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Cannstatts Geschichte sehen lernen - in Zeiten von Corona von Olaf Schulze

 



Text-Infos zu den Videos
Nr.100 - Nr. 149
 
Text-Infos zu den Videos Nr.100 - Nr.149

120

Cannstatts Geschichte sehen lernen 120): Ausstellung "Cannstatter Industriegeschichten", Stadtmuseum

https://youtu.be/wLUKphOAIJA

125

 

https://youtu.be/wLUKphOAIJA

100

Cannstatts Geschichte sehen lernen (100) - in Corona-Zeiten: Fund im Marinemuseum Wilhelmshaven

https://youtu.be/khbS-HFqmKM

Liebe Freunde und Follower dieses Cannstatt-Vlogs, nach langen Wochen, in denen mich ein fast normaler Alltag wieder hatte, mal wieder ein Video, es ist - ich glaube es selber kaum - der hundertste Beitrag über Bad Cannstatt, also ein kleines Jubiläum. Irgendwann in diesen Tagen wird wohl auch der 10.000 Klick erfolgen, wir sind knapp davor. Vielen Dank für die Treue... mal sehen, vielleicht schaffe ich es wieder regelmäßiger, ein Filmchen zu machen. Während eines Urlaubs in Wilhelmshaven besuchten wir, mein Lebensgefährte, der ein Marine-Fan ist, und ich nicht zum ersten Mal das Deutsche Marinemuseum in Wilhelmshaven (
https://www.marinemuseum.de/). In der aktuellen Sonderausstellung "Aus! Wie konnte es soweit kommen?" Die Kriegsmarine und das Ende des Zweiten Weltkrieges, eröffnet online auf YouTube am 8. Mai 2020 und noch bis zum 15. November 2020 zu sehen, wird u.a. anhand von 12 Biographien die Situation der Kriegsmarine bei Kriegsende 1945 dargestellt. Zum Beispiel, dass noch nach dem 8. Mai Deserteure in der Marine hingerichtet wurden... wohl das berührendste Beispiel. Völlig unerwartet stießen wir also auf eine Biographie, die auch mit Cannstatt zu tun hat. Und mich zu der Erkenntnis brachte, dass es in Stuttgart-Bad Cannstatt eine Marine-Hitlerjugend gab. Dieser gehörte der Stuttgarter Wolfgang Lösch an, bei Kriegsende Seeoffiziersanwärter (28.2.1927-12.9.2015). Er war Gefolgschaftsführer in der Stuttgarter HJ und hatte mit 17 Jahren bereits 150 Jungen anzuleiten. In der Ausstellung steht über ihn: "Allerdings ist diese frühe Karriere im nationalsozialistischen System nicht ohne Brüche. Wer er den Hitlergruß in geschlossenen Räumen als sinnlos ansieht, wird er aus seiner Stuttgarter Ortsgruppe ausgeschlossen, meldet sich jedoch wenig später bei der Marine-Hitlerjugend in Bad Cannstatt." Nach dem Arbeitsdienst in Österreich und einem kurzen Flakhelfer-Einsatz in Stuttgart wird Wolfgang Lösch am 1. August 1944 Reserveoffiziersanwärter der Kriegsmarine und nach vier Monaten zur Marineartillerie eingezogen. Nach der Kapitulation, sein Kriegsende erlebt er nahe Husum kommt er für drei Monate in britische Kriegsgefangenschaft und kann danach in seine Heimat zurückkehren, 18jährig. Während des Krieges führte er Tagebuch. Am 1. Mai 1945 notierte er: "Niederschmetternde Nachricht vom Heldentod des Führers. Felddienst ging weiter." Von Kindesbeinen an war die Generation Hitlerjugend in das NS-System integriert worden... Sein HJ-Ausweis aus dem Jahr 1942/43 ist in der Ausstellung als Einzelobjekt zu sehen. Die Ausstellung ist zwar nicht sehr groß, aber sehenswert und gut gemacht (https://www.marinemuseum.de/sonderaus...). Bitte entschuldigen Sie die schlechte Ton-Qualität, Kopfhörer helfen, aber es war ein sehr stürmischer und auch regnerischer Tag.

 

101

Cannstatts Geschichte sehen lernen 101) - in Zeiten von Corona: Der Brunnen beim "Klösterle"

https://youtu.be/lJIjH2BhlXY


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs, manchmal sind es die kleinen Dinge, die uns eine Geschichte erzählen, wie die Verzierungen am "Klösterlebrunnen". Dieser Brunnen stammt aus der Zeit um 1860/1870 und hat sich bis heute erhalten. Die Brunnentrog ist recht groß, weil er früher auch als Pferdetränke diente. Es gibt ein Foto aus der Zeit um 1900, das dies belegt. Auch dieser Brunnen führt Cannstatter Mineralwasser und zwar von der Kellerbrunnenquelle, die praktisch alle Brunnen in der Altstadt Bad Cannstatts speist. Das besondere dieses gusseisernen Brunnens sind eindeutig die Verzierungen, die Motive, die sich an den Außenseiten des Brunnentrogs und am Brunnenstock finden lassen. Dazu gehören Muscheln und Fische, allerlei Wassergetier. Kommen Sie doch einmal selbst vorbei und betrachten dieses Stück Cannstatter Brunnengeschichte, direkt am Thaddäus-Troll-Platz bei der Wilhelmsbrücke. Von hier aus hat man auch den schönsten Blick aufs "Klösterle". Weitere (kleinere) Brunnen aus der gleichen Epoche sind der "Schreinereibrunnen" (vgl. Video Nr. 75) auf diesem Cannstatt-Vlog) und der kleine Brunnen "hinter" Schuh-Strohm an der Badergasse.

 

102

Cannstatts Geschichte sehen lernen 102) - in Corona-Zeiten: Grab von Carl Etzel auf dem Pragfriedhof

https://youtu.be/wRgowUAu2EM

 

Liebe Freundinnen und Freunde meines Cannstatt-Vlogs,
seit Montag letzter Woche können meine Kolleginnen und Kollegen und ich natürlich auch keine Führungen mehr machen, und eine neue "Durststrecke" beginnt. Wenn es der Allgemeinheit hilft, soll es gut sein. D.h., auch ich werde, wie im Frühjahr, wieder versuchen regelmäßiger Filme hier auf YouTube hochzustellen, über meine Wahlheimat Bad Cannstatt und über meine Heimat Pforzheim. Heute sind wir auf dem Pragfriedhof, der Anfang 1873 als neuer Stuttgarter Zentralfriedhof, damals noch weit ab von der städtischen Bebauung, "auf der Prag" eröffnet wurde. Auch auf dem Pragfriedhof finden sich Grabmäler mit Cannstatt-Bezug. Am 22. Oktober 1845 wurde das erste Teilstück der Königlich Württembergischen Staatseisenbahn von Cannstatt nach Untertürkheim für den regulären Betrieb eröffnet. Zentraler Planer, so auch für den ersten Eisenbahntunnel unter dem Schloss Rosenstein, für die über den Neckar benötigte Eisenbahnbrücke und für die Linienführung der Zentralbahn, war Carl (von) Etzel (1812-1865), der auch den Albaufstieg bei Geislingen als erste europäische "Hochgebirgs"-Bahn entwickelt und 1852 Leiter der Bauten der Schweizerischen Zentralbahngesellschaft in Basel wurde und auch in Österreich tätig war. Sein letztes Werk war die schon 1844 begonnene, aber erst zwei Jahre nach seinem Tod, 1867 vollendete Bahnlinie über den Brenner. Etzel war wahrlich ein Pionier des Eisenbahnbaus und half die Eisenbahn auch in schwieriges Territorium zu bringen. Der erste Prag- und der erste Rosensteintunnel waren sein Werk. Carl Etzel erbaute sich an der unteren Pragstraße gleich beim Neckar ein repräsentatives Haus in Cannstatt, direkt gegenüber der zeitgleich entstehenden Wilhelma. Er wurde zunächst auf dem Stuttgarter Hoppenlaufriedhof bestattet. Am 18. Oktober 1892 wurde er mit seiner Frau Marie und seiner Tochter Flora auf den Pragfriedhof umgebettet. Das Grab befundet sich in Abteilung Nr. 8 (Reihe 15, Folge 23-25) in unmittelbarer Nähe des israelitischen Pragfriedhofs. Das historistische Grabmal zeigt zahlreiche Griechenlandzitate, sein Marmorbildnis ist mit Lorbeer und Eichenlaub umgeben. Auf der Rückseite ist vermerkt, dass der Grabstein zum Teil aus dem Granitgestein vom Brenner gestaltet wurde:

"SEIN / LETZTES WERK /
DIE BRENNERBAHN /
GAB DAS GESTEIN /

ZU SEINEM GRAB".

Leider hat man bei der letzten Restaurierung nur den Namen Carl Etzels und die rückwärtige Inschrift aufgefrischt, nicht aber die Namen der Familienmitglieder, die vorne und seitlich nur noch schwer zu lesen sind. Im Stadtmuseum Bad Cannstatt wird in der aktuellen Sonderausstellung (derzeit wegen Corona geschlossen) über die Geburt der Schwäbischen Eisenbahn vor 175 Jahren auch an Carl Etzel erinnert. Die Ausstellung ist bis April 2021 zu sehen.
Kommen Sie, kommt alle gut durch diese Zeit!
Ihr/Euer Olaf Schulze

 

103

Cannstatts Geschichte sehen lernen 103) - in Corona-Zeiten: Gräber auf dem Stuttgarter Hauptfriedhof

https://youtu.be/dg4GIug9qFU

 

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde dieses Vlogs über Bad Cannstatt,
dieses Mal ein Film über den Stuttgarter Hauptfriedhof, der auf Cannstatter Gemarkung liegt, und zwar in unmittelbarer Nähe des Stadtbezirks Steinhaldenfeld. Viele sprechen deshalb in Cannstatt auch vom "Friedhof Steinhaldenfeld". Dieser wurde 1918, noch im Ersten Weltkrieg eröffnet, damals weit außerhalb der Bebauung Stuttgarts und auch Cannstatts. Die Planungen der Stadt liefen etwa zeitgleich mit den Planungen für den Waldfriedhof. Der Erste Weltkrieg aber hat die teilweise sehr aufwendigen Baukörper, die in einem Deutschland weiten Wettbewerb ausgeschrieben worden waren, auf ein sehr bescheidenes Maß schrumpfen lassen. Man dachte damals auch daran ein Krematorium und eine große Aussegnungshalle zu errichten. Noch heute wird das "Provisorium" von 1918 benutzt.

 

Dieser erste Film über den Stuttgarter Hauptfriedhof zeigt das erste Grab, für Ernst Zaiss, der am 1. Februar 1918 auf dem neuen Friedhof bestattet wurde und das, einer alten Tradition folgend, erhalten bleibt und von der Stadt gepflegt wird, sowie weitere Gräber im gleichen Feld 12, die vor allem im Cannstatter Werkstoff Travertin ausgeführt sind. Besonders beeindruckend ist das Familiengrab für Rose Kuban geb. Kinkel aus dem Jahr 1927, mit einem Relief, das eine Mutter mit zwei kleinen Kindern in enger Verbundenheit zeigt und dessen Gestaltung auf die Familiengeschichte Bezug nimmt - ein absolutes Einzelstück, das die Familie liebevoll unterhält. Die Travertingräber sind zugleich ein kulturgeschichtlicher Beleg für die Bedeutung dieses Steines in der Zwischenkriegszeit und die Verbundenheit der Cannstatter Familien mit dem "Cannstatter Sauerwassermarmor".

 

104

Cannstatts Geschichte sehen lernen 104) - in Corona-Zeiten: Neue Infotafeln am Altenburgplatz

https://youtu.be/Lg5qtiGqOVM

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
Freunde Bad Cannstatts und Followerinnen und Follower dieses Vlogs,
diesmal ein kurzer Film über den Stadtteil Hallschlag/Altenburg. Dieser Tage, Mitte Dezember 2020, wurden auf dem neu gestalteten Altenburgplatz vor dem "Römerkastell" (vgl. Video Nr. XX) auf diesem Vlog) acht Informationstafeln aufgestellt, finanziert von der Stadt Stuttgart und erstellt u.a. durch ein stadtteilgeschichtliches Team im Rahmen des seit vielen Jahren erfolgreich verlaufenden Modellprojekts "Soziale Stadt". An den Texten zu den einzelnen Ausstellungstafeln waren u.a. die Stuttgarter Historikerin Claudia Weinschenk, der Archäologe Dr. Andreas Thiel, das Vorstandsmitglied von Pro Alt-Cannstatt Matthias Busch beteiligt. Die Tafeln haben u.a. die Römerstraße (vgl. die Filme Nr. 20) und 26) auf diesem Cannstatt-Vlog), die jüngst ergrabene mittelalterliche Altenburg, die Geschichte der 1910 eröffneten Dragonerkaserne und des Hallschlags in seinen Ausbaustufen vor und nach dem Zweiten Weltkrieg zum Thema, ebenso das römische Reiter-Kastell und den Steigfriedhof (vgl. die Videos Nr.36), 41), 51), 96), 97) und 99)) samt dem Israelitschen Steigfriedhof. Nach mehreren Anläufen wurden die Tafeln nun an die Travertinsockel, die zugleich den Passanten als Bänke dienen angebracht. Und so wieder ein Stück Lokal- und Quartiergeschichte den Menschen nähergebracht, wie man auch gleich sehen konnte. Ein prima Projekt. Das wir von Pro Alt-Cannstatt gerne ideell, textlich und mit Bildern aus unserem Archiv unterstützt haben. Mit Dank an alle Beteiligten und bestem
Gruß Olaf Schulze,
1. Vors. Pro Alt-Cannstatt e.V.

 


105

Cannstatts Geschichte sehen lernen 105) - in Corona-Zeiten: Die "Teppichbahn" im Stadtmuseum

https://youtu.be/pdSxBu8LOC8

  

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
Freunde dieses Bad Cannstatt-Blogs auf YouTube,


durch den zweiten Lockdown musste Anfang November 2020 auch das Stadtmuseum Bad Cannstatt seine Pforten wieder für die Besucher schließen, nachdem wir erst wenige Wochen zuvor die jüngste Sonderausstellung zur Geschichte der Württembergischen Eisenbahn eröffnen konnten. Ein Höhepunkt der Ausstellung ist die "Teppichbahn", die das Pro Alt-Cannstatt Vorstandsmitglied Matthias Busch geplant und aufgebaut hat. Unterstützung erhielt er dabei von Viktor Enoekl, der die aufwendige Sonder-Vitrine für das Museum im Ehrenamt baute.

 

Außerdem ließ der Verein den "Rosensteintunnel" vom Modellbauer Rudolf Deistler herstellen. Zahlreiche, zum Teil witzige Details finden sich auf dieser Modellbahn. Sehen Sie selbst. Diese Anlage ist eine "Teppichbahn", sogenannt weil sie nur ab und an auf dem Teppich im Wohn- oder Kinderzimmer aufgebaut wird – traditionell an Weihnachten, wenn eine neue Lok, ein neuer Wagen oder Eisenbahnzubehör unter dem Christbaum liegt. Auf der Anlage fährt der „Württemberger Zug von 1859“, der von der Firma Märklin 1999 herausgebracht wurde, angetrieben von einem Modell der ersten Lok, die von der Maschinenfabrik Esslingen 1847 gebaut worden war – eine sogenannte „Württembergische Klasse III“ mit Schlepptender. Die Lok trägt daher den Namen „Esslingen“. In der Anfangszeit war ein gemischter Personen- und Güterfahrbetrieb üblich, daher sind in den Zug folgende Wagen eingestellt: Personenwagen II. Klasse, Personenwagen III. Klasse, ein offener Güterwagen und ein Gepäckwagen mit Brems-Ausstattung. Die Personenwagen sind im Modell jedoch zu kurz, entsprechen nicht den ursprünglich in Württemberg verwendeten Langwagen amerikanischen Stils. Die Anlage hat nicht den Anspruch, eine wirklichkeitsgetreue Nachbildung des damaligen Cannstatter Bahnhofs zu sein. Sie soll aber die wichtigsten Einrichtungen und den Betriebsablauf eines typischen württembergischen Bahnhofs zwischen 1845 und 1870 zeigen. Neben dem Empfangsgebäude für die Reisenden und das Bahnpersonal gehörte ein Schuppen für die Güterabfertigung zum Standard. Endbahnhöfe – wie Cannstatt kurze Zeit – hatten auch Lokschuppen und ein Bahnbetriebswerk für die Wartung.

 

Ein Sonderfall in Cannstatt waren ab 1869 die Central-Wagenwerkstätten, die einzige Einrichtung ihrer Art der K.W.St.E. ("Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen"). Der Betrieb einer Dampflokomotive war (und ist) wesentlich personal- und zeitintensiver als bei heutigen E- oder Diesel-Loks. Bei Dienstantritt kontrollieren Lokführer und Heizer zunächst die Ventile, Regler, Bremsen so- wie den Brennstoff- und Wasser-bestand. Nach dem Anheizen des Kessels fuhr die Lok über eine Wartungsgrube und wurde von unten auf Lecks und Beschädigungen untersucht. Anschließend wurden alle Schmierstellen mit Öl versorgt. Wenn der Betriebsdruck vollends erreicht war, konnte die Dampflok ihren eigentlichen Dienst aufnehmen. Dampfloks hatten einen recht hohen Wasser- und Brennstoffverbrauch. In den Anfangsjahren mussten die Loks bereits nach 50 bis 80 km wieder aufgefüllt werden, da nur kleine Vorräte mitgenommen werden konnte. Bis 1858 wurde in Württemberg aus Kostengründen mit Holz geheizt (darum hat unsere Modellbahn-Lok Holzscheite auf dem Tender), da Kohle teuer importiert werden musste. Auf der Südbahn nach Friedrichshafen wurde deshalb sogar Torf verbrannt.

 

Nach der Rückkehr ins Bahnbetriebswerk wurden zunächst die Brennstoff- und Kesselwasservorräte aufgefüllt, dann die glühend heiße Schlacke und Asche aus der Feuerbüchse herausgekratzt und mit Wasser abgelöscht und schließlich der Bremssand im Sanddom auf dem Kessel der Lok aufgefüllt. Zuletzt wurde die Lok in einem Schuppen abgestellt und gereinigt. Dieser diente nicht nur dem Wetterschutz, sondern sollte die Lok über Nacht warm halten, damit der Kessel am nächsten Tag schneller aufheizte. In bestimmten Abständen mussten außerdem die Heiz- und Rauchrohre ausgeblasen und die Dampfrohre im Kessel ausgewaschen werden. All diese Arbeitsschritte sind in der Teppichbahn anhand von Modellen erklärt. Darüber hinaus finden wir Gottlieb Daimler, Wilhelm Maybach, den Grafen Zeppelin, König Wilhelm II. mit seinen beiden "Spitzen", aber auch aktuell einen Weihnachtsmann und Hagen von Ortloff mit einem Fernsehteam.

Der Vorstand von Pro Alt-Cannstatt wünscht

Frohe Rest-Weihnachten und einen guten Start für 2021.

Bleiben Sie gesund und hoffen wir auf das nächste Jahr.

Olaf Schulze,

1. Vors. Pro Alt-Cannstatt e.V.

 


106

Cannstatts Geschichte sehen lernen 106) - in Corona-Zeiten: Kunst von "Emilio Gräsli" (Willy Wiedmann)

https://youtu.be/ep8tulYuqBo

  

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
liebe Freunde und Follower dieses Vlogs,
der heutige Film führt uns in die Galerie Wiedmann beim Jakobsbrunnen, die vom Künstler und Galeristen Willy Wiedmann (1929-2013; vgl. Videos Nr. 3), Vorfilm und Hauptfilm mit dem Bildhauer OSWALD) auf diesem Cannstatt-Vlog) 1964 gegründet wurde - und vor fünf Jahren, 2015 von seinem Sohn in Zusammenarbeit mit Dorothea Schwertzel-Thoma neu eröffnet wurde. Durch den zweiten Lockdown nun wieder geschlossen, ist die am 10. Dezember 2020 virtuell eröffnete Sonderausstellung dem Thema "Archetypen, schräge Vögel..." gewidmet und vereint Werke der Pforzheimer Künstlerin Reinhilt Michaelis (vgl. Video Nr. 101) in diesem Pforzheim Vlog) und des angeblich Schweizer Künstlers "Emilio Gräsli", eines der vielen künstlerischen Pseudonyme Willy Wiedmanns, der unter jedem Pseudonym unterschiedliche Techniken und Gestaltungsweisen verwirklichte. "Emilio Gräsli" ist ein feiner Zeichner, Aquarellist und "Klecksograph", der aus zufälligen Farbklecksen witzige Szenen schuf, die Willy Wiedmann durchgängig mit Kommentaren oder zumindest Titeln versah, welche den Humor des Künstlers zu Tage treten lassen. Sehen Sie selbst. Die Aufnahme machte freundlicherweise Dajana Eisele von der Galerie Wiedmann (vgl. www.galeriewiedmann.de), die mit mir zusammen die aktuelle Ausstellung hauptverantwortlich aufgebaut hat.
Mit besten Grüßen
Olaf Schulze

 


107

Cannstatts Geschichte sehen lernen 107) - in Corona-Zeiten: Spuren des Daimler-Gartens beim Kursaal

https://youtu.be/i92PxeC31W8

  

Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen,
Freunde dieses Video-Blogs auf YouTube,
der Winter bringt manches es an den Tag, vor allem wenn dann auch noch die Vegetation zurückgeschnitten wurde. So ist es derzeit auch in der Kursaalanlagen in Bad Cannstatt. Diese wurden in der Zeit um 1960 durch die beiden Daimlerschen Gärten erweitert, die trennenden Zäune abgebaut, die Wege durchgeführt. Im oberen Daimlerschen Garten steht seit 1894 der Daimler-Turm (vgl. Film Nr. 15) in diesem Cannstatt-Vlog), seit diesem Jahr (2020) sind auch informative Tafeln zur Geschichte des Daimlerturmes und der Villa aufgestellt, an deren inhaltlicher Gestaltung Pro Alt-Cannstatt beteiligt war. Beim Spielplatz in der Nähe des Daimlerturms sind nun durch Vegetationsrückschnitt zwei "Einbauten" aus der Daimlerschen Zeit sichtbar geworden, das eine turmartig mit Zinnen, wie sie auch der Daimlerturm ursprünglich aufzuweisen hatte, das andere eine Art Aussichtspunkt, von dem auch ein bekanntes Foto des Gartens um 1895 entstanden sein muss. Die Einbauten sind aus Travertin, genau so wie die ehemaligen, künstlich im Auftrag Daimlers angelegten Grotten im Abhang, deren Spitzen heute zum Teil noch hinter den Spielgeräten zu erkennen sind. Kommen Sie/kommt alle gut ins neue Jahr.
Mit besten Grüßen
Olaf Schulze

 


108

Cannstatts Geschichte sehen lernen 108) - in Corona-Zeiten: Buch "Cannstatter Frauengeschichte(n)"_1

https://youtu.be/28BBfgPFcBA

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs, i
ch hoffe, Sie sind alle gut ins neue Jahr gekommen, auf das wir unsere Hoffnung werfen. Mal sehen, was wir am Jahresende rückblickend sagen werden. Der heutige Film ist der erste Teil eines zweiteiligen Interviews, dass ich mit Helga Müller in Bad Cannstatt geführt habe, die sich in diesem Ausstellungs- und Buchprojekt eingebracht hat. So entstand in Zusammenarbeit mit der Historikerin Claudia Weinschenk, Olaf Schulze und Dr. Manfred Schmid bzw. Dr. Christiane Sutter vom Stadtmuseum Bad Cannstatt aus einem Team von einem Dutzend Mitwirkenden ein mehrteiliges Ausstellungsprojekt, das im Jahr 2017 und 2018 drei Ausstellungen zur Cannstatter Frauengeschichte im Stadtmuseum, der Stadtteilbibliothek und der Galerie Wiedmann entstehen ließ. Im Jahr 2019 wurde, aus Anlass 100 Jahre Frauenwahlrecht noch zusammenfassende und um das Thema Anna Blos und das Wahlrecht sowie zwei weitere allgemeine Themen ergänzte Ausstellung im Stadtmuseum gezeigt. Auf Basis eines durch den Verein Pro Alt-Cannstatt angestoßenen Patenschaftprojekts konnten fast 4000 Euro gesammelt werden, die der weiteren Recherche und als Anschubfinanzierung des Buches dienten. Im Sommer 2020 konnte noch ein Verlag in Ludwigsburg, der Nikrosverlag mit seiner Verlegerin Petra-Marion Niethammer (in Cannstatt aufgewachsen), gewonnen werden. Das Ergebnis der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten liegt nun vor, 320 Seiten stark mit ebenso vielen Abbildungen, 58 Frauenbiografien aus allen möglichen Bereichen, vom Dienstmädchen bis zur Ehrenbürgerin, von der Frauenrechtlerin bis zur Politikerin, von der Schriftstellerin bis zur Rundfunkpionieren, von der Pathologin bis zur Theologin, von der Schauspielerin, der Bildenden Künstlerin, der Filmregisseurin, der Wirtin, der Marktfrau, der Fabrikantin und und und. Sechs Straßennamen im Bereich Neckarpark und die Benennung einer fusionierten evangelischen Gemeinde nach Lenore Volz entstanden ebenfalls aus dem Projekt, an dem rund hundert Menschen beteiligt waren. Ihnen allen gebührt unser Dank für dieses Projekt, das erste Buch über die Cannstatter Frauengeschichte überhaupt. Als das Buch eine Woche vor Weihnachten beim Verlag eintraf, schlossen die Buchhandlungen Corona-bedingt. Die Patinnen und Paten und die Autorinnen und Autoren erhielten das Buch noch vor Weihnachten. Das Buch kann jedoch über den Verlag (info@nikros.de), über den Verein Pro Alt-Cannstatt (www.proaltcannstatt.de) und über den Buchhandel bestellt werden. In diesem Film berichtet Helga Müller, gymnasiale Deutsch- und Sportlehrerin im Ruhestand, die allein zehn Beiträge schrieb, über Elisabeth Oehler-Heimerdinger und Gudrun Ensslin und über ihre Erfahrungen im Recherche- und Schreibprozess. Im zweiten Teil folgt dann ihr Bericht über die Theologin Lenore Volz, die generationsmäßig zwischen den beiden stand. Elisabeth Heimerdinger heiratete den Sohn des Cannstatter Stadtdekans und ging zu ihm nach China in die Mission, Lenore Volz schloss 1940 in Tübingen ihr Theologiestudium ab und machte es sich zur Lebensaufgabe, dass Frauen in der Württembergischen evangelischen Landeskirche auch eine Gemeinde als Pfarrerin leiten durften und Gudrun Ensslin stammte aus einem Cannstatter Pfarrhaus, ihr Vater war Pfarrer an der Lutherkirche. Der zweite Teil wird morgen hochgestellt. Mit besten Grüßen
Olaf Schulze
1. Vorsitzender Pro Alt-Cannstatt
Historiker & Trauerredner

 



109

Cannstatts Geschichte sehen lernen 109) - in Corona-Zeiten: Buch "Cannstatter Frauengeschichte(n)"_2

https://youtu.be/_AK4JlWlj4g

  

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs,
nun folgt der zweite Teil eines zweiteiligen Interviews, dass ich mit Helga Müller in Bad Cannstatt geführt habe, die sich in diesem Ausstellungs- und Buchprojekt eingebracht hat. So entstand in Zusammenarbeit mit der Historikerin Claudia Weinschenk, Olaf Schulze und Dr. Manfred Schmid bzw. Dr. Christiane Sutter vom Stadtmuseum Bad Cannstatt aus einem Team von einem Dutzend Mitwirkenden ein mehrteiliges Ausstellungsprojekt, das im Jahr 2017 und 2018 drei Ausstellungen zur Cannstatter Frauengeschichte im Stadtmuseum, der Stadtteilbibliothek und der Galerie Wiedmann entstehen ließ. Im Jahr 2019 wurde, aus Anlass 100 Jahre Frauenwahlrecht noch zusammenfassende und um das Thema Anna Blos und das Wahlrecht sowie zwei weitere allgemeine Themen ergänzte Ausstellung im Stadtmuseum gezeigt. Auf Basis eines durch den Verein Pro Alt-Cannstatt angestoßenen Patenschaftprojekts konnten fast 4000 Euro gesammelt werden, die der weiteren Recherche und als Anschubfinanzierung des Buches dienten. Im Sommer 2020 konnte noch ein Verlag in Ludwigsburg, der Nikrosverlag mit seiner Verlegerin Petra-Marion Niethammer (in Cannstatt aufgewachsen), gewonnen werden. Das Ergebnis der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten liegt nun vor, 320 Seiten stark mit ebenso vielen Abbildungen, 58 Frauenbiografien aus allen möglichen Bereichen, vom Dienstmädchen bis zur Ehrenbürgerin, von der Frauenrechtlerin bis zur Politikerin, von der Schriftstellerin bis zur Rundfunkpionieren, von der Pathologin bis zur Theologin, von der Schauspielerin, der Bildenden Künstlerin, der Filmregisseurin, der Wirtin, der Marktfrau, der Fabrikantin und und und. Sechs Straßennamen im Bereich Neckarpark und die Benennung einer fusionierten evangelischen Gemeinde nach Lenore Volz entstanden ebenfalls aus dem Projekt, an dem rund hundert Menschen beteiligt waren. Ihnen allen gebührt unser Dank für dieses Projekt, das erste Buch über die Cannstatter Frauengeschichte überhaupt. Als das Buch eine Woche vor Weihnachten beim Verlag eintraf, schlossen die Buchhandlungen Corona-bedingt. Die Patinnen und Paten und die Autorinnen und Autoren erhielten das Buch noch vor Weihnachten. Das Buch kann jedoch über den Verlag (info@nikros.de), über den Verein Pro Alt-Cannstatt (www.proaltcannstatt.de) und über den Buchhandel bestellt werden. In diesem Film berichtet Helga Müller, gymnasiale Deutsch- und Sportlehrerin im Ruhestand, die allein zehn Beiträge schrieb, nach ihren Erfahrungen mit den Biographien der Missionarsfrau Elisabeth Oehler-Heimerdinger und der Terroristin Gudrun Ensslin über die Theologin Lenore Volz, die generationsmäßig zwischen den beiden stand. Elisabeth Heimerdinger heiratete den Sohn des Cannstatter Stadtdekans und ging zu ihm nach China in die Mission, Lenore Volz schloss 1940 in Tübingen ihr Theologiestudium ab und machte es sich zur Lebensaufgabe, dass Frauen in der Württembergischen evangelischen Landeskirche auch eine Gemeinde als Pfarrerin leiten durften und Gudrun Ensslin stammte aus einem Cannstatter Pfarrhaus, ihr Vater war Pfarrer an der Lutherkirche. Vielen Dank für's Zusehen.
Mit besten Grüßen Olaf Schulze
1. Vorsitzender Pro Alt-Cannstatt
Historiker & Trauerredner

Anm. für YouTube: Für beide Filme floss kein Geld vom Nikros Verlag an mich oder den Verein Pro Alt-Cannstatt. Gez. Olaf Schulze

 


110

Cannstatts Geschichte sehen lernen 110) - in Corona-Zeiten: Gräber auf dem Stuttgarter Hauptfriedhof

https://youtu.be/0pAfboiTWDw

  

Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen,
liebe Freunde Bad Cannstatts und dieses Vlogs,
nach längerer Pause mal wieder ein neues Video. Diesmal (zum zweiten Mal; vgl. Cannstatt-Video Nr. 103) auf diesem Kanal) vom Stuttgarter Hauptfriedhof, der in Bad Cannstatt liegt. Ein herrlicher Wintertag mit trockener Kälte und strahlend blauem Himmel lud zum Spaziergang ein - nachdem ich zuvor dort eine Urnenbeisetzung mit meinen Worten als Trauerredner gestaltet hatte. Über die Geschichte des 1918 eröffneten Hauptfriedhofs habe ich im Kommentar zum Cannstatt-Video Nr. 103) bereits das Wichtigste geschrieben. Der heutige kleine Rundgang zeigt zunächst einen Brunnen, mit einer für die Zeit des späten Jugendstils typischen Gestaltung, einem Putto (Knaben), der auf einem Oktopus reitet. Dieser Brunnen gehört zur Anlagezeit des Hauptfriedhofs und dürfte um 1920 entstanden sein. In unmittelbare Nähe liegt das Familiengrab der Familie Kiesel (Hermann Kiesel; 1886-1934), das von einer Bronzefigur (einer der wenigen Großfiguren auf dem Hauptfriedhof) geziert ist, die einen jungen Pilger darstellt, einen Pilger, auf dem Lebensweg. Der Weg führt uns weiter mit kurzen Zwischenhalten zu den Gräbern von Herrn Gerhard Mayer-Vorfelder (1933-2015), langjähriger CDU-Landtagsabgeordneter und zeitweiliger Kultus- und später Finanzminister des Landes Baden-Württemberg sowie Sportfunktionär (VfB) und Herrn Herbert Czaja (1914-1997), der von 1953 bis 1990 für die CDU im Deutschen Bundestag saß und außerdem von 1970 bis 1994 Präsident des Bundes der Vertiebenen war. Während auf dem Grab von von Mayer-Vorfelder immer noch das provisorische Holzkreuz steht, ist das Grab von Herrn Czaja mit der Figur eines segnenden Christus versehen. (Mit "Hauptallee" habe ich mich übrigens versprochen, diese gibt es auch auf dem Stuttgarter Hauptfriedhof, führt jedoch von der Feierhalle nach Norden.) Das letzte vorgestellte Grab auf diesem kleinen Rundgang Schaustellergrab der Familie Weeber, für Herrn Max Weeber (1921-1977) und seinen Sohn, den Wasenwirt Max Rudi Weeber (1943-2015), der langjährige Vorsitzende des Schaustellerverbandes Südwest Stuttgart e.V. - mit einer Weltkugel und der Inschrift "Die weite Welt war sein Feld" auf dem Grabstein sowie einem "Transportzug", wie man sie beim Auf- und Abbau der Frühlingsfeste und Volksfeste auf dem Wasen immer wieder im Cannstatter Stadtbild sieht. Haben Sie möglichst gute Tage und nutzen sie das schöne Wetter zu Spaziergängen im Freien (unter Einhaltung der Corona-Regeln).
Die Sonne tut uns allen gut.
Olaf Schulze

 


111

Cannstatts Geschichte sehen lernen 111) - in Corona-Zeiten: Frauentag - die "Bäcka-Wertze"

https://youtu.be/Qby4Vdr8BF4

  

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
liebe Freundinnen und Freunde dieses Bad Cannstatt-Vlogs, der nun bald ein Jahr alt wird... zum Internationalen Frauentag hat die Buchhandlung Osiander (die mir kein Geld für diesen Film bezahlt hat!!! Übrigens auch die Verlegerin nicht) beim Erbsenbrunnen ein eigenes Schaufenster zum Cannstatter Frauenbuch dekoriert. Die Buchhandlung befindet sich genau dort, wo zwischen 1900 und 1940 die Weinstube Wertz ihren Sitz hatte mit der "Bäckä-Wertze", Lina Wertz (1877-1963), geb. Metzger, als beliebter Wirtin. Auch ihr war eine Geschichte in den Frauenausstellungen 2017/2018 gewidmet, sie wurde mit anderen Biografien in der Stadtteilbibliothek vorgestellt. Und nun kehrt sie noch einmal in ihr Haus beim Erbsenbrunnen zurück, das Ihr Vater dem jungen Ehepaar zusammen mit 80.000 Mark-Schulden zu ihrer Hochzeit übergeben hatte... „Jetzt schaffet ond zahlet Eure Schulda ab!“ Als ihr Mann 1918 starb, gab sie die Bäckerei auf und ihre fünf Töchter halfen in der Weinstube, die ein beliebter Treffpunkt Cannstatter Vereine war. 1940 wurde diese kriegsbedingt geschlossen. 1949 konnte das halbzerstörte Haus wieder aufgebaut werden. Eine Bank zog ins Erdgeschoss ein. 1963 starb Lina Wertz. Weitere Geschichten über ihr Leben, auch ihre Vorliebe für eine Tasse Kalteter See am Vormittag, finden sich im Buch "Und die Frauen? Cannstatter Frauengeschichte(n) aus zehn Jahrhunderten" (siehe Videos Nr. 108 und Nr. 109 auf diesem Cannstatt-Vlog). Die in Bad Cannstatt lebende Künstlerin Christa Klebor mit ihren lebensprallen Frauengestalten voll positiver Energie hat das Buch zum Anlass genommen, zwei Gemälde zu schaffen, die Frauen beim Lesen dieses Buches zeigen. Sie zeigt diese Bilder im Rahmen einer von ihr initiierten Schaufensteraktion in vielen Geschäften der Altstadt von Cannstatt. Danke Christa Klebor! Eine schöne Idee (www.ck-kreativwerkstatt.de). Der Verein Pro Alt-Cannstatt, der das Projekt mit aus der Taufe gehoben hat, ist weiterhin an spannenden Frauengeschichten aus Bad Cannstatt interessiert.
Nehmen Sie einfach Kontakt mit uns auf.
Eine gute Zeit wünscht
Olaf Schulze

 


112

Cannstatts Geschichte sehen lernen 112) - in Corona-Zeiten: "Biedermeier"-Häuser an der Neckartalstraße

https://youtu.be/fiawSX-EHZQ

  

*** Ein Jahr "Cannstatts Geschichte sehen lernen" auf YouTube ***

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Freunde und Follower dieses Video-Blogs auf YouTube,

genau heute vor einem Jahr, am 15. März 2020, habe ich den ersten Cannstatt-Film im Stadtmuseum Bad Cannstatt gedreht, zwei Tage nach dem ersten Lockdown in Baden-Württemberg, und einen Tag später am 16. März hochgestellt. Inzwischen sind 112 (eigentlich 113) kleine und längere Filmchen über Bad Cannstatt daraus geworden, und fast ebenso viele über meine Heimatstadt Pforzheim. Ich möchte danke sagen, denen, die seit recht von Beginn an dabei sind, und denen, die immer noch dazu kommen. Ich hätte vor einem Jahr nicht gedacht, dass ich heute über 150 Abonnenten habe (und über 19.000 "Klicks"). Ihnen allen Danke für Treue, Kommentare und auch persönliches Feedback auf der Straße. Dies motiviert mich weiterzumachen. Geschichte(n) gibt's noch genug. Und Corona ist leider immer noch aktuell. Seit einigen Wochen arbeite ich in einem Cannstatter Pflegeheim an der Pforte und beim Schnelltest. Dabei sehe ich, wie wichtig Ansprache, Zuhören, Mutmachen und gelegentlich auch trösten im direkten Umgang mit den Menschen ist. Wie lange das Alles noch gehen mag. Wir wissen es nicht. Es gibt nur ein Weiter, mit Bedacht und auch mit Hoffnung. In diesem Sinne, lassen Sie sich nicht unterkriegen. Ihr Olaf Schulze Heute mal wieder ein längerer Film aus Bad Cannstatt, der Weg führt von der Wilhelmsbrücke zur Neckartalstraße, die, als in dem heute besprochenen Abschnitt zwischen der Wilhelmsbrücke (die damals schon bestand) und der Rosensteinbrücke (die noch fast hundert Jahre auf sich warten ließ) die zumeist heute noch stehenden, repräsentativen Häuser gebaut wurden noch Stuttgarter Straße hieß. Die vorgestellten Häuser entstanden allesamt Anfang bis Mitte der 1840er Jahre, zu einer Zeit, als auch die Wilhelma ihren Ausgang nahm, das Wilhelma-Theater als erster repräsentativer Bau (vgl. Video Nr. 10) auf diesem Cannstatt-Vlog) errichtet war und König Wilhelm I. Württemberg regierte. Die drei Häuser, von der Pragstraße (damals Landstraße nach Ludwigsburg) bis zum "Alten Hasen" wurden zwischen 1842 und 1846 errichtet, das Eckhaus an der Pragstraße in späteren Jahren (etwa 1890) noch um eine Etage erhöht. Dieses Eckhaus hatte sich der Ingenieur und Eisenbahnpionier Carl (von) Etzel (1812-1865) errichtet (vgl. Video Nr. 102) auf diesem Cannstatt-Vlog). Man kann über dem Eckfenster eine Jahreszahl "1846" und die Initialen des Bauherrn erkennen. Später zog hier das Professor Hirsch'e Knaben-Institut, ein Internat der Mittelstufe, ein, dann nahm im selben Gebäude die Firma Werner & Pfleider, bekannt für Backöfen und Backmaschinen aller Art, ihren Anfang. Das Nachbarhaus, im September 1843 im Bau, hat einen Dachgarten und eine besonders klassizistische Fassade mit vielen Zitaten griechischer Antike. Eine Zeitlang hing hier auch eine Tafel des Historischen Pfads des Vereins Pro Alt-Cannstatt, darauf hieß es, dass dies das Wohnhaus der langjährigen festen Freundin König Wilhelm I., der Schauspielerin Amalie von Stubenrauch (1805-1876), gewesen sei; doch dies war (leider) eine Fehlzuschreibung. Ihr Wohnhaus war in der Neckarstraße in Stuttgart. Und so haben wir die Tafel wieder abgenommen. Auch das dritte Haus hat eine repräsentative Fassade und zeigt sich noch weitestgehend im originalen Zustand, während der "Alte Hase" durch Bombentreffer stark zerstört und verändert wieder aufgebaut wurde. Über dieses Gasthaus wird es einmal ein eigenes Video geben. Alle Häuser sind Zeugnisse einer Zeit, in der um den Altstadtkern herum neue Wohn- und Fabrikquartiere entstanden, eine Zeit, die wir gemeinhin mit dem "Biedermeier" gleichsetzen, die Jahre vor 1848 (und nach 1815). Es war eine Zeit, in der Cannstatt sowohl zur Sommerresidenz König Wilhelms I. wie auch zum international bekannten Kurort ausgebaut wurde. Eine Zeit in der "man" in Cannstatt wohnte, wenn "man" etwas auf sich hielt. Aber auch eine Zeit, in der die Eisenbahn in Württemberg errichtet wurde und die ersten bedeutenden Fabriken entstanden. Eine Zeit der Bürgerlichkeit und der Umbrüche.

 


113

Cannstatts Geschichte sehen lernen 113) - in Corona-Zeiten: Die Magnolie vor dem Großen Kursaal

https://youtu.be/P2BQSMNvl-w

  

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
liebe Freunde dieses Video-Blogs über die Sauerwasserstadt am Neckar, in diesen Tagen hatte mein Mitte März 2020 begonnener Kanal hier den 20.000 Klick. Sicher wurde nicht jeder Film zu Ende geschaut, aber ich bin ganz stolz darauf, und freue mich und danke all denen, die immer wieder mal reinschauen und es auch weitersagen, was man hier finden kann. Vor dem Großen Kursaal in Bad Cannstatt steht nicht nur das bekannte Denkmal für König Wilhelm I. von Württemberg (vgl. Film Nr. 85) auf diesem Cannstatt-Vlog), sondern auch eine besonders schöne und alte Magnolie, von der manche sagen, sie sei die älteste Württembergs oder zumindest Stuttgarts. Möglich wär's, aber so ganz sicher erscheint es mir nicht. Es gibt zumindest Postkarten aus den 1930er Jahren, die diese Magnolie zeigen, und auch da hatte sie schon eine schöne Größe. Vor 200 Jahren, im April 1821, wurde auf Geheiß König Wilhelms I. in Cannstatt der Brunnenverein gegründet, aus Bürgern von Stuttgart und Cannstatt und auch adligen Mitgliedern, die das Kurleben in Cannstatt auf die Höhe der Zeit bringen wollten und durch Bauten wie den Kursaal und durch die Neugestaltung der Brunnenanlagen und ihrer Umgebung Cannstatt zu dem werden ließen, was es in der Jahrhundertmitte dann auch war, ein international gefragter Kurort. Immer mehr erweiterte sich über die Jahrzehnte auch der untere und obere Kurpark. Fotos belegen dies. Auf einem Bild des Stuttgarter Fotografen Brandseph, das den Großen Kursaal um 1870 (vor Aufstellung des Reiterdenkmals) zeigt, ist an der Stelle kein Baum zu erkennen, um 1900 gab es dort einen kleinen Teich mit vielen umgebenden Bäumen, doch das Areal wurde immer wieder umgestaltet. Sei es, wie es sei, die im Frühling immer wieder blühende Magnolie ist eine echte Augenweide. Leider währt die Pracht jeweils nur kurz, der nächste Frost macht sie schnell zunichte. Am Ende des Films fragt mich eine Passantin, "ob das wieder einen Kalender gibt". Sie meinte den historischen Kalender des Vereins Pro Alt-Cannstatt, für den wir früher auch aktuelle Vergleichsbilder gemacht haben. Nun, wie ich geantwortet habe, haben Sie ja schon gehört.
Haben Sie schöne Ostertage.

Olaf Schulze

 


114

Cannstatts Geschichte sehen lernen 114) - in Corona-Zeiten: Ostergedanken auf dem Uffkirchhof

https://youtu.be/GomnqU1U02E

  

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
Freunde dieses Video-Blogs,
der heutige Film führt uns wieder einmal auf den Uffkirchhof (vgl. die Videos Nr. 27), 40), 46), 47) und 49) auf diesem Cannstatt-Vlog). Dieses Mal werden vier Grabgestaltungen vorgestellt, die alle das Thema Tod und Auferstehung, die österliche Botschaft, zum Thema haben. Sie stammen aus unterschiedlichen Zeiten und erzählen die Geschichte mit unterschiedlichen Bildern. Das Grabmal der Familie Amerein wurde bald nach 1994 angelegt und zeigt auf einem Relief voller Dynamik den Engel über dem leeren Grab an Ostermorgen: "Was sucht ihr den, der lebt, bei den Toten?" ist die Inschrift. Auf dem Grab der Familie Schnürle steht ein recht großes Steinrelief, vier Figuren zeigend, drei von Ihnen trauern (zwei scheinen dabei zu beten) und haben die Köpfe nach hinten geworfen, im Augenblick, in dem sich die zentrale Figur aus dem Grab erhebt. Das Grabmal ist wahrscheinlich nach 1951 entstanden, als der Ingenieur Dr. Adolf Schnürle mit 54 Jahren verstarb. Das dritte Grabmal, für das Ehepaar Friedrich und Emma Hofmann, zeigt in Zweitverwertung ein Bronzerelief der Jugendstilzeit: "Durch Nacht zum Licht" verkündet ein Engel mit weiblichen Zügen drei Frauen am Ostermorgen. Solche Reliefs wurden u.a. von der WMF Geislingen hergestellt. In der Tradition der expressionistischen Bildauffassung der 1920er Jahre steht das kreuzförmige Grabmal des Ehepaars Karl und Frida Seibold, er war Missionar, wie die Inschrift verrät. Ein auferstehender, mit der rechten Hand zum Himmel weisender Christus mit der Siegesfahne ist zu erkennen. Das Grabmal dürfte bald nach 1945 entstanden sein, als Frau Seibold mit 54 Jahren verstarb. Alle Gräber thematisieren den Ostergedanken, die Hoffnung auf Auferstehung nach dem Tod. Es grüßt Sie bis zum nächsten Mal
Olaf Schulze,
Bad Cannstatt, Ostermontag 2021


115

Cannstatts Geschichte sehen lernen 115) - in Corona-Zeiten: Reste der König-Karls-Brücke, Plochingen

https://youtu.be/NQUjpouW3ig

 Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen,
liebe Freunde dieses Vlogs,


nach etwas längerer Pause mal wieder einen Film. Dieses Mal geht es um die Reste der "schönsten Brücke des Landes", wie die 1893 nach zweijähriger Bauzeit vollendete, recht monumentale Bogenbrücke aus sogenanntem "Martineisen" zwischen Stuttgart und Cannstatt damals mehrfach beschrieben wurde. Bei Kriegsende 1945, genauer am 21. April, wurde zwei Bögen der Brücke durch die Deutsche Wehrmacht gesprengt, um den Vormarsch der Alliierten zu verlangsamen. Diese angesichts der militärischen Lage völlig sinnlose Maßnahme geschah an vielen Orten, in Bad Cannstatt wurde damals u.a. auch die Wilhelmsbrücke gesprengt, einzig der Berger Steg mit einer wichtigen Versorgungsleitung blieb erhalten. Ab 1946 wurden die Reste der alten König-Karls-Brücke mit ihren fünf Bögen und ihrer Länge von rund 252 Metern beseitigt und 1948 durch einen Neubau einer Betonbogenbrücke ersetzt, der 1976 einer Stahlkastenbrücke wich. Zwei Bogensegmente (nicht drei, wie ich im Video einmal falsch sage) wurden nach Plochingen zum Wiederaufbau der 1904 vollendeten und 1945 ebenfalls gesprengten Brücke über den Neckar versetzt, so dass sie bis heute erhalten sind (Bauzeit 1946-1948, Breite 11,4 m, Länge 110 m, nach anderen Angaben 130 m, 2 Stützweiten von 48 m). Die Kosten der ursprünglichen Brücke zwischen der württembergischen Residenz- und der wesentlich älteren Oberamtsstadt betrugen 1893 1.3 Millionen Mark, eine stattliche Summe. Die Brücke wurde allgemein als Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst betrachtet, und vielfach in Zeitungen abgebildet und auf Postkarten durch die Länder verschickt. Der Planer war Karl (von) Leibbrand (1839 Ludwigsburg - 1898 Stuttgart), der u.a. Präsident der Ministerialabteilung für Straßen- und Wasserbau des württembergischen Königreichs war. 1895 wurde er durch König Wilhelm II. von Württemberg zum Ehrenritter der Württembergischen Krone ernannt und geadelt. Bereits zwei Jahre zuvor, im Jahr der Brückeneinweihung, war er zum Ehrenbürger von Cannstatt ernannt worden. Neben den zwei erhaltenen Figuren des "Wehrstandes" (vgl. Video Nr. 53 auf diesem Cannstatt-Vlog) und des "Gewerbes" (bei der Haltestelle "Mineralbäder") sind die Bögen in Plochingen an der Neckarbrücke unterhalb der Stadtkirche St. Blasius beeindruckende Zeugen dieses einst renommierten württembergischen Brückenbauwerks und der Ingenieurskunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Kommen Sie gut in den Mai...
Olaf Schulze


116

Cannstatts Geschichte sehen lernen 116) - in Corona-Zeiten: Jubiläumsbepflanzung rund um den König

https://youtu.be/K1Lmpx9HWyg

  Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
Besucher und Follower dieses Bad Cannstatt-Vlogs,

der Gartenbauverein Bad Cannstatt feiert dieses Jahr sein 150jähriges Bestehen. 1871 war er als Güterbesitzerverein gegründet worden, viele Wein- und Obstbauern haben sich zum gemeinsamen Tun zusammengeschlossen. Der in den 1930er in Gartenbauverein umbenannte Verein ist bis heute aktiv im Grünen in Bad Cannstatt unterwegs.

Eine der Aktionen in dem Corona bedingt eingeschränkten Jubiläumsprogramm ist die Bepflanzung der runden Fläche um das König-Wilhelm-Reiterdenkmal vor dem Großen Kursaal (zum Denkmal aus dem Jahr 1875 vergleiche das Video Nr. 85) auf diesem Bad Cannstatt-Vlog).

Mit Genehmigung des Garten-, Friedhofs- und Forstamts der Stadt Stuttgart haben heute Vorstandsmitglieder und weitere Mitglieder des Gartenbauvereins, 20 an der Zahl, von 8 Uhr in der Früh bis 12.30 Uhr das Areal mit über 7000 Pflanzen bestückt. Nach einem Entwurf des Vizevorstandes Uli Warth und seines Schwiegersohns Marc de la Vourdelle (unterstützt von seiner Frau Friederike de la Vourdelle und heute Sohn Maximilian), wurde fleißig Erde gelockert, gepflanzt und zugereicht. Um 12 Uhr kam dann noch ein Fotograf der "Cannstatter Zeitung", der die Aktion für die "Tagespressenewigkeit" festhielt. Zum Schluss "taufte" der langjährige Vorsitzende des Gartenbauvereins Bad Cannstatt, Wilhelm Bauer (vgl. Videos Nr. 12) und 44) auf diesem Vlog) die Kanne mit Wein und launigen Worten und dankte allen Beteiligten für die schöne Aktion. Passanten blieben stehen und einige kamen mit uns ins Gespräch, eine Dame meinte: "Das ist Kunst!" Und da hat sie nicht unrecht.

Vor dem König ist die Cannstatter Kanne in den Stadtfarben Rot und Weiß zu erkennen, auf der linken Seite sind die drei Buchstaben "GBV" für Gartenbauverein rot abgesetzt, rechts in Weiß die Jahreszahl "1871". Am Vortag waren die Umrisslinien markiert worden.

Die heute, am 15. Mai 2021, durchgeführte Bepflanzung wird mit der Wachstumsphase in den nächsten Monaten noch dichter werden und bis Oktober zu sehen sein. Im Einzelnen wurden gesetzt: 2052 grüne und 2664 rote Alternanthera, 100 weiße Kalanchoe bloss Calandiva, 2400 rote Begonien semperflorens, und 150 weiße Echeverien. In der nächsten Woche wird das provisorische Schild hinter der "Cannstatter Kanne" durch ein festes ersetzt.

Über Jahrhunderte hinweg wurden Gärten, eben auch der Kurpark in Cannstatt, immer wieder neu bepflanzt und umgestaltet, zur Freude der Besucher und der Cannstatter (und der Stuttgarter auch!). In diesem Jahr hat sich der Gartenbauverein mal wieder im öffentlichen Raum eingebracht.

Im Namen des Vorstands des Gartenbauvereins
Olaf Schulze


117

Cannstatts Geschichte sehen lernen 117) - in Corona-Zeiten: Das spätgotische Maßwerk der Stadtkirche

https://youtu.be/6o4dPmksQJs


Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
Freunde und Neuentdecker dieses Vlogs,

heute, Pfingstsonntag, den 23. Mai 2021, sollte an der Evangelischen Stadtkirche Bad Cannstatt ein besonderes Fest stattfinden: 550 Jahre Stadtkirche Bad Cannstatt, vormittags ein Festgottesdienst unter Anwesenheit des Stuttgarter Oberbürgermeisters, abends dann ein Vortrag zur Geschichte der Kirche. Durch die aktuelle Pandemie ist dies zu diesem Zeitpunkt nicht möglich, so dass die Veranstaltungen auf den September bzw. auf nächstes Jahr verschoben wurden.

Aus diesem Anlass, 550 Jahre Abschluss und vermutlich auch Weihe des neuen Chors der Stadtkirche habe ich diesen Rundgang rund um die Stadtkirche, bei leider nicht optimalem Wetter, gemacht. Dabei geht es um das vielgestaltige spätgotische Maßwerk der 25 authentischen, noch erhaltenen Fenster, die von den Betrachtern von Außen gut zu sehen sind. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, das sich keines der Maßwerke wiederholt, die "Nonnenköpfe", "Drei- und Vierblatt" oder "Drei- und Vierpässe", die "Fischblasen" in einer einfachen und in einer "engelartigen" Form variieren immer wieder neu, wenn man die Kirche umschreitet. Vielleicht machen Sie es selbst einmal "live" vor Ort.

"Maßwerk", so typisch für den Stil der Gotik, entstand um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert in Frankreich, mit dem Übergang der Romanik zur Gotik. Die Fensterflächen vergrößerten sich, vor allem die Vertikale wurde mehr und mehr betont, dies brachte jedoch das Problem des Winddrucks und der Stabilität der Fenster mit sich, auch konnte man damals noch keine großen Glasflächen herstellen. So wurde das Maßwerk entwickelt und anhand der Gestaltung des Maßwerks können die KunsthistorikerInnen auch Datierungen vornehmen. In der Spätgotik wurden die Maßwerkformen immer verspielter, variantenreicher, aufwendiger. Die Auftraggeber des Kirchenbaus wollten Gott die höchste Kunstfertigkeit widmen, ihm zu Ehren das Beste auf der Höhe der Zeit gestalten, und so brachte man große finanzielle Opfer und erhoffte sich Pluspunkte für das eigene Seelenheil.

Die Datierung der Cannstatter Stadtkirche, die Bauzeit, wird meist mit 1471 bis 1506 angegeben. Es gibt leider nur wenige Quellen dazu, jedoch ist sicher, dass der Bau vor 1471 begonnen wurde, vermutlich ab 1460 geplant, ab 1465 wissen wir von Steinlieferungen. Der Chor ist in seinem Gewölbe mit Wappensteinen der Bauleute des Werkstatt des Aberlin Jörg verziert und außerdem mit der Jahreszahl "1471".

Aberlin Jörg ist der wichtigste Vertreter einer württembergischen Baumeisterfamilie, die über drei Generationen im Land aktiv war und an zahlreichen Kirchenneubauten bzw. Erweiterungen des 15. Jahrhunderts federführend beteiligt. Diese Zuschreibung an die Werkstatt Aberlin Jörgs (um 1420-um 1492/94) wird heute nicht mehr bestritten.

Immer wieder wurden Renovierungen und kleinere Veränderungen an der Cannstatter Stadtkirche vorgenommen, Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auch Sie, wenn auch behutsam, "regotisiert", und zwar in den Jahren 1858/59 unter "Baurat Leins", dem bedeutenden Architekten Christian Friedrich Leins (1814-1892). Dabei entstand u.a. die Fensterrose in der Hauptfassade. Das sie im Zweiten Weltkrieg (bis auf Glasschäden) nicht zerstört wurde, ist noch viel der Originalstruktur des späten Mittelalters vorhanden. Daher ist die Cannstatter Stadtkirche, die bis zur Reformation den Heiligen Cosmas und Damian geweiht war, ein bedeutendes Zeugnis der Spätgotik in Württemberg und der Frömmigkeit der Cannstatter in dieser Zeit des Umbruchs.

Bis zum nächsten Mal.
Ihr / Euer Olaf Schulze

 


118

Cannstatts Geschichte sehen lernen 118) - in Corona-Zeiten: Bepflanzung rund um König Wilhelm_2. Teil

https://youtu.be/AOE1SOT55LI

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
liebe Mitglieder und Freunde des Gartenbauvereins Bad Cannstatt,
liebe Besucher der Stadt,

vor sechs Wochen, am Samstag, den 15. Mai 2021, haben rund 20 Mitglieder des Gartenbauvereins Bad Cannstatt aus Anlass des 150. Vereinsjubiläums eine Bepflanzung rund um das Denkmal für König Wilhelm I. vor dem Großen Kursaal in Bad Cannstatt ausgeführt und rund 7000 junge Pflanzen eingebracht (siehe Video Nr. 116) auf diesem Cannstatt-Vlog).

Was damals schon ganz gut aussah, ist jetzt, anderthalb Monate mit Wärme und Regen später, natürlich gewachsen, die meisten kahlen Stellen sind geschlossen, die Pflanzen sind voll erblüht und ergeben das Bild, das geplant worden war. Und nachdem gestern noch Wildpflanzen, die sich ungefragter Weise angesiedelt hatten, von drei Mitgliedern unseres Vereins herausgenommen wurden, wäre das Bild perfekt, wenn nicht irgendwelche "Spitzbuben" oder "-mädle" die Verankerung unseres Stiftungsschildes verbogen hätten. Nun auch das werden wir noch in den nächsten Tagen "ausbügeln".

Wenn man alte Abbildungen, Ansichtskarten, die den Kursaal und die Parkanlage davor zeigen, vergleicht, sieht man schnell, dass auch die Anlage der Bepflanzung immer wieder gewechselt hat, teilweise gab es eine Absperrung mit Steinpfeilern und einer geschmiedeten Kette rund um den Sockel des Denkmals, es gab Zierteiche, Büsche und Blumenrabatten, die Wegführung variierte. Um 1870 war der Platz vor dem Großen Kursaal völlig unbepflanzt, das Denkmal wurde erst 1881 vom Wilhelmsplatz an den heutigen Standort versetzt. Bislang ist mir noch keine Abbildung begegnet, bei der ein Symbol, wie jetzt die "Cannstatter Kanne" (das Stadtwappen seit dem Mittelalter) gepflanzt wurde. So hat der Gartenbauverein Bad Cannstatt, der 1871 als Güterbesitzerverein gegründet wurde, mit seiner Aktion in diesem Sommer für eine besondere Verschönerung des Areals gesorgt. Viele Menschen haben uns und mich schon darauf angesprochen und oft schon wurden Handys, Smartphones, IPhones und Tabletts gezückt.

Olaf Schulze,
Beiratsmitglied des Gartenbauvereins Bad Cannstatt von 1871 e.V.


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Cannstatts Geschichte sehen lernen 119) - in Corona-Zeiten: Ausstellung 200 Jahre Cannstatter Kurpark

https://youtu.be/Z7Y-gLMgUzc

  Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
Freunde und Gäste dieses Video-Kanals,

der aktuelle Film zeigt einen Einblick in die derzeitige Sonderausstellung im Stadtmuseum Bad Cannstatt (Marktstraße 71/1), die den Titel trägt "Monte Pincio Schwabens" - 200 Jahre Brunnenverein, 200 Jahre Cannstatter Kurpark. Sie wurde an 27. November 2021 aus Corona-Gründen "still" eröffnet und wurde nun bis zum 3. Oktober 2022 verlängert. Die Öffnungszeiten sind Mi 14-16, Sa 14-17 und So 12-18 Uhr bei freiem Eintritt. Die Ausstellung wurde vom Verein Pro Alt-Cannstatt untertstützt. Hier der von mir verfasste Begleittext zur Sonderausstellung aus dem Flyer des Stadtmuseums:

Vom "Monte Pincio" hat man einen herrlichen Blick auf Rom, von den oberen Kursaal-Anlagen auf Bad Cannstatt. Dies verleitete weltgewandte Reiseführerautoren zum gewagten Vergleich. Vor 200 Jahren, am 16. April 1821, wurde in Cannstatt auf Initiative König Wilhelms I. ein „Verein zur
Verbesserung der Bade- und Kuranstalten“ aus der Taufe gehoben,
der als „Brunnenverein“ über ein Jahrhundert lang eine zentrale
Bedeutung für die Entwicklung Cannstatts zum Kurort hatte. So
entstanden in wenigen Jahren eine vierreihige Allee zwischen Brunnenstraße und der später Wilhelmsbrunnen genannten Quelle. Der
Verein ließ den Großen Kursaal nach den Entwürfen des Hofbaumeisters
Thouret erbauen. Eine der ersten Baumaßnahmen war 1824 die Errichtung
eines Füllhauses, „um den auswärtigen Liebhabern der Quelle das Wasser
rein und wohlverwahrt in die Hände zu liefern.“ 1842 bekam das Füllhaus
noch ein Gegenstück am anderen Ende des Großen Kursaals, der im Jahr zuvor fertig gestellt war, ein Restaurationsgebäude, das dem 1908 eröffneten Kleinen Kursaal weichen musste.
Der Brunnenverein sorgte nicht nur für die Baulichkeiten und die Parkgestaltung in den Kursaal-Anlagen, sondern auch für deren Bespielung. In den 1880er Jahren, unter seinem Vorsitzenden August Wilhelm Graf von Taubenheim, legte man den Wilhelmsbrunnen
neu an. Bald nach 1900 gestaltete man den oberen und unteren Kurpark um, und suchte dazu neue Sponsoren, die sich am Jugendstil-
Stifterpavillon verewigen ließen. 1906 wurde ein Lawntennisplatz
angelegt. Eine der letzten großen Baumaßnahmen war 1908 der Kleine Kursaal, der über eine rückwärtige Kaffeeterrasse mit Blick auf den heute noch stehenden Musikpavillon verfügte. Während des Ersten Weltkriegs
musste der Verein den Kursaal nebst dem oberen Kurpark für ein Lazarett abgeben, das erst 1921 aufgelöst wurde. Von der nun einsetzenden Inflation erholte sich der Brunnenverein nicht.
Nach 1933 wurde er zunächst „gleichgeschaltet“. Bei der Einweihung des neugestalteten Brunnenhofs am 20. Juli 1933 wurde bekannt gegeben,
dass Oberbürgermeister Karl Strölin vom Brunnenverein zu seinem Vorsitzenden gewählt worden war. Unter den Nationalsozialisten wurde der Ausbau „Bad Cannstatts“ vorangetrieben – doch ohne den Brunnenverein. 1936 beschlossen die Stuttgarter Ratsherren die Gründung eines Kurvereins Bad Cannstatt, die am 11. Dezember 1936 im Kursaal erfolgte: „Cannstatt soll kein Mode- und Weltbad werden, sondern ein Heilbad vor allem für den Stuttgarter selbst und für seine engere Heimat,“ hieß es. Während der neue Kurverein seine Tätigkeit aufnahm, wurde
der Brunnenverein in den Hintergrund gedrängt und am 22. Dezember 1938 aufgelöst.
Die Ausstellung zeichnet anhand von Objekten, Bildern und Plänen die Entwicklung des Cannstatter Kurparks von bescheidenen Anfängen bis in die jüngste Vergangenheit nach. Und belegt damit auch, dass die Umgestaltungen – wie etwa bei der Stuttgarter Bundesgartenschau
1961 – immer dem jeweiligen Zeitgeschmack geschuldet waren. Die Kursaal-Anlagen sind bis heute ein wesentlicher Bestandteil der Cannstatter Identität.

Eine gute Zeit wünscht
Olaf Schulze


120

Cannstatts Geschichte sehen lernen 120): Ausstellung "Cannstatter Industriegeschichten", Stadtmuseum

https://youtu.be/wLUKphOAIJA

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter,
liebe Freunde dieses Kanals,

nach langer Zeit mal wieder ein neuer Beitrag. Und wer den Titel genau gelesen hat, hat sicher bemerkt, dass die "Corona-Zeiten" aus dem Titel verschwunden sind. Es hat lange genug gedauert.

Die aktuelle Ausstellung im Stadtmuseum Bad Cannstatt zeigt anhand von 15 ausgewählten Firmen "Cannstatter Industriegeschichten" des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung entstand in Kooperation des Verein Pro Alt-Cannstatt und dem Stadtmuseum Bad Cannstatt und zeigt anhand zahlreicher Objekte und historischer Fotos die Breite und Vielfalt der Cannstatter Industrie. Cannstatt war um 1900 und damit schon vor der Vereinigung mit Stuttgart 1905 in die "erste Reihe der württembergischen Industriestädte aufgestiegen". In zahlreichen Stadtbezirken hatten sich Industrien niedergelassen , so am Mühlgrün in der Nähe des ehemaligen Cannstatter Hafens, in der Neckarvorstadt, an der Pragstraße, in der Fabrikvorstadt Richtung Wasen und am vorderen Seelberg sowie an der Schmidener- und Hofener Straße Richtung Eisenbahnviadukt.

Ein besonderer Hingucker und "Hinhörer" der Ausstellung ist ein drehbarer Christbaumständer der Firma J.C.Eckardt aus der Zeit um 1910, der die Museumsbesucher am Eingang erwartet. Die Aufsichten zeigen gerne auf Nachfrage, wie er funktioniert.

Hier die vorgestellten Firmen im Überblick:

Gebr. Decker, Eisenguss, Brückenbau (später weitergeführt mit anderen Produkten von der Maschinenfabrik Esslingen, AEG und Trafo-Union)

Bettfedernfabrik Straus & Cie. (Cannstatt und Untertürkheim)

Feuerwehrrequisitenfabrik Herm. Weissenburger & Cie.

J.C.Eckardt, Manometerfabrik

KURIS, Krauß & Reichert, elektrische Stoffzuschneidemaschinen

Hesser, Spezialmaschinen für Verpackungen

Fortuna Werke (Albert Hirth), Minimeter u.v. andere

Ehepaar Kröning, der "Verlag" vertrieb zwischen ca. 1914 und ca. 1930 u.a. "Scheidenpulverbläser" zur Schwangerschaftsverhütung

Fa. Staehle ("Columbus-Werke", von der Blechemballagenfabrik zu Clean Quality und Areosoldosen, brachte in den 1920er Jahren den ersten Staubsaugbohner auf den Markt)

Robert Friedel GmbH, Süßwaren- und Schokoladenfabrik ("Frigeo"-Brausepulver, "Ahoj"-Brause)

Schuhfabrik Haueisen mit der Marke "Mercedes-Schuhe" (diese ab 1909)

Von WÜMAK (Metallwaren, Hotelsilber...) zu Knecht-Filtern

M. Streicher, Eisengießerei, später auch Stahlguss, Kanaldeckel und Reinigungsfahrzeuge

Hirnstein, Spezial-Staubsauger

Aus "Cannstatter Laubsäge-Arbeiten" wird die Modellbaufirma "Graupner" in Kirchheim/Teck

Die Ausstellung ist bis zum 3. Oktober 2023 geöffnet - und wird nicht verlängert (Di 14-16, Sa 14-17 und So 12-18 Uhr), der Eintritt ist frei.

Haben Sie gute Tage
Olaf Schulze


121

"Entnazifizierung" des Bauschmucks am Kursaal nach 1945

https://youtu.be/5xpR_kTo__g

Liebe Cannstatterinnen und Cannstatter, liebe Gäste der Stadt und liebe Freundinnen und Freunde meines Cannstatt-Vlogs,

nach langer Zeit mal wieder ein Film. Gerade ist die ca. 140/150 Jahre alte Magnolie vor dem Großem Kursaal wieder in voller Blüte und die Nächte haben keine Nachfröste, bei denen die Blütenblätter schnell braun und damit unschön werden würden.

Im Film zeige ich auch die wieder sehr schöne Frühjahrbepflanzung rund um das König-Wilhelm-Reiterdenkmal, sehr geschmackvoll vom Garten- und Friedhofsamt der Stadt Stuttgart umgesetzt und zuletzt ein Detail an der Rotunde, dem ältesten Teil des Großen Kursaals, dessen Baubeginn sich im nächsten Jahr 2025 zum 200. Mal jährt. Der Verein Pro Alt-Cannstatt e.V. wird dazu sicher einige Veranstaltungen durchführen. Bereits in diesem Herbst soll ein schon länger angekündigter und dann doch verschobener Führer durch die oberen und unteren Kursaalanlagen erscheinen.

Der Cannstatter Kunsthistoriker Dr. Maximilian Grimm hat in seiner vor einigen Jahren erschienen Dissertation über die "Curbad Cannstatt. Entwicklung einer Kurmetropole" im 19. und 20. Jahrhundert auch nachgewiesen, dass ein bis 1945 vorhandener Mäanderfries an der Außenseite der Rotunde nach der Teilzerstörung des Großen Kursaals bei einem Luftangriff 1944 und provisorischer Schließung des Daches noch im Krieg Ende der 1940er Jahre beim Wiederaufbau optisch stark verändert wurde. Denn der Mäanderfries enthält vermeintlich "Hakenkreuze", und das war in der jungen Bundesrepublik nicht mehr opportun. So wurde hier der Bauschmuck quasi "entnazifiziert"... ein interessantes Verfahren, von dem ich vor der Lektüre der Dissertation von Herrn Grimm nie was gehört oder gelesen hatte.

Habt, haben Sie gute Tage
Euer/Ihr Olaf Schulze


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Das Haus König-Karl-Straße 1 in Cannstatts Kurviertel

https://youtu.be/h3qUHqg_dxw

Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen,
liebe Besucher dieses Cannstatt-Vlog,

das aktuelle Video führt uns an den Beginn der König-Karl-Straße, die bis 1937 einfach nur "Königstraße" hieß, in unmittelbare Nähe des Kleinen Kursaals. An diesem um 1900 errichteten Gebäude sind interessante Details des (Stuttgarter) Jugendstils zu erkennen:

Die Liebe zu etwas exotischen Tieren mit interessanten Umrissen, aber auch Spuren des Luftschutzes im Zweiten Weltkrieg, wie zugesetzte Kellerfenster oder Luftschutzmarkierungen an der Fassade mit floureszierender Farbe gemalt, die bei der Verdunklung in der Nacht noch lange vom Tageslicht her "nachleuchtete". Schließlich entdecken wir die in Stuttgart so beliebte "Sonnenblume"... als Verzierung an einem Hoftor.

Haben Sie gute Tage.
Olaf Schulze


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Grab eines früh verstorbenen Mädchens auf dem Uffkirchhof

https://youtu.be/NLN7tjeGlyE

Frohe Ostern...
mit dem Wechselruf "Christ ist erstanden" - "Er ist wahrhaft auferstanden" grüßen sich seit alters in verschiedenen Sprachen die Christen auf der ganzen Welt. Mein heutiger kleiner Film hat ein österliches Thema... auf dem Cannstatter Uffkirchhof, den ich hier schon mehrfach als Thema in diesem Vlog hatte, befindet sich ein besonderes Grab eines früh verstorbenen Mädchens aus der Zeit um 1900. Das Typische am Grab ist die damals sehr häufige Gestaltung "Kreuz auf Sockel", das Besondere etwas damals eigentlich nichts Ungewöhnliches. Die Verstorbene ist fotografisch auf Porzellan (oder auch Keramik im Allgemeinen) abgebildet, eine junges Mädchen, Elisabeth Futscher (1897-1909), im "Bleyle-Blüsle" und einer großen Schleife in den langen, zum Teil hochgesteckten Haaren.

Es handelt sich um die Tochter eines katholischen Buchhändlers namens Julius Futscher (1859-1914) und dessen Ehefrau Eugenie geb. Rummel (1864-1926),.Ihre Tochter Elisabeth starb 1909 überraschend an einer Kinderkrankheit und wurde auf dem Uffkirchhof bestattet. Bis heute dient das Grab der Familie.

Den letzten Bestatteten, Lothar Futscher (gestorben 2019), Sohn des Bruders Benno der jung verstorbenen Elisabeth, der Zeit seines Lebens in der Cannstatter Kolpingfamilie aktiv war und seit seinem Ruhestand Brunnenführungen angeboten hat (so hatte ich ihn auch vor gut 15 Jahren in Bad Cannstatt kennen- und schätzen gelernt), habe ich selber dort mit zu Grabe getragen und auch den biographischen Teil der Trauerrede übernommen. Mein einer seiner Töchter bin ich befreundet und sie hat mir viel Material zur interessanten Familiengeschichte leihweise überlassen.

Der lateinische Spruch auf dem Steinkreuz lautet "In crude salus" - im Kreuz liegt das Heil Die liegende Platte mit den Namen der zuletzt Verstorbenen schließt der Satz ab: "Sie lebten aus Gottes Kraft."

In diesem Sinne, in die Hoffnung auf Auferstehung, die die Christen der Welt teilen: Frohe Ostern 2024

Ihr/Euer
Olaf Schulze


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Neu: "Menschen in der Stadt" im Cannstatter Stadtmuseum

https://youtu.be/KKtg-i_XZow

Liebe Cannstatter und Cannstatterinnen,
liebe Freunde dieses Vlogs,

am 27. März 2024 wurde im Stadtmuseum Bad Cannstatt eine neue Sonderausstellung eröffnet, die von Olaf Schulze (also mir) und Matthias Busch (meinem Lebensgefährten) vom Verein Pro Alt-Cannstatt e.V. kuratiert wurde. Diese Ausstellung ist etwas für Jung und Alt, es gibt vieles zu schauen und zu entdecken und zu vergleichen. "MENSCHEN in der STADT" zeigt Bilder und Objekte aus der Zeit zwischen 1796 und heute. Hier ist der Flyertext:

„MENSCHEN in der STADT“ – was als Ausstellungstitel wie ein
Allgemeinplatz klingt, entpuppte sich bei der Vorbereitung der
Präsentation als außerordentlich vielseitiges Thema durch die
Geschichte Bad Cannstatts in den letzten rund 225 Jahren.
Wir entdecken die Menschen, Cannstatterinnen und Cannstatter,
aber auch „Passanten“, Gäste, Durchreisende, auf unterschiedlichen
Bildmedien. Manchmal sind sie der Anlass des Bildes, die Ursache,
warum der Fotograf den Auslöser seiner Kamera drückte, manchmal
sind sie „zufällig im Bild“. Immer jedoch erzählen sie von sich selbst,
von ihrem Leben, wenn man die Spuren zu deuten weiß.
Unsere Zeitreise beginnt mit der Schlacht „Bei Kannstatt an der
Brucken“, als es am 21. Juli 1796 um ein markantes Ereignis bei
der Verteidigung der „Cannstatter Brucken“ (heute Wilhelmsbrücke)
kam. Während des Koalitionskrieges (1792-1796) stießen die
Franzosen nach Württemberg vor: „Die schwersten Schießereien
gab es um Cannstatt, das von Österreichern besetzt war. Unter
dem Erzherzog und Feldmarschall Karl erhielt Carl Adolf Baron
Vauthier von Baillamont, Fähnrich in einem Infanterie-Regiment,
den Befehl, mit 67 Mann und allen Zimmerleuten des Regiments
die Neckarbrücke zu verteidigen und zu zerstören. Der Fähnrich
wies mit seinen Männern nicht nur zwei Angriffe ab, freilich unter
schweren Verlusten und selbst verwundet. sondern er machte
sogar zwei erfolgreiche Gegenstöße und trieb die Franzosen zurück.
Die Zimmerleute hatten derweil die Aufgabe, die Brücke zu zerstören.
Das gelang, und damit war den Franzosen vorerst der Weg
in die Stadt verwehrt. Dies Geschehen zeigt ein Bild, das später
die Söhne des Fähnrichs anfertigen und mit einer Erläuterung
versehen ließ.“ So fasste es Jürgen Hagel in seinem Standardwerk
„Cannstatt und seine Geschichte“ (1. Aufl. 2002) zusammen.
Ereignisse und Abbildungen des 19. Jahrhunderts reihen sich
und führen bis in die Jahre des Ersten Weltkrieges, und damit des
umbruchsreichen 20. Jahrhundert. Ältere Männer mit Armbinden
und Gewehren bewachen im Sommer 1914 die Rosenstein-
Eisenbahnbrücke, verwundete Soldaten und französische
Kriegsgefangene tauchen im Stadtbild auf, Vereine haben ihre
Veranstaltungen im öffentlichen Raum, wie zum Beispiel auf
dem Seilerwasen. Die Jahre nach 1933 bringen Veränderungen,
Aufmärsche und Massenveranstaltungen gibt es nun auch in
Cannstatt. Schließlich der Bombenkrieg und seine Folgen für
die Bevölkerung, der Neuanfang unter Trümmern, die Wirtschaftswunderzeit.
Baden-Württembergs erstes Straßenfest ist das 1970
erstmals in der Marktstraße durchgeführte Wein- und Brezelfest.
Dazwischen herrscht viel Alltag, Kinder spielen, Schüler sind
unterwegs, Erwachsene arbeiten, aber auch Brautpaare gehen
immer wieder durchs Bild. Dabei dienen gleiche Orte, Straßen,
Plätze in der Stadt unterschiedlichen Veranstaltungen. Wie verändert
sich zum Beispiel der Cannstatter Wochenmarkt über die
Zeit? Wie stellen sich „Menschen vorm Haus“ auf? Wie verhielten
sie sich bei den Brunnen hinter dem Großen Kursaal? Besondere
„MENSCHEN in der STADT“ waren die Nachtwächter, bis diese
Jahrhunderte alte Institution mit Jahresende 1865 in Cannstatt
abgeschafft wurde. Die historischen Abbildungen, manchmal
im Original, manchmal im Scan, werden um – teilweise erstmals
gezeigte – Exponate ergänzt, die mit den vorgestellten Ereignissen
zu tun haben und die Vitrinen füllen.

Die Ausstellung ist bis 6. Oktober 2024 im Stadtmuseum Bad Cannstatt zu sehen. Öffnungszeiten Mi 14-16, Sa 14-17 und So 12-18 Uhr. An Feiertagen gibt es Sonderregelungen. Es gibt auch öffentliche Kuratorenführungen, vgl. www.proaltcannstatt.de.

Eine spannende Ausstellung für alle Generationen.
Olaf Schulze, 1. Vors. Pro Alt-Cannstatt e.V.

 
 

Text-Infos zu den Videos


Website von Olaf Schulze: www.cannstatts-geschichte-sehen-lernen.de