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Giovanni Salucci in den Beschreibungen eines Freundes

 

 

VEROEFFENTLICHUNGEN von BRUNO ZORATTO - MARCO PICONE CH

GIOVANNI SALUCCI IN DEN BESCHREIBUNGEN EINES FREUNDES

Vorwort von Dr. Wolfgang Schuster, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart

Es ist nicht von ungefähr, daß es viele deutsche Touristen immer wieder in die italienischen Städte zieht, wo sie überall Zeugnissen einer faszinierenden Baukunst begegnen.

Durch ein oftmals perfekt gestaltetes Ensemble von Gebäuden und Plätzen ist die wohl wichtigste Voraussetzung für ein buntes und pulsierendes Leben geschaffen, von dem manche deutsche Stadt nur träumen kann.

Geht man heute durch Stuttgart, so stößt man glücklicherweise noch auf eine Reihe hervorragender Bauwerke des in Florenz geborenen und gestorbenen Hofbaumeisters König Wilhelms I. von Württemberg Giovanni Salucci.

Nicht auszudenken wäre es, wenn diese Monumente seiner herausragenden Baukunst den Krieg oder die städtebauliche Neuordnung in den fünfziger und sechziger Jahren nicht überdauert hätten. Man kann im übrigen für Stuttgart nur bedauern, daß viele seiner Pläne nicht verwirklicht werden konnten.

Ich freue mich, daß die Erinnerungen über Leben und Werk des Giovanni Salucci Fiorentino, die nach seinem Tode von seinem Freund, dem florentinischen Architekten Giuseppe Ponsi geschrieben wurden, in diesem Büchlein wieder veröffentlicht werden. Es wird dazu beitragen, nach der letzten Ausstellung zum 150. Todestag Saluccis im Jahr 1995 in dem von ihm geschaffenen Wilhelmspalais wieder an diesen "Ersten Architekten des Königs von Württemberg" zu erinnern.

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Dr. Wolfgang Schuster


EiNLEITUNG von Dr. Umberto Vattani, ehem. Botschafter Italiens in Bonn

Unter allen Veranstaltungen, an denen ich während meines vierjährigen Aufenthalts in Bonn in allen Landschaften Deutschlands teilgenommen habe, gedenke ich besonders lebhaft der Ausstellung, die die Stadt Stuttgart im Mai 1995 zum 150. Jahrestag seines Todes einem italienischen Architekten, Giovanni Salucci, widmete, der in Italien nicht sehr bekannt ist, doch von hohem Wert ist, weil er durch sein Werk im vergangenen Jahrhundert Stuttgart und andere Städte Baden-Württembergs städtebaulich geprägt hat.

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Bei der Eröffnungsfeier hatten mich die Worte des Staatssekretärs Werner Baumhauer besonders beeindruckt: "Dank der neoklassizistischen Gestaltung kann Stuttgart Berlin Karl Friedrich Schinkels und München Leo von Klenzes gleichstehen". Eine sehr wohl verdiente offizielle Anerkennung, weil der Name und die Werke des toskanischen Architekten zur Geschichte der Stadt und des Landes gehören.

Die Geschichte Saluccis, der im Dienst König Wilhelms I. in Stuttgart von 1817-1939 stand, ist eines der vielen Beispiele, die eine einzigartige Erscheinung in der Geschichte des alten Kontinents bezeugen: die ständige Präsenz von italienischen Architekten und Erbauern in anderen europäischen Ländern.

Vor allem Deutschland war zu jeder Epoche eines der bevorzugten Ziele unserer Künstler, die in den Städten, wo aufgeklärte Fürsten und Vertreter eines reichen Bürgertums, die äußeren Einflüssen offen gegenüberstanden, auf die italienischen Muster schauten, um ihre Residenzen zu verschönern, bevorzugte Stellungen erreichten.

Die Auswanderung italienischer Künstler innerhalb Europas, die nach der großen Zeit der Renaissance fast systematisch wurde, ist etwas, was außer zur Römerzeit nie zuvor stattgefunden hatte. Die Römer waren die ersten, die in die Reichsprovinzen Architekten und Baumeister schickten. Man denke nur an ihre monumentalsten Werke, die sich bis in die heutigen Tage erhalten haben, wie die Porta Nigra in Trier, das Amphitheater in Nimes, die Nerosäule in Mainz, die zahlreichen Brücken und Aquädukte, die die Touristen entlang den europäischen Straßen bewundern können.

Die Chronik erzählt, daß Salucci, Anhänger Napoleons und der Eintagsfliege, der 1802 von seinen Armeen gegründeten Italienischen Republik, nach dem Wiener Kongreß und dem Aufkommen der Restauration aus dem Großherzogtum Toskana fliehen mußte und 1817 über die Schweiz nach Stuttgart gelangte.

Viele andere waren in den vorangegangenen Jahrhunderten denselben Weg über die Alpen gegangen, und andere gingen ihn danach, einer Tradition folgend, die sich bis in unsere Tage fortsetzt. Von diesen kennen wir die berühmtesten, die die wir in den Kunstgeschichtsbüchern finden, wie Bartolomeo Francesco Rastrelli (1700-1771), der im Dienste Peters des Großen stand und das Winterpalais in St. Petersburg erbaute; sein origineller Barockstil machte im zaristischen Rußland Schule. Andere erstrangige Architekten wie Giacomo Quarenghi (1744-1817) und Carlo Rossi (1775-1849) trugen zur städtebaulichen und monumentalen Entwicklung der russischen Hauptstadt bei.

Oder Andrea Palladio (1508-1580), der nie ins Ausland ging, aber durch verschiedene theoretische Schriften zu einer außerordentlichen Verbreitung seiner Kunst in ganz Europa und dann in Amerika beitrug. Ganz im Stile Palladios war die Architektur Groß-Britanniens im 17. und 18. Jahrhundert. Und auch in Deutschland fehlten nicht die Nachahmer des Künstlers aus Vicenza und Bewunderer, unter denen selbst Goethe war.

Viele wurden fast völlig vergessen. Sicherlich waren sie nicht alle Begründer einer Schule, doch müssen wir anerkennen, daß viele von ihnen sicherlich eine signifikante Rolle bei der Verbreitung in Europa und der Welt jenes Formempfindens, jener Ausdruckskraft und jenes Sinns für die richtigen Proportionen, die die Italiener bewiesenermaßen mehr als jedes andere Volk besitzen, gespielt haben.

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Gerade hier in Deutschland haben wir außer dem Florentiner Salucci Beispiele anderer italienischer Künstler, die heute fast vergessen sind, die diesem Land viel gegeben haben und von denen wichtige Zeugnisse bleiben.

In Württemberg verdient der Lombarde Leopoldo Retti (1704-1771) Erwähnung, der das Schloß konzipierte, den Stadtbauplan von Ludwigsburg und danach das Neue Schloß in Stuttgart gestaltete, das mit seinem eleganten Barockstil zum Symbol der Stadt wurde. Im Rheinland hatte zuvor Alessandro Pasqualini (1493-1555) gewirkt, der mit dem Bau des Forts von Jülich, in der Nähe von Köln, mit der typischen Sternform des 16. Jahrhunderts, die Überlegenheit des italienischen Geniums bei der Militärarchitektur bewies.

Unter den italienischen Architekten, die im Dienste von zwei großen Mäzenen, August II. und August III., Kurfürsten von Sachsen und Könige von Polen, standen und die einige elegante und repräsentative Bauten am Ufer des Flusses nach dem Beispiel des Canal Grande in Venedig erbauten, könnte man den Römer Gaetano Chiavari (1689-1770) nennen, der die Hofkirche baute. Doch ein noch signifikanteres Beispiel ist vielleicht die Geschichte der Architekten- und Szenographenfamilie aus Arezzo, Galli da Bibiena, angefangen von den Brüdern Ferdinando Maria (1657-1743), Francesco (1659-1739) und den zwei Söhnen des ersteren, Alessandro (1687-1769) und Giuseppe (1696-1756), die fast immer in Deutschland verweilten und die Hoftheater Mannheim, Braunschweig und Bayreuth konzipierten. Man könnte weitere Namen nennen, indem man in München an Architekten erinnert, von denen heute keiner mehr den Namen weiß, die jedoch unzählige Bauten errichteten.

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Die Initiative Bruno Zorattos ist daher lobenswert, eine moderne deutsch-italienische Ausgabe des Memoiren-Buchs "Vita ed Opere di Giovanni Salucci Fiorentino", vom Freund Giuseppe Ponsi geschrieben, herauszugeben.

Es ist sehr bezeichnend, daß ein Italiener, der seit langen Jahren in Deutschland lebt, ein wegen seines sozialen und politischen Engagements über die Migrantenprobleme bekannter Journalist, eine Persönlichkeit wie den toskanischen Architekten Giovanni Salucci wieder entdeckt hat, um dessen Leistung für die Stadt Stuttgart und Baden-Württemberg, d. h. ein Land, wo heute eine der größten italienischen Kolonien der Welt lebt, aufzuwerten.

Auf Zoratto ist eine andere Initiative zurückzuführen, die den schon erwähnten Leopoldo Retti ins öffentliche Bewußtsein rückte, der auch im vergangenen Jahrhundert im selben Land tätig war, was kürzlich die Stadt Stuttgart dazu veranlaßte, ihm eine Straße zu widmen.

Den Ursprung der italienischen Präsenz in Baden-Württemberg zu erforschen und die Spuren der Kunst der ersten Landsleute, die, wenn auch aus verschiedenen Gründen, hierher übersiedelten, trägt zur Unterstreichung der Rolle unserer Kolonie in Deutschland und der Schätzung, die sie in der örtlichen Gesellschaft genießt, bei und stellt etwas Positives dar.

Dieses Nachdenken über die Kontinuität unserer Präsenz in Deutschland, die ihre Wurzeln weit in die Geschichte treibt und die Migrantenflüsse der Zeit nach dem 2. Weltkrieg vorwegnimmt, müßte uns anspornen, auf dem Weg Zorattos weiterzumachen: mit Veranstaltungen, Veröffentlichungen und anderen Initiativen die Aufmerksamkeit der örtlichen Behörden und der hier ansässigen Italiener auf unsere Architekten, Baumeister, Skulptoren, Maler und Handwerker zu lenken, die in der Vergangenheit viel für dieses Land getan haben, nicht nur auf künstlerischer sondern auch auf ziviler Ebene.

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Diese Tradition italienischer Kunsttätigkeit in Deutschland setzt sich bis in unsere Tage fort und erneuert sich gerade in der neuen deutschen Hauptstadt: Hier vergrößerte sich unsere Kolonie in den letzten Jahren durch die Tätigkeit zahlreicher Unternehmer aus Italien, die durch die imponierende Bauentwicklung angezogen werden. Nicht nur Baumeister und Belegschaften sondern auch berühmte Architekten wie Renzo Piano, Aldo Rossi und Giorgio Grassi haben in internationalen Ausschreibungen zur Gestaltung von Plätzen und Museen Berlins den Sieg davongetragen und arbeiten an der städtebaulichen Gestaltung des Stadtzentrums.

Ihre Tätigkeit stellt einen Image-Erfolg für die gesamte italienische Kolonie dar, die ihrerseits ein stets wichtiges Vehikel zur Verbreitung der italienischen Kultur und zur Behauptung unserer Wirtschafter sowohl in Berlin als auch anderswo gewesen ist.

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Dr. Umberto Vattani


Zur Sache

Wer war Salucci?

Auch unter Gebildeten ist der Name Giovanni Salucci nicht so bekannt; besonders in Italien, wo der Baumeister sich künstlerisch auf eine normale Tätigkeit eines Militärarchitekten beschränkte. Man braucht sich daher nicht zu wundern, wenn der Name dieses Künstlers des 19. Jahrhunderts in Deutschland, genauer in Württemberg, eher bekannt ist. Hier hat tatsächlich Salucci seine künstlerische Tätigkeit ausgeübt, die in einem von Giuseppe Ponsi, einem Freund des Künstlers, herausgegebenen Bericht beschrieben wird.

Diese Memoiren Ponsis werden regelmäßig zitiert, wenn jemand die objektive Kenntnis dieses "rüden Toskaners" vertiefen möchte. Diese Memoiren sind fast unauffindbar, doch gleichzeitig sind sie interessant, weil sie die Persönlichkeit eines Menschen beschreiben, die der Verfasser sehr eng gekannt hat. Sie sind in Florenz am 5. August gedruckt worden und am 12. desselben Monats veröffentlicht, 5 Jahre nach dem Tod Giovanni Saluccis, und zwar im Jahr 1850, in einer Auflage von 152 Exemplaren, wie der Verfasser auf dem von ihm verbesserten Exemplar anmerkte, das wir den Lesern dieser exklusiven zweisprachigen Veröffentlichung unterbreiten.

 

Es steht außer Zweifel, daß Stuttgart dieses großen italienischen Architekten gedenkt. Es ist kein Zufall, daß bei der Feier des 16. Mai im Max-Bense-Saal der Stuttgarter Stadtbibliothek in Anwesenheit des Bürgermeisters, Dr. Wolfgang Schuster, und des Finanzintendanten, Prof. Dieter Hauffe, der Staatssekretär Werner Baumhauer seinen Beitrag mit dem Vorlesen eines Briefs eines unserer Landsleute begann (einer der vielen), der sich bei der Stadt und bei dem Land für die löbliche Initiative bedankte.

Vor zwei Jahren erschienen im Mai 1995 anläßlich des 150. Jahrestags seines Todes (1769-1845) zwei wunderbare Bände, die den Werken des Meisters gewidmet sind.

Der erste "Giovanni Salucci, Hofbaumeister König Wilhelms von Württemberg/1817-1839" betitelt, wurde, reich bebildert, unter der Schutzherrschaft der Oberfinanzdirektion Stuttgart und des Kulturamts der schwäbischen Metropole, die damals noch von Manfred Rommel, dem Sohn des großen Feldmarschalls, verwaltet wurde, veröffentlicht. Zum Werk wie auch zu den Gedenkreden leisteten ihren unersetzbaren Beitrag Persönlichkeiten der akademischen Welt wie Otto Heinrich Elias, Annette Köger, Gernot Närger, Wolfgang Wiese, Rainer Herzog, Klaus Merten, Klaus Jan Philipp, Michael Wenger, Hans Lange, Paul Sauer, Regina Stephan, Gabriele Hoffmann.

Der zweite Band mit dem Titel "Ein König und sein Baumeister, Wilhelm I. von Württemberg und Giovanni Salucci", herausgegeben von Jost Jetta Verlag, Heimsheim, weist eine reichhaltige Sammlung wunderbarer Aufnahmen von Rotrand Harling auf. Man findet eine Einleitung von Carl Herzog von Württemberg, ein Vorwort von Prof. Dr. Karl Dietrich Adam und reichhaltige Texte von Dr. Helmut Cerber und von Dr. Karin Moser von Filseck, die sich als tiefe Kenner der italienischen Kultur erweisen.

Diese Bände und die Vorträge über dieses Thema begleiteten die Salucci gewidmete große Ausstellung, die in dem von ihm in Stuttgart gebauten bekanntesten Palast stattfand: im Wilhelm-Palais.

Dieser großen Ausstellung war 1965 eine bescheidenere vorangegangen, die ebenfalls Salucci gewidmet war und anläßlich der Einweihung der Stadtbibliothek im Wilhelm-Palais stattgefunden hatte. 30 Jahre später wurden die Dinge im großen Stil unternommen, doch, da natürlich die heutigen Staaten nicht die der Vergangenheit sind, mußte man um die Unterstützung der Landesgirokasse bitten, ohne die der Katalog nicht hätte gefertigt werden können! Wenn wir diese Tatsache übergehen, kann man behaupten, daß die Ausstellung den verdienten Erfolg erlebt hat und von Prominenten der italienischen Kolonie in Deutschland, unter ihnen der italienische Botschafter in Bonn, und von auffällig vielen Deutschen besucht wurde.


Das Ganze zeigt die Dankbarkeit Stuttgarts, der schwäbischen Hauptstadt, Salucci gegenüber, der insbesondere diese Stadt mit Baudenkmälern wie dem schon genannten Wilhelm-Palais, der alten Staatsgalerie, dem Landhaus Rosenstein, dem Königsbau, der Villa Berg, der "Wilhelma" und der Grabkapelle auf dem Rotenberg und der Kapelle Benckendorf im Heslacher Friedhof und außerdem dem Friedrichshafener Schloß, der Sommerresidenz der Württemberger Souveräne, und der Villa in Weil, der Landresidenz "italienischen Stils", Marställen in Weil bei Esslingen verschönerte. Ein weiteres Meisterwerk dieses Künstlers, der Königliche Marstall in der Neckarstraße in Stuttgart, wurde dagegen in der Nachkriegszeit endgültig abgerissen, eine "normale Sache" in dieser Zeit künstlerischer und städtebaulicher Degeneration überall auf der Welt, jedoch typisch für diese bundesdeutsche Republik, die sich auf der Suche nach dem Neuen und Modernen, die nicht zu ihr passen, befindet. Nicht zufällig schreibt Giardina in seinem Buch "Anleitung, um die Deutschen zu lieben" auf Seite 304:

"Die deutschen Städte sind durch den Krieg dem Erdboden gleichgemacht worden. Mit geschlossenen Augen durch das Zentrum einer deutschen Stadt geführt, würden Sie nicht verstehen, wo Sie sich befinden, falls Sie nicht auf die Autokennzeichen blicken"

" Das ist das System: Die alten Gebäude werden niedergerissen, keine Kunstwerke an sich (doch der Königliche Marstall ist eine Ausnahme - Anm. des Verfassers), doch insgesamt fähig, eine Grundstimmung zu schaffen; es werden postmoderne Gebäude errichtet mit großen Kristallbogen, man setzt Lampions hin, die vage an das "fin de siècle" erinnern, doch mit einem "Lifting" von Computerart. Lübeck oder Mainz sind sich vollkommen gleich, es werden enorme Blumenvasen über das Gelände verstreut. Im Zentrum des Platzes wird ein großes Warenhaus errichtet, das die Bevölkerung nicht enttäuscht, indem eine Vorderansicht nach Bunkerart des Typs "Weltallkrieg" gewählt wird"

Eine unbarmherzige doch wahre Beschreibung: Wenn es so weitergeht, wird es in dieser Republik keine vor 1945 gebauten Häuser mehr geben!

Das ist der Grund, warum auch diejenigen, die sich nicht besonders für Kunstgeschichte interessieren, nicht umhin können, den Versuch, echte Architekten wieder aufzuwerten wie Giovanni Salucci, zu schätzen. Ein Baumeister, der Deutschland verschönert und nicht häßlicher gestaltet hat, wie es dagegen in dieser Nachkriegszeit sehr oft geschehen ist. Der Münchner Bahnhof ist ein deutliches Beispiel.

Daß man seit 1945 nicht mehr in der Lage ist zu bauen, ist jedoch nicht nur ein deutsches Phänomen: Man denke an die von den modernen französischen "Mäzenen" befürworteten "Werke" wie zum Beispiel die Pompidou-Bibliothek-Raffinerie oder die Glaspyramide Mitterands. Das sind alles Scheußlichkeiten, die Paris beleidigen, und beweisen, wie sehr jene wunderbare Stadt verfallen ist, und nur die alten Häuser - die die Franzosen bewahren - erinnern an die Herrlichkeit der Vergangenheit.

Es ist merkwürdig, daran zu denken, mit welcher Heftigkeit die vom Nationalsozialismus in Deutschland und vom Faschismus in Italien errichteten Gebäude, wie auch die des Kommunismus im Osten kritisiert werden. Es handelt sich um klassizierende Gebäude, die letzten Endes nicht sehr verschieden sind von denen - äußerst schönen - die in den USA zur Zeit Roosevelts und vorher gebaut wurden. Sie sind alle unheimlich schön, wenn man sie mit den heutigen Widerlichkeiten vergleicht, die unsere Städte häßlich gestalten. Wenn Salucci in unserer Zeit gelebt hätte, hätte er nicht die Ehre einer Ausstellung, sondern wäre ganz sicher einer "Säuberung" verfallen. Sein klassizistischer Stil wäre unendlich kritisiert und wäre sicherlich als "Regimestil" definiert worden. Er ist nämlich zu verschieden von dem jetzigen: wo sind in der Tat die reichhaltigen Betongüsse, die riesigen Fenster, die Metallgerüste? Es sind Dinge, die höchstens zu Manhattan passen. Salucci zeigt uns Säulen! - wollen wir scherzen? Säulen sind doch bekanntlich "verdächtig". Und verdächtiger war noch seine politische Tätigkeit, die ausführlich geschildert werden soll.

 

Am 9. November 1799 fand die Machtergreifung Napoleons in Frankreich statt, der die bürgerliche Demokratie des Direktoriums gestürzt hatte, die ihrerseits die rote Diktatur Robespierres beendet hatte.

Nun steht es fest, daß Napoleon nicht der Fortsetzer der 1789er Revolution war und nicht sein wollte. Er sagte zu Caulaincourt, seinem Diplomaten und Militärfachmann, selbst: "Ich habe bewiesen, daß ich allen Revolutionen die Tore verschließen will. Die Souveräne sind mir verpflichtet, weil ich den revolutionären Strom, der ihre Throne bedrohte, gebremst habe!" Also, wenn auch noch jemand darauf besteht, unverbesserlich die Legende des revolutionären Napoleon zu verbreiten, ist die Theorie absurd wie die, wonach Hitler die 1918ner Revolution fortgesetzt hätte. Wenn wir dagegen Napoleon als Verteidiger gegen Angelsachsen und Russen feiern, wäre es schwierig, nicht dasselbe auch mit Hitler zu tun. Daraus geht hervor, daß beide sich sehr ähneln, im Guten wie im Bösen, und wenn auch das Böse des letzteren größer ist als das des ersteren, liegt der Grund nur in jener "Zivilisation", die unser Jahrhundert gekennzeichnet hat.

Dennoch können die Hitler gegenüber geäußerten Kritiken auch bei Napoleon angebracht werden, auch wenn man in Frankreich nicht sagen kann: Nach einem äußersten Versuch Großbritanniens, mit Paris zu einer Vereinbarung zu gelangen (in Amiens im März 1802) kam es zum Londoner Ultimatum: entweder Holland freigeben oder Krieg. Napoleon ignorierte das Ultimatum, Großbritannien erklärte den Krieg, und der starke Mann von Paris führte einen blutigen Weltkrieg vom Mai 1803 bis April 1814. Es war ein Krieg, der auch wegen seiner riesigen Fehler mit seiner völligen militärischen Niederlage endete.

In der Geschichte wird sein Regime als der erste moderne Polizeistaat verzeichnet: Die Pressefreiheit wurde gelöscht, die Gegner wurden in die Hölle Cayens oder in die inneren Konzentrationslager geschickt, die Sklaverei (die von der Revolution abgeschafft worden war) wurde wieder eingeführt. Die europäischen Staaten wurden zu Kolonien, und zahlreiche Partisanen wurden überall ermordet. Schließlich wurde der Papst verhaftet, und gegen die Juden - die Napoleon als "eine Masse faulen Bluts" bezeichnete - wurde das sogenannte "infame Dekret" 1808 unterzeichnet. Wie Hitler entging dann Napoleon zahlreichen nicht ins Ziel treffenden Attentaten.

Was hat das alles mit Salucci zu tun? Sehr viel!

Salucci war ein fanatischer Parteigänger des Empereurs: Am 29. August 1789 hatte er sich zur französischen Armee, und zwar zum Pionierkorps, gemeldet. Man kann sagen, daß damals in Paris noch das Direktorium herrschte und er, Salucci, in vollem Einklang mit der italienischen Tradition (man denke an Dante Alighieri oder an Casanova) Schwierigkeiten mit den nationalen Behörden gehabt hatte, so daß er am 7. November jenes Jahres sogar wegen Verschwörung von den Richtern des Großherzogtums Toskana zum Tode in Abwesenheit verurteilt worden war.

Doch blieb Salucci immer ein überzeugter "Chauvinist" (was im Ursinn Parteigänger Napoleons bedeutet), und 1802 trat er der Italienischen Republik (die 3 Jahre später in das Königtum Italien umgewandelt wurde) bei, dem italienischen napoleonfreundlichen Staat, der gegen die italienischen englandfreundlichen Monarchien (Savoyen, Bourbon) auftrat. Also eine echte "R.S.I." "ante literam", auch wenn dieser Staat nicht mit dem Anspruch entstanden war, den Verrat abzuwaschen wie die R.S.I. 1943. Schwer wiegt weiterhin, daß Salucci 1815 während der "100 Tage" noch einmal auf der Seite Napoleons gegen die Alliierten stand und in Waterloo von den Briten gefangen genommen wurde.

Nun schämte sich nicht diese demokratischste BRD, einen solchen Mann zu feiern, einen fanatischen Parteigänger des antisemitischen Ungeheuers, der Europa und die gesamte Welt von Haiti bis Kyushu auf Java in Kriege verwickelte! Man muß ja betroffen sein! Wir hätten Proteste aus der ganzen zivilisierten Welt erwartet! Doch dem Maler Mario Sironi, einem schimpflichen Faschisten, der dem Regime Mussolini beigetreten war, konnte der Bürgermeister von Darmstadt nein sagen. Keine Ausstellung. Keine Ehre für die Freunde der Tyrannen!

Man müßte sogar folgerichtiger sein und erbarmungslos alle von nazi-faschistischen Künstlern gebaute Werke zerstören, dann die der bonapartistischen Künstler usw. und, in die Vergangenheit zurückgehend, die Reste der domus aurea Neros zerstören und dann das, was von den Bauwerken Assurbanipals übrig geblieben ist, des assyrischen Königs, der so despotisch und kriegstreiberisch war. Nur so wird die Demokratie triumphieren!

Wäre aber Paris ohne den Arc de Triomphe Napoleons und nur mit dem neuen Mitterands, der ein lächerlicher Schemel scheint, schöner? Vielleicht nicht. Dann vergessen wir alles, was wir bisher geschrieben haben, und lassen wir Rommel die Ausstellung (trotz seines "verdächtigen" Namens) über Salucci veranstalten, doch widmen wir auch eine Ausstellung Sironi, der wie Millionen und Abermillionen von Italienern sich dem mussolinianischen Faschismus anschloß! Wenn er irrte, war er sicherlich nicht eine Ausnahme.

Das Gleiche kann man von Salucci behaupten, von diesem streitsüchtigen Toskaner. Daß er einen schwierigen Charakter hatte, beweisen vor allem die Jahre nach den "100 Tagen", den Jahren seiner künstlerischen Tätigkeit. Wie nach der Potsdamer Konferenz 1945 die Welt nicht den Triumph des Liberalismus erlebte, sondern des Stalinismus im Osten und des Mc Carthysmus im Westen, verbreiteten sich von Rußland bis zu den USA nach dem Wiener Kongress konservative Gedanken (auch letztere akzeptierten nämlich die Grundsätze der Heiligen Allianz). Doch scheint uns, daß damals mehr Toleranz gegen die Besiegten geübt wurde, da der König Württembergs Salucci an seinem Hof aufnahm. Im übrigen hatte sich Württemberg ebenfalls mit dem "Antichristen" kompromittiert und konnte nicht groß Unschuld nachweisen: 1805 hatte Jérome Bonaparte, Bruder des Empereurs, Katharina von Württemberg (1783-1835) geheiratet, und der deutsche Kleinstaat war seit der dritten Koalition bis zur Leipziger Schlacht und bis zum Seitenwechsel des späten 1813, als er nach Badoglio-Art die Freunde gewechselt hatte, Verbündeter Frankreichs.

Wilhelm I., König von Württemberg, berief Salucci im November 1816 in seinen Dienst, und letzterer kam aus der Schweiz in den ersten Tagen des Jahrs 1817 in Stuttgart an. Er blieb im Dienste des Königs bis zum November 1839. Es waren die Jahre seiner Meisterwerke. Es waren Jahre, die wegen seines nicht leichten Charakters mit äußerst großen Schwierigkeiten verbunden waren: Er war stolz auf seine Fähigkeiten und schaute auf die Hofwürdenträger herab, und diesen wurde er unsympathisch. Vielleicht hatten ihn die Jahre des Militärlebens zum bürgerlichen Leben ungeeignet werden lassen. Und dann ist es immer dasselbe: Er befand sich im Ausland, und die Verständigungsschwierigkeiten (Salucci sprach kein Deutsch) und die Mentalitätsunterschiede spielten sicherlich eine nicht zu vernachlässigende Rolle. So verschlechterten sich die Beziehungen zu seinen Kollegen und Mitarbeitern. Die Krönung des "Werks" waren seine Schulden, die den Souverän zwangen, ihm die Apanage zu erhöhen, um der Unehre eines Prozesses gegen seinen Architekten zu entgehen.

Als im Oktober 1839 Schimmel in dem von ihm gebauten Landhaus Rosenstein entdeckt wurde, wurde man gewahr, daß der italienische Meister schwere Baufehler begangen hatte, da er nicht berücksichtigt hatte, daß es in Schwaben öfter regnet als in der Toskana! Wir können uns die Kommentare der Deutschen über diesen italienischen Pfuscher und diesen arroganten Menschen vorstellen!

Das Ergebnis war, daß der arme Salucci 1840 nach Italien zurückkehrte, und zwar in das Herzogtum Toskana, und hier - arm - 5 Jahre später starb.

 

Dieses in nur 152 Exemplaren gedruckte Buch spricht vom bewegten Leben dieses Künstlers, und wir wollen mit der Einleitung nicht über diese Zeilen hinausgehen, um nicht das zu wiederholen, was in diesem Buch geschrieben ist. Es ist sicher, daß von Salucci eine noch nicht gut identifizierte Marmorbüste (die wahrscheinlich in Florenz ist) und die Werke, die Württemberg verschönt haben, bleiben. Auch jene, die nur "auf dem Papier" als Pläne verwirklicht wurden, spielen eine wichtige Rolle, weil sich zu jener Zeit in Deutschland der gotische und der klassische Geschmack bekämpften. Wir gedenken so Saluccis durch die Bewunderung seiner gebauten und seiner nur auf dem Papier gebliebenen Werke und schätzen die Sucht nach Perfektion, die ihn immer bewegte, nach dem Perfektionismus (mindestens ästhetisch, wenn nicht gerade technisch!), der dazu beitrug, ihn vielen seiner Zeitgenossen als unsympathisch erscheinen zu lassen.

BRUNO ZORATTO

MARCO PICONE CHIODO

   

Giovanni Salucci in den Beschreibungen eines Freundes


ERINNERUNGEN

LEBEN UND WERK

des

GIOVANNI SALUCCI FIORENTINO

EHEMALIGER OFFIZIER DES PIONIERGENERALSTABS

DES FRANZÖSISCHEN HEERES

DANACH ERSTER ARCHITEKT DES KÖNIGS VON WÜRTTEMBERG

GESCHRIEBEN

 

von GIUSEPPE PONSI

 

F L O R E N Z

DRUCKEREI LUIGI NICCOLAI

1850

Giovanni Salucci wurde am ersten Juli 1769 als Kind von Ferdinando Salucci und Anna Celati geboren, ehrlichen und wohlhabenden Personen. Im Alter von zehn Jahren wurde er in ein Kollegium nach Pistoia geschickt, um Literatur zu studieren. Kurz darauf wurde Scipione de'Ricci zum Bischof von Pistoia und Prato gewählt. Dieser zögerte nicht lange, jene Reformen zu verwirklichen, die ihn berühmt machten und für die er von weisen Männern hochgelobt, von anderen, die Aberglauben und Ignoranz ausnutzten, verfolgt wurde.

Der Vater unseres Kollegiumschülers hatte einen Bruder, der ein fanatischer Römer und Kapuzinermönch war. Dieser redete dem Vater ein, dass es nicht gut sei, den Sohn bei den Giansenisten erziehen zu lassen. So holte der Vater, ein Mann von niedriger Kultur, den Sohn nach drei Jahren zu sich zurück, in dem Gedanken, ihn zu reichen Verwandten, Kaufmännern aus Livorno zu schicken, um ihn dort dieses Gewerbe lernen zu lassen. Die starke Abneigung des jungen Salucci für dieses Schicksal und seine große Begabung für Zeichnen und Kunst überzeugten den Vater, ihn in die Kunstakademie zum Studium der Architektur beim berühmten Niccolò Maria Gaspero Paoletti einzuschreiben. Nebenbei widmete er sich dem Studium der Geometrie und der Perspektive und dem figürlichen Zeichnen. Letzteres half ihm später, seine Zeichnungen mit geistvollen Statuen und graziösen Reliefs zu verzieren. Als er nach zehn Jahren Studium trotz seiner Begabung keine Arbeit in seiner Heimat fand, und als er, nachdem sein Vater gestorben war, keine Mittel zur Verfügung hatte, verließ er die Toskana und begab sich nach Bologna, wohin ihn sein Freund, ein Bühnenmaler, gerufen hatte, dem er fortan bei seiner Arbeit half. Später wurde er von Remondini nach Bassano geholt, wo er diesem bei verschiedenen architektonischen Arbeiten für sein Wohnhaus half. Nach dem Umzug nach Padua, wo er in der Buchhandlung von Brandolese verkehrte, hatte er die Möglichkeit verschiedene Personen kennenzulernen, die bei ihm perspektivische Zeichnungen in Auftrag gaben. Eine dieser Personen war der Ritter Giovanni de'Lazara, von diesem Moment an sein ständiger Bewunderer und Freund.

Der berühmte Ottone Calderari hatte eine Zeichnung für den Hochaltar der Karmeliterkirche Paduas angefertigt, da diese aber nicht geschätzt wurde, bat man auch Salucci um einen Entwurf desselben Altars.

Anfänglich zögerte er , sich mit einem Mann dieses Ruhms auf die gleiche Stufe zu stellen, konnte sich jedoch nicht mehr zurückziehen und so fertigte auch er eine Zeichnung an. Da jene in der Kirche öffentlich ausgestellt werden sollte, hatte Salucci entschieden, im Falle ihrer Ablehnung wegzugehen, aber da die Zeichnung allgemeine Zustimmung gefunden hatte, wurde sofort mit dem Bau des Altars unter seiner Leitung begonnen (1). Nachdem die Arbeit wegen der Zeitumstände unterbrochen werden musste, wurde der Altar 1824 nach seiner Zeichnung fertiggestellt, wenn auch wahrscheinlich mit einigen Abweichungen, wie es in solchen Fällen fast immer geschieht (2).

Er konstruierte noch einen weiteren Altar für die Kirche S. Lorenzo in Padua, der allerdings bei ihrer Zerstörung verloren ging.

Kurz vor der Belagerung Genuas trat Salucci dem Generalstab des französischen Pionierheeres bei, das unter dem Kommando von Massena in Italien bereitstand (3).

Im Jahre 1808, als Offizier des besagten Stabes in Mantua, wurde er beauftragt, eine Zeichnung für den unterirdischen Altar der St. Andreas Kirche der Stadt anzufertigen. Die Konstruktion der Kapelle wies Schwierigkeiten auf, die bis zu diesem Zeitpunkt als unüberwindbar galten: der Architekt Paolo del Pozzo, ein guter Mathematiker und Baumeister verschiedener edler Gebäude, wie zum Beispiel des Zollamtes von Mantua mit seiner prächtigen Fassade, hatte ebenfalls eine Zeichnung angefertigt, nachdem er aber die von Salucci zu Gesicht bekommen hatte, befand er sie als seinem und allen anderen Projekten vorziehbar und erklärte sie als alle vorgeschriebenen Bedingungen erfüllend und den Begebenheiten des Ortes angemessen. Ein solches Urteil kann del Pozzo nur zur Ehre gereichen, denn zu ähnlichen Handlungen sind nur Menschen eines edlen Geistes fähig.

Man begann mit dem Bau des Werkes unter der Leitung seines Schöpfers bis dieser zum Heer zurückgerufen wurde, daraufhin wurde es nach der Zeichnung fertiggestellt.

Was seine Arbeit als Offizier und sein Leben als Militär betrifft, erinnere ich mich nicht aller mir von ihm öfters erzählten Einzelheiten: ich werde von dem berichten, woran ich mich erinnere.

Er befand sich in zwei belagerten Städten , Genua und Danzig; er war an der Eroberung des Königreichs Neapel beteiligt und vornehmlich an der Belagerung Gaetas; er wurde nach Dalmatien geschickt, um dort Straßen abzustecken, schließlich war er auch Mitglied der großen Armee im Russlandfeldzug. In einer Erinnerung an den König von Württemberg sagt er:

"In der Pioniertruppe war ich nacheinander an den Arbeiten an drei starken Plätzen in Italien beteiligt (Mantua, Gaeta, Alessandria). Ich habe unter dem Kommando von drei Generalinspektoren und vier leitenden Obersten der Befestigungswerke gedient."

Er folgte dem Schicksal Napoleons bis zum letzten Moment, in Waterloo wurde er Kriegsgefangener der Engländer.

Es war ihm gelungen im Generalstab der Pioniertruppe einen Grad zu erreichen, dessen Titel ich mich nicht mehr erinnere, ich erinnere mich jedoch, dass dieser Grad dem eines Oberleutnants der Infanterie entsprach.

Wieder in Freiheit, begab er sich in die Schweiz, wo er rein zum Vergnügen einige Ansichten dieses pittoresken Landes zeichnete. Als in dieser Zeit der Signor Eynard Lullin sein Haus in Genf bequemer und eleganter gestalten wollte, bediente er sich dazu unseres Salucci. Das Gebäude ist nicht groß (4), aber es wurde mit majestätischer Pracht gestaltet. Im ersten Stock befindet sich ein großer Saal, dessen Gewölbe von einzelnen korinthischen Säulen gestützt wird; weiterhin zwei kleinere Zimmer, von denen eines oval ist, ein kleines Theater in der Form eines Halbkreises; die Treppe, verschiedene Aufenthaltsräume und zwei Loggien, die dem Gebäude als Flügel dienen. Dieses Stockwerk ist durch Bögen strukturiert mit einfachen piediritti von der Breite fast des ganzen Raumes: die Fassade besteht aus sieben dieser Bögen, die Seiten aus vier. Leider sind in den Außenfassaden, die aus einer Konstruktion aus Bausteinen bestehen, die vertikalen Verbindungen ausgelassen worden, so dass der Verlauf der Steine das Aussehen übereinandergelagerter Bohlen zeigt.

Die Loggien, die den Flügel bilden, werden jede aus drei Bögen, die von dorischen Doppelsäulen ohne Sockel gestützt werden, geformt. Von den Fassadenbögen sind die drei mittleren geöffnet und bilden so den Eingang des großen Saales, in der übrigen Mauer sind die Fenster; von denen das letzte an der Seite auf die Loggia geöffnet ist.

Dieses Stockwerk ist 12 Pariser Füße vom Erdboden erhoben und man gelangt zu ihm über eine Doppeltreppe mit zweiseitigem Aufgang, in deren Mitte sich ein Brunnen befindet. Der untere Teil des Gebäudes ist benutzbar; unter den Loggien der Flügel befinden sich die Stallung und die Remise. Das zweite Stockwerk wird außen von ionischen, an der Mauer lehnenden Säulen, die von einer Balustrade überdacht werden, geschmückt: es ist in Säle, Zimmer und Kabinetts unterteilt. Darüber befindet sich ein ähnliches Appartement im Zwischenstock, das in der Höhe des Stockwerks inbegriffen ist.

Das ganze Gebäude ist von Terrassen bedeckt, wie auch die Flügel, welche jedoch nicht über den 1. Stock hinausragen.

Als im Jahre 1817 der König von Württemberg Herrn Eynard um den Namen eines florentiner oder mailänder Architekten bat, dachte dieser Herr, der Salucci schon sehr schätzte, dass jener passend sei, daher informierte er ihn über die Nachfrage, und fragte ihn, ob er einverstanden wäre, für den König zu arbeiten, zumal er selbst die Bedingungen festsetzen könne. Dieses großzügige Angebot nahm Salucci an, mit der Vereinbarung jedoch, ein Probejahr abstatten zu können. Was die Kosten betraf, so verlangte er 20 Louis für die Reise und 200 als Gehalt, und, im Falle dass die Anstellung mit dem Probejahr endete, weitere 20 Louis für die Rückkehr.

Alle diese Bedingungen wurden akzeptiert und am 7. August obenerwähnten Jahres begab er sich zum König und dessen Frau, von denen er mit großer Güte empfangen wurde. Die Königin Katharina eröffnete ihm ihre Liebe zur Kunst und vor allem zur Architektur, ihrer großen Leidenschaft.

Sehr zufrieden über diese schönen Anlagen der Königin, widmete sich Salucci mit großem Eifer seiner Arbeit, um sich die Achtung der beiden Herrscher zu verdienen.

Die Arbeiten des ersten Jahres waren nicht von solcher Bedeutung, dass er sein Genie und Wissen unter Beweis hätte stellen können, da das Lustschlösschen von Weil-im-Kloster, welches er entwarf, auch nach seinen Angaben nichts als einen schwachen Eindruck seiner Fähigkeiten geben konnte. Dieses Lustschlösschen steht inmitten weiter Wiesen und diente dem König als Aufenthalt, wenn er seine Zuchtpferde besichtigen wollte, die sich an diesem Ort befanden: Seine Form ist quadratisch (5), es hat zwei Stockwerke, die großzügig und bequem aufgeteilt sind, die Treppe verläuft in der Mitte und erhält Licht von oben: sie wird von zwei Eisenloggien umgeben, die sich über ihr befinden und von luftiger Konstruktion sind. Im Sommer wurden sie von Markisen bedeckt.

Der König, sehr zufrieden mit dem Gebäude, wollte dem Architekten seine Befriedigung zeigen. Zwei Monate vor Beendigung der festgesetzten Probezeit bot er ihm daher an, weiterhin für ihn zu arbeiten.

So ließ er den Verwalter der königlichen Gebäude und Gärten durch den Hofmeister befehlen, Salucci definitiv zu seinem Hofbaumeister zu ernennen.

Salucci antwortete, er sei von Dankbarkeit erfüllt für die großzügige Handlung seiner Majestät, die noch vor der vereinbarten Zeit und bevor er etwas Ihrer Achtung Würdiges hätte leisten können, sich zufrieden gezeigt habe. Er akzeptiere die Ehre, weiterhin für S. M. zu arbeiten, er glaube sich aber noch nicht von seinem Versprechen, einen Beweis seiner Fähigkeiten zu geben, entbunden, so dass er für den Augenblick keine Gehaltserhöhung verlange, überzeugt, dass S. M. demnächst seine Dienste bewerten und ihm größere Aufträge geben würde. In der Zwischenzeit wünsche er nichts weiter als eine Unterkunft zu seiner Bequemlichkeit.

Zu solchen Bedingungen und mit diesen Hoffnungen blieb er am württembergischen Hof in der Stellung des ersten königlichen Baumeisters.

Als im Januar 1819 die Königin Katharina starb, wollte der König ihren letzten Wunsch erfüllen, der darin bestand, auf dem Gipfel eines nahe bei Stuttgart gelegenen Hügels, genannt Rotenberg, begraben zu werden.

So gab er seinem 1. Baumeister den Auftrag, eine Grabkapelle zum Bau an ebendiesem Ort zu entwerfen. Salucci wählte eine runde Form, nicht so sehr wegen ihrer Schönheit, sondern als die dem Platz angemessenste Bauweise. Vier Bogengänge sind in die vier Himmelsrichtungen ausgerichtet, aber einer von ihnen ist geschlossen und hat nicht einmal Wandpfeiler, enthält aber in sich die halbkreisförmige Kapelle.

Die Front besteht aus einem ionischen Viersäuler, der vom Vordergiebel abgeschlossen wird, seine Breite entspricht der einer Interkolumnie. Im Innern sieht man eine kreisförmige Reihe aus korinthischen Säulen und Pilastern, jeweils acht davon werden durch das Gebälk verbunden und stützen den Tholos, der mit 5 Ornamentreihen verziert ist, deren jede aus 24 rechteckigen Kassetten mit einer Rosette in der Mitte besteht.

Die Säulen stehen einzeln und bilden einen Übergang in Korrespondenz mit jedem der Eingänge und mit der Kapelle, so dass es 12 offene Interkolumnien und vier gemauerte Zwischenpilaster gibt, die mit Nischen und Basreliefs verziert sind. Der Tholos wird von der Hälfte eines Tonnengewölbes gestützt, das horizontal auf der umgebenden Mauer liegt, die, indem sie sich über ihn erhebt, die Seite des Gewölbes umgibt, das von drei Stufen bedeckt und befestigt wird. Das Licht kommt von oben durch ein augenförmiges Loch auf der Spitze des Tholos, seine Größe beträgt 1/4 seines Durchmessers. Die Höhe des gesamten Werkes beträgt 1 1/3 der Breite, gemessen von einem Säulenmittelpunkt zum anderen.

In der Mitte des Fußbodens befindet sich eine runde Öffnung, von der aus man eine unterirdische Rundung sehen kann, in umgekehrter Wölbung. Hier steht der Sarkophag der Königin. Zu ihm gelangt man über eine bequeme Treppe, die in einem der durch die Zwischenpilaster geformten Räume liegt.

Das Gebäude steht auf einem Sockel, der in den Frontseiten der Säulengänge die Treppe einschließt, so dass man Zugang zu ihnen hat. Zu einer weiten Freitreppe, in zwei Abschnitten, die an der Vorderwand des Haupteingangs, d. h. dem Eingang in Korrespondenz zur Kapelle steht, gelangt man über den runden Platz auf dem der Tempel steht: besagte Freitreppe wird an drei Stellen von Mauern getrennt, die als Geländer dienen, aber nicht über die einzelnen Stockwerke hinausragen; der Mittelteil ist so breit wie die Treppen der Säulengänge, die Seitenteile etwa 2/3 der Breite, nicht eingerechnet die Geländer. Am Ende der Teilungsmauern und des Geländers sind schmiedeeiserne Flammen befestigt, die die Urahnen beim Verbrennen von aromatischen Pflanzen und bei Trinkgelagen vor den Gräbern darstellen; die des ersten Stockwerkes haben drei kleine Füße, die des zweiten stehen auf Dreifüßern aus Schmiedeeisen.

Der Durchmesser des ganzen Gebäudes beträgt 64 Fuß, die umgebende Mauer ist 2,5 Fuß dick, so dass ein innerer Durchmesser von 59 Fuß bleibt, der in 8 gleiche Teile unterteilt ist, von denen drei der Halbmesser des Kreises sind, auf dem, in gleichen Abständen, die Zentren der Säulen und Pilaster stehen. Der Durchmesser der äußeren Säulen beträgt 2 Fuß und 5 Sechstel und der der inneren 2 Fuß und 2 Drittel. Die Höhe beider Säulen ist 25 Fuß (6).

Die Vorzüge des Bauwerks, das nach seinem Standort Rotenberg-Kapelle genannt wird, sind folgende: Die schon lobend erwähnte runde Form; die guten Proportionen, abgesehen von der der Türen; die Schlichtheit des Ganzen und der einzelnen Teile; der reine und elegante Umriss.

Die Nachteile: das Fehlen einer Einheit, was seinen Grund in den unterschiedlichen Ordnungen hat; das ganze Gesims im Inneren; die Voluten an den Kapitellen der ionischen Pilaster, die nicht davon getrennt werden können, weil man entweder die Tellerkapitelle schneiden, oder ihre Form aus dem Pilaster ausheben müsste, beides Vorgehen, die gegen die Natur der Dinge sind; die zu klein geratenen Türen, deren Höhe nur halb so hoch wie die der Säulen ist und eigentlich wenigstens 2/3 der Säulenhöhe hätten betragen sollen, da sonst die Interkolumnie nicht genug ausgefüllt würde, auch wenn man wenig plausibel geglaubt hatte, das gleiche Ziel durch das Ausheben eines rechteckigen Loches für ein Basrelief zu erreichen.

Auch Salucci hielt in diesem Fall die unterschiedlichen Stile für einen Fehler, aber das Innere wurde von höchster Eleganz und Pracht gewünscht, so dass sich ihm der korinthische Stil empfahl, andererseits wurden die Ausgaben für das gesamte Bauwerk auf nicht mehr als 300.000 Gulden (7) festgelegt, ja, es wurde sogar Sparsamkeit verlangt, und so war Salucci bei der Gestaltung des Äußeren zum ionischen Stil gezwungen.

Schon vom 1. Jahr an, das Salucci am Württembergischen Hof verbrachte, hatte er von Königin Katharina den Auftrag bekommen, sich um Zeichnungen für einen Palast auf dem Lande zu kümmern und so gab sie ihm ein schriftliches Programm. Die Zeichnung, die dann zur Ausführung kam, war die elfte, die der fruchtbare Geist unseres Architekten entworfen hatte (8).

Er selbst hat uns die Beschreibung dieses Gebäudes und die Gründe für seine Aufteilung in einem Schriftstück hinterlassen, das ich hier wiedergebe und in den Anmerkungen mit Erklärungen und Gedanken kommentiere.

 

Plan für das Lustschloss auf dem Rosenstein

 

Ein bequemes Landhaus, angenehm und elegant in seiner äußeren Form, da man es von allen Seiten sehen kann. Es soll gleichzeitig die Umgebung der Hauptstadt verschönern. Das Haus hat nur ein Stockwerk; die Zimmer sollen weder zu hoch, noch zu groß sein und das Ganze soll eher ein lächelndes und freundliches als großes und prächtiges Aussehen haben. Die Ausgaben sollen nicht 500.000 oder 600.000 Gulden überschreiten.

"Das nach diesem Plan konstruierte Gebäude dient ausschließlich als Unterkunft für den König und die königliche Familie im Sommer und als Empfangsort für die Personen, die sich zu einer Audienz begeben oder an den Hoffesten teilnehmen. Deshalb wird es als zweckmäßig empfunden, in seine Komposition Bogengänge, Vorhallen und Säle einzubeziehen, die einerseits den Umständen dienen, andererseits aber auch Bewegung in das Ganze bringen, indem sie Vorderkörper bilden und verzierte sowie glatte Teile miteinander wechseln, die dem Bauwerk die ihm angebrachte Abwechslung verschaffen".

"Auf einem Hügel erhoben (9), der die doppelte Talebene eines Flusses (10) beherrscht und umgeben von Gärten, hielt man es für angemessen, seine Anordnung so vorzunehmen, dass man den Hauptteilen der am häufigsten genutzten Wohnungen, das interessanteste Aussehen, freie Zugänge zu den Gärten und besondere Eingänge, die von dem Haupteingang unabhängig machten, gab (11)".

"Um dann die Wohnungen aneinander anzunähern und schnelle und bequeme Durchgänge zu schaffen, wurde von einem rechteckigen Grundriss ausgegangen, auf dem zwei viereckige Höfe und ein großer Saal in der Mitte aufgelegt wurden. Letzterer verbindet sich mit dem Vestibül des Haupteingangs und mit dem Speisesaal, der auf den Fluss ausgerichtet ist. Dies alles bildet ein Ganzes, das die Wirkung der Anlage obengenannter Wohnungen vergrößert und die Großartigkeit vermittelt, die einer königlichen Wohnstätte zukommt (12)".

"Seine Länge beträgt 260 Fuß, in 29 Abschnitte geteilt, die Breite 160 Fuß, in 17 Abschnitte geteilt, gemessen an der Achse der Pilaster der vier äußeren Ecken (13)".

"Auf der Längsseite bilden sieben Abschnitte (14) den Mittelteil, fünf davon dienen für die Säulengänge der großen Bogengänge (15); fünf bilden zusammen den Vorbau der Ecken, von denen drei (16) wiederum den Säulengängen ihrer Bogengänge dienen; es gibt sechs (17) Unterbrechungen, wo sechs Fenster eingelassen wurden, dies zwischen den mittleren Vorbauten und denen der Ecken. Von den 17 Abschnitten, in die die Breitseite unterteilt ist, bilden fünf (18) an jedem Extrem die Breitseite der Eckvorbauten, die mit drei Interkolumnien auf der Mauerlinie geöffnet ist, und sieben (19) die Mittelteile mit ebenso vielen Fenstern".

"Die äußere Dekoration dieses Gebäudes ist im Mittelteil in ionischem Stil gehalten, in den übrigen Teilen im toskanischen Stil, mit einem Attikum, das das Dach bedeckt (20). Das ganze Gebäude steht auf einem Sockel (21), der an der Seite, die nach dem Fluss hin ausgerichtet ist, sowie an den Breitseiten und an der Front der beiden Eckvorbauten der Hauptseite eine Terrasse abgibt. In den Zwischenräumen der Vorbauten sind die Fenster mit Tragbalken, Fries und Rahmen verziert, die von einer Konsole (22) gehalten werden, ihr Fensterbrett verläuft gerade".

"Die Dekoration der Höfe gleicht denen der eben beschriebenen Zwischenräume, mit Ausnahme der Fensterrahmen, die man vorzog, wegzulassen (23). In der Mitte besagter Höfe steht ein tellerförmiges Becken aus der ein Wasserstrahl sprudelt (24)".

"Der Stil des großen Saales und des Speisesaals, deren Größe und Anlage die Verwendung von Säulen erforderten, ist ionisch (25). Der große Saal umfasst die ganze Höhe des Mittelteils des Gebäudes (26). Nämlicher wird von einem Tonnengewölbe bedeckt, das sich in der Mitte seiner Länge in eine Kalotte auf Federbüschen öffnet, die an der Spitze eine runde Öffnung hat. Der Speisesaal ist mit einer Kassettendecke versehen".

Wenige Architekten haben ein solches Glück wie Salucci gehabt, dass sie mit der Konstruktion solch großartiger Gebäude beauftragt wurden und dass, was noch wichtiger ist, diese vollständig unter ihrer Leitung ausgeführt wurden. Als ob die beiden Bauwerke auf dem Rotenberg und Rosenstein unwichtig gewesen wären, konnte er es nicht lassen, einen anderen Palast zu entwerfen, der in Stuttgart in der Nähe der Residenz stehen sollte. Dieser Palast war für zwei Prinzessinnen mit ihren Familien gedacht. Jede von ihnen sollte ihren eigenen Wohnbereich völlig getrennt von der anderen haben, die Treppen nicht ausgeschlossen, nur das Hauptvestibül und der Festsaal durften gemeinsam sein. Auch für diesen Palast machte Salucci verschiedene Entwürfe.

Ich gebe nur eine Vorstellung von dem schließlich ausgeführten Projekt.

Die Form des Grundrisses ist diese: ein Rechteck, 180 Fuß lang und 60 Fuß breit, geteilt in der Länge in 15 gleiche Abschnitte, in der Breite in fünf. Die neun mittleren Abschnitte verlängern sich in fünf weitere Teile, d. h. um 60 Fuß; damit wird ein anderes Rechteck von der Größe 108 x 60 geschaffen, das sich an das erste angliedert.

Der Palast liegt abseits. Er verbindet 2 Stilrichtungen, dorisch und ionisch. Der dorische Teil steht auf einem Sockel, der alle notwendigen Diensträume enthält. Diese haben einen, im Vergleich zum äußeren Boden, niedriger gelegenen Fußboden. Der dorische Stil wird nur in einem Stockwerk verwendet: der ionische Stil in zweien, von denen das höhergelegene ein Zwischenstock ist, das den Personen des Gefolges dient. Die Aufteilung aller Stockwerke folgt den oben angedeuteten Bedingungen, und in den königlichen Stockwerken findet man die gleichen Vorteile, die ich in der Aufteilung des Schlosses auf dem Rosenstein bemerkt habe.

Die Länge des größeren Rechtecks des Grundrisses bestimmt die Hauptfront dieses Gebäudes. Sowohl in der Hauptfront als auch in der ihr gegenüberliegenden bilden die fünf mittleren Unterteilungen einen Vorbau. Diese Vorbauten sind folgendermaßen aufgeteilt: auf jeder der beiden Linien, die den Mittelraum fixieren, steht eine Säule und ein Pilaster auf den anderen vieren: Die Säulen sind isoliert, deshalb formen sich in den Mittelteilen drei offene Interkolumnien: die Räume zwischen den Pilastern sind zugemauert.

Auf den Außenseiten haben alle Stockwerke des Gebäudes eine Öffnung in der Mitte jedes Abschnittes.

Die Öffnungen, die mit den Interkolumnien korrespondieren, sind, mit Ausnahme der des Zwischenstocks, Türen; alle übrigen sind Fenster, abgesehen vom Sockel, wo die unter den Pilasterzwischenräumen gelegenen Öffnungen als Eingang zu den Diensträumen dienen.

Der dorische Vorbau der Hauptfassade bildet einen vorspringenden Bogengang, der aber nicht mehr als 2 Säulendurchmesser vorspringt, so dass er nahe an der Mauer bleibt. Die Bedachung des Bogengangs bildet eine Terrasse auf der Ebene des Fußbodens des zweiten Stockes. Die Rückseite des Vorbaus richtet sich nur ein Viertel des Pilasterdurchmessers an der Wand auf; seine Interkolumnien korrespondieren mit zwei Loggien, eine über der anderen, die im Körper des Gebäudes liegen. Gegenüber den Interkolumnien des Vorbaus steht eine Treppe, die zum Stockwerk des Hauptteils führt, an den Seiten des Bogenganges sind die 'montate', auf dem Grundriss leicht gekrümmt.

Der Sockel ist neun Fuß hoch: selbiger wird von sieben Reihen glatter Quadersteine verziert; am oberen Teil befindet sich ein Band mit darunterliegendem umgekehrten Karnies; am unteren Teil ein Sockel in der Höhe zweier Quadersteine; das Sims ist halb so groß wie der Sockel. Der Sockel unter einem jeden der Pilaster des Vorbaus hat die Form eines Piedestal, der sich über einem kleineren Sockel erhebt. Die Piedestale der Pilaster neben den Interkolumnien reichen nach vorne hinaus, um den Rand der obenerwähnten Bogengänge zu bilden.

Die dorischen Säulen sind acht Durchmesser hoch, die ionischen neuneinhalb. Das Gesims des dorischen Hauptteils ist um weniges als 1/4 größer als die Höhe der Säulen; das des ionischen Gebäudeteiles 1/4 dieser Höhe. Der Durchmesser der dorischen Säulen beträgt am untersten Ende 2 1/3 Fuß, am obersten zwei Fuß; letzterer ist auch der untere Durchmesser der über diesen stehenden Säulen. Die Pilaster verjüngen sich nicht, diese vernünftige Praxis wurde von unserem Architekten immer eingehalten. Die Gesimse der beiden Hauptstile reichen um das ganze Gebäude: das dorische Gesims ist nur in den Vorbauten vollständig; im übrigen wurden die Triglyphen weggenommen und am Rahmen der Vorsprung ausgelassen, aber der Verstand verlangte, dass auch am hinteren Vorbau der Vorsprung dieses Rahmens beschädigt wurde, der hier nicht als Traufe dient. Der ionische Teil steht auf einem Piedestal, der so hoch ist wie die Brustwehr der Fenster. Die Terrasse über dem Bogengang wird von einer Balustrade umgeben, in der die Basis und der Rahmen des Piedestals wiederaufgenommen werden. Zwischen den Interkolumnien des hinteren Vorbaus wird das Piedestal zur Balustrade. Über den Vorbauten befindet sich eine Dachwohnung, damit der Mittelteil gewichtiger als die Seitenteile wirkt: diese Dachwohnung ist so hoch wie das darunterliegende Gebäude; sie besteht aus einer glatten Wand mit einem kleinen Rahmen im oberen Teil. Die Fenster sind 4,5 Fuß breit, was ca. 1/5 der Breite der meisten Räume entspricht; die Fenster der beiden Prinzenstockwerke sind zwei Quadrate groß, sie sind mit Tragbalken, Fries und Gesims verziert; in den Fenstern des dorischen Teils befinden sich auch die Konsolen, die, wenn man sie als einfache Verzierung betrachtet, mehr den Fenstern im ionischen Stil entsprechen; die Fensterbretter der Fenster beider Stile sind im ganzen Gebäude ohne Vorsprung. Die Fenster des Erdgeschosses sind 4/5 der erwähnten Breite hoch, und die des Zwischenstocks 3/4 derselben; sowohl die einen als auch die anderen sind auf allen vier Seiten von den Ornamenten der Fensterpfosten umgeben, was man bei denen des Sockels hätte sein lassen können; der Tragbalken der Fenster der Zwischenstocke berührt fast das Sims, welches das Gebäude krönt. In der äußeren Erscheinung geben die Vorbauten die Aufteilung und zwei der Dimensionen, nämlich Länge und Höhe, des großen Festsaals wieder, dessen Grundriss einem Quadrat entspricht. Jener Saal wird von zwei Bogengängen, einer über dem anderen, umgeben; der erste Stil ist ionisch, der zweite korinthisch. Oben ist eine Kassettendecke, die in der Mitte geöffnet ist, um Licht durchzulassen. Besagter Saal ähnelt sehr denjenigen, die von Vitruvio als altägyptisch bezeichnet und sowohl von Palladio als auch von einem modernen Geist sehr gelobt werden, der von Ungebildeten, der Autorität unwissender Meister folgend, deshalb abgelehnt wurde, weil er den Architekten zum Vorwurf machte, dass sie diesen Stil nicht in großen Palästen anwendeten, wo er, wie dieser Architekt zutreffend behauptet, von wunderbarer Wirkung sei.

Die Säulen des ersten Stils haben einen Durchmesser von 2 1/3 Fuß und eine Höhe von neun Durchmessern: über ihnen befindet sich nichts weiter als der Tragbalken, der eine Höhe von 2/3 ihres Durchmessers hat; in der Breite des Bogenganges reicht der Tragbalken von der Säule zu dem ihr gegenüberliegenden Pilaster; über den Tragbalken liegen die Bretter, die die Decke des Bogenganges vollenden.

Die Säulen des zweiten Stils haben einen Durchmesser von der gleichen Größe der Spitze der unter ihnen stehenden Säulen, die zwei Fuß misst; sie sind 9,5 Durchmesser hoch und werden vom Gesims überstiegen, dessen Rahmen verständlicherweise vom Sims verdrängt wird. Dieser zweite Stil erhebt sich auf einem durchgehenden Piedestal ohne Sockel, das als Brustwehr der Loggia dient; da das Zentrum der Säule fast auf dem Mittelpunkt des Piedestals steht, folgt daraus, dass ein Teil seines Sockelvorsprungs irrtümlicherweise auf dem Vorsprung des Rahmens des Piedestals liegt. Dies ist nicht besonders schön und hat seinen Grund in der Tatsache, dass auf den Säulen des ersten Stils ein Tragbalken gelegt wurde anstelle eines tragenden Rahmens, oder besser noch, eines im Vorsprung seines Rahmens veränderten Gesims, wie es dieser Fall verlangte. Das Gesims verläuft um den ganzen Saal unter der Decke. Die Köpfe der Deckenbalken der Loggia entsprechen dem Fries des Gesims. Sowohl die Deckenbalken des Saals als auch die Deckenbalken der Loggia liegen rechts von den Säulen und ihre Breite entspricht dem verjüngten Durchmesser der Säulen des Hauptstils.

Es besteht kein Zweifel, dass beim Festsetzen des Raumes zwischen Säulen mittlerer Größe es nicht immer angebracht ist, sich skrupulös an die Symmetrie der Interkolumnien zu halten, die man in antiken Gebäuden findet und die die Theoretiker der klassischen Architektur vorschreiben, andererseits würde man aber auch in diesem Fall keine Fehler vermeiden können, wendete man sich zu sehr von den vorgeschriebenen Symmetrien ab, die Gründe dafür sind zu lang, um sie hier beschreiben zu können. Beim Festsetzen der Interkolumnien seiner Gebäude hatte Salucci immer diese Maxime präsent; aber die in diesem Gebäude berechneten Interkolumnien reichen an die extreme Grenze der nach der obigen Hypothese mit Erfolg anwendbaren Symmetrien.

Dieses Schloss, das Wilhelmschloss genannt wird, wohl nach dem Namen des Königs, ist auf einem Grundstück gebaut, das etwas höher liegt, als die großen Wege, die als Zufahrt dienen. Vermittels einer solchen Erhöhung befindet sich an der Hauptfassade des Gebäudes ein mit Balustraden eingezäunter Treppenabsatz, zu dem man über eine großartige Treppe gelangt, die der des Bogengangs entspricht und die, wegen zweier 'montate', die auf dem Plan in die entgegengesetzte Richtung derjenigen unter dem Bogengang gekrümmt sind, an den Anfang derselben reicht. All dies gibt dem Gebäude den Anschein von Großartigkeit und betont seine Schönheit.

Zur Zeit der Konstruktion des besagten Schlosses wurde in Stuttgart unter der Leitung und nach dem Entwurf Saluccis eine Reitbahn gebaut, die eine der größten Deutschlands ist. Ihr Grundriss entspricht einem Rechteck von 221 Fuß Länge und 87 Fuß Breite; inbegriffen in diese Maße sind die Mauern. An den beiden Kopfenden befindet sich eine Säulenreihe dorischen Stils einfachster Art, auf ihnen liegt ein Tragbalkengesims; auf den übrigen beiden Seiten der Arena erhebt sich eine Säulenmauer, die wie jene die darüberliegende Loggia stützt: daraus erkennt man deutlich, dass diese über alle vier Seiten verläuft.

Besagte Loggia wird von Stützen aus Schmiedeeisen geformt, die ein Holzgesims halten, auf dem die Bretterdecke liegt, sowohl die der Loggia als auch die der Arena, zur Loggia gelangt man über bequeme Treppen, die an den Ecken des Gebäudes liegen. Auf jeder Seite des Rechteckes befindet sich ein Eingang zur Arena und es gelangt reichlich Licht dorthinein durch die großen Bogenfenster der Loggia; unter diesen versetzt, befinden sich kleine quadratische Fenster; die Fenster auf der Breitseite des Gebäudes öffnen sich auf die Säulenreihe der Kopfseite der Arena und die anderen auf die Gänge unter dem übrigen Teil der Loggia. Die äußere Dekoration ist sehr einfach, was dem Objekt entspricht, aber seine Disposition lässt eine genauere Korrespondenz mit den inneren Teilen zu wünschen übrig. Dieses war das letzte Gebäude, welches Salucci für den König von Württemberg konstruierte.

Er hatte viele andere Gebäude auf königlichen Befehl entworfen, die aber nicht ausgeführt wurden. Ich werde sie hier nur andeuten, weil die Beschreibung und Analyse eines jeden von ihnen hier zu umfassend und nach den ausgeführten Studien vielleicht auch unnötig wäre, auch weil diejenigen, die wirklich im Besitz der Kunst der Architektur sind, schon das große Verdienst erkannt haben werden, das unserem Salucci zukommt; auch im Folgenden werde ich dort, wo ich es für angebracht halte, das gleiche System anwenden.

Die erwähnten Zeichnungen sind also die Folgenden: zwei Entwürfe für ein Stadttor für Stuttgart, zwei Zeichnungen für zwei Schranken, die zwei der alten Stadttore ersetzen sollten; drei Ideen zu Triumphbögen; der Entwurf einer runden Reitbahn, der Grundriss zweier Häuser nach griechischem Usus (28) und schließlich das Projekt eines großartigen Theaters für die Stadt Stuttgart.

Die Aufgabe der Konstruktion eines den modernen Gebräuchen angemessenen Theaters, das in sich die drei für jedes Bauwerk unverzichtbaren Eigenschaften vereinigt, nämlich die Solidität, die Bequemlichkeit und die Schönheit, ist eine der schwierigsten der Architektur. Salucci hat sich ausgiebig mit diesem Objekt auseinandergesetzt und außer dem Entwurf für das soeben erwähnte Stuttgarter Theater hat er uns zwei andere hinterlassen, auch wenn in ihrem wichtigsten Teil, d. h. in dem, der tatsächlich Theater (29) genannt wird, diese Zeichnungen, der Natur der Sache entsprechend, alle der Norm entsprechen.

Von den zwei Theaterprojekten wurde eines im Auftrag einer aus mehreren Personen gebildeten Gesellschaft entworfen und sollte auch in Stuttgart ausgeführt werden, was dann aber nicht geschah; das andere war die letzte Arbeit unseres Autors, aber ich habe jetzt davon gesprochen, um nicht mehr auf dieses Thema zurückkommen zu müssen.

Dieses Projekt beinhaltet ein einzigartiges Detail, das vielleicht noch nie von anderen so vorgestellt worden war, so glaubte jedenfalls Salucci und auch ich habe keine gegenteilige Nachricht: man zitiere nicht Plinius Bericht über Theater von C. Curione, weil dieser in unserem Fall unzutreffend ist.

Salucci hatte sich zwei einander gegenübergestellte Theater mit gemeinsamer Bühne ausgedacht, eines von ihnen, das viel mit einem antiken Theater gemeinsam hat, ist geeignet für musikalische Vorstellungen und Vorführungen am Tage, da es überdacht ist.

Wenn man bei entsprechender Gelegenheit die Ränge des Odeons auf der Bühne in Holz weiterführt, so kann man es mit dem anderen Theater vereinigen, so dass beide ein einziges, für festliche Anlässe geeignetes Ganzes bilden; der Boden kann durch ein bewegliches Getäfel auf die gleiche Ebene gebracht werden.

Ich berichtete schon von der Antwort, die Salucci dem Verwalter der Gebäude und Gärten des Königs von Württemberg gab, als dieser ihm im Namen des Letzteren anbot, sich fest am Hofe niederzulassen. Aber besagter Verwalter war Salucci feindlich gesinnt, und als er dem großen Hofmeister seine ehrliche Antwort wiedergeben sollte, sagte er in seinem Bericht, dass Salucci den Vorschlag annähme, zu den Bedingungen, die damals seinem Gehalt entsprachen. Salucci erfuhr nichts von der veränderten Antwort, die einige Zeit später sein Schicksal entscheiden sollte. Dieses Ereignis hatte unzählige Unannehmlichkeiten zur Folge, denn jedesmal wenn er für seine Arbeit ein höheres Entgelt beantragte, wie es ein Artikel seines Vertrags erlaubte, wurde dieses vom Verwalter abgelehnt. Mehr noch, jener verlangte, selbst Architekt zu sein und versuchte mehrere Male, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass er einen großen Teil zu den Werken Saluccis beigetragen habe. Dieser seinerseits hatte allerdings keine Schwierigkeit, die Absurdität solcher Behauptungen zu beweisen, so dass der Verwalter sich es daraufhin zur Aufgabe machte, ihm alle möglichen Hindernisse in den Weg zu stellen, und oft gelang es ihm auch.

Schließlich müde dieser Schikanen, präsentierte Salucci im Juli 1827 dem König ein Schriftstück, in dem er das ganze gegen ihn gerichtete Verhalten des Ratgebers Leyffer, d.h. des Verwalters der Königlichen Gebäude und Gärten, darstellte und zwar von dem Moment an, in dem Salucci an den Württembergischen Hof gekommen war. Nachdem seine Beschwerden anerkannt worden waren, wurde ihm im gleichen Jahr noch ein Zusatz von 500 Gulden zum Gehalt bewilligt, der ihm jedoch 1832 wieder abgesprochen wurde: 1834 wurde er ihm wieder bewilligt, in Anbetracht seiner Arbeiten bei dem Bau des Schlosses der Prinzessinnen; 1838 schließlich bekam er diesen Zusatz nicht mehr, auch wenn zu dieser Zeit besagtes Schloss noch im Bau war und zusätzlich zur gleichen Zeit auch die Reitbahn errichtet wurde. Unzufrieden mit diesem Vorgehen und ohne Hoffnung, das Projekt seines großen Theaters zur Ausführung bringen zu können, beschloss Salucci in seine Heimat zurückzukehren; er bat daher um seinen Ruhestand, der ihm am 6. Dezember 1839 mit einer jährlichen Pension von 1485 Gulden bewilligt wurde.

Da der Marquis Luigi Salucci gestorben war, hatte sich unser Architekt 1838 in die Toskana begeben, um gesetzlich als Erbe desselben anerkannt zu werden, war er doch der einzige lebende Nachkomme der Familie Salucci, dem dieses Erbe gebührte, und so wurde es auch durch ein Dekret des Gerichts von Pisa vom 24. Dezember des gleichen Jahres bestätigt. Ende Juni des darauffolgenden Jahres kehrte er nach neunmonatiger Abwesenheit nach Stuttgart zurück.

Der Marquis Luigi Salucci, dessen Vater sich zur Zeit des Etrurischen Reichs aus Eitelkeit den Titel Marquis beschafft hatte, der in seiner Familie vererbbar war, war der letzte Verwandte unseres Salucci, und bei ihm hatte sein Vater ihn in seiner Jugendzeit unterbringen wollen, wie ich am Anfang schon sagte.

Das Erbe des Marquis Salucci bestand in einem angesehenen Kredit der spanischen Regierung und in einem anderen Kredit, auch dieser von einer beträchtlichen Höhe, eines Bankinstituts in Antwerpen. Salucci begab sich daher im August 1839 in diese Stadt, um auch hier als legitimer Erbe des Marquis anerkannt zu werden und um einen Vertreter seiner Interessen abzuordnen. Im darauffolgenden September kehrte er nach Stuttgart zurück.

Aus dem gleichen Grund, nämlich der Erbschaft, reiste er Anfang 1840 nach Paris, wo er sich etwa sieben Monate aufhielt und sich der Hoffnung hingab, jemanden zu finden, dem er den Kredit der spanischen Regierung abtreten könnte, oder einen Weg zu finden, diesen selbst ausgezahlt zu bekommen. Vielleicht werden jemandem, der in Eile urteilt, diese Angaben, die ich im vorigen Absatz gegeben habe, als unnütz für die Öffentlichkeit erscheinen, aber er wird sicher seine Meinung ändern.

Am 13. September des gleichen Jahres 1840 reiste Salucci von Stuttgart nach Florenz, wo er am 28. des gleichen Monats ankam, nachdem er sich acht Tage in Mailand aufgehalten hatte.

Im Verlauf seines Aufenthalts im Württembergischen Reich, abgesehen von dem auf Auftrag einer Privatgesellschaft entworfenen Projekt eines Theaters, von dem ich oben schon gesprochen habe, schickte er herrliche Zeichnungen von Schlössern und Landhäusern in verschiedene Länder Deutschlands, nach Holland und Belgien und für den General Benckendorf zeichnete und errichtete er in der Nähe von Stuttgart, in einem Ort namens Heslach, einen runden Tempel von attischer Eleganz, der als Mausoleum, für die verstorbene Gattin jenes Herrn dienen sollte (30).

Mit dem Wunsch, in seiner Heimat ein Andenken von sich zu lassen, begab sich Salucci an die Zeichnung einer Fassade für die Kirche S. Lorenzo. Im Zeitalter der Aufklärung verdienten die in vergangenen Zeiten für die Kirche vorgesehenen Entwürfe, wenn sie auch von angesehenen Männern stammten, nicht mehr als den Tadel derjenigen, die mit der Architektur vertraut waren.

Salucci glaubte zu Recht, dass er die Fassade aus dem entnehmen müsse, was Brunellesco uns an den Seiten der Gebetsstätte gelassen hatte und aus dem äußeren Aspekt der Pazzi-Kapelle, einem von jenem vollständig ausgeführten Werk. So bildete Salucci einen Bogengang aus drei Arkaden , die von aneinandergefügten Säulen gehalten werden. Von diesen Arkaden besetzen die mittlere und die beiden anliegenden Interkolumnien die ganze Breite des großen Kirchenschiffs, die anderen beiden deuten die Seitengänge an; an ihrem Ende stehen die Kapellen. Die Breite des Bogengangs entspricht der einer Arkade, d.h. sie ist die gleiche, wie die der Seitenschiffe. An den Kopfenden hielt er einen Bogen, gleich denen an der Vorderseite der Pazzi-Kapelle , für unangebracht, da es ihm als ein Zeichen von Schwäche erschien. So bildete er zusätzlich zu den Ecksäulen noch zwei andere. Der Rahmen des ersten Seitenraums wird auf den Säulen der Kopfenden und an den aneinandergefügten Säulen fortgesetzt. Auf ihm liegen die Bögen. Die Mauer zwischen den einzelnen Bögen stößt an die Seiten des Bogengangs und dann auf die Flügel der hinteren Kapellen und endet schließlich im zweiten Raum von gleicher Höhe. Der Rahmen dieses Raumes wiederholt sich im ganzen Bau. Die Erhöhung des Mittelschiffs endet mit dem Frontispiz.

Der Schwachpunkt der vorliegenden Zeichnung ist, dass die Neigung des Daches in den beiden Dreiecken, die auf den Kopfenden des Bogengangs enden geringer ist, als die des Trapez, das auf seiner Vorderseite steht. Wenn die Länge des Bogengangs bei gleicher Disposition der Arkaden identisch mit der Breite aller drei Schiffe zuzüglich eines Pilasters in jeder Ecke wäre, so stünden die Seiten des Bogengangs, an denen man einen Bogen anbringen sollte, wie die, die im Inneren Zugang zu den Kapellen verschaffen, in einer Reihe mit den Mauern des zweiten Raumes: so würde der Schwachpunkt vermieden und man würde meiner Meinung nach dem Anliegen Brunellescos gerechter nachkommen.

Salucci machte diesen Entwurf der Fassade der Kirche S. Lorenzo zum Geschenk an den Großherzog, der ihm dafür ein Schmuckstück schenkte.

Das Studium der Werke des unsterblichen Brunellesco erfüllte Salucci mit immer größerer Leidenschaft und so entwarf er im Stile Brunellescos eine Gebetsstätte, deren Fassade an ihrer Seite, ähnlich derjeniger, von der ich gerade gesprochen habe, zwei elegante Glockentürme etwas abseits stehen hatte, die aber wunderbar mit dem ganzen Bauwerk verbunden waren.

Im zweiten Jahr des letzten Jahrzehnts des vergangenen Jahrhunderts, entwarf der gelehrte Architekt Giuseppe del Rosso, auch er eine Person, die zur Ehre unseres Florenz und ganz Italiens beigetragen hat, die Fassade für die Kirche S. Spirito, auch diese ein Werk des Brunellesco, das aber nach seinem Tod ausgeführt wurde. Es war unmöglich, für diese Fassade einen Bogengang im gleichen Stil des Gebäudes zu arbeiten, da die Wiederkehr des äußeren Rahmens des ersten Raumes um einiges höher liegt als die des inneren Rahmens, auf dem die Bögen der Seitengänge liegen; daher machte del Rosso nichts anderes, und den Gesetzen der Architektur nach hatte er auch keine andere Möglichkeit, als die Seitenrahmen wiederaufzunehmen, das Hauptschiff mit dem Frontispiz zu beenden und die Seitenschiffe mit zwei halben Frontispizen. In den beiden Flügeln, die durch den hinteren Teil der Kapellen geformt werden, entwarf er das 'semitestudinato' Dach. Eine solch einfache, schöne und vernünftige Idee, für die wir ein Beispiel in der Kirche S. Salvatore al Monte finden, hervorragendes Werk des Simone Pollajolo, genannt "il Cronaca", könnte man auch für die Fassade von S. Lorenzo verwenden, im Falle, dass der Entwurf von Salucci sich als zu kostspielig erweisen würde.

Ein gewisser Signor Natas entwarf das Projekt einer Fassade für unseren Dom. Dieses Projekt veröffentlichte er dann zusammen mit einem Kommentar dreier Personen, die auf seine Bitte hin ihm als Ratgeber bei diesem Werk gedient hatten.

Eine dieser Personen ist Salucci , der diesen Auftrag aus Rücksicht auf die anderen beiden, ihm gut bekannten Personen angenommen hatte und aus Ergebenheit zu ihnen - und hierfür kann er nicht entschuldigt werden - hatte er das oben genannte Urteil unterschrieben und wenn er auch seinerseits alles, was ihm zu besagtem Projekt angemessen erschien, vorgeschlagen hatte, so war er doch keineswegs von dem Ergebnis befriedigt. In der Tat können die Basreliefbögen, die man auf der Zeichnung sieht, nichts anderes von dem darstellen, was der Signor Natas im Kopfe gehabt haben könnte, als die Schnittlinie der drei Schiffe des Gebäudes, die auf der Achse der Stützpfeiler liegt. Nur ist dies absolut unmöglich, denn keine der äußeren horizontalen Linien befindet sich auf der gleichen Ebene der inneren Bögen, und daher ist diese Idee unausführbar. Viele und gewichtige Argumente wären gegen den Grund anzuführen, der die Verlegung des groben Auges motiviert hat, doch würde das hier zuweit führen und ich will auch nun keine Dissertation schreiben über die Fassade des Domes, deren Türen, nebenbei gesagt, sehr armselige Ornamente haben, wobei hier der geeignete Platz gewesen wäre, um mit neuen Einfällen zu spielen. Vollkommen unangebracht, abgesehen von ihrer unschönen Form sind die Tabernakel, die auf der Spitze der Stützpfeiler stehen und Salucci sagte im Scherz, dass für diese Tabernakel eine Laterne, ich weiß nicht, ob die des Diogenes oder die des Figaro, wie es wahrscheinlicher ist, als Modell gedient habe.

Im Juli des Jahres 1844 sah man in unserem Dom an der Stelle einer der Orgeln eine große Leinwand, auf der der Entwurf für die Verzierung jener Orgel gemacht war, die die alten Ornamente ersetzen sollte. Ehrlich gesagt hatte die neue Zeichnung nicht mehr Vorteile als die alten, denn wenn sie im Stil auch verschieden war, so stellte sie im Kern doch nichts anderes dar, als die Ornamentation eines der üblichen Schränke. Als Salucci das bemerkt hatte, kam er sofort zu mir und wollte, dass ich ihn in den Dom begleitete. Dort erklärte er mir seine Idee, auf den beiden Seiten, wo die Orgeln stehen, eine Arkade in Basrelief zu wiederholen, ähnlich derer, die sich auf den gegenüberliegenden Wänden öffnen, um in die kleineren Schiffe zu führen und so, fuhr er fort, bliebe in der Mitte jeder dieser neuen Arkaden der Platz für die Orgel, deren Verzierungen im gleichen Stil wie die der darunterliegenden Türen, die in die Sakristei führen, sein müssten. Was den Balkon beträfe, so hätte man keine andere Möglichkeit als die Galerie zu kopieren, die um die ganze Kirche führt. Ich stimmte zu, dass diese Idee wunderbar und vielleicht die einzige, diesen Umständen angemessene sei. Am darauffolgenden Tag hatte ich das Vergnügen, diesen Einfall von seinem Autor in einer Zeichnung dargestellt zu sehen (31) und ich fand ihn in wunderbarer Übereinstimmung mit dem Konzept, das ich mir davon schon im Kopf geformt hatte. Salucci suchte noch am gleichen Tage den Signor Montalvi auf, damals Direktor der Königlichen Galerie, Präsident der Akademie der Schönen Künste und 'Arbeiter' des Domes, um ihm die besagte Zeichnung zu zeigen. Dieser Herr erklärte Salucci, dass auch ihn der im Dom vorgestellte Entwurf nicht zufriedenstellte und dass der Einfall Saluccis ihm sehr viel passender erschien und so bat er ihn, ihm die Zeichnung für einige Zeit zu lassen, um sie auch der mit dem Werk beauftragten Person, deren Entwurf im Dom ausgestellt war, zu zeigen. Signor Montalvi behielt die Zeichnung bis zum Vorabend des Todes Saluccis und gab sie auf Anfrage an meine Person zurück: nun ist diese Zeichnung in meinem Besitz, zusammen mit allen anderen eigenhändigen Zeichnungen unseres Architekten. In dem Werk, das dann ausgeführt wurde, stellte man den Anspruch auf Originalität, doch in Wirklichkeit produzierte man nichts anderes als eine Deformation der Zeichnung Saluccis, nicht ohne Hinzufügung einiger Inkongruenzen.

Salucci entwarf eine wunderbare Kirche in antikem ionischen Stil, die in Florenz zum Gebrauch der Protestanten gebaut werden sollte, doch nach dem Tod des Auftraggebers blieben seine Mühen ohne Wirkung und auch ohne Belohnung. Noch nicht einmal das Projekt, das er als eines der ersten nach seiner Rückkehr in die Heimat für den Signor Demidoff entwarf, kam zur Ausführung.

Es bestand in einem Gebäude, in dem der Xenotaph des Vaters jenes Herrn aufbewahrt werden sollte. Für dieses Gebäude hatte Salucci mit großem Eifer im Laufe von zwei Monaten drei vollständige Entwürfe angefertigt, von denen einer kreisförmig ist und in seinem oberen Teil stark an das Monument des Lysikrates in Athen erinnert. Der bescheidene Architekt verlangte als Gehalt für seine Arbeit 1600 Franken, bekam aber nicht mehr als die Hälfte dieser Summe.

Gewöhnt an ununterbrochene Tätigkeit, entwarf Salucci zu seiner Übung und zu seinem Vergnügen zwei Projekte für zwei Orte unserer Stadt Florenz.

Das erste dieser Projekte ist ein Palast, der die Häuserreihe auf der rechten Seite der Via dei Bandii, die auf den Platz Santa Maria Novella und in die Via del Giglio geht, ersetzen sollte; das andere ist das doppelte Theater, von dem ich schon vorher gesprochen habe und das man auf der nördlichen Seite errichten könnte, denn dies ist der Standpunkt, an den der Autor beim Entwurf dieses Projekts gedacht hatte.

Salucci begann im Laufe des Jahres 1844 an einer Lungenkrankheit zu leiden, die später immer schwerer wurde, so dass er bettlägerig wurde. Er lebte in einer Pension und musste durch die Umstände der Krankheit Personen anstellen, die ihm die ständige Assistenz garantierten, die für ihn notwendig war. So lebte er einige Monate, aber als ihm dann die Mittel fehlten, um für alle diese großen, aber für seine Gesundheit unverzichtbaren Ausgaben aufzukommen, bat er um einen Platz gegen Zahlung im Militärhospital, der ihm zugestanden wurde. Er blieb jedoch sehr unbefriedigt, als er in einem Durchgangszimmer untergebracht wurde, in dem bei Bedarf auch ein weiterer Kranker lag; ihm schien es, dass das Personal ihm nicht mit der Ausdauer beistand, die er sich an diesem Ort vorgestellt hatte zu finden; die Speisen fand er ungenießbar, so wie sie gekocht waren und schließlich verlor er auch noch das Vertrauen in die Ärzte dieses Hospitals. So kehrte er wieder in die Pension zurück.

Doch die Krankheit schritt immer weiter voran und so vergrößerten sich auch seine Bedürfnisse und folglich seine Ausgaben, die sich in kurzer Zeit als zu hoch erwiesen, so dass er wieder ins Hospital zurückkehrte; dieses Mal aber nicht ins Militärhospital, wo er nicht zugelassen wurde, sondern in das Hospital S. Maria Nuova, in einen gewissen Raum, der Adelszimmer genannt wurde. Um in diesem Zimmer untergebracht zu werden, musste man täglich zwei Paoli zahlen. In dem Raum standen etwa zwanzig Betten, von denen aber nur das Bett neben der Eingangstür frei war und hier wurde unser armer, fast halbtoter Greis untergebracht. Er beklagte sich darüber, dass er in einem solchen Raum zu ersticken glaubte und so wurde erreicht, dass man ihn in den Kliniksaal brachte, der leer stand und wo er nach einigen Tagen, am 18. Juli 1845 starb.

Ich ließ unter den Personen, die ihn gekannt hatten, das Geld sammeln, das notwendig war, um den Leichnam in einem Kreuzgang einer unserer Kirchen zu bestatten und um in einer Gedenktafel seine Verdienste um den Ruhm des Vaterlandes, wenn auch in einem fremden Land geleistet, öffentlich darzustellen, wie auch sein jämmerliches Ende in der Heimat. Auf meine Anfrage hin und nach meinen Anweisungen machte es sich der berühmte Gio. Batista Niccolini, der von der Krankheit Saluccis nichts gewusst hatte, zur Ehre, die Inschrift für den gemeinsamen Freund zu diktieren, die ich nach vielen lebhaften Differenzen, die ich mit der Zensur hatte, in voller Länge in Marmor schlagen und im ersten Kreuzgang des Klosters von S. Marco anbringen ließ, wo die Bestattung stattgefunden hatte. Diese Inschrift wird in der vorliegenden Schrift zum erstenmal gedruckt.

Die Mitglieder des königlichen Instituts der britischen Architekten in London, gut unterrichtet über die Fähigkeiten unseres Saluccis, hatten ihn ultroneamente zu ihrem Mitglied erklärt, worüber er sich sehr geehrt fühlte.

Die jungen Architekten Deutschlands schließen in ihre jährlichen wissenschaftlich-künstlerischen Exkursionen jetzt auch Stuttgart ein, wo sie die schönen Werke unseres Architekten studieren und auch englische Studenten begeben sich zu demselben Zweck in diese Stadt.

Die Entwürfe des Schlosses auf Rosenstein wurden im Giornale enciclopedico d'architettura von Förster und in der History of gardening veröffentlicht, von der ich in einer Anmerkung schon ein Stück zitiert habe. In Deutschland wurden sie auch in Kupfer gestochen. Ich weiß nicht, ob diese Entwürfe noch anderswo veröffentlicht wurden. Die Entwürfe der übrigen Gebäude sind meines Wissens nicht im Druck herausgekommen. Da Salucci bei der französischen Regierung unter Louis Philippe seinen Militärdienst in dem Heer dieser Nation abgeleistet hatte, wurde ihm zu Recht das Kreuz der Ehrenlegion verliehen.

Im Hinblick auf ein Wiederaufleben seines Namens in seiner Heimat, hatte er 1826 aus Deutschland der Akademie der Schönen Künste in Florenz die Entwürfe der Gebäude gesandt, die er bis zu diesem Zeitpunkt für den König von Württemberg errichtet hatte und das sind: das Lustschlösschen von Weil, das Monument auf dem Rotenberg und das Schloss auf Rosenstein. Bei dieser Gelegenheit wurde er zum Akademiker ausgezeichnet.

Salucci war ein einzigartiger Architekt von großer Vorstellungskraft: die Zahl seiner Erfindungen ist überraschend. Man hat gesehen, dass er Kirchen, Mausoleen, Stadttore, Triumphbögen, Theater, Reitbahnen und Schlösser gebaut hat, die einen wie die anderen sowohl in der Stadt als auch auf dem Land und auch Gebäude im antiken griechischen Stil. Die Disposition der Grundrisse seiner Gebäude ist bewundernswert. Er hatte eine umfangreiche Kenntnis aller Bequemlichkeiten, die in den modernen Herrenhäusern gefragt waren und das große Talent, diese auf die geeignetsten Plätze zu verteilen.

Alles, was die Solidität der Gebäude betrifft, ist angemessen , d.h. weder übertrieben noch mangelhaft praktiziert worden. Seine Gebäude haben immer ein charakterisches und gewichtiges Aussehen und wenn einige etwas zu wünschen übrig lassen, besonders in der Dekoration, so muss man dies seiner zu blühenden Phantasie zuschreiben, die es ihm nicht immer erlaubte, lange in dieser leidvollen Spannung des Geistes auszuharren, die ein Werk zu seiner letzten Perfektion bringt. Er kannte in Grundzügen alle Sparten der Arbeiten, die zur Errichtung eines Gebäudes notwendig sind und daher hat die Ausführung seiner Werke nie die vorgesehenen Ausgaben überschritten.

In der linearen wie in der Flugperspektive war er ein großer Meister: wenn er die Notwendigkeit fühlte, seinen Geist auszuruhen, gefiel es ihm, seine Werke nach den Regeln besagter Kunst als Aquarelle zu zeichnen. Diese perspektivischen Zeichnungen sind mit einer erstaunlichen Feinheit ausgeführt.

Auch seine geometrischen Zeichnungen sind mit großem Fleiß praktiziert, aber ihr größter Teil ist schattig und mit Aquarellen gefärbt, dieses tat er, um dem allgemeinen Brauch zu folgen, man beachte jedoch , dass er mit dem Verschönern dieser Zeichnungen nur sehr wenig Zeit verlor, in Anbetracht der großen Leichtigkeit mit der er diese rein mechanische Operation durchführte: in vielen dieser Zeichnungen sind Zahlen für die Maße der Hauptteile angegeben; besser wäre es, wenn alle angemerkt wären, wie es eigentlich die Regel sein sollte.

Salucci war ein freier Geist: sein Charakter war eher stolz, resolut und jähzornig. Er war hochgewachsen und von schlanker Gestalt: gewohnt, sich mit einer gewissen Eleganz zu kleiden, artete diese jedoch nie in Ziererei aus, weil sein Wesen und sein Benehmen immer etwas militärisches an sich hatten. Zum Schreiben bediente er sich normalerweise der französischen Sprache, weil es ihm durch den häufigen Gebrauch, den er von ihr machen musste, so zur Gewohnheit geworden war.

Ich lernte Salucci wenige Monate nach seiner Rückkehr in die Heimat kennen, aber etwa ein Jahr lang äußerte sich unsere Bekanntschaft in nichts anderem, als einem einfachen Gruß. Eines Tages jedoch begannen wir eine Unterhaltung über ein architektonisches Thema und so kam es, dass wir uns beide ereiferten. Von diesem Disput an begannen wir uns gegenseitig zu schätzen und es begann eine innige Freundschaft zwischen uns, die bis zu seinem Tod andauerte.

Ich werde jetzt Gericht halten über das Guthaben Saluccis, um ihn von der Bezichtigung eines Verschwenders zu entlasten, eine Bezeichnung, die einige ihm vielleicht anhängen wollen, um ihn dann als seines traurigen Endes verdient zu erklären. Laut einem Gesetz des Württembergischen Reiches, müssen die Pensionäre, die sich nicht im Staat niedergelassen haben, der Staatskasse einen Teil ihrer Einkünfte hinterlassen und deshalb bekam Salucci nach seiner Heimkehr nach Italien von seiner Pension nicht mehr als 753 toskanische Lire alle drei Monate.

An anderer Stelle in diesen Aufzeichnungen habe ich seine in Deutschland gemachten Verdienste angemerkt. In der Zeit seines Aufenthaltes in diesem Land lebte er nicht nur mit einer gewissen Würde, wie er es seit seiner Kindheit gewohnt war, sondern schickte auch Geld an seine einzige Tochter, die in Mailand lebte, daher konnte er nicht viele Ersparnisse haben und diese wurden für die von ihm wegen seiner Erbschaft unternommenen Reisen aufgebraucht, von denen ich schon früher gesprochen habe und für die Ausgaben des Prozesses in gleicher Sache beim Gericht von Antwerpen. Der Prozess wurde zu seinen Gunsten entschieden, aber erst nach seinem Tod. Etwa 1000 Lire wurden ihm abgelistet, von Personen, die ihn - immer umsonst - hoffen ließen, seinen Kredit bei der Spanischen Regierung wiederzuerlangen. Von seiner Erbschaft bekam er also nie etwas zu sehen. Von seinem armseligen Verdienst in seiner Heimat habe ich schon gesprochen. Es sei noch bemerkt, dass man beim Nachdenken über die in den vorliegenden Erinnerungen erzählten Ereignisse leicht davon überzeugt wird, dass es nicht gerade viel Geld war, mit dem er für seine großen und ehrenvollen Mühen entlohnt wurde und dass die Summe diesen bei weitem nicht entsprach.

Salucci hatte in seiner Jugend, bevor er die Toskana verließ, geheiratet, doch wie es jemandem geschieht , der diesen Schritt ohne Überlegungen begeht, lebte er mit seiner Frau nur etwa ein Jahr zusammen. Sie bekamen eine Tochter, die danach mit der Mutter zusammen lebte.

Beide starben vor ihm. Die Enkel, die ihm seine Tochter gebar, waren seine Erben. Hauptsächlich mit der Aussicht, ihnen ein großes Erbe zu hinterlassen, hatte er all das Geld ausgegeben, das ihm vielleicht viele der Leiden seines letzten Jahres erspart hätte.

Aber er konnte nicht vorhersehen, dass die Verteidigung seiner Interessen so lange dauern sollte, dass er ihr Ende nicht mehr erleben konnte.

Nach allem, was ich hier dargestellt habe, kann man, glaube ich, nicht zögern, wie es schon der berühmte Gio. Batista Niccolini tat, Giovanni Salucci zu einem Mann zu erklären, der die antiken italienischen Ehren vermehrt hat, und ich glaube auch, dass die jetzigen Leser wie auch deren Nachfolger, es schätzen werden, dass ich die Erinnerungen an Leben und Werk eines so hervorragenden Mannes geschrieben habe, etwas, was nur ich machen konnte, da ich der Einzige war, der seine Erzählungen vernommen hatte und der im Besitz von Dokumenten war, die diese bezeugen konnten. Im Besitz dieser fühlte ich mich so dem Publikum um etwas schuldig und bin nun froh, von dieser Schuld befreit zu sein.

 

In einfache Marmortafel gehauene Inschrift, im ersten Kreuzgang des Klosters S. Marco von Florenz, auf der Seite, die nach Westen zeigt.

 

HIER RUHT IM FRIEDEN DES HERRN

GIOVANNI SALUCCI

DER IM FRANZÖSISCHEN HEER

ALS OFFIZIER DES GENERALSTABS

UND OBERLEUTNANT DES PIONIERKORPS (*)

AUF DEM SCHLACHTFELD VON WATERLOO

DAS GLÜCK NAPOLEONS UNTERGEHEN SAH

UND ALS ERSTER ARCHITEKT

DES KÖNIGS VON WÜRTTEMBERG

MIT SEINER KUNST UND SEINEN WERKEN,

STAUNEN UND NEID BEI DEN FREUNDEN ERZEUGTE

UND DIE ANTIKE EHRE DIESES UNHEILVOLLEN ITALIENS VERMERKTE, DAS SEINEN SÖHNEN SO UNDANKBAR WAR.

IM ALTER ENDLICH NACH FLORENZ ZURÜCKGEKEHRT

BEKAM ER SO SEHR DIE FEINDSELIGKEIT

DES SCHICKSALS ZU SPÜREN,

DASS ER IN DIESEM HOSPITAL

UNTER ARMSELIGEN BEDINGUNGEN STARB.

UND IN SEINER HEIMAT FAND SICH

AUS ERBARMEN EINES FREUNDES

KEIN ANDERES ALS DIESES GRAB

-----------------

ER WURDE AM ERSTEN JULI DES JAHRES MDCCLXIX

GEBOREN UND STARB AM 18.

DES GLEICHEN MONATS IM JAHRE MDCCCXLV

(*) Was den Salucci zugesprochenen Grad betrifft, so befindet sich hier ein Fehler; ich bemerkte dieses Versehen nicht, als ich Niccolini die Notizen gab, sondern erst, als die Inschrift schon fertig war. Jetzt habe ich den Fehler korrigiert.

 

Anmerkungen:

 

1) Im Jahre 1795

 

2) Gewisse Personen veröffentlichten in der Presse Beschwerden wegen der Bevorzugung Saluccis bei der Auswahl der Zeichnungen. Einer der letzten, in einer gewissen Guida di Padova, gedruckt 1842, wiederholte nicht nur das Loblied seiner Vorgänger, sondern machte sich zum Richter und beurteilte das Werk, indem er sich allerdings Wörter und Redeweisen bediente, die ihn schnell als inkompetenten Richter qualifizierten, auch wenn er sich selbst für einen großen Meister hielt.

Es sei darauf hingewiesen, dass besagtes Werk so konstruiert werden sollte, dass man von der Kirche direkt den Chor, der hinter dem Altar blieb, betreten konnte, ohne die Sakristei, wie es damals üblich war, durchqueren zu müssen, so dass der Hilfsdiakon, der der gesungenen Messe beiwohnte, den Sängern den Friedensgruß bringen konnte.

Die Zeichnung von Calderari besteht aus vier Säulen, die sich auf einem Sockel in der Höhe des Altars erheben. Besagte Säulen stützen den Rahmen und das Frontispiz: in der mittleren Zwischensäule ist ein Reliefbogen und auf den beiden Seitensäulen eine von Tragebalken gestützte Öffnung, die von dem Sockel, auf dem die Säulen stehen bis zum Rahmen, der als Laden des Bogens dient, reicht. Ist es nun möglich, dass der Hilfsdiakon von der Kirche zum Chor und umgekehrt gehen konnte, indem er jedesmal über das Sockelhindernis kletterte?

Salucci dagegen öffnete in der Wand, die den Chor von der Kirche trennt, einen Bogen in der Größe, die die Dimensionen erlaubten.

Indem er nun zum Durchmesser die Breite jenes Bogens erhielt, baute er einen Halbkreis aus einzelstehenden Säulen in den Chor hinein, die auf dem Boden stehen und den Ornamentteil stützen, auf dem das Viertelgewölbe steht, das die Tribüne etc. bedeckt. So ist es also möglich, dass man durch die Zwischensäulen direkt von der Kirche in den Chor und umgekehrt gelangen kann, wie es verlangt worden war.

Ich habe schon gesagt, dass Salucci nur am Anfang die Bauarbeiten seines Werkes leiten konnte, daher darf man sich nicht wundern, wenn einige Teile Defekte aufweisen, besonders die Abstufung der Kassettendecke, die das Gewölbe schmückt.

 

3) Am 7. November 1798 wurde in Florenz ein Urteil verkündet, in dem zusammen mit Orazio Dattellis der flüchtige Giovanni Salucci zum Tode verurteilt wurde, dafür dass er seit September 1797, während er in Bologna war, mit voller Überzeugung versucht hat, gegen die Oberste Autorität der Toskana vorzugehen und danach auch Orazio Dattellis dazu verführt hat.

Siehe auch Schlussabstimmung im Urteil über die Attentate auf die Oberste Autorität gegen Orazio Dattellis aus Neapel, Gio. Batista Salucci und Leopoldo Micheli, beide Toskaner, verkündet durch die ordentlichen Richter des Obersten Gerichtshofes, Florenz 1798, Druckerei des Giuseppe Di Giovacchino Pagani und Teilhaber, mit Billigung.

Einige wenig kluge Personen, die in diesem Urteil lesen, dass Salucci eine Revolution in der Toskana geplant habe, nachdem einhundertdreißig Personen des Landes ein gewisses Blatt unterschrieben hätten und ähnliche Dummheiten, würden bestimmt zu dem Schluss kommen, dass Salucci ein Verrückter oder wenigstens ein Dummkopf sei.

Ich habe gesagt, dass dies das Urteil einer wenig klugen oder zumindest unbesonnenen Person wäre, weil jeder, der das Urteil liest, verstehen würde, dass dieses aus einem Prozess hervorgegangen ist, der in besonderer Weise abgelaufen ist und so, besonders was Salucci betrifft, von jeglichem Urteil absehen würde. In der Tat hielt jener es für absolut unmöglich, die Toskana zu demokratisieren und hatte deswegen lange Diskussionen mit Dattellis, einer eher lebhaften als weisen Person, die sich in den patriotischen Versammlungen von Bologna rühmte, ein solches Unternehmen in Angriff nehmen zu wollen. Die Diskussion wurde eines Tages heftiger als zuvor und Salucci, der einen sehr entschiedenen Charakter hatte, lud eine beliebige Person aus der Menge zu sich nach Florenz, wo er diese bescheinigen ließ, was er selbst zur Unmöglichkeit ecc. versichert hätte und dies aus dem Munde von Personen, die allen Neuigkeiten zugetan und den Patrioten jenseits der Alpen bekannt waren. Wenige Tage nachdem er mit seinem Gefährten in Florenz angekommen war, erhielt er den Befehl, sich zum Vorsitzenden des Buon Governo zu begeben, aber statt diesen Besuch abzustatten, hielt er es für besser, sofort nach Bologna zurückzukehren, was jeder in Anbetracht der Zeiten getan hätte.

Nun muss man wissen, dass die Anklage gegen den mehr enthusiastischen als verbrecherischen Dattellis nach den Hinweisen einer ruchlosen Dirne abgefasst wurde, Freundin Dattellis und insgeheim enge Freundin des Polizeiobersten von Florenz, der sich schon ihrer bedient hatte, als es darum ging, Dattellis nach Florenz zu holen.

Nach diesen Hinweisen wurde der Prozess gestaltet. Das Magistratsmitglied degli Otto Luigi Cremani, den das Gerücht als Urheber der ganzen Angelegenheit ansah, war so überzeugt von den Aussagen obengenannter Dirne und ihrer Kuppler, dass er das obengenannte Schlussurteil verkündete; die Richter bestätigten es und harmlose Personen hielten es für eine große Ungerechtigkeit, was mir der damalige Zuhörer Michelangiolo Buonarroti mehrere Male bestätigte.

Auch in den Bemerkungen über das Leben des Senators Francesco Maria Giann hatte ich Gelegenheit, besser festzustellen, was für ein Mann dieser Cremani war, dessen Heldentaten nun vor schon einem halben Jahrhundert besungen wurden, wenn auch in gemäßigten Stil, so doch ohne die geringste Veränderung der Tatsachen, wie ich mich in authentischen Dokumenten überzeugen konnte.

Auch das Urteil, das derselbe Cremani über den obengenannten Senator, aufgrund der unerforschten Akte angeblicher Anhänger der französischen Partei verkündete, wurde veröffentlicht.

Vgl. Anmerkung auf S. 184 des zweiten Bandes der "Scritti di pubblica economia, storico-economici e storico-politici del senatore Francesco Maria Gianni". Firenze 1848-49, Tipografia di Luigi Niccolai. (Die beiden Bände der "Scritti del senator Gianni" sind Teil der RACCOLTA DEGLI ECONOMISTI TOSCANI, die vom gleichen Verlag veröffentlicht wurden, unter dem gleichen Herausgeber der vorliegenden Erinnerungen, und werden auch einzeln verkauft, was auch für die "Scritti di pubblica economia del cav. Giovanni Fabbroni" zutrifft, die gleichfalls in zwei Bänden veröffentlicht wurden. Das gleiche System des Verkaufs in einzelnen Bänden wird auch im folgenden für die in besagter RACCOLTA- L'Editore gedruckten Bände beibehalten.

 

4) Ein Rechteck in der Länge von 80 Pariser Fuß und der Breite von 54.

 

5) Die Seitenlänge beträgt 67,5 württembergische Fuß. Ein württembergischer Fuß umfasst 127 Linien des Pariser Fußes. Im folgenden beziehen sich alle nicht qualifizierten Maßangaben auf den Württemberger Fuß.

 

6) Dieses Gebäude wurde 1822 vollendet.

 

7) D'Augusta. Der Augusta - Gulden ist drei toskanische Lire wert. Wenn im Folgenden von Gulden gesprochen wird, so beziehen sie sich immer auf diesen.

 

8) Mit der Konstruktion dieses Palastes wurde im April 1824 begonnen, Ende 1828 war er vollständig fertiggestellt. Man beachte, dass in einem solchen Land den ganzen Winter lang die Arbeit wegen Schnee und Eis stillstehen musste.

 

9) Der Rosenstein.

 

10) Der Neckar. Das Gebiet, auf dem sich das Bauwerk erhebt, liegt 102 Fuß über dem Spiegel des Flusses, von Cannstadt aus gemessen.

 

11) Hinsichtlich der Lage des Bauwerks kann man in der "History of gardening" folgendes lesen: "Die Hügel und die Berge, die es von allen Seiten umgeben, sind von der schönsten und abwechslungsreichsten Form und in der richtigen Entfernung um eine faszinierende Wirkung zu erzielen; die tiefer gelegenen Felder sind von Obstbäumen, Hütten und Weinbergen bedeckt; die Spitzen der Hügel entweder nackt oder bewaldet; der Rotenberg mit dem Denkmal der Königin auf seinem Gipfel; dieser schöne Fluss, der Neckar, den man am Fuß eines steilen Ufers fließen sieht, das fruchtbare Tal jenes Flusses mit dem alten Cannstadt auf der einen Seite des Schlosses, auf der anderen, in einiger Entfernung ( ca. eine Postmeile), Stuttgart, und überall der parkähnliche Stil der Gegend, all dies ergibt eine der schönsten uns bekannten Landschaften für eine Prinzenresidenz. Die Gemüsegärten, die Weinberge und die Pflanzungen der anliegenden Gutsbesitzer harmonisieren in so bewundernswerter Weise mit dem Park, dass es uns 1828 so erschien, als ob das ganze württembergische Reich sich zusammengetan hätte, um einen Park und ein Schloss für seinen König zu bilden. Diese scheinbare Wirkung ist allerdings ganz entfernt von der Wirklichkeit, denn im Austausch mit Personen verschiedener Schichten sind wir zur Überzeugung gekommen, dass trotz der Schönheit der Lage und der voll anerkannten Verdienste des Herrn Salucci, dem Architekten, und des Herrn Bosch, dem Gärtner, das Schloss als überflüssig gehalten werden muss für einen König, der schon so viele Gebäude besaß, zu deren Erhaltung zudem große Ausgaben nötig waren."

Unter den Zeichnungen Saluccis wurde eine auf großer Folie gefunden, die einen großen Teil der Landschaft, die man vom Rosenstein aus sieht, darstellt. Auf dieser Zeichnung sieht man nicht das Schloss in seiner späteren Ausführung, sondern eines der vielen für dieses Gebäude gemachten Projekte.

Salucci hatte die Konstruktion eines hohen Erdwalls vorgesehen, der einen großen Platz formen sollte, auf dem sich das Bauwerk erhoben hätte.

Aber dies hätte eine große Ausgabe verlangt, so dass diese schöne Idee nicht zur Ausführung gelangte.

 

12) Die Wohnungen sind sechs; zwei auf einer Seite, vier auf der anderen. Ihre Hauptteile sind so angelegt, dass sie bei einem Fest eine einzige Wohnung mit Saal und Speiseraum bilden können. Die Zahl ihrer Räume ist 46, die Vestibüls und Durchgangszimmer nicht mitgezählt. Küche und zugehörige Zimmer sind in einem Nebengebäude in einiger Entfernung vom Schloss. Ebenso wurde mit dem Lustschlösschen von Weil verfahren: Dies ist ein Brauch des Württembergischen Hofes. Die Speisen werden in Eisenkisten über ein Holzkohlenfeuer gelegt und diese Kisten in einen großen Holzkasten, der von zwei Männern auf einer Bahre getragen wird.

 

13) Diese Unterteilungen sind jedoch nicht alle gleich, wie man jetzt sehen wird. Die Gewohnheit, die Baupläne so einzuteilen, führt dazu, die wichtigsten Zimmerfluchten so aufeinandertreffen zu lassen, dass man (wenn es sich um ein Schloss handelt wie in diesem Fall) von den Prunksälen wie auch von den Gesellschaftsräumen aus, nicht nur die ganze Länge, sondern auch die Breite des Gebäudeinneren und seines Äußeren genießen kann. Diese Genauigkeit in der Übereinstimmung ist nicht nur angenehm für den Blick, sondern trägt auch zur Bequemlichkeit der Bewohner bei und ist außerdem nützlich zur Belüftung. Mit Hilfe dieser verschiedener Zimmerfluchten, die sich senkrecht miteinander kreuzen, kann man die Stützmauern und die Zwischenmauern regelmäßig errichten (Milizia, Principi di architettura civile, parte 2, lib. 3, cap. 5). Diesem allem füge man hinzu, dass es auch dazu nützt, die innere mit der äußeren Aufteilung abzustimmen. In der Tat zeigen in diesem Schloss die äußersten Pilaster der Vorbauten die Richtung der Stützmauern, die Länge der Säulengangsfront des mittleren Vorbaus zeigt die Breite des großen Festsaals und die Länge des gleichen Vorbaus zeigt die Breite des Speisesaals.

Salucci hat in allen seinen Werken konstant dieses System beibehalten, mit Ausnahme des Schlösschens Eynard, wo er die Aufteilung der Räume den vorgegebenen Mauern anpassen musste.

Vielleicht erscheint es eigenartig, dass in einem vollkommen neuen Gebäude, wie dem Lustschlösschen von Weil, die Seitenlänge des Quadrats des Grundrisses einer Bruchzahl entspricht, aber das ist die Folge der obengenannten Methode. Salucci konstruierte das Quadrat auf einer Länge von 65 Fuß, dann teilte er die Seiten in drei Abschnitte, deren mittlerer 25 Fuß lang war. Diese Linien waren die Achsen der Außenmauer und der wichtigsten inneren Mauern. Da die Dicke der Außenmauern 2,5 Fuß beträgt, kommt man zu den obengenannten Maßen.

 

14) jeder 9 Fuß lang

 

15) Die Säulen dieses Säulenganges haben einen Durchmesser von drei Fuß. Hier spricht der Autor von großen Säulengängen, weiter unter von mittleren Vorbauten und Mittelteilen, weil er versucht, gleichzeitig ihre gegensätzlichen Aspekte zu beschreiben, wenn sie auch untereinander gleich sind. Die Breite aller Säulengänge beträgt nur eine einzige Interkolumnie von der Dimension derer der Außenseite, aber im Säulengang des Haupteingangs überschreitet die seitliche Interkolumnie die der Vorderseite um die Hälfte, damit hier die Kutschen ohne Hindernis durchfahren können, was durch den Aufstieg von Seilen, die sich an den Seiten des Säulenganges befinden, geschieht.

 

16) Diese sind 8 Fuß lang, die der Seiten 9 Fuß. Der Durchmesser der Säulen beträgt 2 1/3 Fuß.

 

17) Von denen sind die 4 mittleren 9 Fuß groß, die neben dem mittleren Teil 10,5 Fuß und die andere 10 Fuß. Die Fenster sind 4 2/5 Fuß breit, ihre Höhe beträgt 2 Quadrate.

 

18) 8 Fuß die 3 mittleren und 3/4 die beiden übrigen.

 

19) Von denen haben die 5 mittleren 9 Fuß, die beiden äußeren 10.

 

20) Die Säulen des Mittelteils sind 9 Durchmesser hoch, sie haben einen attischen Sockel und ihr Kapitell ist dem ionischen Kapitell des Tempels sopra l'ulivo ähnlich: sie stützen einen ganz einfachen Rahmen von fast zwei Neuntel ihrer Höhe. Der untere Stil, den Salucci fälschlicherweise toskanisch genannt hat, ist dorisch, aber auf eine Weise, die der ionischen ähnelt: in der Tat betragen die Maße des Gesims nicht mehr als ein Fünftel der Höhe der Säule; der Tragbalken ist ohne Unterteilungen, wird aber an Stelle des Zierbandes von einem umgekehrten Karnies mit Zierleiste gekrönt; im Fries gibt es keine Triglyphen; der Rahmen ist einfach und passt bestens zum Gebälk im Hauptstil; nur dass er leider im Eierstab abschließt, so dass das Profil verkrüppelt erscheint. Die Höhe der Säulen beträgt 7,5 Durchmesser, sie sind ohne Sockel und ihr Kapitell hat eine Halskrause. Die Höhe konnte die festgesetzte nicht überschreiten, wegen der Vorschriften des Programmes, dass die Räume weder zu groß noch zu hoch sein sollten; wenn Salucci daher für den Stil, um den es geht, einen ionischen anstelle des so abgeänderten dorischen verwendet hätte, wären die Säulen im Vergleich zu denen im Hauptstil zu dünn geworden; auch im Verhältnis zu den anderen Aspekten des Gebäudes.

Die Dachwohnung wird durch eine glatte Wand geformt, die mit einem einfachen Rahmen abschließt. Ihre Höhe ist die Differenz zwischen der Höhe des unteren Stils und der der Säulen des Mittelbaus. Diese Dachwohnung war in unserem Fall notwendig, um eine Proportion zwischen der Höhe des Gebäudes und seiner Länge wiederherzustellen. Nach dem, was ich hier dargestellt habe, bleibt man davon leicht überzeugt, dass es in der Ausschmückung des Gebäudes nicht an der notwendigen Einheit fehlt, woran man richtigerweise bei der ungenauen Nomenklatur des Architekten hätte zweifeln können.

 

21) 5 Fuß hoch. Selbiger ragt vom Zentrum der Eckpilaster aus 9,5 Fuß hervor. Man kann ihn durch die Treppen, die vor jedem der Bogengänge stehen, erreichen.

 

22) Diese beginnen unter der Traufe und reichen bis zur Fensteröffnung, ganz wie es sein muss.

 

23) Über jedem dieser Fenster ist eine rechteckige Abvierung, um dort ein Basrelief einzulassen. Man beachte noch, dass über dem Gesims nicht die Dachwohnung ist, weil es keine Gründe gab, sie dort zu bauen.

 

24) Das Stockwerk dieser Höfe liegt zwei Stufen unter der Terrasse, die das Gebäude umgibt, und das der Wohnungen liegt eine Stufe über dieser Ebene.

 

25) Dieser Stil ist in beiden Sälen in allen Einzelheiten gleich. Durchmesser der Säulen 2 Fuß, Höhe 8,5 Durchmesser; das Fundament attisch ohne Sockel; das Kapitell fast von der gleichen Form wie das des äußeren Hauptstils, aber mit einem eingeschnittenen Abakus: über den Säulen ist nur der Tragbalken mit einer Höhe von 2/3 ihres Durchmessers.

Sowohl die Decke des Speisesaals, wie auch die des Bogengangs, der den Hauptsaal umgibt, liegen direkt auf dem Tragbalken, der in der Breite des Bogengangs von den Säulen bis zu den Pilastern reicht, die ihn zurückschlagen, aber das Gewölbe des Hauptsaals ist 4 Fuß höher angelegt. Das falsche Dachgeschoss, wie ich aus Analogie den Mauerstreifen zwischen Tragbalken und Anlage des Gewölbes nennen werde, denn ich wüsste keinen anderen Begriff zu seiner Beschreibung, weil das Wort Fries unpassend ist: dieses falsche Dachgeschoss hat als Sims eine große gerade Rille mit einem Rundstab darunter, beide sind geschnitzt; sein Würfel wird von Basreliefs bedeckt, die eine Abfolge von Geschichten bilden; die Basreliefs, von denen ich nicht weiß, ob sie aus Stuck oder aus Gemälden bestehen, erscheinen verschoben, da zwischen dem einen und dem anderen ein erhobenes Bändchen ist. An den Kopfenden des Saales bildet dieses falsche Dachgeschoss die Brustwehr der Orchester. Das Gewölbe ist in rechteckige Felder verschiedener Größe aufgeteilt; in den kleinen sind Rosetten, in den großen Bilder.

 

26) Über allen anderen Teilen, die sich im Mittelbau befinden, das heißt über dem Speisesaal, dem Vestibül und den verschiedenen diesen Sälen angehörenden Zimmern, befinden sich Wohnräume, die zwei Wohnungen ergeben, die durch Korridore, die über den Bogengängen des Hauptsaals liegen, miteinander verbunden sind. Dieses Stockwerk, dessen Existenz außen durch die Wiederaufnahme des Tragbalkens im Nebenstil angezeigt wird, erhält Licht durch die Fenster, die in Korrespondenz zu den äußeren Öffnungen des unteren Stockwerks liegen. Die Breite dieser Fenster beträgt 3 Fuß, die Höhe 5 Fuß, sie werden auf allen vier Seiten von den Verzierungen der Fensterpfosten umrahmt.

 

27) Vitruvio. lib. VI, cap. V. Pallad. lib. II, cap. X Milizia Principi ec., par II, lib.III, cap. V, sez. XI.

 

28) Einer dieser Grundrisse wurde nach dem Auszug eines von Pompeja am 15. Januar 1829 geschriebenen Briefes ausgeführt, wiedergegeben in der Frankfurter Zeitung, Nr. 46 des Jahres 1829.

 

29) Aus dem Griechischen ,mit der Bedeutung " sehen".

 

30) Der Bau dieses Gebäudes brachte 13,351 Gulden ein.

 

31) Auf die Rückseite dieser Zeichnung schrieb Salucci eigenhändig: Einfall zum Projekt der neuen Domorgel, entworfen vom Architekten Salucci im Juli 1844, fünfundsiebzigstes Jahr seines Lebens.


Ausgewählte Biographie

  • «Giovanni Salucci, der erste Hofbaumeister König Wilhelms I. von Württemberg. Ein Leben und Schaffen bis zu seinem Ausscheiden aus dem Hofdienst im Jahre 1828» von Dr. Ing. Wilhelm Speidel W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart (1936)
  • «Giovanni Salucci, il primo architetto di corte di Guglielmo 1º, re del Württemberg. Vita e opere fino alle sue dimissioni dal servizio di corte nell'anno 1828» del Dott. Ing. Wilhelm Speidel Ed.: W.- Kohlhammer Verlag, Stoccarda (1936)
  • «Giovanni Salucci zum 150. Todestag» Ausstellung erinnert an den Baumeister
  • «Giovanni Salucci nel 150. anniversario della sua morte» Un'esposizione ricorda l'architetto
  • «Ein Meisterstück der Baukunst im echt antiken Geschmack» von Michael Wenger - erschienen in «Schlösser - Baden-Württemberg», Band Nr. 2/95 Stuttgart (1995)
  • «Un capolavoro d'architettura di gusto veramente antico» di Michael Wenger apparso su: &laqno;Castelli - Baden-Württemberg», volume nº 2/95 Stoccarda (1995)
  • «Giovanni Salucci, Hofbaumeister König Wilhelms 1. von Württemberg/1817-1836» Katalog zur Ausstellung zum 150. Todestag des florentinischen Architekten vom 16. Mai bis 1. Juli 1995, veranstaltet von der Oberfinanzdirektion Stuttgart im Wilhelmspalais (1955)
  • «Giovanni Salucci, architetto di corte di Guglielmo 1º, re del Württemberg/1817-1836» Catalogo della mostra per il 150.mo anniversario della morte dell'architetto fiorentino dal 16 maggio al 1º luglio 1995, organizzata nel Wilhelmspalais dalla Direzione delle Finanze, Stoccarda (1995)
  • «Giovanni Salucci (1769-1845). Angaben zu seinen früheren Werken im Königreich Württemberg im Zeitalter Napoleons» Ausstellungskatalog, Band 2 Württembergisches Landesmuseum, Stuttgart (1987)
  • «Giovanni Salucci (1769-1845). Dati sulle sue prime opere nel regno del Württemberg all'epoca di Napoleone» Catalogo d'esposizione, volume 2 Museo regionale del Württemberg, Stoccarda (1987)
  • «Ein König und sein Baumeister - Wilhelm I. von Württemberg und Giovanni Salucci» von Rotrand Harling Jost-Jetter Verlag, Heimsheim (1995)
  • «Un Re e il suo Architetto - Guglielmo 1º del Württemberg e Giovanni Salucci» di Rotrand Harling Ed.: Jost-Jetter Verlag, Heimsheim (1995)
  • «Giovanni Salucci (1769-1845) - Von Florenz nach Stuttgart» von Bruno Zoratto "Nuovo Oltreconfine" - Zeitschrift für Italiener in Deutschland - Nr. 2/95 und 4/95 Edizioni Oltreconfine, Stuttgart (1995)
  • «Giovanni Salucci (1769-1845) - Da Firenze a Stoccarda» di Bruno Zoratto "Nuovo Oltreconfine" - periodico per gli Italiani in Germania - nº 2/95 e 4/95

Edizioni Oltreconfine, Stoccarda (1995)


Salucci verständigte sich in Französisch mit König Wilhelm I. von Württemberg

 

Majestät,

das Bauvorhaben hinsichtlich eines Gebäudes öffentlicher und privater Nutzung statt der alten Gebäude, die unter dem Namen "Zeughaus" bekannt sind (ist machbar - Hinzufügung des Übersetzers), da die drei Eigentümer, die an jenem Unternehmen teilnehmen, beschlossen haben, bei mir Rat über die zweckmäßigsten Maßnahmen zur Erreichung des doppelten Nutzungszwecks dieses Gebäudes einzuholen, habe ich den Bauplan, den sie wünschen, entworfen und hoffe, daß Euer Majestät diesen genehmigen.

Indem ich dem Vertrauen dieser ehrenwerter Bürger entsprochen habe und vor allem, da ich unendlich geschmeichelt bin, daß ich die Unterstützung Eurer Majestät bekomme, habe ich Sie gebeten, mir die Gnade zu erweisen, Ihnen mein Werk zu unterbreiten und zu erklären.

Ich habe die Ehre, Majestät, in der höchsten Achtung Eurer Person und Eures Amtes, der demütigste, gehorsamste und untertänigste Diener Eurer Majestät zu sein.

 

Salucci

 

Stuttgart, 21. Juni 1834