Giovanni Salucci in den Beschreibungen eines Freundes
VEROEFFENTLICHUNGEN von
BRUNO ZORATTO - MARCO PICONE CH
GIOVANNI SALUCCI IN DEN BESCHREIBUNGEN
EINES FREUNDES
Vorwort
von Dr. Wolfgang Schuster, Oberbürgermeister
der Landeshauptstadt Stuttgart
Es ist nicht von
ungefähr, daß es
viele deutsche Touristen immer wieder
in die italienischen Städte zieht,
wo sie überall Zeugnissen einer
faszinierenden Baukunst begegnen.
Durch ein oftmals
perfekt gestaltetes Ensemble von
Gebäuden und Plätzen
ist die wohl wichtigste Voraussetzung
für ein buntes und pulsierendes
Leben geschaffen, von dem manche deutsche
Stadt nur träumen kann.
Geht man heute
durch Stuttgart, so stößt man glücklicherweise
noch auf eine Reihe hervorragender
Bauwerke des in Florenz geborenen und
gestorbenen Hofbaumeisters König
Wilhelms I. von Württemberg
Giovanni Salucci.
Nicht auszudenken
wäre es, wenn
diese Monumente seiner herausragenden
Baukunst den Krieg oder die städtebauliche
Neuordnung in den fünfziger und
sechziger Jahren nicht überdauert
hätten. Man kann im übrigen
für Stuttgart nur bedauern, daß viele
seiner Pläne nicht verwirklicht
werden konnten.
Ich freue mich,
daß die Erinnerungen über
Leben und Werk des Giovanni Salucci
Fiorentino, die nach seinem Tode von
seinem Freund, dem florentinischen
Architekten Giuseppe Ponsi geschrieben
wurden, in diesem Büchlein wieder
veröffentlicht werden. Es wird
dazu beitragen, nach der letzten Ausstellung
zum 150. Todestag Saluccis im Jahr
1995 in dem von ihm geschaffenen Wilhelmspalais
wieder an diesen "Ersten Architekten
des Königs von Württemberg" zu
erinnern.
.
Dr. Wolfgang Schuster
EiNLEITUNG
von Dr. Umberto Vattani, ehem. Botschafter
Italiens in Bonn
Unter allen Veranstaltungen,
an denen ich während meines
vierjährigen
Aufenthalts in Bonn in allen Landschaften
Deutschlands teilgenommen habe,
gedenke ich besonders lebhaft der
Ausstellung, die die Stadt Stuttgart
im Mai 1995 zum 150. Jahrestag
seines Todes einem italienischen
Architekten, Giovanni Salucci,
widmete, der in Italien nicht sehr
bekannt ist, doch von hohem Wert
ist, weil er durch sein Werk im
vergangenen Jahrhundert Stuttgart
und andere Städte
Baden-Württembergs städtebaulich
geprägt hat.
.
Bei der Eröffnungsfeier hatten
mich die Worte des Staatssekretärs
Werner Baumhauer besonders beeindruckt: "Dank
der neoklassizistischen Gestaltung
kann Stuttgart Berlin Karl Friedrich
Schinkels und München Leo
von Klenzes gleichstehen". Eine
sehr wohl verdiente offizielle
Anerkennung, weil der Name und
die Werke des toskanischen Architekten
zur Geschichte der Stadt und des
Landes gehören.
Die Geschichte Saluccis, der
im Dienst König Wilhelms I.
in Stuttgart von 1817-1939 stand,
ist eines der vielen Beispiele,
die eine einzigartige Erscheinung
in der Geschichte des alten Kontinents
bezeugen: die ständige
Präsenz von italienischen
Architekten und Erbauern in anderen
europäischen
Ländern.
Vor allem Deutschland war zu
jeder Epoche eines der bevorzugten
Ziele unserer Künstler, die
in den Städten,
wo aufgeklärte Fürsten
und Vertreter eines reichen Bürgertums,
die äußeren Einflüssen
offen gegenüberstanden, auf
die italienischen Muster schauten,
um ihre Residenzen zu verschönern,
bevorzugte Stellungen erreichten.
Die Auswanderung italienischer
Künstler
innerhalb Europas, die nach der
großen
Zeit der Renaissance fast systematisch
wurde, ist etwas, was außer
zur Römerzeit nie zuvor stattgefunden
hatte. Die Römer waren die
ersten, die in die Reichsprovinzen
Architekten und Baumeister schickten.
Man denke nur an ihre monumentalsten
Werke, die sich bis in die heutigen
Tage erhalten haben, wie die Porta
Nigra in Trier, das Amphitheater
in Nimes, die Nerosäule
in Mainz, die zahlreichen Brücken
und Aquädukte, die die Touristen
entlang den europäischen Straßen
bewundern können.
Die Chronik erzählt, daß Salucci,
Anhänger Napoleons und der
Eintagsfliege, der 1802 von seinen
Armeen gegründeten
Italienischen Republik, nach dem
Wiener Kongreß und dem Aufkommen
der Restauration aus dem Großherzogtum
Toskana fliehen mußte und
1817 über
die Schweiz nach Stuttgart gelangte.
Viele andere waren in den vorangegangenen
Jahrhunderten denselben Weg über
die Alpen gegangen, und andere
gingen ihn danach, einer Tradition
folgend, die sich bis in unsere
Tage fortsetzt. Von diesen kennen
wir die berühmtesten,
die die wir in den Kunstgeschichtsbüchern
finden, wie Bartolomeo Francesco
Rastrelli (1700-1771), der im Dienste
Peters des Großen stand und
das Winterpalais in St. Petersburg
erbaute; sein origineller Barockstil
machte im zaristischen Rußland
Schule. Andere erstrangige Architekten
wie Giacomo Quarenghi (1744-1817)
und Carlo Rossi (1775-1849) trugen
zur städtebaulichen und monumentalen
Entwicklung der russischen Hauptstadt
bei.
Oder Andrea Palladio (1508-1580),
der nie ins Ausland ging, aber
durch verschiedene theoretische
Schriften zu einer außerordentlichen
Verbreitung seiner Kunst in ganz
Europa und dann in Amerika beitrug.
Ganz im Stile Palladios war die
Architektur Groß-Britanniens
im 17. und 18. Jahrhundert. Und
auch in Deutschland fehlten nicht
die Nachahmer des Künstlers
aus Vicenza und Bewunderer, unter
denen selbst Goethe war.
Viele wurden fast völlig
vergessen. Sicherlich waren sie
nicht alle Begründer
einer Schule, doch müssen
wir anerkennen, daß viele
von ihnen sicherlich eine signifikante
Rolle bei der Verbreitung in Europa
und der Welt jenes Formempfindens,
jener Ausdruckskraft und jenes
Sinns für die richtigen Proportionen,
die die Italiener bewiesenermaßen
mehr als jedes andere Volk besitzen,
gespielt haben.
.
Gerade hier in Deutschland haben
wir außer dem Florentiner
Salucci Beispiele anderer italienischer
Künstler,
die heute fast vergessen sind,
die diesem Land viel gegeben haben
und von denen wichtige Zeugnisse
bleiben.
In Württemberg verdient der
Lombarde Leopoldo Retti (1704-1771)
Erwähnung, der das Schloß konzipierte,
den Stadtbauplan von Ludwigsburg
und danach das Neue Schloß in
Stuttgart gestaltete, das mit seinem
eleganten Barockstil zum Symbol
der Stadt wurde. Im Rheinland hatte
zuvor Alessandro Pasqualini (1493-1555)
gewirkt, der mit dem Bau des Forts
von Jülich,
in der Nähe von Köln,
mit der typischen Sternform des
16. Jahrhunderts, die Überlegenheit
des italienischen Geniums bei der
Militärarchitektur
bewies.
Unter den italienischen Architekten,
die im Dienste von zwei großen
Mäzenen, August II. und August
III., Kurfürsten von Sachsen
und Könige von Polen, standen
und die einige elegante und repräsentative
Bauten am Ufer des Flusses nach
dem Beispiel des Canal Grande in
Venedig erbauten, könnte man
den Römer
Gaetano Chiavari (1689-1770) nennen,
der die Hofkirche baute. Doch ein
noch signifikanteres Beispiel ist
vielleicht die Geschichte der Architekten-
und Szenographenfamilie aus Arezzo,
Galli da Bibiena, angefangen von
den Brüdern
Ferdinando Maria (1657-1743), Francesco
(1659-1739) und den zwei Söhnen
des ersteren, Alessandro (1687-1769)
und Giuseppe (1696-1756), die fast
immer in Deutschland verweilten
und die Hoftheater Mannheim, Braunschweig
und Bayreuth konzipierten. Man
könnte
weitere Namen nennen, indem man
in München an Architekten
erinnert, von denen heute keiner
mehr den Namen weiß, die
jedoch unzählige
Bauten errichteten.
.
Die Initiative Bruno Zorattos
ist daher lobenswert, eine moderne
deutsch-italienische Ausgabe des
Memoiren-Buchs "Vita ed
Opere di Giovanni Salucci Fiorentino",
vom Freund Giuseppe Ponsi geschrieben,
herauszugeben.
Es ist sehr bezeichnend, daß ein
Italiener, der seit langen Jahren
in Deutschland lebt, ein wegen
seines sozialen und politischen
Engagements über
die Migrantenprobleme bekannter
Journalist, eine Persönlichkeit
wie den toskanischen Architekten
Giovanni Salucci wieder entdeckt
hat, um dessen Leistung für
die Stadt Stuttgart und Baden-Württemberg,
d. h. ein Land, wo heute eine der
größten
italienischen Kolonien der Welt
lebt, aufzuwerten.
Auf Zoratto ist eine andere Initiative
zurückzuführen, die den
schon erwähnten Leopoldo Retti
ins öffentliche
Bewußtsein rückte, der
auch im vergangenen Jahrhundert
im selben Land tätig war,
was kürzlich
die Stadt Stuttgart dazu veranlaßte,
ihm eine Straße zu widmen.
Den Ursprung der italienischen
Präsenz
in Baden-Württemberg zu erforschen
und die Spuren der Kunst der ersten
Landsleute, die, wenn auch aus
verschiedenen Gründen, hierher übersiedelten,
trägt zur Unterstreichung
der Rolle unserer Kolonie in Deutschland
und der Schätzung, die sie
in der örtlichen Gesellschaft
genießt,
bei und stellt etwas Positives
dar.
Dieses Nachdenken über die
Kontinuität
unserer Präsenz in Deutschland,
die ihre Wurzeln weit in die Geschichte
treibt und die Migrantenflüsse
der Zeit nach dem 2. Weltkrieg
vorwegnimmt, müßte uns
anspornen, auf dem Weg Zorattos
weiterzumachen: mit Veranstaltungen,
Veröffentlichungen
und anderen Initiativen die Aufmerksamkeit
der örtlichen Behörden
und der hier ansässigen Italiener
auf unsere Architekten, Baumeister,
Skulptoren, Maler und Handwerker
zu lenken, die in der Vergangenheit
viel für dieses Land getan
haben, nicht nur auf künstlerischer
sondern auch auf ziviler Ebene.
.
Diese Tradition italienischer
Kunsttätigkeit
in Deutschland setzt sich bis in
unsere Tage fort und erneuert sich
gerade in der neuen deutschen Hauptstadt:
Hier vergrößerte sich
unsere Kolonie in den letzten Jahren
durch die Tätigkeit zahlreicher
Unternehmer aus Italien, die durch
die imponierende Bauentwicklung
angezogen werden. Nicht nur Baumeister
und Belegschaften sondern auch
berühmte Architekten wie
Renzo Piano, Aldo Rossi und Giorgio
Grassi haben in internationalen
Ausschreibungen zur Gestaltung
von Plätzen und
Museen Berlins den Sieg davongetragen
und arbeiten an der städtebaulichen
Gestaltung des Stadtzentrums.
Ihre Tätigkeit stellt einen
Image-Erfolg für die gesamte
italienische Kolonie dar, die ihrerseits
ein stets wichtiges Vehikel zur
Verbreitung der italienischen Kultur
und zur Behauptung unserer Wirtschafter
sowohl in Berlin als auch anderswo
gewesen ist.
.
Dr. Umberto Vattani
|
Zur
Sache
Wer
war Salucci?
Auch unter Gebildeten ist
der Name Giovanni Salucci
nicht so bekannt; besonders
in Italien, wo der Baumeister
sich künstlerisch
auf eine normale Tätigkeit
eines Militärarchitekten
beschränkte. Man braucht
sich daher nicht zu wundern,
wenn der Name dieses Künstlers
des 19. Jahrhunderts in Deutschland,
genauer in Württemberg,
eher bekannt ist. Hier hat
tatsächlich Salucci
seine künstlerische
Tätigkeit
ausgeübt, die in einem
von Giuseppe Ponsi, einem
Freund des Künstlers,
herausgegebenen Bericht beschrieben
wird.
Diese Memoiren Ponsis werden
regelmäßig zitiert,
wenn jemand die objektive
Kenntnis dieses "rüden
Toskaners" vertiefen
möchte. Diese Memoiren
sind fast unauffindbar, doch
gleichzeitig sind sie interessant,
weil sie die Persönlichkeit
eines Menschen beschreiben,
die der Verfasser sehr eng
gekannt hat. Sie sind in
Florenz am 5. August gedruckt
worden und am 12. desselben
Monats veröffentlicht,
5 Jahre nach dem Tod Giovanni
Saluccis, und zwar im Jahr
1850, in einer Auflage von
152 Exemplaren, wie der Verfasser
auf dem von ihm verbesserten
Exemplar anmerkte, das wir
den Lesern dieser exklusiven
zweisprachigen Veröffentlichung
unterbreiten.
Es steht außer Zweifel,
daß Stuttgart dieses
großen italienischen
Architekten gedenkt. Es ist
kein Zufall, daß bei
der Feier des 16. Mai im
Max-Bense-Saal der Stuttgarter
Stadtbibliothek in Anwesenheit
des Bürgermeisters,
Dr. Wolfgang Schuster, und
des Finanzintendanten, Prof.
Dieter Hauffe, der Staatssekretär
Werner Baumhauer seinen Beitrag
mit dem Vorlesen eines Briefs
eines unserer Landsleute
begann (einer der vielen),
der sich bei der Stadt und
bei dem Land für die
löbliche
Initiative bedankte.
Vor zwei Jahren erschienen
im Mai 1995 anläßlich
des 150. Jahrestags seines
Todes (1769-1845) zwei wunderbare
Bände, die den Werken
des Meisters gewidmet sind.
Der erste "Giovanni Salucci,
Hofbaumeister König
Wilhelms von Württemberg/1817-1839" betitelt,
wurde, reich bebildert, unter
der Schutzherrschaft der
Oberfinanzdirektion Stuttgart
und des Kulturamts der schwäbischen
Metropole, die damals noch
von Manfred Rommel, dem Sohn
des großen
Feldmarschalls, verwaltet
wurde, veröffentlicht.
Zum Werk wie auch zu den
Gedenkreden leisteten ihren
unersetzbaren Beitrag Persönlichkeiten
der akademischen Welt wie
Otto Heinrich Elias, Annette
Köger,
Gernot Närger, Wolfgang
Wiese, Rainer Herzog, Klaus
Merten, Klaus Jan Philipp,
Michael Wenger, Hans Lange,
Paul Sauer, Regina Stephan,
Gabriele Hoffmann.
Der zweite Band mit dem
Titel "Ein
König und sein Baumeister,
Wilhelm I. von Württemberg
und Giovanni Salucci", herausgegeben
von Jost Jetta Verlag, Heimsheim,
weist eine reichhaltige Sammlung
wunderbarer Aufnahmen von
Rotrand Harling auf. Man
findet eine Einleitung von
Carl Herzog von Württemberg,
ein Vorwort von Prof. Dr.
Karl Dietrich Adam und reichhaltige
Texte von Dr. Helmut Cerber
und von Dr. Karin Moser von
Filseck, die sich als tiefe
Kenner der italienischen
Kultur erweisen.
Diese Bände und die
Vorträge über dieses
Thema begleiteten die Salucci
gewidmete große Ausstellung,
die in dem von ihm in Stuttgart
gebauten bekanntesten Palast
stattfand: im Wilhelm-Palais.
Dieser großen Ausstellung
war 1965 eine bescheidenere
vorangegangen, die ebenfalls
Salucci gewidmet war und
anläßlich
der Einweihung der Stadtbibliothek
im Wilhelm-Palais stattgefunden
hatte. 30 Jahre später
wurden die Dinge im großen
Stil unternommen, doch, da
natürlich die heutigen
Staaten nicht die der Vergangenheit
sind, mußte man um
die Unterstützung der
Landesgirokasse bitten, ohne
die der Katalog nicht hätte
gefertigt werden können!
Wenn wir diese Tatsache übergehen,
kann man behaupten, daß die
Ausstellung den verdienten
Erfolg erlebt hat und von
Prominenten der italienischen
Kolonie in Deutschland, unter
ihnen der italienische Botschafter
in Bonn, und von auffällig
vielen Deutschen besucht
wurde.
Das Ganze zeigt die Dankbarkeit Stuttgarts,
der schwäbischen Hauptstadt, Salucci
gegenüber, der insbesondere diese
Stadt mit Baudenkmälern wie dem
schon genannten Wilhelm-Palais, der
alten Staatsgalerie, dem Landhaus Rosenstein,
dem Königsbau, der Villa Berg,
der "Wilhelma" und der Grabkapelle
auf dem Rotenberg und der Kapelle Benckendorf
im Heslacher Friedhof und außerdem
dem Friedrichshafener Schloß,
der Sommerresidenz der Württemberger
Souveräne, und der Villa in Weil,
der Landresidenz "italienischen
Stils", Marställen in Weil bei
Esslingen verschönerte. Ein weiteres
Meisterwerk dieses Künstlers,
der Königliche Marstall in der
Neckarstraße in Stuttgart, wurde
dagegen in der Nachkriegszeit endgültig
abgerissen, eine "normale Sache" in
dieser Zeit künstlerischer und
städtebaulicher Degeneration überall
auf der Welt, jedoch typisch für
diese bundesdeutsche Republik, die
sich auf der Suche nach dem Neuen und
Modernen, die nicht zu ihr passen,
befindet. Nicht zufällig schreibt
Giardina in seinem Buch "Anleitung,
um die Deutschen zu lieben" auf Seite
304:
"Die deutschen Städte
sind durch den Krieg dem Erdboden
gleichgemacht worden. Mit geschlossenen
Augen durch das Zentrum einer deutschen
Stadt geführt,
würden Sie nicht verstehen, wo
Sie sich befinden, falls Sie nicht
auf die Autokennzeichen blicken"
" Das ist das System:
Die alten Gebäude
werden niedergerissen, keine Kunstwerke
an sich (doch der Königliche Marstall
ist eine Ausnahme - Anm. des Verfassers),
doch insgesamt fähig, eine Grundstimmung
zu schaffen; es werden postmoderne
Gebäude errichtet mit großen
Kristallbogen, man setzt Lampions hin,
die vage an das "fin de siècle" erinnern,
doch mit einem "Lifting" von Computerart.
Lübeck oder Mainz sind sich vollkommen
gleich, es werden enorme Blumenvasen über
das Gelände verstreut. Im Zentrum
des Platzes wird ein großes Warenhaus
errichtet, das die Bevölkerung
nicht enttäuscht, indem eine Vorderansicht
nach Bunkerart des Typs "Weltallkrieg" gewählt
wird"
Eine unbarmherzige
doch wahre Beschreibung: Wenn es
so weitergeht, wird es in dieser
Republik keine vor 1945 gebauten
Häuser
mehr geben!
Das ist der Grund,
warum auch diejenigen, die sich nicht
besonders für Kunstgeschichte
interessieren, nicht umhin können,
den Versuch, echte Architekten wieder
aufzuwerten wie Giovanni Salucci, zu
schätzen. Ein Baumeister, der
Deutschland verschönert und nicht
häßlicher gestaltet hat,
wie es dagegen in dieser Nachkriegszeit
sehr oft geschehen ist. Der Münchner
Bahnhof ist ein deutliches Beispiel.
Daß man seit
1945 nicht mehr in der Lage ist zu
bauen, ist jedoch nicht nur ein deutsches
Phänomen:
Man denke an die von den modernen französischen "Mäzenen" befürworteten "Werke" wie
zum Beispiel die Pompidou-Bibliothek-Raffinerie
oder die Glaspyramide Mitterands. Das
sind alles Scheußlichkeiten,
die Paris beleidigen, und beweisen,
wie sehr jene wunderbare Stadt verfallen
ist, und nur die alten Häuser
- die die Franzosen bewahren - erinnern
an die Herrlichkeit der Vergangenheit.
Es ist merkwürdig,
daran zu denken, mit welcher Heftigkeit
die vom Nationalsozialismus in Deutschland
und vom Faschismus in Italien errichteten
Gebäude, wie auch die des Kommunismus
im Osten kritisiert werden. Es handelt
sich um klassizierende Gebäude,
die letzten Endes nicht sehr verschieden
sind von denen - äußerst
schönen - die in den USA zur Zeit
Roosevelts und vorher gebaut wurden.
Sie sind alle unheimlich schön,
wenn man sie mit den heutigen Widerlichkeiten
vergleicht, die unsere Städte
häßlich gestalten. Wenn
Salucci in unserer Zeit gelebt hätte,
hätte er nicht die Ehre einer
Ausstellung, sondern wäre ganz
sicher einer "Säuberung" verfallen.
Sein klassizistischer Stil wäre
unendlich kritisiert und wäre
sicherlich als "Regimestil" definiert
worden. Er ist nämlich zu verschieden
von dem jetzigen: wo sind in der Tat
die reichhaltigen Betongüsse,
die riesigen Fenster, die Metallgerüste?
Es sind Dinge, die höchstens zu
Manhattan passen. Salucci zeigt uns
Säulen! - wollen wir scherzen?
Säulen sind doch bekanntlich "verdächtig".
Und verdächtiger war noch seine
politische Tätigkeit, die ausführlich
geschildert werden soll.
Am 9. November 1799
fand die Machtergreifung Napoleons
in Frankreich statt, der die bürgerliche
Demokratie des Direktoriums gestürzt
hatte, die ihrerseits die rote Diktatur
Robespierres beendet hatte.
Nun steht es fest,
daß Napoleon
nicht der Fortsetzer der 1789er Revolution
war und nicht sein wollte. Er sagte
zu Caulaincourt, seinem Diplomaten
und Militärfachmann, selbst: "Ich
habe bewiesen, daß ich allen
Revolutionen die Tore verschließen
will. Die Souveräne sind mir verpflichtet,
weil ich den revolutionären Strom,
der ihre Throne bedrohte, gebremst
habe!" Also, wenn auch noch jemand
darauf besteht, unverbesserlich die
Legende des revolutionären Napoleon
zu verbreiten, ist die Theorie absurd
wie die, wonach Hitler die 1918ner
Revolution fortgesetzt hätte.
Wenn wir dagegen Napoleon als Verteidiger
gegen Angelsachsen und Russen feiern,
wäre es schwierig, nicht dasselbe
auch mit Hitler zu tun. Daraus geht
hervor, daß beide sich sehr ähneln,
im Guten wie im Bösen, und wenn
auch das Böse des letzteren größer
ist als das des ersteren, liegt der
Grund nur in jener "Zivilisation",
die unser Jahrhundert gekennzeichnet
hat.
Dennoch
können die Hitler gegenüber
geäußerten Kritiken auch
bei Napoleon angebracht werden, auch
wenn man in Frankreich nicht sagen
kann: Nach einem äußersten
Versuch Großbritanniens, mit
Paris zu einer Vereinbarung zu gelangen
(in Amiens im März 1802) kam es
zum Londoner Ultimatum: entweder Holland
freigeben oder Krieg. Napoleon ignorierte
das Ultimatum, Großbritannien
erklärte den Krieg, und der starke
Mann von Paris führte einen blutigen
Weltkrieg vom Mai 1803 bis April 1814.
Es war ein Krieg, der auch wegen seiner
riesigen Fehler mit seiner völligen
militärischen Niederlage endete.
In der Geschichte
wird sein Regime als der erste moderne
Polizeistaat verzeichnet: Die Pressefreiheit
wurde gelöscht, die Gegner wurden
in die Hölle Cayens oder in
die inneren Konzentrationslager geschickt,
die Sklaverei (die von der Revolution
abgeschafft worden war) wurde wieder
eingeführt.
Die europäischen Staaten wurden
zu Kolonien, und zahlreiche Partisanen
wurden überall ermordet. Schließlich
wurde der Papst verhaftet, und gegen
die Juden - die Napoleon als "eine
Masse faulen Bluts" bezeichnete - wurde
das sogenannte "infame Dekret" 1808
unterzeichnet. Wie Hitler entging dann
Napoleon zahlreichen nicht ins Ziel
treffenden Attentaten.
Was hat das alles
mit Salucci zu tun? Sehr viel!
Salucci war ein fanatischer
Parteigänger
des Empereurs: Am 29. August 1789
hatte er sich zur französischen
Armee, und zwar zum Pionierkorps,
gemeldet. Man kann sagen, daß damals
in Paris noch das Direktorium herrschte
und er, Salucci, in vollem Einklang
mit der italienischen Tradition (man
denke an Dante Alighieri oder an
Casanova) Schwierigkeiten mit den
nationalen Behörden gehabt hatte,
so daß er
am 7. November jenes Jahres sogar
wegen Verschwörung von den Richtern
des Großherzogtums Toskana
zum Tode in Abwesenheit verurteilt
worden war.
Doch blieb Salucci
immer ein überzeugter "Chauvinist" (was
im Ursinn Parteigänger Napoleons
bedeutet), und 1802 trat er der Italienischen
Republik (die 3 Jahre später
in das Königtum Italien umgewandelt
wurde) bei, dem italienischen napoleonfreundlichen
Staat, der gegen die italienischen
englandfreundlichen Monarchien (Savoyen,
Bourbon) auftrat. Also eine echte "R.S.I." "ante
literam", auch wenn dieser Staat
nicht mit dem Anspruch entstanden
war, den Verrat abzuwaschen wie die
R.S.I. 1943. Schwer wiegt weiterhin,
daß Salucci
1815 während der "100 Tage" noch
einmal auf der Seite Napoleons gegen
die Alliierten stand und in Waterloo
von den Briten gefangen genommen wurde.
Nun schämte sich
nicht diese demokratischste BRD, einen
solchen Mann zu feiern, einen fanatischen
Parteigänger
des antisemitischen Ungeheuers, der
Europa und die gesamte Welt von Haiti
bis Kyushu auf Java in Kriege verwickelte!
Man muß ja betroffen sein!
Wir hätten Proteste aus der
ganzen zivilisierten Welt erwartet!
Doch dem Maler Mario Sironi, einem
schimpflichen Faschisten, der dem
Regime Mussolini beigetreten war,
konnte der Bürgermeister
von Darmstadt nein sagen. Keine Ausstellung.
Keine Ehre für die Freunde der
Tyrannen!
-
-
Man müßte
sogar folgerichtiger sein und erbarmungslos
alle von nazi-faschistischen Künstlern
gebaute Werke zerstören,
dann die der bonapartistischen Künstler
usw. und, in die Vergangenheit zurückgehend,
die Reste der domus aurea Neros zerstören
und dann das, was von den Bauwerken
Assurbanipals übrig geblieben
ist, des assyrischen Königs,
der so despotisch und kriegstreiberisch
war. Nur so wird die Demokratie triumphieren!
-
Wäre aber Paris
ohne den Arc de Triomphe Napoleons
und nur mit dem neuen Mitterands, der
ein lächerlicher
Schemel scheint, schöner? Vielleicht
nicht. Dann vergessen wir alles,
was wir bisher geschrieben haben,
und lassen wir Rommel die Ausstellung
(trotz seines "verdächtigen" Namens) über
Salucci veranstalten, doch widmen
wir auch eine Ausstellung Sironi,
der wie Millionen und Abermillionen
von Italienern sich dem mussolinianischen
Faschismus anschloß! Wenn er
irrte, war er sicherlich nicht eine
Ausnahme.
-
Das Gleiche kann
man von Salucci behaupten, von diesem
streitsüchtigen
Toskaner. Daß er einen schwierigen
Charakter hatte, beweisen vor allem
die Jahre nach den "100 Tagen", den
Jahren seiner künstlerischen
Tätigkeit.
Wie nach der Potsdamer Konferenz
1945 die Welt nicht den Triumph des
Liberalismus erlebte, sondern des
Stalinismus im Osten und des Mc Carthysmus
im Westen, verbreiteten sich von
Rußland
bis zu den USA nach dem Wiener Kongress
konservative Gedanken (auch letztere
akzeptierten nämlich die Grundsätze
der Heiligen Allianz). Doch scheint
uns, daß damals mehr Toleranz
gegen die Besiegten geübt wurde,
da der König Württembergs
Salucci an seinem Hof aufnahm. Im übrigen
hatte sich Württemberg ebenfalls
mit dem "Antichristen" kompromittiert
und konnte nicht groß Unschuld
nachweisen: 1805 hatte Jérome
Bonaparte, Bruder des Empereurs,
Katharina von Württemberg (1783-1835)
geheiratet, und der deutsche Kleinstaat
war seit der dritten Koalition bis
zur Leipziger Schlacht und bis zum
Seitenwechsel des späten 1813,
als er nach Badoglio-Art die Freunde
gewechselt hatte, Verbündeter
Frankreichs.
Wilhelm I., König
von Württemberg,
berief Salucci im November 1816 in
seinen Dienst, und letzterer kam
aus der Schweiz in den ersten Tagen
des Jahrs 1817 in Stuttgart an. Er
blieb im Dienste des Königs bis
zum November 1839. Es waren die Jahre
seiner Meisterwerke. Es waren Jahre,
die wegen seines nicht leichten Charakters
mit äußerst
großen Schwierigkeiten verbunden
waren: Er war stolz auf seine Fähigkeiten
und schaute auf die Hofwürdenträger
herab, und diesen wurde er unsympathisch.
Vielleicht hatten ihn die Jahre des
Militärlebens zum bürgerlichen
Leben ungeeignet werden lassen. Und
dann ist es immer dasselbe: Er befand
sich im Ausland, und die Verständigungsschwierigkeiten
(Salucci sprach kein Deutsch) und
die Mentalitätsunterschiede
spielten sicherlich eine nicht zu
vernachlässigende
Rolle. So verschlechterten sich die
Beziehungen zu seinen Kollegen und
Mitarbeitern. Die Krönung des "Werks" waren
seine Schulden, die den Souverän
zwangen, ihm die Apanage zu erhöhen,
um der Unehre eines Prozesses gegen
seinen Architekten zu entgehen.
Als im Oktober 1839 Schimmel in dem
von ihm gebauten Landhaus Rosenstein
entdeckt wurde, wurde man gewahr, daß der
italienische Meister schwere Baufehler
begangen hatte, da er nicht berücksichtigt
hatte, daß es in Schwaben öfter
regnet als in der Toskana! Wir können
uns die Kommentare der Deutschen über
diesen italienischen Pfuscher und diesen
arroganten Menschen vorstellen!
Das Ergebnis war, daß der arme
Salucci 1840 nach Italien zurückkehrte,
und zwar in das Herzogtum Toskana,
und hier - arm - 5 Jahre später
starb.
Dieses in nur 152
Exemplaren gedruckte Buch spricht
vom bewegten Leben dieses Künstlers,
und wir wollen mit der Einleitung
nicht über diese
Zeilen hinausgehen, um nicht das
zu wiederholen, was in diesem Buch
geschrieben ist. Es ist sicher, daß von
Salucci eine noch nicht gut identifizierte
Marmorbüste (die wahrscheinlich
in Florenz ist) und die Werke, die
Württemberg verschönt haben,
bleiben. Auch jene, die nur "auf
dem Papier" als Pläne verwirklicht
wurden, spielen eine wichtige Rolle,
weil sich zu jener Zeit in Deutschland
der gotische und der klassische Geschmack
bekämpften. Wir gedenken so
Saluccis durch die Bewunderung seiner
gebauten und seiner nur auf dem Papier
gebliebenen Werke und schätzen
die Sucht nach Perfektion, die ihn
immer bewegte, nach dem Perfektionismus
(mindestens ästhetisch,
wenn nicht gerade technisch!), der
dazu beitrug, ihn vielen seiner Zeitgenossen
als unsympathisch erscheinen zu lassen.
BRUNO ZORATTO
MARCO PICONE CHIODO
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Giovanni
Salucci in den Beschreibungen eines
Freundes
ERINNERUNGEN
LEBEN UND WERK
des
GIOVANNI SALUCCI FIORENTINO
EHEMALIGER OFFIZIER DES PIONIERGENERALSTABS
DES FRANZÖSISCHEN HEERES
DANACH ERSTER ARCHITEKT DES
KÖNIGS
VON WÜRTTEMBERG
GESCHRIEBEN
von GIUSEPPE PONSI
F L O R E N Z
DRUCKEREI LUIGI NICCOLAI
1850
Giovanni Salucci wurde am ersten
Juli 1769 als Kind von Ferdinando Salucci
und Anna Celati geboren, ehrlichen
und wohlhabenden Personen. Im Alter
von zehn Jahren wurde er in ein Kollegium
nach Pistoia geschickt, um Literatur
zu studieren. Kurz darauf wurde Scipione
de'Ricci zum Bischof von Pistoia und
Prato gewählt. Dieser zögerte
nicht lange, jene Reformen zu verwirklichen,
die ihn berühmt machten und für
die er von weisen Männern hochgelobt,
von anderen, die Aberglauben und Ignoranz
ausnutzten, verfolgt wurde.
Der Vater unseres Kollegiumschülers
hatte einen Bruder, der ein fanatischer
Römer und Kapuzinermönch
war. Dieser redete dem Vater ein, dass
es nicht gut sei, den Sohn bei den
Giansenisten erziehen zu lassen. So
holte der Vater, ein Mann von niedriger
Kultur, den Sohn nach drei Jahren zu
sich zurück, in dem Gedanken,
ihn zu reichen Verwandten, Kaufmännern
aus Livorno zu schicken, um ihn dort
dieses Gewerbe lernen zu lassen. Die
starke Abneigung des jungen Salucci
für dieses Schicksal und seine
große Begabung für Zeichnen
und Kunst überzeugten den Vater,
ihn in die Kunstakademie zum Studium
der Architektur beim berühmten
Niccolò Maria Gaspero Paoletti
einzuschreiben. Nebenbei widmete er
sich dem Studium der Geometrie und
der Perspektive und dem figürlichen
Zeichnen. Letzteres half ihm später,
seine Zeichnungen mit geistvollen Statuen
und graziösen Reliefs zu verzieren.
Als er nach zehn Jahren Studium trotz
seiner Begabung keine Arbeit in seiner
Heimat fand, und als er, nachdem sein
Vater gestorben war, keine Mittel zur
Verfügung hatte, verließ er
die Toskana und begab sich nach Bologna,
wohin ihn sein Freund, ein Bühnenmaler,
gerufen hatte, dem er fortan bei seiner
Arbeit half. Später wurde er von
Remondini nach Bassano geholt, wo er
diesem bei verschiedenen architektonischen
Arbeiten für sein Wohnhaus half.
Nach dem Umzug nach Padua, wo er in
der Buchhandlung von Brandolese verkehrte,
hatte er die Möglichkeit verschiedene
Personen kennenzulernen, die bei ihm
perspektivische Zeichnungen in Auftrag
gaben. Eine dieser Personen war der
Ritter Giovanni de'Lazara, von diesem
Moment an sein ständiger Bewunderer
und Freund.
Der berühmte Ottone Calderari
hatte eine Zeichnung für den Hochaltar
der Karmeliterkirche Paduas angefertigt,
da diese aber nicht geschätzt
wurde, bat man auch Salucci um einen
Entwurf desselben Altars.
Anfänglich zögerte er ,
sich mit einem Mann dieses Ruhms auf
die gleiche Stufe zu stellen, konnte
sich jedoch nicht mehr zurückziehen
und so fertigte auch er eine Zeichnung
an. Da jene in der Kirche öffentlich
ausgestellt werden sollte, hatte Salucci
entschieden, im Falle ihrer Ablehnung
wegzugehen, aber da die Zeichnung allgemeine
Zustimmung gefunden hatte, wurde sofort
mit dem Bau des Altars unter seiner
Leitung begonnen (1). Nachdem die Arbeit
wegen der Zeitumstände unterbrochen
werden musste, wurde der Altar 1824
nach seiner Zeichnung fertiggestellt,
wenn auch wahrscheinlich mit einigen
Abweichungen, wie es in solchen Fällen
fast immer geschieht (2).
Er konstruierte noch einen weiteren
Altar für die Kirche S. Lorenzo
in Padua, der allerdings bei ihrer
Zerstörung verloren ging.
Kurz vor der Belagerung Genuas trat
Salucci dem Generalstab des französischen
Pionierheeres bei, das unter dem Kommando
von Massena in Italien bereitstand
(3).
Im Jahre 1808, als Offizier des besagten
Stabes in Mantua, wurde er beauftragt,
eine Zeichnung für den unterirdischen
Altar der St. Andreas Kirche der Stadt
anzufertigen. Die Konstruktion der
Kapelle wies Schwierigkeiten auf, die
bis zu diesem Zeitpunkt als unüberwindbar
galten: der Architekt Paolo del Pozzo,
ein guter Mathematiker und Baumeister
verschiedener edler Gebäude, wie
zum Beispiel des Zollamtes von Mantua
mit seiner prächtigen Fassade,
hatte ebenfalls eine Zeichnung angefertigt,
nachdem er aber die von Salucci zu
Gesicht bekommen hatte, befand er sie
als seinem und allen anderen Projekten
vorziehbar und erklärte sie als
alle vorgeschriebenen Bedingungen erfüllend
und den Begebenheiten des Ortes angemessen.
Ein solches Urteil kann del Pozzo nur
zur Ehre gereichen, denn zu ähnlichen
Handlungen sind nur Menschen eines
edlen Geistes fähig.
Man begann mit dem Bau des Werkes
unter der Leitung seines Schöpfers
bis dieser zum Heer zurückgerufen
wurde, daraufhin wurde es nach der
Zeichnung fertiggestellt.
Was seine Arbeit als Offizier und
sein Leben als Militär betrifft,
erinnere ich mich nicht aller mir von
ihm öfters erzählten Einzelheiten:
ich werde von dem berichten, woran
ich mich erinnere.
Er befand sich in zwei belagerten
Städten , Genua und Danzig; er
war an der Eroberung des Königreichs
Neapel beteiligt und vornehmlich an
der Belagerung Gaetas; er wurde nach
Dalmatien geschickt, um dort Straßen
abzustecken, schließlich war
er auch Mitglied der großen Armee
im Russlandfeldzug. In einer Erinnerung
an den König von Württemberg
sagt er:
"In der Pioniertruppe war ich nacheinander
an den Arbeiten an drei starken Plätzen
in Italien beteiligt (Mantua, Gaeta,
Alessandria). Ich habe unter dem Kommando
von drei Generalinspektoren und vier
leitenden Obersten der Befestigungswerke
gedient."
Er folgte dem Schicksal Napoleons
bis zum letzten Moment, in Waterloo
wurde er Kriegsgefangener der Engländer.
Es war ihm gelungen im Generalstab
der Pioniertruppe einen Grad zu erreichen,
dessen Titel ich mich nicht mehr erinnere,
ich erinnere mich jedoch, dass dieser
Grad dem eines Oberleutnants der Infanterie
entsprach.
Wieder in Freiheit, begab er sich
in die Schweiz, wo er rein zum Vergnügen
einige Ansichten dieses pittoresken
Landes zeichnete. Als in dieser Zeit
der Signor Eynard Lullin sein Haus
in Genf bequemer und eleganter gestalten
wollte, bediente er sich dazu unseres
Salucci. Das Gebäude ist nicht
groß (4), aber es wurde mit majestätischer
Pracht gestaltet. Im ersten Stock befindet
sich ein großer Saal, dessen
Gewölbe von einzelnen korinthischen
Säulen gestützt wird; weiterhin
zwei kleinere Zimmer, von denen eines
oval ist, ein kleines Theater in der
Form eines Halbkreises; die Treppe,
verschiedene Aufenthaltsräume
und zwei Loggien, die dem Gebäude
als Flügel dienen. Dieses Stockwerk
ist durch Bögen strukturiert mit
einfachen piediritti von der Breite
fast des ganzen Raumes: die Fassade
besteht aus sieben dieser Bögen,
die Seiten aus vier. Leider sind in
den Außenfassaden, die aus einer
Konstruktion aus Bausteinen bestehen,
die vertikalen Verbindungen ausgelassen
worden, so dass der Verlauf der Steine
das Aussehen übereinandergelagerter
Bohlen zeigt.
Die Loggien, die den Flügel
bilden, werden jede aus drei Bögen,
die von dorischen Doppelsäulen
ohne Sockel gestützt werden, geformt.
Von den Fassadenbögen sind die
drei mittleren geöffnet und bilden
so den Eingang des großen Saales,
in der übrigen Mauer sind die
Fenster; von denen das letzte an der
Seite auf die Loggia geöffnet
ist.
Dieses Stockwerk ist 12 Pariser Füße
vom Erdboden erhoben und man gelangt
zu ihm über eine Doppeltreppe
mit zweiseitigem Aufgang, in deren
Mitte sich ein Brunnen befindet. Der
untere Teil des Gebäudes ist benutzbar;
unter den Loggien der Flügel befinden
sich die Stallung und die Remise. Das
zweite Stockwerk wird außen von
ionischen, an der Mauer lehnenden Säulen,
die von einer Balustrade überdacht
werden, geschmückt: es ist in
Säle, Zimmer und Kabinetts unterteilt.
Darüber befindet sich ein ähnliches
Appartement im Zwischenstock, das in
der Höhe des Stockwerks inbegriffen
ist.
Das ganze Gebäude ist von Terrassen
bedeckt, wie auch die Flügel,
welche jedoch nicht über den 1.
Stock hinausragen.
Als im Jahre 1817 der König
von Württemberg Herrn Eynard um
den Namen eines florentiner oder mailänder
Architekten bat, dachte dieser Herr,
der Salucci schon sehr schätzte,
dass jener passend sei, daher informierte
er ihn über die Nachfrage, und
fragte ihn, ob er einverstanden wäre,
für den König zu arbeiten,
zumal er selbst die Bedingungen festsetzen
könne. Dieses großzügige
Angebot nahm Salucci an, mit der Vereinbarung
jedoch, ein Probejahr abstatten zu
können. Was die Kosten betraf,
so verlangte er 20 Louis für die
Reise und 200 als Gehalt, und, im Falle
dass die Anstellung mit dem Probejahr
endete, weitere 20 Louis für die
Rückkehr.
Alle diese Bedingungen wurden akzeptiert
und am 7. August obenerwähnten
Jahres begab er sich zum König
und dessen Frau, von denen er mit großer
Güte empfangen wurde. Die Königin
Katharina eröffnete ihm ihre Liebe
zur Kunst und vor allem zur Architektur,
ihrer großen Leidenschaft.
Sehr zufrieden über diese schönen
Anlagen der Königin, widmete sich
Salucci mit großem Eifer seiner
Arbeit, um sich die Achtung der beiden
Herrscher zu verdienen.
Die Arbeiten des ersten Jahres waren
nicht von solcher Bedeutung, dass er
sein Genie und Wissen unter Beweis
hätte stellen können, da
das Lustschlösschen von Weil-im-Kloster,
welches er entwarf, auch nach seinen
Angaben nichts als einen schwachen
Eindruck seiner Fähigkeiten geben
konnte. Dieses Lustschlösschen
steht inmitten weiter Wiesen und diente
dem König als Aufenthalt, wenn
er seine Zuchtpferde besichtigen wollte,
die sich an diesem Ort befanden: Seine
Form ist quadratisch (5), es hat zwei
Stockwerke, die großzügig
und bequem aufgeteilt sind, die Treppe
verläuft in der Mitte und erhält
Licht von oben: sie wird von zwei Eisenloggien
umgeben, die sich über ihr befinden
und von luftiger Konstruktion sind.
Im Sommer wurden sie von Markisen bedeckt.
Der König, sehr zufrieden mit
dem Gebäude, wollte dem Architekten
seine Befriedigung zeigen. Zwei Monate
vor Beendigung der festgesetzten Probezeit
bot er ihm daher an, weiterhin für
ihn zu arbeiten.
So ließ er den Verwalter der
königlichen Gebäude und Gärten
durch den Hofmeister befehlen, Salucci
definitiv zu seinem Hofbaumeister zu
ernennen.
Salucci antwortete, er sei von Dankbarkeit
erfüllt für die großzügige
Handlung seiner Majestät, die
noch vor der vereinbarten Zeit und
bevor er etwas Ihrer Achtung Würdiges
hätte leisten können, sich
zufrieden gezeigt habe. Er akzeptiere
die Ehre, weiterhin für S. M.
zu arbeiten, er glaube sich aber noch
nicht von seinem Versprechen, einen
Beweis seiner Fähigkeiten zu geben,
entbunden, so dass er für den
Augenblick keine Gehaltserhöhung
verlange, überzeugt, dass S. M.
demnächst seine Dienste bewerten
und ihm größere Aufträge
geben würde. In der Zwischenzeit
wünsche er nichts weiter als eine
Unterkunft zu seiner Bequemlichkeit.
Zu solchen Bedingungen und mit diesen
Hoffnungen blieb er am württembergischen
Hof in der Stellung des ersten königlichen
Baumeisters.
Als im Januar 1819 die Königin
Katharina starb, wollte der König
ihren letzten Wunsch erfüllen,
der darin bestand, auf dem Gipfel eines
nahe bei Stuttgart gelegenen Hügels,
genannt Rotenberg, begraben zu werden.
So gab er seinem 1. Baumeister den
Auftrag, eine Grabkapelle zum Bau an
ebendiesem Ort zu entwerfen. Salucci
wählte eine runde Form, nicht
so sehr wegen ihrer Schönheit,
sondern als die dem Platz angemessenste
Bauweise. Vier Bogengänge sind
in die vier Himmelsrichtungen ausgerichtet,
aber einer von ihnen ist geschlossen
und hat nicht einmal Wandpfeiler, enthält
aber in sich die halbkreisförmige
Kapelle.
Die Front besteht aus einem ionischen
Viersäuler, der vom Vordergiebel
abgeschlossen wird, seine Breite entspricht
der einer Interkolumnie. Im Innern
sieht man eine kreisförmige Reihe
aus korinthischen Säulen und Pilastern,
jeweils acht davon werden durch das
Gebälk verbunden und stützen
den Tholos, der mit 5 Ornamentreihen
verziert ist, deren jede aus 24 rechteckigen
Kassetten mit einer Rosette in der
Mitte besteht.
Die Säulen stehen einzeln und
bilden einen Übergang in Korrespondenz
mit jedem der Eingänge und mit
der Kapelle, so dass es 12 offene Interkolumnien
und vier gemauerte Zwischenpilaster
gibt, die mit Nischen und Basreliefs
verziert sind. Der Tholos wird von
der Hälfte eines Tonnengewölbes
gestützt, das horizontal auf der
umgebenden Mauer liegt, die, indem
sie sich über ihn erhebt, die
Seite des Gewölbes umgibt, das
von drei Stufen bedeckt und befestigt
wird. Das Licht kommt von oben durch
ein augenförmiges Loch auf der
Spitze des Tholos, seine Größe
beträgt 1/4 seines Durchmessers.
Die Höhe des gesamten Werkes beträgt
1 1/3 der Breite, gemessen von einem
Säulenmittelpunkt zum anderen.
In der Mitte des Fußbodens
befindet sich eine runde Öffnung,
von der aus man eine unterirdische
Rundung sehen kann, in umgekehrter
Wölbung. Hier steht der Sarkophag
der Königin. Zu ihm gelangt man über
eine bequeme Treppe, die in einem der
durch die Zwischenpilaster geformten
Räume liegt.
Das Gebäude steht auf einem
Sockel, der in den Frontseiten der
Säulengänge die Treppe einschließt,
so dass man Zugang zu ihnen hat. Zu
einer weiten Freitreppe, in zwei Abschnitten,
die an der Vorderwand des Haupteingangs,
d. h. dem Eingang in Korrespondenz
zur Kapelle steht, gelangt man über
den runden Platz auf dem der Tempel
steht: besagte Freitreppe wird an drei
Stellen von Mauern getrennt, die als
Geländer dienen, aber nicht über
die einzelnen Stockwerke hinausragen;
der Mittelteil ist so breit wie die
Treppen der Säulengänge,
die Seitenteile etwa 2/3 der Breite,
nicht eingerechnet die Geländer.
Am Ende der Teilungsmauern und des
Geländers sind schmiedeeiserne
Flammen befestigt, die die Urahnen
beim Verbrennen von aromatischen Pflanzen
und bei Trinkgelagen vor den Gräbern
darstellen; die des ersten Stockwerkes
haben drei kleine Füße,
die des zweiten stehen auf Dreifüßern
aus Schmiedeeisen.
Der Durchmesser des ganzen Gebäudes
beträgt 64 Fuß, die umgebende
Mauer ist 2,5 Fuß dick, so dass
ein innerer Durchmesser von 59 Fuß bleibt,
der in 8 gleiche Teile unterteilt ist,
von denen drei der Halbmesser des Kreises
sind, auf dem, in gleichen Abständen,
die Zentren der Säulen und Pilaster
stehen. Der Durchmesser der äußeren
Säulen beträgt 2 Fuß und
5 Sechstel und der der inneren 2 Fuß und
2 Drittel. Die Höhe beider Säulen
ist 25 Fuß
(6).
Die Vorzüge des Bauwerks, das
nach seinem Standort Rotenberg-Kapelle
genannt wird, sind folgende: Die schon
lobend erwähnte runde Form; die
guten Proportionen, abgesehen von der
der Türen; die Schlichtheit des
Ganzen und der einzelnen Teile; der
reine und elegante Umriss.
Die Nachteile: das Fehlen einer Einheit,
was seinen Grund in den unterschiedlichen
Ordnungen hat; das ganze Gesims im
Inneren; die Voluten an den Kapitellen
der ionischen Pilaster, die nicht davon
getrennt werden können, weil man
entweder die Tellerkapitelle schneiden,
oder ihre Form aus dem Pilaster ausheben
müsste, beides Vorgehen, die gegen
die Natur der Dinge sind; die zu klein
geratenen Türen, deren Höhe
nur halb so hoch wie die der Säulen
ist und eigentlich wenigstens 2/3 der
Säulenhöhe hätten betragen
sollen, da sonst die Interkolumnie
nicht genug ausgefüllt würde,
auch wenn man wenig plausibel geglaubt
hatte, das gleiche Ziel durch das Ausheben
eines rechteckigen Loches für
ein Basrelief zu erreichen.
Auch Salucci hielt in diesem Fall
die unterschiedlichen Stile für
einen Fehler, aber das Innere wurde
von höchster Eleganz und Pracht
gewünscht, so dass sich ihm der
korinthische Stil empfahl, andererseits
wurden die Ausgaben für das gesamte
Bauwerk auf nicht mehr als 300.000
Gulden (7) festgelegt, ja, es wurde
sogar Sparsamkeit verlangt, und so
war Salucci bei der Gestaltung des Äußeren
zum ionischen Stil gezwungen.
Schon vom 1. Jahr an, das Salucci
am Württembergischen Hof verbrachte,
hatte er von Königin Katharina
den Auftrag bekommen, sich um Zeichnungen
für einen Palast auf dem Lande
zu kümmern und so gab sie ihm
ein schriftliches Programm. Die Zeichnung,
die dann zur Ausführung kam, war
die elfte, die der fruchtbare Geist
unseres Architekten entworfen hatte
(8).
Er selbst hat uns die Beschreibung
dieses Gebäudes und die Gründe
für seine Aufteilung in einem
Schriftstück hinterlassen, das
ich hier wiedergebe und in den Anmerkungen
mit Erklärungen und Gedanken kommentiere.
Plan für das Lustschloss auf
dem Rosenstein
Ein bequemes Landhaus, angenehm und
elegant in seiner äußeren
Form, da man es von allen Seiten sehen
kann. Es soll gleichzeitig die Umgebung
der Hauptstadt verschönern. Das
Haus hat nur ein Stockwerk; die Zimmer
sollen weder zu hoch, noch zu groß sein
und das Ganze soll eher ein lächelndes
und freundliches als großes und
prächtiges Aussehen haben. Die
Ausgaben sollen nicht 500.000 oder
600.000 Gulden überschreiten.
"Das nach diesem Plan konstruierte
Gebäude dient ausschließlich
als Unterkunft für den König
und die königliche Familie im
Sommer und als Empfangsort für
die Personen, die sich zu einer Audienz
begeben oder an den Hoffesten teilnehmen.
Deshalb wird es als zweckmäßig
empfunden, in seine Komposition Bogengänge,
Vorhallen und Säle einzubeziehen,
die einerseits den Umständen dienen,
andererseits aber auch Bewegung in
das Ganze bringen, indem sie Vorderkörper
bilden und verzierte sowie glatte Teile
miteinander wechseln, die dem Bauwerk
die ihm angebrachte Abwechslung verschaffen".
"Auf einem Hügel erhoben (9),
der die doppelte Talebene eines Flusses
(10) beherrscht und umgeben von Gärten,
hielt man es für angemessen, seine
Anordnung so vorzunehmen, dass man
den Hauptteilen der am häufigsten
genutzten Wohnungen, das interessanteste
Aussehen, freie Zugänge zu den
Gärten und besondere Eingänge,
die von dem Haupteingang unabhängig
machten, gab (11)".
"Um dann die Wohnungen aneinander
anzunähern und schnelle und bequeme
Durchgänge zu schaffen, wurde
von einem rechteckigen Grundriss ausgegangen,
auf dem zwei viereckige Höfe und
ein großer Saal in der Mitte
aufgelegt wurden. Letzterer verbindet
sich mit dem Vestibül des Haupteingangs
und mit dem Speisesaal, der auf den
Fluss ausgerichtet ist. Dies alles
bildet ein Ganzes, das die Wirkung
der Anlage obengenannter Wohnungen
vergrößert und die Großartigkeit
vermittelt, die einer königlichen
Wohnstätte zukommt (12)".
"Seine Länge beträgt 260
Fuß, in 29 Abschnitte geteilt,
die Breite 160 Fuß, in 17 Abschnitte
geteilt, gemessen an der Achse der
Pilaster der vier äußeren
Ecken (13)".
"Auf der Längsseite bilden sieben
Abschnitte (14) den Mittelteil, fünf
davon dienen für die Säulengänge
der großen Bogengänge (15);
fünf bilden zusammen den Vorbau
der Ecken, von denen drei (16) wiederum
den Säulengängen ihrer Bogengänge
dienen; es gibt sechs (17) Unterbrechungen,
wo sechs Fenster eingelassen wurden,
dies zwischen den mittleren Vorbauten
und denen der Ecken. Von den 17 Abschnitten,
in die die Breitseite unterteilt ist,
bilden fünf (18) an jedem Extrem
die Breitseite der Eckvorbauten, die
mit drei Interkolumnien auf der Mauerlinie
geöffnet ist, und sieben (19)
die Mittelteile mit ebenso vielen Fenstern".
"Die äußere Dekoration
dieses Gebäudes ist im Mittelteil
in ionischem Stil gehalten, in den übrigen
Teilen im toskanischen Stil, mit einem
Attikum, das das Dach bedeckt (20).
Das ganze Gebäude steht auf einem
Sockel (21), der an der Seite, die
nach dem Fluss hin ausgerichtet ist,
sowie an den Breitseiten und an der
Front der beiden Eckvorbauten der Hauptseite
eine Terrasse abgibt. In den Zwischenräumen
der Vorbauten sind die Fenster mit
Tragbalken, Fries und Rahmen verziert,
die von einer Konsole (22) gehalten
werden, ihr Fensterbrett verläuft
gerade".
"Die Dekoration der Höfe gleicht
denen der eben beschriebenen Zwischenräume,
mit Ausnahme der Fensterrahmen, die
man vorzog, wegzulassen (23). In der
Mitte besagter Höfe steht ein
tellerförmiges Becken aus der
ein Wasserstrahl sprudelt (24)".
"Der Stil des großen Saales
und des Speisesaals, deren Größe
und Anlage die Verwendung von Säulen
erforderten, ist ionisch (25). Der
große Saal umfasst die ganze
Höhe des Mittelteils des Gebäudes
(26). Nämlicher wird von einem
Tonnengewölbe bedeckt, das sich
in der Mitte seiner Länge in eine
Kalotte auf Federbüschen öffnet,
die an der Spitze eine runde Öffnung
hat. Der Speisesaal ist mit einer Kassettendecke
versehen".
Wenige Architekten haben ein solches
Glück wie Salucci gehabt, dass
sie mit der Konstruktion solch großartiger
Gebäude beauftragt wurden und
dass, was noch wichtiger ist, diese
vollständig unter ihrer Leitung
ausgeführt wurden. Als ob die
beiden Bauwerke auf dem Rotenberg und
Rosenstein unwichtig gewesen wären,
konnte er es nicht lassen, einen anderen
Palast zu entwerfen, der in Stuttgart
in der Nähe der Residenz stehen
sollte. Dieser Palast war für
zwei Prinzessinnen mit ihren Familien
gedacht. Jede von ihnen sollte ihren
eigenen Wohnbereich völlig getrennt
von der anderen haben, die Treppen
nicht ausgeschlossen, nur das Hauptvestibül
und der Festsaal durften gemeinsam
sein. Auch für diesen Palast machte
Salucci verschiedene Entwürfe.
Ich gebe nur eine Vorstellung von
dem schließlich ausgeführten
Projekt.
Die Form des Grundrisses ist diese:
ein Rechteck, 180 Fuß lang und
60 Fuß breit, geteilt in der
Länge in 15 gleiche Abschnitte,
in der Breite in fünf. Die neun
mittleren Abschnitte verlängern
sich in fünf weitere Teile, d.
h. um 60 Fuß; damit wird ein
anderes Rechteck von der Größe
108 x 60 geschaffen, das sich an das
erste angliedert.
Der Palast liegt abseits. Er verbindet
2 Stilrichtungen, dorisch und ionisch.
Der dorische Teil steht auf einem Sockel,
der alle notwendigen Diensträume
enthält. Diese haben einen, im
Vergleich zum äußeren Boden,
niedriger gelegenen Fußboden.
Der dorische Stil wird nur in einem
Stockwerk verwendet: der ionische Stil
in zweien, von denen das höhergelegene
ein Zwischenstock ist, das den Personen
des Gefolges dient. Die Aufteilung
aller Stockwerke folgt den oben angedeuteten
Bedingungen, und in den königlichen
Stockwerken findet man die gleichen
Vorteile, die ich in der Aufteilung
des Schlosses auf dem Rosenstein bemerkt
habe.
Die Länge des größeren
Rechtecks des Grundrisses bestimmt
die Hauptfront dieses Gebäudes.
Sowohl in der Hauptfront als auch in
der ihr gegenüberliegenden bilden
die fünf mittleren Unterteilungen
einen Vorbau. Diese Vorbauten sind
folgendermaßen aufgeteilt: auf
jeder der beiden Linien, die den Mittelraum
fixieren, steht eine Säule und
ein Pilaster auf den anderen vieren:
Die Säulen sind isoliert, deshalb
formen sich in den Mittelteilen drei
offene Interkolumnien: die Räume
zwischen den Pilastern sind zugemauert.
Auf den Außenseiten haben alle
Stockwerke des Gebäudes eine
Öffnung in der Mitte jedes Abschnittes.
Die Öffnungen, die mit den Interkolumnien
korrespondieren, sind, mit Ausnahme
der des Zwischenstocks, Türen;
alle übrigen sind Fenster, abgesehen
vom Sockel, wo die unter den Pilasterzwischenräumen
gelegenen Öffnungen als Eingang
zu den Diensträumen dienen.
Der dorische Vorbau der Hauptfassade
bildet einen vorspringenden Bogengang,
der aber nicht mehr als 2 Säulendurchmesser
vorspringt, so dass er nahe an der
Mauer bleibt. Die Bedachung des Bogengangs
bildet eine Terrasse auf der Ebene
des Fußbodens des zweiten Stockes.
Die Rückseite des Vorbaus richtet
sich nur ein Viertel des Pilasterdurchmessers
an der Wand auf; seine Interkolumnien
korrespondieren mit zwei Loggien, eine über
der anderen, die im Körper des
Gebäudes liegen. Gegenüber
den Interkolumnien des Vorbaus steht
eine Treppe, die zum Stockwerk des
Hauptteils führt, an den Seiten
des Bogenganges sind die 'montate',
auf dem Grundriss leicht gekrümmt.
Der Sockel ist neun Fuß hoch:
selbiger wird von sieben Reihen glatter
Quadersteine verziert; am oberen Teil
befindet sich ein Band mit darunterliegendem
umgekehrten Karnies; am unteren Teil
ein Sockel in der Höhe zweier
Quadersteine; das Sims ist halb so
groß wie der Sockel. Der Sockel
unter einem jeden der Pilaster des
Vorbaus hat die Form eines Piedestal,
der sich über einem kleineren
Sockel erhebt. Die Piedestale der Pilaster
neben den Interkolumnien reichen nach
vorne hinaus, um den Rand der obenerwähnten
Bogengänge zu bilden.
Die dorischen Säulen sind acht
Durchmesser hoch, die ionischen neuneinhalb.
Das Gesims des dorischen Hauptteils
ist um weniges als 1/4 größer
als die Höhe der Säulen;
das des ionischen Gebäudeteiles
1/4 dieser Höhe. Der Durchmesser
der dorischen Säulen beträgt
am untersten Ende 2 1/3 Fuß,
am obersten zwei Fuß; letzterer
ist auch der untere Durchmesser der über
diesen stehenden Säulen. Die Pilaster
verjüngen sich nicht, diese vernünftige
Praxis wurde von unserem Architekten
immer eingehalten. Die Gesimse der
beiden Hauptstile reichen um das ganze
Gebäude: das dorische Gesims ist
nur in den Vorbauten vollständig;
im übrigen wurden die Triglyphen
weggenommen und am Rahmen der Vorsprung
ausgelassen, aber der Verstand verlangte,
dass auch am hinteren Vorbau der Vorsprung
dieses Rahmens beschädigt wurde,
der hier nicht als Traufe dient. Der
ionische Teil steht auf einem Piedestal,
der so hoch ist wie die Brustwehr der
Fenster. Die Terrasse über dem
Bogengang wird von einer Balustrade
umgeben, in der die Basis und der Rahmen
des Piedestals wiederaufgenommen werden.
Zwischen den Interkolumnien des hinteren
Vorbaus wird das Piedestal zur Balustrade. Über
den Vorbauten befindet sich eine Dachwohnung,
damit der Mittelteil gewichtiger als
die Seitenteile wirkt: diese Dachwohnung
ist so hoch wie das darunterliegende
Gebäude; sie besteht aus einer
glatten Wand mit einem kleinen Rahmen
im oberen Teil. Die Fenster sind 4,5
Fuß breit, was ca. 1/5 der Breite
der meisten Räume entspricht;
die Fenster der beiden Prinzenstockwerke
sind zwei Quadrate groß, sie
sind mit Tragbalken, Fries und Gesims
verziert; in den Fenstern des dorischen
Teils befinden sich auch die Konsolen,
die, wenn man sie als einfache Verzierung
betrachtet, mehr den Fenstern im ionischen
Stil entsprechen; die Fensterbretter
der Fenster beider Stile sind im ganzen
Gebäude ohne Vorsprung. Die Fenster
des Erdgeschosses sind 4/5 der erwähnten
Breite hoch, und die des Zwischenstocks
3/4 derselben; sowohl die einen als
auch die anderen sind auf allen vier
Seiten von den Ornamenten der Fensterpfosten
umgeben, was man bei denen des Sockels
hätte sein lassen können;
der Tragbalken der Fenster der Zwischenstocke
berührt fast das Sims, welches
das Gebäude krönt. In der äußeren
Erscheinung geben die Vorbauten die
Aufteilung und zwei der Dimensionen,
nämlich Länge und Höhe,
des großen Festsaals wieder,
dessen Grundriss einem Quadrat entspricht.
Jener Saal wird von zwei Bogengängen,
einer über dem anderen, umgeben;
der erste Stil ist ionisch, der zweite
korinthisch. Oben ist eine Kassettendecke,
die in der Mitte geöffnet ist,
um Licht durchzulassen. Besagter Saal ähnelt
sehr denjenigen, die von Vitruvio als
altägyptisch bezeichnet und sowohl
von Palladio als auch von einem modernen
Geist sehr gelobt werden, der von Ungebildeten,
der Autorität unwissender Meister
folgend, deshalb abgelehnt wurde, weil
er den Architekten zum Vorwurf machte,
dass sie diesen Stil nicht in großen
Palästen anwendeten, wo er, wie
dieser Architekt zutreffend behauptet,
von wunderbarer Wirkung sei.
Die Säulen des ersten Stils
haben einen Durchmesser von 2 1/3 Fuß und
eine Höhe von neun Durchmessern: über
ihnen befindet sich nichts weiter als
der Tragbalken, der eine Höhe
von 2/3 ihres Durchmessers hat; in
der Breite des Bogenganges reicht der
Tragbalken von der Säule zu dem
ihr gegenüberliegenden Pilaster; über
den Tragbalken liegen die Bretter,
die die Decke des Bogenganges vollenden.
Die Säulen des zweiten Stils
haben einen Durchmesser von der gleichen
Größe der Spitze der unter
ihnen stehenden Säulen, die zwei
Fuß misst; sie sind 9,5 Durchmesser
hoch und werden vom Gesims
überstiegen, dessen Rahmen verständlicherweise
vom Sims verdrängt wird. Dieser
zweite Stil erhebt sich auf einem durchgehenden
Piedestal ohne Sockel, das als Brustwehr
der Loggia dient; da das Zentrum der
Säule fast auf dem Mittelpunkt
des Piedestals steht, folgt daraus,
dass ein Teil seines Sockelvorsprungs
irrtümlicherweise auf dem Vorsprung
des Rahmens des Piedestals liegt. Dies
ist nicht besonders schön und
hat seinen Grund in der Tatsache, dass
auf den Säulen des ersten Stils
ein Tragbalken gelegt wurde anstelle
eines tragenden Rahmens, oder besser
noch, eines im Vorsprung seines Rahmens
veränderten Gesims, wie es dieser
Fall verlangte. Das Gesims verläuft
um den ganzen Saal unter der Decke.
Die Köpfe der Deckenbalken der
Loggia entsprechen dem Fries des Gesims.
Sowohl die Deckenbalken des Saals als
auch die Deckenbalken der Loggia liegen
rechts von den Säulen und ihre
Breite entspricht dem verjüngten
Durchmesser der Säulen des Hauptstils.
Es besteht kein Zweifel, dass beim
Festsetzen des Raumes zwischen Säulen
mittlerer Größe es nicht
immer angebracht ist, sich skrupulös
an die Symmetrie der Interkolumnien
zu halten, die man in antiken Gebäuden
findet und die die Theoretiker der
klassischen Architektur vorschreiben,
andererseits würde man aber auch
in diesem Fall keine Fehler vermeiden
können, wendete man sich zu sehr
von den vorgeschriebenen Symmetrien
ab, die Gründe dafür sind
zu lang, um sie hier beschreiben zu
können. Beim Festsetzen der Interkolumnien
seiner Gebäude hatte Salucci immer
diese Maxime präsent; aber die
in diesem Gebäude berechneten
Interkolumnien reichen an die extreme
Grenze der nach der obigen Hypothese
mit Erfolg anwendbaren Symmetrien.
Dieses Schloss, das Wilhelmschloss
genannt wird, wohl nach dem Namen des
Königs, ist auf einem Grundstück
gebaut, das etwas höher liegt,
als die großen Wege, die als
Zufahrt dienen. Vermittels einer solchen
Erhöhung befindet sich an der
Hauptfassade des Gebäudes ein
mit Balustraden eingezäunter Treppenabsatz,
zu dem man über eine großartige
Treppe gelangt, die der des Bogengangs
entspricht und die, wegen zweier 'montate',
die auf dem Plan in die entgegengesetzte
Richtung derjenigen unter dem Bogengang
gekrümmt sind, an den Anfang derselben
reicht. All dies gibt dem Gebäude
den Anschein von Großartigkeit
und betont seine Schönheit.
Zur Zeit der Konstruktion des besagten
Schlosses wurde in Stuttgart unter
der Leitung und nach dem Entwurf Saluccis
eine Reitbahn gebaut, die eine der
größten Deutschlands ist.
Ihr Grundriss entspricht einem Rechteck
von 221 Fuß Länge und 87
Fuß Breite; inbegriffen in diese
Maße sind die Mauern. An den
beiden Kopfenden befindet sich eine
Säulenreihe dorischen Stils einfachster
Art, auf ihnen liegt ein Tragbalkengesims;
auf den übrigen beiden Seiten
der Arena erhebt sich eine Säulenmauer,
die wie jene die darüberliegende
Loggia stützt: daraus erkennt
man deutlich, dass diese über
alle vier Seiten verläuft.
Besagte Loggia wird von Stützen
aus Schmiedeeisen geformt, die ein
Holzgesims halten, auf dem die Bretterdecke
liegt, sowohl die der Loggia als auch
die der Arena, zur Loggia gelangt man über
bequeme Treppen, die an den Ecken des
Gebäudes liegen. Auf jeder Seite
des Rechteckes befindet sich ein Eingang
zur Arena und es gelangt reichlich
Licht dorthinein durch die großen
Bogenfenster der Loggia; unter diesen
versetzt, befinden sich kleine quadratische
Fenster; die Fenster auf der Breitseite
des Gebäudes öffnen sich
auf die Säulenreihe der Kopfseite
der Arena und die anderen auf die Gänge
unter dem übrigen Teil der Loggia.
Die äußere Dekoration ist
sehr einfach, was dem Objekt entspricht,
aber seine Disposition lässt eine
genauere Korrespondenz mit den inneren
Teilen zu wünschen übrig.
Dieses war das letzte Gebäude,
welches Salucci für den König
von Württemberg konstruierte.
Er hatte viele andere Gebäude
auf königlichen Befehl entworfen,
die aber nicht ausgeführt wurden.
Ich werde sie hier nur andeuten, weil
die Beschreibung und Analyse eines
jeden von ihnen hier zu umfassend und
nach den ausgeführten Studien
vielleicht auch unnötig wäre,
auch weil diejenigen, die wirklich
im Besitz der Kunst der Architektur
sind, schon das große Verdienst
erkannt haben werden, das unserem Salucci
zukommt; auch im Folgenden werde ich
dort, wo ich es für angebracht
halte, das gleiche System anwenden.
Die erwähnten Zeichnungen sind
also die Folgenden: zwei Entwürfe
für ein Stadttor für Stuttgart,
zwei Zeichnungen für zwei Schranken,
die zwei der alten Stadttore ersetzen
sollten; drei Ideen zu Triumphbögen;
der Entwurf einer runden Reitbahn,
der Grundriss zweier Häuser nach
griechischem Usus (28) und schließlich
das Projekt eines großartigen
Theaters für die Stadt Stuttgart.
Die Aufgabe der Konstruktion eines
den modernen Gebräuchen angemessenen
Theaters, das in sich die drei für
jedes Bauwerk unverzichtbaren Eigenschaften
vereinigt, nämlich die Solidität,
die Bequemlichkeit und die Schönheit,
ist eine der schwierigsten der Architektur.
Salucci hat sich ausgiebig mit diesem
Objekt auseinandergesetzt und außer
dem Entwurf für das soeben erwähnte
Stuttgarter Theater hat er uns zwei
andere hinterlassen, auch wenn in ihrem
wichtigsten Teil, d. h. in dem, der
tatsächlich Theater (29) genannt
wird, diese Zeichnungen, der Natur
der Sache entsprechend, alle der Norm
entsprechen.
Von den zwei Theaterprojekten wurde
eines im Auftrag einer aus mehreren
Personen gebildeten Gesellschaft entworfen
und sollte auch in Stuttgart ausgeführt
werden, was dann aber nicht geschah;
das andere war die letzte Arbeit unseres
Autors, aber ich habe jetzt davon gesprochen,
um nicht mehr auf dieses Thema zurückkommen
zu müssen.
Dieses Projekt beinhaltet ein einzigartiges
Detail, das vielleicht noch nie von
anderen so vorgestellt worden war,
so glaubte jedenfalls Salucci und auch
ich habe keine gegenteilige Nachricht:
man zitiere nicht Plinius Bericht über
Theater von C. Curione, weil dieser
in unserem Fall unzutreffend ist.
Salucci hatte sich zwei einander
gegenübergestellte Theater mit
gemeinsamer Bühne ausgedacht,
eines von ihnen, das viel mit einem
antiken Theater gemeinsam hat, ist
geeignet für musikalische Vorstellungen
und Vorführungen am Tage, da es überdacht
ist.
Wenn man bei entsprechender Gelegenheit
die Ränge des Odeons auf der Bühne
in Holz weiterführt, so kann man
es mit dem anderen Theater vereinigen,
so dass beide ein einziges, für
festliche Anlässe geeignetes Ganzes
bilden; der Boden kann durch ein bewegliches
Getäfel auf die gleiche Ebene
gebracht werden.
Ich berichtete schon von der Antwort,
die Salucci dem Verwalter der Gebäude
und Gärten des Königs von
Württemberg gab, als dieser ihm
im Namen des Letzteren anbot, sich
fest am Hofe niederzulassen. Aber besagter
Verwalter war Salucci feindlich gesinnt,
und als er dem großen Hofmeister
seine ehrliche Antwort wiedergeben
sollte, sagte er in seinem Bericht,
dass Salucci den Vorschlag annähme,
zu den Bedingungen, die damals seinem
Gehalt entsprachen. Salucci erfuhr
nichts von der veränderten Antwort,
die einige Zeit später sein Schicksal
entscheiden sollte. Dieses Ereignis
hatte unzählige Unannehmlichkeiten
zur Folge, denn jedesmal wenn er für
seine Arbeit ein höheres Entgelt
beantragte, wie es ein Artikel seines
Vertrags erlaubte, wurde dieses vom
Verwalter abgelehnt. Mehr noch, jener
verlangte, selbst Architekt zu sein
und versuchte mehrere Male, die Öffentlichkeit
davon zu überzeugen, dass er einen
großen Teil zu den Werken Saluccis
beigetragen habe. Dieser seinerseits
hatte allerdings keine Schwierigkeit,
die Absurdität solcher Behauptungen
zu beweisen, so dass der Verwalter
sich es daraufhin zur Aufgabe machte,
ihm alle möglichen Hindernisse
in den Weg zu stellen, und oft gelang
es ihm auch.
Schließlich müde dieser
Schikanen, präsentierte Salucci
im Juli 1827 dem König ein Schriftstück,
in dem er das ganze gegen ihn gerichtete
Verhalten des Ratgebers Leyffer, d.h.
des Verwalters der Königlichen
Gebäude und Gärten, darstellte
und zwar von dem Moment an, in dem
Salucci an den Württembergischen
Hof gekommen war. Nachdem seine Beschwerden
anerkannt worden waren, wurde ihm im
gleichen Jahr noch ein Zusatz von 500
Gulden zum Gehalt bewilligt, der ihm
jedoch 1832 wieder abgesprochen wurde:
1834 wurde er ihm wieder bewilligt,
in Anbetracht seiner Arbeiten bei dem
Bau des Schlosses der Prinzessinnen;
1838 schließlich bekam er diesen
Zusatz nicht mehr, auch wenn zu dieser
Zeit besagtes Schloss noch im Bau war
und zusätzlich zur gleichen Zeit
auch die Reitbahn errichtet wurde.
Unzufrieden mit diesem Vorgehen und
ohne Hoffnung, das Projekt seines großen
Theaters zur Ausführung bringen
zu können, beschloss Salucci in
seine Heimat zurückzukehren; er
bat daher um seinen Ruhestand, der
ihm am 6. Dezember 1839 mit einer jährlichen
Pension von 1485 Gulden bewilligt wurde.
|
Da der Marquis Luigi Salucci gestorben
war, hatte sich unser Architekt 1838
in die Toskana begeben, um gesetzlich
als Erbe desselben anerkannt zu werden,
war er doch der einzige lebende Nachkomme
der Familie Salucci, dem dieses Erbe
gebührte, und so wurde es auch durch
ein Dekret des Gerichts von Pisa vom
24. Dezember des gleichen Jahres bestätigt.
Ende Juni des darauffolgenden Jahres
kehrte er nach neunmonatiger Abwesenheit
nach Stuttgart zurück.
Der Marquis Luigi Salucci, dessen Vater
sich zur Zeit des Etrurischen Reichs
aus Eitelkeit den Titel Marquis beschafft
hatte, der in seiner Familie vererbbar
war, war der letzte Verwandte unseres
Salucci, und bei ihm hatte sein Vater
ihn in seiner Jugendzeit unterbringen
wollen, wie ich am Anfang schon sagte.
Das Erbe des Marquis Salucci bestand
in einem angesehenen Kredit der spanischen
Regierung und in einem anderen Kredit,
auch dieser von einer beträchtlichen
Höhe, eines Bankinstituts in Antwerpen.
Salucci begab sich daher im August 1839
in diese Stadt, um auch hier als legitimer
Erbe des Marquis anerkannt zu werden
und um einen Vertreter seiner Interessen
abzuordnen. Im darauffolgenden September
kehrte er nach Stuttgart zurück.
Aus dem gleichen Grund, nämlich
der Erbschaft, reiste er Anfang 1840
nach Paris, wo er sich etwa sieben Monate
aufhielt und sich der Hoffnung hingab,
jemanden zu finden, dem er den Kredit
der spanischen Regierung abtreten könnte,
oder einen Weg zu finden, diesen selbst
ausgezahlt zu bekommen. Vielleicht werden
jemandem, der in Eile urteilt, diese
Angaben, die ich im vorigen Absatz gegeben
habe, als unnütz für die Öffentlichkeit
erscheinen, aber er wird sicher seine
Meinung ändern.
Am 13. September des gleichen Jahres
1840 reiste Salucci von Stuttgart nach
Florenz, wo er am 28. des gleichen Monats
ankam, nachdem er sich acht Tage in Mailand
aufgehalten hatte.
Im Verlauf seines Aufenthalts im Württembergischen
Reich, abgesehen von dem auf Auftrag
einer Privatgesellschaft entworfenen
Projekt eines Theaters, von dem ich oben
schon gesprochen habe, schickte er herrliche
Zeichnungen von Schlössern und Landhäusern
in verschiedene Länder Deutschlands,
nach Holland und Belgien und für
den General Benckendorf zeichnete und
errichtete er in der Nähe von Stuttgart,
in einem Ort namens Heslach, einen runden
Tempel von attischer Eleganz, der als
Mausoleum, für die verstorbene Gattin
jenes Herrn dienen sollte (30).
Mit dem Wunsch, in seiner Heimat ein
Andenken von sich zu lassen, begab sich
Salucci an die Zeichnung einer Fassade
für die Kirche S. Lorenzo. Im Zeitalter
der Aufklärung verdienten die in
vergangenen Zeiten für die Kirche
vorgesehenen Entwürfe, wenn sie
auch von angesehenen Männern stammten,
nicht mehr als den Tadel derjenigen,
die mit der Architektur vertraut waren.
Salucci glaubte zu Recht, dass er die
Fassade aus dem entnehmen müsse,
was Brunellesco uns an den Seiten der
Gebetsstätte gelassen hatte und
aus dem äußeren Aspekt der
Pazzi-Kapelle, einem von jenem vollständig
ausgeführten Werk. So bildete Salucci
einen Bogengang aus drei Arkaden , die
von aneinandergefügten Säulen
gehalten werden. Von diesen Arkaden besetzen
die mittlere und die beiden anliegenden
Interkolumnien die ganze Breite des großen
Kirchenschiffs, die anderen beiden deuten
die Seitengänge an; an ihrem Ende
stehen die Kapellen. Die Breite des Bogengangs
entspricht der einer Arkade, d.h. sie
ist die gleiche, wie die der Seitenschiffe.
An den Kopfenden hielt er einen Bogen,
gleich denen an der Vorderseite der Pazzi-Kapelle
, für unangebracht, da es ihm als
ein Zeichen von Schwäche erschien.
So bildete er zusätzlich zu den
Ecksäulen noch zwei andere. Der
Rahmen des ersten Seitenraums wird auf
den Säulen der Kopfenden und an
den aneinandergefügten Säulen
fortgesetzt. Auf ihm liegen die Bögen.
Die Mauer zwischen den einzelnen Bögen
stößt an die Seiten des Bogengangs
und dann auf die Flügel der hinteren
Kapellen und endet schließlich
im zweiten Raum von gleicher Höhe.
Der Rahmen dieses Raumes wiederholt sich
im ganzen Bau. Die Erhöhung des
Mittelschiffs endet mit dem Frontispiz.
Der Schwachpunkt der vorliegenden Zeichnung
ist, dass die Neigung des Daches in den
beiden Dreiecken, die auf den Kopfenden
des Bogengangs enden geringer ist, als
die des Trapez, das auf seiner Vorderseite
steht. Wenn die Länge des Bogengangs
bei gleicher Disposition der Arkaden
identisch mit der Breite aller drei Schiffe
zuzüglich eines Pilasters in jeder
Ecke wäre, so stünden die Seiten
des Bogengangs, an denen man einen Bogen
anbringen sollte, wie die, die im Inneren
Zugang zu den Kapellen verschaffen, in
einer Reihe mit den Mauern des zweiten
Raumes: so würde der Schwachpunkt
vermieden und man würde meiner Meinung
nach dem Anliegen Brunellescos gerechter
nachkommen.
Salucci machte diesen Entwurf der Fassade
der Kirche S. Lorenzo zum Geschenk an
den Großherzog, der ihm dafür
ein Schmuckstück schenkte.
Das Studium der Werke des unsterblichen
Brunellesco erfüllte Salucci mit
immer größerer Leidenschaft
und so entwarf er im Stile Brunellescos
eine Gebetsstätte, deren Fassade
an ihrer Seite, ähnlich derjeniger,
von der ich gerade gesprochen habe, zwei
elegante Glockentürme etwas abseits
stehen hatte, die aber wunderbar mit
dem ganzen Bauwerk verbunden waren.
Im zweiten Jahr des letzten Jahrzehnts
des vergangenen Jahrhunderts, entwarf
der gelehrte Architekt Giuseppe del Rosso,
auch er eine Person, die zur Ehre unseres
Florenz und ganz Italiens beigetragen
hat, die Fassade für die Kirche
S. Spirito, auch diese ein Werk des Brunellesco,
das aber nach seinem Tod ausgeführt
wurde. Es war unmöglich, für
diese Fassade einen Bogengang im gleichen
Stil des Gebäudes zu arbeiten, da
die Wiederkehr des äußeren
Rahmens des ersten Raumes um einiges
höher liegt als die des inneren
Rahmens, auf dem die Bögen der Seitengänge
liegen; daher machte del Rosso nichts
anderes, und den Gesetzen der Architektur
nach hatte er auch keine andere Möglichkeit,
als die Seitenrahmen wiederaufzunehmen,
das Hauptschiff mit dem Frontispiz zu
beenden und die Seitenschiffe mit zwei
halben Frontispizen. In den beiden Flügeln,
die durch den hinteren Teil der Kapellen
geformt werden, entwarf er das 'semitestudinato'
Dach. Eine solch einfache, schöne
und vernünftige Idee, für die
wir ein Beispiel in der Kirche S. Salvatore
al Monte finden, hervorragendes Werk
des Simone Pollajolo, genannt "il Cronaca",
könnte man auch für die Fassade
von S. Lorenzo verwenden, im Falle, dass
der Entwurf von Salucci sich als zu kostspielig
erweisen würde.
Ein gewisser Signor Natas entwarf das
Projekt einer Fassade für unseren
Dom. Dieses Projekt veröffentlichte
er dann zusammen mit einem Kommentar
dreier Personen, die auf seine Bitte
hin ihm als Ratgeber bei diesem Werk
gedient hatten.
Eine dieser Personen ist Salucci ,
der diesen Auftrag aus Rücksicht
auf die anderen beiden, ihm gut bekannten
Personen angenommen hatte und aus Ergebenheit
zu ihnen - und hierfür kann er nicht
entschuldigt werden - hatte er das oben
genannte Urteil unterschrieben und wenn
er auch seinerseits alles, was ihm zu
besagtem Projekt angemessen erschien,
vorgeschlagen hatte, so war er doch keineswegs
von dem Ergebnis befriedigt. In der Tat
können die Basreliefbögen,
die man auf der Zeichnung sieht, nichts
anderes von dem darstellen, was der Signor
Natas im Kopfe gehabt haben könnte,
als die Schnittlinie der drei Schiffe
des Gebäudes, die auf der Achse
der Stützpfeiler liegt. Nur ist
dies absolut unmöglich, denn keine
der äußeren horizontalen Linien
befindet sich auf der gleichen Ebene
der inneren Bögen, und daher ist
diese Idee unausführbar. Viele und
gewichtige Argumente wären gegen
den Grund anzuführen, der die Verlegung
des groben Auges motiviert hat, doch
würde das hier zuweit führen
und ich will auch nun keine Dissertation
schreiben über die Fassade des Domes,
deren Türen, nebenbei gesagt, sehr
armselige Ornamente haben, wobei hier
der geeignete Platz gewesen wäre,
um mit neuen Einfällen zu spielen.
Vollkommen unangebracht, abgesehen von
ihrer unschönen Form sind die Tabernakel,
die auf der Spitze der Stützpfeiler
stehen und Salucci sagte im Scherz, dass
für diese Tabernakel eine Laterne,
ich weiß nicht, ob die des Diogenes
oder die des Figaro, wie es wahrscheinlicher
ist, als Modell gedient habe.
Im Juli des Jahres 1844 sah man in
unserem Dom an der Stelle einer der Orgeln
eine große Leinwand, auf der der
Entwurf für die Verzierung jener
Orgel gemacht war, die die alten Ornamente
ersetzen sollte. Ehrlich gesagt hatte
die neue Zeichnung nicht mehr Vorteile
als die alten, denn wenn sie im Stil
auch verschieden war, so stellte sie
im Kern doch nichts anderes dar, als
die Ornamentation eines der üblichen
Schränke. Als Salucci das bemerkt
hatte, kam er sofort zu mir und wollte,
dass ich ihn in den Dom begleitete. Dort
erklärte er mir seine Idee, auf
den beiden Seiten, wo die Orgeln stehen,
eine Arkade in Basrelief zu wiederholen,
ähnlich derer, die sich auf den
gegenüberliegenden Wänden
öffnen, um in die kleineren Schiffe
zu führen und so, fuhr er fort,
bliebe in der Mitte jeder dieser neuen
Arkaden der Platz für die Orgel,
deren Verzierungen im gleichen Stil wie
die der darunterliegenden Türen,
die in die Sakristei führen, sein
müssten. Was den Balkon beträfe,
so hätte man keine andere Möglichkeit
als die Galerie zu kopieren, die um die
ganze Kirche führt. Ich stimmte
zu, dass diese Idee wunderbar und vielleicht
die einzige, diesen Umständen angemessene
sei. Am darauffolgenden Tag hatte ich
das Vergnügen, diesen Einfall von
seinem Autor in einer Zeichnung dargestellt
zu sehen (31) und ich fand ihn in wunderbarer Übereinstimmung
mit dem Konzept, das ich mir davon schon
im Kopf geformt hatte. Salucci suchte
noch am gleichen Tage den Signor Montalvi
auf, damals Direktor der Königlichen
Galerie, Präsident der Akademie
der Schönen Künste und 'Arbeiter'
des Domes, um ihm die besagte Zeichnung
zu zeigen. Dieser Herr erklärte
Salucci, dass auch ihn der im Dom vorgestellte
Entwurf nicht zufriedenstellte und dass
der Einfall Saluccis ihm sehr viel passender
erschien und so bat er ihn, ihm die Zeichnung
für einige Zeit zu lassen, um sie
auch der mit dem Werk beauftragten Person,
deren Entwurf im Dom ausgestellt war,
zu zeigen. Signor Montalvi behielt die
Zeichnung bis zum Vorabend des Todes
Saluccis und gab sie auf Anfrage an meine
Person zurück: nun ist diese Zeichnung
in meinem Besitz, zusammen mit allen
anderen eigenhändigen Zeichnungen
unseres Architekten. In dem Werk, das
dann ausgeführt wurde, stellte man
den Anspruch auf Originalität, doch
in Wirklichkeit produzierte man nichts
anderes als eine Deformation der Zeichnung
Saluccis, nicht ohne Hinzufügung
einiger Inkongruenzen.
Salucci entwarf eine wunderbare Kirche
in antikem ionischen Stil, die in Florenz
zum Gebrauch der Protestanten gebaut
werden sollte, doch nach dem Tod des
Auftraggebers blieben seine Mühen
ohne Wirkung und auch ohne Belohnung.
Noch nicht einmal das Projekt, das er
als eines der ersten nach seiner Rückkehr
in die Heimat für den Signor Demidoff
entwarf, kam zur Ausführung.
Es bestand in einem Gebäude, in
dem der Xenotaph des Vaters jenes Herrn
aufbewahrt werden sollte. Für dieses
Gebäude hatte Salucci mit großem
Eifer im Laufe von zwei Monaten drei
vollständige Entwürfe angefertigt,
von denen einer kreisförmig ist
und in seinem oberen Teil stark an das
Monument des Lysikrates in Athen erinnert.
Der bescheidene Architekt verlangte als
Gehalt für seine Arbeit 1600 Franken,
bekam aber nicht mehr als die Hälfte
dieser Summe.
Gewöhnt an ununterbrochene Tätigkeit,
entwarf Salucci zu seiner Übung
und zu seinem Vergnügen zwei Projekte
für zwei Orte unserer Stadt Florenz.
Das erste dieser Projekte ist ein Palast,
der die Häuserreihe auf der rechten
Seite der Via dei Bandii, die auf den
Platz Santa Maria Novella und in die
Via del Giglio geht, ersetzen sollte;
das andere ist das doppelte Theater,
von dem ich schon vorher gesprochen habe
und das man auf der nördlichen Seite
errichten könnte, denn dies ist
der Standpunkt, an den der Autor beim
Entwurf dieses Projekts gedacht hatte.
Salucci begann im Laufe des Jahres
1844 an einer Lungenkrankheit zu leiden,
die später immer schwerer wurde,
so dass er bettlägerig wurde. Er
lebte in einer Pension und musste durch
die Umstände der Krankheit Personen
anstellen, die ihm die ständige
Assistenz garantierten, die für
ihn notwendig war. So lebte er einige
Monate, aber als ihm dann die Mittel
fehlten, um für alle diese großen,
aber für seine Gesundheit unverzichtbaren
Ausgaben aufzukommen, bat er um einen
Platz gegen Zahlung im Militärhospital,
der ihm zugestanden wurde. Er blieb jedoch
sehr unbefriedigt, als er in einem Durchgangszimmer
untergebracht wurde, in dem bei Bedarf
auch ein weiterer Kranker lag; ihm schien
es, dass das Personal ihm nicht mit der
Ausdauer beistand, die er sich an diesem
Ort vorgestellt hatte zu finden; die
Speisen fand er ungenießbar, so
wie sie gekocht waren und schließlich
verlor er auch noch das Vertrauen in
die Ärzte dieses Hospitals. So kehrte
er wieder in die Pension zurück.
Doch die Krankheit schritt immer weiter
voran und so vergrößerten
sich auch seine Bedürfnisse und
folglich seine Ausgaben, die sich in
kurzer Zeit als zu hoch erwiesen, so
dass er wieder ins Hospital zurückkehrte;
dieses Mal aber nicht ins Militärhospital,
wo er nicht zugelassen wurde, sondern
in das Hospital S. Maria Nuova, in einen
gewissen Raum, der Adelszimmer genannt
wurde. Um in diesem Zimmer untergebracht
zu werden, musste man täglich zwei
Paoli zahlen. In dem Raum standen etwa
zwanzig Betten, von denen aber nur das
Bett neben der Eingangstür frei
war und hier wurde unser armer, fast
halbtoter Greis untergebracht. Er beklagte
sich darüber, dass er in einem solchen
Raum zu ersticken glaubte und so wurde
erreicht, dass man ihn in den Kliniksaal
brachte, der leer stand und wo er nach
einigen Tagen, am 18. Juli 1845 starb.
Ich ließ unter den Personen,
die ihn gekannt hatten, das Geld sammeln,
das notwendig war, um den Leichnam in
einem Kreuzgang einer unserer Kirchen
zu bestatten und um in einer Gedenktafel
seine Verdienste um den Ruhm des Vaterlandes,
wenn auch in einem fremden Land geleistet, öffentlich
darzustellen, wie auch sein jämmerliches
Ende in der Heimat. Auf meine Anfrage
hin und nach meinen Anweisungen machte
es sich der berühmte Gio. Batista
Niccolini, der von der Krankheit Saluccis
nichts gewusst hatte, zur Ehre, die Inschrift
für den gemeinsamen Freund zu diktieren,
die ich nach vielen lebhaften Differenzen,
die ich mit der Zensur hatte, in voller
Länge in Marmor schlagen und im
ersten Kreuzgang des Klosters von S.
Marco anbringen ließ, wo die Bestattung
stattgefunden hatte. Diese Inschrift
wird in der vorliegenden Schrift zum
erstenmal gedruckt.
Die Mitglieder des königlichen
Instituts der britischen Architekten
in London, gut unterrichtet über
die Fähigkeiten unseres Saluccis,
hatten ihn ultroneamente zu ihrem Mitglied
erklärt, worüber er sich sehr
geehrt fühlte.
Die jungen Architekten Deutschlands
schließen in ihre jährlichen
wissenschaftlich-künstlerischen
Exkursionen jetzt auch Stuttgart ein,
wo sie die schönen Werke unseres
Architekten studieren und auch englische
Studenten begeben sich zu demselben Zweck
in diese Stadt.
Die Entwürfe des Schlosses auf
Rosenstein wurden im Giornale enciclopedico
d'architettura von Förster und in
der History of gardening veröffentlicht,
von der ich in einer Anmerkung schon
ein Stück zitiert habe. In Deutschland
wurden sie auch in Kupfer gestochen.
Ich weiß nicht, ob diese Entwürfe
noch anderswo veröffentlicht wurden.
Die Entwürfe der übrigen Gebäude
sind meines Wissens nicht im Druck herausgekommen.
Da Salucci bei der französischen
Regierung unter Louis Philippe seinen
Militärdienst in dem Heer dieser
Nation abgeleistet hatte, wurde ihm zu
Recht das Kreuz der Ehrenlegion verliehen.
Im Hinblick auf ein Wiederaufleben
seines Namens in seiner Heimat, hatte
er 1826 aus Deutschland der Akademie
der Schönen Künste in Florenz
die Entwürfe der Gebäude gesandt,
die er bis zu diesem Zeitpunkt für
den König von Württemberg errichtet
hatte und das sind: das Lustschlösschen
von Weil, das Monument auf dem Rotenberg
und das Schloss auf Rosenstein. Bei dieser
Gelegenheit wurde er zum Akademiker ausgezeichnet.
Salucci war ein einzigartiger Architekt
von großer Vorstellungskraft: die
Zahl seiner Erfindungen ist überraschend.
Man hat gesehen, dass er Kirchen, Mausoleen,
Stadttore, Triumphbögen, Theater,
Reitbahnen und Schlösser gebaut
hat, die einen wie die anderen sowohl
in der Stadt als auch auf dem Land und
auch Gebäude im antiken griechischen
Stil. Die Disposition der Grundrisse
seiner Gebäude ist bewundernswert.
Er hatte eine umfangreiche Kenntnis aller
Bequemlichkeiten, die in den modernen
Herrenhäusern gefragt waren und
das große Talent, diese auf die
geeignetsten Plätze zu verteilen.
Alles, was die Solidität der Gebäude
betrifft, ist angemessen , d.h. weder übertrieben
noch mangelhaft praktiziert worden. Seine
Gebäude haben immer ein charakterisches
und gewichtiges Aussehen und wenn einige
etwas zu wünschen übrig lassen,
besonders in der Dekoration, so muss
man dies seiner zu blühenden Phantasie
zuschreiben, die es ihm nicht immer erlaubte,
lange in dieser leidvollen Spannung des
Geistes auszuharren, die ein Werk zu
seiner letzten Perfektion bringt. Er
kannte in Grundzügen alle Sparten
der Arbeiten, die zur Errichtung eines
Gebäudes notwendig sind und daher
hat die Ausführung seiner Werke
nie die vorgesehenen Ausgaben überschritten.
In der linearen wie in der Flugperspektive
war er ein großer Meister: wenn
er die Notwendigkeit fühlte, seinen
Geist auszuruhen, gefiel es ihm, seine
Werke nach den Regeln besagter Kunst
als Aquarelle zu zeichnen. Diese perspektivischen
Zeichnungen sind mit einer erstaunlichen
Feinheit ausgeführt.
Auch seine geometrischen Zeichnungen
sind mit großem Fleiß
praktiziert, aber ihr größter
Teil ist schattig und mit Aquarellen
gefärbt, dieses tat er, um dem allgemeinen
Brauch zu folgen, man beachte jedoch
, dass er mit dem Verschönern dieser
Zeichnungen nur sehr wenig Zeit verlor,
in Anbetracht der großen Leichtigkeit
mit der er diese rein mechanische Operation
durchführte: in vielen dieser Zeichnungen
sind Zahlen für die Maße der
Hauptteile angegeben; besser wäre
es, wenn alle angemerkt wären, wie
es eigentlich die Regel sein sollte.
Salucci war ein freier Geist: sein
Charakter war eher stolz, resolut und
jähzornig. Er war hochgewachsen
und von schlanker Gestalt: gewohnt, sich
mit einer gewissen Eleganz zu kleiden,
artete diese jedoch nie in Ziererei aus,
weil sein Wesen und sein Benehmen immer
etwas militärisches an sich hatten.
Zum Schreiben bediente er sich normalerweise
der französischen Sprache, weil
es ihm durch den häufigen Gebrauch,
den er von ihr machen musste, so zur
Gewohnheit geworden war.
Ich lernte Salucci wenige Monate nach
seiner Rückkehr in die Heimat kennen,
aber etwa ein Jahr lang äußerte
sich unsere Bekanntschaft in nichts anderem,
als einem einfachen Gruß. Eines
Tages jedoch begannen wir eine Unterhaltung über
ein architektonisches Thema und so kam
es, dass wir uns beide ereiferten. Von
diesem Disput an begannen wir uns gegenseitig
zu schätzen und es begann eine innige
Freundschaft zwischen uns, die bis zu
seinem Tod andauerte.
Ich werde jetzt Gericht halten über
das Guthaben Saluccis, um ihn von der
Bezichtigung eines Verschwenders zu entlasten,
eine Bezeichnung, die einige ihm vielleicht
anhängen wollen, um ihn dann als
seines traurigen Endes verdient zu erklären.
Laut einem Gesetz des Württembergischen
Reiches, müssen die Pensionäre,
die sich nicht im Staat niedergelassen
haben, der Staatskasse einen Teil ihrer
Einkünfte hinterlassen und deshalb
bekam Salucci nach seiner Heimkehr nach
Italien von seiner Pension nicht mehr
als 753 toskanische Lire alle drei Monate.
An anderer Stelle in diesen Aufzeichnungen
habe ich seine in Deutschland gemachten
Verdienste angemerkt. In der Zeit seines
Aufenthaltes in diesem Land lebte er
nicht nur mit einer gewissen Würde,
wie er es seit seiner Kindheit gewohnt
war, sondern schickte auch Geld an seine
einzige Tochter, die in Mailand lebte,
daher konnte er nicht viele Ersparnisse
haben und diese wurden für die von
ihm wegen seiner Erbschaft unternommenen
Reisen aufgebraucht, von denen ich schon
früher gesprochen habe und für
die Ausgaben des Prozesses in gleicher
Sache beim Gericht von Antwerpen. Der
Prozess wurde zu seinen Gunsten entschieden,
aber erst nach seinem Tod. Etwa 1000
Lire wurden ihm abgelistet, von Personen,
die ihn - immer umsonst - hoffen ließen,
seinen Kredit bei der Spanischen Regierung
wiederzuerlangen. Von seiner Erbschaft
bekam er also nie etwas zu sehen. Von
seinem armseligen Verdienst in seiner
Heimat habe ich schon gesprochen. Es
sei noch bemerkt, dass man beim Nachdenken über
die in den vorliegenden Erinnerungen
erzählten Ereignisse leicht davon
überzeugt wird, dass es nicht gerade
viel Geld war, mit dem er für seine
großen und ehrenvollen Mühen
entlohnt wurde und dass die Summe diesen
bei weitem nicht entsprach.
Salucci hatte in seiner Jugend, bevor
er die Toskana verließ, geheiratet,
doch wie es jemandem geschieht , der
diesen Schritt ohne Überlegungen
begeht, lebte er mit seiner Frau nur
etwa ein Jahr zusammen. Sie bekamen eine
Tochter, die danach mit der Mutter zusammen
lebte.
Beide starben vor ihm. Die Enkel, die
ihm seine Tochter gebar, waren seine
Erben. Hauptsächlich mit der Aussicht,
ihnen ein großes Erbe zu hinterlassen,
hatte er all das Geld ausgegeben, das
ihm vielleicht viele der Leiden seines
letzten Jahres erspart hätte.
Aber er konnte nicht vorhersehen, dass
die Verteidigung seiner Interessen so
lange dauern sollte, dass er ihr Ende
nicht mehr erleben konnte.
Nach allem, was ich hier dargestellt
habe, kann man, glaube ich, nicht zögern,
wie es schon der berühmte Gio. Batista
Niccolini tat, Giovanni Salucci zu einem
Mann zu erklären, der die antiken
italienischen Ehren vermehrt hat, und
ich glaube auch, dass die jetzigen Leser
wie auch deren Nachfolger, es schätzen
werden, dass ich die Erinnerungen an
Leben und Werk eines so hervorragenden
Mannes geschrieben habe, etwas, was nur
ich machen konnte, da ich der Einzige
war, der seine Erzählungen vernommen
hatte und der im Besitz von Dokumenten
war, die diese bezeugen konnten. Im Besitz
dieser fühlte ich mich so dem Publikum
um etwas schuldig und bin nun froh, von
dieser Schuld befreit zu sein.
-
In einfache Marmortafel gehauene
Inschrift, im ersten Kreuzgang des
Klosters S. Marco von Florenz, auf
der Seite, die nach Westen zeigt.
HIER RUHT IM FRIEDEN DES HERRN
GIOVANNI SALUCCI
DER IM FRANZÖSISCHEN HEER
ALS OFFIZIER DES GENERALSTABS
UND OBERLEUTNANT DES PIONIERKORPS (*)
AUF DEM SCHLACHTFELD VON WATERLOO
DAS GLÜCK NAPOLEONS UNTERGEHEN
SAH
UND ALS ERSTER ARCHITEKT
DES KÖNIGS VON WÜRTTEMBERG
MIT SEINER KUNST UND SEINEN WERKEN,
STAUNEN UND NEID BEI DEN FREUNDEN ERZEUGTE
UND DIE ANTIKE EHRE DIESES UNHEILVOLLEN
ITALIENS VERMERKTE, DAS SEINEN SÖHNEN
SO UNDANKBAR WAR.
IM ALTER ENDLICH NACH FLORENZ ZURÜCKGEKEHRT
BEKAM ER SO SEHR DIE FEINDSELIGKEIT
DES SCHICKSALS ZU SPÜREN,
DASS ER IN DIESEM HOSPITAL
UNTER ARMSELIGEN BEDINGUNGEN STARB.
UND IN SEINER HEIMAT FAND SICH
AUS ERBARMEN EINES FREUNDES
KEIN ANDERES ALS DIESES GRAB
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ER WURDE AM ERSTEN JULI DES JAHRES
MDCCLXIX
GEBOREN UND STARB AM 18.
DES GLEICHEN MONATS IM JAHRE MDCCCXLV
(*) Was den Salucci zugesprochenen
Grad betrifft, so befindet sich hier
ein Fehler; ich bemerkte dieses Versehen
nicht, als ich Niccolini die Notizen
gab, sondern erst, als die Inschrift
schon fertig war. Jetzt habe ich den
Fehler korrigiert.
-
Anmerkungen:
1) Im Jahre 1795
2) Gewisse Personen veröffentlichten
in der Presse Beschwerden wegen der Bevorzugung
Saluccis bei der Auswahl der Zeichnungen.
Einer der letzten, in einer gewissen
Guida di Padova, gedruckt 1842, wiederholte
nicht nur das Loblied seiner Vorgänger,
sondern machte sich zum Richter und beurteilte
das Werk, indem er sich allerdings Wörter
und Redeweisen bediente, die ihn schnell
als inkompetenten Richter qualifizierten,
auch wenn er sich selbst für einen
großen Meister hielt.
Es sei darauf hingewiesen, dass besagtes
Werk so konstruiert werden sollte, dass
man von der Kirche direkt den Chor, der
hinter dem Altar blieb, betreten konnte,
ohne die Sakristei, wie es damals üblich
war, durchqueren zu müssen, so dass
der Hilfsdiakon, der der gesungenen Messe
beiwohnte, den Sängern den Friedensgruß bringen
konnte.
Die Zeichnung von Calderari besteht
aus vier Säulen, die sich auf einem
Sockel in der Höhe des Altars erheben.
Besagte Säulen stützen den
Rahmen und das Frontispiz: in der mittleren
Zwischensäule ist ein Reliefbogen
und auf den beiden Seitensäulen
eine von Tragebalken gestützte Öffnung,
die von dem Sockel, auf dem die Säulen
stehen bis zum Rahmen, der als Laden
des Bogens dient, reicht. Ist es nun
möglich, dass der Hilfsdiakon von
der Kirche zum Chor und umgekehrt gehen
konnte, indem er jedesmal über das
Sockelhindernis kletterte?
Salucci dagegen öffnete in der
Wand, die den Chor von der Kirche trennt,
einen Bogen in der Größe,
die die Dimensionen erlaubten.
Indem er nun zum Durchmesser die Breite
jenes Bogens erhielt, baute er einen
Halbkreis aus einzelstehenden Säulen
in den Chor hinein, die auf dem Boden
stehen und den Ornamentteil stützen,
auf dem das Viertelgewölbe steht,
das die Tribüne etc. bedeckt. So
ist es also möglich, dass man durch
die Zwischensäulen direkt von der
Kirche in den Chor und umgekehrt gelangen
kann, wie es verlangt worden war.
Ich habe schon gesagt, dass Salucci
nur am Anfang die Bauarbeiten seines
Werkes leiten konnte, daher darf man
sich nicht wundern, wenn einige Teile
Defekte aufweisen, besonders die Abstufung
der Kassettendecke, die das Gewölbe
schmückt.
3) Am 7. November 1798 wurde in Florenz
ein Urteil verkündet, in dem zusammen
mit Orazio Dattellis der flüchtige
Giovanni Salucci zum Tode verurteilt
wurde, dafür dass er seit September
1797, während er in Bologna war,
mit voller Überzeugung versucht
hat, gegen die Oberste Autorität
der Toskana vorzugehen und danach auch
Orazio Dattellis dazu verführt hat.
Siehe auch Schlussabstimmung im Urteil über
die Attentate auf die Oberste Autorität
gegen Orazio Dattellis aus Neapel, Gio.
Batista Salucci und Leopoldo Micheli,
beide Toskaner, verkündet durch
die ordentlichen Richter des Obersten
Gerichtshofes, Florenz 1798, Druckerei
des Giuseppe Di Giovacchino Pagani und
Teilhaber, mit Billigung.
Einige wenig kluge Personen, die in
diesem Urteil lesen, dass Salucci eine
Revolution in der Toskana geplant habe,
nachdem einhundertdreißig Personen
des Landes ein gewisses Blatt unterschrieben
hätten und ähnliche Dummheiten,
würden bestimmt zu dem Schluss kommen,
dass Salucci ein Verrückter oder
wenigstens ein Dummkopf sei.
Ich habe gesagt, dass dies das Urteil
einer wenig klugen oder zumindest unbesonnenen
Person wäre, weil jeder, der das
Urteil liest, verstehen würde, dass
dieses aus einem Prozess hervorgegangen
ist, der in besonderer Weise abgelaufen
ist und so, besonders was Salucci betrifft,
von jeglichem Urteil absehen würde.
In der Tat hielt jener es für absolut
unmöglich, die Toskana zu demokratisieren
und hatte deswegen lange Diskussionen
mit Dattellis, einer eher lebhaften als
weisen Person, die sich in den patriotischen
Versammlungen von Bologna rühmte,
ein solches Unternehmen in Angriff nehmen
zu wollen. Die Diskussion wurde eines
Tages heftiger als zuvor und Salucci,
der einen sehr entschiedenen Charakter
hatte, lud eine beliebige Person aus
der Menge zu sich nach Florenz, wo er
diese bescheinigen ließ, was er
selbst zur Unmöglichkeit ecc. versichert
hätte und dies aus dem Munde von
Personen, die allen Neuigkeiten zugetan
und den Patrioten jenseits der Alpen
bekannt waren. Wenige Tage nachdem er
mit seinem Gefährten in Florenz
angekommen war, erhielt er den Befehl,
sich zum Vorsitzenden des Buon Governo
zu begeben, aber statt diesen Besuch
abzustatten, hielt er es für besser,
sofort nach Bologna zurückzukehren,
was jeder in Anbetracht der Zeiten getan
hätte.
Nun muss man wissen, dass die Anklage
gegen den mehr enthusiastischen als verbrecherischen
Dattellis nach den Hinweisen einer ruchlosen
Dirne abgefasst wurde, Freundin Dattellis
und insgeheim enge Freundin des Polizeiobersten
von Florenz, der sich schon ihrer bedient
hatte, als es darum ging, Dattellis nach
Florenz zu holen.
Nach diesen Hinweisen wurde der Prozess
gestaltet. Das Magistratsmitglied degli
Otto Luigi Cremani, den das Gerücht
als Urheber der ganzen Angelegenheit
ansah, war so überzeugt von den
Aussagen obengenannter Dirne und ihrer
Kuppler, dass er das obengenannte Schlussurteil
verkündete; die Richter bestätigten
es und harmlose Personen hielten es für
eine große Ungerechtigkeit, was
mir der damalige Zuhörer Michelangiolo
Buonarroti mehrere Male bestätigte.
Auch in den Bemerkungen über das
Leben des Senators Francesco Maria Giann
hatte ich Gelegenheit, besser festzustellen,
was für ein Mann dieser Cremani
war, dessen Heldentaten nun vor schon
einem halben Jahrhundert besungen wurden,
wenn auch in gemäßigten Stil,
so doch ohne die geringste Veränderung
der Tatsachen, wie ich mich in authentischen
Dokumenten überzeugen konnte.
Auch das Urteil, das derselbe Cremani über
den obengenannten Senator, aufgrund der
unerforschten Akte angeblicher Anhänger
der französischen Partei verkündete,
wurde veröffentlicht.
Vgl. Anmerkung auf S. 184 des zweiten
Bandes der "Scritti di pubblica economia,
storico-economici e storico-politici
del senatore Francesco Maria Gianni".
Firenze 1848-49, Tipografia di Luigi
Niccolai. (Die beiden Bände der "Scritti
del senator Gianni" sind Teil der RACCOLTA
DEGLI ECONOMISTI TOSCANI, die vom gleichen
Verlag veröffentlicht wurden, unter
dem gleichen Herausgeber der vorliegenden
Erinnerungen, und werden auch einzeln
verkauft, was auch für die "Scritti
di pubblica economia del cav. Giovanni
Fabbroni" zutrifft, die gleichfalls in
zwei Bänden veröffentlicht
wurden. Das gleiche System des Verkaufs
in einzelnen Bänden wird auch im
folgenden für die in besagter RACCOLTA-
L'Editore gedruckten Bände beibehalten.
4) Ein Rechteck in der Länge von
80 Pariser Fuß und der Breite von
54.
5) Die Seitenlänge beträgt
67,5 württembergische Fuß.
Ein württembergischer Fuß umfasst
127 Linien des Pariser Fußes. Im
folgenden beziehen sich alle nicht qualifizierten
Maßangaben auf den Württemberger
Fuß.
6) Dieses Gebäude wurde 1822 vollendet.
7) D'Augusta. Der Augusta - Gulden
ist drei toskanische Lire wert. Wenn
im Folgenden von Gulden gesprochen wird,
so beziehen sie sich immer auf diesen.
8) Mit der Konstruktion dieses Palastes
wurde im April 1824 begonnen, Ende 1828
war er vollständig fertiggestellt.
Man beachte, dass in einem solchen Land
den ganzen Winter lang die Arbeit wegen
Schnee und Eis stillstehen musste.
9) Der Rosenstein.
10) Der Neckar. Das Gebiet, auf dem
sich das Bauwerk erhebt, liegt 102 Fuß über
dem Spiegel des Flusses, von Cannstadt
aus gemessen.
11) Hinsichtlich der Lage des Bauwerks
kann man in der "History of gardening" folgendes
lesen: "Die Hügel und die Berge,
die es von allen Seiten umgeben, sind
von der schönsten und abwechslungsreichsten
Form und in der richtigen Entfernung
um eine faszinierende Wirkung zu erzielen;
die tiefer gelegenen Felder sind von
Obstbäumen, Hütten und Weinbergen
bedeckt; die Spitzen der Hügel entweder
nackt oder bewaldet; der Rotenberg mit
dem Denkmal der Königin auf seinem
Gipfel; dieser schöne Fluss, der
Neckar, den man am Fuß eines steilen
Ufers fließen sieht, das fruchtbare
Tal jenes Flusses mit dem alten Cannstadt
auf der einen Seite des Schlosses, auf
der anderen, in einiger Entfernung (
ca. eine Postmeile), Stuttgart, und überall
der parkähnliche Stil der Gegend,
all dies ergibt eine der schönsten
uns bekannten Landschaften für eine
Prinzenresidenz. Die Gemüsegärten,
die Weinberge und die Pflanzungen der
anliegenden Gutsbesitzer harmonisieren
in so bewundernswerter Weise mit dem
Park, dass es uns 1828 so erschien, als
ob das ganze württembergische Reich
sich zusammengetan hätte, um einen
Park und ein Schloss für seinen
König zu bilden. Diese scheinbare
Wirkung ist allerdings ganz entfernt
von der Wirklichkeit, denn im Austausch
mit Personen verschiedener Schichten
sind wir zur Überzeugung gekommen,
dass trotz der Schönheit der Lage
und der voll anerkannten Verdienste des
Herrn Salucci, dem Architekten, und des
Herrn Bosch, dem Gärtner, das Schloss
als überflüssig gehalten werden
muss für einen König, der schon
so viele Gebäude besaß, zu
deren Erhaltung zudem große Ausgaben
nötig waren."
Unter den Zeichnungen Saluccis wurde
eine auf großer Folie gefunden,
die einen großen Teil der Landschaft,
die man vom Rosenstein aus sieht, darstellt.
Auf dieser Zeichnung sieht man nicht
das Schloss in seiner späteren Ausführung,
sondern eines der vielen für dieses
Gebäude gemachten Projekte.
Salucci hatte die Konstruktion eines
hohen Erdwalls vorgesehen, der einen
großen Platz formen sollte, auf
dem sich das Bauwerk erhoben hätte.
Aber dies hätte eine große
Ausgabe verlangt, so dass diese schöne
Idee nicht zur Ausführung gelangte.
12) Die Wohnungen sind sechs; zwei
auf einer Seite, vier auf der anderen.
Ihre Hauptteile sind so angelegt, dass
sie bei einem Fest eine einzige Wohnung
mit Saal und Speiseraum bilden können.
Die Zahl ihrer Räume ist 46, die
Vestibüls und Durchgangszimmer nicht
mitgezählt. Küche und zugehörige
Zimmer sind in einem Nebengebäude
in einiger Entfernung vom Schloss. Ebenso
wurde mit dem Lustschlösschen von
Weil verfahren: Dies ist ein Brauch des
Württembergischen Hofes. Die Speisen
werden in Eisenkisten über ein Holzkohlenfeuer
gelegt und diese Kisten in einen großen
Holzkasten, der von zwei Männern
auf einer Bahre getragen wird.
13) Diese Unterteilungen sind jedoch
nicht alle gleich, wie man jetzt sehen
wird. Die Gewohnheit, die Baupläne
so einzuteilen, führt dazu, die
wichtigsten Zimmerfluchten so aufeinandertreffen
zu lassen, dass man (wenn es sich um
ein Schloss handelt wie in diesem Fall)
von den Prunksälen wie auch von
den Gesellschaftsräumen aus, nicht
nur die ganze Länge, sondern auch
die Breite des Gebäudeinneren und
seines Äußeren genießen
kann. Diese Genauigkeit in der Übereinstimmung
ist nicht nur angenehm für den Blick,
sondern trägt auch zur Bequemlichkeit
der Bewohner bei und ist außerdem
nützlich zur Belüftung. Mit
Hilfe dieser verschiedener Zimmerfluchten,
die sich senkrecht miteinander kreuzen,
kann man die Stützmauern und die
Zwischenmauern regelmäßig
errichten (Milizia, Principi di architettura
civile, parte 2, lib. 3, cap. 5). Diesem
allem füge man hinzu, dass es auch
dazu nützt, die innere mit der äußeren
Aufteilung abzustimmen. In der Tat zeigen
in diesem Schloss die äußersten
Pilaster der Vorbauten die Richtung der
Stützmauern, die Länge der
Säulengangsfront des mittleren Vorbaus
zeigt die Breite des großen Festsaals
und die Länge des gleichen Vorbaus
zeigt die Breite des Speisesaals.
Salucci hat in allen seinen Werken
konstant dieses System beibehalten, mit
Ausnahme des Schlösschens Eynard,
wo er die Aufteilung der Räume den
vorgegebenen Mauern anpassen musste.
Vielleicht erscheint es eigenartig,
dass in einem vollkommen neuen Gebäude,
wie dem Lustschlösschen von Weil,
die Seitenlänge des Quadrats des
Grundrisses einer Bruchzahl entspricht,
aber das ist die Folge der obengenannten
Methode. Salucci konstruierte das Quadrat
auf einer Länge von 65 Fuß,
dann teilte er die Seiten in drei Abschnitte,
deren mittlerer 25 Fuß lang war.
Diese Linien waren die Achsen der Außenmauer
und der wichtigsten inneren Mauern. Da
die Dicke der Außenmauern 2,5 Fuß beträgt,
kommt man zu den obengenannten Maßen.
14) jeder 9 Fuß lang
15) Die Säulen dieses Säulenganges
haben einen Durchmesser von drei Fuß.
Hier spricht der Autor von großen
Säulengängen, weiter unter
von mittleren Vorbauten und Mittelteilen,
weil er versucht, gleichzeitig ihre gegensätzlichen
Aspekte zu beschreiben, wenn sie auch
untereinander gleich sind. Die Breite
aller Säulengänge beträgt
nur eine einzige Interkolumnie von der
Dimension derer der Außenseite,
aber im Säulengang des Haupteingangs überschreitet
die seitliche Interkolumnie die der Vorderseite
um die Hälfte, damit hier die Kutschen
ohne Hindernis durchfahren können,
was durch den Aufstieg von Seilen, die
sich an den Seiten des Säulenganges
befinden, geschieht.
16) Diese sind 8 Fuß lang, die
der Seiten 9 Fuß. Der Durchmesser
der Säulen beträgt 2 1/3 Fuß.
17) Von denen sind die 4 mittleren
9 Fuß groß, die neben dem
mittleren Teil 10,5 Fuß und die
andere 10 Fuß. Die Fenster sind
4 2/5 Fuß breit, ihre Höhe
beträgt 2 Quadrate.
18) 8 Fuß die 3 mittleren und
3/4 die beiden übrigen.
19) Von denen haben die 5 mittleren
9 Fuß, die beiden äußeren
10.
20) Die Säulen des Mittelteils
sind 9 Durchmesser hoch, sie haben einen
attischen Sockel und ihr Kapitell ist
dem ionischen Kapitell des Tempels sopra
l'ulivo ähnlich: sie stützen
einen ganz einfachen Rahmen von fast
zwei Neuntel ihrer Höhe. Der untere
Stil, den Salucci fälschlicherweise
toskanisch genannt hat, ist dorisch,
aber auf eine Weise, die der ionischen ähnelt:
in der Tat betragen die Maße des
Gesims nicht mehr als ein Fünftel
der Höhe der Säule; der Tragbalken
ist ohne Unterteilungen, wird aber an
Stelle des Zierbandes von einem umgekehrten
Karnies mit Zierleiste gekrönt;
im Fries gibt es keine Triglyphen; der
Rahmen ist einfach und passt bestens
zum Gebälk im Hauptstil; nur dass
er leider im Eierstab abschließt,
so dass das Profil verkrüppelt erscheint.
Die Höhe der Säulen beträgt
7,5 Durchmesser, sie sind ohne Sockel
und ihr Kapitell hat eine Halskrause.
Die Höhe konnte die festgesetzte
nicht überschreiten, wegen der Vorschriften
des Programmes, dass die Räume weder
zu groß noch zu hoch sein sollten;
wenn Salucci daher für den Stil,
um den es geht, einen ionischen anstelle
des so abgeänderten dorischen verwendet
hätte, wären die Säulen
im Vergleich zu denen im Hauptstil zu
dünn geworden; auch im Verhältnis
zu den anderen Aspekten des Gebäudes.
Die Dachwohnung wird durch eine glatte
Wand geformt, die mit einem einfachen
Rahmen abschließt. Ihre Höhe
ist die Differenz zwischen der Höhe
des unteren Stils und der der Säulen
des Mittelbaus. Diese Dachwohnung war
in unserem Fall notwendig, um eine Proportion
zwischen der Höhe des Gebäudes
und seiner Länge wiederherzustellen.
Nach dem, was ich hier dargestellt habe,
bleibt man davon leicht überzeugt,
dass es in der Ausschmückung des
Gebäudes nicht an der notwendigen
Einheit fehlt, woran man richtigerweise
bei der ungenauen Nomenklatur des Architekten
hätte zweifeln können.
21) 5 Fuß hoch. Selbiger ragt
vom Zentrum der Eckpilaster aus 9,5 Fuß hervor.
Man kann ihn durch die Treppen, die vor
jedem der Bogengänge stehen, erreichen.
22) Diese beginnen unter der Traufe
und reichen bis zur Fensteröffnung,
ganz wie es sein muss.
23) Über jedem dieser Fenster
ist eine rechteckige Abvierung, um dort
ein Basrelief einzulassen. Man beachte
noch, dass über dem Gesims nicht
die Dachwohnung ist, weil es keine Gründe
gab, sie dort zu bauen.
24) Das Stockwerk dieser Höfe
liegt zwei Stufen unter der Terrasse,
die das Gebäude umgibt, und das
der Wohnungen liegt eine Stufe über
dieser Ebene.
25) Dieser Stil ist in beiden Sälen
in allen Einzelheiten gleich. Durchmesser
der Säulen 2 Fuß, Höhe
8,5 Durchmesser; das Fundament attisch
ohne Sockel; das Kapitell fast von der
gleichen Form wie das des äußeren
Hauptstils, aber mit einem eingeschnittenen
Abakus: über den Säulen ist
nur der Tragbalken mit einer Höhe
von 2/3 ihres Durchmessers.
Sowohl die Decke des Speisesaals, wie
auch die des Bogengangs, der den Hauptsaal
umgibt, liegen direkt auf dem Tragbalken,
der in der Breite des Bogengangs von
den Säulen bis zu den Pilastern
reicht, die ihn zurückschlagen,
aber das Gewölbe des Hauptsaals
ist 4 Fuß
höher angelegt. Das falsche Dachgeschoss,
wie ich aus Analogie den Mauerstreifen
zwischen Tragbalken und Anlage des Gewölbes
nennen werde, denn ich wüsste keinen
anderen Begriff zu seiner Beschreibung,
weil das Wort Fries unpassend ist: dieses
falsche Dachgeschoss hat als Sims eine
große gerade Rille mit einem Rundstab
darunter, beide sind geschnitzt; sein
Würfel wird von Basreliefs bedeckt,
die eine Abfolge von Geschichten bilden;
die Basreliefs, von denen ich nicht weiß,
ob sie aus Stuck oder aus Gemälden
bestehen, erscheinen verschoben, da zwischen
dem einen und dem anderen ein erhobenes
Bändchen ist. An den Kopfenden des
Saales bildet dieses falsche Dachgeschoss
die Brustwehr der Orchester. Das Gewölbe
ist in rechteckige Felder verschiedener
Größe aufgeteilt; in den kleinen
sind Rosetten, in den großen Bilder.
26) Über allen anderen Teilen,
die sich im Mittelbau befinden, das heißt über
dem Speisesaal, dem Vestibül und
den verschiedenen diesen Sälen angehörenden
Zimmern, befinden sich Wohnräume,
die zwei Wohnungen ergeben, die durch
Korridore, die über den Bogengängen
des Hauptsaals liegen, miteinander verbunden
sind. Dieses Stockwerk, dessen Existenz
außen durch die Wiederaufnahme
des Tragbalkens im Nebenstil angezeigt
wird, erhält Licht durch die Fenster,
die in Korrespondenz zu den äußeren Öffnungen
des unteren Stockwerks liegen. Die Breite
dieser Fenster beträgt 3 Fuß,
die Höhe 5 Fuß, sie werden
auf allen vier Seiten von den Verzierungen
der Fensterpfosten umrahmt.
27) Vitruvio. lib. VI, cap. V. Pallad.
lib. II, cap. X Milizia Principi ec.,
par II, lib.III, cap. V, sez. XI.
28) Einer dieser Grundrisse wurde nach
dem Auszug eines von Pompeja am 15. Januar
1829 geschriebenen Briefes ausgeführt,
wiedergegeben in der Frankfurter Zeitung,
Nr. 46 des Jahres 1829.
29) Aus dem Griechischen ,mit der Bedeutung " sehen".
30) Der Bau dieses Gebäudes brachte
13,351 Gulden ein.
31) Auf die Rückseite dieser Zeichnung
schrieb Salucci eigenhändig: Einfall
zum Projekt der neuen Domorgel, entworfen
vom Architekten Salucci im Juli 1844,
fünfundsiebzigstes Jahr seines Lebens.
Ausgewählte
Biographie
- «Giovanni Salucci,
der erste Hofbaumeister König
Wilhelms I. von Württemberg.
Ein Leben und Schaffen bis zu seinem
Ausscheiden aus dem Hofdienst im
Jahre 1828» von Dr.
Ing. Wilhelm Speidel W. Kohlhammer
Verlag, Stuttgart (1936)
- «Giovanni Salucci,
il primo architetto di corte di Guglielmo
1º,
re del Württemberg. Vita e opere
fino alle sue dimissioni dal servizio
di corte nell'anno 1828» del
Dott. Ing. Wilhelm Speidel Ed.: W.- Kohlhammer
Verlag, Stoccarda (1936)
- «Giovanni Salucci zum
150. Todestag» Ausstellung
erinnert an den Baumeister
- «Giovanni Salucci nel
150. anniversario della sua morte» Un'esposizione
ricorda l'architetto
- «Ein Meisterstück
der Baukunst im echt antiken Geschmack» von
Michael Wenger - erschienen in «Schlösser
- Baden-Württemberg»,
Band Nr. 2/95 Stuttgart (1995)
- «Un capolavoro d'architettura
di gusto veramente antico» di
Michael Wenger apparso su: &laqno;Castelli
- Baden-Württemberg»,
volume nº 2/95 Stoccarda (1995)
- «Giovanni Salucci,
Hofbaumeister König Wilhelms
1. von Württemberg/1817-1836» Katalog
zur Ausstellung zum 150. Todestag
des florentinischen Architekten vom
16. Mai bis 1. Juli 1995, veranstaltet
von der Oberfinanzdirektion Stuttgart
im Wilhelmspalais (1955)
- «Giovanni Salucci,
architetto di corte di Guglielmo
1º, re del
Württemberg/1817-1836» Catalogo
della mostra per il 150.mo anniversario
della morte dell'architetto fiorentino
dal 16 maggio al 1º luglio
1995, organizzata nel Wilhelmspalais
dalla Direzione delle Finanze, Stoccarda
(1995)
- «Giovanni Salucci (1769-1845).
Angaben zu seinen früheren Werken
im Königreich Württemberg
im Zeitalter Napoleons» Ausstellungskatalog,
Band 2 Württembergisches Landesmuseum,
Stuttgart (1987)
- «Giovanni Salucci (1769-1845).
Dati sulle sue prime opere nel regno
del Württemberg all'epoca di Napoleone» Catalogo
d'esposizione, volume 2 Museo regionale
del Württemberg,
Stoccarda (1987)
- «Ein König und
sein Baumeister - Wilhelm I. von
Württemberg
und Giovanni Salucci» von
Rotrand Harling Jost-Jetter Verlag, Heimsheim
(1995)
- «Un Re e il suo Architetto
- Guglielmo 1º del Württemberg
e Giovanni Salucci» di
Rotrand Harling Ed.: Jost-Jetter Verlag,
Heimsheim (1995)
- «Giovanni Salucci (1769-1845)
- Von Florenz nach Stuttgart» von
Bruno Zoratto "Nuovo Oltreconfine" -
Zeitschrift für Italiener in Deutschland
- Nr. 2/95 und 4/95 Edizioni Oltreconfine,
Stuttgart (1995)
- «Giovanni Salucci (1769-1845)
- Da Firenze a Stoccarda» di
Bruno Zoratto "Nuovo Oltreconfine" -
periodico per gli Italiani in Germania
- nº 2/95 e 4/95
Edizioni Oltreconfine, Stoccarda
(1995)
Salucci
verständigte sich in Französisch
mit König Wilhelm I. von Württemberg
Majestät,
das Bauvorhaben hinsichtlich eines
Gebäudes öffentlicher und
privater Nutzung statt der alten Gebäude,
die unter dem Namen
"Zeughaus" bekannt sind (ist machbar
- Hinzufügung des Übersetzers),
da die drei Eigentümer, die an
jenem Unternehmen teilnehmen, beschlossen
haben, bei mir Rat über die zweckmäßigsten
Maßnahmen zur Erreichung des
doppelten Nutzungszwecks dieses Gebäudes
einzuholen, habe ich den Bauplan, den
sie wünschen, entworfen und hoffe,
daß
Euer Majestät diesen genehmigen.
Indem ich dem Vertrauen dieser ehrenwerter
Bürger entsprochen habe und vor
allem, da ich unendlich geschmeichelt
bin, daß ich die Unterstützung
Eurer Majestät bekomme, habe ich
Sie gebeten, mir die Gnade zu erweisen,
Ihnen mein Werk zu unterbreiten und
zu erklären.
Ich habe die Ehre, Majestät,
in der höchsten Achtung Eurer
Person und Eures Amtes, der demütigste,
gehorsamste und untertänigste
Diener Eurer Majestät zu sein.
Salucci
Stuttgart, 21. Juni 1834
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