| Liebe
                                                  Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                                  Stuttgarterinnen und Stuttgarter,
                                                  Besucherinnen und Besucher
                                                  Bad Cannstatts und dieses Angebots:Seit zwei Tagen (Stand: 15. März
                                              2020) ist auch das Stadtmuseum
                                              Bad Cannstatt, Teil der Museumsfamilie
                                              des StadtPalais Stuttgart, für
                                              Besucher und öffentliche und
                                              gebuchte Führungen bis auf
                                              Weiteres aufgrund der Entwicklungen
                                              in Sachen Corona-Virus leider geschlossen.
 Wir alle wollen
                                                gemeinsam versuchen das Ansteigen
                                                der Ansteckungszahlen zu verlangsamen,
                                                um die Situation besser in den
                                                Griff bekommen zu können.
                                                Auf private Initiative hin biete
                                                ich fortan täglich einen
                                                kleinen, 5-15-minütigen
                                                Beitrag über ein Bad Cannstatter
                                                Geschichts- und Kulturthema an.
                                                Die Filme werden immer so gegen
                                                9 Uhr vormittags hochgeladen
                                                und behandeln aktuelle, aber
                                                eben wegen Corona derzeit leider
                                                nicht besuchbare Sonderausstellungen
                                                (etwa im Stadtmuseum Bad Cannstatt
                                                in der Klösterle-Scheuer
                                                oder in der Galerie Wiedmann
                                                am Jakobsbrunnen), oder ich gehe
                                                für Sie, für Euch durch
                                                die Stadt, und erzähle mal
                                                hier, mal da, die mir bekannten
                                                Geschichten, immer (hoffe ich)
                                                informativ und auch (verspreche
                                                ich) unterhaltsam. Es erwarten
                                                Sie/Euch bestimmt auch (leicht)
                                                verwackelte (nicht professionelle)
                                                Bilder, falls mich die "historische
                                                Erregung" mal wieder überkommt,
                                                aber stets interessante Einblicke
                                                in die reiche und überaus
                                                vielfältige Geschichte unserer "Stadt
                                                in der Stadt", der Sauerwasser-
                                                und Daimler- und ehemaligen Kurstadt-
                                                und überaus vielseitigen
                                                Industriestadt, unserer Weinstadt
                                                und Eisenbahn- und sonstige Mobilitätsstadt,
                                                unserer Schlösser-, Wasen-
                                                und Wilhelma-Stadt Stuttgart-Bad
                                                Cannstatt. Lassen Sie sich überraschen
                                                und: Bewahren Sie Ruhe und Freundlichkeit
                                                in dieser schwierigen Situation.  Noch ein Wort zu
                                                meiner Person: Olaf Schulze,
                                                geboren 1965 in Pforzheim, nach
                                                dem Abi 1985 (Hilda-Gymnasium)
                                                Studium Geschichte, Germanistik
                                                und Kunstgeschichte an der Uni
                                                Stuttgart, seit der Studienzeit
                                                frei- und nebenberuflich tätig
                                                in Pforzheim und (seit 2005)
                                                auch in meiner Wahlheimat als
                                                Historiker (und Trauerredner).
                                                Seitdem ich 15 Jahre alt bin
                                                mache ich Ausstellungen, seit
                                                meinem 17. Lebensjahr Führungen,
                                                dazu entstanden Aufsätze,
                                                Bücher, Vorträge. Seit
                                                einigen Jahren auch Führungen
                                                im Kostüm (z. B. als "Johannes
                                                Reuchlin" in Pforzheim). Ich
                                                engagiere mich ehrenamtlich (u.a.)
                                                in Bad Cannstatt im Verein Pro
                                                Alt-Cannstatt e.V. (seit einigen
                                                Jahren als Vorstand in Nachfolge
                                                unseres Ehrenvorsitzenden Hans
                                                Betsch), in der Vereinigung Cannstatter
                                                Vereine e.V. (VCV) als ein stellvertretender
                                                Vorstand, und seit Neuestem im
                                                Beirat des Gartenbauvereins Bad
                                                Cannstatt e.V. von 1871. Bleiben
                                                Sie gesund, und - wenn es Sie
                                                erwischt - bleiben Sie gefasst
                                                und mutig und mögen Sie
                                                heil durch die Krankheit kommen. Dies wünscht Ihr/Euer Olaf
                                            Schulze,
 Stuttgart-Bad
                                                  Cannstatt, 15. März 2020, 11:24
                                                  Uhr Heute: Aktuelle Sonderausstellung
                                                im Stadtmuseum Bad Cannstatt: "Den
                                                Römern auf der Spur - 125
                                                Archäologie in Cannstatt" (noch
                                                bis 17. Mai 2020); Beitrag als "Ersatz" für
                                                die heute ausgefallene Führung
                                                mit    "Dr. Ernst Kapff" (Olaf
                                                Schulze), dem Entdecker des Römerkastells
                                                1894 und Lehrer Hermann Hesses
                                                am Cannstatter Gymnasium, durch
                                                die Sonderausstellung. Vgl. auch
                                                den Beitrag morgen, über
                                                Hesses Besuch bei Kapff in der
                                                damals existierenden archäologischen
                                                Schauanlage auf dem Hallschlag
                                            1896.
   Dies ist der Schluss von Folge 1).
                                          Hier erkläre ich, warum ich diese
                                          Aktion gestartet habe. Mir ist es wichtig,
                                          dass wir alle in diesen Zeiten, in
                                          denen wir zunehmend auf uns selbst
                                          zurückgeworfen werden und in denen
                                          unsere Sozialkontakte aus guten Gründen
                                          auf ein notwendiges Minimum reduziert
                                          werden, nicht vergessen, dass wir Menschen
                                          sind, die Ansprache und Impulse zum
                                          mentalen Überleben brauchen. Sollte
                                          man sich irgendwann vielleicht sogar
                                          gar nicht mehr    "draußen" bewegen
                                          dürfen, kann ich noch eine Weile
                                          virtuell von zuhause aus durchhalten,
                                          um die täglichen Folgen zu machen.
                                          Ich grüße Sie/Euch alle
                                          herzlich. Haltet durch und bleib mitmenschlich
                                          zueinander. In der Begegnung und auch
                                          in der Frage, wieviel nehme ich mit
                                          beim Einkauf. Kommen Sie alle gut durch
                                          diese Tage. Und wenn es Sie trifft,
                                          mögen Sie nicht verzweifeln, sondern
                                          alles tun, was man tun kann, um sich
                                          zu stärken. Die Menschheit hat,
                                          das weiß ein Historiker wie ich,
                                          immer mit epidemischen Krankheiten
                                          zu kämpfen gehabt. Bis heute haben
                                          wir in der Summe überlebt (so
                                          die Pest im Mittelalter bis in die
                                          Frühe Neuzeit, die Cholera im
                                          19. Jahrhundert, die Spanische Grippe
                                          vor hundert Jahren...), und ich bin
                                          mir sicher, dass das jetzt auch nicht
                                          die Endzeit ist, wenn wir nicht international
                                          den Kopf verlieren. Diese Endzeiten
                                          wurden so oft angekündigt und "verschoben".
                                          Behalten Sie Mut und bleiben Sie realistisch.
                                          Bewältigen wir gemeinsam diese
                                          kritische Phase.
 Olaf Schulze, Historiker und Trauerredner
 www.pforzheims-geschichte-sehen-lernen.de
 www.cannstatts-geschichte-sehen-lernen.de
   Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                          Freunde und Freundinnen Bad Cannstatts
                                          und Entdeckerinnen und Entdecker
                                          dieses Youtube-Blogs...
 Die heutige zweite Folge ist quasi
                                          die Fortsetzung der gestrigen. Heute
                                          geht es um den Besuch des jungen Hermann
                                          Hesses, damals Buchhändlerlehrling
                                          in der Universitätsstadt Tübingen,
                                          bei seinem ehemaligen Gymnasiallehrer
                                          Dr. Ernst Kapff im August 1896. Kapff
                                          zeigte Hesse "sein Römerkastell"    in
                                          Cannstatt auf dem Hallschlag (dort,
                                          wo seit 1910 die Dragonerkaserne steht),
                                          eine archäologische Schauanlage,
                                          betrieben vom Cannstatter Altertumsverein
                                          - der in gewisser Weise ein Vorgänger
                                          des Vereins Pro Alt-Cannstatt ist,
                                          dem ich seit einigen Jahren vorstehe.
                                          Die Anlage bestand leider nur bis etwa
                                          1906/1907 und verschwand dann mit dem
                                          Neubau der Kaserne, obwohl es in Cannstatt,
                                          das seit 1905 schon mit Stuttgart vereinigt
                                          war, Stimmen gab, einen Teil der Anlage
                                          zu erhalten... was mit ein wenig gutem
                                          Willen seitens der verantwortlichen
                                          Minister des Königreichs Württemberg
                                          durch Verschiebung des Baufeldes um
                                          etwa 15 m noch Osten leicht erreicht
                                          worden wäre. Damals hat Cannstatt
                                          eine Chance verpasst. Was erwartet
                                          Sie morgen auf diesem Kanal? Mal sehen,
                                          was mir einfällt. Sie dürfen
                                          gespannt sein.    Die lange Stuttgarter Museumsnacht,
                                          in der am Samstag, den 21. März
                                          2020 neben dem Stadtmuseum Bad Cannstatt
                                          unter anderem auch die Cannstatter
                                          Galerie Wiedmann (am Jakobsbrunnen)
                                          und viele andere Kultureinrichtungen
                                          in ganz Stuttgart mitgemacht hätten,
                                          ist seit letzter Woche abgesagt. Für
                                          den Samstag Abend war in der Galerie
                                          Wiedmann eine Ausstellungseröffnung
                                          des renommierten Bildhauers, Skulpteurs "OSWALD",
                                          der 1958 in Worms geboren wurde und
                                          seit einigen Jahren in der Schweiz
                                          lebt. OSWALD ist trotzdem nach Bad
                                          Cannstatt gekommen und baut derzeit
                                          seine Ausstellung "TÄNZER / DIVA
                                          / BETTLER" in den Räumen der Galerie
                                          und des Künstlerhauses von Willy
                                          Wiedmann auf. Im zweiten Teil des Films
                                          sehen Sie ein Interview, das ich mit
                                          dem Künstler und der Leiterin
                                          der Galerie Dorothee Schwertzel-Thoma
                                          aus aktuellem Anlass geführt habe.
                                          So ähnlich hätte ich den
                                          Künstler auch am Samstag Abend
                                          zur Vernissage befragt. Sie liebe Cannstatterinnen
                                          und Cannstatter, StuttgarterInnen und
                                          FreundInnen der Galerie (und natürlich
                                          auch alle anderen Interessierten) verpassen
                                          so wenigstens nicht Alles, nach dem
                                          Motto "Virtuell ist besser als eventuell
                                          gar nicht". Die Eröffnung soll
                                          nachgeholt werden. Weiteres erfahren
                                          Sie über die Homepage der Galerie
                                          Wiedmann.
 Bitte beachten Sie auch den zweiten
                                          Teil, den ich demnächst hochladen
                                          werde. Haben Sie alle - trotz Allem
                                          - möglichst gute Tage. Bleiben
                                          Sie mir und meinem Projekt gewogen
                                          und machen Sie Freunde darauf aufmerksam,
                                          falls es Ihnen gefallen hat.
 Vielen Dank. Ihr/Euer Olaf Schulze
   
 
  Der zweite Teil des
                                          Videos zeigt das Interview mit dem
                                          Künstler
                                          (Karlheinz "Kalle") OSWALD in den Räumen
                                          der Galerie Wiedmann in seiner aktuellen
                                          Ausstellung "TÄNZER / DIVA / BETTLER" mit
                                          Skulpturen, die er in den letzten Jahren
                                          und Monaten in Hinblick auf die Präsentation
                                          geschaffen hat. Auch die Leiterin der
                                          Galerie, die Künstlerin Dorothee
                                          Schwertzel-Thoma, die den ersten Teil
                                          gefilmt hat, kommt gegen Ende des Videos
                                          zu Wort und äußert ihre
                                          Gedanken zu ihrem persönlichen
                                          Lieblingsstück ("Soraya" Bronze,
                                          2018, Höhe 60 cm), die, so der
                                          Künstler, alles sein könnte:
                                          Tänzerin... Diva oder auch Bettlerin.
                                          Die reguläre Ausstellungsdauer
                                          war vom 21. März 2020 bis zum
                                          9. Mai 2020. In Zeiten des Corona-Virus
                                          ist die Galerie bis auf Weiteres für
                                          den Besucherverkehr geschlossen. Die
                                          neuesten Entwicklungen entnehmen Sie
                                          bitte der Homepage der Galerie: www.galeriewiedmann.de
 Haben Sie, trotz Allem, gute Tage...
 Es grüßt Sie herzlich Olaf
                                        Schulze, Historiker (& Trauerredner)
      Dieses
                                          Mal führt der virtuelle Ausflug in
                                          die Unteren Kursaalanlagen von Bad
                                          Cannstatt, von den Cannstattern auch
                                          knapp "Kursaal" genannt, und zwar zu
                                          einer Figurengruppe, die 1914, kurz
                                          vor dem Ersten Weltkrieg aufgestellt
                                          wurde. Gestiftet vom Bürgerverein
                                          der Schmidener Vorstadt (erst in den
                                          20er Jahren fusionierten alle Cannstatter
                                          Bürgervereine), ist es eine von
                                          ursprünglich vier Gruppen mit
                                          Putten, die die "Vier Jahreszeiten" darstellten.
                                          Nur der "Herbst", zwei Putten, die
                                          mit Mühe einen dritten stützen,
                                          welcher eine große Weintraube
                                          hält, hat die Zeitläufte,
                                          sprich die Zerstörungen des Zweiten
                                          Weltkriegs, überstanden. Der ursprüngliche
                                          Aufstellungsort war beim heutigen Kinderspiel-
                                          und Bolzplatz vor der Daimlerstraße
                                          in der Nähe des Cannstatter Gymnasiums
                                          (Kepler-Gymnasium). Der Künstler
                                          ist der aus Cannstatt gebürtige
                                          und aus der Marktstraße stammende
                                          Emil Kiemlen (1869-1956; vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Ki...),
                                          der auch den "Juno-Brunnen" (1910)
                                          und das    "Daimler-Denkmal" bei der
                                          Gedächtnisstätte (1902) gestaltet
                                          hat. Ich grüße Sie herzlich...
                                          bis zum nächsten "Upload". Olaf Schulze (1. Vorstand von Pro Alt-Cannstatt
                                   e.V.)
   "CANNSTATT TIERISCH"_1 Eine kleine
                                          Unterreihe meines Cannstatt-Vloggs
                                          soll "Cannstatt tierisch" gewidmet
                                          sein. Also, Darstellungen von Tieren
                                          an Hauswänden, auf Denkmälern,
                                          Brunnen... oder Ähnlichem. Da
                                          wird Einiges zusammenkommen. Lassen
                                          Sie sich überraschen... und behalten
                                          Sie die Ruhe in diesen schwierigen
                                          Zeiten. Ihr Olaf Schulze Die erste
                                          Folge beginnt mit einer Eule an der
                                          heutigen Jahn-Realschule, die uns einen
                                          guten Eindruck eines Schulbaus gibt,
                                          der um 1870 modern war. Der Ziegelbau
                                          (in Cannstatt gab es bis weit ins 20.
                                          Jahrhundert viele Ziegeleien, schon
                                          die Römer nutzten den Ton zum
                                          Brennen von Gebrauchskeramik) hat große
                                          Fenster, breite Flure, hohe Räume...
                                          das war damals ein immenser Fortschritt.
                                          Gebaut wurde das Gebäude als Realschule
                                          Die Grundsteinlegung war am 10. August
                                          1865 als "Real- und gewerbliche Fortbildungsschule",
                                          knapp ein Jahr später, am 26.
                                          Juli 1866, wurde es feierlich eingeweiht.
                                          Erster Rektor war Carl Daiber, ein
                                          vielseitig engagierter Mann (u.a. im
                                          Vorstand des Cannstatter Gewerbevereins),
                                          der u.a. auch eine Stadtgeschichte
                                          verfasste, die er leider nicht vollenden
                                          konnte. Er starb am 8. August 1881
                                          im Alter von 65 Jahren. Freunde und
                                          Schüler stifteten ihm sein Grabdenkmal
                                          auf dem Uffkirchhof (erhalten). Die
                                          Realschule ergänzte das Cannstatter
                                          Lyceum (Gymnasium) und wurde vor allem
                                          von Fabrikanten- und Handwerkersöhnen
                                          besucht, deren Eltern nicht auf die
                                          klassische Bildung mit den alten Sprachen,
                                          sondern auf die Realienkunde setzten
                                          (Naturwissenschaften, Technik, kaufmännisches
                                          Rechnen etc.). Später wurde daraus
                                          das Gottlieb-Daimler-Gymnasium, u.a.
                                          war Joschka Fischer hier eine kurze
                                          Zeit Schüler, aber auch viele
                                          bedeutende Ingenieure, wie die Flugzeugpioniere
                                          und -Techniker Hirth und Heinkel.
   Das Interview mit der Kulturredakteurin
                                          der "Cannstatter Zeitung", Iris Frey,
                                          behandelt die Initiative "Kulturnetz" in
                                          Stuttgart-Bad Cannstatt, die für
                                          Mitte Mai 2020 das "17. Schaufenster
                                          Kultur" angedacht hatte. Aufgenommen
                                          wurde das Interview am 19. März
                                          2020 im Stadtmuseum Bad Cannstatt,
                                          einer der geplanten Stationen des Rundgangs,
                                          der - wie immer - Geschäfte, Kultureinrichtungen
                                          und Kulturschaffende verbunden hätte.
                                          Das    "17. Schaufenster Kultur" wird
                                          nachgeholt, wenn entsprechende Versammlungen
                                          wieder möglich sind. Auch Iris
                                          Frey verbringt derzeit einen Teil ihrer
                                          Arbeitszeit im "Home-Office".
   Der heutige Film führt uns an
                                          den Thaddäus-Troll-Platz bei der
                                          Wilhelmsbrücke am Ende der Marktstraße
                                          und am Rande der Altstadt Bad Cannstatts.
                                          Hier steht die Figur "Der Entaklemmer",
                                          eine Bronze der Cannstatter Künstlerin
                                          Elke Krämer, die an den Schriftsteller
                                          Thaddäus Troll erinnert. Dr. Hans
                                          Bayer, so sein richtiger Name, wurde
                                          1914 am anderen Ende der Marktstraße
                                          (wo sich heute auch zwei Gedenktafeln,
                                          eine im Boden und eine an der Wand
                                          der Galeria Kaufhof befinden) als Sohn
                                          und Enkel eines Seifensieders geboren.
                                          Sein Bruder führte den Betrieb
                                          noch bis in die 1960er Jahre weiter,
                                          schließlich wurde das Gebäude
                                          für den Bau eines Kaufhauses (heute,
                                          wie gesagt, Galeria Kaufhof) abgerissen.
                                          Im Sommer 1980, also vor vierzig Jahren,
                                          nahm sich der vor allem durch das Buch "Deutschland
                                          deine Schwaben"    (EA 1967) überaus
                                          erfolgreiche Schriftsteller aufgrund
                                          von schweren Depressionen das Leben.
                                          Auf Initiative von Eberhard Wagner,
                                          Buchhändler aus der Cannstatter
                                          Marktstraße, und dem Verein Pro
                                          Alt-Cannstatt e.V. wurde die markante
                                          Figur von Elke Krämer 1989 geschaffen
                                          und schließlich aufgestellt.
                                          Sie zeigt einen Mann mit drei Enten.
                                          Eine, die sich sichtlich aus dieser
                                          Situation befreien will, hat er mit
                                          der rechten Hand auf dem rechten Oberschenkel "geklemmt" und
                                          schaut nun mit seiner Linken nach,
                                          ob    "hinten" nicht noch ein fertiges
                                          Ei drinsteckt, das sei im Verkaufspreis
                                          der Ente natürlich nicht inbegriffen.
                                          Der "Entaklemmer" als Verkörperung
                                          des geizigen ("übersparsamen")
                                          Schwaben also, "päääb"!
                                          Als Thaddäus Trolls "Entaklemmer" am
                                          Stuttgarter Staatstheater aufgeführt
                                          wurde, hagelte es erboste Leserbriefe.
                                          Tenor: Wie könne Troll die schwäbische
                                          Sprache so diskreditieren, sie bestünde
                                          doch schließlich nicht nur aus
                                          Schimpfwörtern und ständiger
                                          Bruddelei und Nörgelei. Was die
                                          Kritikerinnen und Kritiker des Schriftstellers
                                          nicht bedachten, in der Vorlage des
                                          Stücke, dem "Geizigen" (L' Avare)
                                          von Molière, ist es nicht anders.
                                          Die Hauptfigur bruddelt und schimpft
                                          sich durch das Stück... das muss
                                          so sein: "Des g'hört so!" In diesem
                                          Sinne, bewahren Sie sich in diesen
                                          Tagen und Wochen schwäbische Gelassenheit
                                          und ein bisschen Humor.
 Ihr Olaf Schulze 1. Vorsitzender von Pro
                                   Alt-Cannstatt e.V. Freiberuflicher Historiker
                                   und Trauerredner
   Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                          liebe Freunde Bad Cannstatts,
 unserer heutiger kleiner Ausflug -
                                          in der Unterreihe "Cannstatt tierisch" -
                                          führt uns an den Daimlerplatz,
                                          der, als er um 1865 entstand, zunächst
                                          nach dem damaligen württembergischen
                                          König Karlsplatz hieß. Wir
                                          schauen uns ein Wohnhaus, das 1902
                                          für Hofwerkmeister Wilhelm Krauß errichtet
                                          wurde, genauer an. Dieses stattliche
                                          Gebäude zwischen Wiesbadener und
                                          Daimlerstraße (früher Schiller-
                                          und Karlstraße) ist im Ganzen
                                          noch sehr authentisch erhalten, z.B.
                                          auch die alten Fensterstrukturen, die
                                          Dachaufsätze und Zierstücke
                                          (wie eine Wetterfahne mit der Jahreszahl
                                          1902) und die Haustür. Um 1900,
                                          zur Zeit des Jugendstils - auch wenn
                                          die Fassade in vielen Teilen der Neorenaissance
                                          viel näher ist - liebte man die
                                          Darstellung ungewöhnlicher Tiere,
                                          wie Fledermäuse oder Schlangen
                                          oder eben, wie hier, zweier ungewöhnliche
                                          Drachen, die sich auf den Konsolen
                                          der runden Erkertürme befinden.
                                          Nur Siegfried, der Drachentöter,
                                        fehlt.
   Unser heutiger kleiner Film, schon
                                          vor ein paar Tagen aufgenommen, leider
                                          ist die Tonqualität nicht so gut,
                                          entstand in der Seilerstraße
                                          im Seilerviertel gleich    "hinter" dem
                                          Cannstatter Krankenhaus zum Roten Kreuz.
                                          Hier befand sich seit etwa 1818 das
                                          Hotel Frösner, später Herrmann, "größtes
                                          Haus am Platz", Schriftsteller, Adlige
                                          und Könige stiegen hier (auch)
                                          ab. Zum Hotel gehörte ein großer
                                          Badetrakt mit Wannenbädern und
                                          eigene Quellen (heute ist auf dem Areal
                                          der "Schiffmannbrunnen") und ein großer
                                          parkartiger Garten, in dem u.a. auch
                                          ein eigener Tanzsaal errichtet war.
                                          In den 1880er Jahren wurde das traditionsreiche
                                          Hotel geschlossen (da die fremden Gäste
                                          ausblieben) und zunächst in Wohnungen
                                          umgebaut. Der Garten wurde nach 1905
                                          in Grundstücke aufgeteilt, Straßen
                                          entstanden, und in der Zeit bis 1911/12
                                          fast vollständig bebaut - das
                                          heutige    "Seilerviertel". Das Seilerviertel
                                          steht als Sachgesamtheit unter Denkmalschutz
                                          (einige Häuser, die in den 70ern
                                          stärker verändert wurden,
                                          ausgenommen). An zwei Fassaden der
                                          kurzen Seilerstraße finden wir,
                                          sehr gut restauriert, in Sgraffito-Technik,
                                          Fassaden-Bilder... typisch für
                                          eine Form des Jugendstils, liebte man
                                          ungewöhnliche Tierdarstellungen
                                          oder auch Tiere die in Ornamentik übergehen
                                          (und umgekehrt), die sich quasi    "verstecken".
                                          Lassen Sie sich überraschen. Mit
                                          freundlichen Grüßen aus
                                          dem Seilerviertel (hier lebe ich auch,
                                          wenn ich in Bad Cannstatt bin) Olaf
                                          Schulze Bleiben Sie mir und meiner
                                          Aktion gewogen... und empfehlen Sie
                                          mich im Familien- und Bekanntenkreis
                                          weiter, falls es Ihnen gefallen hat.
                                          Danke.
   Das historisch erste Gebäude
                                          der Wilhelma war und ist das Wilhelma-Theater,
                                          das 1838/1840 errichtet wurde nach
                                          Plänen des Architekten Karl Ludwig
                                          Wilhelm (von) Zanth (1796-1857), und
                                          zwar als Sommer- und Kurtheater für
                                          die leichte Muse. Eröffnet wurde
                                          es am 29. Mai 1840 mit der Ballettpantomime "Der
                                          Zauberschlaf". Der Baukörper orientiert
                                          sich an Pariser Theaterbauten dieser
                                          Zeit. Die Architektur ist eine interessante
                                          Mischung aus Klassizismus und Historismus
                                          und zitiert im Inneren die damals gerade
                                          ins Bewusstsein gerückte farbige
                                          Antike ("Pompejanisch"; vgl. das Thema "Polychromiestreit");
                                          einer der ersten, der die These vertrat,
                                          die Bauten und Skulpturen der griechischen
                                          Antike seien fast ausschließlich
                                          bemalt gewesen, war übrigens der
                                          in Cannstatt geborene Griechenlandforscher,
                                          Maler und Archäologe Jakob Linckh;
                                          1787-1841). Die Fassade zeigt oben
                                          zentral die Bauinschrift, die auf den
                                          Bauherrn König Wilhelm (I.) von
                                          Württemberg verweist, und rechts
                                          und links in zwei Nischen zwei Musen,
                                          rechts die Terpsichore (mit der Lyra)
                                          und links die Thalia (mit der Maske).
                                          Die Figuren wurden vom Bildhauer Theodor
                                          (von) Wagner (1800-1880) geschaffen,
                                          der zuvor bereits vier Musen für
                                          die Fassade des Schlosses Rosenstein
                                          gestalten konnte. Bereits 1847 wurde
                                          das Theater weitestgehend für
                                          die Öffentlichkeit geschlossen,
                                          der Unterhalt erwies sich als zu hoch
                                          (es waren auch wirtschaftlich eher
                                          schwierige Jahre). Um 1900 gründete
                                          sich eine    "Wilhelma-Theater-Gesellschaft",
                                          die das Haus bis zum Ersten Weltkrieg
                                          erfolgreich als Operetten-Theater nutzte
                                          und 1903/1909 zwei Treppenhäuser
                                          flankierend an die Fassade setzte.
                                          Nach der Unterbrechung des Ersten Weltkrieges
                                          wurde der Spielbetrieb noch bis 1928
                                          aufrechterhalten, bis die Weltwirtschaftskrise
                                          auch dieses Haus schloss. Nach dem
                                          Zweiten Weltkrieg, als die meisten
                                          Stuttgarter Bühnen zerstört
                                          waren, zogen bis 1948 verschiedene
                                          Truppen das Haus, vor allem für
                                          Schauspiel und Revuen, dann wurde das
                                          Gebäude als Kino genutzt, das
                                          erste Jahr ausschließlich für
                                          die amerikanischen Truppen, ab 1949
                                          bis 1962 als öffentliches Kino.
                                          Dann wurde es aus feuerpolizeilichen
                                          Gründen geschlossen, da die Konstruktion
                                          des Zuschauerraums aus Holz bestand
                                          und besteht (gute Akustikeigenschaften!).
                                          Um 1980, also vor vierzig Jahren (nicht
                                          vor dreißig, wie ich im Film
                                          sage; die Zeit rennt), sollte das optisch
                                          heruntergekommene Gebäude einem
                                          Ausbau der B10 weichen. Da regte sich
                                          bürgerlicher Widerstand, unter
                                          anderem brachte sich auch der junge
                                          Verein Pro Alt-Cannstatt mit einer
                                          Putzaktion ein; ebenso der damalige
                                          Ministerpräsident Lothar Späth;
                                          schließlich wurde der Bau vorbildlich
                                          restauriert, dabei die alte Fassadengestaltung
                                          Zanths ohne die nach 1900 angefügten
                                          Treppenhäuser wieder hergestellt
                                          und seit 1985 dient das Gebäude
                                          der Staatlichen Hochschule für
                                          Musik und darstellende Kunst als Aufführungsort,
                                          wobei die meisten Veranstaltungen    öffentlich
                                          zugänglich sind.
   Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                          liebe Freunde Bad Cannstatts,
 unser heutiger Film führt uns
                                          in einen Teilabschnitt der Marktstraße,
                                          dem Herz und Rückgrat der Cannstatter
                                          Altstadt. Diese schlängelt sich
                                          seit Anbeginn der Stadt, von oben betrachtet,
                                          wie ein Fluss durch das Häusermeer.
                                          Und trotz Kriegen, Verwüstungen
                                          und Plünderungen - Cannstatt war
                                          seit der Römerzeit ein wichtiger
                                          Heer- und Handelstraßenknotenpunkt
                                          - hat sich die Marktstraße architektonisch
                                          noch viel ihrer Ursprünglichkeit
                                          bewahrt. Sie ist auch eine der ältesten
                                          Fußgängerzonen in Baden-Württemberg
                                          und machten in den 1970er Jahren durch
                                          das "(Wein- und) Bretzelfest", das
                                          sich in einigen Jahren fast die ganze
                                          Länge der Marktstraße erobert
                                          hatte, die "Hoketsen"    im Ländle
                                          populär. Im Film werden u.a. folgende
                                          Gebäude kurz beschrieben. Die    "Krone" gegenüber
                                          der Stadtkirche, das Gasthaus "Bären",
                                          dessen Wirtshausschild noch erhalten
                                          ist, das Geburtshaus des Bildhauers
                                          Emil Kiemlen (Ecke Brählesgasse),
                                          das Haus Wunder (Seilermeister), das
                                          Haus Baitinger (Wäschegeschäft;
                                          heute Fielmann), Spielwaren Glaser
                                          (existierte als Spielwarengeschäft
                                          schon vor hundert Jahren) und das "Ratsstüble",
                                          in dem Hermann Hesse im Herbst 1914
                                          bei einem Besuch in Stuttgart-Cannstatt
                                          einkehrte, weil der von ihm favorisierte
                                          Kursaal als Lazarett nicht mehr zugänglich
                                          war. Wir wissen sogar, was Hermann
                                          Hesse gegessen hat, so schrieb er in
                                          einem Brief an einen Freund über
                                          seinen Besuch am 9. Oktober 1914: "Als
                                          ich nach 9 Uhr [einen Freund] im Hotel …    abholte,
                                          zog eine Kompanie, die heute ins Feld
                                          abreist, auf den Bahnhof, an jedem
                                          Waffenrock und in jedem Gewehrlauf
                                          Blumen, unter Hochrufen der Passanten.
                                          Wir schlenderten langsam die ganzen
                                          Anlagen hinauf bis Cannstatt …    Im
                                          Cannstatter Kursaal, den ich hatte
                                          besuchen wollen, ist Lazarett, auch
                                          der Park geschlossen. Bummel durch
                                          das einfache, zum Teil hübsche
                                          Städtchen, Wiedersehen alter Orte,
                                          behaglich schwäbisches Mittagessen
                                          mit Brotsuppe, Rindfleisch und Karthäuserklößchen
                                          in der Ratsstube    … Nachmittag
                                          auf dem Wasen …, exerzierende
                                          Soldaten und nachahmende Buben in Menge,
                                          Felddienstübungen … Tramfahrt
                                          nach Stuttgart, Verwundeter mit Schüssen
                                          in beiden Händen erzählt,
                                          wenn Artillerie über ein Schlachtfeld
                                          fuhr, seien die Menschenköpfe
                                          nur so herumgelegen…" (aus:
                                          Hermann Hesse: Sämtliche Werke.
                                          Band 11: Autobiographische Schriften
                                        I. Frankfurt 2003, S. 389ff.)
   Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                          liebe Freunde Bad Cannstatts,
 der heutige Film ist wieder aus dem
                                          Stadtmuseum Bad Cannstatt in der Klösterle-Scheuer.
                                          Dort steht seit Dezember 2016, seit
                                          der letzten Umgestaltung der Dauerausstellung,
                                          der "Urban" des Gartenbauvereins Bad
                                          Cannstatt e.V., der 1871 als Güterbesitzerverein
                                          in der alten Oberamtsstadt am Neckar
                                          gegründet wurde und nächstes
                                          Jahr sein 150jähriges Bestehen
                                          feiern kann. Die Figur des Urban, des
                                          Patrons der Weingärtner, stammt
                                          aus dem Jahr 1894 und wurde aus einer
                                          Cannstatter Weinrebe geschnitzt. Seither
                                          ist es in dem Verein Tradition, dass
                                          der Urban mit kleinen Stiftungen aus
                                          Silber, teilweise auch vergoldet, behängt
                                          wird. Zunächst kamen die Stiftungen
                                          direkt an die Figur, nach dem Zweiten
                                          Weltkrieg wurde ein eigenes Gestell
                                          gebaut, das mittlerweile um eine Etage
                                          erhöht wurde, eine weitere Erhöhung
                                          steht bevor. Aktuell kam als letzte
                                          Stiftung durch eine Stuttgarter Gold-
                                          und Silberschmiedin eine Miniatur der
                                          Grabkapelle auf dem Württemberg
                                          (Rotenberg, Uhlbach) an den Urban.
                                          Dafür wurde das Stiftungsbuch
                                          aus der Vitrine genommen und durch
                                          eine Grafikerin um den neuen Eintrag,
                                          verbunden mit einem Spruch und einer
                                          Zeichnung der Miniatur, ergänzt.
                                          Einmal im Jahr wird die Figur zur Hauptversammlung
                                          des Gartenbauvereins, meist im März,
                                          für ein paar Tage aus der besonders
                                          gesicherten Vitrine genommen und kreist
                                          als "Urbansbecher", wie in alter Zeit,
                                          unter einigen zum Trinkspruch aufgerufenen
                                          Gästen. Bereits 1896 hat König
                                          Wilhelm II. im Kursaal bei einer Veranstaltung
                                          aus der Silbernen Butte des Urban getrunken
                                          und einen Trinkspruch auf den Deutschen
                                          Kaiser, damals (ebenfalls ein) Wilhelm
                                          II., ausgerufen. In diesem Jahr,i Anfang
                                          März 2020, zu Corona-Zeiten, war
                                          dies anders. Wie, verrät der (langjährige)
                                          Vorsitzende des Gartenbauvereins Bad
                                          Cannstatt, Wilhelm Bauer, ein "Ur-Cannstatter"    in
                                          der x-ten Generation - unter vielen
                                        CannstatterINNEn auch als "der Boskop" bekannt.
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                                          ist leider nicht so besonders, führt
                                          uns zum "Holzmarkt", eine Bezeichnung
                                          für einen kleinen Platz "hinter" und "neben" der
                                          Stadtkirche (an der Brunnenstraße,
                                          im Mittelalter "Schmidener Gasse"),
                                          die heute fast vergessen ist. Hier
                                          befand sich der Platz für den
                                          Holzverkauf, u.a. geflößtes
                                          Holz aus dem Schwarzwald. Im 18. Jahrhundert
                                          war das Gasthaus zum Goldenen Löwen
                                          auch das Zunfthaus der Cannstatter
                                          Fischer und Schiffer. Hier befand sich
                                          die Zunftlade, hier wurden die jährlichen
                                          Absprachen vorgenommen, die für
                                          alle Schiffer und Fischer im gesamten
                                          Cannstatter Amt galten, nicht nur für
                                          jene in der Amtsstadt selbst. Das Gebäude
                                          stammt wohl aus der Mitte des 16. Jahrhunderts,
                                          zumindest finden sich Bauteile aus
                                          der Zeit der Renaissance. Gleich daneben
                                          steht das sogenannte "Alte Spital"...
                                          die Nutzung ist möglicherweise
                                          eine Fehldeutung. Gerade arbeitet Peter
                                          Kieferle, der schon ein preisgekröntes
                                          Häuserbuch über die Cannstatter
                                          Neckarvorstadt herausgebracht hat,
                                          an einem solchen über die Altstadt
                                          Bad Cannstatts. Das eigentliche Cannstatter
                                          Spital befand sich vermutlich weiter
                                          stadtauswärts in der Brunnenstraße
                                          in der ehemaligen "Spitalschule"    unweit
                                          der Thurn- und Taxis'schen Reichspost.
                                          Beide unter Denkmalschutz stehenden
                                          Gebäude sind leider bei einem
                                          Luftangriff im Zweiten Weltkrieg komplett
                                          zerstört worden. Das Gebäude
                                          neben dem Goldenen Löwen war auf
                                          jeden Fall ein städtisches Lagerhaus,
                                          dafür spricht auch das mächtige
                                          Dach mit viel Speicherplatz. Um 1900
                                          war hier im ersten Stock die jüdische
                                          Schule untergebracht, im Erdgeschoss
                                          wurde damals ein    "Volkscafé" eingerichtet.
                                          Aus dieser Zeit stammen auch die großen
                                          Fensterbögen und das Relief mit
                                          der Cannstatter Kanne.
   Der heutige kleine Film führt
                                          uns in Bad Cannstatt an die vordere
                                          König-Karl-Straße, zwischen
                                          Kreuznacher- und Martin-Luther-Straße.
                                          Die Straße wurde ab 1864 als
                                          Allee in einer diagonalen Achse zur
                                          Rotunde des Großen Kursaals ausgerichtet
                                          und bekam damals den Namen    "Königstraße",
                                          der 1937, wie die meisten Straßennamen
                                          in diesem Viertel auf Grund von Verwechselungsgefahr
                                          in "König-Karl-Straße"    umbenannt
                                          wurde. Wir sind im Kurviertel, das
                                          von den Cannstattern damals auch    "Pensionopolis" genannt
                                          wurde, weil hier so viele Pensionäre,
                                          Beamte und ehemalige Militärs
                                          aus Stuttgart ihren repräsentativen
                                          Altersruhesitz gewählt hatten.
                                          Die im Film vorgestellten Häuser
                                          entstanden alle um 1870. Am Bestattungshaus
                                          Haas, das hier seit Anfang der 1970er
                                          Jahre seinen Stützpunkt hat, findet
                                          sich eine doppelte Hausnummer. Unter
                                          der 15 erkennt man die alte Häusernummer
                                          334, nur die letzte Ziffer ist teilweise
                                          verdeckt. Im frühen 19. Jahrhundert
                                          hatten die Straßen und Gassen
                                          noch keine Hausnummern im heutigen
                                          Stil, die Häuser wurden quartiersweise
                                          durchnummeriert, und dieses Haus war
                                          also das 334. Haus im "District A".
                                          Im ältesten erhaltenen Cannstatter
                                          Adressbuch von 1855 gab es drei Distrikte,
                                          im Adressbuch von 1866 waren es dann
                                          vier. Das Adressbuch von 1885 ist dann
                                          das erste, das straßenweise fortlaufende
                                          Hausnummern enthält. Wie waren
                                          die Distrikte A-D aufgeteilt? Der Distrikt
                                          A bestand aus der sogenannten "Oberstadt",
                                          das ist die Altstadt im ehemaligen
                                          Mauerring von der Wilhelmsbrücke
                                          aus gesehen links der Marktstraße
                                          mit Stadtkirche und Altem Rathaus;
                                          dazu die "Schmidener Vorstadt" an der äußeren
                                          Brunnenstraße, die sich seit
                                          etwa 1800 entwickelt hatte, zusammen
                                          mit der Wilhelmstraße am ehemaligen
                                          Stadtgraben. Und schließlich
                                          das ganze Kurviertel. Der Distrikt
                                          B bestand aus der "Unterstadt", der
                                          anderen, von der Marktstraße
                                          aus gesehenen westliche Hälfte
                                          der Altstadt mit den Häusern an
                                          der Badstraße, dem anderen ehemaligen
                                          Stadtgraben, und auf der Berger Insel
                                          im Neckar mit dem Leuze-Bad. Der Distrikt
                                          C reichte von der Neckarvorstadt hinauf
                                          bis zum Burgholzhof und der neue Distrikt
                                          D bildete das Bahnhofsviertel mit seinen
                                          Hotels auf der einen und Fabriken auf
                                          der anderen Seite, mit der Fabrikvorstadt
                                          dem Wasen zu, dem Seelberg mit dem "Deckerbuckel" (nach
                                          der Firma Gebr. Decker) und den Häusern
                                          an der Waiblinger Straße. Die
                                          große Kurzeit Cannstatts endete
                                          aber mit dieser Epoche, viele der ausländischen
                                          Gäste blieben künftig weg
                                          oder suchten sich andere Bäderorte
                                          (wie z.B. Wildbad, Baden-Baden...),
                                          in denen es keine (oder zumindest so
                                          gut wie keine) Industrie gab... im
                                          Gegensatz zur Cannstatt, das sich immer
                                          mehr zu einem ausgesprochen vielseitigen
                                          Industriestandort entwickelte. Mitte
                                          der 1880er Jahren waren die meisten
                                          großen Hotels geschlossen und
                                          umgenutzt. Aus dem Hotel Hermann wurden
                                          Wohnungen und nach dem Ersten Weltkrieg
                                          des Krankenhaus zum Roten Kreuz, ins
                                          Hotel Wilhelmsbad zog das Cannstatter
                                          Gymnasium ein. Die großbürgerlichen
                                          Häuser im Kurviertel gehören
                                          der Stilepoche des Historismus an und
                                          zitieren u.a. antike Bildmotive, einige
                                          stammen aus der Gründerzeit, der
                                          Zeit nach dem gewonnenen Deutsch-Französischen
                                          Krieg 1870/71, der zur Entstehung des
                                          Deutschen Kaiserreichs unter Kaiser
                                          Wilhelm I. und Bismarck, dem "Schmied
                                          des Reiches", führte.
   Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                          liebe Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs
                                          zu Corona-Zeiten, Achtung: An
                                            einer Stelle habe ich einen Zahlendreher
                                            bei Sprechen produziert - ich meinte "1895",
                                            sagte aber "1859", als ich das erste
                                            historische Bild an der neuen Erläuterungstafel
                                            am Daimlerturm beschrieb. Also -
                                            das Foto mit dem 1000. Motor der
                                            Daimler-Motorengesellschaft stammt
                                            natürlich aus dem Jahr 1895.
                                            heute mal ein längerer Film,
                                            der uns in den "Oberen Kursaal" führt,
                                            wie alteingesessene Cannstatter sagen,
                                            der Kursaal sind nicht nur die so
                                            bezeichneten Gebäude, sondern
                                            auch die dazugehörigen Parkanlagen,
                                            deren Anfänge bis in die Zeit
                                            um 1800 zurückreichen. Bereits
                                            Mitte des 19. Jahrhunderts war etwa
                                            ein Viertel des heutigen obere Kurparks
                                            auf dem    "Sulz(er)rain", wie der
                                            Berghang seit Alters wegen der an
                                            seinem Fuß sprudelnden Quelle
                                            hieß, bereits gärtnerisch
                                            und parkartig für die Kur- und
                                            Tagesgäste gestaltet. Auftraggeber
                                            war damals der 1821 gegründete
                                            Brunnenverein, an dessen 200. Jubiläum
                                            im nächsten Jahr mit Veranstaltungen
                                            und einer Ausstellung im Stadtmuseum
                                            Bad Cannstatt gedacht werden soll.
                                            Mein kleiner Parkspaziergang widmet
                                            sich dem Areal von der Freiligrathbank,
                                            die noch aus dem zweiten Drittel
                                            des 19. Jahrhunderts stammen dürfte,
                                            und in Zusammenhang steht mit dem
                                            im 19. Jahrhundert sehr populären,
                                            auf dem Uffkirchhof bestatteten Dichter
                                            Ferdinand Freiligrath (1810-1876;
                                            von dem u.a. auch ein Gedicht über
                                            die 1848er Revolution in Berlin stammt,
                                            mit der Zeile "Wir sind das Volk,
                                            die Freiheit wir"    - deren erste
                                            Hälfte Ihnen von den Montagsdemonstrationen
                                            in Leipzig 1989 her nicht unbekannt
                                            sein dürfte), geht dann über
                                            das Denkmal für den Schriftsteller
                                            Berthold Auerbach (1812-1882) und
                                            die Wandelhalle, die König Wilhelm
                                            I. von Württemberg drei Jahre
                                            vor seinem Tod 1861 den Kuranlagen
                                            stiftete, bis zum Daimlerturm, der
                                            1894, im Jahr des 60. Geburtstag
                                            des Ingenieurs als sein persönlicher
                                            Rückzugsort in oberen Privatgarten
                                            Gottlieb Daimlers (1834-1900) entstand.
                                            Leider wurde der ursprünglich
                                            mit Zinnen versehene, mittelalterlich
                                            wirkende, aus Travertin errichtete
                                            Turm um 1939 aufgestockt und dabei
                                            wurden auch die Wandmalereien im
                                            Innern teilweise zerstört. Ab
                                            und an öffnet der Verein Pro
                                            Alt-Cannstatt zum "Tag des Offenen
                                            Denkmals" zusammen mit dem Daimler-Archiv
                                            den Turm und macht ihn damit der Öffentlichkeit
                                            zugänglich (für 2020 hat
                                            Pro Alt-Cannstatt etwas Anderes für
                                            diesen Tag geplant, so er stattfinden
                                            kann, aber bis September sind noch
                                            einige Monate Zeit; Führungen
                                            unter dem Jahr, auch zu normalen
                                            Zeit, sind nicht möglich). Der
                                            Turm ist übrigens im Besitz
                                            der Stadt Stuttgart, wird aber von
                                            der Firma "Daimler" baulich unterhalten,
                                            die auch die Gedächtnisstätte
                                            im ehemaligen Gewächshaus mit
                                            Werkstatt betreibt. Die natürlich
                                            jetzt auch bis auf Weiteres geschlossen
                                            ist.
   Heute sind wir an der äußeren
                                          Marktstraße, in der Nähe
                                          der Wilhelmsbrücke. Dort stehen
                                          in einer Reihe zwischen Brunnenstraße
                                          und Brücke stadtauswärts
                                          mehrere erhaltene Fachwerkhäuser
                                          aus der Frühen Neuzeit, vielleicht
                                          im Kern sogar das Eine oder Andere
                                          noch aus dem Mittelalter. Ein Wappenstein
                                          an Nummer 56 verrät uns den Bauherrn
                                          und das Baujahr des damals stattlichen
                                          Neubaus, 1587. Die Familie war also
                                          nicht unvermögend. Auf dem Wappenstein
                                          ist ein Fisch zu erkennen und darunter
                                          der vordere Teil eines Spatens (oft
                                          mit Metall verstärkt; könnte
                                          für den Nachnamen der Ehefrau
                                          stehen, z.B. Bauer) und die beiden
                                          Initialen des Bauherrn. Im Film spekuliere
                                          ich über den Nachnamen Fischer,
                                          tatsächlich findet man in "Kaufbuch
                                          Cannstatt 1555-1582", das der Historiker
                                          Jörg Heinrich 2016 nach mühevoller
                                          Transkription herausgegeben hat und
                                          dessen Druck Pro Alt-Cannstatt bezuschusste,
                                          einen passenden Cannstatter Bürger
                                          namens Balthasar Fischer (im Kaufbuch
                                          manchmal auch "Balthas Vischlin" geschrieben),
                                          der als Bauherr infrage kommt. Im letzten
                                          Adressbuch Cannstatts vor der Vereinigung
                                          mit Stuttgart, erschienen 1904, gehört
                                          das Gebäude, wie auch schon in
                                          den 1840er Jahren, einer Familie Cantz,
                                          die um 1900 hier im Erdgeschoss und
                                          ersten Stock eine Wirtschaft betrieb
                                          und auch wohnte und früher (so
                                          1846, als eine unverheiratete Magd
                                          hier in ihrer Verzweiflung einen "Kindsmord"    beging)
                                          Metzger waren. Der Name der Wirtschaft
                                          ist im Adressbuch leider nicht    überliefert,
                                          der damalige Wirt und Hauseigentümer
                                          hieß Karl Cantz und hatte den
                                          Telefonanschluss Nr. 17.
   Heute sind wir in der    "Neckarvorstadt",
                                          an der Krefelder Straße. Die
                                          Neckarvorstadt hat einen mittelalterlichen
                                          Kern - um die Brückenstraße,
                                          zwischen Martinskirche und Wilhelmsbrücke;
                                          ab den 1830er Jahren erweiterte sie
                                          sich und wurde zu einem Industriestandort,
                                          gerade an der Hall- und der Haldenstraße,
                                          hier wohnten in teilweise noch erhaltenen
                                          Häusern Fabrikarbeiter, die es
                                          durchaus auch zu Häusern gebracht
                                          hatten, aber auch Weingärtner.
                                          Die Firma Streicher war um 1900 eine
                                          bekannte Eisengießerei und Dampfkesselfabrik
                                          und später auch Stahlgießerei,
                                          und zwar ab 1922 am Standort Asperg
                                          als erste württembergische Stahlgießerei überhaupt.
                                          1871 hatte Johann Michael Streicher
                                          (1836-1890), der vorher Gießermeister
                                          bei der Firma G. Kuhn in Berg gewesen
                                          war, seine Fabrik gegründet und "durch
                                          persönlichen Fleiß, Umsicht
                                          und Zähigkeit, sowie durch die
                                          Erzeugung eines erstklassigen Graugusses
                                          sein Geschäft aus kleinen Anfängen
                                          heraus immer besser zu entwickeln und
                                          es nach und nach zu einer der bedeutendsten
                                          Kundengießereien Württembergs
                                          zu machen", wie es in einer späteren
                                          Firmenbeschreibung heißt. Um
                                          1900 wurde der Gießerei, die
                                          schon für Kanalisations- und Bauguß einen
                                          guten Ruf hatte, durch den Schwiegersohn
                                          Streichers, Carl Simon (gest. 1913),
                                          auch noch eine Dampfkesselfabrik angegliedert,
                                          die sich rasch Erfolge hatte. "Dampfkesselanlagen,
                                          Turbinenrohrleitungen - die Hochdruckleitung
                                          für das bekannte Walchenseekraftwerk
                                          in Bayern stammt z.B. zum größten
                                          Teil von da -, rauchverzehrende Feuerungen,
                                          Behälter und Apparate jeder Art
                                          werden hier gebaut. In neuerer Zeit
                                          hat die Firma sich besonders auch der
                                          Herstellung von Bitumen-Teersprengwagen
                                          zugewendet", wie es weiter heißt.
                                          Um 1930, als die drei Söhne Carl
                                          Simons den Betrieb führten, hatte
                                          man 450 Arbeiter und Angestellte. In
                                          den 1960 Jahren wurden bei Streicher
                                          auch Fahrzeuge für die Straßen-
                                          und Startbahnreinigung, die Grubenentleerung,
                                          Kanal- und Sinkkastenreinigung hergestellt.
                                          1982 musste die Firma Konkurs anmelden.
                                          Während die alten Firmengebäude
                                          verschwunden sind, blieb die Fabrikantenvilla
                                          erhalten, an der man kleine Produkte
                                          der Firma bewundern kann und einen
                                          Stein mit einer Bauinschrift, die auf
                                          dem Firmengründer und Bauherrn
                                          Michael Streicher ("M. St.") und das
                                          Baujahr 1881/82 verweist. Es handelt
                                          sich also bei dem denkmalgeschützten
                                          Gebäude um eine typische gründerzeitliche
                                          Fabrikantenvilla auf dem Firmengelände.
                                          Zu dieser Zeit wollten die Chefs offensichtlich
                                          noch 24 Stunden am Tag vor Ort sein.
     Die heutige Folge führt vom Daimlerturm
                                          in die Freiligrathstraße, in
                                          der Wilhelm Maybach mit seiner Familie
                                          lebte. Auf Postkarten der Jahrhundertwende
                                          wird dieses Areal nördlich der
                                          Waiblinger Straße auch als "Villenkolonie" bezeichnet.
                                          Tatsächlich entstanden hier um
                                          1900 eine Reihe stattlicher Villen
                                          und auch Doppelvillen auf großen
                                          Grundstücken mit parkartigen Gärten,
                                          wie es sie an der Taubenheimstraße
                                          zum Teil schon in den 1870er Jahren
                                          gegeben hatte - die leider nicht erhaltene
                                          Villa Daimler ist dafür ein gutes
                                          Beispiel. Nach dem Zweiten Weltkrieg
                                          wurden die meisten Grundstücke
                                          aufgeteilt und mit Neubauten    "nachverdichtet".
                                          Doch die alten Villen stehen zum großen
                                          Teil, so auch in der Freiligrathstraße,
                                          die ab 1895 nach dem in Cannstatt verstorbenen,
                                          zu seiner Zeit sehr populären
                                          Dichter Ferdinand (von) Freiligrath
                                          (1810-1876) benannt und angelegt worden
                                          war und auch noch in Richtung des "Freiligrathblicks" vom
                                          Oberen Kursaal her verläuft. Zwei
                                          Gebäude haben eine ganz besondere
                                          Geschichte, da ist die Nummer 8, die
                                          um 1898/1900 errichtete Villa des Bankiers
                                          Max Hartenstein, eines Familienmitgliedes
                                          der in der zweiten Hälfte des
                                          19. Jahrhunderts bedeutenden Cannstatter
                                          Bankiersfamilie Hartenstein, der von
                                          1901 bis 1904 auch Obmann des Cannstatter
                                          Bürgerausschusses war und in seinem
                                          Wohnhaus den Telefonanschluss mit der
                                          Nummer 163 besaß. Außerdem
                                          saß    Max Hartenstein laut Adressbuch
                                          von 1904 im Vorstand der Allgemeinen
                                          Bau-, Spar- und Bedarfs-Genossenschaft
                                          Cannstatt, e.G.m.b.H., und war der
                                          Rechner (also Finanzvorstand) des Evangelischen
                                          Vereins Cannstatt (mit fünf zentralen
                                          Einrichtungen: einem evangelischen
                                          Vereinshaus, der    "Herberge zur Heimat",
                                          dem Kaffeehaus im Städtischen
                                          Lagerhaus an der Brunnenstraße
                                          7, dem Fabrikarbeiterinnenheim und
                                          der Stadtmission). Gegenüber der
                                          Villa Hartenstein steht eine 1906 errichtete
                                          Doppelhausvilla (Nr. 9), in deren rechter
                                          Hälfte Wilhelm Maybach (1846-1929)
                                          mit seiner Familie bis zu seinem Tod
                                          lebte, wie auch an den Initialen "WM" am
                                          Erker des jüngst renovierten Gebäudes
                                          zu erkennen ist. Eine Tafel des Historischen
                                          Pfades von Pro Alt-Cannstatt (Tafel
                                          Nr. 44) verweist auf dem bedeutenden
                                          Ingenieur, dessen Anteile an der Entwicklung
                                          des Daimlermotors, außer in der
                                          absoluten Fachliteratur, nicht gebührend
                                          gewürdigt werden. Die Gräber
                                          von Ferdinand Freiligrath und Wilhelm
                                          Maybach wie auch Gottlieb Daimlers
                                          befinden sich auf dem nahe gelegenen
                                          Uffkirchhof.   Der heutige Film führt uns wieder
                                          in die Unteren Kursaalanlagen, die
                                          im Jahrzehnt vor Ausbruch des Ersten
                                          Weltkriegs in mehrfacher Hinsicht eine
                                          Aufwertung erfuhren - im Hinblick auf
                                          die gartentechnische Gesamtanlage,
                                          die Bepflanzung der Grünflächen,
                                          aber auch im Hinblick auf die "Möblierung" mit
                                          Kunst. Hierbei kam der in Cannstatt
                                          geborene Bildhauer Emil Kiemlen (1869-1956)
                                          gleich mehrfach zum Zuge... einen Film über
                                          den letzten Rest der 1914 aufgestellten
                                          Vierjahreszeitengruppe, die drei Knaben,
                                          die eine Weintraube halten, den "Herbst" darstellend,
                                          habe ich ja schon hochgestellt (hier
                                          die Nr. 4 in diesem Blog). Im Sommer
                                          1910 wurde der Junobrunnen feierlich
                                          eingeweiht, den der Verschönerungsverein
                                          Cannstatt in Erinnerung an die fünf
                                          Jahre zuvor, am 1. April 1905, vollzogene "Städteehe"    zwischen
                                          Stuttgart und Cannstatt aufstellen
                                          ließ. Ihn ziert, alles Andere überragend,
                                          die Göttin Juno - die (oft hintergangene,
                                          sich manchmal an Gespielinnen ihres
                                          Mannes fürchterlich rächende)
                                          Ehefrau des Jupiter, des obersten Gottes
                                          der Römer. Sie war (trotzdem)
                                          für eine gute Ehe und für
                                          einen guten Verlauf der Schwangerschaft
                                          und eine leichte Geburt zuständig.
                                          Emil Kiemlen hat sie hier recht jung
                                          und fast Venus-gleich schön dargestellt.
                                          Hinter ihrem linken Arm, von vorne
                                          kaum sichtbar, ist ihr der Pfau, ihr
                                          Attribut, beigesellt, als Zeichen für
                                          Schönheit und Liebe. Die    "Königin
                                          Juno" (Juno Regina) war auch die Schirm-
                                          und Schutzherrin Roms und gehörte
                                          mit Jupiter und seiner kopfgeborenen
                                          Tochter Minerva zur    "Kapitolinischen
                                          Trias", den drei höchsten Göttern
                                          Roms, die im ihnen geweihten Haupttempel
                                          auf dem Kapitol gemeinsam und einzeln
                                          verehrt wurden. Die Wasserführung
                                          des Brunnens, der übrigens nicht
                                          mit Cannstatter Mineralwasser betrieben
                                          wird, war ursprünglich eine aufwändigere,
                                          wie man auf alten Fotos sehen kann.
                                          Unterhalb des Sockels der Juno kamen
                                          vier Wasserstrahle heraus. Die vier
                                          Fischmünder "spuckten" ihren Strahl
                                          in einem auf- und dann absteigenden
                                          Hyperbelbogen in einer Gegenbewegung
                                          nach oben, und nicht wie heute einfach
                                          nach unten.
   Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                          liebe Freunde dieses Blogs,
 heute sind wir vor der ehemaligen
                                          Königsdragonerkaserne am Hallschlag
                                          in Bad Cannstatt am Altenburgplatz,
                                          dessen Gestaltung in diesem Jahr mit
                                          der Aufstellung von Informationstafeln
                                          zur Geschichte der Römerkastells
                                          und des Areals ihren Abschluss finden
                                          wird. Eine der Besonderheiten, und
                                          darüber freuen wir uns als Verein
                                          Pro Alt-Cannstatt und als geschichtsinteressierte
                                          Cannstatter sehr, ist, dass es auf
                                          unseren Vorschlag hin bei der Stadtverwaltung
                                          gelungen ist, nunmehr dauerhaft ein
                                          originales Stück jener Römerstraße
                                          des antiken Cannstatt zu zeigen. Dieses
                                          Straßenstück, das jedoch
                                          nur die obersten abdeckenden Steinplatten
                                          und damit das römische Laufniveau
                                          aus der Mitte des 2. Jh. n. Chr. umfasst,
                                          ist das einzig römische Originalstück,
                                          das derzeit im    öffentlichen
                                          Raum in Bad Cannstatt zu erleben ist.
                                          Es trat 2012 beim Abbruch einer Kirche
                                          am Sparrhärmlingweg gegenüber
                                          dem Wärterhäuschen am Steigfriedhof
                                          zu Tage. Und unter dieser obersten
                                          Steinlage wurde zudem eine außergewöhnliche
                                          Holzsubkonstruktion entdeckt, die aus
                                          der Zeit zwischen 120 und 140 n.Chr.
                                          stammte - welche derzeit in der Sonderausstellung
                                          im Stadtmuseum Bad Cannstatt "Den Römern
                                          auf der Spur. 125 Jahre Archäologie
                                          in Cannstatt" erklärt wird und
                                          an einem kleinen Balken auch zu sehen
                                          wäre - und auf jeden Fall bis
                                          in die Zeit "nach Corona" verlängert
                                          wird. Wenn auch das Umsetzen der Steinplatten
                                          nach der Einlagerung im Bauhof nicht
                                          nach archäologischen Gesichtspunkten
                                          erfolgte (d.h. man hat die Steine nicht
                                          durchnummeriert und genauso in Reihe
                                          und Position wieder verlegt, wie sie
                                          aufgefunden wurden), so sind die unterschiedlich
                                          großen Platten doch authentische
                                          Zeugnisse für das antike Cannstatt
                                          als bedeutender Straßenknotenpunkt
                                          im der obergermanischen Provinz der
                                          römischen Kaiserzeit. Man läuft
                                          also über die gleichen Steine
                                          wie die antiken Cannstatter vor ungefähr
                                          1880 Jahren (!!!). Die Römerstraße
                                          führte übrigens aus dem "rechten
                                          Lagertor" (der "porta dextra") ziemlich
                                          lange schnurgerade parallel zum Verlauf
                                          des heutigen Sparrhärmlingweges
                                          nach Westen, über PORT(us) - Pforzheim
                                          und am Nordrand des Schwarzwaldes vorbei
                                          ins Oberrheintal und über den
                                          Rhein nach Straßburg, einer der
                                          wichtigsten militärischen Standorte
                                          zu Römerzeit. Die Idee des Umsetzens
                                          der Decksteine entstand am 20. September
                                          2012 bei einer Begehung mit Herrn Dr.
                                          Andreas Thiel, dem für Bad Cannstatt
                                          zuständigen Landesarchäologen,
                                          für eine Gruppe von Journalisten
                                          und Interessierter des auf dem Hallschlag
                                          tätigen quartiergeschichtlichen
                                          Arbeitskreises, der bei der "Sozialen
                                          Stadt" angedockt ist. Und bei dem sich
                                          unser Pro Alt-Cannstatt-Vorstandsmitglied
                                          Matthias Busch seit Jahren engagiert
                                          einbringt. Im Jahr 2019 wurden die
                                          Steine schließlich in die Neugestaltung
                                          eingebracht. Kommen Sie gut durch diese
                                          Zeit. Dies wünscht Olaf Schulze,
                                        1. Vors. Pro Alt-Cannstatt e.V. Historiker & Trauerredner
   Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, "alte" und
                                            neugewonnene Freunde dieses Bad Cannstatt-Blogs
                                            - der gestern zusammen mit dem
                                            Pforzheim-Blog den 1000. Klick verzeichnen
                                            konnte. DANKE AN SIE / EUCH ALLE!
 Heute sind wir in der Spreuergasse,
                                          eine noch bis in die 1960er Jahre durchaus
                                          landwirtschaftlich geprägten Gasse
                                          - es gab damals noch ein Fuhrunternehmen
                                          mit Pferden und der Jakobsbrunnen war
                                          ihre Pferdetränke. Diese Gasse
                                          hat am Ende des Krieges zu weiten Teilen
                                          etwa von der Mündung der Sulzbachgasse
                                          bis zur Brunnenstraße vor eine
                                          schwere Zerstörung durch die Luftangriffe
                                          auf Bad Cannstatt erleiden müssen.
                                          So dass in diesem Bereich nur wenige
                                          Zeugnisse der Baugeschichte überlebt
                                          haben. Ein kleines Gebäude, das
                                          rechts neben dem Ackerbürger stand,
                                          wurde nach dem Krieg im Ober- und Dachgeschoss
                                          wieder aufgebaut. Und - leider, sage
                                          ich - vor zwei Jahren für einen
                                          genehmigen Neubau abgebrochen. Ich
                                          hatte damals auch Kontakt mit der städtischen
                                          Denkmalpflege aufgenommen, denn das
                                          steinerne Erdgeschoss stammte aus der
                                          Mitte des 16. Jahrhunderts mit profiliertem
                                          Renaissancetor und einem zu zwei Dritteln
                                          erhaltenen Wappenstein darüber,
                                          und habe dort nachgefragt, ob ihnen
                                          der Abbruch bekannt ist. Was bejaht
                                          wurde, das Haus stand im Ganzen als
                                          Wiederaufbau der Nachkriegszeit nicht
                                          unter Denkmalschutz, aber der neue
                                          Bauherr hatte sich verpflichtet, das
                                          Torgewände einzulagern und in
                                          den Neubau an gleicher Stelle zu integrieren
                                          und auch die Stadtmauer im hinteren
                                          Teil des Grundstücks stehen zu
                                          lassen, und ebenfalls im Neubau zu
                                          erhalten. Soweit, so gut. Nun hat sich
                                          seit dem Abbruch bislang nichts getan,
                                          aber es kann ja noch kommen. Und es
                                          kann auch etwas Interessantes entstehen.
                                          Hoffen wir dies. Das Haus des    "Ackerbürger",
                                          vermutlich 1561 errichtet, ist ein
                                          typischen kleines, kompaktes Multifunktionshaus
                                          für eben die nicht so wohlhabenden    "Ackerbürger",
                                          Cannstatter mit kleinem Viehbestand,
                                          kleinen Flurstücken an Acker,
                                          Futter- und Obstwiesen und Weinbergen
                                          und Bürgerrecht (und Bürgerpflicht)
                                          in der Stadt. So zeigt die in der Restaurierung
                                          wieder freigelegte Fassade deutlich
                                          das das Haus nur aus einem, anderthalb
                                          Wohnstöcken bestand, darüber
                                          eine Bühne für das Einlagern,
                                          rechts das große Stall- und Scheunentor,
                                          in der Mitte der Zugang zur Wohnung
                                          und links das doch recht große
                                          Kellertor. Das Haus selbst sitzt auf
                                          der Stadtmauer und ihrem Wehrgang auf.
                                          Die Stadtmauer durfte überhaupt
                                          erst ab der Mitte des 16. Jahrhunderts
                                          bebaut werden, als ihr fortifikatorischer
                                          Wert, durch die neuartigen Kanonen,
                                          gegen Null gesunken war. Man kann den
                                          Wehrgang besonders gut von der Seite
                                          sehen, vom Durchgang zur Wilhelmstraße
                                          her. In der zentralen Gaststube sitzen
                                          heutzutage (wenn auch jetzt nicht)
                                          einige der Gäste auf diesem zurückversetzten
                                          Wehrgang und verzehren die Speisen
                                          des Herrn Uwe Mürdel und seines
                                          Teams, der seit 1996 den "Ackerbürger" mit
                                          Erfolg betreibt. Um 1900 gehörte
                                          das damals verputzte und eher unscheinbare
                                          Gebäude einem Schuhmacher, der
                                          im Nebenberuf    "Leichenbesorger" war,
                                          und einem Heizer, ein Steinbrecher
                                          wohnte noch zur Miete. Von 1981 bis
                                          1983 wurde das Haus renoviert und zu
                                          einer Weinwirtschaft umgebaut. Eine
                                          persönliche Bemerkung und Erklärung:
                                          Dieser Beitrag ist den lieben "Trommelwieseln" gewidmet...
                                          Vor genau 12 Jahren im Frühjahr
                                          2009 haben sich sechs enthusiastische
                                          Menschen um den Cannstatter Drucker
                                          Wolfgang Reichert gesammelt und innerhalb
                                          eines halben Jahres ein Cannstatt-Kochbuch
                                          auf den Markt gebracht - und wir nannten
                                          unseren "Verlag" "trommelwiese", nach
                                          einem Teil des Cannstatter Wasens,
                                          auf dem es natürliche Quellen
                                          gab, die    "getrommelt", also laut
                                          gegluckst haben (etwa beim Veielbrunnenquartier).
                                          Wir suchten damals 12 Lokale in Bad
                                          Cannstatt aus, interviewten die Wirtinnen
                                          und Wirte, Köche und Köchinnen,
                                          recherchierten die Hausgeschichte(n),
                                          fotografierten den Kochprozess (notfalls
                                          auch mal zuhause am eigenen Herd) und
                                          brachten Anfang Dezember "Neig'schmeckt.
                                          Gerichte und Geschichten aus Bad Cannstatt" heraus,
                                          gerade noch rechtzeitig für das
                                          Weihnachtsgeschäft. Wir waren
                                          vom positiven Feedback und auch von
                                          unserem "lokalen"    Erfolg durchaus überrascht
                                          und ließen 2010 und 2011 jeweils
                                          noch ein weiteres lokales Kochbuch über
                                          Esslingen und über Ludwigsburg
                                          folgen. Aber es zeigten sich auch bei
                                          uns, die wir jeder einen Hauptberuf
                                          ausfüllen müssen/dürfen
                                          (und auch gerne ausfüllen) Ermüdungserscheinungen,
                                          gerade beim letzten Buch. Und gerade
                                          auch bei mir. Seither schläft
                                          die "Trommelwiese", aber die "Wiesel" sind
                                          in ihren Bereichen immer noch sehr
                                          aktiv. Der    "Ackerbürger" war
                                          eines unserer 12 ausgesuchten Lokale.
                                          Ich erinnere mich noch gut, wie heiß es
                                          beim Interview, dass ich mit Herrn
                                          Uwe Mürdel führen durfte,
                                          in seiner Küche war (wir sind
                                          dann in den Gastraum), es war ja im
                                          Sommer, und die Sonne knallte auf's
                                          Dach des Gebäudes. Also Wolfgang,
                                          Yvonne und Tom, Sabine und Lars und
                                          natürlich auch "Zö", Thomas...
                                          kommt alle gut durch diese seltsame
                                          Zeit. Dies wünschen Euch Olaf
                                          und Matthias
   Heute, an Palmsonntag 2020, einem
                                          Palmsonntag ohne fröhliche Prozessionen
                                          in dieser eigenartigen Zeit, möchte
                                          ich Ihnen allen, den Cannstatter und
                                          den Pforzheimer Freundinnen und Freunden
                                          meines Blogs, den Menschen meiner Heimatstadt,
                                          der Goldstadt an der Enz, und meiner
                                          Wahlheimat, der Sauerwasserstadt am
                                          Neckar, einen gemeinsamen Film widmen,
                                          ein Film über die katholische
                                          Herz-Jesu-Kirche aus Pforzheims Innenstadt,
                                          die komplett mit Cannstatter Travertin
                                          der Firma Lauster verkleidet ist. Und
                                          zwar stammen alle Fenster- und Türrahmungen
                                          aus der "Gelben Bank", die Hauptflächen
                                          sind mit bruchrauhen Mauersteinen aller
                                          Lauster-Sorten verblendet, wie ein
                                          zeitgenössischer Katalog der Firma    "Adolf
                                          Lauster & Co. Travertinwerke Stuttgart-Cannstatt" verrät,
                                          der sich in meinem Besitz befindet.
                                          Als wir vor einigen Jahren unseren
                                          Tagesausflug mit Pro Alt-Cannstatt
                                          nach Pforzheim machten, habe ich diese
                                          Kirche, die mich schon als Kind fasziniert
                                          hat, der Gruppe vorgestellt. Die Pforzheimer
                                          Herz-Jesu-Kirche wurde vom Stuttgarter
                                          Architekten Otto Linder geplant und,
                                          nach der Zerstörung des 23. Februar
                                          1945, dem bis Stuttgart am Himmel sichtbaren
                                          Großangriff auf Pforzheim, der
                                          auch die Herz-Jesu-Kirche betraf -
                                          das angebaute Pfarrhaus zum Beispiel
                                          wurde völlig zerstört, dort
                                          ist heute eine Gedächtniskapelle
                                          mit einem beeindruckenden Wandbild
                                          zum 23. Februar -, noch einmal stilistisch
                                          dem neuen Zeitgeschmack entsprechend
                                          Ende der 1940er Jahre umgeplant. Erbaut
                                          1928/29 auf dem Gelände einer
                                          abgerissenen Schule aus dem 19. Jahrhundert,
                                          verband (Albert) Otto Linder (1891-1976)
                                          auf beeindruckende Weise in seiner
                                          Architektur in der Außenwirkung
                                          expressionistische Stilformen mit dem
                                          Naturstein Travertin und seiner spezifischen
                                          gelb-rötlichen Farbigkeit zu einer
                                          unverwechselbaren Einheit, die er -
                                          leider - nach dem Krieg "entschärfte"    (1948-1954).
                                          Aus dreieckig spitzen Fenstern wurden
                                          Rundbögen. Das mehrfach gefaltete,
                                          ursprünglich steilere Dach bekam
                                          eine flachere Kuppel. Auch die Hauptfassade
                                          wurde umgestaltet, Wandmalereien -
                                          die, nach dem Foto im Lauster-Katalog,
                                          einen Christophorus zeigten - und die
                                          drei überhohen spitzen Portale
                                          mit einer nach vorne geöffneten
                                          Vorhalle entfielen, die Kirche schloss
                                          sich optisch von nun an ab. Dafür
                                          kam eine stark stilisierte Rosette
                                          in die Fassade. Einzig der markante
                                          Turm, der den Krieg ohne größeren
                                          Schaden überstanden hatte und
                                          für die Nachkriegspforzheimer
                                          immer ein wichtiger Orientierungspunkt
                                          neben dem Stadtkirchenturm, dem Turm
                                          der Franziskuskirche und dem Alten
                                          Wasserturm in der Trümmerwüste
                                          war, blieb in seiner ursprünglichen
                                          Gestaltung unangetastet. Von Anfang
                                          an trug er, hochmodern im Jahr 1929,
                                          ein Neon-Kreuz, das 10 Jahre später
                                          wegen der Verdunklung während
                                          des Zweiten Weltkriegs nicht mehr leuchten
                                          durfte, es seit dem Wiederaufbau aber
                                          wieder tut. Auch die Kreuzigungsgruppe
                                          des in Pforzheim aufgewachsenen Künstlers
                                          Edward Mürrle (1901-1995), einem
                                          Meisterschüler von Max Kassube
                                          (vgl. den Film über den Vogelbrunnen
                                          in der Pforzheimer Nordstadt in meinem
                                          Pforzheim-Blog, Nr. 8) ist noch original
                                          erhalten in Gestaltung und Standort    über
                                          der Hauptfassade, der Enz zu. Von Edward
                                          Mürrle stammen übrigens auch
                                          die überlebensgroße Madonna
                                          vor dem Pfarrhaus der Pforzheimer Franziskuskirche,
                                          die ursprünglich an der Choraußenfassade
                                          nahe des Turmes der Herz-Jesu-Kirche
                                          auf einem dort noch erhaltenen Sockel
                                          angebracht war, und der "Wagenlenker" an
                                          der Pforzheimer Jahnhalle (1952/53).
                                          Otto Linder, der ab 1920 in Stuttgart
                                          ein eigenes Büro betrieb, baute
                                          ab Mitte der 1920er Jahre bis Ende
                                          der 1950er Jahre über 20 zumeist
                                          katholische Kirchen in Deutschland, Österreich,
                                          Liechtenstein und der Schweiz. Darunter
                                          zum Beispiel als einer seiner ersten
                                          Kirchenbauten 1924/25 die Herz-Jesu-Kirche
                                          in Mühlacker, die man u.a. von
                                          der Bahn aus sehen kann auf der Strecke
                                          zwischen Stuttgart und Pforzheim/Karlsruhe.
     Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                            liebe Freunde Bad Cannstatts, der heutige, eher kurze Film, führt
                                          uns auf die ehemalige Café-Terrasse
                                          am Kleinen Kursaal, der von 1906 ab
                                          nach den Plänen des Architekten
                                          Albert Eitel (1866-1934) im Auftrag
                                          des Cannstatter Brunnenvereins errichtet
                                          und am 27. April 1908 unter Anwesenheit
                                          des württembergischen Königs
                                          Wilhelm II. feierlich eröffnet
                                          wurde. Der Kleine Kursaal (damals noch    "Kursaalneubau" genannt)
                                          umfasste - und umfasst immer noch -
                                          neben einem großzügigen
                                          Restaurant-Teil im Erdgeschoss im Obergeschoss
                                          einen zweiten Saal (der den langestreckten
                                          Saal im Großen Kursaal von nun
                                          ergänzte), weitere kleinere Veranstaltungs-
                                          und Nebenräume, natürlich
                                          auch Toilettenbereiche, und auf der
                                          Rückseite eine L-förmige
                                          Café-Terrasse im ersten Stock,
                                          deren Nutzung spätestens nach
                                          dem Zweiten Weltkrieg (wer es genauer
                                          weiß, meldet sich bitte bei mir,
                                          z.B. per Kommentar unten) leider aufgegeben
                                          wurde. Diesmal habe ich eine Ansichtskarte
                                          aus der Zeit um 1930 mitgebracht und "überblende" sie
                                          mit der jetzigen Situation auf der
                                          Café-Terrasse. Im Film vergaß ich übrigens
                                          zu erwähnen, dass ein Schild rechts
                                          auf der Ansichtskarte für Bayrisches
                                          Bier wirbt - das gab es im Kursaal
                                          also tatsächlich schon früher...
                                          und galt als besonderes Qualitätsmerkmal
                                          des Angebots, mit dem der Kursaalwirt
                                          sogar Gäste in Zeitungen etc.
                                          per Anzeige anlockte.
   Heute sind wir an einem Wahrzeichen
                                          Bad Cannstatts, zumindest aber der
                                          Altstadt, dem "Klösterle" - einem
                                          Gebäude, das laut dendrochronologischer
                                          Datierung (Jahresringdatierung der
                                          verwendeten Bauhölzer) im Jahr
                                          1463 errichtet wurde. Hermann Kugler,
                                          ein junger Architekt und zunächst
                                          mit der Bauaufnahme des schon seit
                                          den 1930er Jahren denkmalgeschützten
                                          Gebäudes beauftragt, erwarb das
                                          verputzte, und wenig ansehnliche, teilweise
                                          zuletzt noch mit Eternitplatten verkleidete
                                          Gebäude 1983 und restaurierte
                                          es im Zeitraum von etwa einem Jahr
                                          vorbildlich, wofür ihm 1984 der "Peter-Haag-Preis" für
                                          beispielhaften Denkmalschutz, gestiftet
                                          vom Schwäbischen Heimatbund under
                                          Württembergischen Hypobank, verliehen
                                          wurde. Im erhöhte gelegenen    "Erdgeschoss" befindet
                                          sich seit 1984 eine rustikal eingerichtete
                                          Weinstube mit vorrangig schwäbischer
                                          Küche mit schweren Holztischen
                                          und viel alter Bausubstanz, die schon
                                          seit 1998 von Nick Hemberger und seinem
                                          Team auf bewährte Weise geführt
                                          wird (und hoffentlich bald wieder    öffnen
                                          kann). In den oberen Stockwerken hat
                                          Hermann Kugler bis heute sein Architekturbüro.
                                          Der Film hat die Fachwerkkonstruktion
                                          des "Schwäbischen Mannes" zu Thema,
                                          bei dem am tragenden Balken x-förmig
                                          diagonal vier weitere Balken eingefügt
                                          wurden, die die Kräfte von oben
                                          breit aufnehmen und nach unten breit
                                          weitergeben, also wirklich für
                                          eine sichere Stabilität des Fachwerks
                                          sorgen. Die sieht aus, wie ein breitbeinig
                                          stehender Mensch/Mann, der seine Arme
                                          ebenfalls diagonal in den Himmel gestreckt
                                          hat. Der    "Schwäbische Mann" war
                                          im 14. und 15. Jahrhundert in unserem
                                          Raum eine beliebte Form der Fachwerkgestaltung
                                          der Zimmerleute, die nicht nur optimale
                                          Kräftelenkung erzeugt, sondern
                                          auch dem Haus "zur Zierde gereicht",
                                          es optisch interessanter macht. Denn
                                          ursprünglich war das Klösterle,
                                          wie praktisch alle Fachwerkgebäude
                                          des späten Mittelalters, fachwerksichtig.
                                          Erst seit dem 17. Jahrhundert mussten
                                          im Herzogtum Württemberg die Wohnhäuser
                                          aus Brandschutzgründen verputzt
                                          werden, da das Feuer bei verputzten
                                          Gebäuden nicht so leicht "überspringt".
   Liebe Freundinnen und Freunde
                                          dieses Bad Cannstatt-V-Logs,
 ja, man(n) lernt nie aus, auch wenn
                                          man(n) schon fast 55 ist - habe noch
                                          einen Monat und 4 Tage "Gnadenfrist".
                                          Die Töchter einer lieben Freundin
                                          haben mich über ihre Mutter gestern
                                          Spätnachmittag per WhatsApp aufgeklärt,
                                          dass ich einen "Vlog" mache, einen
                                          Video-Blog... ich bin also Vlogger
                                          (Danke: Franziska und Pauline für
                                          die Aufklärung und Heidi, fürs
                                          Vermitteln ;-)) ). Und das ist jetzt
                                          mein "Silber-Vlog" für Cannstatt,
                                          das 25. Thema (schon).
 Diesmal sind wir wieder im Stadtmuseum
                                          Bad Cannstatt. Ich zeige zwei Vitrinen
                                          im Obergeschoss, die die aktuelle Sonderausstellung "Den
                                          Römern auf der Spur. 125 Jahre
                                          Archäologie in Cannstatt" im Erdgeschoss
                                          ergänzen, die offiziell bis zum
                                          17. Mai läuft, aber wegen der
                                          Corona-Pandemie nun erstmal natürlich
                                          geschlossen ist und dann, wenn alles
                                          klappt, noch einige Zeit in Museum
                                          zu sehen sein soll. Die Eröffnung
                                          dieser kleinen Ergänzung mit Funden
                                          aus der aktuellsten Grabung, die letzten
                                          Sommer (2019) im Bereich der Essener
                                          und Düsseldorfer Straße
                                          auf dem Hallschlag nahe beim "Römerkastell"    stattgefunden
                                          hat, war eigentlich für die "Stuttgarter
                                          Lange Museumsnacht" geplant, also für
                                          den 21. März 2020. Diese fiel
                                          unter den aktuellen Umständen
                                          aus. Einige Tage vor der Museumsschließung,
                                          die am Freitag, den 13. März 2020,
                                          auf 14 Uhr erfolgte, hatte Herr Dr.
                                          Andreas Thiel vom Landesamt für
                                          Denkmalpflege in Esslingen, der als
                                          Archäologie für die provinzialrömische
                                          Zeit eben auch für Bad Cannstatt
                                          zuständig ist und mit seinen aus
                                          Fachleuten und sehr engagierten Ehrenamtlichen
                                          zusammengesetzten Grabungsteams seit über
                                          einem Jahrzehnt in Cannstatt Vorbildliches
                                          leistet und zahlreiche neue, vertiefende
                                          Erkenntnisse liefern konnte, diese
                                          Auswahl von zumeist gereinigten und
                                          auf jeden Fall bestimmten Fundobjekten
                                          dem Stadtmuseum für die Sonderausstellung
                                          leihweise übergeben. Ich habe
                                          jetzt im Auftrag der Museumsleiterin,
                                          Frau Dr. Christiane Sutter, eine kleinere
                                          Auswahl der verschiedenen Fundgruppen
                                          getroffen und diese provisorisch in
                                          die (nach der Videoaufnahme mit einer
                                          Glashaube verschlossenen) Vitrinen
                                          gelegt. Bei der Wiedereröffnung
                                          wird das dann Alles noch etwas professioneller
                                          aussehen und mit Beschriftungen und
                                          kleinen Texten und Fotos zur Grabung
                                          versehen sein. Doch für Jetzt
                                          bekommen Sie als VLOG-FOLLOWER einen
                                          guten ersten Eindruck. Bei den Funden
                                          handelt es sich mehrheitlich um Scherben
                                          - von Gebrauchskeramik (wie sie in
                                          Cannstatt in großem Stil im Töpfereibezirk
                                          am Sparrhärmlingweg hergestellt
                                          wurde, wobei immer wieder auch Fehlbrände
                                          entstanden) und von "Terra Sigilata"    (der
                                          gehobenen, meist importierten Ware),
                                          die häufig aufwändig verziert
                                          war, von "Feiner" und "Grober" (Keramik-)Ware.
                                          Dazu kommen zahlreiche Tierknochen,
                                          Reste von Nutz- und Jagdtieren, wie
                                          sie zum Speiseplan der antiken Cannstatter
                                          in der Kastellsiedlung gehörten,
                                          sowie Metallgegenstände (Fibel,
                                          Schmuckfibel und ein Beschlag) und
                                          - in der Sonderausstellung bislang
                                          nicht vertreten - das bekannte türkisfarbene,
                                          blaugrüne römische Glas,
                                          das auch sehr klar ist und aus dem
                                          zum Beispiel Flaschen mit nahezu quadratischem
                                          Querschnitt geformt wurden, die man
                                          sehr gut in Kisten nebeneinander stehend über
                                          weite Strecken transportieren konnte.
 Ach ja, und dieser Vlog ist Andreas,
                                          Heidi, Franziska und Pauline gewidmet,
                                          kommt alle gut durch... das wünsche
                                          ich Euch und den Menschen, die in Euren
                                          Herzen sind. Und danke, dass Ihr nun
                                        auch zu meinen Followern gehört...
  Olaf
 
 Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                          interessierte Gäste der Stadt
                                            und Freunde dieses "Vlogs",
 heute sind wir in der Nähe des Altenburgplatzes auf dem Hallschlag,
  am Beginn des Sparrhärmlingwegs beim Steigfriedhof, und betrachten die
  vor anderthalb Jahren, im Dezember 2018 aufgestellte Kopie eines römischen
  Weihesteines aus dem 3. Jahrhundert. Es handelt sich um einen sogenannten "Vierwegegöttinnenstein".
  Es gibt im ehemaligen Obergermanien und den angrenzenden römischen Provinzen
  ca. überlieferte 80 Zwei-, Drei- oder Vierwegegöttinensteine, die
  sich an Weggabelungen und Straßenkreuzungen der gutausgebauten Römerstraßen
  befanden. Viele von ihnen wurden nach Ende der Dienstzeit eines    "Benefiziariers",
  der für den Erhalt eines bestimmten Bereiches des Straßensystems
  zuständig war und in einer    "statio" (einer Straßenstation Dienst
  machen musste, von denen es im antiken Cannstatt zwei gab, eine beim heutigen
  Uffkirchhof und eine beim Hallschlag, beim    "Römerkastell". Hier wurde
  auch, nicht allzu weit vom jetzigen Aufstellungsort entfernt, 1926 das Original
  dieses Vierwegegöttinnensteins entdeckt, der der bislang einzig bekannte
  Weihestein für die Wegegöttinnen ist, welcher diese auch zeigt, figürlich
  abbildet. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entwickelte sich bei
  den Kunsthistorikern und Archäologen der "Polychromiestreit". Es ging
  um die Frage, ob die antiken Kunstwerke und Grab- und auch Weihesteine ursprünglich
  (grundsätzlich) farbig gefasst waren, oder eben nicht. Man fand einfach
  zu viele Farbreste bei Ausgrabungen in Griechenland und Italien, als dass man
  hätte von einer durchgehenden Materialsichtigkeit und keiner Bemalung
  ausgehen können. Ein früher und wichtiger Vertreter der heute allgemein
  akzeptierten These, dass die Götter "bunt" waren, war der aus Cannstatt
  stammende Philhellene und Archäologe Jakob Linkh (1787-1841), der im ehemaligen "Gasthaus
  zum Ochsen" bei Wilhelmsbrücke (die damals einfach noch "Cannstatter Brücke" hieß)
  am Beginn der Brückenstraße aufgewachsen war. Das klassizistische
  Grab seines frühverstorbenen gleichnamigen Vaters befindet sich auf dem
  Steigfriedhof, gleich beim Urnenhain am Wärterhäuschen (ein eigene
  Beitrag    über dieses Grab wird an dieser Stelle folgen). Auch Jakob
  Linkh jun. eigenes Grab, eine liegende, oft zuwachsende Platte, ist auf dem
  Friedhof bis heute erhalten. Zusammen mit Dr. Andreas Thiel, dem für Bad
  Cannstatt zuständigen Chefarchäologen beim Landesamt für Denkmalpflege
  hat das Vorstandsmitglied Matthias Busch im Auftrag von Pro Alt-Cannstatt eine
  farbigen Rekonstruktionsversuch entwickelt, der die Blicke der Passanten fiel
  mehr auf den Weihestein lenkt, als wenn er nur steinsichtig wäre. Dabei
  stehen die Farben der Kleider der Vierwegegöttinnen für die Himmelsrichtungen
  (in die die Straßen gerichtet waren): Blau für den Norden, Gelb
  für den Süden, Rot für den Osten und Grün für den
  Westen. Der ganze Stein wurde, wie damals üblich, weiß grundiert,
  die Schrift mit roter Farbe betont. Der Originalstein wurde im Jahr 230 n.
  Chr. im Auftrag des Benefiziariers Serenius Atticus gesetzt und die Übersetzung
  der abgekürzten lateinischen Inschrift lautet folgendermaßen: Zu
  Ehren des göttlichen Kaiserhauses, / den Göttinnen der Kreuzwege,
  / dem Jupiter Optimus Maximus und allen Göttern und Göttinnen / von
  Serenius At/ticus, Benefiziarier in der Provinzverwaltung, / für sein
  und der Seinen Wohl / aufgestellt vier Tage vor den Kalenden (Monatserster)
  des Januars / im Konsulatsjahr des Agricola und Clemens (am 29. Dezember 230
  n. Chr.)
   Heute an Karfreitag 2020, den 10.
                                          April "im Jahr 1 Corona", verbinden
                                          sich die Filme meines Pforzheim- und
                                          meines Bad Cannstatt-Vlogs inhaltlich.
                                          Wir sind an der Uffkirche (im Mittelalter
                                          geweiht "Unserer Lieben Frau", also
                                          Maria), auf dem Uffkirchhof an der
                                          Waiblinger Straße, letzte Überreste
                                          des Ende des 15. Jahrhunderts wüst
                                          gefallenen Dorfes "Uffkirchen"    bei
                                          Cannstatt. Wir betrachten ein kunstgeschichtlich
                                          und stadtgeschichtliches besonders
                                          wertvolles Epitaph (von griechisch    "Trauerrede,
                                          Totenklage") für den Cannstatter
                                          Bürgermeister Jakob Speidel. Dieser
                                          starb, laut den überlieferten
                                          Inschriften, am 9. Januar 1613, im
                                          Alter von 75 Jahren, damals ein überaus
                                          stattliches Lebensalter. Die Inschriften
                                          für seine beiden Frauen lauten:
                                          (rechts) "An[n]o 1573 den 22 Tag May
                                          starb die erbere [ehrbare] Frauw Sibyla
                                          ehrn und selig gedachts Herrn Burgermaisters
                                          Jakob Speidells gewesene erste eheliche
                                          Hausfrauw, ein neuwheyserin [Neuhäuser]
                                          von Augspurg ihres Alters im [Lücke]
                                          Jahr deren Seel der liebe Gott gnedig
                                          sein wölle Amen." (Und links) "Anno
                                          1617 den 19. Novemb starb die erbere
                                          Frauw Barbara merbemeltes [öfters
                                          genannter] Herrn Burgermaisters Speidells
                                          gewesen andere Hausfrauw ein geborene
                                          Volmarin von Eßlingen ihres Alters
                                          im [Lücke] jahr deren Seel der
                                          lieb Gott gnedig seyn wölle Amen." Jakob
                                          Speidel hatte innerhalb der gleichen
                                          Schicht geheiratet und hatte zwei Frauen
                                          aus den Handelsstädten Augsburg
                                          und Eßlingen heimgeführt,
                                          die beide an Haupthandelsstraße
                                          lagen, die auch durch Cannstatt führten.
                                          Für sein und der Seinen Gedenken
                                          hatte er die Bildhauerwerkstatt des
                                          Jeremias Schwartz aus Leonberg beauftragt,
                                          die im großen Stil Grabmonumente
                                          im mittleren Neckarraum für die
                                          städtische "Ehrbahrkeit"    und
                                          den lokalen Adel anfertigen ließ (vergleiche
                                          auch meinen heutigen Beitrag auf den
                                          Pforzheim-Seiten dieses Vlogs, Pforzheim
                                          Nr. 24), das etwas jüngere Epitaph
                                          des Herrn Otto Beckh in der Altstadtkirche).
                                          Wie Otto Beckh in Pforzheim hatte auch
                                          der Bürgermeister Jakob Speidel
                                          eine Stiftung an seine Kommune, die
                                          Amtsstadt Cannstatt, gemacht; 1596
                                          finanzierte Speidel einen kompletten
                                          Steinplattenweg vom Waiblinger Tor
                                          (heute Nähe Wilhelmsplatz, Höhe
                                          Mündung der Spreuergasse) bis
                                          zur Uffkirche an der Landstraße
                                          nach Waiblingen. Heute sind drei dieser
                                          Sandsteinplatten nahe des Friedhofseingangs
                                          an der Waiblinger Straße und
                                          nahe der Turnhalle der Martin-Luther-Schule
                                          noch erhalten. Ein kleiner Gedenkstein
                                          erinnert bei den Platten an die Stiftung
                                          Speidels, der damals wollte, dass die
                                          Cannstatter zukünftig auf befestigtem
                                          Weg das Leichenbegängnis zum Uffkrichhof
                                          würden durchführen können.
                                          Der Aufbau der beiden Epitaphien zeigt    Ähnlichkeiten,
                                          im Zentrum steht jedesmal das Kruzifix
                                          mit der davor, nach Geschlechtern getrennt,
                                          betenden Familie, er Mann rechts von
                                          Christus, seine beiden Ehefrauen links.
                                          Auch hier zeigt die Ornamentik den Übergang
                                          von Renaissance zu Barock. Seit mehr
                                          als 120 Jahren ist das Epitaph durch
                                          ein kleines Vordach vor dem Wetter
                                          geschützt. Kommen Sie, kommt gut
                                          durch diese Ostertage.
 Dies wünscht
                                          Ihnen und Euch
 Olaf Schulze Historiker,
                                        Trauerredner und 1. Vors. von Pro Alt-Cannstatt
   Liebe Freundinnen und Freunde
                                          dieses Vlogs, liebe Bad Cannstatterinnen
                                          und Bad Cannstatt,
 heute ist Karsamstag, der letzte
                                          Tag der Karwoche, der Fastenzeit, der
                                          letzte Tag vor Ostersonntag, ein Tag
                                          des Übergangs, aber keine Sorge,
                                          das wird nicht das "Wort zum Sonntag".
                                          Heute sind wir in der Spreuergasse
                                          und betrachten einen Bau mit einer
                                          interessanten Geschichte. Er erstand
                                          in einer Übergangszeit, in einer
                                          Notzeit, er war damals ein Zeichen
                                          der Hoffnung, dass es auch nach Krieg
                                          und Zerstörung ein "weiter" gibt,
                                          einen Neuanfang. Mehr als die Hälfte
                                          der Spreuergasse, etwa ab der Mündung
                                          der Sulzbachgasse bis zur Brunnenstraße,
                                          war am Ende des Zweiten Weltkriegs
                                          eine Trümmerwüste, in der
                                          nur vereinzelte, schwer beschädigte
                                          Gebäude "überlebt" hatten
                                          (wie zum Beispiel der    "Ackerbürger",
                                          Cannstatt Film hier Nr. 21). In der
                                          Zeit vor der Währungsreform entstanden
                                          fast nur Provisorien, Notbauten, konnten
                                          mit Müh und Fleiß Reparaturen,
                                          so gut es eben ging, vorgenommen werden.
                                          1872 gründete Karl Veyhl eine
                                          Flaschnerei an diesem Ort, in der damals
                                          eher noch landwirtschaftlich geprägten
                                          Spreuergasse (Nr. 47), Ecke Finstermünzgasse.
                                          Sein Sohn Hermann Veyhl übernahm
                                          sie 1910 und führte sie durch
                                          schwierige Zeiten, den Ersten Weltkrieg,
                                          die Zeit der Inflation und der Weltwirtschaftskrise
                                          und den Zweiten Weltkrieg, und musste
                                          auch die Zerstörung des Familienhauses
                                          und Firmensitzes erleben. Er unterstützte
                                          aber auch seinen Sohn Karl Veyhl 1946/47
                                          beim Wiederaufbau, wobei die stehenden
                                          Reste der Ruine genutzt wurden. Dieses
                                          eigentlich eher unscheinbare Gebäude
                                          ist einer der ersten Wiederaufbauten
                                          in Stuttgart-Bad Cannstatt und damit
                                          nicht nur familien- und firmengeschichtlich,
                                          sondern auch stadtgeschichtlich von
                                          Bedeutung, ein Zeugnis einer besonderen
                                          Epoche. Um so mehr ist zu begrüßen,
                                          wie die jetzige Generation, der vielseitig
                                          für Bad Cannstatt engagierte Gerhard
                                          Veyhl, nachdem der Firmensitz 1998
                                          in die ehemalige Zuckerfabrik verlegt
                                          wurde, mit dem Stammhaus umgeht, in
                                          dem nun eine Einrichtung der Caritas
                                          untergebracht ist. Besonders interessant
                                          am Gebäude sind der historische
                                          Ofenstein aus dem 16. Jahrhundert (datiert
                                          1584) und die Bauinschrift von 1947 über
                                          dem Eingang. Am Ende des Filmes hat
                                          mich meine Erinnerung getäuscht,
                                          ich drehe diese Filme meist spontan
                                          und hole meine Gedanken dazu und mein
                                          Wissen aus meiner langjährigen
                                          Erfahrung als Stadtführer (in
                                          Bad Cannstatt seit 2005) und als Historiker...
                                          doch manchmal hat man etwas falsch
                                          abgespeichert. Aber da ich für
                                          die Kommentar-Texte immer auch auf
                                          meine Sammlung und Cannstatt-Bibliothek
                                          (oder auf die Sammlung und Bibliothek
                                          von Pro Alt-Cannstatt) zurückgreife,
                                          habe ich jetzt selbst wieder mein Wissen
                                          aufgefrischt und muss mich korrigieren.
                                          Die von mir erwähnte mittelalterliche
                                          Burg lag nicht auf dem Gelände
                                          der Flaschnerei Veyhl, sondern eine
                                          Straße weiter, Ecke Speuer- und
                                          Helfergasse. Wobei ein Teil des Burggrabens
                                          nur zwei Grundstücke entfernt
                                          (Nr. 43) bei Bauarbeiten 1960 entdeckt
                                          und ausgegraben wurde. Aber es gibt
                                          also auch noch eine ältere Ebene
                                          in diesem Gebiet der Cannstatter Altstadt,
                                          denn auf den Grundstücken der
                                          Häuser Spreuergasse 35 bis 43
                                          befand sich bis ins späte 13.
                                          Jahrhundert eine der sechs alten Cannstatter
                                          Burgen adliger Familien, die 1287,
                                          weil sie sich zusammen mit den Württembergischen
                                          Grafen gegen Rudolf, den König
                                          des Heiligen Römischen Reiches
                                          Deutscher Nation erhoben hatten, nach
                                          Ende der Auseinandersetzungen    "geschliffen",
                                          also abgebrochen werden mussten. Dabei
                                          handelte es sich um kleine, zum Teil
                                          innerstädtische Burgen, Steinbauten,
                                          Wohntürme, wie in diesem Fall
                                          sogar auf einem Hügel, mit eigenem
                                          Burggraben und Ummauerung. Durch Grabungen
                                          konnte diese Burg "zum Stein" hier,
                                          die im 13. Jahrhundert den Herren "vom
                                          Stein" gehörte, nachgewiesen werden
                                          (vgl. Gerhard Wein: Die mittelalterlichen
                                          Burgen im Gebiet der Stadt Stuttgart.
                                        2. Band. Stuttgart 1971, S. 138ff.)
   Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                          Freunde dieses Vlogs,
 zunächst einmal "Frohe Ostern",
                                          auch zu jetzigen Zeiten. Warum wünschen
                                          wir uns überhaupt "Frohe Ostern".
                                          Die Christen glauben an die "Gute Nachricht" Gottes,
                                          an das    "Evangelium" (griech.: Gute
                                          Nachricht). Die Auferstehung Christi    "am
                                          dritten Tage" nach der Kreuzigung war
                                          für die Urchristen ein Grund zur
                                          Freude, Ostern ist für die Christen
                                          ein Grund zur Freude. Nicht umsonst
                                          gab es früher (z.B. im [katholischen]
                                          Mittelalter) das    "Osterlachen" in
                                          der Predigt, die Gläubigen, die
                                          Zuhörer sollten, durften in der
                                          Kirche lachen... und die Priester sorgten
                                          dafür mit Beispielgeschichten,
                                          Schwänken etc. Das Lachen in der
                                          Kirche war fester Bestandteil der "freudige
                                          Botschaft", und daher also - verkürzt
                                          gesehen - kommt der Wunsche "frohe
                                          Ostern". Manchmal lachen wir auch über
                                          unser eigenes Missgeschick oder    über
                                          die Situationskomik, in der andere
                                          Menschen ungewollt kommen. Ob die Menschen
                                          am Burgholzhof gelacht haben, als ich
                                          vor einer Woche, am Nachmittag des
                                          Palmsonntags, beim Dreh dieses Videos
                                          am Schluss über eine von mir beim
                                          Filmen mit dem IPhone übersehene
                                          steinerne Einfassung am Übergang
                                          von Grünanlage am Turm zum Wanderweg
                                          davor ins Straucheln kam und fiel.
                                          Und dabei (zumindest dreimal) am Schluss,
                                          bitte entschuldigen Sie den Ausdruck, "Scheiße
                                          - Scheiße - Scheiße", rief...
                                          bis ich auf die Austaste des Videos
                                          drückte. Danach stand ich unter
                                          Schock, mein Kreislauf rutschte weg,
                                          und brauchte einige Zeit und erhöhte
                                          Beine auf einer Ruhebank dort, um wieder
                                          einigermaßen ins Lot zu kommen.
                                          Am nächsten Tag war ich beim Orthopäden
                                          und jetzt darf ich vier Wochen eine
                                          Orthese am linken Fuß tragen,
                                          aber ich soll in Maßen belasten
                                          und auch laufen. Ich hatte Glück
                                          im Unglück (wieder mal, danke
                                          Schutzengel oder wem auch immer) und
                                          nun ist mein osterbunter linker Fuß so
                                          langsam am Abschwellen. Nun zum heutigen
                                          Film, der unter schönen Licht-
                                          und erschwerten sonstigen Umständen
                                          am letzten Sonntag beim Burgholzhofturm
                                          entstand. Der Burgholzhofturm wurde
                                          als Aussichtsturm vom Verschönerungsverein
                                          Cannstatt 1891 errichtet, und zwar
                                          in Travertin- und Ziegelbauweise, angelehnt
                                          an    "römische Warttürme",
                                          wie man sie sich Ende des 19. Jahrhunderts
                                          vorstellte. Drei Jahre nach Fertigstellung
                                          des Turmes wurde dann unterhalb, auf
                                          dem Hallschlag, das Römerkastell
                                          entdeckt. Doch man wusste natürlich
                                          schon vorher anhand von Funden und
                                          Befunden, dass in Cannstatt die Römer
                                          gesiedelt haben mussten. Der Burgholzhofturm
                                          selbst ist nach dem alten Gewannnamen    "Burgholz" benannt
                                          und nach der königlich württembergischen
                                          Hofdomäne "Burgholzhof", die im
                                          19. Jahrhundert angelegt wurde und
                                          um 1900 für mehrere Generationen
                                          von der Familie Aldinger betrieben
                                          wurde. Das angeschlossene Gasthaus
                                          war ein beliebter Ausflugsort in der
                                          Umgebung Stuttgarts und Cannstatts,
                                          auch noch nachdem der Turm errichtet
                                          worden war. Manchmal liest man, dass
                                          bei der Einweihung des Turmes der spätere
                                          König Wilhelm II. von Württemberg
                                          anwesend gewesen sei, zu diesem Zeitpunkt
                                          noch Kronprinz, doch, wie ich aus Anlass
                                          eines Vortrags zum 125jährigen
                                          Turmjubiläum für den Burgholzhofverein
                                          nachweisen konnte, befand sich der
                                          Kronprinz zu diesem Tag auf der Jagd
                                          und wurde nur per Telegramm benachrichtigt
                                          und antwortete auch auf diesem Wege.
                                          Später trug er sich ins Turmbuch
                                          ein, auch hatte er Land umsonst abgetreten
                                          für den Bau des Turmes, der etwa
                                          ein halbes Jahr in Anspruch nahm, aber
                                          persönlich anwesend war der Kronprinz
                                          am Tag der Einweihung, dem 19. September
                                          1891, nicht. Gottlieb Daimler, der
                                          im Beirat des Verschönerungsvereins
                                          war, stiftete Geld für die Ausgestaltung
                                          der unteren Turmstube. Vielleicht inspirierte
                                          ihn der Bau auch zur Errichtung seines
                                          eigenen Turmes drei Jahre später,
                                          1894 (vgl. Cannstatt-Vlog hier, Nr.
                                          15). Der Burgholzhofturm war von Anfang
                                          an gegen Eintritt zugänglich.
                                          Während des Ersten und noch einmal
                                          während des Zweiten Weltkriegs
                                          wurde er aus militärischen Gründen
                                          für den Publikumsverkehr gesperrt.
                                          Das gleiche galt auch ungefähr
                                          ab 1960, von da an durften auch keine
                                          Schulklassen und sonstigen Gruppen
                                          den Turm besteigen, weil man in die
                                          militärische Anlage der Amerikaner
                                          (die unter den Nationalsozialisten
                                          auf dem Gelände der ehemaligen
                                          Domäne errichtete "Flandernkaserne" hieß nun
                                          für einige Jahrzehnte "Robinson
                                          Barracks") hätte von dort aus
                                          blicken und auch fotografieren dürfen.
                                          Erst in den 1980er Jahren kam wieder
                                          Bewegung in die Nutzung des Turmes
                                          durch den Verein Pro Alt-Cannstatt.
                                          Eine nicht vollständig geglückte
                                          Taubenmistaktion brachte Aufmerksamkeit,
                                          der Turm wurde renoviert und am 23.
                                          August 1987 wieder der Öffentlichkeit    übergeben.
                                          Seit dem Jahr 2000 organisiert der
                                          Förderverein Burgholzhofturm die
                                          Vergabe der Nutzung im Sommerhalbjahr
                                          jeweils für ein Wochenende an
                                          Bad Cannstatter und Stuttgarter Vereine,
                                          die dann auch verpflichtet sind, den
                                          Turm zur Besichtigung aufzuschließen.
                                          2017 wurde eine historische Erläuterungstafel
                                          beim Turm aufgestellt, die auch im
                                        Blog zu sehen ist.
   Liebe Cannstatterinnen und Cannstatt,
                                          liebe Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs,
 heute sind wir an der Evangelischen
                                          Steigkirche, Auf der Steig 21, die
                                          1965/66 nach Plänen der Architekten
                                          Horst Nanz und Werner Hammeley in modernen
                                          Bauformen, die u.a. auch in der Tradition
                                          des Bauhauses und der damit verbundenen
                                          Architektur der 1920er Jahre stehen.
                                          2017 wurde die Steigkirche betonsaniert,
                                          auch das von den gleichen Architekten
                                          ursprünglich als Jugendhaus konzipierte
                                          Steig-Gemeindehaus erfuhr 2014 bis
                                          2016 eine Sanierung und Umnutzung,
                                          nachdem das alte Steiggemeindehaus
                                          aus den 1920er Jahren an der Altenburger
                                          Steige aufgegeben werden musste (aufgrund
                                          der seit Jahren überall im Land
                                          sinkenden Gemeindemitgliederzahlen).
                                          Das alte Steiggemeindehaus ist in der
                                          Zwischenzeit abgebrochen und durch
                                          neue Wohnbauten mit Eigentumswohnungen
                                          ersetzt worden. Ein über dem Kindergarteneingang
                                          des abgebrochen Steiggemeindehauses
                                          befindliches Steinrelief konnte auf
                                          Initiative und mit einem Zuschuss von
                                          Pro Alt-Cannstatt und mit Unterstützung
                                          der evangelischen Steiggemeinde und
                                          durch eine Privatspende einer Privatperson,
                                          die diesen Kindergarten einst, vor
                                          vielen Jahrzehnten, besuchte, beim
                                          Abriss 2016 geborgen und gesichert
                                          werden, und ist seit Frühjahr
                                          2018 hinter der Steigkirche in einem
                                          Gartenstück mit einer erklärenden
                                          Tafel aufgestellt worden, ein sichtbares
                                          Stück Geschichte der evangelischen
                                          Steigkirchengemeinde, ein Erinnerungsstück
                                          für Hunderte von Kindern, die
                                          den Kindergarten seit 1928, dem Jahr
                                          der Eröffnung des Steiggemeindehauses,
                                          durchliefen. Das Relief stammt vom
                                          Stuttgarter Künstler Hermann Wilhelm
                                          Brellochs (1899-1979) und zeigt    "Spielende
                                          Kinder", ganz im Stil der 1920er Jahre,
                                          eng beieinander, das Jüngere nackt,
                                          mit Puppenwagen und einem kleinen Ball
                                          (oder Apfel?), im Hintergrund links
                                          sieht man die Sonne am Himmel. Ein
                                          zweites Relief, dass sich über
                                          dem Haupteingang zum Gemeindehaus befand,
                                          dessen Saal ursprünglich auch
                                          als Kirchenraum diente, zeigte einen
                                          segnenden, sitzenden Jesus mit seiner
                                          Gemeinde. Dieses deutlich größere
                                          Kunstwerk ist (leider) zerstört,
                                          die Gemeinde schaffte es nicht, genügend
                                          Spender zu finden, vielleicht fehlte
                                          es auch, das ist mein persönlicher
                                          Eindruck, an Bewusstsein, was man da
                                          eigentlich hatte, und an Engagement
                                          und Überzeugung, dass man es erhalten
                                          muss. Denn einen würdigen Platz,
                                          es zu bewahren, hätte es an den
                                          jetzt noch der Gemeinde gehörenden
                                          bzw. gerade erst gebauten Gebäuden
                                          genug gegeben. Natürlich passt
                                          das Michaels-Relief der Blumhardtgemeinde
                                          (s.u.) genau an eine der Hauptansichten
                                          der Kirche und stammt noch aus der
                                          gleichen Zeit, Mitte der 1960er Jahre...
                                          das diese Lösung gewählt
                                          wurde verstehe ich gut und begrüße
                                          es auch. Doch manchmal liebt man die
                                          Tante mehr als die Mutter... eine vertane
                                          Chance, nochmals meine Meinung, der
                                          ich mich mit dem Vorstand von Pro Alt-Cannstatt
                                          wenigstens für das Kindergartenrelief    "verkämpft" habe.
                                          Danke auch hier besonders an Herrn
                                        Jochem Heim vom damaligen Kirchengemeinderat.
 Seit 2019 befindet sich noch ein weiteres,
                                          exiliertes Kunstwerk, in diesem Fall
                                          direkt an der Fassade der Steigkirche,
                                          der Straße Auf der Steig zu.
                                          Es handelt sich dabei um eine große
                                          Wandskulptur des bekannten Bildhauers
                                          Fritz Nuss (1907-1999), die ursprünglich
                                          (1965) für das Blumhardt-Gemeindehaus
                                          in Bad Cannstatt geschaffen wurde und
                                          nach Abbruch des Gemeindehauses 2019
                                          am jetzigen Ort eine neue Heimat fand.
                                          Dargestellt ist in sehr abstrakten
                                          Formen der Erzengel Michael als Drachentöter,
                                          nach der Textstelle Offenbarung 12,
                                          7-9, ein seit dem Mittelalter beliebtes
                                          Motiv, das den ewigen Kampf der guten
                                          und der bösen Mächte um die
                                          Welt und die Menschen darstellt. Weiterhin gute Ostertage wünscht
                                   Olaf Schulze Historiker und Trauerredner,
                                   1. Vors. von Pro Alt-Cannstatt
   Liebe Cannstatterinnen
                                          und Cannstatter, liebe Freunde dieses
                                          Bad Cannstatt-Video-Blogs zu Corona-Zeiten,
                                          heute sind wir in der Altstadt von
                                          Bad Cannstatt und zwar am Jakobsbrunnen,
                                          der aus dem Jahr 1834 stammt, wie eine
                                          Inschrift am gusseisernen Brunnentrog
                                          in lateinischen Zahlreichen verrät,
                                          und der heutzutage von der Kellerbrunnenquelle
                                          gespeist wird. Sein großer Brunnentrog
                                          erzählt auch von der Hauptnutzung
                                          des Jakobsbrunnens, er diente (noch
                                          bis in die 1960er Jahre) als Pferdetränke.
                                          Damals gab es auf dem heute Baum bestandenen
                                          Platz direkt hinter dem Brunnen noch
                                          drei Gebäude, die im Rahmen der
                                          Altstadtsanierung um 1980 abgebrochen
                                        wurden.
 Mein heutiger Interviewpartner
                                          ist mein langjähriger Vorgänger
                                          im Amt des ersten Vorsitzenden von
                                          Pro Alt-Cannstatt, Hans Betsch, der
                                          sich über Jahrzehnte für
                                          Bad Cannstatt im Verein Kübelesmarkt
                                          und bei Pro Alt-Cannstatt in verschiedenen
                                          Funktionen eingebracht hat - immer
                                          unterstützt von seiner Frau Anita
                                          Betsch. Auch ihre beiden Söhne
                                          Olaf Betsch und Stefan Betsch engagieren
                                          sich seit Jahren in vielfältiger
                                          Weise bei den "Küblern",
                                          Stefan Betsch ist wie sein Vater u.a.
                                          auch "stadtführend" unterwegs
                                          (vgl. seine Homepage www.bad-cannstatt-erleben.de),
                                          Olaf Betsch betreut das Archiv des
                                          Kübelesmarkts, das bis in die
                                          Gründung des Brauchtumsvereins
                                        im Jahr 1924 zurückreicht.  Hans
                                          Betsch berichtet am Jakobsbrunnen über
                                          die Anfänge des Vereins Pro Alt-Cannstatt
                                          ab Mitte der 1970er Jahre, zunächst
                                          als Untergruppe des Kübelesmarkts.
                                          Eines der ersten Großprojekte
                                          war damals die Sanierung des Jakobsbrunnens,
                                          20 000 DM brachten die Bad Cannstatter
                                          mit unterschiedlichen Aktionen zusammen
                                          (u.a. entstand so auch der bis heute
                                          durchgeführte eintägige Niklasmarkt
                                          an einem Dezembersamstag in der Adventszeit)
                                          und trugen damit knapp 60 Prozent der
                                          damaligen Renovierungskosten von 35
                                          000 DM. Bis heute ist Pro Alt-Cannstatt,
                                          mit derzeit rund 185 Mitgliedern, erfolgreich "unterwegs",
                                          nicht nur für die Altstadt, sondern
                                          in möglichst vielen Stadtteilen
                                          unserer Stadt in der Stadt mit ihrer
                                          vielfältigen Geschichte und Struktur
                                          (vgl. www.proaltcannstatt.de). Doch
                                          ohne die Anfänge und die Gesichter
                                          und Namen der ersten Stunden stände
                                          der Verein nicht da, wo er heute ist.
                                          Ihnen soll dieser Beitrag gewidmet
                                        sein.  Danke Hans, dass Du
                                          uns hilfst die Erinnerung an die Anfänge
                                          von Pro Alt-Cannstatt wachzuhalten
                                          und auch niederzuschreiben. Alles Gute
                                          für Dich und die Deinen.Olaf
                                          Schulze, 1. Vors. Pro Alt-Cannstatt
                                          e.V. Historiker & Trauerredner
 www.cannstatts-geschichte-sehen-lernen.de
   Heute sind wir im Brunnenhof hinter
                                          dem Großen Kursaal. Dieses Areal
                                          wurde in den letzten 200 Jahren
 mehrfach
                                          umgestaltet. Im Jahr 1821 wurde der
                                          Cannstatter Brunnenverein gegründet
                                          - ein großes Jubiläum steht
                                          also nächstes Jahr an, die Vereinigung
                                          Cannstatter Vereine macht sich bereits
                                          Gedanken. Der Brunnenverein war der
                                          Bauherr des Kursaals und der Betreiber
                                          und Vermarkter der mit dem Kursaal
                                          verbundenen Quelle, der heutigen Wilhelmsquelle
                                          (Wilhelmsbrunnen), benannt nach König
                                          Wilhelm I. von Württemberg (1781-1864),
                                          der Zeit seiner Regierung (1816-1864)
                                          den Kurbetrieb Bad Cannstatts auch
                                          aus seiner Privatschatulle förderte
                                          und selbst das Cannstatter Sauerwasser
                                          regelmäßig trank. Vielleicht
                                          half es ihm auch knapp 83 Jahre alt
                                          zu werden. Über viele Jahre Vorstand
                                          ("Präsident") des Cannstatter
                                          Brunnenvereins war August Wilhelm Freiherr,
                                          (ab 1859 dann) Graf von Taubenheim
                                          (1805-1894), langjähriger Stallmeister
                                          und Kammerherr und persönlicher
                                          Freund und Berater König Wilhelms
                                          I., mit dem er das starke Interesse
                                          für Pferde und ihre Zucht teilte.
                                          So unternahm er mit Anderen zusammen
                                          1840/41 auch eine Orientreise, um Araberpferde
                                          als Zuchttiere für den König
                                          zu erwerben. 1841 wurde er dann Oberstallmeister,
                                          also Chef aller Königlichen Stallungen,
                                          so auch für die königlichen
                                          Gestüte Weil und Marbach. 1854
                                          wurde Taubenheim zudem Ehrenbürger
                                          der Stadt Cannstatt aufgrund seiner
                                          Verdienste um den Kurbetrieb, gegen
                                          Ende des Jahrhunderts wurde eine Straße
                                          nach ihm benannt. Er war beim Tod König
                                          Wilhelms I. im Juni 1864 im Schloss
                                          Rosenstein anwesend und genoss auch
                                          bei dessen Sohn und Nachfolger Karl
                                          eine Vertrauensstellung. Erst mit der
                                          Thronbesteigung König Wilhelms
                                          II. im Oktober 1891 reichte Taubenheim,
                                          damals 86 Jahre alt, seinen Rücktritt
                                          ein. Der Brunnenverein errichtete seinem
                                          langjährigen Vorsitzenden und
                                          späteren Ehrenpräsidenten
                                          unmittelbar nach dessen Tod ein Denkmal,
                                          das der Stuttgarter Bildhauer Paul
                                          Gottfried Christaller (1860-1950) schuf
                                          und das bei den Umgestaltungen des
                                          Brunnenhofs 1933 unter den Nationalsozialisten
                                          dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend
                                          seiner muschelförmigen Bekrönung
                                          beraubt wurde.
   Römische Grabdenkmäler aus
                                          dem antiken Cannstatt, die sich im
                                          Außenbereich vor dem Stadtmuseum
                                          Bad Cannstatt befinden, sind das Thema
                                          unseres heutigen Videos. Es handelt
                                          sich dabei allerdings nicht um Originale,
                                          sondern um Repliken in Originalgröße.
                                          Die Originale befinden sich im Lapidarium
                                          unter dem Neuen Schloss in Stuttgart.
                                          Das Video beginnt mit dem Grabdenkmal
                                          der Göttin Herecura, einer Unterwelts-
                                          und Fruchtbarkeitsgöttin. Sie
                                          thront auf einer Art Korbsessel und
                                          hält auf ihrem Schoß einen
                                          Korb mit Früchten, als Zeichen
                                          der Fruchtbarkeit. Einen (scheinbar)
                                          toten Samen steckt der Landmann in
                                          die Erde, daraus erblüht eine
                                          Pflanze, die real oder im übertragenen
                                          Sinn Früchte trägt. Das ist
                                          der tiefere Sinn der Darstellung, aber
                                          auch der Bezug zu einem Grab. Der als
                                          zweites gezeigte ruhende Löwe
                                          gehört zu einer Grabmonumentumfassung
                                          und hatte sicher ein in die Gegenrichtung
                                          blickendes Gegenstück. Er übernimmt
                                          hier in gewisser Weise die Aufgabe
                                          der Sphinx vor den Pyramiden, er wacht über
                                          das Grab und zeigt aber auch den (vermeintlichen
                                          oder tatsächlichen) Rang des Verstorbenen.
                                          Das letzte Monument ist in seiner Form
                                          eine klassische Darstellung eines Totenmahls.
                                          Der Verstorbene ruht auf einer Kline,
                                          einer Art Sofa, beim Essen, zumindest
                                          für die reichen römischen
                                          Männer eine übliche Haltung
                                          beim Mahl, die nicht immer sehr entspannt
                                          gewesen sein kann. Eine Diener oder
                                          Sklave steht vor dem Toten und reicht
                                          ihm einen Krug (vermutlich mit Wein),
                                          auf einem kleinen dreibeinigen Tisch
                                          stehen drei kleine Schalen mit Speisen.
                                          Die ganze Szene war, wie auch der wachende
                                          Löwe und die thronende Herecura,
                                          ursprünglich farbig bemalt (vgl.
                                          den Vierwegegöttinnenstein, Replik
                                          am Altenburgplatz, Bad Cannstatt-Video
                                          hier auf diesem Vlog, Nr. 26). Alle
                                          drei Monumente stammen aus der Zeit
                                          um 200 n. Chr. Solche aufwändigen
                                          Grabmonumente konnten sich nur gehobene
                                          Schichten des römischen Cannstatt
                                          leisten, Besitzer von Landgütern
                                          ("villae rusticae") aus dem direktem
                                          Umland, oder reiche Händler oder
                                          Handwerker mit großen Werkstätten
                                          oder hohe oder zumindest mittlere kommunale-
                                          oder kaiserliche Beamte. Die Gräber
                                          der Armen zierten selten Markierungen
                                          und auch die Anzahl der Grabbeigaben
                                          war bei ihnen gering. Eine große
                                          Nekropole, schon im frühen 19.
                                          Jahrhundert entdeckt, befand sich an
                                          der Römerstraße nach Norden
                                          auf dem Hallschlag, bei der lange Jahre
                                          existierenden Ziegelei Höfer (aus
                                          diesem Areal stammen auch die vor dem
                                          Stadtmuseum als Kopie aufgestellten
                                          Funde). Vermutlich waren hier bis zu
                                          3000 Individuen bestattet, zumeist
                                          in Brandgräbern. Eine weitere
                                          Nekropole des antiken Cannstatt, vermutlich
                                          jünger, könnte sich beim
                                          Uffkirchhof befunden haben.
   Heute sind wir am Fuß der Offenburger
                                          Staffel, die seit 1930 die Neckarvorstadt
                                          mit den Stadtquartier Altenburg, die
                                          Haldenstraße im Tal mit der Züricher
                                          Straße auf dem Berg verbindet. Übrigens
                                          hat man im oberen Drittel der Staffel
                                          einen schönen Blick über
                                          Bad Cannstatt bis Untertürkheim
                                          und zur Grabkapelle auf dem Württemberg
                                          - und natürlich sieht man Uhlbach
                                          nicht! - vgl. mein an dieser Stelle
                                          falscher Kommentar im Film über
                                          den Vierwegegöttinnenstein, hier
                                          Nr. 26), danke Walter Dürr für
                                          Deinen Anruf und dass Ihr meine Filmchen
                                          so regelmäßig schaut. Als
                                          ich vor Anfang der 2000er Jahre hier
                                          das erste Mal die Staffel benutzte,
                                          fielen mir natürlich dieses seltsamen
                                          Gesichter auf, die an der unteren Mauer
                                          beim Staffelaufgang auch schon damals
                                          bereits angebracht waren. Sie entstanden
                                          im Rahmen einer Aktion - und zwar im
                                          August 1999 als Teil des Projekts der
                                          Stuttgarter Jugendamtes    "Kinderspuren
                                          in der Stadt", als damals von 42 Kindern,
                                          die sich regelmäßig im Kifu-Kindertreff
                                          (Stuttgarter Jugendhaus e.V.) trafen
                                          und deren Vornamen auf der Erläuterungstafel
                                          zum Projekt "ALS DIE MAUER EIN GESICHT
                                          BEKAM" verewigt sind, Gipsabdrücke
                                          der Gesichter genommen wurden, die
                                          dann, mit Beton (?) oder Kunststein
                                          ausgegossen wurden und hier im Anschluss
                                          an die Mauer gebracht. Die meisten
                                          Köpfe haben bis heute überlebt,
                                          und ich hoffe alle Beteiligten, die
                                          heute im jungen mittleren Erwachsenenalter
                                          sind und vielleicht auch schon selber
                                          Kinder "mit einem Gesicht", einem eigenen
                                          Charakter, einem eigenen Wesen haben.
                                          Ihnen allen sei dieser kleine Film
                                          gewidmet... und vielleicht stößt
                                          einer / eine von den damaligen Kindern
                                          auf diesen Blog, und schreibt einen
                                          kleinen Kommentar. Schon mal danke
                                          dafür. Olaf Schulze. Bleiben Sie,
                                          bleibt gesund.
   Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                          liebe Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs,
 die heutige Videoführung
                                          stellt die Altenburgschule und die
                                          Anfänge des Stadtquartier "Altenburg" in
                                          Stuttgart-Bad Cannstatt vor. Das älteste
                                          Gebäude in diesem Bereich war
                                          tatsächlich die Altenburgschule,
                                          deren Grundstein 1914 neben dem alten
                                          Steigfriedhof gesetzt wurde und die
                                          im ersten Kriegsjahr 1915 ihrer Bestimmung übergeben
                                          werden konnte. Gegen den ursprünglich
                                          vorgesehenen Namen    "Schule auf der
                                          Steig" setzte sich der Name "Altenburgschule" durch.
                                          Der Architekt der für damalige
                                          Verhältnisse sehr modernen Volksschule
                                          war der Stuttgarter Stadtbaurat, seit
                                          1914 Oberbaurat Albert Pantle (1859-1921),
                                          der auch die stilähnliche Schickhardtschule
                                          1912/13 geplant hatte und zu gleicher
                                          Zeit das Verwaltungsgebäude des
                                          neuen Schlachthofes in Gaisburg (heute "Schweinemuseum").
                                          Bereits seit 1911 war Pantle Leiter
                                          des Städtischen Hochbauamts Stuttgart
                                          - und hatte kurz vor der Altenburgschule
                                          auch das Hauptgebäude für
                                          den Stuttgarter Waldfriedhof entworfen,
                                          auf dem er auch bestattet wurde (das
                                          Grab ist bis heute erhalten). Die Altenburgschule,
                                          die am Ende des Ersten Weltkriegs Anlaufpunkt
                                          und Abmusterungsstelle für die
                                          nach Stuttgart zurückkehrenden
                                          württembergischen Truppen war
                                          und daher zeitweise für den Schulbetrieb
                                          gesperrt, erfuhr auch im Zweiten Weltkrieg
                                          eine Umnutzung als Notunterkunft, Verpflegungs-
                                          und Notdienststelle. Von größeren
                                          Luftangriffen im Wesentlichen verschont,
                                          wurde die Altenburgschule 1946 wieder
                                          zu einem Ort für Schüler.
                                          40 Klassen und rund 1800 Schülerinnen
                                          und Schüler zählte der damalige
                                          Schulleiter Herr Kölle damals,
                                          weiß die Schulchronik zu berichten
                                          (vgl. www.altenburgschule.de/unsere-schule).
                                          Heute besuchen rund 700 Schülerlinnen
                                          und Schüler die Einrichtung, die
                                          2016 zur Durchführung eines Ganztagesbetriebes
                                          um eine Mensa im großen Schulhof
                                          erweitert wurde. Gleich neben der Schulturnhalle
                                          entdeckt man ein kleines Ziegel gedecktes
                                          Doppelhaus ganz aus Holz aus dem Jahr
                                          1921. Es ist das älteste Wohnhaus
                                          auf der Altenburg und war in gewisser
                                          Weise ein Musterhaus für die Interessenten
                                          zur Siedlungsentwicklung auf der damals
                                          noch unbebauten Fläche, vorangetrieben
                                          durch eine Siedlungsgesellschaft. Doch
                                          die fortschreitende Inflation verzögerte
                                          der Start weiterer Bauten bis 1924.
                                          Diese wurden dann in einem gemischten
                                          Stein- (Sockelgeschoss) und Holzbauweise
                                          errichtet, wobei von den Familien viel
                                          Eigenleistung erbracht und auch erwartet
                                          wurde. Die der Schule zugewandte Hälfte
                                          des Prototyps gehörte dem Cannstatter
                                          Christian Peter (1854-1938), folglich
                                          einer der ersten "Altenburger", der
                                          als ehemaliger freiwilliger Feuerwehrmann
                                          einer der letzten Zeitzeugen des berühmten
                                          Cannstatter "Mondlöschereinsatzes"    in
                                          der Ostersamstagsnacht 1887 war und
                                          50 Jahre nach dem Ereignis von seiner
                                          Tochter Sophie Tschorn (1891-1975),
                                          einer Rundfunkpionierin am Sender Stuttgart,
                                          zum Ereignis interviewt wurde. Christian
                                          Peters Enkeltochter, Magdalene Feinauer
                                          (1919-2015), die ich noch kennenlernen
                                          und in ihrem Reich besuchen durfte,
                                          ermöglichte die Vermittlung der
                                          drei in verschiedenen Familienzweigen
                                          erhaltenen Schellackplatten zur Digitalisierung
                                          an Pro Alt-Cannstatt. Frau Feinauer
                                          war dann unser Ehrengast beim 125jährigen
                                          Jubiläum des Mondlöschereinsatzes
                                          im Verwaltungsgebäude. Ihre letzte
                                          Ruhestätte ist das Grab des Großvaters
                                          auf dem Steigfriedhof, gar nicht so
                                        weit vom Holzhaus entfernt.
   
                                          
                                          Das heutige Video, liebe Freunde
                                            und Freundinnen dieses Bad Cannstatt-Vlogs,
                                            führt uns auf den Steigfriedhof,
                                            den vermutlich ältesten Friedhof
                                            auf Stuttgarter Gemarkung... hier
                                            oben nämlich lag bereits in
                                            der Zeit um 700 eine Martinskirche,
                                            die Mutterkirche aller Kirchen im
                                            Cannstatter Neckar- und Stuttgarter
                                            Nesenbachtal. Spätestens um
                                            1500 fiel die Ortschaft Altenburg
                                            mit der Martinskirche und ihrem kleinen
                                            Kirchhof wüst - eine ähnliche
                                            Entwicklung hatte auf die Gemeinde
                                            Uffkirchen um ihre Liebfrauenkirche,
                                            der heutigen Uffkirche -, die Martinskirche
                                            wurde 1516 an der Brückenstraße
                                            im Tal am Rande der damaligen Neckarvorstadt
                                            neu aufgebaut. Der Friedhof aber
                                            blieb auf der ersten "Hangtreppe" südlich
                                            der ehemaligen Römerstraße
                                            des Sparrhärmlingwegs erhalten.
                                            Die ältesten, dort heute noch
                                            anzutreffen Gräber, stammen
                                            jedoch erst aus der Zeit kurz vor
                                            und nach 1800 (an und in der Uffkirche
                                            selbst reichen die Epitaphien bis
                                            in die Zeit um 1500 zurück;
                                            vgl. u.a. Film Cannstatt Nr. 27)
                                            hier auf diesem Vlog). Der Steigfriedhof
                                            war im frühen 19. Jahrhundert
                                            gewisserweise ein "Friedhof zweiter
                                            Wahl", hier wurden alle Katholiken,
                                            Ortsfremden (natürlich auch
                                            Ausländer) und Selbstmörder,
                                            die etwa am Neckar gefunden worden
                                            waren, bestattet. Das zweite Grabmal
                                            in diesem Video belegt dies, es ist
                                            ein Grabmal für eine, vermutlich
                                            bei einem Kuraufenthalt hier in Cannstatt
                                            1847 verstorbene Schottin, dessen
                                            rein englischsprachigen Inschriften
                                            vor einigen Jahren ganz vorsichtig
                                            gereinigt wurden und seither wieder
                                            gut lesbar sind. Es handelt sich
                                            dabei um das Grabmal der Mary Hamilton
                                            Ballie Begbie (1791-1847), deren
                                            einer Sohn 1819 auf der Insel Mauritius
                                            geborener Sohn Matthew Baillie Begbie
                                            (1819-1894; siehe en.wikipedia.org/wiki/Matthew_Baillie_Begbie)
                                            ein bedeutender kanadischer Jurist
                                            und Richter höchstens Ranges
                                            wurde, nach dem sogar mindestens
                                            ein Berg, eine Stadt, eine Schule
                                            und eine Universität in Kanada
                                            bis heute benannt sind. In der englisch
                                            sprachigen Biographie   über
                                            ihn wird erwähnt, dass er das
                                            Grab seiner Mutter zumindest einmal
                                            bei einem Urlaub in Europa besuchte.
                                            Sein Vater war bei der Bestattung,
                                            oder zumindest bald danach am Grab,
                                            denn ich habe den Hotelaufenthalt
                                            für ihn in einem Stuttgarter
                                            Hotel 1847 nachweisen können.
                                            Das Video beginnt jedoch mit dem
                                            offiziellen Kriegerdenkmal Stuttgart-Cannstatts
                                            für die Gefallenen des Ersten
                                            Weltkrieges (und später auch
                                            des Zweiten) an einer kleinen Platzanlage
                                            nahe dem 1908 errichteten Wärterhäuschen.
                                            Der Künstler ist der in Cannstatt
                                            geborene Bildhauer Emil Kiemlen (1869-1956;
                                            vgl. Film Nr. 4) und Nr. 19) hier
                                            auf diesem Bad Cannstatt-Vlog), errichtet
                                            wurde das Denkmal von den vereinigten
                                            Bürgervereinen Cannstatts im
                                            Jahr 1924. Das dritte und letzte
                                            besprochene Grabmal ist das des Stuttgart-Cannstatter
                                            Feuerwehrmannes, genauer "Oberfeuermannes" Wilhelm
                                            Uebele (1888-1931; Feuerwache III),
                                            der bei dem berühmten Brand
                                            des Stuttgarter Alten Schlosses am
                                            21. und 22. Dezember 1931 mit anderen
                                            ums Leben kam - danke liebe Frau
                                            Högl für diesen Hinweis
                                            auf das Grab! Ihnen, Ihrem Mann,
                                            Ihrer großen Schwester und
                                            Ihrer "großen" Nichte widme
                                            ich diesen Beitrag von Herzen. Bleiben
                                            Sie gesund und kommen Sie alle vier,
                                            und alle anderen Menschen, die Ihnen
                                            nahe sind, "gut durch"... und später
                                            wieder zu meinen Führungen.
                                            Ich vermisse manche Fans besonders.
 Olaf Schulze Historiker und Trauerredner                                             1. Vors. Pro Alt-Cannstatt e.V.                                             Vizevorstand der Vereinigung Cannstatter
                                            Vereine u.a.   Liebe Freunde und Freundinnen dieses
                                            Bad Cannstatt-Video-Blog, vielen
                                            Dank, dass Manche von Ihnen mir schon
                                            fünf Wochen die Treue halten
                                            und dass sich die Schar der Followerinnen
                                            und Follower langsam aber stetig
                                            vermehrt. Die 2000er-Marke an Klicks
                                            wurde im Laufe des Samstags erreicht,
                                            jedoch für den Cannstatt- und
                                            den Pforzheim-Blog zusammen. Ich
                                            freue mich über jeden bereits
                                            bekommenen ""Daumen hoch"   oder
                                            E-Mail-Nachrichten oder Kommentare
                                            hier. Ich werde auf jeden Fall so
                                            lange weitermachen, wie ich (und
                                            alle meine Kolleginnen und Kollegen
                                            in Stuttgart und Pforzheim) keine öffentlichen
                                            Führungen anbieten darf... auch
                                            für das "Danach" habe ich mir
                                            Gedanken gemacht: Aus täglich
                                            wird dann einmal die Woche und der
                                            Untertitel fällt weg. Manche
                                            Bekannten sagten zu mir, ob ich denn
                                            keine Angst hätte, dass andere
                                            von meiner Vorarbeit "abkupfern"...
                                            nun, ich hoffe, dass diese Kolleginnen
                                            und Kollegen auch hier "kollegial" sind
                                            und meine Leistung zumindest erwähnen.
                                            Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
                                            Nun zum heutigen Film. Er führt
                                            uns erneut an das "Klösterle"   (Marktstraße
                                            71/1), 1463 laut Dendrodaten errichtet
                                            - Achtung: am Schluss des Film habe
                                            ich einen Zahlendreher, "1643" statt "1463" -
                                            ich werde den Film trotzdem nicht
                                            noch mal aufnehmen. Irren ist Menschlich,
                                            und es ist ja noch nicht einmal ein
                                            Irrtum, sondern vielleicht nur ein
                                            partieller Schaltfehler im Gehirn
                                            (der sich hoffentlich nicht auswächst.)
                                            Thema ist eine in die Mauer eines
                                            Kelleranbaus ritzte Hochwassermarke
                                            aus dem Jahr 1824 - als es zeitgleich
                                            in ganz Südwestdeutschland zu
                                            einem verheerenden Hochwasser kam
                                            (in Pforzheim stand das Wasser bis
                                            zum Marktplatz). Unter der Jahreszahl
                                            ist ein kleines Boot, ein Nachen,
                                            eingeritzt; wie sie damals benutzt
                                            wurden, um in Hochwasserzeiten, die
                                            im Durchschnitt alle paar Jahre im
                                            19. Jahrhundert vorkamen, zwischen
                                            den Häusern und deren Wohnetagen
                                            im ersten Stock Kontakt halten zu
                                            können. Dazu ist noch ein kleiner
                                            Eisenring in die Wand geschlagen,
                                            an dem man durchaus ein Seil anbinden
                                            kann... aber natürlich auch
                                            Pferde, lebten und arbeiten doch
                                            um 1900 im Klösterle u.a. auch
                                            eine Familie mit Pferdefuhrwerken,
                                            auch der Brunnen am Klösterle
                                            hat einen relativ großen Trog,
                                            so dass er gut als   "Pferdetränke" dienen
                                            konnte (vgl. Film über den Jakobsbrunnen,
                                            Nr. 31) auf diesem Bad Cannstatt-Vlog).
                                            Der abschließende Blick an
                                            der beeindruckenden Fachwerkfassade
                                            nach Oben zeigt, dass der "Schwäbische
                                            Mann" (vgl. Film Nr. 24) auf diesem
                                            Bad Cannstatt-Vlog) auch an der Vorderfassade
                                            und am Erker mehrfach vorkommt -
                                            so über die Ecken des Erkers,
                                            der übrigens laut Dendrodaten
                                            15 Jahre jünger ist als das
                                            Hauptgebäude, also aus dem Jahr
                                            1478 stammt.
 Alles Gute für
                                            Sie,
 Euch alle Ihr / Euer Olaf Schulze
 
 
                                              
                                                  Heute,
                                                  liebe Cannstatterinnen und
                                                  Cannstatter, liebe Gäste
                                                  dieses Vlogs, betrachten wir
                                                  die Bronzetüren an der
                                                  katholischen Kirche St. Rupert
                                                  auf der Steig. Das 1951 in
                                                  Stuttgart-Süd gegründete
                                                  Architekturbüro Steim & Mühleisen
                                                  (heute: Mühleisen & Partner;
                                                  www.muehleisen-partner.de)
                                                  der Architekten Eberhard Steim
                                                  und Albert Mühleisen hatte
                                                  die Planung für diesen
                                                  durchaus beeindruckenden Kirchenneubau,
                                                  der 1962 seiner Bestimmung übergeben
                                                  und 1965 zur Pfarrkirche erhoben
                                                  wurde. Auch die künstlerische
                                                  Ausstattung ist auf der Höhe
                                                  der damaligen Zeit, wenn die
                                                  Gemeinde zustimmt, werde ich
                                                  darüber in den nächsten
                                                  Wochen auch ein Video machen
                                                  und auf diesem Vlog hochstellen.
                                                  Die Farbfenster und der Kreuzweg
                                                  stammen von der Stuttgarter
                                                  Künstlerin Maina Leonhardt,
                                                  das ausgesprochen interessante
                                                  Tabernakel von Julius Schramm
                                                  aus Ebersbach. Leider konnte
                                                  ich so schnell mit meiner gar
                                                  nicht so kleinen Bad Cannstatt-Bibliothek
                                                  bislang nicht herausfinden,
                                                  welche Künstlerin oder
                                                  welcher Künstler die Bronzetüren,
                                                  es sind drei jeweils zweiflüglige
                                                  Türen, geschaffen hat.
                                                  Wer einen Hinweis hat oder
                                                  es weiß, kann über
                                                  einen Kommentar hier meine
                                                  Suche bedeutend beschleunigen.
                                                  Ich sage hierfür schon
                                                  mal danke. Sobald ich hier
                                                  weiter bin, werde ich diesen
                                                  Text hier entsprechend ergänzen.
                                                  Die Kirche ist dieser Tage
                                                  tagsüber zum persönlichen
                                                  Gebet geöffnet, trotz
                                                  oder gerade wegen Corona...
                                                  es ist wirklich bei aller Moderne
                                                  ein Kirchenraum, der einen
                                                  berühren kann und einem
                                                  das Gefühl von Geborgenheit
                                                  und Getragensein vermittelt,
                                                  wenn man(n) oder frau in diesem
                                                  Sinne offen ist. Geweiht ist
                                                  die Kirche mit dem Gemeindehaus
                                                  Rupert Mayer SJ, dem bedeutenden,
                                                  1876 in Stuttgart geborenen,
                                                  in Bayern wirkenden Jesuiten,
                                                  der in der Zeit des Nationalsozialismus
                                                  seinem Glauben und seiner Einstellung
                                                  treu blieb und über Jahre
                                                  von 1940 bis zum Kriegsende
                                                  in einem Kloster Ettal interniert
                                                  wurde und damit zum Schweigen
                                                  gebracht werden sollte. Dennoch
                                                  fand er Möglichkeiten,
                                                  Botschaften an die Gläubigen
                                                  zu übermitteln. Am 1.
                                                  November 1945 starb er an den
                                                  Folgen eines Schlaganfalls,
                                                  der ihn während der Predigt
                                                  einer Morgenmesse ereilt hatte.
                                                  1987 wurde der Präses
                                                  der Marianischen Männerkongregation
                                                  selig gesprochen (vgl. u.a. 
                                                  
                                                  https://de.wikipedia.org/wiki/Rupert_...).
 Dieser Beitrag ist einem
                                                  besonderen Menschen gewidmet,
                                                  Schwester Maria Siegistraud,
                                                  die von 1968 bis 2017 in St.
                                                  Rupert in vielfältiger Weise
                                                    wirkte und mit der ich eine
                                                    sehr intensives Gespräch über
                                                    den Glauben, ihren Weg zum
                                                    Dienst und ihre Erfahrungen
                                                    in der Gemeinde führen
                                                    durfte, ein Gespräch,
                                                    dass in mir evangelischen "Wüstgläubigen" einen
                                                    tiefen und bleibenden Eindruck
                                                    hinterlassen hat. Sie hat lange
                                                    Jahre als katholische Religionslehrerin
                                                    an der Altenburgschule gearbeitet
                                                    und sich den Menschen auf der
                                                    Altenburg und dem Hallschlag
                                                    auf eine ziemlich direkte und
                                                    offene Weise im täglichen
                                                    Umgang genähert, die auch
                                                    bei Nicht- und Andersgläubigen
                                                    Achtung vor dieser im Herzen
                                                    frohen Persönlichkeit
                                                    (im Sinne der frohen Botschaft
                                                    des Evangeliums) hervorrief.
                                                    Sr. M. Siegistraud starb am
                                                    19. Januar 2020 nach kurzer
                                                    Krankheit im Mutterhaus der
                                                    Schönstätter Marienschwestern
                                                    auf der Liebfrauenhöhe
                                                im Alter von 85 Jahren (vgl. https://st-rupert-badcannstatt.drs.de...).
   Heute sind wir an der "Gaststätte
                                              Adler" am Wilhelmaplatz. Viele
                                              Cannstatter wissen nicht, wo der
                                              Wilhelmaplatz ist, dabei ist es
                                              der Platz vor dem ehemaligen Haupteingang
                                              der Wilhelma, der an der unteren
                                              Pragstraße, der alten Landstraße
                                            nach Ludwigsburg lag.    Hier wurden
                                              im Jahr 1909/1910 in einem Zug
                                              auf einem großen Grundstück
                                              drei städtische Wohnhäuser
                                              mit Jugendstilanklängen und
                                              aufwändigen Werksteinfassade
                                              und mit einer Gaststätte und
                                              einer Bäckerei im Erdgeschoss
                                              errichtet. Bemerkenswert sind vor
                                              allem die Fassaden der beiden Häuser
                                              unter Denkmalschutz stehenden Häuser
                                              am Wilhelmaplatz, von denen das
                                              rechte als "Gaststätte Adler" die
                                              alte Tradition des "Adler"   aus
                                              dem 19. Jahrhundert wenigstens
                                            zum Teil weiterführte. Hier
                                              an der Ecke Burgstraße (heute
                                              Duisburger Straße) und Wilhelmaplatz
                                              stand über 100 Jahre der "Gasthof
                                              Adler", der mit seinen Nebenräumen
                                              und einer großen Gartenwirtschaft
                                              hinter dem Haus und mit großen
                                              Stallungen für rund 80 Pferde
                                              zu den frequentiertesten Lokalen
                                              Cannstatts gehörte, viele
                                              Feste und Versammlungen sah. Bauherr
                                              und späterer Besitzer aller
                                              drei Häuser war Friedrich
                                              Mann, der langjährige Gasthofbesitzer.
                                              In der Nr. 6 hatte im Parterre
                                              der Bäcker Hermann Harter
                                              seinen Laden; laut Adressbuch von
                                              1912 lebten in beiden Häusern
                                              jeweils zwei adlige Leutnants (wohl
                                              der 1910 eröffneten Dragonerkaserne
                                              auf dem Hallschlag) und noch einmal
                                              ein bürgerlicher. Dazu ein
                                              Diakon, ein Vikar, eine Buchhändlers
                                              Witwe, ein Ingenieur, ein Schreiner
                                              und ein Feuermann sowie Friedrich
                                              Mann selbst. Interessant ist die
                                              bildliche Ausstattung der Fassaden
                                              mit Bauinschriften, Putten, Weintrauben,
                                              Musikinstrumenten, aber auch mit
                                              einem Kellermeister oder Wirt nebst
                                              Weinkellerschlüsselbund und
                                              Wirtshauskatze über dem Eingang
                                            zum neuen "Alder".    Eine zweite
                                              Zeitebene sind zudem die selbst
                                              nach über 75 Jahren noch weitgehend
                                              erhaltenen Luftschutzmarkierungen
                                              an der Seite der Duisburger Straße,
                                              die im Zweiten Weltkrieg mit fluoreszierender
                                              Farbe aufgemalt wurden. "LSR" hieß zum
                                              Beispiel: Hier befindet sich ein
                                              Luftschutzraum - während des
                                              Angriffs mussten die Türen
                                              immer für Passanten auf sein,
                                              die sie auf die nächsten Schutzräume
                                              aufmerksam gemacht wurden, auf
                                              der anderen Seite bedeutete es
                                              für die Bergungstruppen nach
                                              Angriffen: Bitte graben, falls
                                              das Gebäude darüber zerstört
                                              ist, hier könnten Leute im
                                              Keller noch leben und auf ihre
                                              Rettung hoffen: Auch die nach unten
                                              gerichteten aufgemalten Pfeile
                                            erfüllten diesen Zweck.   In diesem Jahr jährt sich der
                                            Deutsch-Französische Krieg von
                                            1870/71 zum 150. Mal. Dieser Krieg
                                            war für die Gründung des
                                            wilhelminischen Kaiserreichs von
                                            1871 bis 1918 der entscheidende Start.
                                            Deshalb wurde in dieser Epoche ein
                                            großer Verehrungskult mit Krieger-,
                                            Veteranenvereinen, mit Büchern
                                            und zahlreichen, teilweise auch kitschigen
                                            Abbildungen, Stichen, Gemälden
                                            und Feiertagen, wie dem 2. September,
                                            dem "Sedanstag", betrieben. In den
                                            Jahren ab 1871 wurden Straßen
                                            in neuen Stadtvierteln nach Schlachtenorten
                                            oder berühmten Heerführern
                                            genannt, aber auch der "Schmied des
                                            Reichs", der "Eiserne Kanzler", Graf
                                            Otto von Bismarck (1815-1898), der
                                            von Kaiser Wilhelm I. um seiner Verdienste
                                            um die Reichseinheit gefürstet
                                            wurde, erhielt Straßen- und
                                            Platznamen, Denkmäler, Türme...
                                            so gibt es auch in Stuttgart einen
                                            Bismarckturm. Die Cannstatter Bismarckstraße
                                            ist die heutige Wildunger Straße,
                                            in unmittelbarer Nähe des Uffkirchhofs.
   Auf diesem steht, unweit der
                                               alten Uffkirche in südwestlicher Richtung
                                            das bis vor kurzem sehr beeindruckend
                                            und irgendwie romantisch mit Efeu
                                            umwachsene Grabmal, das zugleich
                                            ein Kriegerdenkmal ist... leider,
                                            so sage ich, wurde es vor ca. 6 Wochen
                                            einer Radikalkur unterzogen und   "entgrünt",
                                            dabei ging auch Substanz verloren,
                                            eine der gusseisernen neogotischen
                                            Pfosten des Zaunes mit seinen Hängeketten
                                            ist seither verschwunden, zwei andere
                                            liegen gekippt im Grabmal. Ich kann
                                            nur hoffen, dass hier nicht noch
                                            schlimmeres passiert, sondern dass,
                                            vielleicht auch im Hinblick auf das
                                            geschichtliche Jubiläum, eine
                                            Sanierung unter Erhalt der Umfriedung
                                            durchgeführt wird. Gerne darf
                                            sich die Friedhofsverwaltung auch
                                            bei Pro Alt-Cannstatt melden, falls
                                            Sie finanzielle Unterstützung
                                            gebrauchen kann. In der 1900 von
                                            C. H. Beck veröffentlichten
                                            Cannstatter Chronik liest man: "Ferner
                                            ist auf dem Uffkirchhof den 6 im
                                            hiesigen Lazareth gestorbenen Soldaten
                                            aus dem deutsch-französischen
                                            Feldzug ein Kriegerdenkmal in gotischem
                                            Stil errichtet worden, dessen Kosten
                                            aus freiwilligen Liebesgaben bestritten
                                            wurden; es steht nahe beim Kirchlein,
                                            in westlicher Richtung von diesem." Im
                                            gleichen Buch sind auch, so für
                                            das Jahr 1870, weitere Hinweise auf
                                            dieses Grabdenkmal zu finden:    "Am
                                            11. August wurde der Beschluß gefaßt,
                                            in Cannstatt ein Lazaret 1) [Anm.
                                            1: Auf dem Seelberg, jetzt Lazaretstraße
                                            Nr. 25 und 27 oberhalb der Lokomotivremise;
                                            OS] für 25 Verwundete zu errichten;
                                            die Ausrüstung, Unterhaltung
                                            und Bedienung wurde aus freiwilligen
                                            Gaben bestritten, beziehungsweise
                                            unentgeltlich geleistet; die Stadt
                                            selbst erklärte sich zu namhaften
                                            Beitragsleistungen bereit. Das Lazaret
                                            wurde auf dem Seelberg in der Nähe
                                            des Krankenhauses eingerichtet. In
                                            den Dienst der Wohlthätigkeit
                                            und Nächstenliebe stellte sich
                                            auch die Kunst, sofern die Vereine
                                            Konzerte veranstalteten mit patriotischem
                                            Programm und die Einnahmen den Unterstützungskomites überließen.
                                            Am 1. September kamen die ersten
                                            Verwundeten, wovon vier schwer verwundet
                                            waren, im hiesigen Lazaret an, wo
                                            sie ausgezeichnete Pflege fanden.
                                            […] Dienstag 20. September
                                            wurden die beiden ersten im hiesigen
                                            Lazaret verstorbenen Soldaten, ein
                                            Bayer und ein Preuße, auf dem
                                            Uffkirchhof beerdigt. Soldaten trugen
                                            die Särge. An dem Zug nahm eine
                                            Abteilung Infanterie, die gesamte
                                            Feuerwehr und eine endlose Reihe
                                            von Bürgern teil. Die Concordia
                                            sang einen ergreifenden Trauerchor
                                            und Dekan Krauß hielt eine
                                            tiefempfundene Grabrede. […]
                                            Wenige Tage nach den beiden ersten
                                            war der dritte und am 2. Oktober
                                            der vierte der hier im hiesigen Lazaret
                                            ihren Wunden erlegenen Soldaten begraben
                                            worden. Beide hatten das gleiche
                                            ehrenvolle Trauergeleite gefunden
                                            wie ihre vorausgegangenen Kameraden."
   Später
                                            wurden dort regelmäßig
                                            die Cannstatter Sedanfeiern abgehalten,
                                            so 1880 (Zitat aus Beck): "Die zehnte
                                            Wiederkehr des Tages von Sedan wurde
                                            am 2. September in besonders festlicher
                                            Weise mit Glockengeläute, Böllerschüssen,
                                            Totenfeier am Kriegerdenkmal auf
                                            dem Uffkirchhof, Vereins- und Schulfeiern
                                            begangen." Und so auch 1895 (dito): " Die
                                            25jährige Gedächtnisfeier
                                            des Sedantages wurde festlich begangen.
                                            Am 1. Sept. war Festgottesdienst,
                                            Totenfeier am Kriegerdenkmal, nachmittags
                                            Festzug auf den Burgholzhof, daselbst
                                            abends Freudenfeuer und bengalische
                                            Beleuchtung. Montag 2. Sept. Schulfeiern,
                                            abends Bankett im Kursaal mit Festrede
                                            von Professor Dr. Rast."
 Der heutige Film führt uns
                                              erneut (vgl. Film Nr. 36) Bad Cannstatt,
                                              hier auf diesem Vlog) auf den ältesten
                                              Friedhof Bad Cannstatts (und damit
                                              auch ganz Stuttgarts), den Steigfriedhof
                                              am Sparrhärmlingweg, und zwar
                                              zu einem kleinen, speziellen Feld
                                              mit Kindergräbern an der westlichen
                                              Südmauer des Friedhofs unweit
                                              der Altenburgschule (vgl. Film
                                              Nr. 35) auf dem Bad Cannstatt-Vlog
                                              hier). Dort liegen an vier Grabstellen
                                              mit ihren kleinen Grabsteinen insgesamt
                                              fünf Kinder, die im Zweiten
                                              Weltkrieg auf besonders tragische
                                              Weise ums Leben kamen - sie wurden
                                              bei einer Panik erdrückt,
                                              zu Tode getreten. Dies geschah
                                              in der Nacht vom 15. auf den 16.
                                              März 1944, als bei einem Luftangriff
                                              - vermutlich durch einen querstehenden
                                              Kinderwagen - ein Stau am Stolleneingang
                                              an der Haldenstraße, Brückenstraße,
                                              Altenburger Steige entstand. Und
                                              die von Außen nachdrückenden,
                                              im Stollen Schutz vor den Bomben
                                              suchenden, Frauen, Kinder, Jugendlichen
                                              und alten Menschen in der entstehenden
                                              Panik nicht oder zu spät bemerkten,
                                              dass sie noch hätten einen
                                              Moment warten müssen, bis
                                              das Problem vor ihnen behoben gewesen
                                              wäre. Ich habe in den letzten
                                              Jahren einige Zeitzeugen kennengelernt,
                                              die mir berichteten, dass z.B.
                                              ein Vater seine beiden kleineren
                                              Kinder mit den Armen je eins in
                                              die Luft hob, damit sie nicht erstickten.
                                              Eine Gedenktafel des Vereins Schutzbauten
                                              Stuttgart e.V. wurde 70 Jahre nach
                                              dem Ereignis, 2014 an der Friedhofsmauer
                                              unmittelbar neben den Gräbern
                                              angebracht und zählt alle
                                              23 Opfer der Panik namentlich auf.
                                              Unter den Opfern war ein erwachsener
                                              Mann im Alter von 67/68 Jahren,
                                              die   ältesten Frau war 79
                                              oder 80 Jahre alt, die jüngste
                                              47 oder 48. 12 Personen, und damit
                                              etwas mehr als die Hälfte
                                              der Opfer waren Kinder im Alter
                                              zwischen 14 und 1 Jahr, vielleicht
                                              auch nur ein paar Monaten. Das
                                              eindrücklichste Grabmal ist
                                              durch die Porträts der Kinder
                                              das Grabmal für die Zwillinge
                                              Ursula und Waltraud Sauselen, die
                                              am 23. Januar 1941 geboren wurden
                                              und damit gerade mal drei Jahre
                                              alt waren, als ihr junges Leben
                                              endete. Ein Mädchen starb
                                              an den Spätfolgen des Ereignisses
                                              1948 im Alter von etwa 10 Jahre,
                                              d.h. sie wusste vermutlich, warum
                                              sie starb, und konnte sich an ihre
                                              Erlebnisse während der Panik
                                              sicher erinnern, hatte vielleicht
                                              Alpträume in den letzten vier
                                              Jahren ihres Lebens. Auf allen
                                              Gräbern steht vor dem Todesdatum
                                              nicht "gest." für gestorben,
                                              sondern "gef." für gefallen,
                                              also an der "Heimatfront" bei einem   "Terrorangriff",
                                              wie es damals in der offiziellen
                                              Sprachregelung hieß, ums
                                              Leben gekommen, so, als ob sie
                                              im Felde den "Heldentod" gestorben
                                              sprich "gefallen" wären. Es
                                              erschein mir unbedingt wichtig,
                                              dass diese 4 Gräber mit der
                                              Gedenktafel auch nach Ablauf der
                                              Ruhefristen erhalten bleiben, erinnern
                                              sie doch exemplarisch an eines
                                              der dunkeltsten Ereignissen der
                                              Cannstatter Stadtgeschichte und
                                              daran dass Kriege immer auch zivile
                                              Opfer fordern.
 Olaf Schulze, Historiker & Trauerredner
 1. Vors. Pro Alt-Cannstatt e.V.
 2. Vorstand Vereinigung Cannstatter
                                              Vereine
 Beirat im Gartenbauverein
                                            Bad Cannstatt von 1871
     Im Oktober 2020 jährt sich
                                              zum 175. Mal die Geburtsstunde
                                              der legändaren und viel besungenen "Schwäbischen
                                              Eisenbahn", genauer die erste Fahrt
                                              der "K.W.St.E.", der Königlich
                                              Württembergischen Staatseisenbahn,
                                              was die Württemberger bald
                                              als - heute natürlich nicht
                                              mehr politisch korrekt und schon
                                              gar nicht "gegendert" - "Komm Weib,
                                              steig ein!"   auflösten und
                                            verballhornten.  Derzeit arbeite
                                              ich zusammen mit Frau Dr. Christiane
                                              Sutter, der Leiterin des Stadtmuseums
                                              Bad Cannstatts, und Matthias Busch,
                                              engagiertem Vorstandsmitglied von
                                              Pro Alt-Cannstatt (und begeisterter
                                              Modellbauer) an einer Ausstellung
                                              zu den Anfängen der Württembergischen
                                              Bahn, deren erster in Funktion
                                              genommener Bahnhof im Herbst 1845
                                              der Bahnhof Cannstatt war. Die
                                              allererste Strecke, noch mit amerikanischer
                                              Lok, "Neckar" getauft, und Holz
                                              befeuert, ging von Cannstatt nach
                                              Untertürkheim, Ende November
                                              dann war das Stück bis Esslingen
                                              a.N. befahrbar. Diesmal fuhren
                                              König Wilhelm I. und sein
                                              Hof persönlich mit dem Zug
                                              und wurden entsprechend "mit großem
                                              Bahnhof" in Esslingen empfangen.
                                              Nach Stuttgart fuhren die Züge
                                              erst ab September 1846, hier war
                                              die Strecke zwar deutlich kürzer,
                                              aber mit topographischen Hindernissen
                                              gespickt. Man brauchte eine Eisenbahnbrücke über
                                              den Neckar und einen Tunnel unter
                                              dem Schloss Rosenstein. Dieser
                                              Tunnel ist noch recht ursprünglich
                                              erhalten und damit ein Dokument
                                              der württembergischen, ja
                                              der deutschen Eisenbahngeschichte.
                                              Herr Busch darf mir Genehmigung
                                              des Landes dort Führungen
                                              zur Tunnelgeschichte anbieten in
                                              Nachfolge von Herrn Hermann Gökeler,
                                              der dies viele Jahre mit großem
                                              Engagement gemacht hat. Das Video
                                              begleitet mich auf einer Fahrt
                                              vom Gleis 2 Bahnhof-Bad Cannstatt,
                                              mit Blick auf die Grabkapelle auf
                                              dem Württemberg, über
                                              die Eisenbahnbrücke von 1911/14
                                              durch den damals neu gebauten,
                                              zweiten Rosenstein-Eisenbahntunnel
                                              bis zum S-Bahnhof tief am Stuttgarter
                                              Hauptbahnhof in Echtzeit. Eine
                                              Fahrzeit von gut 4 Minuten, doch
                                              das wird nicht so bleiben "S21
                                              sei dank", wenn Alles fertig ist
                                              gibt es auf dieser traditionsreichen,
                                              seit 1846 bestehenden Strecke einen
                                              Halt mehr und das kostet mich und
                                              die vielen Tausend Pendler (zu
                                              Nicht-Corona-Zeiten), die über
                                              den Cannstatter Bahnhof nach Stuttgart
                                              hineinkommen, täglich rund
                                              5 Minuten mehr Lebenszeit auf Rädern,
                                              die für die Wirtschaft rollen.
                                              Bei einer 5 Tage-Woche sind dies
                                              schon 25 Minuten, eine knappe halbe
                                              Stunde, gesetzt man arbeite 46
                                              Wochen im Jahr wären das 1150
                                              Minuten, also gerundet 19.2 Stunden
                                              im Jahr, das sind knapp zweieinhalb
                                              Arbeitstage à 8 Stunden.
                                              Ich weiß nicht, ob man jemals
                                              eine Gegenrechnung aufgemacht hat
                                              mit den Reisestatistiken, die es
                                              ja sicher gibt, Zeitgewinn in der
                                              Summe (Fernreisende mal Minuten)
                                              gegen Zeitverlust in der Stumme
                                              (Pendler mal Minuten).. und dann
                                              würde mich interessieren,
                                              wohin die Waagschale sich neigt.
                                              Nun gut, das ist Verkehrs- und
                                              Landes- und auch Kommunalpolitik,
                                              als denkender Bürger, der
                                              man als Historiker ja eigentlich
                                              sein müsste, können einem
                                              solche Fragen kommen. Auf der Strecke
                                              kommentiere ich an ein paar Punkten
                                              in diesem Video historisch. Doch
                                              sehen Sie selbst. Mit besten Grüßen
                                              Olaf Schulze PS: Ich musste am
                                              Drehtag sowieso nach Pforzheim,
                                              hab also kein Geld nur für
                                              den Film ausgegeben... da hat das
                                              Schwäbische schon auf den
                                            Badner abgefärbt.     Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                              Gäste der Stadt und dieses
                                              Vlogs,heute wenden wir uns einer
                                              der bekanntesten (aber leider auch
                                              am wenigsten ansehnlichen) Mineralwasserquellen,
                                              der Auquelle, die zwischen Neckarstraße
                                              und dem "kanalisierten" Neckar
                                              selbst nahe dem Mühlsteg zu
                                              finden ist. Erstmals wurde die
                                              Quelle bereits 1833 erbohrt, 1981
                                              nach einem Entwurf von Roland Gerlach
                                              neu gefasst. Das Mineralwasser
                                              der Auquelle tritt seit der ersten
                                              Bohrung im frühen 19. Jahrhundert
                                              durch einen natürlichen Überdruck,
                                              den artesischen Druck, oberirdisch
                                              aus. Ihr Ruhewasserdruck geht bis
                                              6,80 Meter über die Geländehöhe.
                                              Ein Teil steigt im nebenan stehenden
                                              gläsernen Turm sichtbar empor.
                                              Nur leider verschmutzt dieser Glasturm
                                              von Innen durch die Ablagerungen
                                              der Quelle und vermutlich auch
                                              Algen sehr schnell und wird ebenso
                                              schnell unansehnlich, wie es das
                                              Video dokumentiert. Dazu treten
                                              die leider üblichen Schmierereien
                                              und auch der gelegentliche Vandalismus.
                                              Unterhalten wird die, bei Radfahrern
                                              und auch bei Anwohnen von nah und
                                              auch fern beliebte "Zapfstelle",
                                              durch die Bäderbetriebe Stuttgart,
                                              Tiefbauamt. Vielleicht könnte
                                              man es hier einmal mit einer Brunnenpatenschaft
                                              versuchen, so wie es Baumpatenschaften
                                              gibt, aber auch Brunnenpatenschaften
                                              wie vom Bürgerverein Bad Cannstatt
                                              für den Junobrunnen in den
                                              Unteren Kursaalanlagen (vgl. hier
                                              Video Nr. 19) im Cannstatt-Vlog).
                                              Die Auquelle gehört zu den
                                              niederkonzentrierten Mineralquellen,
                                              sie ist kein ausgewiesenes Heilwasser
                                              (wie zum Beispiel die beiden Wilhelmsquellen,
                                              die Gottlieb-Daimler-Quelle und
                                              die Hofrat-Seyffer-Quelle und die
                                              Veielbrunnenquelle, sowie die Quellen
                                              im   "Berg" und im "Leuze"). Sie
                                              befindet sich am Austrittsort in
                                              40 m Tiefe und damit geologisch
                                              im Oberen Muschelkalk. Sie tritt
                                              mit 17 Grad Celsius heraus und
                                              gehört im Cannstatt-Berger
                                              Quellgebiet zu den kälteren
                                              Quellen. Bei den gelösten
                                              Feststoffen im Wasser hat sie den
                                              niedrigsten Wert überhaupt;
                                              die Gottlieb-Daimler-Quelle zum
                                              Beispiel hat 10mal so viel gelöste
                                              Feststoffe, die Hofrat Seyffer-Quelle
                                              sogar 25mal so viel. In der Zahl
                                              der gelösten Chloride liegt
                                              sie ebenfalls am Niedrigsten bei
                                              50mg pro Liter, knapp gefolgt von
                                              den beiden Kellerbrunnenquellen
                                              mit 55 und 60 mg pro Liter. Die
                                              Gottlieb-Daimler-Quelle ist viel "salziger",
                                              ihr Chloridanteil liegt bei 4715
                                              mg pro Liter (also etwa beim 8fachen).
                                              Zusätzlich ist die Auquelle
                                              auch besonders kohlensäureschwach,
                                              also die am wenigsten "saure" Quelle
                                              der "Sauerwasserstadt" Bad Cannstatt,
                                              hier sind es nur 110 mg pro Liter;
                                              die Gottlieb-Daimler-Quelle hat
                                              einen etwa 4fachen Kohlensäuregehalt,
                                              die beiden Wilhelmsquellen das
                                            13- bzw. 18fache, die   "pfupfern" recht.
     Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                              alte und neue Freunde dieses Bad
                                              Cannstatt-Video-Blogs,heute sind
                                              wir bei Wilhelm Bauer, dem langjährigen
                                              Vorstand des Gartenbauvereins Bad
                                              Cannstatt von 1871 e.V. (vgl. Video
                                              Cannstatt Nr. 12), im Vorbereich
                                              der ehemaligen, 2013 geschlossenen
                                              Besenwirtschaft Auf der Steig 33
                                              am Rande des Hallschlags in der
                                              Nähe des Römerkastells
                                              und der Evangelischen Steigkirche
                                              (vgl. Video Cannstatt Nr. 30) und
                                              der katholischen St. Rupertkirche
                                              (vgl. Video Cannstatt Nr. 38).
                                              Wilhelm Bauer erzählt uns
                                              unter anderem die Geschichte vom
                                              halben Ausschankfass vom 1978 gegründeten
                                              Stuttgarter Weindorf, als er damals
                                              mit Otto Mayer zusammen einen gemeinsamen
                                              Ausschank hatte und auf die Idee
                                              kam mit einem geschnitzten Ausschankfass
                                              besondere Aufmerksamkeit auf dem
                                              Weindorf zu erzeugen, was offensichtlich
                                              auch gelang. Nach dem Ende ihrer
                                              aktiven Zeit auf dem Weindorf würfelten
                                              Wilhelm Bauer und Otto Mayer um
                                              die beiden geschnitzten Fasshälften.
                                              Und so ist dieses handgeschnitzte
                                              Fass wohl das einzige Bad Cannstatter
                                              und damit auch Stuttgarter Fass,
                                              das sich an zwei Stellen gleichzeitig
                                              befindet. Und damit wohl eine echte
                                              Sehenswürdig-, zumindest aber
                                              Merkwürdigkeit. Außerdem
                                              berichtet Wilhelm Bauer über
                                              ein Schild, dass er zum Abschied
                                              von seinem Besen von der Cannstatter
                                              Polizei geschenkt bekam... Was
                                              es damit auf sich hat, erfahren
                                              Sie im Video. Gute Unterhaltung
                                              damit...    …
 wünschen
                                              der waschechte Cannstatter Wilhelm
                                              Bauer und der Neig'schmeckte Badner
                                              mit preußisch-brandenburgischen
                                              und noch ganz anderen Vorfahren
                                              und überzeugter Neubadcannstatter
                                              Olaf Schulze,
 ihres Zeichens 1.
                                              Vorstand vom Gartenbauverein Bad
                                              Cannstatt seit 38 Jahren und frisch
                                              vom "Boskop" eingefangenes und
                                              von der diesjährigen Mitgliederversammlung
                                              brav gewähltes neues Beiratsmitglied
                                              (mit dem Spezialauftrag Nr. 1871
                                              zur Vorbereitung des 150. Vereinsjubiläums).
 "Machet's
                                            guot!"
 
 
                                            Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                            liebe Freunde dieses Blogs,  
                                          der heutige
                                          Film ist schon selbst fast Geschichte,
                                          er entstand am 20. März 2020,
                                          als der Frühling gerade am Anfang
                                            war, die ersten strengeren Corona-Verordnungen
                                            durch die Landesregierung Baden-Württemberg
                                            gerade eine Woche alt, und dieser
                                            Videoblog über Bad Cannstatt
                                            und Pforzheim erst drei Abonnenten
                                            hatte - heute sind es zehn Mal so
                                            viel - hundert Mal wäre mir
                                            noch lieber (kleiner Scherz am Rande,
                                            also, wenn Ihnen diese meine Aktion
                                            hier gefällt, dann empfehlen
                                            Sie mich doch Ihren Bekannten und
                                            Freunden weiter... DANKE)!  
                                          Der Weg
                                          geht am Seilerwasen entlang und der
                                          Blick dabei fast die ganze Zeit über
                                            den Neckar auf die Seite der Schiffsanlege
                                            der "Weißen Flotte", des "Neckar
                                            Käpt'ns", die u.a. durch die
                                            S21-Bauarbeiten nahe ihrer Anlege
                                            sehr zu leiden haben und auch schon
                                            ihre Flotte verkleinern mussten,
                                            der Wilhelma und des Wilhelma-Theaters
                                            (vgl. Film Nr. 10) auf diesem Cannstatt-Vlog).
                                            Dieser Teil des Neckars ist mehrfach
                                            stark verändert worden, so schon
                                            zu Anfang des 19. Jahrhunderts, als
                                            das Schloss Rosenstein gebaut wurde,
                                            so in den Jahren 1928-1930, als der
                                            Neckar reguliert wurde, die Berger
                                            Insel verschwand, hohe Ufermauern
                                            und Dämme zum Hochwasserschutz
                                            errichtet wurden, so im Vorfeld der
                                            Bundesgartenschau 1977 in Stuttgart,
                                            als der Seilerwasen neu mit Hügeln   überformt
                                            wurde, so in den letzten Jahren im
                                            Rahmen der Baumaßnahmen rund
                                            um Stuttgart 21. Und auch der Seilerwasen,
                                            auf dem Jahrhunderte lang die Cannstatter
                                            Seiler (wie die Familie Wunder aus
                                            der Marktstraße, vgl. Cannstatt-Film
                                            Nr. 11) hier) ihre Werkstätte
                                            im Freien, quasi ihre   "Reeperbahn" hatten,
                                            soll wieder flach werden, so heißt
                                            es.
                                            
                                               Auf dem Uffkirchhof befinden sich
                                              eine ganze Reihe von Gräbern
                                              bekannter Persönlichkeiten,
                                              bekannt sogar über die Grenzen
                                              von Bad Cannstatt und Stuttgart
                                              hinaus. Zu ihnen zählt der
                                              zu seiner Zeit äußerst
                                              populäre Volksschauspieler
                                              Oscar Heiler (1906-1995), dessen
                                              mittlerweile aufgelassenes Grab
                                              von der Stadt Stuttgart weiterhin
                                              erhalten wird. Und das ist auch
                                              gut so. Oscar Heiler, der am Ende
                                              seines Lebens in zahlreichen Fernsehserien
                                              des SWR im Einsatz war, gelegentlich
                                              auch in Krimis (Tatort Stuttgart)
                                              mitspielte, hatte eine interessante
                                              Künstlerkarriere und sein
                                              größter Erfolg war ein
                                              Erfolg mit einem Duo, das quasi
                                              zu einem Klassiker schwäbischen
                                              Humors wurde, zunächst auf
                                              der Bühne und auch "am Radio"   und
                                              schließlich auch im damals
                                              noch jungen Medium Fernsehen. Die
                                              Häberle und Pfleiderer-Sketche
                                              und Szenen in Schwarz-Weiß sind
                                              legendär (z.B.   "Friedenskonferenz" und "Postamt"),
                                              und auch hier auf YouTube zu finden
                                              (zumindest die Tonspuren). Oscar
                                              Heiler war gebürtiger Stuttgarter
                                              (Gablenberger?) und machte 1925
                                              am Karls-Gymnasium in Stuttgart
                                              1925 Abitur. Nach einer Buchhänderlehre
                                              begann er 1928 am Stuttgarter Schauspielhaus
                                              sein eigentliches Berufsleben,
                                              seine Berufung. Er wurde Schauspieler.
                                              Doch den jungen Schauspieler stellte
                                              das Schicksal ein Bein, während
                                              einer Bühnenprobe 1930 brach
                                              sich Oscar Heiler das rechte Bein,
                                              und zwar ohne äußerliche
                                              Einwirkung. Doch in jedem Unglück
                                              ist ein Glück, wie es im Volksmund
                                              heißt: Die Ärzte stellten
                                              einen bereits fortgeschrittenen
                                              Knochentumor bei dem gerade mal
                                              25jährigen fest, der die Ursache
                                              für den Beinbruch war. Das
                                              Bein wurde amputiert und damit
                                              der Krebs gestoppt. Fortan trug
                                              Oscar Heiler eine Prothese, sein
                                              humpelnder, steifer Gang wurde
                                              zu einem Markenzeichen des Schauspielers.
                                              1930, im gleichen Jahr, begann
                                              die regelmäßige Zusammenarbeit
                                              mit dem 9 Jahre älteren Willy
                                              Reichert (1896-1973) als "Häberle
                                              und Pfleiderer" auf der Bühne
                                              des Stuttgarter Friedrichsbau-Varietés.
                                              Oscae Heiler wohnte zunächst
                                              in Stuttgart-Gablenberg in der
                                              Klingenstraße 88 im ersten
                                              Stock in einer Vier-Zimmer-Wohnung,
                                              allerdings nur in einem kleineren
                                              Zimmer, da sich damals in der Wohnung
                                              eine Zahnarztpraxis befand. Später
                                              zog Heiler in die Bergstraße
                                              (Nr. 86), eine Parallelstraße,
                                              und blieb dort zeit seines Lebens
                                              wohnen. Seine Ehe mit der drei
                                              Jahre älteren Lydia Jahn hielt
                                              bis zu deren Tod 1983. Das Grab
                                              auf dem Uffkirchhof ließ er
                                              nach dem Tod seiner Mutter 1960
                                              anlegen, und es hat auch ganz die
                                              Anmutung dieser Zeit, in Schriftgestaltung
                                              und Form. Auch an seinen früh
                                              verstorbenen Vater erinnerte er
                                              durch eine Inschrift. 1994 wurde
                                              eine Bronzegruppe für "Häberle
                                              und Pfleiderer" vor dem damaligen "Friedrichsbau" aufgestellt.
                                              In Stuttgart-Süd ist eine
                                              Staffel zur Karlshöhe nach
                                              ihm benannt, dort gibt es übrigens
                                              auch eine Willy Reichert-Staffel.
                                              Oscar Heiler wurde zweimal mit
                                              dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet,
                                              1972 "am Bande" und 1987 "erster
                                              Klasse". Willy Reichert wurde nicht
                                              in Stuttgart bestattet. Sein Grab
                                              liegt auf dem alten Gemeindefriedhof
                                            in Grassau (Landkreis Traunstein).
     Der heutige Film führt uns
                                              wieder auf den Uffkirchhof… nicht
                                              allzu weit vom Grab von Oscar Heiler
                                              (Cannstatt Video Nr. 46) auf diesem
                                              Vlog) entdeckt der Besucher dieses
                                              alten Friedhofs mit dem Drei-Kirchen-Blick
                                              (die Uffkirche von um 1500, die
                                              ev. Lutherkirche von 1899/1900
                                              und die katholische Liebfrauenkirche
                                              von 1909) inmitten der Stadt ein
                                              Grabmal mit einem steinernen weiblichen
                                              Engel, der recht keck die Beine   übereinander
                                              geschlagen hat und beide Hände über
                                              dem Knie des linken Beines verschränkt.
                                              Das auffällige Grabmal der
                                              Familien Hermann, Berner und Leibbrand
                                              wurde im Jahre 1914 errichtet für
                                              Luise Berner, geb. Hermann (1883-1914),
                                              die damals als junge Frau mit rund
                                              31 Jahren verstarb. Während
                                              im Badischen auf Grabmälern
                                              von bürgerlichen Familien
                                              der Zeit um 1900 relativ häufig
                                              Engel als schmückendes Symbol
                                              gewählt wurden, ist dies auf
                                              württembergischen Friedhöfen
                                              eher selten, was mit dem in Württemberg
                                              immer stärker verbreiteten
                                              Pietismus (und dessen Grabbilderfeindlichkeit)
                                              zusammenhängen mag. Dieser
                                              weibliche Jugendstil-Engel, der
                                              am Grab Rast macht und über
                                              die Verstorbenen wacht, ist auf
                                              dem Uffkirchhof nur genau einmal
                                            zu finden.   
                                            Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
                                            Freunde dieses Bad Cannstatt-Video-Blogs,
                                             
                                          unser virtueller 1. Mai-Ausflug führt
                                            uns von der Lammgasse (benannt nach
                                            dem ehem. Gasthaus zum Lamm) in die
                                            Helfergasse. Dort an der Kita, dem
                                            Städtischen Kindertagheim, erklärt
                                            uns der Ehrenvorsitzende des Vereins
                                            Pro Alt-Cannstatt, Hans Betsch (siehe
                                            auch Video Nr. 31) auf diesem Cannstatt-Vlog),
                                            noch längeres Felbenmitglied
                                            im Cannstatter Brauchtumsverein "Kübelesmarkt" und
                                            langjähriger "Geizig" in der
                                            Fasnet die Geschichte eines auf Initiative
                                            von Albert Ruoff von Pro Alt-Cannstatt
                                            entstandenen großformatigen
                                            Wandbilds der Künstlerin Hatty
                                            Riehl (Hans, stimmt der Name so?
                                            Ansonsten bitte durch E-Mail an mich
                                            korrigieren, danke.), das schon seit
                                            einer ganzen Reihe von Jahren unter
                                            einer isolierenden Wandverkleidung
                                            verschwunden und nicht mehr zu sehen
                                            ist. Dargestellt war, wie Hans Betsch
                                            anhand von historischen Fotografien
                                            erzählt, eine Gruppe von zentralen
                                            Figuren der Bad Cannstatter Fasnet,
                                            die der 1924 gegründete Verein
                                            Kübelesmarkt, nach dem Ende
                                            des Zweiten Weltkriegs bis in die
                                            1960er Jahre hinein entwickelte.
                                            Zu sehen war neben dem Narrenbaum,
                                            der alljährlich zur heißen
                                            Fasnetszeit vor dem Alten Rathaus
                                            in der Marktstraße aufgestellt
                                            wird, das "Geizigrufen" mit dem "Geizig",
                                            der in einem biedermeierlichen Frack
                                            mit einem Zylinder angetan seit 1961
                                            am Fasnetsdienstag mit Schulkindern
                                            im Gefolge durch die Marktstraße
                                            von Geschäft läuft und
                                            vor dem jeweiligen Geschäft
                                            laut (teilweise mit Megaphon) und
                                            kräftig unterstützt von
                                            den Kindern ruft: "Geizig, geizig,
                                            ist der [hier den Namen eines beliebigen
                                            Geschäfts, zum Beispiel "Schuh
                                            Strohm", einfügen], und wenn
                                            er net so geizig wär, dann gäb
                                            er uns die Bonbons her!", nach erfolgter
                                            Gutseles-Bewerfung aus Fenstern und
                                            Türen, folgt noch als kleines
                                            Dankeschön der Cannstatter Felbenspruch: "Cannstatt,
                                            Kübler, Felbaköpf - Mucker
                                            send doch arme Tröpf - Narri,
                                            Narro, Ahoi!", und dann geht's weiter
                                            zum Nächsten. Etwas Besonderes
                                            ist, dass der "Geizig" mit seinem
                                            Gefolge jedes Jahr zur Helene-Schöttle-Schule
                                            kommt, um den Kindern, die aufgrund
                                            ihrer Einschränkungen nicht
                                            selbst zu diesem Heischebrauch in
                                            die Marktstraße kommen können,
                                            eine gottselige Fasnet zu bringen
                                            und mit dem "Geizig rufen" eine Freude
                                            zu machen. Jedes Jahr ist dies ein
                                            besonders freudiges Ereignis in der
                                            Helene-Schöttle-Schule (Kolpingstr.
                                            88), an das sich auch Hans Betsch
                                            gerne erinnert und von dem er voll
                                            Begeisterung erzählt. Vielleicht
                                            könnte man, mit Unterstützung
                                            des Vereins Pro Alt-Cannstatt, ein
                                            Banner mit dem Wandbild bedrucken
                                            und mit einer Erläuterung versehen
                                            wieder an der Kindertagesstättenwand
                                            anbringen. Dies könnte ein Beitrag
                                            zum 100. Jubiläum des Kübelesmarkts
                                            sein, das ja in vier Jahren ansteht.
                                            
                                            Liebe Freundinnen und Freunde des Bad
                                          Cannstatt- und des Pforzheim-Video-Blogs,
 gestern wurde der 3000. Klick auf beiden
                                          Seiten zusammen erreicht, ich freue
                                          mich darüber! Vielen Dank für
                                          Ihre bisherige Treue und bitte empfehlen
                                          Sie mich weiter an Freunde und Bekannte,
                                          von denen Sie denken, es könnte
                                          sie auch interessieren, wie   "der
                                          Herr Schulze" Führungen macht.
 
 Das heutige Video führt uns wieder
                                          auf den Uffkirchhof (Siehe Filme Nr.
                                          27), 40), 46) und 47) auf diesem Vlog).
                                          Diesmal betrachten wir vier Gräber,
                                          die alle an der westlichen Außenmauer
                                          (Richtung Waiblinger Straße)
                                          zu finden sind. Die Führung startet
                                          mit dem Grab für den Mitte des
                                          20. Jahrhunderts bekannten Rennfahrer
                                          Hermann Lang (1909-1987), einem gebürtigen
                                          Cannstatter, der auch hier verstarb.
                                          Seine Karriere begann nach einer Mechanikerlehre
                                          1927 als Motorradrennfahrer. Er wurde
                                          1931 deutscher Bergmeister für
                                          Seitenwagenmaschinen. Ab 1933 arbeitete
                                          Lang als Mechaniker in der Rennabteilung
                                          von Mercedes. Bei einer Testfahrt in
                                          Monza im Frühjahr 1935 fiel der
                                          Nachwuchsfahrer dem Rennleiter Alfred
                                          Neubauer durch seinen Start und seine
                                          Kurventechnik auf. Seine erste Platzierung
                                          auf dem Nürburgring beim Eifelrennen
                                          folgte im gleichen Sommer, fünfter
                                          Platz. Zweieinhalb Monate später
                                          wurde er Sechster beim Großen
                                          Preis der Schweiz. Beim Großen
                                          Preis von Deutschland 1936 auf dem
                                          Nürburgring brach er sich einen
                                          Finger und fuhr trotzdem noch acht
                                          Runden weiter, was ihm große
                                          Sympathien, vor allem beim Publikum
                                          brachte. Er liebte Hochgeschwindigkeitsstrecken,
                                          er gewann Rennen in Libyen und das
                                          AVUS-Rennen 1937 in Berlin. Sein erfolgreichstes
                                          Jahr absolvierte Hermann Lang 1939,
                                          bei dem er vier Große Preise
                                          (Pau, Tripolis, Belgien und Schweiz)
                                          gewann, sowie das Eifelrennen auf dem
                                          Nürburgring, das Bergrennen am
                                          Freiburger Schauinsland und das Wiener
                                          Höhenstraßenrennen. 1943
                                          erschien im Verlag Knorr & Hirth
                                          in München sein Buch "Vom Rennmonteur
                                          zum Europameister", die Europameisterschaft
                                          1939 wird ihm zu recht nicht anerkannt.
                                          Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte er
                                          ab 1951 weitere Erfolge bei Rennen
                                          in Buenos Aires; er gewann 1952 erneut
                                          das Eifelrennen und zusammen mit Fritz
                                          Riess die 24 Stunden von Le Mans. Er
                                          war auch beim Einstieg von Mercedes
                                          in die Formel 1 1954 maßgeblich
                                          beteiligt. Nachdem Hermann Lang 1954
                                          beim Großen Preis von Deutschland,
                                          an dritter Stelle liegend, von der
                                          Strecke gerutscht war, zog er sich
                                          aus dem Rennsport zurück, blieb
                                          aber weiter für Mercedes tätig.
                                          Das Grabmal zeigt das Relief eines
                                          Rennsportwagens aus den 1930er Jahren.
                                          Gleich links daneben ist das Familiengrab
                                          des ehemaligen Cannstatter Oberamtsrichters
                                          Wilhelm Ganzhorn (1818-1880); der gebürtige
                                          Böblinger war ein erfolgreicher
                                          Jurist und zunächst Gerichtsaktuar
                                          in Neuenbürg, sowie später
                                          Oberamtsrichter in Aalen, Neckarsulm
                                          und zuletzt in Cannstatt, wo er in
                                          der Wilhelmstraße 10 bis zu seinem
                                          Tode lebte und arbeitete. Es geht die
                                          Geschichte, dass er nur die Größe
                                          des Weinkellers zu sehen verlangte,
                                          bevor er sich entschloss in die Dienstwohnung
                                          im Oberamtsgerichtsgebäudes zu
                                          ziehen. Bekannt ist er vor allem als
                                          Autor des Textes für das Volkslied "Im
                                          schönsten Wiesengrunde", das ursprünglich "Das
                                          stille Tal" hieß und seiner deutlich
                                          jüngeren, späteren Frau Luise
                                          Alber (1837-1909) gewidmet war, Tochter
                                          des Rössle-Wirts aus dem Nordschwarzwald-Dorf
                                          Conweiler, in der Nähe der Amtsstadt
                                          Neuenbürg an der Enz. Ganzhorn
                                          pflegte viele Freundschaften, darunter
                                          auch die mit dem deutschlandweit bekannten
                                          Dichter Ferdinand Freiligrath (1810-1876),
                                          der auch auf dem Uffkirchhof bestattet
                                          ist (an der östlichen Mauer).
                                          Das Grab von Luise Ganzhorn und anderer
                                          Familienangehöriger befand sich
                                          bis etwa 2000 an einer anderen Stelle
                                          im Uffkirchhof. Bei der endgültigen
                                          Auflösung des Grabes durch die
                                          Nachfahren, von denen sich einige intensiv
                                          um die Erhaltung des historischen Erbes
                                          ihres bekannten Vorfahren bemühen,
                                          wurde die Grabplatte auf das Grab von
                                          Wilhelm Ganzhorn versetzt. Der schwarze
                                          Marmorobelisk links daneben gehört
                                          zum Familiengrab der Familie Wunder,
                                          die seit der Zeit um 1700 in Cannstatt
                                          als Seiler auf dem Seilerwasen wirkten
                                          und deren Nachfahren noch heute in
                                          einem Haus in der Marktstraße
                                          (siehe Video Nr. 11) im Cannstatt-Vlog)
                                          leben. Ein Freund von Ganzhorn war
                                          auch der württembergische Offizier,
                                          Militärschriftsteller und Übersetzer
                                          Adolf Seubert (1819-1880), der aufgrund
                                          seiner Verdienste im preußisch-österreichischen
                                          ("deutsch-deutschen") Krieg von 1866
                                          durch die Verleihung des Ritterkreuzes
                                          des Ordens der Württembergischen
                                          Krone in den persönlichen Adelsstand
                                          erhoben wurde. Als Kommandant (Beförderung
                                          zum Oberst) des 6. Infanterieregiments
                                          1870/71 ein Detachement, dass den Schwarzwald
                                          zu decken und ein französisches
                                          Korps durch psychologische Abschreckung
                                          zu binden hatte. Nach der Quittierung
                                          des Militärdienstes 1873 widmete
                                          er sich ausschließlich dem Schreiben
                                          und Übersetzungen (für Reclams
                                          Universal-Bibliothek). Die Seubertstraße
                                          in Bad Cannstatt ist nach Ihm benannt.
 
 
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