in den Räumen der Galerie Wiedmann in seiner aktuellen Ausstellung "TÄNZER / DIVA / BETTLER" mit Skulpturen, die er in den letzten Jahren und Monaten in Hinblick auf die Präsentation geschaffen hat. Auch die Leiterin der Galerie, die Künstlerin Dorothee Schwertzel-Thoma, die den ersten Teil gefilmt hat, kommt gegen Ende des Videos zu Wort und äußert ihre Gedanken zu ihrem persönlichen Lieblingsstück ("Soraya" Bronze, 2018, Höhe 60 cm), die, so der Künstler, alles sein könnte: Tänzerin... Diva oder auch Bettlerin. Die reguläre Ausstellungsdauer war vom 21. März 2020 bis zum 9. Mai 2020. In Zeiten des Corona-Virus ist die Galerie bis auf Weiteres für den Besucherverkehr geschlossen. Die neuesten Entwicklungen entnehmen Sie bitte der Homepage der Galerie: www.galeriewiedmann.de
Haben Sie, trotz Allem, gute Tage...
Es grüßt Sie herzlich Olaf Schulze, Historiker (& Trauerredner)

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 4) - in Zeiten von Corona: "Der Herbst", Emil Kiemlen, "Kursaal"

https://youtu.be/sEkqc_KgQAk

 

 Dieses Mal führt der virtuelle Ausflug in die Unteren Kursaalanlagen von Bad Cannstatt, von den Cannstattern auch knapp "Kursaal" genannt, und zwar zu einer Figurengruppe, die 1914, kurz vor dem Ersten Weltkrieg aufgestellt wurde. Gestiftet vom Bürgerverein der Schmidener Vorstadt (erst in den 20er Jahren fusionierten alle Cannstatter Bürgervereine), ist es eine von ursprünglich vier Gruppen mit Putten, die die "Vier Jahreszeiten" darstellten. Nur der "Herbst", zwei Putten, die mit Mühe einen dritten stützen, welcher eine große Weintraube hält, hat die Zeitläufte, sprich die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs, überstanden. Der ursprüngliche Aufstellungsort war beim heutigen Kinderspiel- und Bolzplatz vor der Daimlerstraße in der Nähe des Cannstatter Gymnasiums (Kepler-Gymnasium). Der Künstler ist der aus Cannstatt gebürtige und aus der Marktstraße stammende Emil Kiemlen (1869-1956; vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Ki...), der auch den "Juno-Brunnen" (1910) und das "Daimler-Denkmal" bei der Gedächtnisstätte (1902) gestaltet hat. Ich grüße Sie herzlich... bis zum nächsten "Upload".
Olaf Schulze (1. Vorstand von Pro Alt-Cannstatt e.V.)

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 5) - in Zeiten von Corona: Die Eule der Minerva, Jahnrealschule

https://youtu.be/oa8LTzTJic0


"CANNSTATT TIERISCH"_1 Eine kleine Unterreihe meines Cannstatt-Vloggs soll "Cannstatt tierisch" gewidmet sein. Also, Darstellungen von Tieren an Hauswänden, auf Denkmälern, Brunnen... oder Ähnlichem. Da wird Einiges zusammenkommen. Lassen Sie sich überraschen... und behalten Sie die Ruhe in diesen schwierigen Zeiten. Ihr Olaf Schulze Die erste Folge beginnt mit einer Eule an der heutigen Jahn-Realschule, die uns einen guten Eindruck eines Schulbaus gibt, der um 1870 modern war. Der Ziegelbau (in Cannstatt gab es bis weit ins 20. Jahrhundert viele Ziegeleien, schon die Römer nutzten den Ton zum Brennen von Gebrauchskeramik) hat große Fenster, breite Flure, hohe Räume... das war damals ein immenser Fortschritt. Gebaut wurde das Gebäude als Realschule Die Grundsteinlegung war am 10. August 1865 als "Real- und gewerbliche Fortbildungsschule", knapp ein Jahr später, am 26. Juli 1866, wurde es feierlich eingeweiht. Erster Rektor war Carl Daiber, ein vielseitig engagierter Mann (u.a. im Vorstand des Cannstatter Gewerbevereins), der u.a. auch eine Stadtgeschichte verfasste, die er leider nicht vollenden konnte. Er starb am 8. August 1881 im Alter von 65 Jahren. Freunde und Schüler stifteten ihm sein Grabdenkmal auf dem Uffkirchhof (erhalten). Die Realschule ergänzte das Cannstatter Lyceum (Gymnasium) und wurde vor allem von Fabrikanten- und Handwerkersöhnen besucht, deren Eltern nicht auf die klassische Bildung mit den alten Sprachen, sondern auf die Realienkunde setzten (Naturwissenschaften, Technik, kaufmännisches Rechnen etc.). Später wurde daraus das Gottlieb-Daimler-Gymnasium, u.a. war Joschka Fischer hier eine kurze Zeit Schüler, aber auch viele bedeutende Ingenieure, wie die Flugzeugpioniere und -Techniker Hirth und Heinkel.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 6) - Zeiten von Corona: Schaufenster Kultur, Interview Iris Frey

https://youtu.be/At1raJaJKoQ


Das Interview mit der Kulturredakteurin der "Cannstatter Zeitung", Iris Frey, behandelt die Initiative "Kulturnetz" in Stuttgart-Bad Cannstatt, die für Mitte Mai 2020 das "17. Schaufenster Kultur" angedacht hatte. Aufgenommen wurde das Interview am 19. März 2020 im Stadtmuseum Bad Cannstatt, einer der geplanten Stationen des Rundgangs, der - wie immer - Geschäfte, Kultureinrichtungen und Kulturschaffende verbunden hätte. Das "17. Schaufenster Kultur" wird nachgeholt, wenn entsprechende Versammlungen wieder möglich sind. Auch Iris Frey verbringt derzeit einen Teil ihrer Arbeitszeit im "Home-Office".

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 7) - in Zeiten von Corona: "Entaklemmer" am Thaddäus-Troll-Platz

https://youtu.be/XdODSh5TTCA


Der heutige Film führt uns an den Thaddäus-Troll-Platz bei der Wilhelmsbrücke am Ende der Marktstraße und am Rande der Altstadt Bad Cannstatts. Hier steht die Figur "Der Entaklemmer", eine Bronze der Cannstatter Künstlerin Elke Krämer, die an den Schriftsteller Thaddäus Troll erinnert. Dr. Hans Bayer, so sein richtiger Name, wurde 1914 am anderen Ende der Marktstraße (wo sich heute auch zwei Gedenktafeln, eine im Boden und eine an der Wand der Galeria Kaufhof befinden) als Sohn und Enkel eines Seifensieders geboren. Sein Bruder führte den Betrieb noch bis in die 1960er Jahre weiter, schließlich wurde das Gebäude für den Bau eines Kaufhauses (heute, wie gesagt, Galeria Kaufhof) abgerissen. Im Sommer 1980, also vor vierzig Jahren, nahm sich der vor allem durch das Buch "Deutschland deine Schwaben" (EA 1967) überaus erfolgreiche Schriftsteller aufgrund von schweren Depressionen das Leben. Auf Initiative von Eberhard Wagner, Buchhändler aus der Cannstatter Marktstraße, und dem Verein Pro Alt-Cannstatt e.V. wurde die markante Figur von Elke Krämer 1989 geschaffen und schließlich aufgestellt. Sie zeigt einen Mann mit drei Enten. Eine, die sich sichtlich aus dieser Situation befreien will, hat er mit der rechten Hand auf dem rechten Oberschenkel "geklemmt" und schaut nun mit seiner Linken nach, ob "hinten" nicht noch ein fertiges Ei drinsteckt, das sei im Verkaufspreis der Ente natürlich nicht inbegriffen. Der "Entaklemmer" als Verkörperung des geizigen ("übersparsamen") Schwaben also, "päääb"! Als Thaddäus Trolls "Entaklemmer" am Stuttgarter Staatstheater aufgeführt wurde, hagelte es erboste Leserbriefe. Tenor: Wie könne Troll die schwäbische Sprache so diskreditieren, sie bestünde doch schließlich nicht nur aus Schimpfwörtern und ständiger Bruddelei und Nörgelei. Was die Kritikerinnen und Kritiker des Schriftstellers nicht bedachten, in der Vorlage des Stücke, dem "Geizigen" (L' Avare) von Molière, ist es nicht anders. Die Hauptfigur bruddelt und schimpft sich durch das Stück... das muss so sein: "Des g'hört so!" In diesem Sinne, bewahren Sie sich in diesen Tagen und Wochen schwäbische Gelassenheit und ein bisschen Humor.
Ihr Olaf Schulze 1. Vorsitzender von Pro Alt-Cannstatt e.V. Freiberuflicher Historiker und Trauerredner

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 8) - in Zeiten von Corona: "Drachen" gesichtet am Daimlerplatz

https://youtu.be/U1ikOmUU_F0


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde Bad Cannstatts,

unserer heutiger kleiner Ausflug - in der Unterreihe "Cannstatt tierisch" - führt uns an den Daimlerplatz, der, als er um 1865 entstand, zunächst nach dem damaligen württembergischen König Karlsplatz hieß. Wir schauen uns ein Wohnhaus, das 1902 für Hofwerkmeister Wilhelm Krauß errichtet wurde, genauer an. Dieses stattliche Gebäude zwischen Wiesbadener und Daimlerstraße (früher Schiller- und Karlstraße) ist im Ganzen noch sehr authentisch erhalten, z.B. auch die alten Fensterstrukturen, die Dachaufsätze und Zierstücke (wie eine Wetterfahne mit der Jahreszahl 1902) und die Haustür. Um 1900, zur Zeit des Jugendstils - auch wenn die Fassade in vielen Teilen der Neorenaissance viel näher ist - liebte man die Darstellung ungewöhnlicher Tiere, wie Fledermäuse oder Schlangen oder eben, wie hier, zweier ungewöhnliche Drachen, die sich auf den Konsolen der runden Erkertürme befinden. Nur Siegfried, der Drachentöter, fehlt.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 9) - in Zeiten von Corona: "Tiere" an Fassaden im Seilerviertel

https://youtu.be/diB5QltB7gg


Unser heutiger kleiner Film, schon vor ein paar Tagen aufgenommen, leider ist die Tonqualität nicht so gut, entstand in der Seilerstraße im Seilerviertel gleich "hinter" dem Cannstatter Krankenhaus zum Roten Kreuz. Hier befand sich seit etwa 1818 das Hotel Frösner, später Herrmann, "größtes Haus am Platz", Schriftsteller, Adlige und Könige stiegen hier (auch) ab. Zum Hotel gehörte ein großer Badetrakt mit Wannenbädern und eigene Quellen (heute ist auf dem Areal der "Schiffmannbrunnen") und ein großer parkartiger Garten, in dem u.a. auch ein eigener Tanzsaal errichtet war. In den 1880er Jahren wurde das traditionsreiche Hotel geschlossen (da die fremden Gäste ausblieben) und zunächst in Wohnungen umgebaut. Der Garten wurde nach 1905 in Grundstücke aufgeteilt, Straßen entstanden, und in der Zeit bis 1911/12 fast vollständig bebaut - das heutige "Seilerviertel". Das Seilerviertel steht als Sachgesamtheit unter Denkmalschutz (einige Häuser, die in den 70ern stärker verändert wurden, ausgenommen). An zwei Fassaden der kurzen Seilerstraße finden wir, sehr gut restauriert, in Sgraffito-Technik, Fassaden-Bilder... typisch für eine Form des Jugendstils, liebte man ungewöhnliche Tierdarstellungen oder auch Tiere die in Ornamentik übergehen (und umgekehrt), die sich quasi "verstecken". Lassen Sie sich überraschen. Mit freundlichen Grüßen aus dem Seilerviertel (hier lebe ich auch, wenn ich in Bad Cannstatt bin) Olaf Schulze Bleiben Sie mir und meiner Aktion gewogen... und empfehlen Sie mich im Familien- und Bekanntenkreis weiter, falls es Ihnen gefallen hat. Danke.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 10) - in Zeiten von Corona:
Die Fassade des Wilhelma-Theaters

https://youtu.be/K7yaWRxokGM


Das historisch erste Gebäude der Wilhelma war und ist das Wilhelma-Theater, das 1838/1840 errichtet wurde nach Plänen des Architekten Karl Ludwig Wilhelm (von) Zanth (1796-1857), und zwar als Sommer- und Kurtheater für die leichte Muse. Eröffnet wurde es am 29. Mai 1840 mit der Ballettpantomime "Der Zauberschlaf". Der Baukörper orientiert sich an Pariser Theaterbauten dieser Zeit. Die Architektur ist eine interessante Mischung aus Klassizismus und Historismus und zitiert im Inneren die damals gerade ins Bewusstsein gerückte farbige Antike ("Pompejanisch"; vgl. das Thema "Polychromiestreit"); einer der ersten, der die These vertrat, die Bauten und Skulpturen der griechischen Antike seien fast ausschließlich bemalt gewesen, war übrigens der in Cannstatt geborene Griechenlandforscher, Maler und Archäologe Jakob Linckh; 1787-1841). Die Fassade zeigt oben zentral die Bauinschrift, die auf den Bauherrn König Wilhelm (I.) von Württemberg verweist, und rechts und links in zwei Nischen zwei Musen, rechts die Terpsichore (mit der Lyra) und links die Thalia (mit der Maske). Die Figuren wurden vom Bildhauer Theodor (von) Wagner (1800-1880) geschaffen, der zuvor bereits vier Musen für die Fassade des Schlosses Rosenstein gestalten konnte. Bereits 1847 wurde das Theater weitestgehend für die Öffentlichkeit geschlossen, der Unterhalt erwies sich als zu hoch (es waren auch wirtschaftlich eher schwierige Jahre). Um 1900 gründete sich eine "Wilhelma-Theater-Gesellschaft", die das Haus bis zum Ersten Weltkrieg erfolgreich als Operetten-Theater nutzte und 1903/1909 zwei Treppenhäuser flankierend an die Fassade setzte. Nach der Unterbrechung des Ersten Weltkrieges wurde der Spielbetrieb noch bis 1928 aufrechterhalten, bis die Weltwirtschaftskrise auch dieses Haus schloss. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die meisten Stuttgarter Bühnen zerstört waren, zogen bis 1948 verschiedene Truppen das Haus, vor allem für Schauspiel und Revuen, dann wurde das Gebäude als Kino genutzt, das erste Jahr ausschließlich für die amerikanischen Truppen, ab 1949 bis 1962 als öffentliches Kino. Dann wurde es aus feuerpolizeilichen Gründen geschlossen, da die Konstruktion des Zuschauerraums aus Holz bestand und besteht (gute Akustikeigenschaften!). Um 1980, also vor vierzig Jahren (nicht vor dreißig, wie ich im Film sage; die Zeit rennt), sollte das optisch heruntergekommene Gebäude einem Ausbau der B10 weichen. Da regte sich bürgerlicher Widerstand, unter anderem brachte sich auch der junge Verein Pro Alt-Cannstatt mit einer Putzaktion ein; ebenso der damalige Ministerpräsident Lothar Späth; schließlich wurde der Bau vorbildlich restauriert, dabei die alte Fassadengestaltung Zanths ohne die nach 1900 angefügten Treppenhäuser wieder hergestellt und seit 1985 dient das Gebäude der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst als Aufführungsort, wobei die meisten Veranstaltungen öffentlich zugänglich sind.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 11) - in Zeiten von Corona: Von der "Krone" zum "Ratsstüble"

https://youtu.be/6zmq9uh_ix0


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde Bad Cannstatts,

unser heutiger Film führt uns in einen Teilabschnitt der Marktstraße, dem Herz und Rückgrat der Cannstatter Altstadt. Diese schlängelt sich seit Anbeginn der Stadt, von oben betrachtet, wie ein Fluss durch das Häusermeer. Und trotz Kriegen, Verwüstungen und Plünderungen - Cannstatt war seit der Römerzeit ein wichtiger Heer- und Handelstraßenknotenpunkt - hat sich die Marktstraße architektonisch noch viel ihrer Ursprünglichkeit bewahrt. Sie ist auch eine der ältesten Fußgängerzonen in Baden-Württemberg und machten in den 1970er Jahren durch das "(Wein- und) Bretzelfest", das sich in einigen Jahren fast die ganze Länge der Marktstraße erobert hatte, die "Hoketsen" im Ländle populär. Im Film werden u.a. folgende Gebäude kurz beschrieben. Die "Krone" gegenüber der Stadtkirche, das Gasthaus "Bären", dessen Wirtshausschild noch erhalten ist, das Geburtshaus des Bildhauers Emil Kiemlen (Ecke Brählesgasse), das Haus Wunder (Seilermeister), das Haus Baitinger (Wäschegeschäft; heute Fielmann), Spielwaren Glaser (existierte als Spielwarengeschäft schon vor hundert Jahren) und das "Ratsstüble", in dem Hermann Hesse im Herbst 1914 bei einem Besuch in Stuttgart-Cannstatt einkehrte, weil der von ihm favorisierte Kursaal als Lazarett nicht mehr zugänglich war. Wir wissen sogar, was Hermann Hesse gegessen hat, so schrieb er in einem Brief an einen Freund über seinen Besuch am 9. Oktober 1914: "Als ich nach 9 Uhr [einen Freund] im Hotel … abholte, zog eine Kompanie, die heute ins Feld abreist, auf den Bahnhof, an jedem Waffenrock und in jedem Gewehrlauf Blumen, unter Hochrufen der Passanten. Wir schlenderten langsam die ganzen Anlagen hinauf bis Cannstatt … Im Cannstatter Kursaal, den ich hatte besuchen wollen, ist Lazarett, auch der Park geschlossen. Bummel durch das einfache, zum Teil hübsche Städtchen, Wiedersehen alter Orte, behaglich schwäbisches Mittagessen mit Brotsuppe, Rindfleisch und Karthäuserklößchen in der Ratsstube … Nachmittag auf dem Wasen …, exerzierende Soldaten und nachahmende Buben in Menge, Felddienstübungen … Tramfahrt nach Stuttgart, Verwundeter mit Schüssen in beiden Händen erzählt, wenn Artillerie über ein Schlachtfeld fuhr, seien die Menschenköpfe nur so herumgelegen…" (aus: Hermann Hesse: Sämtliche Werke. Band 11: Autobiographische Schriften I. Frankfurt 2003, S. 389ff.)

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 12) - in Zeiten von Corona: Der "Urban" des Gartenbauvereins

https://youtu.be/EKA9-orxgts


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde Bad Cannstatts,

der heutige Film ist wieder aus dem Stadtmuseum Bad Cannstatt in der Klösterle-Scheuer. Dort steht seit Dezember 2016, seit der letzten Umgestaltung der Dauerausstellung, der "Urban" des Gartenbauvereins Bad Cannstatt e.V., der 1871 als Güterbesitzerverein in der alten Oberamtsstadt am Neckar gegründet wurde und nächstes Jahr sein 150jähriges Bestehen feiern kann. Die Figur des Urban, des Patrons der Weingärtner, stammt aus dem Jahr 1894 und wurde aus einer Cannstatter Weinrebe geschnitzt. Seither ist es in dem Verein Tradition, dass der Urban mit kleinen Stiftungen aus Silber, teilweise auch vergoldet, behängt wird. Zunächst kamen die Stiftungen direkt an die Figur, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein eigenes Gestell gebaut, das mittlerweile um eine Etage erhöht wurde, eine weitere Erhöhung steht bevor. Aktuell kam als letzte Stiftung durch eine Stuttgarter Gold- und Silberschmiedin eine Miniatur der Grabkapelle auf dem Württemberg (Rotenberg, Uhlbach) an den Urban. Dafür wurde das Stiftungsbuch aus der Vitrine genommen und durch eine Grafikerin um den neuen Eintrag, verbunden mit einem Spruch und einer Zeichnung der Miniatur, ergänzt. Einmal im Jahr wird die Figur zur Hauptversammlung des Gartenbauvereins, meist im März, für ein paar Tage aus der besonders gesicherten Vitrine genommen und kreist als "Urbansbecher", wie in alter Zeit, unter einigen zum Trinkspruch aufgerufenen Gästen. Bereits 1896 hat König Wilhelm II. im Kursaal bei einer Veranstaltung aus der Silbernen Butte des Urban getrunken und einen Trinkspruch auf den Deutschen Kaiser, damals (ebenfalls ein) Wilhelm II., ausgerufen. In diesem Jahr,i Anfang März 2020, zu Corona-Zeiten, war dies anders. Wie, verrät der (langjährige) Vorsitzende des Gartenbauvereins Bad Cannstatt, Wilhelm Bauer, ein "Ur-Cannstatter" in der x-ten Generation - unter vielen CannstatterINNEn auch als "der Boskop" bekannt.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 13) - in Zeiten von Corona: Goldener Löwe und sog. Altes Spital

https://youtu.be/2b1jpoAc1xY


Dieses Video, die Tonqualität ist leider nicht so besonders, führt uns zum "Holzmarkt", eine Bezeichnung für einen kleinen Platz "hinter" und "neben" der Stadtkirche (an der Brunnenstraße, im Mittelalter "Schmidener Gasse"), die heute fast vergessen ist. Hier befand sich der Platz für den Holzverkauf, u.a. geflößtes Holz aus dem Schwarzwald. Im 18. Jahrhundert war das Gasthaus zum Goldenen Löwen auch das Zunfthaus der Cannstatter Fischer und Schiffer. Hier befand sich die Zunftlade, hier wurden die jährlichen Absprachen vorgenommen, die für alle Schiffer und Fischer im gesamten Cannstatter Amt galten, nicht nur für jene in der Amtsstadt selbst. Das Gebäude stammt wohl aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, zumindest finden sich Bauteile aus der Zeit der Renaissance. Gleich daneben steht das sogenannte "Alte Spital"... die Nutzung ist möglicherweise eine Fehldeutung. Gerade arbeitet Peter Kieferle, der schon ein preisgekröntes Häuserbuch über die Cannstatter Neckarvorstadt herausgebracht hat, an einem solchen über die Altstadt Bad Cannstatts. Das eigentliche Cannstatter Spital befand sich vermutlich weiter stadtauswärts in der Brunnenstraße in der ehemaligen "Spitalschule" unweit der Thurn- und Taxis'schen Reichspost. Beide unter Denkmalschutz stehenden Gebäude sind leider bei einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört worden. Das Gebäude neben dem Goldenen Löwen war auf jeden Fall ein städtisches Lagerhaus, dafür spricht auch das mächtige Dach mit viel Speicherplatz. Um 1900 war hier im ersten Stock die jüdische Schule untergebracht, im Erdgeschoss wurde damals ein "Volkscafé" eingerichtet. Aus dieser Zeit stammen auch die großen Fensterbögen und das Relief mit der Cannstatter Kanne.

 

14

Cannstatts Geschichte sehen lernen 14) - in Zeiten von Corona: Häuser an der König-Karl-Straße

https://youtu.be/IcRnI1fbPkU


Der heutige kleine Film führt uns in Bad Cannstatt an die vordere König-Karl-Straße, zwischen Kreuznacher- und Martin-Luther-Straße. Die Straße wurde ab 1864 als Allee in einer diagonalen Achse zur Rotunde des Großen Kursaals ausgerichtet und bekam damals den Namen "Königstraße", der 1937, wie die meisten Straßennamen in diesem Viertel auf Grund von Verwechselungsgefahr in "König-Karl-Straße" umbenannt wurde. Wir sind im Kurviertel, das von den Cannstattern damals auch "Pensionopolis" genannt wurde, weil hier so viele Pensionäre, Beamte und ehemalige Militärs aus Stuttgart ihren repräsentativen Altersruhesitz gewählt hatten. Die im Film vorgestellten Häuser entstanden alle um 1870. Am Bestattungshaus Haas, das hier seit Anfang der 1970er Jahre seinen Stützpunkt hat, findet sich eine doppelte Hausnummer. Unter der 15 erkennt man die alte Häusernummer 334, nur die letzte Ziffer ist teilweise verdeckt. Im frühen 19. Jahrhundert hatten die Straßen und Gassen noch keine Hausnummern im heutigen Stil, die Häuser wurden quartiersweise durchnummeriert, und dieses Haus war also das 334. Haus im "District A". Im ältesten erhaltenen Cannstatter Adressbuch von 1855 gab es drei Distrikte, im Adressbuch von 1866 waren es dann vier. Das Adressbuch von 1885 ist dann das erste, das straßenweise fortlaufende Hausnummern enthält. Wie waren die Distrikte A-D aufgeteilt? Der Distrikt A bestand aus der sogenannten "Oberstadt", das ist die Altstadt im ehemaligen Mauerring von der Wilhelmsbrücke aus gesehen links der Marktstraße mit Stadtkirche und Altem Rathaus; dazu die "Schmidener Vorstadt" an der äußeren Brunnenstraße, die sich seit etwa 1800 entwickelt hatte, zusammen mit der Wilhelmstraße am ehemaligen Stadtgraben. Und schließlich das ganze Kurviertel. Der Distrikt B bestand aus der "Unterstadt", der anderen, von der Marktstraße aus gesehenen westliche Hälfte der Altstadt mit den Häusern an der Badstraße, dem anderen ehemaligen Stadtgraben, und auf der Berger Insel im Neckar mit dem Leuze-Bad. Der Distrikt C reichte von der Neckarvorstadt hinauf bis zum Burgholzhof und der neue Distrikt D bildete das Bahnhofsviertel mit seinen Hotels auf der einen und Fabriken auf der anderen Seite, mit der Fabrikvorstadt dem Wasen zu, dem Seelberg mit dem "Deckerbuckel" (nach der Firma Gebr. Decker) und den Häusern an der Waiblinger Straße. Die große Kurzeit Cannstatts endete aber mit dieser Epoche, viele der ausländischen Gäste blieben künftig weg oder suchten sich andere Bäderorte (wie z.B. Wildbad, Baden-Baden...), in denen es keine (oder zumindest so gut wie keine) Industrie gab... im Gegensatz zur Cannstatt, das sich immer mehr zu einem ausgesprochen vielseitigen Industriestandort entwickelte. Mitte der 1880er Jahren waren die meisten großen Hotels geschlossen und umgenutzt. Aus dem Hotel Hermann wurden Wohnungen und nach dem Ersten Weltkrieg des Krankenhaus zum Roten Kreuz, ins Hotel Wilhelmsbad zog das Cannstatter Gymnasium ein. Die großbürgerlichen Häuser im Kurviertel gehören der Stilepoche des Historismus an und zitieren u.a. antike Bildmotive, einige stammen aus der Gründerzeit, der Zeit nach dem gewonnenen Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, der zur Entstehung des Deutschen Kaiserreichs unter Kaiser Wilhelm I. und Bismarck, dem "Schmied des Reiches", führte.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 15) - in Zeiten von Corona  Freiligrathbank bis zum Daimlerturm

https://youtu.be/25K4DLk86z0


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs zu Corona-Zeiten,
Achtung: An einer Stelle habe ich einen Zahlendreher bei Sprechen produziert - ich meinte "1895", sagte aber "1859", als ich das erste historische Bild an der neuen Erläuterungstafel am Daimlerturm beschrieb. Also - das Foto mit dem 1000. Motor der Daimler-Motorengesellschaft stammt natürlich aus dem Jahr 1895. heute mal ein längerer Film, der uns in den "Oberen Kursaal" führt, wie alteingesessene Cannstatter sagen, der Kursaal sind nicht nur die so bezeichneten Gebäude, sondern auch die dazugehörigen Parkanlagen, deren Anfänge bis in die Zeit um 1800 zurückreichen. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts war etwa ein Viertel des heutigen obere Kurparks auf dem "Sulz(er)rain", wie der Berghang seit Alters wegen der an seinem Fuß sprudelnden Quelle hieß, bereits gärtnerisch und parkartig für die Kur- und Tagesgäste gestaltet. Auftraggeber war damals der 1821 gegründete Brunnenverein, an dessen 200. Jubiläum im nächsten Jahr mit Veranstaltungen und einer Ausstellung im Stadtmuseum Bad Cannstatt gedacht werden soll. Mein kleiner Parkspaziergang widmet sich dem Areal von der Freiligrathbank, die noch aus dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts stammen dürfte, und in Zusammenhang steht mit dem im 19. Jahrhundert sehr populären, auf dem Uffkirchhof bestatteten Dichter Ferdinand Freiligrath (1810-1876; von dem u.a. auch ein Gedicht über die 1848er Revolution in Berlin stammt, mit der Zeile "Wir sind das Volk, die Freiheit wir" - deren erste Hälfte Ihnen von den Montagsdemonstrationen in Leipzig 1989 her nicht unbekannt sein dürfte), geht dann über das Denkmal für den Schriftsteller Berthold Auerbach (1812-1882) und die Wandelhalle, die König Wilhelm I. von Württemberg drei Jahre vor seinem Tod 1861 den Kuranlagen stiftete, bis zum Daimlerturm, der 1894, im Jahr des 60. Geburtstag des Ingenieurs als sein persönlicher Rückzugsort in oberen Privatgarten Gottlieb Daimlers (1834-1900) entstand. Leider wurde der ursprünglich mit Zinnen versehene, mittelalterlich wirkende, aus Travertin errichtete Turm um 1939 aufgestockt und dabei wurden auch die Wandmalereien im Innern teilweise zerstört. Ab und an öffnet der Verein Pro Alt-Cannstatt zum "Tag des Offenen Denkmals" zusammen mit dem Daimler-Archiv den Turm und macht ihn damit der Öffentlichkeit zugänglich (für 2020 hat Pro Alt-Cannstatt etwas Anderes für diesen Tag geplant, so er stattfinden kann, aber bis September sind noch einige Monate Zeit; Führungen unter dem Jahr, auch zu normalen Zeit, sind nicht möglich). Der Turm ist übrigens im Besitz der Stadt Stuttgart, wird aber von der Firma "Daimler" baulich unterhalten, die auch die Gedächtnisstätte im ehemaligen Gewächshaus mit Werkstatt betreibt. Die natürlich jetzt auch bis auf Weiteres geschlossen ist.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 16) - in Zeiten von Corona: Ein "Fisch" in/an der Marktstraße

https://youtu.be/qLVOs98yUps


Heute sind wir an der äußeren Marktstraße, in der Nähe der Wilhelmsbrücke. Dort stehen in einer Reihe zwischen Brunnenstraße und Brücke stadtauswärts mehrere erhaltene Fachwerkhäuser aus der Frühen Neuzeit, vielleicht im Kern sogar das Eine oder Andere noch aus dem Mittelalter. Ein Wappenstein an Nummer 56 verrät uns den Bauherrn und das Baujahr des damals stattlichen Neubaus, 1587. Die Familie war also nicht unvermögend. Auf dem Wappenstein ist ein Fisch zu erkennen und darunter der vordere Teil eines Spatens (oft mit Metall verstärkt; könnte für den Nachnamen der Ehefrau stehen, z.B. Bauer) und die beiden Initialen des Bauherrn. Im Film spekuliere ich über den Nachnamen Fischer, tatsächlich findet man in "Kaufbuch Cannstatt 1555-1582", das der Historiker Jörg Heinrich 2016 nach mühevoller Transkription herausgegeben hat und dessen Druck Pro Alt-Cannstatt bezuschusste, einen passenden Cannstatter Bürger namens Balthasar Fischer (im Kaufbuch manchmal auch "Balthas Vischlin" geschrieben), der als Bauherr infrage kommt. Im letzten Adressbuch Cannstatts vor der Vereinigung mit Stuttgart, erschienen 1904, gehört das Gebäude, wie auch schon in den 1840er Jahren, einer Familie Cantz, die um 1900 hier im Erdgeschoss und ersten Stock eine Wirtschaft betrieb und auch wohnte und früher (so 1846, als eine unverheiratete Magd hier in ihrer Verzweiflung einen "Kindsmord" beging) Metzger waren. Der Name der Wirtschaft ist im Adressbuch leider nicht überliefert, der damalige Wirt und Hauseigentümer hieß Karl Cantz und hatte den Telefonanschluss Nr. 17.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 17) - in Zeiten von Corona: Fabrikantenvilla "Streicher", 1882

https://youtu.be/GitF3JB9KFg


Heute sind wir in der "Neckarvorstadt", an der Krefelder Straße. Die Neckarvorstadt hat einen mittelalterlichen Kern - um die Brückenstraße, zwischen Martinskirche und Wilhelmsbrücke; ab den 1830er Jahren erweiterte sie sich und wurde zu einem Industriestandort, gerade an der Hall- und der Haldenstraße, hier wohnten in teilweise noch erhaltenen Häusern Fabrikarbeiter, die es durchaus auch zu Häusern gebracht hatten, aber auch Weingärtner. Die Firma Streicher war um 1900 eine bekannte Eisengießerei und Dampfkesselfabrik und später auch Stahlgießerei, und zwar ab 1922 am Standort Asperg als erste württembergische Stahlgießerei überhaupt. 1871 hatte Johann Michael Streicher (1836-1890), der vorher Gießermeister bei der Firma G. Kuhn in Berg gewesen war, seine Fabrik gegründet und "durch persönlichen Fleiß, Umsicht und Zähigkeit, sowie durch die Erzeugung eines erstklassigen Graugusses sein Geschäft aus kleinen Anfängen heraus immer besser zu entwickeln und es nach und nach zu einer der bedeutendsten Kundengießereien Württembergs zu machen", wie es in einer späteren Firmenbeschreibung heißt. Um 1900 wurde der Gießerei, die schon für Kanalisations- und Bauguß einen guten Ruf hatte, durch den Schwiegersohn Streichers, Carl Simon (gest. 1913), auch noch eine Dampfkesselfabrik angegliedert, die sich rasch Erfolge hatte. "Dampfkesselanlagen, Turbinenrohrleitungen - die Hochdruckleitung für das bekannte Walchenseekraftwerk in Bayern stammt z.B. zum größten Teil von da -, rauchverzehrende Feuerungen, Behälter und Apparate jeder Art werden hier gebaut. In neuerer Zeit hat die Firma sich besonders auch der Herstellung von Bitumen-Teersprengwagen zugewendet", wie es weiter heißt. Um 1930, als die drei Söhne Carl Simons den Betrieb führten, hatte man 450 Arbeiter und Angestellte. In den 1960 Jahren wurden bei Streicher auch Fahrzeuge für die Straßen- und Startbahnreinigung, die Grubenentleerung, Kanal- und Sinkkastenreinigung hergestellt. 1982 musste die Firma Konkurs anmelden. Während die alten Firmengebäude verschwunden sind, blieb die Fabrikantenvilla erhalten, an der man kleine Produkte der Firma bewundern kann und einen Stein mit einer Bauinschrift, die auf dem Firmengründer und Bauherrn Michael Streicher ("M. St.") und das Baujahr 1881/82 verweist. Es handelt sich also bei dem denkmalgeschützten Gebäude um eine typische gründerzeitliche Fabrikantenvilla auf dem Firmengelände. Zu dieser Zeit wollten die Chefs offensichtlich noch 24 Stunden am Tag vor Ort sein.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 18) - in Zeiten von Corona: Maybach in der Freiligrathstraße

https://youtu.be/9ljUfti70SQ

 

Die heutige Folge führt vom Daimlerturm in die Freiligrathstraße, in der Wilhelm Maybach mit seiner Familie lebte. Auf Postkarten der Jahrhundertwende wird dieses Areal nördlich der Waiblinger Straße auch als "Villenkolonie" bezeichnet. Tatsächlich entstanden hier um 1900 eine Reihe stattlicher Villen und auch Doppelvillen auf großen Grundstücken mit parkartigen Gärten, wie es sie an der Taubenheimstraße zum Teil schon in den 1870er Jahren gegeben hatte - die leider nicht erhaltene Villa Daimler ist dafür ein gutes Beispiel. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die meisten Grundstücke aufgeteilt und mit Neubauten "nachverdichtet". Doch die alten Villen stehen zum großen Teil, so auch in der Freiligrathstraße, die ab 1895 nach dem in Cannstatt verstorbenen, zu seiner Zeit sehr populären Dichter Ferdinand (von) Freiligrath (1810-1876) benannt und angelegt worden war und auch noch in Richtung des "Freiligrathblicks" vom Oberen Kursaal her verläuft. Zwei Gebäude haben eine ganz besondere Geschichte, da ist die Nummer 8, die um 1898/1900 errichtete Villa des Bankiers Max Hartenstein, eines Familienmitgliedes der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bedeutenden Cannstatter Bankiersfamilie Hartenstein, der von 1901 bis 1904 auch Obmann des Cannstatter Bürgerausschusses war und in seinem Wohnhaus den Telefonanschluss mit der Nummer 163 besaß. Außerdem saß Max Hartenstein laut Adressbuch von 1904 im Vorstand der Allgemeinen Bau-, Spar- und Bedarfs-Genossenschaft Cannstatt, e.G.m.b.H., und war der Rechner (also Finanzvorstand) des Evangelischen Vereins Cannstatt (mit fünf zentralen Einrichtungen: einem evangelischen Vereinshaus, der "Herberge zur Heimat", dem Kaffeehaus im Städtischen Lagerhaus an der Brunnenstraße 7, dem Fabrikarbeiterinnenheim und der Stadtmission). Gegenüber der Villa Hartenstein steht eine 1906 errichtete Doppelhausvilla (Nr. 9), in deren rechter Hälfte Wilhelm Maybach (1846-1929) mit seiner Familie bis zu seinem Tod lebte, wie auch an den Initialen "WM" am Erker des jüngst renovierten Gebäudes zu erkennen ist. Eine Tafel des Historischen Pfades von Pro Alt-Cannstatt (Tafel Nr. 44) verweist auf dem bedeutenden Ingenieur, dessen Anteile an der Entwicklung des Daimlermotors, außer in der absoluten Fachliteratur, nicht gebührend gewürdigt werden. Die Gräber von Ferdinand Freiligrath und Wilhelm Maybach wie auch Gottlieb Daimlers befinden sich auf dem nahe gelegenen Uffkirchhof.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 19) - in Zeiten von Corona: "Junobrunnen", untere Kursaalanlagen

https://youtu.be/EFcPqDO5O4Q


Der heutige Film führt uns wieder in die Unteren Kursaalanlagen, die im Jahrzehnt vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs in mehrfacher Hinsicht eine Aufwertung erfuhren - im Hinblick auf die gartentechnische Gesamtanlage, die Bepflanzung der Grünflächen, aber auch im Hinblick auf die "Möblierung" mit Kunst. Hierbei kam der in Cannstatt geborene Bildhauer Emil Kiemlen (1869-1956) gleich mehrfach zum Zuge... einen Film über den letzten Rest der 1914 aufgestellten Vierjahreszeitengruppe, die drei Knaben, die eine Weintraube halten, den "Herbst" darstellend, habe ich ja schon hochgestellt (hier die Nr. 4 in diesem Blog). Im Sommer 1910 wurde der Junobrunnen feierlich eingeweiht, den der Verschönerungsverein Cannstatt in Erinnerung an die fünf Jahre zuvor, am 1. April 1905, vollzogene "Städteehe" zwischen Stuttgart und Cannstatt aufstellen ließ. Ihn ziert, alles Andere überragend, die Göttin Juno - die (oft hintergangene, sich manchmal an Gespielinnen ihres Mannes fürchterlich rächende) Ehefrau des Jupiter, des obersten Gottes der Römer. Sie war (trotzdem) für eine gute Ehe und für einen guten Verlauf der Schwangerschaft und eine leichte Geburt zuständig. Emil Kiemlen hat sie hier recht jung und fast Venus-gleich schön dargestellt. Hinter ihrem linken Arm, von vorne kaum sichtbar, ist ihr der Pfau, ihr Attribut, beigesellt, als Zeichen für Schönheit und Liebe. Die "Königin Juno" (Juno Regina) war auch die Schirm- und Schutzherrin Roms und gehörte mit Jupiter und seiner kopfgeborenen Tochter Minerva zur "Kapitolinischen Trias", den drei höchsten Göttern Roms, die im ihnen geweihten Haupttempel auf dem Kapitol gemeinsam und einzeln verehrt wurden. Die Wasserführung des Brunnens, der übrigens nicht mit Cannstatter Mineralwasser betrieben wird, war ursprünglich eine aufwändigere, wie man auf alten Fotos sehen kann. Unterhalb des Sockels der Juno kamen vier Wasserstrahle heraus. Die vier Fischmünder "spuckten" ihren Strahl in einem auf- und dann absteigenden Hyperbelbogen in einer Gegenbewegung nach oben, und nicht wie heute einfach nach unten.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 20) - in Zeiten von Corona: Antike Römerstraße am Altenburgplatz

https://youtu.be/8b-epAPoEfU


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde dieses Blogs,
heute sind wir vor der ehemaligen Königsdragonerkaserne am Hallschlag in Bad Cannstatt am Altenburgplatz, dessen Gestaltung in diesem Jahr mit der Aufstellung von Informationstafeln zur Geschichte der Römerkastells und des Areals ihren Abschluss finden wird. Eine der Besonderheiten, und darüber freuen wir uns als Verein Pro Alt-Cannstatt und als geschichtsinteressierte Cannstatter sehr, ist, dass es auf unseren Vorschlag hin bei der Stadtverwaltung gelungen ist, nunmehr dauerhaft ein originales Stück jener Römerstraße des antiken Cannstatt zu zeigen. Dieses Straßenstück, das jedoch nur die obersten abdeckenden Steinplatten und damit das römische Laufniveau aus der Mitte des 2. Jh. n. Chr. umfasst, ist das einzig römische Originalstück, das derzeit im öffentlichen Raum in Bad Cannstatt zu erleben ist. Es trat 2012 beim Abbruch einer Kirche am Sparrhärmlingweg gegenüber dem Wärterhäuschen am Steigfriedhof zu Tage. Und unter dieser obersten Steinlage wurde zudem eine außergewöhnliche Holzsubkonstruktion entdeckt, die aus der Zeit zwischen 120 und 140 n.Chr. stammte - welche derzeit in der Sonderausstellung im Stadtmuseum Bad Cannstatt "Den Römern auf der Spur. 125 Jahre Archäologie in Cannstatt" erklärt wird und an einem kleinen Balken auch zu sehen wäre - und auf jeden Fall bis in die Zeit "nach Corona" verlängert wird. Wenn auch das Umsetzen der Steinplatten nach der Einlagerung im Bauhof nicht nach archäologischen Gesichtspunkten erfolgte (d.h. man hat die Steine nicht durchnummeriert und genauso in Reihe und Position wieder verlegt, wie sie aufgefunden wurden), so sind die unterschiedlich großen Platten doch authentische Zeugnisse für das antike Cannstatt als bedeutender Straßenknotenpunkt im der obergermanischen Provinz der römischen Kaiserzeit. Man läuft also über die gleichen Steine wie die antiken Cannstatter vor ungefähr 1880 Jahren (!!!). Die Römerstraße führte übrigens aus dem "rechten Lagertor" (der "porta dextra") ziemlich lange schnurgerade parallel zum Verlauf des heutigen Sparrhärmlingweges nach Westen, über PORT(us) - Pforzheim und am Nordrand des Schwarzwaldes vorbei ins Oberrheintal und über den Rhein nach Straßburg, einer der wichtigsten militärischen Standorte zu Römerzeit. Die Idee des Umsetzens der Decksteine entstand am 20. September 2012 bei einer Begehung mit Herrn Dr. Andreas Thiel, dem für Bad Cannstatt zuständigen Landesarchäologen, für eine Gruppe von Journalisten und Interessierter des auf dem Hallschlag tätigen quartiergeschichtlichen Arbeitskreises, der bei der "Sozialen Stadt" angedockt ist. Und bei dem sich unser Pro Alt-Cannstatt-Vorstandsmitglied Matthias Busch seit Jahren engagiert einbringt. Im Jahr 2019 wurden die Steine schließlich in die Neugestaltung eingebracht. Kommen Sie gut durch diese Zeit. Dies wünscht Olaf Schulze, 1. Vors. Pro Alt-Cannstatt e.V. Historiker & Trauerredner

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 21) - in Zeiten von Corona: Stadtmauer und "Zum Ackerbürger"

https://youtu.be/HdE6cMV1smU


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, "alte" und neugewonnene Freunde dieses Bad Cannstatt-Blogs -
der gestern zusammen mit dem Pforzheim-Blog den 1000. Klick verzeichnen konnte. DANKE AN SIE / EUCH ALLE!

Heute sind wir in der Spreuergasse, eine noch bis in die 1960er Jahre durchaus landwirtschaftlich geprägten Gasse - es gab damals noch ein Fuhrunternehmen mit Pferden und der Jakobsbrunnen war ihre Pferdetränke. Diese Gasse hat am Ende des Krieges zu weiten Teilen etwa von der Mündung der Sulzbachgasse bis zur Brunnenstraße vor eine schwere Zerstörung durch die Luftangriffe auf Bad Cannstatt erleiden müssen. So dass in diesem Bereich nur wenige Zeugnisse der Baugeschichte überlebt haben. Ein kleines Gebäude, das rechts neben dem Ackerbürger stand, wurde nach dem Krieg im Ober- und Dachgeschoss wieder aufgebaut. Und - leider, sage ich - vor zwei Jahren für einen genehmigen Neubau abgebrochen. Ich hatte damals auch Kontakt mit der städtischen Denkmalpflege aufgenommen, denn das steinerne Erdgeschoss stammte aus der Mitte des 16. Jahrhunderts mit profiliertem Renaissancetor und einem zu zwei Dritteln erhaltenen Wappenstein darüber, und habe dort nachgefragt, ob ihnen der Abbruch bekannt ist. Was bejaht wurde, das Haus stand im Ganzen als Wiederaufbau der Nachkriegszeit nicht unter Denkmalschutz, aber der neue Bauherr hatte sich verpflichtet, das Torgewände einzulagern und in den Neubau an gleicher Stelle zu integrieren und auch die Stadtmauer im hinteren Teil des Grundstücks stehen zu lassen, und ebenfalls im Neubau zu erhalten. Soweit, so gut. Nun hat sich seit dem Abbruch bislang nichts getan, aber es kann ja noch kommen. Und es kann auch etwas Interessantes entstehen. Hoffen wir dies. Das Haus des "Ackerbürger", vermutlich 1561 errichtet, ist ein typischen kleines, kompaktes Multifunktionshaus für eben die nicht so wohlhabenden "Ackerbürger", Cannstatter mit kleinem Viehbestand, kleinen Flurstücken an Acker, Futter- und Obstwiesen und Weinbergen und Bürgerrecht (und Bürgerpflicht) in der Stadt. So zeigt die in der Restaurierung wieder freigelegte Fassade deutlich das das Haus nur aus einem, anderthalb Wohnstöcken bestand, darüber eine Bühne für das Einlagern, rechts das große Stall- und Scheunentor, in der Mitte der Zugang zur Wohnung und links das doch recht große Kellertor. Das Haus selbst sitzt auf der Stadtmauer und ihrem Wehrgang auf. Die Stadtmauer durfte überhaupt erst ab der Mitte des 16. Jahrhunderts bebaut werden, als ihr fortifikatorischer Wert, durch die neuartigen Kanonen, gegen Null gesunken war. Man kann den Wehrgang besonders gut von der Seite sehen, vom Durchgang zur Wilhelmstraße her. In der zentralen Gaststube sitzen heutzutage (wenn auch jetzt nicht) einige der Gäste auf diesem zurückversetzten Wehrgang und verzehren die Speisen des Herrn Uwe Mürdel und seines Teams, der seit 1996 den "Ackerbürger" mit Erfolg betreibt. Um 1900 gehörte das damals verputzte und eher unscheinbare Gebäude einem Schuhmacher, der im Nebenberuf "Leichenbesorger" war, und einem Heizer, ein Steinbrecher wohnte noch zur Miete. Von 1981 bis 1983 wurde das Haus renoviert und zu einer Weinwirtschaft umgebaut. Eine persönliche Bemerkung und Erklärung: Dieser Beitrag ist den lieben "Trommelwieseln" gewidmet... Vor genau 12 Jahren im Frühjahr 2009 haben sich sechs enthusiastische Menschen um den Cannstatter Drucker Wolfgang Reichert gesammelt und innerhalb eines halben Jahres ein Cannstatt-Kochbuch auf den Markt gebracht - und wir nannten unseren "Verlag" "trommelwiese", nach einem Teil des Cannstatter Wasens, auf dem es natürliche Quellen gab, die "getrommelt", also laut gegluckst haben (etwa beim Veielbrunnenquartier). Wir suchten damals 12 Lokale in Bad Cannstatt aus, interviewten die Wirtinnen und Wirte, Köche und Köchinnen, recherchierten die Hausgeschichte(n), fotografierten den Kochprozess (notfalls auch mal zuhause am eigenen Herd) und brachten Anfang Dezember "Neig'schmeckt. Gerichte und Geschichten aus Bad Cannstatt" heraus, gerade noch rechtzeitig für das Weihnachtsgeschäft. Wir waren vom positiven Feedback und auch von unserem "lokalen" Erfolg durchaus überrascht und ließen 2010 und 2011 jeweils noch ein weiteres lokales Kochbuch über Esslingen und über Ludwigsburg folgen. Aber es zeigten sich auch bei uns, die wir jeder einen Hauptberuf ausfüllen müssen/dürfen (und auch gerne ausfüllen) Ermüdungserscheinungen, gerade beim letzten Buch. Und gerade auch bei mir. Seither schläft die "Trommelwiese", aber die "Wiesel" sind in ihren Bereichen immer noch sehr aktiv. Der "Ackerbürger" war eines unserer 12 ausgesuchten Lokale. Ich erinnere mich noch gut, wie heiß es beim Interview, dass ich mit Herrn Uwe Mürdel führen durfte, in seiner Küche war (wir sind dann in den Gastraum), es war ja im Sommer, und die Sonne knallte auf's Dach des Gebäudes. Also Wolfgang, Yvonne und Tom, Sabine und Lars und natürlich auch "Zö", Thomas... kommt alle gut durch diese seltsame Zeit.
Dies wünschen Euch Olaf und Matthias

 

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Cannstatts / Pforzheims Geschichte sehen lernen 22) / 19) - in Zeiten von Corona: Herz-Jesu-Kirche

https://youtu.be/rzfX2csZuDs


Heute, an Palmsonntag 2020, einem Palmsonntag ohne fröhliche Prozessionen in dieser eigenartigen Zeit, möchte ich Ihnen allen, den Cannstatter und den Pforzheimer Freundinnen und Freunden meines Blogs, den Menschen meiner Heimatstadt, der Goldstadt an der Enz, und meiner Wahlheimat, der Sauerwasserstadt am Neckar, einen gemeinsamen Film widmen, ein Film über die katholische Herz-Jesu-Kirche aus Pforzheims Innenstadt, die komplett mit Cannstatter Travertin der Firma Lauster verkleidet ist. Und zwar stammen alle Fenster- und Türrahmungen aus der "Gelben Bank", die Hauptflächen sind mit bruchrauhen Mauersteinen aller Lauster-Sorten verblendet, wie ein zeitgenössischer Katalog der Firma "Adolf Lauster & Co. Travertinwerke Stuttgart-Cannstatt" verrät, der sich in meinem Besitz befindet. Als wir vor einigen Jahren unseren Tagesausflug mit Pro Alt-Cannstatt nach Pforzheim machten, habe ich diese Kirche, die mich schon als Kind fasziniert hat, der Gruppe vorgestellt. Die Pforzheimer Herz-Jesu-Kirche wurde vom Stuttgarter Architekten Otto Linder geplant und, nach der Zerstörung des 23. Februar 1945, dem bis Stuttgart am Himmel sichtbaren Großangriff auf Pforzheim, der auch die Herz-Jesu-Kirche betraf - das angebaute Pfarrhaus zum Beispiel wurde völlig zerstört, dort ist heute eine Gedächtniskapelle mit einem beeindruckenden Wandbild zum 23. Februar -, noch einmal stilistisch dem neuen Zeitgeschmack entsprechend Ende der 1940er Jahre umgeplant. Erbaut 1928/29 auf dem Gelände einer abgerissenen Schule aus dem 19. Jahrhundert, verband (Albert) Otto Linder (1891-1976) auf beeindruckende Weise in seiner Architektur in der Außenwirkung expressionistische Stilformen mit dem Naturstein Travertin und seiner spezifischen gelb-rötlichen Farbigkeit zu einer unverwechselbaren Einheit, die er - leider - nach dem Krieg "entschärfte" (1948-1954). Aus dreieckig spitzen Fenstern wurden Rundbögen. Das mehrfach gefaltete, ursprünglich steilere Dach bekam eine flachere Kuppel. Auch die Hauptfassade wurde umgestaltet, Wandmalereien - die, nach dem Foto im Lauster-Katalog, einen Christophorus zeigten - und die drei überhohen spitzen Portale mit einer nach vorne geöffneten Vorhalle entfielen, die Kirche schloss sich optisch von nun an ab. Dafür kam eine stark stilisierte Rosette in die Fassade. Einzig der markante Turm, der den Krieg ohne größeren Schaden überstanden hatte und für die Nachkriegspforzheimer immer ein wichtiger Orientierungspunkt neben dem Stadtkirchenturm, dem Turm der Franziskuskirche und dem Alten Wasserturm in der Trümmerwüste war, blieb in seiner ursprünglichen Gestaltung unangetastet. Von Anfang an trug er, hochmodern im Jahr 1929, ein Neon-Kreuz, das 10 Jahre später wegen der Verdunklung während des Zweiten Weltkriegs nicht mehr leuchten durfte, es seit dem Wiederaufbau aber wieder tut. Auch die Kreuzigungsgruppe des in Pforzheim aufgewachsenen Künstlers Edward Mürrle (1901-1995), einem Meisterschüler von Max Kassube (vgl. den Film über den Vogelbrunnen in der Pforzheimer Nordstadt in meinem Pforzheim-Blog, Nr. 8) ist noch original erhalten in Gestaltung und Standort über der Hauptfassade, der Enz zu. Von Edward Mürrle stammen übrigens auch die überlebensgroße Madonna vor dem Pfarrhaus der Pforzheimer Franziskuskirche, die ursprünglich an der Choraußenfassade nahe des Turmes der Herz-Jesu-Kirche auf einem dort noch erhaltenen Sockel angebracht war, und der "Wagenlenker" an der Pforzheimer Jahnhalle (1952/53). Otto Linder, der ab 1920 in Stuttgart ein eigenes Büro betrieb, baute ab Mitte der 1920er Jahre bis Ende der 1950er Jahre über 20 zumeist katholische Kirchen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz. Darunter zum Beispiel als einer seiner ersten Kirchenbauten 1924/25 die Herz-Jesu-Kirche in Mühlacker, die man u.a. von der Bahn aus sehen kann auf der Strecke zwischen Stuttgart und Pforzheim/Karlsruhe.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 23) - in Zeiten von Corona: ehem. Café-Terrasse, Kleiner Kursaal

https://youtu.be/wdnjc-2p7As

 

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde Bad Cannstatts,
der heutige, eher kurze Film, führt uns auf die ehemalige Café-Terrasse am Kleinen Kursaal, der von 1906 ab nach den Plänen des Architekten Albert Eitel (1866-1934) im Auftrag des Cannstatter Brunnenvereins errichtet und am 27. April 1908 unter Anwesenheit des württembergischen Königs Wilhelm II. feierlich eröffnet wurde. Der Kleine Kursaal (damals noch "Kursaalneubau" genannt) umfasste - und umfasst immer noch - neben einem großzügigen Restaurant-Teil im Erdgeschoss im Obergeschoss einen zweiten Saal (der den langestreckten Saal im Großen Kursaal von nun ergänzte), weitere kleinere Veranstaltungs- und Nebenräume, natürlich auch Toilettenbereiche, und auf der Rückseite eine L-förmige Café-Terrasse im ersten Stock, deren Nutzung spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg (wer es genauer weiß, meldet sich bitte bei mir, z.B. per Kommentar unten) leider aufgegeben wurde. Diesmal habe ich eine Ansichtskarte aus der Zeit um 1930 mitgebracht und "überblende" sie mit der jetzigen Situation auf der Café-Terrasse. Im Film vergaß ich übrigens zu erwähnen, dass ein Schild rechts auf der Ansichtskarte für Bayrisches Bier wirbt - das gab es im Kursaal also tatsächlich schon früher... und galt als besonderes Qualitätsmerkmal des Angebots, mit dem der Kursaalwirt sogar Gäste in Zeitungen etc. per Anzeige anlockte.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 24) - in Zeiten von Corona: Der "Schwäbische Mann" am "Klösterle"

https://youtu.be/Lij0XR0Vmw0


Heute sind wir an einem Wahrzeichen Bad Cannstatts, zumindest aber der Altstadt, dem "Klösterle" - einem Gebäude, das laut dendrochronologischer Datierung (Jahresringdatierung der verwendeten Bauhölzer) im Jahr 1463 errichtet wurde. Hermann Kugler, ein junger Architekt und zunächst mit der Bauaufnahme des schon seit den 1930er Jahren denkmalgeschützten Gebäudes beauftragt, erwarb das verputzte, und wenig ansehnliche, teilweise zuletzt noch mit Eternitplatten verkleidete Gebäude 1983 und restaurierte es im Zeitraum von etwa einem Jahr vorbildlich, wofür ihm 1984 der "Peter-Haag-Preis" für beispielhaften Denkmalschutz, gestiftet vom Schwäbischen Heimatbund under Württembergischen Hypobank, verliehen wurde. Im erhöhte gelegenen "Erdgeschoss" befindet sich seit 1984 eine rustikal eingerichtete Weinstube mit vorrangig schwäbischer Küche mit schweren Holztischen und viel alter Bausubstanz, die schon seit 1998 von Nick Hemberger und seinem Team auf bewährte Weise geführt wird (und hoffentlich bald wieder öffnen kann). In den oberen Stockwerken hat Hermann Kugler bis heute sein Architekturbüro. Der Film hat die Fachwerkkonstruktion des "Schwäbischen Mannes" zu Thema, bei dem am tragenden Balken x-förmig diagonal vier weitere Balken eingefügt wurden, die die Kräfte von oben breit aufnehmen und nach unten breit weitergeben, also wirklich für eine sichere Stabilität des Fachwerks sorgen. Die sieht aus, wie ein breitbeinig stehender Mensch/Mann, der seine Arme ebenfalls diagonal in den Himmel gestreckt hat. Der "Schwäbische Mann" war im 14. und 15. Jahrhundert in unserem Raum eine beliebte Form der Fachwerkgestaltung der Zimmerleute, die nicht nur optimale Kräftelenkung erzeugt, sondern auch dem Haus "zur Zierde gereicht", es optisch interessanter macht. Denn ursprünglich war das Klösterle, wie praktisch alle Fachwerkgebäude des späten Mittelalters, fachwerksichtig. Erst seit dem 17. Jahrhundert mussten im Herzogtum Württemberg die Wohnhäuser aus Brandschutzgründen verputzt werden, da das Feuer bei verputzten Gebäuden nicht so leicht "überspringt".

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 25) - in Zeiten von Corona: Röm. Funde, Grabung 2019, Stadtmuseum

https://youtu.be/jsnxJIMHDSQ


Liebe Freundinnen und Freunde dieses Bad Cannstatt-V-Logs,

ja, man(n) lernt nie aus, auch wenn man(n) schon fast 55 ist - habe noch einen Monat und 4 Tage "Gnadenfrist". Die Töchter einer lieben Freundin haben mich über ihre Mutter gestern Spätnachmittag per WhatsApp aufgeklärt, dass ich einen "Vlog" mache, einen Video-Blog... ich bin also Vlogger (Danke: Franziska und Pauline für die Aufklärung und Heidi, fürs Vermitteln ;-)) ). Und das ist jetzt mein "Silber-Vlog" für Cannstatt, das 25. Thema (schon).
Diesmal sind wir wieder im Stadtmuseum Bad Cannstatt. Ich zeige zwei Vitrinen im Obergeschoss, die die aktuelle Sonderausstellung "Den Römern auf der Spur. 125 Jahre Archäologie in Cannstatt" im Erdgeschoss ergänzen, die offiziell bis zum 17. Mai läuft, aber wegen der Corona-Pandemie nun erstmal natürlich geschlossen ist und dann, wenn alles klappt, noch einige Zeit in Museum zu sehen sein soll. Die Eröffnung dieser kleinen Ergänzung mit Funden aus der aktuellsten Grabung, die letzten Sommer (2019) im Bereich der Essener und Düsseldorfer Straße auf dem Hallschlag nahe beim "Römerkastell" stattgefunden hat, war eigentlich für die "Stuttgarter Lange Museumsnacht" geplant, also für den 21. März 2020. Diese fiel unter den aktuellen Umständen aus. Einige Tage vor der Museumsschließung, die am Freitag, den 13. März 2020, auf 14 Uhr erfolgte, hatte Herr Dr. Andreas Thiel vom Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen, der als Archäologie für die provinzialrömische Zeit eben auch für Bad Cannstatt zuständig ist und mit seinen aus Fachleuten und sehr engagierten Ehrenamtlichen zusammengesetzten Grabungsteams seit über einem Jahrzehnt in Cannstatt Vorbildliches leistet und zahlreiche neue, vertiefende Erkenntnisse liefern konnte, diese Auswahl von zumeist gereinigten und auf jeden Fall bestimmten Fundobjekten dem Stadtmuseum für die Sonderausstellung leihweise übergeben. Ich habe jetzt im Auftrag der Museumsleiterin, Frau Dr. Christiane Sutter, eine kleinere Auswahl der verschiedenen Fundgruppen getroffen und diese provisorisch in die (nach der Videoaufnahme mit einer Glashaube verschlossenen) Vitrinen gelegt. Bei der Wiedereröffnung wird das dann Alles noch etwas professioneller aussehen und mit Beschriftungen und kleinen Texten und Fotos zur Grabung versehen sein. Doch für Jetzt bekommen Sie als VLOG-FOLLOWER einen guten ersten Eindruck. Bei den Funden handelt es sich mehrheitlich um Scherben - von Gebrauchskeramik (wie sie in Cannstatt in großem Stil im Töpfereibezirk am Sparrhärmlingweg hergestellt wurde, wobei immer wieder auch Fehlbrände entstanden) und von "Terra Sigilata" (der gehobenen, meist importierten Ware), die häufig aufwändig verziert war, von "Feiner" und "Grober" (Keramik-)Ware. Dazu kommen zahlreiche Tierknochen, Reste von Nutz- und Jagdtieren, wie sie zum Speiseplan der antiken Cannstatter in der Kastellsiedlung gehörten, sowie Metallgegenstände (Fibel, Schmuckfibel und ein Beschlag) und - in der Sonderausstellung bislang nicht vertreten - das bekannte türkisfarbene, blaugrüne römische Glas, das auch sehr klar ist und aus dem zum Beispiel Flaschen mit nahezu quadratischem Querschnitt geformt wurden, die man sehr gut in Kisten nebeneinander stehend über weite Strecken transportieren konnte.
Ach ja, und dieser Vlog ist Andreas, Heidi, Franziska und Pauline gewidmet, kommt alle gut durch... das wünsche ich Euch und den Menschen, die in Euren Herzen sind. Und danke, dass Ihr nun auch zu meinen Followern gehört...

Olaf


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Cannstatts Geschichte sehen lernen 26) - in Zeiten von Corona: Vierwegegöttinnen am Altenburgplatz

https://youtu.be/Q0ouFP4tzB4


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, interessierte Gäste der Stadt und Freunde dieses "Vlogs",

 heute sind wir in der Nähe des Altenburgplatzes auf dem Hallschlag, am Beginn des Sparrhärmlingwegs beim Steigfriedhof, und betrachten die vor anderthalb Jahren, im Dezember 2018 aufgestellte Kopie eines römischen Weihesteines aus dem 3. Jahrhundert. Es handelt sich um einen sogenannten "Vierwegegöttinnenstein". Es gibt im ehemaligen Obergermanien und den angrenzenden römischen Provinzen ca. überlieferte 80 Zwei-, Drei- oder Vierwegegöttinensteine, die sich an Weggabelungen und Straßenkreuzungen der gutausgebauten Römerstraßen befanden. Viele von ihnen wurden nach Ende der Dienstzeit eines "Benefiziariers", der für den Erhalt eines bestimmten Bereiches des Straßensystems zuständig war und in einer "statio" (einer Straßenstation Dienst machen musste, von denen es im antiken Cannstatt zwei gab, eine beim heutigen Uffkirchhof und eine beim Hallschlag, beim "Römerkastell". Hier wurde auch, nicht allzu weit vom jetzigen Aufstellungsort entfernt, 1926 das Original dieses Vierwegegöttinnensteins entdeckt, der der bislang einzig bekannte Weihestein für die Wegegöttinnen ist, welcher diese auch zeigt, figürlich abbildet. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entwickelte sich bei den Kunsthistorikern und Archäologen der "Polychromiestreit". Es ging um die Frage, ob die antiken Kunstwerke und Grab- und auch Weihesteine ursprünglich (grundsätzlich) farbig gefasst waren, oder eben nicht. Man fand einfach zu viele Farbreste bei Ausgrabungen in Griechenland und Italien, als dass man hätte von einer durchgehenden Materialsichtigkeit und keiner Bemalung ausgehen können. Ein früher und wichtiger Vertreter der heute allgemein akzeptierten These, dass die Götter "bunt" waren, war der aus Cannstatt stammende Philhellene und Archäologe Jakob Linkh (1787-1841), der im ehemaligen "Gasthaus zum Ochsen" bei Wilhelmsbrücke (die damals einfach noch "Cannstatter Brücke" hieß) am Beginn der Brückenstraße aufgewachsen war. Das klassizistische Grab seines frühverstorbenen gleichnamigen Vaters befindet sich auf dem Steigfriedhof, gleich beim Urnenhain am Wärterhäuschen (ein eigene Beitrag über dieses Grab wird an dieser Stelle folgen). Auch Jakob Linkh jun. eigenes Grab, eine liegende, oft zuwachsende Platte, ist auf dem Friedhof bis heute erhalten. Zusammen mit Dr. Andreas Thiel, dem für Bad Cannstatt zuständigen Chefarchäologen beim Landesamt für Denkmalpflege hat das Vorstandsmitglied Matthias Busch im Auftrag von Pro Alt-Cannstatt eine farbigen Rekonstruktionsversuch entwickelt, der die Blicke der Passanten fiel mehr auf den Weihestein lenkt, als wenn er nur steinsichtig wäre. Dabei stehen die Farben der Kleider der Vierwegegöttinnen für die Himmelsrichtungen (in die die Straßen gerichtet waren): Blau für den Norden, Gelb für den Süden, Rot für den Osten und Grün für den Westen. Der ganze Stein wurde, wie damals üblich, weiß grundiert, die Schrift mit roter Farbe betont. Der Originalstein wurde im Jahr 230 n. Chr. im Auftrag des Benefiziariers Serenius Atticus gesetzt und die Übersetzung der abgekürzten lateinischen Inschrift lautet folgendermaßen: Zu Ehren des göttlichen Kaiserhauses, / den Göttinnen der Kreuzwege, / dem Jupiter Optimus Maximus und allen Göttern und Göttinnen / von Serenius At/ticus, Benefiziarier in der Provinzverwaltung, / für sein und der Seinen Wohl / aufgestellt vier Tage vor den Kalenden (Monatserster) des Januars / im Konsulatsjahr des Agricola und Clemens (am 29. Dezember 230 n. Chr.)

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 27) - in Zeiten von Corona: Epitaph des Jakob Speidel, Uffkirche

https://youtu.be/LVkEf-aK5SM


Heute an Karfreitag 2020, den 10. April "im Jahr 1 Corona", verbinden sich die Filme meines Pforzheim- und meines Bad Cannstatt-Vlogs inhaltlich. Wir sind an der Uffkirche (im Mittelalter geweiht "Unserer Lieben Frau", also Maria), auf dem Uffkirchhof an der Waiblinger Straße, letzte Überreste des Ende des 15. Jahrhunderts wüst gefallenen Dorfes "Uffkirchen" bei Cannstatt. Wir betrachten ein kunstgeschichtlich und stadtgeschichtliches besonders wertvolles Epitaph (von griechisch "Trauerrede, Totenklage") für den Cannstatter Bürgermeister Jakob Speidel. Dieser starb, laut den überlieferten Inschriften, am 9. Januar 1613, im Alter von 75 Jahren, damals ein überaus stattliches Lebensalter. Die Inschriften für seine beiden Frauen lauten: (rechts) "An[n]o 1573 den 22 Tag May starb die erbere [ehrbare] Frauw Sibyla ehrn und selig gedachts Herrn Burgermaisters Jakob Speidells gewesene erste eheliche Hausfrauw, ein neuwheyserin [Neuhäuser] von Augspurg ihres Alters im [Lücke] Jahr deren Seel der liebe Gott gnedig sein wölle Amen." (Und links) "Anno 1617 den 19. Novemb starb die erbere Frauw Barbara merbemeltes [öfters genannter] Herrn Burgermaisters Speidells gewesen andere Hausfrauw ein geborene Volmarin von Eßlingen ihres Alters im [Lücke] jahr deren Seel der lieb Gott gnedig seyn wölle Amen." Jakob Speidel hatte innerhalb der gleichen Schicht geheiratet und hatte zwei Frauen aus den Handelsstädten Augsburg und Eßlingen heimgeführt, die beide an Haupthandelsstraße lagen, die auch durch Cannstatt führten. Für sein und der Seinen Gedenken hatte er die Bildhauerwerkstatt des Jeremias Schwartz aus Leonberg beauftragt, die im großen Stil Grabmonumente im mittleren Neckarraum für die städtische "Ehrbahrkeit" und den lokalen Adel anfertigen ließ (vergleiche auch meinen heutigen Beitrag auf den Pforzheim-Seiten dieses Vlogs, Pforzheim Nr. 24), das etwas jüngere Epitaph des Herrn Otto Beckh in der Altstadtkirche). Wie Otto Beckh in Pforzheim hatte auch der Bürgermeister Jakob Speidel eine Stiftung an seine Kommune, die Amtsstadt Cannstatt, gemacht; 1596 finanzierte Speidel einen kompletten Steinplattenweg vom Waiblinger Tor (heute Nähe Wilhelmsplatz, Höhe Mündung der Spreuergasse) bis zur Uffkirche an der Landstraße nach Waiblingen. Heute sind drei dieser Sandsteinplatten nahe des Friedhofseingangs an der Waiblinger Straße und nahe der Turnhalle der Martin-Luther-Schule noch erhalten. Ein kleiner Gedenkstein erinnert bei den Platten an die Stiftung Speidels, der damals wollte, dass die Cannstatter zukünftig auf befestigtem Weg das Leichenbegängnis zum Uffkrichhof würden durchführen können. Der Aufbau der beiden Epitaphien zeigt Ähnlichkeiten, im Zentrum steht jedesmal das Kruzifix mit der davor, nach Geschlechtern getrennt, betenden Familie, er Mann rechts von Christus, seine beiden Ehefrauen links. Auch hier zeigt die Ornamentik den Übergang von Renaissance zu Barock. Seit mehr als 120 Jahren ist das Epitaph durch ein kleines Vordach vor dem Wetter geschützt. Kommen Sie, kommt gut durch diese Ostertage.
Dies wünscht Ihnen und Euch
Olaf Schulze Historiker, Trauerredner und 1. Vors. von Pro Alt-Cannstatt

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 28) - in Zeiten von Corona: Haus Flaschnerei Veyhl, Spreuergasse

https://youtu.be/9Mu2kk_ExkA


Liebe Freundinnen und Freunde dieses Vlogs, liebe Bad Cannstatterinnen und Bad Cannstatt,
heute ist Karsamstag, der letzte Tag der Karwoche, der Fastenzeit, der letzte Tag vor Ostersonntag, ein Tag des Übergangs, aber keine Sorge, das wird nicht das "Wort zum Sonntag". Heute sind wir in der Spreuergasse und betrachten einen Bau mit einer interessanten Geschichte. Er erstand in einer Übergangszeit, in einer Notzeit, er war damals ein Zeichen der Hoffnung, dass es auch nach Krieg und Zerstörung ein "weiter" gibt, einen Neuanfang. Mehr als die Hälfte der Spreuergasse, etwa ab der Mündung der Sulzbachgasse bis zur Brunnenstraße, war am Ende des Zweiten Weltkriegs eine Trümmerwüste, in der nur vereinzelte, schwer beschädigte Gebäude "überlebt" hatten (wie zum Beispiel der "Ackerbürger", Cannstatt Film hier Nr. 21). In der Zeit vor der Währungsreform entstanden fast nur Provisorien, Notbauten, konnten mit Müh und Fleiß Reparaturen, so gut es eben ging, vorgenommen werden. 1872 gründete Karl Veyhl eine Flaschnerei an diesem Ort, in der damals eher noch landwirtschaftlich geprägten Spreuergasse (Nr. 47), Ecke Finstermünzgasse. Sein Sohn Hermann Veyhl übernahm sie 1910 und führte sie durch schwierige Zeiten, den Ersten Weltkrieg, die Zeit der Inflation und der Weltwirtschaftskrise und den Zweiten Weltkrieg, und musste auch die Zerstörung des Familienhauses und Firmensitzes erleben. Er unterstützte aber auch seinen Sohn Karl Veyhl 1946/47 beim Wiederaufbau, wobei die stehenden Reste der Ruine genutzt wurden. Dieses eigentlich eher unscheinbare Gebäude ist einer der ersten Wiederaufbauten in Stuttgart-Bad Cannstatt und damit nicht nur familien- und firmengeschichtlich, sondern auch stadtgeschichtlich von Bedeutung, ein Zeugnis einer besonderen Epoche. Um so mehr ist zu begrüßen, wie die jetzige Generation, der vielseitig für Bad Cannstatt engagierte Gerhard Veyhl, nachdem der Firmensitz 1998 in die ehemalige Zuckerfabrik verlegt wurde, mit dem Stammhaus umgeht, in dem nun eine Einrichtung der Caritas untergebracht ist. Besonders interessant am Gebäude sind der historische Ofenstein aus dem 16. Jahrhundert (datiert 1584) und die Bauinschrift von 1947 über dem Eingang. Am Ende des Filmes hat mich meine Erinnerung getäuscht, ich drehe diese Filme meist spontan und hole meine Gedanken dazu und mein Wissen aus meiner langjährigen Erfahrung als Stadtführer (in Bad Cannstatt seit 2005) und als Historiker... doch manchmal hat man etwas falsch abgespeichert. Aber da ich für die Kommentar-Texte immer auch auf meine Sammlung und Cannstatt-Bibliothek (oder auf die Sammlung und Bibliothek von Pro Alt-Cannstatt) zurückgreife, habe ich jetzt selbst wieder mein Wissen aufgefrischt und muss mich korrigieren. Die von mir erwähnte mittelalterliche Burg lag nicht auf dem Gelände der Flaschnerei Veyhl, sondern eine Straße weiter, Ecke Speuer- und Helfergasse. Wobei ein Teil des Burggrabens nur zwei Grundstücke entfernt (Nr. 43) bei Bauarbeiten 1960 entdeckt und ausgegraben wurde. Aber es gibt also auch noch eine ältere Ebene in diesem Gebiet der Cannstatter Altstadt, denn auf den Grundstücken der Häuser Spreuergasse 35 bis 43 befand sich bis ins späte 13. Jahrhundert eine der sechs alten Cannstatter Burgen adliger Familien, die 1287, weil sie sich zusammen mit den Württembergischen Grafen gegen Rudolf, den König des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation erhoben hatten, nach Ende der Auseinandersetzungen "geschliffen", also abgebrochen werden mussten. Dabei handelte es sich um kleine, zum Teil innerstädtische Burgen, Steinbauten, Wohntürme, wie in diesem Fall sogar auf einem Hügel, mit eigenem Burggraben und Ummauerung. Durch Grabungen konnte diese Burg "zum Stein" hier, die im 13. Jahrhundert den Herren "vom Stein" gehörte, nachgewiesen werden (vgl. Gerhard Wein: Die mittelalterlichen Burgen im Gebiet der Stadt Stuttgart. 2. Band. Stuttgart 1971, S. 138ff.)

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 29) - in Zeiten von Corona: Burgholzhofturm und (m)ein Fehltritt

https://youtu.be/wVwgeK9esKc


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, Freunde dieses Vlogs,

zunächst einmal "Frohe Ostern", auch zu jetzigen Zeiten. Warum wünschen wir uns überhaupt "Frohe Ostern". Die Christen glauben an die "Gute Nachricht" Gottes, an das "Evangelium" (griech.: Gute Nachricht). Die Auferstehung Christi "am dritten Tage" nach der Kreuzigung war für die Urchristen ein Grund zur Freude, Ostern ist für die Christen ein Grund zur Freude. Nicht umsonst gab es früher (z.B. im [katholischen] Mittelalter) das "Osterlachen" in der Predigt, die Gläubigen, die Zuhörer sollten, durften in der Kirche lachen... und die Priester sorgten dafür mit Beispielgeschichten, Schwänken etc. Das Lachen in der Kirche war fester Bestandteil der "freudige Botschaft", und daher also - verkürzt gesehen - kommt der Wunsche "frohe Ostern". Manchmal lachen wir auch über unser eigenes Missgeschick oder über die Situationskomik, in der andere Menschen ungewollt kommen. Ob die Menschen am Burgholzhof gelacht haben, als ich vor einer Woche, am Nachmittag des Palmsonntags, beim Dreh dieses Videos am Schluss über eine von mir beim Filmen mit dem IPhone übersehene steinerne Einfassung am Übergang von Grünanlage am Turm zum Wanderweg davor ins Straucheln kam und fiel. Und dabei (zumindest dreimal) am Schluss, bitte entschuldigen Sie den Ausdruck, "Scheiße - Scheiße - Scheiße", rief... bis ich auf die Austaste des Videos drückte. Danach stand ich unter Schock, mein Kreislauf rutschte weg, und brauchte einige Zeit und erhöhte Beine auf einer Ruhebank dort, um wieder einigermaßen ins Lot zu kommen. Am nächsten Tag war ich beim Orthopäden und jetzt darf ich vier Wochen eine Orthese am linken Fuß tragen, aber ich soll in Maßen belasten und auch laufen. Ich hatte Glück im Unglück (wieder mal, danke Schutzengel oder wem auch immer) und nun ist mein osterbunter linker Fuß so langsam am Abschwellen. Nun zum heutigen Film, der unter schönen Licht- und erschwerten sonstigen Umständen am letzten Sonntag beim Burgholzhofturm entstand. Der Burgholzhofturm wurde als Aussichtsturm vom Verschönerungsverein Cannstatt 1891 errichtet, und zwar in Travertin- und Ziegelbauweise, angelehnt an "römische Warttürme", wie man sie sich Ende des 19. Jahrhunderts vorstellte. Drei Jahre nach Fertigstellung des Turmes wurde dann unterhalb, auf dem Hallschlag, das Römerkastell entdeckt. Doch man wusste natürlich schon vorher anhand von Funden und Befunden, dass in Cannstatt die Römer gesiedelt haben mussten. Der Burgholzhofturm selbst ist nach dem alten Gewannnamen "Burgholz" benannt und nach der königlich württembergischen Hofdomäne "Burgholzhof", die im 19. Jahrhundert angelegt wurde und um 1900 für mehrere Generationen von der Familie Aldinger betrieben wurde. Das angeschlossene Gasthaus war ein beliebter Ausflugsort in der Umgebung Stuttgarts und Cannstatts, auch noch nachdem der Turm errichtet worden war. Manchmal liest man, dass bei der Einweihung des Turmes der spätere König Wilhelm II. von Württemberg anwesend gewesen sei, zu diesem Zeitpunkt noch Kronprinz, doch, wie ich aus Anlass eines Vortrags zum 125jährigen Turmjubiläum für den Burgholzhofverein nachweisen konnte, befand sich der Kronprinz zu diesem Tag auf der Jagd und wurde nur per Telegramm benachrichtigt und antwortete auch auf diesem Wege. Später trug er sich ins Turmbuch ein, auch hatte er Land umsonst abgetreten für den Bau des Turmes, der etwa ein halbes Jahr in Anspruch nahm, aber persönlich anwesend war der Kronprinz am Tag der Einweihung, dem 19. September 1891, nicht. Gottlieb Daimler, der im Beirat des Verschönerungsvereins war, stiftete Geld für die Ausgestaltung der unteren Turmstube. Vielleicht inspirierte ihn der Bau auch zur Errichtung seines eigenen Turmes drei Jahre später, 1894 (vgl. Cannstatt-Vlog hier, Nr. 15). Der Burgholzhofturm war von Anfang an gegen Eintritt zugänglich. Während des Ersten und noch einmal während des Zweiten Weltkriegs wurde er aus militärischen Gründen für den Publikumsverkehr gesperrt. Das gleiche galt auch ungefähr ab 1960, von da an durften auch keine Schulklassen und sonstigen Gruppen den Turm besteigen, weil man in die militärische Anlage der Amerikaner (die unter den Nationalsozialisten auf dem Gelände der ehemaligen Domäne errichtete "Flandernkaserne" hieß nun für einige Jahrzehnte "Robinson Barracks") hätte von dort aus blicken und auch fotografieren dürfen. Erst in den 1980er Jahren kam wieder Bewegung in die Nutzung des Turmes durch den Verein Pro Alt-Cannstatt. Eine nicht vollständig geglückte Taubenmistaktion brachte Aufmerksamkeit, der Turm wurde renoviert und am 23. August 1987 wieder der Öffentlichkeit übergeben. Seit dem Jahr 2000 organisiert der Förderverein Burgholzhofturm die Vergabe der Nutzung im Sommerhalbjahr jeweils für ein Wochenende an Bad Cannstatter und Stuttgarter Vereine, die dann auch verpflichtet sind, den Turm zur Besichtigung aufzuschließen. 2017 wurde eine historische Erläuterungstafel beim Turm aufgestellt, die auch im Blog zu sehen ist.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 30) - in Zeiten von Corona: Kunst an der Evang. Steigkirche

https://youtu.be/9biHtmRqxsU


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatt, liebe Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs,
 heute sind wir an der Evangelischen Steigkirche, Auf der Steig 21, die 1965/66 nach Plänen der Architekten Horst Nanz und Werner Hammeley in modernen Bauformen, die u.a. auch in der Tradition des Bauhauses und der damit verbundenen Architektur der 1920er Jahre stehen. 2017 wurde die Steigkirche betonsaniert, auch das von den gleichen Architekten ursprünglich als Jugendhaus konzipierte Steig-Gemeindehaus erfuhr 2014 bis 2016 eine Sanierung und Umnutzung, nachdem das alte Steiggemeindehaus aus den 1920er Jahren an der Altenburger Steige aufgegeben werden musste (aufgrund der seit Jahren überall im Land sinkenden Gemeindemitgliederzahlen). Das alte Steiggemeindehaus ist in der Zwischenzeit abgebrochen und durch neue Wohnbauten mit Eigentumswohnungen ersetzt worden. Ein über dem Kindergarteneingang des abgebrochen Steiggemeindehauses befindliches Steinrelief konnte auf Initiative und mit einem Zuschuss von Pro Alt-Cannstatt und mit Unterstützung der evangelischen Steiggemeinde und durch eine Privatspende einer Privatperson, die diesen Kindergarten einst, vor vielen Jahrzehnten, besuchte, beim Abriss 2016 geborgen und gesichert werden, und ist seit Frühjahr 2018 hinter der Steigkirche in einem Gartenstück mit einer erklärenden Tafel aufgestellt worden, ein sichtbares Stück Geschichte der evangelischen Steigkirchengemeinde, ein Erinnerungsstück für Hunderte von Kindern, die den Kindergarten seit 1928, dem Jahr der Eröffnung des Steiggemeindehauses, durchliefen. Das Relief stammt vom Stuttgarter Künstler Hermann Wilhelm Brellochs (1899-1979) und zeigt "Spielende Kinder", ganz im Stil der 1920er Jahre, eng beieinander, das Jüngere nackt, mit Puppenwagen und einem kleinen Ball (oder Apfel?), im Hintergrund links sieht man die Sonne am Himmel. Ein zweites Relief, dass sich über dem Haupteingang zum Gemeindehaus befand, dessen Saal ursprünglich auch als Kirchenraum diente, zeigte einen segnenden, sitzenden Jesus mit seiner Gemeinde. Dieses deutlich größere Kunstwerk ist (leider) zerstört, die Gemeinde schaffte es nicht, genügend Spender zu finden, vielleicht fehlte es auch, das ist mein persönlicher Eindruck, an Bewusstsein, was man da eigentlich hatte, und an Engagement und Überzeugung, dass man es erhalten muss. Denn einen würdigen Platz, es zu bewahren, hätte es an den jetzt noch der Gemeinde gehörenden bzw. gerade erst gebauten Gebäuden genug gegeben. Natürlich passt das Michaels-Relief der Blumhardtgemeinde (s.u.) genau an eine der Hauptansichten der Kirche und stammt noch aus der gleichen Zeit, Mitte der 1960er Jahre... das diese Lösung gewählt wurde verstehe ich gut und begrüße es auch. Doch manchmal liebt man die Tante mehr als die Mutter... eine vertane Chance, nochmals meine Meinung, der ich mich mit dem Vorstand von Pro Alt-Cannstatt wenigstens für das Kindergartenrelief "verkämpft" habe. Danke auch hier besonders an Herrn Jochem Heim vom damaligen Kirchengemeinderat.

Seit 2019 befindet sich noch ein weiteres, exiliertes Kunstwerk, in diesem Fall direkt an der Fassade der Steigkirche, der Straße Auf der Steig zu. Es handelt sich dabei um eine große Wandskulptur des bekannten Bildhauers Fritz Nuss (1907-1999), die ursprünglich (1965) für das Blumhardt-Gemeindehaus in Bad Cannstatt geschaffen wurde und nach Abbruch des Gemeindehauses 2019 am jetzigen Ort eine neue Heimat fand. Dargestellt ist in sehr abstrakten Formen der Erzengel Michael als Drachentöter, nach der Textstelle Offenbarung 12, 7-9, ein seit dem Mittelalter beliebtes Motiv, das den ewigen Kampf der guten und der bösen Mächte um die Welt und die Menschen darstellt.
Weiterhin gute Ostertage wünscht Olaf Schulze Historiker und Trauerredner, 1. Vors. von Pro Alt-Cannstatt

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 31) - in Zeiten von Corona: Pro Alt-Cannstatt & der Jakobsbrunnen

https://youtu.be/DDVdqwdBdj8


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde dieses Bad Cannstatt-Video-Blogs zu Corona-Zeiten, heute sind wir in der Altstadt von Bad Cannstatt und zwar am Jakobsbrunnen, der aus dem Jahr 1834 stammt, wie eine Inschrift am gusseisernen Brunnentrog in lateinischen Zahlreichen verrät, und der heutzutage von der Kellerbrunnenquelle gespeist wird. Sein großer Brunnentrog erzählt auch von der Hauptnutzung des Jakobsbrunnens, er diente (noch bis in die 1960er Jahre) als Pferdetränke. Damals gab es auf dem heute Baum bestandenen Platz direkt hinter dem Brunnen noch drei Gebäude, die im Rahmen der Altstadtsanierung um 1980 abgebrochen wurden.

Mein heutiger Interviewpartner ist mein langjähriger Vorgänger im Amt des ersten Vorsitzenden von Pro Alt-Cannstatt, Hans Betsch, der sich über Jahrzehnte für Bad Cannstatt im Verein Kübelesmarkt und bei Pro Alt-Cannstatt in verschiedenen Funktionen eingebracht hat - immer unterstützt von seiner Frau Anita Betsch. Auch ihre beiden Söhne Olaf Betsch und Stefan Betsch engagieren sich seit Jahren in vielfältiger Weise bei den "Küblern", Stefan Betsch ist wie sein Vater u.a. auch "stadtführend" unterwegs (vgl. seine Homepage www.bad-cannstatt-erleben.de), Olaf Betsch betreut das Archiv des Kübelesmarkts, das bis in die Gründung des Brauchtumsvereins im Jahr 1924 zurückreicht.

Hans Betsch berichtet am Jakobsbrunnen über die Anfänge des Vereins Pro Alt-Cannstatt ab Mitte der 1970er Jahre, zunächst als Untergruppe des Kübelesmarkts. Eines der ersten Großprojekte war damals die Sanierung des Jakobsbrunnens, 20 000 DM brachten die Bad Cannstatter mit unterschiedlichen Aktionen zusammen (u.a. entstand so auch der bis heute durchgeführte eintägige Niklasmarkt an einem Dezembersamstag in der Adventszeit) und trugen damit knapp 60 Prozent der damaligen Renovierungskosten von 35 000 DM. Bis heute ist Pro Alt-Cannstatt, mit derzeit rund 185 Mitgliedern, erfolgreich "unterwegs", nicht nur für die Altstadt, sondern in möglichst vielen Stadtteilen unserer Stadt in der Stadt mit ihrer vielfältigen Geschichte und Struktur (vgl. www.proaltcannstatt.de). Doch ohne die Anfänge und die Gesichter und Namen der ersten Stunden stände der Verein nicht da, wo er heute ist. Ihnen soll dieser Beitrag gewidmet sein.

Danke Hans, dass Du uns hilfst die Erinnerung an die Anfänge von Pro Alt-Cannstatt wachzuhalten und auch niederzuschreiben. Alles Gute für Dich und die Deinen.
Olaf Schulze, 1. Vors. Pro Alt-Cannstatt e.V. Historiker & Trauerredner
www.cannstatts-geschichte-sehen-lernen.de

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 32) - in Zeiten von Corona: Taubenheim-Denkmal_Kursaal-Brunnenhof

https://youtu.be/GrsKnWHSW-U


Heute sind wir im Brunnenhof hinter dem Großen Kursaal. Dieses Areal wurde in den letzten 200 Jahren
mehrfach umgestaltet. Im Jahr 1821 wurde der Cannstatter Brunnenverein gegründet - ein großes Jubiläum steht also nächstes Jahr an, die Vereinigung Cannstatter Vereine macht sich bereits Gedanken. Der Brunnenverein war der Bauherr des Kursaals und der Betreiber und Vermarkter der mit dem Kursaal verbundenen Quelle, der heutigen Wilhelmsquelle (Wilhelmsbrunnen), benannt nach König Wilhelm I. von Württemberg (1781-1864), der Zeit seiner Regierung (1816-1864) den Kurbetrieb Bad Cannstatts auch aus seiner Privatschatulle förderte und selbst das Cannstatter Sauerwasser regelmäßig trank. Vielleicht half es ihm auch knapp 83 Jahre alt zu werden. Über viele Jahre Vorstand ("Präsident") des Cannstatter Brunnenvereins war August Wilhelm Freiherr, (ab 1859 dann) Graf von Taubenheim (1805-1894), langjähriger Stallmeister und Kammerherr und persönlicher Freund und Berater König Wilhelms I., mit dem er das starke Interesse für Pferde und ihre Zucht teilte. So unternahm er mit Anderen zusammen 1840/41 auch eine Orientreise, um Araberpferde als Zuchttiere für den König zu erwerben. 1841 wurde er dann Oberstallmeister, also Chef aller Königlichen Stallungen, so auch für die königlichen Gestüte Weil und Marbach. 1854 wurde Taubenheim zudem Ehrenbürger der Stadt Cannstatt aufgrund seiner Verdienste um den Kurbetrieb, gegen Ende des Jahrhunderts wurde eine Straße nach ihm benannt. Er war beim Tod König Wilhelms I. im Juni 1864 im Schloss Rosenstein anwesend und genoss auch bei dessen Sohn und Nachfolger Karl eine Vertrauensstellung. Erst mit der Thronbesteigung König Wilhelms II. im Oktober 1891 reichte Taubenheim, damals 86 Jahre alt, seinen Rücktritt ein. Der Brunnenverein errichtete seinem langjährigen Vorsitzenden und späteren Ehrenpräsidenten unmittelbar nach dessen Tod ein Denkmal, das der Stuttgarter Bildhauer Paul Gottfried Christaller (1860-1950) schuf und das bei den Umgestaltungen des Brunnenhofs 1933 unter den Nationalsozialisten dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend seiner muschelförmigen Bekrönung beraubt wurde.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 33) - in Zeiten von Corona: Römische Grabdenkmäler, Stadtmuseum

https://youtu.be/iXm05YX9VBc


Römische Grabdenkmäler aus dem antiken Cannstatt, die sich im Außenbereich vor dem Stadtmuseum Bad Cannstatt befinden, sind das Thema unseres heutigen Videos. Es handelt sich dabei allerdings nicht um Originale, sondern um Repliken in Originalgröße. Die Originale befinden sich im Lapidarium unter dem Neuen Schloss in Stuttgart. Das Video beginnt mit dem Grabdenkmal der Göttin Herecura, einer Unterwelts- und Fruchtbarkeitsgöttin. Sie thront auf einer Art Korbsessel und hält auf ihrem Schoß einen Korb mit Früchten, als Zeichen der Fruchtbarkeit. Einen (scheinbar) toten Samen steckt der Landmann in die Erde, daraus erblüht eine Pflanze, die real oder im übertragenen Sinn Früchte trägt. Das ist der tiefere Sinn der Darstellung, aber auch der Bezug zu einem Grab. Der als zweites gezeigte ruhende Löwe gehört zu einer Grabmonumentumfassung und hatte sicher ein in die Gegenrichtung blickendes Gegenstück. Er übernimmt hier in gewisser Weise die Aufgabe der Sphinx vor den Pyramiden, er wacht über das Grab und zeigt aber auch den (vermeintlichen oder tatsächlichen) Rang des Verstorbenen. Das letzte Monument ist in seiner Form eine klassische Darstellung eines Totenmahls. Der Verstorbene ruht auf einer Kline, einer Art Sofa, beim Essen, zumindest für die reichen römischen Männer eine übliche Haltung beim Mahl, die nicht immer sehr entspannt gewesen sein kann. Eine Diener oder Sklave steht vor dem Toten und reicht ihm einen Krug (vermutlich mit Wein), auf einem kleinen dreibeinigen Tisch stehen drei kleine Schalen mit Speisen. Die ganze Szene war, wie auch der wachende Löwe und die thronende Herecura, ursprünglich farbig bemalt (vgl. den Vierwegegöttinnenstein, Replik am Altenburgplatz, Bad Cannstatt-Video hier auf diesem Vlog, Nr. 26). Alle drei Monumente stammen aus der Zeit um 200 n. Chr. Solche aufwändigen Grabmonumente konnten sich nur gehobene Schichten des römischen Cannstatt leisten, Besitzer von Landgütern ("villae rusticae") aus dem direktem Umland, oder reiche Händler oder Handwerker mit großen Werkstätten oder hohe oder zumindest mittlere kommunale- oder kaiserliche Beamte. Die Gräber der Armen zierten selten Markierungen und auch die Anzahl der Grabbeigaben war bei ihnen gering. Eine große Nekropole, schon im frühen 19. Jahrhundert entdeckt, befand sich an der Römerstraße nach Norden auf dem Hallschlag, bei der lange Jahre existierenden Ziegelei Höfer (aus diesem Areal stammen auch die vor dem Stadtmuseum als Kopie aufgestellten Funde). Vermutlich waren hier bis zu 3000 Individuen bestattet, zumeist in Brandgräbern. Eine weitere Nekropole des antiken Cannstatt, vermutlich jünger, könnte sich beim Uffkirchhof befunden haben.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 34) - in Zeiten von Corona: "Gesichter" an Offenburger Staffel

https://youtu.be/THl-X-YiQyo


Heute sind wir am Fuß der Offenburger Staffel, die seit 1930 die Neckarvorstadt mit den Stadtquartier Altenburg, die Haldenstraße im Tal mit der Züricher Straße auf dem Berg verbindet. Übrigens hat man im oberen Drittel der Staffel einen schönen Blick über Bad Cannstatt bis Untertürkheim und zur Grabkapelle auf dem Württemberg - und natürlich sieht man Uhlbach nicht! - vgl. mein an dieser Stelle falscher Kommentar im Film über den Vierwegegöttinnenstein, hier Nr. 26), danke Walter Dürr für Deinen Anruf und dass Ihr meine Filmchen so regelmäßig schaut. Als ich vor Anfang der 2000er Jahre hier das erste Mal die Staffel benutzte, fielen mir natürlich dieses seltsamen Gesichter auf, die an der unteren Mauer beim Staffelaufgang auch schon damals bereits angebracht waren. Sie entstanden im Rahmen einer Aktion - und zwar im August 1999 als Teil des Projekts der Stuttgarter Jugendamtes "Kinderspuren in der Stadt", als damals von 42 Kindern, die sich regelmäßig im Kifu-Kindertreff (Stuttgarter Jugendhaus e.V.) trafen und deren Vornamen auf der Erläuterungstafel zum Projekt "ALS DIE MAUER EIN GESICHT BEKAM" verewigt sind, Gipsabdrücke der Gesichter genommen wurden, die dann, mit Beton (?) oder Kunststein ausgegossen wurden und hier im Anschluss an die Mauer gebracht. Die meisten Köpfe haben bis heute überlebt, und ich hoffe alle Beteiligten, die heute im jungen mittleren Erwachsenenalter sind und vielleicht auch schon selber Kinder "mit einem Gesicht", einem eigenen Charakter, einem eigenen Wesen haben. Ihnen allen sei dieser kleine Film gewidmet... und vielleicht stößt einer / eine von den damaligen Kindern auf diesen Blog, und schreibt einen kleinen Kommentar. Schon mal danke dafür. Olaf Schulze. Bleiben Sie, bleibt gesund.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 35) - in Zeiten von Corona: Altenburgschule und Anfänge Altenburg

https://youtu.be/iCos4uNvGoM


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs,
die heutige Videoführung stellt die Altenburgschule und die Anfänge des Stadtquartier "Altenburg" in Stuttgart-Bad Cannstatt vor. Das älteste Gebäude in diesem Bereich war tatsächlich die Altenburgschule, deren Grundstein 1914 neben dem alten Steigfriedhof gesetzt wurde und die im ersten Kriegsjahr 1915 ihrer Bestimmung übergeben werden konnte. Gegen den ursprünglich vorgesehenen Namen "Schule auf der Steig" setzte sich der Name "Altenburgschule" durch. Der Architekt der für damalige Verhältnisse sehr modernen Volksschule war der Stuttgarter Stadtbaurat, seit 1914 Oberbaurat Albert Pantle (1859-1921), der auch die stilähnliche Schickhardtschule 1912/13 geplant hatte und zu gleicher Zeit das Verwaltungsgebäude des neuen Schlachthofes in Gaisburg (heute "Schweinemuseum"). Bereits seit 1911 war Pantle Leiter des Städtischen Hochbauamts Stuttgart - und hatte kurz vor der Altenburgschule auch das Hauptgebäude für den Stuttgarter Waldfriedhof entworfen, auf dem er auch bestattet wurde (das Grab ist bis heute erhalten). Die Altenburgschule, die am Ende des Ersten Weltkriegs Anlaufpunkt und Abmusterungsstelle für die nach Stuttgart zurückkehrenden württembergischen Truppen war und daher zeitweise für den Schulbetrieb gesperrt, erfuhr auch im Zweiten Weltkrieg eine Umnutzung als Notunterkunft, Verpflegungs- und Notdienststelle. Von größeren Luftangriffen im Wesentlichen verschont, wurde die Altenburgschule 1946 wieder zu einem Ort für Schüler. 40 Klassen und rund 1800 Schülerinnen und Schüler zählte der damalige Schulleiter Herr Kölle damals, weiß die Schulchronik zu berichten (vgl. www.altenburgschule.de/unsere-schule). Heute besuchen rund 700 Schülerlinnen und Schüler die Einrichtung, die 2016 zur Durchführung eines Ganztagesbetriebes um eine Mensa im großen Schulhof erweitert wurde. Gleich neben der Schulturnhalle entdeckt man ein kleines Ziegel gedecktes Doppelhaus ganz aus Holz aus dem Jahr 1921. Es ist das älteste Wohnhaus auf der Altenburg und war in gewisser Weise ein Musterhaus für die Interessenten zur Siedlungsentwicklung auf der damals noch unbebauten Fläche, vorangetrieben durch eine Siedlungsgesellschaft. Doch die fortschreitende Inflation verzögerte der Start weiterer Bauten bis 1924. Diese wurden dann in einem gemischten Stein- (Sockelgeschoss) und Holzbauweise errichtet, wobei von den Familien viel Eigenleistung erbracht und auch erwartet wurde. Die der Schule zugewandte Hälfte des Prototyps gehörte dem Cannstatter Christian Peter (1854-1938), folglich einer der ersten "Altenburger", der als ehemaliger freiwilliger Feuerwehrmann einer der letzten Zeitzeugen des berühmten Cannstatter "Mondlöschereinsatzes" in der Ostersamstagsnacht 1887 war und 50 Jahre nach dem Ereignis von seiner Tochter Sophie Tschorn (1891-1975), einer Rundfunkpionierin am Sender Stuttgart, zum Ereignis interviewt wurde. Christian Peters Enkeltochter, Magdalene Feinauer (1919-2015), die ich noch kennenlernen und in ihrem Reich besuchen durfte, ermöglichte die Vermittlung der drei in verschiedenen Familienzweigen erhaltenen Schellackplatten zur Digitalisierung an Pro Alt-Cannstatt. Frau Feinauer war dann unser Ehrengast beim 125jährigen Jubiläum des Mondlöschereinsatzes im Verwaltungsgebäude. Ihre letzte Ruhestätte ist das Grab des Großvaters auf dem Steigfriedhof, gar nicht so weit vom Holzhaus entfernt.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 36) - in Zeiten von Corona: Steigfriedhof_1: Kriegerdenkmal u.a.

https://youtu.be/2nippuEhgZE


Das heutige Video, liebe Freunde und Freundinnen dieses Bad Cannstatt-Vlogs, führt uns auf den Steigfriedhof, den vermutlich ältesten Friedhof auf Stuttgarter Gemarkung... hier oben nämlich lag bereits in der Zeit um 700 eine Martinskirche, die Mutterkirche aller Kirchen im Cannstatter Neckar- und Stuttgarter Nesenbachtal. Spätestens um 1500 fiel die Ortschaft Altenburg mit der Martinskirche und ihrem kleinen Kirchhof wüst - eine ähnliche Entwicklung hatte auf die Gemeinde Uffkirchen um ihre Liebfrauenkirche, der heutigen Uffkirche -, die Martinskirche wurde 1516 an der Brückenstraße im Tal am Rande der damaligen Neckarvorstadt neu aufgebaut. Der Friedhof aber blieb auf der ersten "Hangtreppe" südlich der ehemaligen Römerstraße des Sparrhärmlingwegs erhalten. Die ältesten, dort heute noch anzutreffen Gräber, stammen jedoch erst aus der Zeit kurz vor und nach 1800 (an und in der Uffkirche selbst reichen die Epitaphien bis in die Zeit um 1500 zurück; vgl. u.a. Film Cannstatt Nr. 27) hier auf diesem Vlog). Der Steigfriedhof war im frühen 19. Jahrhundert gewisserweise ein "Friedhof zweiter Wahl", hier wurden alle Katholiken, Ortsfremden (natürlich auch Ausländer) und Selbstmörder, die etwa am Neckar gefunden worden waren, bestattet. Das zweite Grabmal in diesem Video belegt dies, es ist ein Grabmal für eine, vermutlich bei einem Kuraufenthalt hier in Cannstatt 1847 verstorbene Schottin, dessen rein englischsprachigen Inschriften vor einigen Jahren ganz vorsichtig gereinigt wurden und seither wieder gut lesbar sind. Es handelt sich dabei um das Grabmal der Mary Hamilton Ballie Begbie (1791-1847), deren einer Sohn 1819 auf der Insel Mauritius geborener Sohn Matthew Baillie Begbie (1819-1894; siehe en.wikipedia.org/wiki/Matthew_Baillie_Begbie) ein bedeutender kanadischer Jurist und Richter höchstens Ranges wurde, nach dem sogar mindestens ein Berg, eine Stadt, eine Schule und eine Universität in Kanada bis heute benannt sind. In der englisch sprachigen Biographie über ihn wird erwähnt, dass er das Grab seiner Mutter zumindest einmal bei einem Urlaub in Europa besuchte. Sein Vater war bei der Bestattung, oder zumindest bald danach am Grab, denn ich habe den Hotelaufenthalt für ihn in einem Stuttgarter Hotel 1847 nachweisen können. Das Video beginnt jedoch mit dem offiziellen Kriegerdenkmal Stuttgart-Cannstatts für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges (und später auch des Zweiten) an einer kleinen Platzanlage nahe dem 1908 errichteten Wärterhäuschen. Der Künstler ist der in Cannstatt geborene Bildhauer Emil Kiemlen (1869-1956; vgl. Film Nr. 4) und Nr. 19) hier auf diesem Bad Cannstatt-Vlog), errichtet wurde das Denkmal von den vereinigten Bürgervereinen Cannstatts im Jahr 1924. Das dritte und letzte besprochene Grabmal ist das des Stuttgart-Cannstatter Feuerwehrmannes, genauer "Oberfeuermannes" Wilhelm Uebele (1888-1931; Feuerwache III), der bei dem berühmten Brand des Stuttgarter Alten Schlosses am 21. und 22. Dezember 1931 mit anderen ums Leben kam - danke liebe Frau Högl für diesen Hinweis auf das Grab! Ihnen, Ihrem Mann, Ihrer großen Schwester und Ihrer "großen" Nichte widme ich diesen Beitrag von Herzen. Bleiben Sie gesund und kommen Sie alle vier, und alle anderen Menschen, die Ihnen nahe sind, "gut durch"... und später wieder zu meinen Führungen. Ich vermisse manche Fans besonders.

Olaf Schulze Historiker und Trauerredner

1. Vors. Pro Alt-Cannstatt e.V.

Vizevorstand der Vereinigung Cannstatter Vereine u.a.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 37) - in Zeiten von Corona: Hochwassermarke am "Klösterle", 1824

https://youtu.be/ZQRPliY5Shw


Liebe Freunde und Freundinnen dieses Bad Cannstatt-Video-Blog, vielen Dank, dass Manche von Ihnen mir schon fünf Wochen die Treue halten und dass sich die Schar der Followerinnen und Follower langsam aber stetig vermehrt. Die 2000er-Marke an Klicks wurde im Laufe des Samstags erreicht, jedoch für den Cannstatt- und den Pforzheim-Blog zusammen. Ich freue mich über jeden bereits bekommenen ""Daumen hoch" oder E-Mail-Nachrichten oder Kommentare hier. Ich werde auf jeden Fall so lange weitermachen, wie ich (und alle meine Kolleginnen und Kollegen in Stuttgart und Pforzheim) keine öffentlichen Führungen anbieten darf... auch für das "Danach" habe ich mir Gedanken gemacht: Aus täglich wird dann einmal die Woche und der Untertitel fällt weg. Manche Bekannten sagten zu mir, ob ich denn keine Angst hätte, dass andere von meiner Vorarbeit "abkupfern"... nun, ich hoffe, dass diese Kolleginnen und Kollegen auch hier "kollegial" sind und meine Leistung zumindest erwähnen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Nun zum heutigen Film. Er führt uns erneut an das "Klösterle" (Marktstraße 71/1), 1463 laut Dendrodaten errichtet - Achtung: am Schluss des Film habe ich einen Zahlendreher, "1643" statt "1463" - ich werde den Film trotzdem nicht noch mal aufnehmen. Irren ist Menschlich, und es ist ja noch nicht einmal ein Irrtum, sondern vielleicht nur ein partieller Schaltfehler im Gehirn (der sich hoffentlich nicht auswächst.) Thema ist eine in die Mauer eines Kelleranbaus ritzte Hochwassermarke aus dem Jahr 1824 - als es zeitgleich in ganz Südwestdeutschland zu einem verheerenden Hochwasser kam (in Pforzheim stand das Wasser bis zum Marktplatz). Unter der Jahreszahl ist ein kleines Boot, ein Nachen, eingeritzt; wie sie damals benutzt wurden, um in Hochwasserzeiten, die im Durchschnitt alle paar Jahre im 19. Jahrhundert vorkamen, zwischen den Häusern und deren Wohnetagen im ersten Stock Kontakt halten zu können. Dazu ist noch ein kleiner Eisenring in die Wand geschlagen, an dem man durchaus ein Seil anbinden kann... aber natürlich auch Pferde, lebten und arbeiten doch um 1900 im Klösterle u.a. auch eine Familie mit Pferdefuhrwerken, auch der Brunnen am Klösterle hat einen relativ großen Trog, so dass er gut als "Pferdetränke" dienen konnte (vgl. Film über den Jakobsbrunnen, Nr. 31) auf diesem Bad Cannstatt-Vlog). Der abschließende Blick an der beeindruckenden Fachwerkfassade nach Oben zeigt, dass der "Schwäbische Mann" (vgl. Film Nr. 24) auf diesem Bad Cannstatt-Vlog) auch an der Vorderfassade und am Erker mehrfach vorkommt - so über die Ecken des Erkers, der übrigens laut Dendrodaten 15 Jahre jünger ist als das Hauptgebäude, also aus dem Jahr 1478 stammt.
Alles Gute für Sie,
Euch alle Ihr / Euer Olaf Schulze

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 38) - in Zeiten von Corona: Bronzetür, St. Rupert auf der Steig

https://youtu.be/jsVzPD4bSIY


 

Heute, liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Gäste dieses Vlogs, betrachten wir die Bronzetüren an der katholischen Kirche St. Rupert auf der Steig. Das 1951 in Stuttgart-Süd gegründete Architekturbüro Steim & Mühleisen (heute: Mühleisen & Partner; www.muehleisen-partner.de) der Architekten Eberhard Steim und Albert Mühleisen hatte die Planung für diesen durchaus beeindruckenden Kirchenneubau, der 1962 seiner Bestimmung übergeben und 1965 zur Pfarrkirche erhoben wurde. Auch die künstlerische Ausstattung ist auf der Höhe der damaligen Zeit, wenn die Gemeinde zustimmt, werde ich darüber in den nächsten Wochen auch ein Video machen und auf diesem Vlog hochstellen. Die Farbfenster und der Kreuzweg stammen von der Stuttgarter Künstlerin Maina Leonhardt, das ausgesprochen interessante Tabernakel von Julius Schramm aus Ebersbach. Leider konnte ich so schnell mit meiner gar nicht so kleinen Bad Cannstatt-Bibliothek bislang nicht herausfinden, welche Künstlerin oder welcher Künstler die Bronzetüren, es sind drei jeweils zweiflüglige Türen, geschaffen hat. Wer einen Hinweis hat oder es weiß, kann über einen Kommentar hier meine Suche bedeutend beschleunigen. Ich sage hierfür schon mal danke. Sobald ich hier weiter bin, werde ich diesen Text hier entsprechend ergänzen. Die Kirche ist dieser Tage tagsüber zum persönlichen Gebet geöffnet, trotz oder gerade wegen Corona... es ist wirklich bei aller Moderne ein Kirchenraum, der einen berühren kann und einem das Gefühl von Geborgenheit und Getragensein vermittelt, wenn man(n) oder frau in diesem Sinne offen ist. Geweiht ist die Kirche mit dem Gemeindehaus Rupert Mayer SJ, dem bedeutenden, 1876 in Stuttgart geborenen, in Bayern wirkenden Jesuiten, der in der Zeit des Nationalsozialismus seinem Glauben und seiner Einstellung treu blieb und über Jahre von 1940 bis zum Kriegsende in einem Kloster Ettal interniert wurde und damit zum Schweigen gebracht werden sollte. Dennoch fand er Möglichkeiten, Botschaften an die Gläubigen zu übermitteln. Am 1. November 1945 starb er an den Folgen eines Schlaganfalls, der ihn während der Predigt einer Morgenmesse ereilt hatte. 1987 wurde der Präses der Marianischen Männerkongregation selig gesprochen (vgl. u.a. https://de.wikipedia.org/wiki/Rupert_...).

Dieser Beitrag ist einem besonderen Menschen gewidmet, Schwester Maria Siegistraud, die von 1968 bis 2017 in St. Rupert in vielfältiger Weise wirkte und mit der ich eine sehr intensives Gespräch über den Glauben, ihren Weg zum Dienst und ihre Erfahrungen in der Gemeinde führen durfte, ein Gespräch, dass in mir evangelischen "Wüstgläubigen" einen tiefen und bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Sie hat lange Jahre als katholische Religionslehrerin an der Altenburgschule gearbeitet und sich den Menschen auf der Altenburg und dem Hallschlag auf eine ziemlich direkte und offene Weise im täglichen Umgang genähert, die auch bei Nicht- und Andersgläubigen Achtung vor dieser im Herzen frohen Persönlichkeit (im Sinne der frohen Botschaft des Evangeliums) hervorrief. Sr. M. Siegistraud starb am 19. Januar 2020 nach kurzer Krankheit im Mutterhaus der Schönstätter Marienschwestern auf der Liebfrauenhöhe im Alter von 85 Jahren (vgl.
https://st-rupert-badcannstatt.drs.de...).


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Cannstatts Geschichte sehen lernen 39) - in Zeiten von Corona: Der "Adler", Luftschutz und Putten

https://youtu.be/6CivJVObouI

 

Heute sind wir an der "Gaststätte Adler" am Wilhelmaplatz. Viele Cannstatter wissen nicht, wo der Wilhelmaplatz ist, dabei ist es der Platz vor dem ehemaligen Haupteingang der Wilhelma, der an der unteren Pragstraße, der alten Landstraße nach Ludwigsburg lag.

 

Hier wurden im Jahr 1909/1910 in einem Zug auf einem großen Grundstück drei städtische Wohnhäuser mit Jugendstilanklängen und aufwändigen Werksteinfassade und mit einer Gaststätte und einer Bäckerei im Erdgeschoss errichtet. Bemerkenswert sind vor allem die Fassaden der beiden Häuser unter Denkmalschutz stehenden Häuser am Wilhelmaplatz, von denen das rechte als "Gaststätte Adler" die alte Tradition des "Adler" aus dem 19. Jahrhundert wenigstens zum Teil weiterführte.

Hier an der Ecke Burgstraße (heute Duisburger Straße) und Wilhelmaplatz stand über 100 Jahre der "Gasthof Adler", der mit seinen Nebenräumen und einer großen Gartenwirtschaft hinter dem Haus und mit großen Stallungen für rund 80 Pferde zu den frequentiertesten Lokalen Cannstatts gehörte, viele Feste und Versammlungen sah. Bauherr und späterer Besitzer aller drei Häuser war Friedrich Mann, der langjährige Gasthofbesitzer. In der Nr. 6 hatte im Parterre der Bäcker Hermann Harter seinen Laden; laut Adressbuch von 1912 lebten in beiden Häusern jeweils zwei adlige Leutnants (wohl der 1910 eröffneten Dragonerkaserne auf dem Hallschlag) und noch einmal ein bürgerlicher. Dazu ein Diakon, ein Vikar, eine Buchhändlers Witwe, ein Ingenieur, ein Schreiner und ein Feuermann sowie Friedrich Mann selbst. Interessant ist die bildliche Ausstattung der Fassaden mit Bauinschriften, Putten, Weintrauben, Musikinstrumenten, aber auch mit einem Kellermeister oder Wirt nebst Weinkellerschlüsselbund und Wirtshauskatze über dem Eingang zum neuen "Alder".

 

Eine zweite Zeitebene sind zudem die selbst nach über 75 Jahren noch weitgehend erhaltenen Luftschutzmarkierungen an der Seite der Duisburger Straße, die im Zweiten Weltkrieg mit fluoreszierender Farbe aufgemalt wurden. "LSR" hieß zum Beispiel: Hier befindet sich ein Luftschutzraum - während des Angriffs mussten die Türen immer für Passanten auf sein, die sie auf die nächsten Schutzräume aufmerksam gemacht wurden, auf der anderen Seite bedeutete es für die Bergungstruppen nach Angriffen: Bitte graben, falls das Gebäude darüber zerstört ist, hier könnten Leute im Keller noch leben und auf ihre Rettung hoffen: Auch die nach unten gerichteten aufgemalten Pfeile erfüllten diesen Zweck.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 40) - in Zeiten von Corona: Denk- und Grabmal für 1870/71er Krieg

https://youtu.be/lwBoydZKHVI


In diesem Jahr jährt sich der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 zum 150. Mal. Dieser Krieg war für die Gründung des wilhelminischen Kaiserreichs von 1871 bis 1918 der entscheidende Start. Deshalb wurde in dieser Epoche ein großer Verehrungskult mit Krieger-, Veteranenvereinen, mit Büchern und zahlreichen, teilweise auch kitschigen Abbildungen, Stichen, Gemälden und Feiertagen, wie dem 2. September, dem "Sedanstag", betrieben. In den Jahren ab 1871 wurden Straßen in neuen Stadtvierteln nach Schlachtenorten oder berühmten Heerführern genannt, aber auch der "Schmied des Reichs", der "Eiserne Kanzler", Graf Otto von Bismarck (1815-1898), der von Kaiser Wilhelm I. um seiner Verdienste um die Reichseinheit gefürstet wurde, erhielt Straßen- und Platznamen, Denkmäler, Türme... so gibt es auch in Stuttgart einen Bismarckturm. Die Cannstatter Bismarckstraße ist die heutige Wildunger Straße, in unmittelbarer Nähe des Uffkirchhofs.

 

Auf diesem steht, unweit der alten Uffkirche in südwestlicher Richtung das bis vor kurzem sehr beeindruckend und irgendwie romantisch mit Efeu umwachsene Grabmal, das zugleich ein Kriegerdenkmal ist... leider, so sage ich, wurde es vor ca. 6 Wochen einer Radikalkur unterzogen und "entgrünt", dabei ging auch Substanz verloren, eine der gusseisernen neogotischen Pfosten des Zaunes mit seinen Hängeketten ist seither verschwunden, zwei andere liegen gekippt im Grabmal. Ich kann nur hoffen, dass hier nicht noch schlimmeres passiert, sondern dass, vielleicht auch im Hinblick auf das geschichtliche Jubiläum, eine Sanierung unter Erhalt der Umfriedung durchgeführt wird. Gerne darf sich die Friedhofsverwaltung auch bei Pro Alt-Cannstatt melden, falls Sie finanzielle Unterstützung gebrauchen kann. In der 1900 von C. H. Beck veröffentlichten Cannstatter Chronik liest man: "Ferner ist auf dem Uffkirchhof den 6 im hiesigen Lazareth gestorbenen Soldaten aus dem deutsch-französischen Feldzug ein Kriegerdenkmal in gotischem Stil errichtet worden, dessen Kosten aus freiwilligen Liebesgaben bestritten wurden; es steht nahe beim Kirchlein, in westlicher Richtung von diesem." Im gleichen Buch sind auch, so für das Jahr 1870, weitere Hinweise auf dieses Grabdenkmal zu finden:

 

"Am 11. August wurde der Beschluß gefaßt, in Cannstatt ein Lazaret 1) [Anm. 1: Auf dem Seelberg, jetzt Lazaretstraße Nr. 25 und 27 oberhalb der Lokomotivremise; OS] für 25 Verwundete zu errichten; die Ausrüstung, Unterhaltung und Bedienung wurde aus freiwilligen Gaben bestritten, beziehungsweise unentgeltlich geleistet; die Stadt selbst erklärte sich zu namhaften Beitragsleistungen bereit. Das Lazaret wurde auf dem Seelberg in der Nähe des Krankenhauses eingerichtet. In den Dienst der Wohlthätigkeit und Nächstenliebe stellte sich auch die Kunst, sofern die Vereine Konzerte veranstalteten mit patriotischem Programm und die Einnahmen den Unterstützungskomites überließen. Am 1. September kamen die ersten Verwundeten, wovon vier schwer verwundet waren, im hiesigen Lazaret an, wo sie ausgezeichnete Pflege fanden. […] Dienstag 20. September wurden die beiden ersten im hiesigen Lazaret verstorbenen Soldaten, ein Bayer und ein Preuße, auf dem Uffkirchhof beerdigt. Soldaten trugen die Särge. An dem Zug nahm eine Abteilung Infanterie, die gesamte Feuerwehr und eine endlose Reihe von Bürgern teil. Die Concordia sang einen ergreifenden Trauerchor und Dekan Krauß hielt eine tiefempfundene Grabrede. […]
Wenige Tage nach den beiden ersten war der dritte und am 2. Oktober der vierte der hier im hiesigen Lazaret ihren Wunden erlegenen Soldaten begraben worden. Beide hatten das gleiche ehrenvolle Trauergeleite gefunden wie ihre vorausgegangenen Kameraden."

 

Später wurden dort regelmäßig die Cannstatter Sedanfeiern abgehalten, so 1880 (Zitat aus Beck): "Die zehnte Wiederkehr des Tages von Sedan wurde am 2. September in besonders festlicher Weise mit Glockengeläute, Böllerschüssen, Totenfeier am Kriegerdenkmal auf dem Uffkirchhof, Vereins- und Schulfeiern begangen." Und so auch 1895 (dito): " Die 25jährige Gedächtnisfeier des Sedantages wurde festlich begangen. Am 1. Sept. war Festgottesdienst, Totenfeier am Kriegerdenkmal, nachmittags Festzug auf den Burgholzhof, daselbst abends Freudenfeuer und bengalische Beleuchtung. Montag 2. Sept. Schulfeiern, abends Bankett im Kursaal mit Festrede von Professor Dr. Rast."

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 41) - in Zeiten von Corona: Kindergräber der Panik vom 15.03.1944

https://youtu.be/08FgPQefJPU


Der heutige Film führt uns erneut (vgl. Film Nr. 36) Bad Cannstatt, hier auf diesem Vlog) auf den ältesten Friedhof Bad Cannstatts (und damit auch ganz Stuttgarts), den Steigfriedhof am Sparrhärmlingweg, und zwar zu einem kleinen, speziellen Feld mit Kindergräbern an der westlichen Südmauer des Friedhofs unweit der Altenburgschule (vgl. Film Nr. 35) auf dem Bad Cannstatt-Vlog hier). Dort liegen an vier Grabstellen mit ihren kleinen Grabsteinen insgesamt fünf Kinder, die im Zweiten Weltkrieg auf besonders tragische Weise ums Leben kamen - sie wurden bei einer Panik erdrückt, zu Tode getreten. Dies geschah in der Nacht vom 15. auf den 16. März 1944, als bei einem Luftangriff - vermutlich durch einen querstehenden Kinderwagen - ein Stau am Stolleneingang an der Haldenstraße, Brückenstraße, Altenburger Steige entstand. Und die von Außen nachdrückenden, im Stollen Schutz vor den Bomben suchenden, Frauen, Kinder, Jugendlichen und alten Menschen in der entstehenden Panik nicht oder zu spät bemerkten, dass sie noch hätten einen Moment warten müssen, bis das Problem vor ihnen behoben gewesen wäre. Ich habe in den letzten Jahren einige Zeitzeugen kennengelernt, die mir berichteten, dass z.B. ein Vater seine beiden kleineren Kinder mit den Armen je eins in die Luft hob, damit sie nicht erstickten. Eine Gedenktafel des Vereins Schutzbauten Stuttgart e.V. wurde 70 Jahre nach dem Ereignis, 2014 an der Friedhofsmauer unmittelbar neben den Gräbern angebracht und zählt alle 23 Opfer der Panik namentlich auf. Unter den Opfern war ein erwachsener Mann im Alter von 67/68 Jahren, die ältesten Frau war 79 oder 80 Jahre alt, die jüngste 47 oder 48. 12 Personen, und damit etwas mehr als die Hälfte der Opfer waren Kinder im Alter zwischen 14 und 1 Jahr, vielleicht auch nur ein paar Monaten. Das eindrücklichste Grabmal ist durch die Porträts der Kinder das Grabmal für die Zwillinge Ursula und Waltraud Sauselen, die am 23. Januar 1941 geboren wurden und damit gerade mal drei Jahre alt waren, als ihr junges Leben endete. Ein Mädchen starb an den Spätfolgen des Ereignisses 1948 im Alter von etwa 10 Jahre, d.h. sie wusste vermutlich, warum sie starb, und konnte sich an ihre Erlebnisse während der Panik sicher erinnern, hatte vielleicht Alpträume in den letzten vier Jahren ihres Lebens. Auf allen Gräbern steht vor dem Todesdatum nicht "gest." für gestorben, sondern "gef." für gefallen, also an der "Heimatfront" bei einem "Terrorangriff", wie es damals in der offiziellen Sprachregelung hieß, ums Leben gekommen, so, als ob sie im Felde den "Heldentod" gestorben sprich "gefallen" wären. Es erschein mir unbedingt wichtig, dass diese 4 Gräber mit der Gedenktafel auch nach Ablauf der Ruhefristen erhalten bleiben, erinnern sie doch exemplarisch an eines der dunkeltsten Ereignissen der Cannstatter Stadtgeschichte und daran dass Kriege immer auch zivile Opfer fordern.
Olaf Schulze, Historiker & Trauerredner
1. Vors. Pro Alt-Cannstatt e.V.
2. Vorstand Vereinigung Cannstatter Vereine
Beirat im Gartenbauverein Bad Cannstatt von 1871

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 42) - Corona-Zeit: S-Bahn-Fahrt, Bad C. Bf. - Stuttgart Hbf tief

https://youtu.be/okCOftdAZH0

 

Im Oktober 2020 jährt sich zum 175. Mal die Geburtsstunde der legändaren und viel besungenen "Schwäbischen Eisenbahn", genauer die erste Fahrt der "K.W.St.E.", der Königlich Württembergischen Staatseisenbahn, was die Württemberger bald als - heute natürlich nicht mehr politisch korrekt und schon gar nicht "gegendert" - "Komm Weib, steig ein!" auflösten und verballhornten.

Derzeit arbeite ich zusammen mit Frau Dr. Christiane Sutter, der Leiterin des Stadtmuseums Bad Cannstatts, und Matthias Busch, engagiertem Vorstandsmitglied von Pro Alt-Cannstatt (und begeisterter Modellbauer) an einer Ausstellung zu den Anfängen der Württembergischen Bahn, deren erster in Funktion genommener Bahnhof im Herbst 1845 der Bahnhof Cannstatt war. Die allererste Strecke, noch mit amerikanischer Lok, "Neckar" getauft, und Holz befeuert, ging von Cannstatt nach Untertürkheim, Ende November dann war das Stück bis Esslingen a.N. befahrbar. Diesmal fuhren König Wilhelm I. und sein Hof persönlich mit dem Zug und wurden entsprechend "mit großem Bahnhof" in Esslingen empfangen. Nach Stuttgart fuhren die Züge erst ab September 1846, hier war die Strecke zwar deutlich kürzer, aber mit topographischen Hindernissen gespickt. Man brauchte eine Eisenbahnbrücke über den Neckar und einen Tunnel unter dem Schloss Rosenstein. Dieser Tunnel ist noch recht ursprünglich erhalten und damit ein Dokument der württembergischen, ja der deutschen Eisenbahngeschichte. Herr Busch darf mir Genehmigung des Landes dort Führungen zur Tunnelgeschichte anbieten in Nachfolge von Herrn Hermann Gökeler, der dies viele Jahre mit großem Engagement gemacht hat. Das Video begleitet mich auf einer Fahrt vom Gleis 2 Bahnhof-Bad Cannstatt, mit Blick auf die Grabkapelle auf dem Württemberg, über die Eisenbahnbrücke von 1911/14 durch den damals neu gebauten, zweiten Rosenstein-Eisenbahntunnel bis zum S-Bahnhof tief am Stuttgarter Hauptbahnhof in Echtzeit. Eine Fahrzeit von gut 4 Minuten, doch das wird nicht so bleiben "S21 sei dank", wenn Alles fertig ist gibt es auf dieser traditionsreichen, seit 1846 bestehenden Strecke einen Halt mehr und das kostet mich und die vielen Tausend Pendler (zu Nicht-Corona-Zeiten), die über den Cannstatter Bahnhof nach Stuttgart hineinkommen, täglich rund 5 Minuten mehr Lebenszeit auf Rädern, die für die Wirtschaft rollen. Bei einer 5 Tage-Woche sind dies schon 25 Minuten, eine knappe halbe Stunde, gesetzt man arbeite 46 Wochen im Jahr wären das 1150 Minuten, also gerundet 19.2 Stunden im Jahr, das sind knapp zweieinhalb Arbeitstage à 8 Stunden. Ich weiß nicht, ob man jemals eine Gegenrechnung aufgemacht hat mit den Reisestatistiken, die es ja sicher gibt, Zeitgewinn in der Summe (Fernreisende mal Minuten) gegen Zeitverlust in der Stumme (Pendler mal Minuten).. und dann würde mich interessieren, wohin die Waagschale sich neigt. Nun gut, das ist Verkehrs- und Landes- und auch Kommunalpolitik, als denkender Bürger, der man als Historiker ja eigentlich sein müsste, können einem solche Fragen kommen. Auf der Strecke kommentiere ich an ein paar Punkten in diesem Video historisch. Doch sehen Sie selbst. Mit besten Grüßen Olaf Schulze PS: Ich musste am Drehtag sowieso nach Pforzheim, hab also kein Geld nur für den Film ausgegeben... da hat das Schwäbische schon auf den Badner abgefärbt.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 43) - in Zeiten von Corona: Auquelle in der Nähe des Mühlstegs

https://youtu.be/LI6Jl9V5NuA

 

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, Gäste der Stadt und dieses Vlogs,
heute wenden wir uns einer der bekanntesten (aber leider auch am wenigsten ansehnlichen) Mineralwasserquellen, der Auquelle, die zwischen Neckarstraße und dem "kanalisierten" Neckar selbst nahe dem Mühlsteg zu finden ist. Erstmals wurde die Quelle bereits 1833 erbohrt, 1981 nach einem Entwurf von Roland Gerlach neu gefasst. Das Mineralwasser der Auquelle tritt seit der ersten Bohrung im frühen 19. Jahrhundert durch einen natürlichen Überdruck, den artesischen Druck, oberirdisch aus. Ihr Ruhewasserdruck geht bis 6,80 Meter über die Geländehöhe. Ein Teil steigt im nebenan stehenden gläsernen Turm sichtbar empor. Nur leider verschmutzt dieser Glasturm von Innen durch die Ablagerungen der Quelle und vermutlich auch Algen sehr schnell und wird ebenso schnell unansehnlich, wie es das Video dokumentiert. Dazu treten die leider üblichen Schmierereien und auch der gelegentliche Vandalismus. Unterhalten wird die, bei Radfahrern und auch bei Anwohnen von nah und auch fern beliebte "Zapfstelle", durch die Bäderbetriebe Stuttgart, Tiefbauamt. Vielleicht könnte man es hier einmal mit einer Brunnenpatenschaft versuchen, so wie es Baumpatenschaften gibt, aber auch Brunnenpatenschaften wie vom Bürgerverein Bad Cannstatt für den Junobrunnen in den Unteren Kursaalanlagen (vgl. hier Video Nr. 19) im Cannstatt-Vlog). Die Auquelle gehört zu den niederkonzentrierten Mineralquellen, sie ist kein ausgewiesenes Heilwasser (wie zum Beispiel die beiden Wilhelmsquellen, die Gottlieb-Daimler-Quelle und die Hofrat-Seyffer-Quelle und die Veielbrunnenquelle, sowie die Quellen im "Berg" und im "Leuze"). Sie befindet sich am Austrittsort in 40 m Tiefe und damit geologisch im Oberen Muschelkalk. Sie tritt mit 17 Grad Celsius heraus und gehört im Cannstatt-Berger Quellgebiet zu den kälteren Quellen. Bei den gelösten Feststoffen im Wasser hat sie den niedrigsten Wert überhaupt; die Gottlieb-Daimler-Quelle zum Beispiel hat 10mal so viel gelöste Feststoffe, die Hofrat Seyffer-Quelle sogar 25mal so viel. In der Zahl der gelösten Chloride liegt sie ebenfalls am Niedrigsten bei 50mg pro Liter, knapp gefolgt von den beiden Kellerbrunnenquellen mit 55 und 60 mg pro Liter. Die Gottlieb-Daimler-Quelle ist viel "salziger", ihr Chloridanteil liegt bei 4715 mg pro Liter (also etwa beim 8fachen). Zusätzlich ist die Auquelle auch besonders kohlensäureschwach, also die am wenigsten "saure" Quelle der "Sauerwasserstadt" Bad Cannstatt, hier sind es nur 110 mg pro Liter; die Gottlieb-Daimler-Quelle hat einen etwa 4fachen Kohlensäuregehalt, die beiden Wilhelmsquellen das 13- bzw. 18fache, die "pfupfern" recht.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 44) - in Zeiten von Corona: Das halbe Ausschankfass vom "Boskop"

https://youtu.be/pojR3sJ-8Cw

 

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, alte und neue Freunde dieses Bad Cannstatt-Video-Blogs,
heute sind wir bei Wilhelm Bauer, dem langjährigen Vorstand des Gartenbauvereins Bad Cannstatt von 1871 e.V. (vgl. Video Cannstatt Nr. 12), im Vorbereich der ehemaligen, 2013 geschlossenen Besenwirtschaft Auf der Steig 33 am Rande des Hallschlags in der Nähe des Römerkastells und der Evangelischen Steigkirche (vgl. Video Cannstatt Nr. 30) und der katholischen St. Rupertkirche (vgl. Video Cannstatt Nr. 38). Wilhelm Bauer erzählt uns unter anderem die Geschichte vom halben Ausschankfass vom 1978 gegründeten Stuttgarter Weindorf, als er damals mit Otto Mayer zusammen einen gemeinsamen Ausschank hatte und auf die Idee kam mit einem geschnitzten Ausschankfass besondere Aufmerksamkeit auf dem Weindorf zu erzeugen, was offensichtlich auch gelang. Nach dem Ende ihrer aktiven Zeit auf dem Weindorf würfelten Wilhelm Bauer und Otto Mayer um die beiden geschnitzten Fasshälften. Und so ist dieses handgeschnitzte Fass wohl das einzige Bad Cannstatter und damit auch Stuttgarter Fass, das sich an zwei Stellen gleichzeitig befindet. Und damit wohl eine echte Sehenswürdig-, zumindest aber Merkwürdigkeit. Außerdem berichtet Wilhelm Bauer über ein Schild, dass er zum Abschied von seinem Besen von der Cannstatter Polizei geschenkt bekam... Was es damit auf sich hat, erfahren Sie im Video. Gute Unterhaltung damit... …
wünschen der waschechte Cannstatter Wilhelm Bauer und der Neig'schmeckte Badner mit preußisch-brandenburgischen und noch ganz anderen Vorfahren und überzeugter Neubadcannstatter Olaf Schulze,
ihres Zeichens 1. Vorstand vom Gartenbauverein Bad Cannstatt seit 38 Jahren und frisch vom "Boskop" eingefangenes und von der diesjährigen Mitgliederversammlung brav gewähltes neues Beiratsmitglied (mit dem Spezialauftrag Nr. 1871 zur Vorbereitung des 150. Vereinsjubiläums).
"Machet's guot!"

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 45) - in Zeiten von Corona: Blick über den Neckar am Seilerwasen

https://youtu.be/cXMXwm8JooM


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde dieses Blogs,
der heutige Film ist schon selbst fast Geschichte, er entstand am 20. März 2020, als der Frühling gerade am Anfang war, die ersten strengeren Corona-Verordnungen durch die Landesregierung Baden-Württemberg gerade eine Woche alt, und dieser Videoblog über Bad Cannstatt und Pforzheim erst drei Abonnenten hatte - heute sind es zehn Mal so viel - hundert Mal wäre mir noch lieber (kleiner Scherz am Rande, also, wenn Ihnen diese meine Aktion hier gefällt, dann empfehlen Sie mich doch Ihren Bekannten und Freunden weiter... DANKE)!
Der Weg geht am Seilerwasen entlang und der Blick dabei fast die ganze Zeit über den Neckar auf die Seite der Schiffsanlege der "Weißen Flotte", des "Neckar Käpt'ns", die u.a. durch die S21-Bauarbeiten nahe ihrer Anlege sehr zu leiden haben und auch schon ihre Flotte verkleinern mussten, der Wilhelma und des Wilhelma-Theaters (vgl. Film Nr. 10) auf diesem Cannstatt-Vlog). Dieser Teil des Neckars ist mehrfach stark verändert worden, so schon zu Anfang des 19. Jahrhunderts, als das Schloss Rosenstein gebaut wurde, so in den Jahren 1928-1930, als der Neckar reguliert wurde, die Berger Insel verschwand, hohe Ufermauern und Dämme zum Hochwasserschutz errichtet wurden, so im Vorfeld der Bundesgartenschau 1977 in Stuttgart, als der Seilerwasen neu mit Hügeln überformt wurde, so in den letzten Jahren im Rahmen der Baumaßnahmen rund um Stuttgart 21. Und auch der Seilerwasen, auf dem Jahrhunderte lang die Cannstatter Seiler (wie die Familie Wunder aus der Marktstraße, vgl. Cannstatt-Film Nr. 11) hier) ihre Werkstätte im Freien, quasi ihre "Reeperbahn" hatten, soll wieder flach werden, so heißt es.

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 46) - in Zeiten von Corona: Grab Volksschauspieler Oscar Heiler

https://youtu.be/UBxKQXQdvhU

 

Auf dem Uffkirchhof befinden sich eine ganze Reihe von Gräbern bekannter Persönlichkeiten, bekannt sogar über die Grenzen von Bad Cannstatt und Stuttgart hinaus. Zu ihnen zählt der zu seiner Zeit äußerst populäre Volksschauspieler Oscar Heiler (1906-1995), dessen mittlerweile aufgelassenes Grab von der Stadt Stuttgart weiterhin erhalten wird. Und das ist auch gut so. Oscar Heiler, der am Ende seines Lebens in zahlreichen Fernsehserien des SWR im Einsatz war, gelegentlich auch in Krimis (Tatort Stuttgart) mitspielte, hatte eine interessante Künstlerkarriere und sein größter Erfolg war ein Erfolg mit einem Duo, das quasi zu einem Klassiker schwäbischen Humors wurde, zunächst auf der Bühne und auch "am Radio" und schließlich auch im damals noch jungen Medium Fernsehen. Die Häberle und Pfleiderer-Sketche und Szenen in Schwarz-Weiß sind legendär (z.B. "Friedenskonferenz" und "Postamt"), und auch hier auf YouTube zu finden (zumindest die Tonspuren). Oscar Heiler war gebürtiger Stuttgarter (Gablenberger?) und machte 1925 am Karls-Gymnasium in Stuttgart 1925 Abitur. Nach einer Buchhänderlehre begann er 1928 am Stuttgarter Schauspielhaus sein eigentliches Berufsleben, seine Berufung. Er wurde Schauspieler. Doch den jungen Schauspieler stellte das Schicksal ein Bein, während einer Bühnenprobe 1930 brach sich Oscar Heiler das rechte Bein, und zwar ohne äußerliche Einwirkung. Doch in jedem Unglück ist ein Glück, wie es im Volksmund heißt: Die Ärzte stellten einen bereits fortgeschrittenen Knochentumor bei dem gerade mal 25jährigen fest, der die Ursache für den Beinbruch war. Das Bein wurde amputiert und damit der Krebs gestoppt. Fortan trug Oscar Heiler eine Prothese, sein humpelnder, steifer Gang wurde zu einem Markenzeichen des Schauspielers. 1930, im gleichen Jahr, begann die regelmäßige Zusammenarbeit mit dem 9 Jahre älteren Willy Reichert (1896-1973) als "Häberle und Pfleiderer" auf der Bühne des Stuttgarter Friedrichsbau-Varietés. Oscae Heiler wohnte zunächst in Stuttgart-Gablenberg in der Klingenstraße 88 im ersten Stock in einer Vier-Zimmer-Wohnung, allerdings nur in einem kleineren Zimmer, da sich damals in der Wohnung eine Zahnarztpraxis befand. Später zog Heiler in die Bergstraße (Nr. 86), eine Parallelstraße, und blieb dort zeit seines Lebens wohnen. Seine Ehe mit der drei Jahre älteren Lydia Jahn hielt bis zu deren Tod 1983. Das Grab auf dem Uffkirchhof ließ er nach dem Tod seiner Mutter 1960 anlegen, und es hat auch ganz die Anmutung dieser Zeit, in Schriftgestaltung und Form. Auch an seinen früh verstorbenen Vater erinnerte er durch eine Inschrift. 1994 wurde eine Bronzegruppe für "Häberle und Pfleiderer" vor dem damaligen "Friedrichsbau" aufgestellt. In Stuttgart-Süd ist eine Staffel zur Karlshöhe nach ihm benannt, dort gibt es übrigens auch eine Willy Reichert-Staffel. Oscar Heiler wurde zweimal mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, 1972 "am Bande" und 1987 "erster Klasse".
Willy Reichert wurde nicht in Stuttgart bestattet. Sein Grab liegt auf dem alten Gemeindefriedhof in Grassau (Landkreis Traunstein).

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 47) - in Zeiten von Corona: Der Engel mit übergeschlagenen Beinen

https://youtu.be/57MtiDEnhCA

 

Der heutige Film führt uns wieder auf den Uffkirchhof… nicht allzu weit vom Grab von Oscar Heiler (Cannstatt Video Nr. 46) auf diesem Vlog) entdeckt der Besucher dieses alten Friedhofs mit dem Drei-Kirchen-Blick (die Uffkirche von um 1500, die ev. Lutherkirche von 1899/1900 und die katholische Liebfrauenkirche von 1909) inmitten der Stadt ein Grabmal mit einem steinernen weiblichen Engel, der recht keck die Beine übereinander geschlagen hat und beide Hände über dem Knie des linken Beines verschränkt. Das auffällige Grabmal der Familien Hermann, Berner und Leibbrand wurde im Jahre 1914 errichtet für Luise Berner, geb. Hermann (1883-1914), die damals als junge Frau mit rund 31 Jahren verstarb. Während im Badischen auf Grabmälern von bürgerlichen Familien der Zeit um 1900 relativ häufig Engel als schmückendes Symbol gewählt wurden, ist dies auf württembergischen Friedhöfen eher selten, was mit dem in Württemberg immer stärker verbreiteten Pietismus (und dessen Grabbilderfeindlichkeit) zusammenhängen mag. Dieser weibliche Jugendstil-Engel, der am Grab Rast macht und über die Verstorbenen wacht, ist auf dem Uffkirchhof nur genau einmal zu finden.

 

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 48) - in Corona-Zeiten: Verschwundenes Wandbild mit dem "Geizig"

https://youtu.be/ZTsdm1RNTHQ

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, Freunde dieses Bad Cannstatt-Video-Blogs,
unser virtueller 1. Mai-Ausflug führt uns von der Lammgasse (benannt nach dem ehem. Gasthaus zum Lamm) in die Helfergasse. Dort an der Kita, dem Städtischen Kindertagheim, erklärt uns der Ehrenvorsitzende des Vereins Pro Alt-Cannstatt, Hans Betsch (siehe auch Video Nr. 31) auf diesem Cannstatt-Vlog), noch längeres Felbenmitglied im Cannstatter Brauchtumsverein "Kübelesmarkt" und langjähriger "Geizig" in der Fasnet die Geschichte eines auf Initiative von Albert Ruoff von Pro Alt-Cannstatt entstandenen großformatigen Wandbilds der Künstlerin Hatty Riehl (Hans, stimmt der Name so? Ansonsten bitte durch E-Mail an mich korrigieren, danke.), das schon seit einer ganzen Reihe von Jahren unter einer isolierenden Wandverkleidung verschwunden und nicht mehr zu sehen ist. Dargestellt war, wie Hans Betsch anhand von historischen Fotografien erzählt, eine Gruppe von zentralen Figuren der Bad Cannstatter Fasnet, die der 1924 gegründete Verein Kübelesmarkt, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die 1960er Jahre hinein entwickelte. Zu sehen war neben dem Narrenbaum, der alljährlich zur heißen Fasnetszeit vor dem Alten Rathaus in der Marktstraße aufgestellt wird, das "Geizigrufen" mit dem "Geizig", der in einem biedermeierlichen Frack mit einem Zylinder angetan seit 1961 am Fasnetsdienstag mit Schulkindern im Gefolge durch die Marktstraße von Geschäft läuft und vor dem jeweiligen Geschäft laut (teilweise mit Megaphon) und kräftig unterstützt von den Kindern ruft: "Geizig, geizig, ist der [hier den Namen eines beliebigen Geschäfts, zum Beispiel "Schuh Strohm", einfügen], und wenn er net so geizig wär, dann gäb er uns die Bonbons her!", nach erfolgter Gutseles-Bewerfung aus Fenstern und Türen, folgt noch als kleines Dankeschön der Cannstatter Felbenspruch: "Cannstatt, Kübler, Felbaköpf - Mucker send doch arme Tröpf - Narri, Narro, Ahoi!", und dann geht's weiter zum Nächsten. Etwas Besonderes ist, dass der "Geizig" mit seinem Gefolge jedes Jahr zur Helene-Schöttle-Schule kommt, um den Kindern, die aufgrund ihrer Einschränkungen nicht selbst zu diesem Heischebrauch in die Marktstraße kommen können, eine gottselige Fasnet zu bringen und mit dem "Geizig rufen" eine Freude zu machen. Jedes Jahr ist dies ein besonders freudiges Ereignis in der Helene-Schöttle-Schule (Kolpingstr. 88), an das sich auch Hans Betsch gerne erinnert und von dem er voll Begeisterung erzählt. Vielleicht könnte man, mit Unterstützung des Vereins Pro Alt-Cannstatt, ein Banner mit dem Wandbild bedrucken und mit einer Erläuterung versehen wieder an der Kindertagesstättenwand anbringen. Dies könnte ein Beitrag zum 100. Jubiläum des Kübelesmarkts sein, das ja in vier Jahren ansteht.

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Cannstatts Geschichte sehen lernen 49) - Corona-Zeiten: Rennfahrer, Oberamtsrichter, Seiler, Militär

https://youtu.be/ZTsdm1RNTHQ


Liebe Freundinnen und Freunde des Bad Cannstatt- und des Pforzheim-Video-Blogs,
gestern wurde der 3000. Klick auf beiden Seiten zusammen erreicht, ich freue mich darüber! Vielen Dank für Ihre bisherige Treue und bitte empfehlen Sie mich weiter an Freunde und Bekannte, von denen Sie denken, es könnte sie auch interessieren, wie "der Herr Schulze" Führungen macht.

Das heutige Video führt uns wieder auf den Uffkirchhof (Siehe Filme Nr. 27), 40), 46) und 47) auf diesem Vlog). Diesmal betrachten wir vier Gräber, die alle an der westlichen Außenmauer (Richtung Waiblinger Straße) zu finden sind. Die Führung startet mit dem Grab für den Mitte des 20. Jahrhunderts bekannten Rennfahrer Hermann Lang (1909-1987), einem gebürtigen Cannstatter, der auch hier verstarb. Seine Karriere begann nach einer Mechanikerlehre 1927 als Motorradrennfahrer. Er wurde 1931 deutscher Bergmeister für Seitenwagenmaschinen. Ab 1933 arbeitete Lang als Mechaniker in der Rennabteilung von Mercedes. Bei einer Testfahrt in Monza im Frühjahr 1935 fiel der Nachwuchsfahrer dem Rennleiter Alfred Neubauer durch seinen Start und seine Kurventechnik auf. Seine erste Platzierung auf dem Nürburgring beim Eifelrennen folgte im gleichen Sommer, fünfter Platz. Zweieinhalb Monate später wurde er Sechster beim Großen Preis der Schweiz. Beim Großen Preis von Deutschland 1936 auf dem Nürburgring brach er sich einen Finger und fuhr trotzdem noch acht Runden weiter, was ihm große Sympathien, vor allem beim Publikum brachte. Er liebte Hochgeschwindigkeitsstrecken, er gewann Rennen in Libyen und das AVUS-Rennen 1937 in Berlin. Sein erfolgreichstes Jahr absolvierte Hermann Lang 1939, bei dem er vier Große Preise (Pau, Tripolis, Belgien und Schweiz) gewann, sowie das Eifelrennen auf dem Nürburgring, das Bergrennen am Freiburger Schauinsland und das Wiener Höhenstraßenrennen. 1943 erschien im Verlag Knorr & Hirth in München sein Buch "Vom Rennmonteur zum Europameister", die Europameisterschaft 1939 wird ihm zu recht nicht anerkannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte er ab 1951 weitere Erfolge bei Rennen in Buenos Aires; er gewann 1952 erneut das Eifelrennen und zusammen mit Fritz Riess die 24 Stunden von Le Mans. Er war auch beim Einstieg von Mercedes in die Formel 1 1954 maßgeblich beteiligt. Nachdem Hermann Lang 1954 beim Großen Preis von Deutschland, an dritter Stelle liegend, von der Strecke gerutscht war, zog er sich aus dem Rennsport zurück, blieb aber weiter für Mercedes tätig. Das Grabmal zeigt das Relief eines Rennsportwagens aus den 1930er Jahren. Gleich links daneben ist das Familiengrab des ehemaligen Cannstatter Oberamtsrichters Wilhelm Ganzhorn (1818-1880); der gebürtige Böblinger war ein erfolgreicher Jurist und zunächst Gerichtsaktuar in Neuenbürg, sowie später Oberamtsrichter in Aalen, Neckarsulm und zuletzt in Cannstatt, wo er in der Wilhelmstraße 10 bis zu seinem Tode lebte und arbeitete. Es geht die Geschichte, dass er nur die Größe des Weinkellers zu sehen verlangte, bevor er sich entschloss in die Dienstwohnung im Oberamtsgerichtsgebäudes zu ziehen. Bekannt ist er vor allem als Autor des Textes für das Volkslied "Im schönsten Wiesengrunde", das ursprünglich "Das stille Tal" hieß und seiner deutlich jüngeren, späteren Frau Luise Alber (1837-1909) gewidmet war, Tochter des Rössle-Wirts aus dem Nordschwarzwald-Dorf Conweiler, in der Nähe der Amtsstadt Neuenbürg an der Enz. Ganzhorn pflegte viele Freundschaften, darunter auch die mit dem deutschlandweit bekannten Dichter Ferdinand Freiligrath (1810-1876), der auch auf dem Uffkirchhof bestattet ist (an der östlichen Mauer). Das Grab von Luise Ganzhorn und anderer Familienangehöriger befand sich bis etwa 2000 an einer anderen Stelle im Uffkirchhof. Bei der endgültigen Auflösung des Grabes durch die Nachfahren, von denen sich einige intensiv um die Erhaltung des historischen Erbes ihres bekannten Vorfahren bemühen, wurde die Grabplatte auf das Grab von Wilhelm Ganzhorn versetzt. Der schwarze Marmorobelisk links daneben gehört zum Familiengrab der Familie Wunder, die seit der Zeit um 1700 in Cannstatt als Seiler auf dem Seilerwasen wirkten und deren Nachfahren noch heute in einem Haus in der Marktstraße (siehe Video Nr. 11) im Cannstatt-Vlog) leben. Ein Freund von Ganzhorn war auch der württembergische Offizier, Militärschriftsteller und Übersetzer Adolf Seubert (1819-1880), der aufgrund seiner Verdienste im preußisch-österreichischen ("deutsch-deutschen") Krieg von 1866 durch die Verleihung des Ritterkreuzes des Ordens der Württembergischen Krone in den persönlichen Adelsstand erhoben wurde. Als Kommandant (Beförderung zum Oberst) des 6. Infanterieregiments 1870/71 ein Detachement, dass den Schwarzwald zu decken und ein französisches Korps durch psychologische Abschreckung zu binden hatte. Nach der Quittierung des Militärdienstes 1873 widmete er sich ausschließlich dem Schreiben und Übersetzungen (für Reclams Universal-Bibliothek). Die Seubertstraße in Bad Cannstatt ist nach Ihm benannt.

weiter zu Nr.50 - Nr.99
Text-Infos zu den Videos


Website von Olaf Schulze: www.cannstatts-geschichte-sehen-lernen.de